Raúl Aguayo-Krauthausen's Blog, page 34
January 16, 2016
6 Dinge, die man wissen sollte, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben.
Im letzten Jahr wurde ich öfters als “der Mann mit Mütze” beschrieben. Das freut mich, weil es eine Beschreibung ohne Rollstuhl und Behinderung von mir ist. Aber trotzdem stimmt.
Ich kann und möchte meine Behinderung auf keinen Fall negieren. Sie ist fraglos ein auffälliges Merkmal. Aber nicht das Wichtigste. Ich möchte euch gerne hier einen Einblick geben, was ein Leben mit Behinderung bedeutet.
Meine Behinderung gehört zu mir und ist von überwältigender Wichtigkeit für mich. Jeden Tag. Wenn Menschen mich von meiner Behinderung zu trennen versuchen, dann leugnet man die Kraft meiner Behinderung und den enormen Einfluss, den sie auf mein Leben hat.
Wenn ich sage, “ich will nicht”, heißt das oft einfach “ich kann nicht mehr”.
Für Menschen mit Behinderung ist es nicht möglich, die eigene Behinderung zu vergessen.
Ich habe es eine Zeit lang versucht: Ich wollte meine Behinderung in den Hintergrund schieben und überall und immer dabei sein.
Das Ergebnis? Es hat nicht funktioniert.
Ich habe mir schlichtweg selbst etwas vorgemacht. Ich habe mehr Dinge zugesagt, als ich in der vorhandenen Zeit schaffen konnte – als hätte ich keine Behinderung. Ohne Rücksicht auf durch meinen Rollstuhl notwendige längere Fahrtzeiten zu nehmen oder durch Assistenz verursachte Verzögerungen. Egal wie sehr ich es versuchte, meine Behinderung zu verleugnen, es gelang mir nicht.
Ich wurde frustriert, traurig und unternahm schließlich immer weniger.
Dass ich beispielsweise einen Rollstuhl nutze, bedeutet auch, dass ich mehr Zeit für einige Strecken brauche. Es ist dann keine Faulheit, wenn ich mich dann am Ende entscheide, gar nicht mitzukommen. Wenn man solche Tatsachen ignoriert, weil die „Behinderung doch kein Teil von mir” ist, dann wird das früher oder später zu Missstimmungen in Teams, Freundschaften oder Beziehungen führen. Denn es ist nicht meine Schuld, dass ich eine Behinderung habe und dass mein Körper anders funktioniert als die meisten anderen.
Kein Wille, kein Glaube, keine Medizin und auch keine Technik können das ändern.
Ich bin behindert.
Ich definiere mich deswegen als behindert, weil ich es schlichtweg bin. Wenn ich sage „Ich bin behindert“, dann ist das kein Selbstmitleid, keine Selbstaufgabe und kein Eingeständnis von Schwäche, sondern eine Tatsache.
Ich weiß, dass ich nur begrenzte Kraft-Ressourcen besitze, die einem Menschen ohne Behinderung nur schwer zu vermitteln sind.
Die Bloggerin und Social Media-Beraterin Annette Schwindt hat es mal versucht mit Löffeln zu erklären, die sie jeden Tag zur Verfügung hat.
Ich bin stark, wertvoll und kreativ. Und behindert.
Ich bin liebevoll, mitfühlend und selbstbestimmt. Und habe Glasknochen.
Wenn es nicht um meine Ressourcen geht, möchte ich das Wort “behindert” gerne anders einsetzen. Im deutschen Sprachgebrauch wird die Behinderung gerne defizitorientiert auf den Menschen, den “Rollstuhlfahrer”, den “Blinden” etc. bezogen. Das ist insofern schwierig, weil damit Behinderungen in der Umwelt ausgeblendet werden.
Als Rollstuhlfahrer bin ich vielen Fällen eher durch bauliche Maßnahmen (Hallo Stufen!) oder durch bürokratische Abläufte (Hallo Teilhabegesetz!) behindert, als die oben benannten persönlichen Ressourcen.
Manchmal führt das eine auch zum anderen: Meine finanziell schwierige Situation, in die ich aufgrund des fehlenden Teilhabegesetzes gezwungen werde, führt zu emotionalen Problemen wie Stress und Zukunftsängsten.
Und Treppenstufen schließen mich zuweilen aus – was eben auch zu unschönen Gefühlen führen kann.
