Raúl Aguayo-Krauthausen's Blog, page 30

May 17, 2017

BG Bau-Aktuell: „Inklusion ist kein Ziel, sondern ein Prozess“

Wenn man Menschen mit Behinderung nur als Kostenfaktor betrachtet, ist das ein völlig falsches Signal an die Gesellschaft.


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Published on May 17, 2017 06:27

May 16, 2017

Deutsche Welle: „Behinderte – ausgegrenzt in der Tech-Szene?“

Wer „Behinderte“ und „Tech“ googelt, stößt auf viele Technik-Ideen für Menschen mit Behinderungen. Doch es gibt kaum Behinderte, die selbst in der Tech-Branche arbeiten. Einer der wenigen: Raul Krauthausen, App-Erfinder und Aktivist. Ein Porträt.





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Published on May 16, 2017 08:40

April 15, 2017

KRAUTHAUSEN – face to face: Denise Linke, Herausgeberin

In der Sendung „KRAUTHAUSEN – face to face“ lade ich als Moderator Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Medienleute mit und ohne Behinderung zum Talk ein. In “face to face”-Gesprächen tausche ich mich mit einem jeweiligen Gast über künstlerisches Schaffen, persönliche Interessen und Lebenseinstellungen aus. Und natürlich geht es auch ab und zu um das Thema Inklusion.


Als neunten Gast hatte ich die Journalistin und Herausgeberin Denise Linke zu Besuch:



Zum Video mit Gebärdensprache hier entlang.


In dieser Ausgabe hat Raul Krauthausen die Journalistin, Herausgeberin und Autorin Denise Linke zu Gast.

Sie sprechen über Autismus, das Schreiben und über Inklusion.


Mehr Informationen zu Denise Linke:

auf Wikipedia


Erstausstrahlung: 15.04.2017, 9.30 Uhr, Sport 1

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Published on April 15, 2017 04:29

March 1, 2017

Certo: „Chancengleichheit ist das nicht“

Wie offen ist unsere Arbeitswelt für Menschen mit Behinderung? Ein Gespräch zwischen Inklusionsaktivist Raúl Krauthausen und dem stellvertretenden RBB-Personalchef Nicolas Bielefeld.


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Published on March 01, 2017 05:18

February 25, 2017

#TeamWallraff und die Konsequenzen


Das investigative TV-Format “Team Wallraff – Reporter undercover” deckte in dieser Woche unhaltbare und menschenunwürdige Zustände in mehreren Einrichtungen für behinderte Menschen auf. In den sozialen Medien entlud sich Entsetzen und Wut – sofortige Aufklärung und massive Konsequenzen wurden gefordert.

Organisationen wie AbilityWatch werden das Vorgehen kritisch beobachten und begleiten – und weitere Missstände sammeln und veröffentlichen.


“Unter dem Stress eines geringen Personalschlüssels bildet sich vielfach eine Art Kultur der Gewalt und Fremdbestimmung, an der sich neue Mitarbeiter*innen orientieren. Es ist für mich unfassbar, dass im neuen Bundesteilhabegesetz Heimunterbringung immer noch – je nach Kosteneinschätzung außenstehender Sachbearbeiter – als „zumutbar“ gilt.“


Rebecca Maskos

behindertenpolitische freie Journalistin und Doktorandin der Disability Studies

 


Was war in der TV-Sendung zu sehen?

Das “Team Wallraff” war ein Jahr lang wiederholt undercover in Sondereinrichtungen unterwegs: In einer Einrichtung der Lebenshilfe Leverkusen für jüngere “schwerstbehinderte” Menschen, in einem Heim der Lebenshilfe Speyer für ältere Menschen mit Behinderung und in einer Lebenshilfe-Behindertenwerkstatt, den Rurtalwerkstätten, wurde eine Journalistin als Schein-Praktikantin mit versteckten Kameras eingesetzt.


Das Ergebnis war erschreckend:

Wiederholt wurde beobachtet, wie Menschen mit Behinderung der Willkür des Pflegepersonals ausgeliefert waren und dabei gequält, verhöhnt, in ihrer Freiheit eingeschränkt wurden – und teilweise sadistische Strafmaßnahmen ertragen mussten.

Ein Beispiel: Ein älterer Mann mit einer spastischen Lähmung wurde über einen längeren Zeitraum immer wieder dafür bestraft, dass er sich beim Trinken bekleckerte. Es ist in den Aufnahmen deutlich zu erkennen, dass seine Arm- und Handbewegungen aufgrund der Spastik unkoordiniert sind – er wird also wegen seiner Behinderung diszipliniert und verhöhnt.

Von den Betreuer*innen wurde dem Mann vor versteckter Kamera immer wieder boshaftes Verhalten unterstellt.