Wer das sieht und versteht, der ist ein wahrer Freund. Menschen, die mich so sehen und weiterhin regelmäßig einladen im Vertrauen, dass ich zusage, wenn meine Kräfte ausreichen – und es mir nicht übel nehmen, wenn ich es nicht schaffe. Das bedeutet mir alles.
Ja, ich weiß dass Sport gut tut… Aber so einfach ist das nicht.
Wenn man nach positiven Beispielen von Behinderung und Inklusion sucht, dann kommt man schnell zu Sportlerinnen und Sportlern, die beispielsweise an den Paralympics teilnehmen oder Rollstuhlbasketball spielen. Durch den gefilterten Blick, kann schnell der Gedanke aufkommen, dass alle Menschen mit Behinderung Sport brauchen. In vielen Fällen kann es auch so sein, beispielsweise in der Rehabilitation, zum Muskelaufbau durch einen Unfall.
Es gibt aber auch viele Menschen mit Behinderung, die ungerne Sport treiben, weil sie nicht können oder auch nicht wollen. Bestes Beispiel: Ich.
Auch wenn ich vielleicht Sport machen sollte, ist es für mich eine logistische Herausforderung. Ich kann nicht einfach ins Fitness-Center oder Joggen gehen. Ich gehe, wenn überhaupt, schwimmen. Dabei kann ich gar nicht schwimmen.
Es gibt auch noch weitere Punkte, die Sport nicht in meine Top10 der Lieblingsbeschäftigungen bringt. Es sieht bei mir wirklich nicht ästhetisch aus und da kommt bei mir die Scham ins Spiel. Ich kann und will auch nicht mit jedem meiner Assistenten Sport machen. Mich einer neuen Person zu öffnen kostet mich viel Energe, Kraft und auch Überwindung.
Es sind diese Punkte, die mich in einigen Augen zum Sportmuffel machen. Aber auch in dem Punkt möchte ich ein Recht auf freie Entscheidung haben.
Früher wurde mir öfters Krankengymnastik verschrieben und ich habe mich immer wieder gesträubt diese zu machen. Allein das Wort _Kranken_Gymnastik passt schon nicht zu mir.
Damit komme ich auch gerne zum nächsten Punkt:
Ich bin nicht krank, nur behindert.
Es ist leider schon sehr irreführend, weil in “Glasknochkrankheit” schon das Wort steckt (allerdings ist das auch lediglich die umgangssprachliche Bezeichnung für Osteogenesis imperfecta – aber das nur am Rande).
Ich möchte kurz eine Unterscheidung treffen, weil ich nicht automatisch krank bin, nur weil ich eine Behinderung habe: Eine Krankheit kann bzw. versucht man zu heilen. Es gibt einen Prozess von gesund zu krank und hoffentlich wieder zu gesund.
Wenn ich mir einen Knochen breche, dann bin ich tatsächlich krank – bis alles wieder verheilt ist und ich wieder gesund bin.
Wenn ich erkältet bin – bin ich ebenso krank, wie ein Mensch ohne genetische Besonderheiten. Sobald die Erkältung sich verflüchtigt hat, bin ich ebenfalls wieder gesund.
Was sich aber bei mir nicht verändern wird, ist der genetisch bedingte Zustand meiner Knochen und die sich daraus ergebende Behinderung.
Auch wenn meine Krankenversicherung jedes Jahr nachfragt: Meine Behinderung wird bleiben und kann nicht geheilt werden. Ich kann nicht Laufen lernen und werde auch keine 2 Meter mehr groß werden.
Warum mir der Unterschied so wichtig ist: Wenn Krankheit und Behinderung gleichgestellt werden, dann sprechen wir auch von Heilung einer Behinderung. Die Behinderung wird indivdualisiert und wir sind wieder bei den Problemen von oben.
Ich möchte nicht absprechen, dass bei bestimmen Behinderungen auch Möglichkeiten der “Heilung” bzw. Verbesserung bestehen, aber auch dann sollten es selbstbestimmte Entscheidungen der Betroffenen sein und kein Konsens a la “Behinderung = Krankheit = Heilung”, der durch ein gesellschaftliches Diskurs bestimmt wird.
Inklusion ist mehr, als mich einfach mitzunehmen.
Inklusion ist mehr als Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam sich begegnen zu lassen. Zur Inklusion zählt für mich auch, Rücksicht auf den Mehraufwand, den Menschen mit Behinderung notwendigerweise haben, zu nehmen. Zu schauen, immerhin lebe ich ja in einer Großstadt, ob die Disko rollstuhlgerecht ist. Ohne hochtragen, ohne “Oh, ich habe vergessen dass das mit dem Rollstuhl nicht so einfach ist.” Nehmt es uns nicht krumm, wenn wir dann lieber mal absagen als mitzumachen.
Ich würde nichts lieber machen als mit euch abzuhängen. Aber es geht nun mal nicht immer. Und ihr habt auch nichts davon, wenn ich dann keinen Spaß habe, weil ich mir Sorgen machen muss, wie ihr mich nach ein paar Bier die Treppe hochtragen würdet. Manchmal brauchen wir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Hilfe als gedacht.
Bitte versteht das.
Ich bin ein Aktivist. Ich bin ein Freund. Ich habe eine Behinderung, die mich manchmal daran hindert mitzumachen.
Ich habe leider nicht die gleichen Rechte und Chancen wie ihr.
Und es gibt schlichtweg Dinge, die ich einfach nicht kann. Ich bin behindert.
Meistens allerdings werde ich behindert: Durch Gesetze, bauliche Barrieren oder Vorurteile in den Köpfen.
Ich kann nicht mal eben spontan über’s Wochenende nach Barcelona reisen.
Wenn ihr sagt: “Für mich bist du nicht mehr behindert”, dann meint ihr wahrscheinlich, “Ich weiß, dass du im Rollstuhl sitzt, aber ich nehme dich in erster Linie als Mensch wahr – statt als Mensch mit Behinderung.”
Was ich aber leider oft heraushöre ist, dass man die Diskriminierung, der ich als Mensch mit Behinderung ausgesetzt bin, nicht sieht. Und das trifft mich.
Manchmal fühle ich mich wie eine Belastung.
Manchmal habe ich das Gefühl, ich belaste die Menschen, die mich umgeben. Weil ich viele Dinge nicht mitmachen kann. Weil ich befürchte, meine Freunde haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Dinge ohne mich machen, an denen ich aufgrund meiner Behinderung nicht teilnehmen kann. Weil für mich öfters Sonderaufwand betrieben werden muss. Weil ich nicht dem gängigen Schönheitsideal entspeche und ich befürchte, dass man sich für mich schämt.
Es ist mir nicht angenehm, so offen über die letzten Punkte zu schreiben – aber es ist wichtig: Ich möchte keine Belastung sein.
Ich will ein Freund sein, ein Kollege, ein Geliebter sein. Ein Mensch, der eben auch seine Bedürfnisse hat.
Nicht der, dessen Rollstuhl eure Hose dreckig gemacht hat. Oder der dem so toll geholfen wurde. Ich will nicht der Grund für eine Heldentat sein.
Ich möchte mein Leben selbstbestimmt, glücklich und aktiv leben, ohne immer wieder “Danke” sagen zu müssen für Dinge, die Menschen ohne Behinderung als selbstverständlich nehmen.
Ich möchte gemocht und vielleicht auch gehasst werden für meinen Charakter, meine Taten, meine Worte.
Nicht für meine Behinderung
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January 12, 2016
ergopraxis: „Ergos sind eine Art MacGyver“
Wir treffen in Berlin den Autor und Ideengeber Raúl Krauthausen, der für die Rechte von Menschen mit Behinderung kämpft. Der 35-Jährige erzählt von Schlüsselmomenten aus seinem Leben, die aus ihm den engagierten Menschen gemacht haben, der er heute ist:
Ergos sind eine Art MacGyver – ergopraxis vom Januar 2016
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ergopraxis: “Ergos sind eine Art MacGyver”
Wir treffen in Berlin den Autor und Ideengeber Raúl Krauthausen, der für die Rechte von Menschen mit Behinderung kämpft. Der 35-Jährige erzählt von Schlüsselmomenten aus seinem Leben, die aus ihm den engagierten Menschen gemacht haben, der er heute ist:
Ergos sind eine Art MacGyver – ergopraxis vom Januar 2016
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December 31, 2015
Mein ganz persönlicher Jahresrückblick
2015 – dieses Jahr ist davon gerannt wie kaum ein anderes.
Ein Ereignis löste das andere ab – in einem Tempo, das uns alle atemlos werden ließ.
Zu oft war das allerdings atemloses Entsetzen.