Einige der Bestrafungsmaßnahmen: Freiheitsberaubung, stundenlanges Sitzen im dunklen Raum, in die Knie zwingen, Nahrungsentzug, Streichen von Freizeitaktivitäten.


 


Meine Meinung zur Sendung und der Situation in Sondereinrichtungen

Während der Recherchen und Dreharbeiten traf sich das “Team Wallraff” mit mir und zeigte einige der aufgezeichneten Szenen, um mich nach meiner Einschätzung zu fragen.



Ich war damals schon erschrocken – allerdings bin ich nun über das gesamte Ausmaß der dokumentierten Qualen und Menschenrechtsverletzungen zutiefst schockiert.

Aber nicht überrascht.


Wir Behindertenrechtsaktivist*innen prangern schon lange an, dass behinderte Menschen in Sondereinrichtungen einschränkt, isoliert und im schlimmsten Fall psychisch gebrochen und physisch misshandelt werden. Sexueller Mißbrauch von “Schwerbehinderten”, die sich weder wehren noch artikulieren können, ist ein weiteres Thema, das bisher von der Politik vernachlässigt und von Einrichtungen totgeschwiegen wird. Eine Studie des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat ergeben, dass Frauen mit Behinderung zwei bis dreimal so häufig sexuelle Gewalt erleben wie Frauen ohne Behinderung. Konsequenzen in Sondereinrichtungen gab es durch dieses Studienergebnis bisher allerdings nicht.


Was die Aufnahmen im “Team Wallraff”-Beitrag enthüllen, sind ausgelebter Sadismus, Gewalt, Spott, Vernachlässigung, Fremdbestimmung seitens des Pflegepersonals.

Und das ist in vielen Einrichtungen Alltag.

Es untermauert das, was wir Aktivist*innen immer wieder von Opfern und Angehörigen mitgeteilt bekommen und erleben: Strukturelle Gewalt, die nicht an die Öffentlichkeit gelangt, weil die Taten totgeschwiegen und verheimlicht – und Beschwerden, Ängste und Hilferufe der behinderten Menschen nicht ernst genommen werden.


Die Ausgabe “Team Wallraff – Reporter undercover – in Behinderteneinrichtungen” hat das Problem – wenigstens kurzzeitig – in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Dabei ist es unwichtig, dass es sich um ein RTL-Format handelt und die Darstellung der Ergebnisse dementsprechend präsentiert werden. Ja, es stimmt, wir müssen jetzt aufpassen, dass nicht der Skandal, die Betroffenheit der Zuschauer*innen und die Erlebnisse der Wallraff-Mitarbeiter*innen zu wichtig genommen werden. Sondern dass das Augenmerk auf den Opfern liegt – und auf der Zerschlagung der Umstände, die zu einem Umfeld führen, die solche Taten möglich machen.

Die Anschuldigungen gegenüber dem “Team Wallraff”, es hätte möglicherweise Szenen aus dem Zusammenhang gerissen, finde ich unhaltbar: Verhöhnungen, Strafmaßnahmen, sich auf schwächere Menschen draufzusetzen, um deren Bewegungsdrang zu unterbinden, forcierte Stürze, Freiheitsberaubung usw. sind in jedem Zusammenhang inakzeptabel.

Der Vorwurf der Lebenshilfe, das “Team Wallraff” hätte Aufnahmen zurückgehalten für die Quote und hätte damit grob fahrlässig gehandelt, ist schlichtweg zynisch.

Statt nun erschrocken und mit großer Sorgfalt die eigenen Unternehmensstrukturen zu hinterfragen und sich zu ENTSCHULDIGEN, geht die Lebenshilfe in den Gegenangriff.

Grundlegende Änderungen sind nötig: Denn ANGEKÜNDIGTE Kontrollen und das Wegwischen von Vorwürfen haben überhaupt erst zu den dokumentierten Zuständen geführt.


Der Soziologe Erving Goffman untersuchte, welche Auswirkungen totale Institutionen auf die Menschen haben, die in ihnen leben müssen. Wenn es wichtiger ist, Menschen leicht und effektiv zu verwalten – als ihnen ein ihren Bedürfnissen entsprechenden Lebensumfeld zu schaffen. Wenn das Aufbegehren gegen das Negieren ihrer Bedürfnisse die Bewohner*innen nur noch tiefer in die Abhängigkeit der totalen Institution treibt und sie schließlich komplett isoliert von der Gesellschaft sind und jede Hoffnung auf Änderung ihrer Lebenssituation aufgeben müssen. Schließlich bleibt den Bewohner*innen nichts anderes übrig als Unterwerfung und Resignation, was zu schweren Verletzungen des Selbst dieser Menschen führt.

Für Goffman sind totale Institutionen Umfelder, in denen Menschen wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen – wie zum Beispiel Heime, Klöster und Gefängnisse. Er führt aus, dass diese Systeme Gewalt und Missbrauch begünstigen weil sie in sich geschlossen sind und es keine soziale Kontrolle von außen gibt.