Persönlich war es für mich auch ein Jahr, das viele Hochs und Tiefs beinhaltete und mich privat an so manche Grenze brachte. Aber es endet hoffnungsvoll!
Mein Jahresrückblick ist restlos und komplett subjektiv – und mein Anliegen ist und bleibt:
Uns Menschen mit Behinderung in den Fokus zu bringen, in der öffentlichen Wahrnehmung stattfinden zu lassen, laut zu sein, frech und wild und übermütig, gleiche Rechte und Chancen zu verlangen und auf nichts zu verzichten.
Die Erfolge des Jahres 2015 sind das Resultat der Zusammenarbeit vieler großartiger Menschen, die Mut machten, wenn ich nicht mehr weiter wusste, die Kraft hatten, wenn ich einfach nicht mehr konnte und die sprühende und überraschende Ideen hatten, wenn ich ratlos war.
Ganz besonders möchte ich mich deshalb bei meinen Kollegen Adina, Frieda, Hoa, Laura, Lili, Lisa, Silke, Svenja, Andi, Christoph, Holger, Jan, Jonas, Lennart von den SOZIALHELDEN bedanken, aber auch bei allen, die unsere und meine Projekte unterstützt und erst möglich gemacht haben.
Meine Projekte-Highlights 2015 waren:
#MapMyDay
Das Mapping-Event war die erste weltweite Kampagne der SOZIALHELDEN zum Thema Wheelmap. Wir haben viel über Campaigning gelernt und wie schön es ist, sich als Team in ein solches Abenteuer zu stürzen. Hinter den Kulissen wurde wirklich geschuftet für dieses Projekt, wir standen so manches Mal vor scheinbar unlösbaren Problemen, die Zeit wurde knapp und zuweilen kamen uns sogar leise Zweifel, ob das alles zu schaffen ist.
#MapMyDay wurde ein voller Erfolg, dank all’ der vielen Menschen, die sich beteiligten und mittlerweile über 23000 Orte markierten. Und dank unserer Unterstützer wie der WHO, der UNESCO, der ITU, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen und vielen mehr.
Teilhabegesetz
Constantin Grosch rief vor 3 Jahren auf der Kampagnenplattform Change.org die Petition “Für ein Recht auf Sparen und für ein gutes #Teilhabegesetz” ins Leben.
Weil das Thema Teilhabegesetz aktueller denn je ist, hat uns Change.org unterstützt, auf die Petition aufmerksam zu machen, jede Menge Internet-User teilten und halfen – und das Ergebnis war wirklich sehr gut: Über 280.000 Menschen haben die Petition unterschrieben und unterstützen uns damit aktiv.
Im Oktober diesen Jahres übergaben Constantin Grosch und ich das zu dem Zeitpunkt aktuelle Ergebnis der Petition an die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles (SPD).
Dieses Thema wird uns auch in das Neue Jahr begleiten – und ich kann nur dazu aufrufen beharrlich zu bleiben und weiter mit allen Mitteln auf die Notwendigkeit eines guten Teilhabegesetzes aufmerksam zu machen.
Zusammenarbeit mit der Google-Stiftung
In diesem Jahr haben wir ein weiteres spannendes Projekt bezüglich der Wheelmap in trockene Tücher packen können: So erhielten wir bei der Google Disability Impact Challenge eine Förderung für die kommenden 2 Jahre, um uns auf die Entwicklung von Datenstandards zu konzentrieren.
Das klingt finanziell gigantisch und inhaltlich sehr abstrakt – hat aber nur das eine Ziel: Die Welt für Menschen mit Behinderung leichter zugänglich zu machen.
Krauthausen – face to face
Im Oktober diesen Jahres wurde im Fernsehen die erste Ausgabe meiner Talkshow Krauthausen – face to face ausgestrahlt. Um ehrlich zu sein hatte ich im Vorfeld sehr hin und her überlegt, ob das ein Projekt wäre, das zu mir passt. Aber die Chance, Menschen mit Behinderung, die im Bereich Kunst und Kultur tätig sind, eine Plattform zu bieten, reizte mich dann doch sehr. Ganz besonders, da Menschen mit Behinderung im Fernsehen an sich schon einfach zu selten stattfinden.
Vier Sendungen wurden bisher aufgezeichnet, zwei wurden bereits ausgestrahlt: Die erste war mit der Regisseurin Gisela Höhne, die zweite mit dem Comedian Martin Fromme.
Im kommenden Neuen Jahr erwarten euch weitere Sendungen mit der Moderatorin Ninia LaGrande, dem Autor Maximilian Dorner und weiteren tollen Gästen, die noch geheim sind ;-)
Planet Wissen: “Behindert sein oder behindert werden?”
Das Dokumentations- und Wissenschaftsmagazin berichtet und klärt auf: Wie ist der Alltag von Menschen mit Behinderung? Wie funktioniert Inklusion in der Schule? Findet Inklusion im Arbeitsalltag statt? Wie sollte ein gutes Teilhabegesetz aussehen, damit Menschen mit Behinderung nicht benachteiligt werden?
Eine gut recherchierte Sendung zum Thema Menschen mit Behinderung:
Hirschhausens Quiz des Menschen
Das Thema “Menschen mit Behinderung” in einer wirklich unterhaltsamen Game-Show.
Es gab eine Schätzfrage zur Wheelmap, deren Antwort u.a. dank #MapMyDay heute nicht mehr aktuell ist :)
YouTube-Sendung mit Simon Unge und MrTrashpack
Die Sprache in der YouTuber-Scene ist zuweilen hart bis diskriminierend: “Bist du schwul?” – “Du bist doch behindert!” und ähnliches ist gang und gäbe. Da die YouTube-Konsumenten zu einem großen Anteil Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwischen 10 und 16 Jahren sind, zählt es wirklich, welche Ausdrucksweise YouTube-Stars wählen: Denn das ist die Sprache, die dann in den Schulen und in der Freizeit gesprochen wird und Meinungen macht.
Als YouTube-Star Simon Unge einem anderen YouTuber öffentlich “Bist du behindert?” twitterte, musste ich doch mal anmerken, wie daneben diese Ausdrucksweise ist:
Yo @unge, Du nutzt das Wort #behindert es als #Schimpfwort. Lies mal http://t.co/SyZe6OosmE über diskriminierende Sprache! #EndeDerDurchsage
— Raul Krauthausen (@raulde) 14. Juni 2015
Aus einem spontanen Tweet entstand zunächst eine spannende Diskussion und schließlich ein Treffen und eine Sendung den YouTube-Stars Simon Unge und MrTrashpack:
Zu Gast bei Simon Unge
Themen, die mich 2015 besonders beschäftigten:
Wie euch sicher auch, beschäftigte mich in diesem Jahr das Thema geflüchtete Menschen und machte mich sehr betroffen. Es gäbe so vieles zu sagen zu der verfehlten Politik in diesem Lande, dem erschreckenden Rechtsruck und Anschlägen auf geflüchtete Menschen und Geflüchtetenheime.
Aber ich möchte den Blick ganz besonders auf jene richten, die es eigentlich gar nicht gibt, wenigstens wenn man den Formularen deutscher Behörden glauben würde: Geflüchtete mit Behinderung. Auf Leidmedien.de findet ihr mehr zu dem Thema: Behindert auf der Flucht und die taz berichtet über geflüchtete Kinder mit Behinderung “Doppelt schutzlos”.
Sex und Behinderung – das ist größtenteils immernoch ein Tabu-Thema.
Mir passiert es nach wie vor, dass ich von wildfremden Menschen gefragt werde, ob ich Sex haben könne – irgendwie scheint es eben nicht “normal” zu sein, dass Sex auch bei Menschen mit Behinderung ein Grundbedürfnis ist, das so natürlich stattfindet, wie bei nicht-behinderten Menschen. Ich habe zqnce Fragen zum Thema “Sexualität und Behinderung” beantwortet:
Und auch auf dem Porn Filmfestival war in diesem Jahr zum ersten Mal das Thema “Sex und Behinderung” – ein Meilenstein, wie ich finde. Bei der Vorführung des Dokumentationsfilmes “Yes, we fuck!” und der anschließenden Diskussion mit dem Regisseur war ich auch dabei. Spannend.
Arte zeigte den berührenden und und kontrovers diskutierten Kurzfilm: “Nimm mich”.
Menschen mit Behinderung in den Medien – Auf einmal entdecken Werbeagenturen und Mode-Designer Menschen mit Behinderung. Und plötzich sind sie auf den Laufstegen der Fashion Week zu sehen, auf Plakatwänden und Werbespots. Ist das eine gute Entwicklung? Oder werden Menschen mit Behinderung hier als “Hingucker” instrumentalisiert? In meinem Artikel “Lust auf Leben” habe ich mir Gedanken dazu gemacht.
Menschen mit Behinderung in den Entwicklungsländern
Mit der Christoffel-Blindenmission (CBM) reiste ich im Vorjahr nach Bangladesh und lernte auf für mich bisher einzigartige Weise die Situation von Menschen mit Behinderung vor Ort kennen. In diesem Jahr startete die CBM die Kampagne “Setz ein Zeichen!” – die ich gerne unterstützte.
Das Jahr 2016 – persönlich freue ich mich sehr darauf.
Gesellschaftlich und politisch sind schwere Aufgaben zu bewältigen.
Meine beiden größten Anliegen fürs neue Jahr: Menschlicher, hilfreicher und zielorientierter Umgang mit Geflüchteten mit Behinderung – und ein gutes Teilhabegesetz!
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December 20, 2015
KRAUTHAUSEN – face to face: Martin Fromme, Comedian
In der Sendung “KRAUTHAUSEN – face to face” lade ich als Moderator Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Medienleute mit und ohne Behinderung zum Talk ein. In “face to face”-Gesprächen tausche ich mich mit einem jeweiligen Gast über künstlerisches Schaffen, persönliche Interessen und Lebenseinstellungen aus. Und natürlich geht es auch ab und zu um das Thema Inklusion.
Als zweiten Gast hatte ich den Comedian Martin Fromme zu besuch:
Beinahe 30 Jahre steht Martin Fromme nun schon als Comedian auf der Bühne. Seinen “appen Arm” hat der Mann aus Wanne-Eickel mit dem Duo “Der Telök” in den mittlerweile 15 Bühnen-Shows und 1800 Auftritten mal mehr, mal weniger zum Thema gemacht. In den Vordergrund rückte seine kleine “Unsymmetrie” 2006 und 2007 bei der Fernseh-Sendung Paracomedy. Seit 2011 moderiert er zudem die Sendung Selbstbestimmt! Das Magazin im MDR.
Martin Fromme ist wichtig, dass behinderte und nicht-behinderte Menschen miteinander lachen können. Dieses Ziel verfolgt er auch in seinem Buch und dem aktuellen Solo-Programm Besser Arm ab als arm dran – zuweilen mit recht bissigen, provokanten und schwarz-humorigen Mitteln.
Mit Raúl Krauthausen hat er im “face to face”-Talk in dieser Hinsicht allerdings einen Gesprächspartner gefunden, der ebenso schlagfertig antwortet. In der Sendung spielen sich sie sich die Wortwitze zu, während Fromme über die Stationen und die Erlebnisse seiner Karriere erzählt und was das mitgebrachte, modisch gewagte Jacket damit zu tun hat. Allerdings schafft es der Moderator auch durch seine Fragen, die ernsten Seiten des Comedians Martin Fromme zum Vorschein zu bringen.
Weitere Informationen zu Martin Fromme: www.martin-fromme.de
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December 2, 2015
#MapMyDay – Weltweite Bewegung mit interaktivem Stadtplan für mehr Barrierefreiheit
Zum 3. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, startet die weltweite Kampagne “MapMyDay” für mehr Aufmerksamkeit auf Barrieren im Alltag. Der Berliner Verein SOZIALHELDEN und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rufen Menschen dazu auf, Orte in ihrer Nachbarschaft auf der Online-Karte Wheelmap.org danach zu bewerten, ob sie rollstuhlgerecht sind oder nicht.
Was für viele Menschen leicht zu überwinden ist, kann für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollatoren oder auch Familien mit Kinderwagen eine unüberwindbare Hürde sein. Stufen, Treppen oder defekte Aufzüge sind für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen tägliche Barrieren.
Für dieses Problem haben die Sozialhelden eine Lösung gefunden: Die Online-Karte “Wheelmap.org” ist ein interaktiver Stadtplan, auf dem alle sehen können, ob ein öffentlicher Ort für Rollstuhlfahrer zugänglich ist oder nicht. In den letzten Jahren haben Freiwillige weltweit mehr als 600.000 Orte markiert und jeden Tag kommen rund 500 neue Markierungen hinzu.
Mit der Kampagne “MapMyDay” wollen die Sozialhelden noch mehr Menschen darauf hinzuweisen, welche Probleme Stufen im Alltag verursachen.
Wir wollen Leute weltweit motivieren, Teil der Bewegung zu werden und sich für Barrierefreiheit zu engagieren
erklärt Raúl Krauthausen, Gründer der Sozialhelden und Erfinder von Wheelmap.org die Kampagne.
Denn wenn jede einzelne Person, die ab dem 3.12 mitmacht, nur einmal kurz darüber nachdenkt, ob das Lieblingscafé oder der Bäcker um die Ecke rollstuhlgerecht ist, dann haben wir schon viel gewonnen.
ist Rollstuhlaktivist Krauthausen überzeugt.
Hashtag #MapMyDay
In den sozialen Netzwerken können alle Teilnehmenden mit dem Hashtag #MapMyDay ihre Erlebnisse teilen.
Wir sind gespannt, welche Erfahrungen die Mapper an dem Tag sammeln, weil viele Menschen ohne Rollstuhl sich der Barrieren oft nicht bewusst sind. So haben uns Leute auf Twitter schon berichtet, dass die rollstuhlgerechte Toilette im Keller ist. Diese Kuriositäten wollen wir auch sammeln und über den Hashtag kommunizieren
erklärt Svenja Heinecke, die Kampagnenleiterin von “MapMyDay”.



Wie lange die Kampagne laufen wird, machen die Sozialhelden abhängig von dem Interesse an der weltweiten Mapping-Bewegung.
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November 12, 2015
zukunft jetzt: „Raus aus der Komfortzone“
Aktivist Raúl Krauthausen hat eine 60-Stunden-Woche. Das muss so sein: Er kämpft für Inklusion. Seine Forderung: Gleiche Chancen für behinderte und nicht behinderte Menschen.
Raus aus der Komfortzone – zukunft jetzt – Ausgabe 3 von 2015
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zukunft jetzt: “Raus aus der Komfortzone”
Aktivist Raúl Krauthausen hat eine 60-Stunden-Woche. Das muss so sein: Er kämpft für Inklusion. Seine Forderung: Gleiche Chancen für behinderte und nicht behinderte Menschen.
Raus aus der Komfortzone – zukunft jetzt – Ausgabe 3 von 2015
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October 17, 2015
KRAUTHAUSEN – face to face: Gisela Höhne vom inklusiven Theater RambaZamba
In der Sendung “KRAUTHAUSEN – face to face” lade ich als Moderator Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Medienleute mit und ohne Behinderung zum Talk ein. In “face to face”-Gesprächen tausche ich mich mit einem jeweiligen Gast über künstlerisches Schaffen, persönliche Interessen und Lebenseinstellungen aus. Und natürlich geht es auch ab und zu um das Thema Inklusion.
Als ersten Gast hatte ich Gisela Höhne zu besuch:
Gisela Höhne ist Regisseurin in dem bekanntesten inklusiven Theater Deutschlands – dem Theater RambaZamba in Berlin. Sie kann auf eine bewegte persönliche Laufbahn zurückblicken: Jugend in Stralsund, Fernsehen und Schauspielstudium in Berlin. Dort lernte sie 1974 den Regisseur Klaus Erforth kennen. Mit ihm hat sie zwei Kinder, Moritz und Jacob. Moritz Höhne kam mit Trisomie 21 zur Welt, was neue Perspektiven und Herausforderungen in das Leben der jungen Schauspielerin brachte.
In der Sendung erzählt die sympathische Berlinerin – mal humorvoll, mal nachdenklich – wie sie die verschiedenen Bereiche ihres Lebens zu einem kreativen Gesamtprojekt gemacht hat: Als Regisseurin des inklusiven Theaters “RambaZamba” in Berlin, in dem auch ihr Sohn Moritz Höhne zum festen Ensemble aus SchauspielerInnen mit und ohne Behinderung gehört, bringt sie seit den 90er-Jahren laufend neue Stücke auf die Bühne – und zwar sehr erfolgreich! Dabei greift sie auch auf ihr “Vier-Uhr-morgens-Gedankenbuch” zurück.
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September 1, 2015
Ich habe Diskriminierung erlebt. Sie auch? Jetzt bei der Umfrage mitmachen!
Ihr habt Diskriminierung erlebt? Berichtet davon! Am 1. September 2015 startete die deutschlandweit größte Umfrage zu Erfahrungen mit Diskriminierung. Gemeinsam mit Aydan Özoguz, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, und der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung – Verena Bentele ruft die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zur Teilnahme auf.
Macht mit! www.umfrage-diskriminierung.de
Hier geht es zum Kampagnen-Video mit mir.
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