Sondereinrichtungen, die ebenfalls geschlossen sind, sind ebenfalls totale Institutionen, wenn ein behinderter Mensch das Heim nicht verlassen und zur Werkstatt nur über den Flur oder Hof laufen oder fahren muss. Oder von Sondereinrichtung zur Sondereinrichtung transportiert wird.

Ein realistischer und häufig stattfindender Lebensweg eines Menschen in Sondereinrichtungen: Ein behindertes Kind kommt in ein Internat, das sich auf dem Gelände der Förderschule befindet, die es besucht. Nach Abschluss der Schule zieht der behinderte Mensch in das angegliederte Wohnheim, macht im ebenfalls zur Einrichtung gehörenden Berufsbildungswerk eine Ausbildung, um dann in der Werkstatt auf dem selben Gelände bis zur Rente zu arbeiten. Um schließlich im benachbarten Altenheim für behinderte Menschen den Rest seines Lebens zu verbringen.

Ein Lebensweg außerhalb der Gesellschaft. Ein Ausbruch aus diesem System: Fast unmöglich ohne Hilfe von Außen.

Ich habe “Sonder- und Pflegeimperien” kennengelernt, in denen genau das stattfindet.


 


Reaktionen aus den sozialen Medien und Blogs

Die Journalistin Christiane Link fordert in ihrem Blogartikel “#TeamWallraff – Was sich ändern muss”:


“Was ich erwartet hätte wäre, dass binnen 24 Stunden eine bundesweite Hotline geschaltet wird, bei der Vorfälle in anderen Lebenshilfe-Einrichtungen anonym gemeldet werden können, bei einer unabhängigen Institution, einem Menschenrechtsanwalt zum Beispiel. Aber dafür müsste man erst einmal einsehen, dass es strukturelle Probleme gibt und nicht zufällig ein halbes Dutzend Mitarbeiter, die aus der Spur sind.”




@andersbunt Nach der Logik mancher Reaktionen auf #TeamWallraff wäre es aber okay, wenn ich misshandeln würde. Wegen mieser Bezahlung oder


— Butterblumenland (@andersbunt) 22. Februar 2017




Wenn wir Eltern sagen: So geht es mancher Sondereinrichtung zu, werden wir zu Spinnern und Extremisten erklärt. #inklusion #TeamWallraff


— Kirstenmalzwei (@KirstenKirsten) 20. Februar 2017



Aber auch die Lebenshilfe äußert sich:




In eigener Sache zu #TeamWallraff. pic.twitter.com/LT40sPOtn1


— Lebenshilfe NRW (@Lebenshilfe_NRW) 21. Februar 2017



Auf Leidmedien.de kann man weitere Reaktionen aus den sozialen Medien nachlesen.


 


Mein #Heimexperiment

Ende 2016 kämpfte ich zusammen mit weiteren Behindertenrechtsaktivist*innen um ein gutes Teilhabegesetz. Um darauf aufmerksam zu machen, was es bedeuten kann, wenn man vom Staat ins Heim gezwungen wird, ging ich selber mehrere Tage undercover in ein Behindertenheim und dokumentierte mit versteckter Kamera, was ich alles erlebte. Die Darstellungen in der Wallraff-Reportage erinnerten mich an so manche Erfahrung, die ich in jener Zeit machen musste:





 


Den Mangel an Selbstbestimmung:



Für Unternehmungen hatte das Personal keine Zeit.
Das Essen musste eine Woche vorher mit den anderen Bewohnern abgestimmt werden: Für alle das selbe Gericht, Sonderwünsche unmöglich.
Der Kühlschrank war abgeschlossen, um jeden Joghurt musste man eine*n Pfleger*in bitten, (wenn die gerade Zeit hatten).

Die Eingriffe in die Intimsphäre:



Zum Hausflur offen gelassene Badezimmertüren auf denen sich Bewohner und Besucher befanden, während ich auf die Toilette gesetzt wurde.
Das Zurückstellen meiner Bedürfnisse: Wenn ich um Hilfe beim Toilettengang bat, musste ich oft lange warten.
Ich wurde morgens immer später aus dem Bett geholt als besprochen – lag da, wartend.
Ich hatte keine Chance um bestimmte Pfleger zu bitten – auch bei intimen Hilfestellungen.

Ich erlebte auch eine gewisse Art Freiheitsberaubung bei offener Tür. Wir waren zwar alle satt und sauber, aber für Selbstbestimmung gab es keine Zeit und keinen Raum.

Wenn Erwachsene um 20:30 Uhr ins Bett müssen, dann ist das keine Freiheit.

Und noch fataler: Wenn man keinen Einfluß darauf hat, wer einen pflegt, wer einem intim nahe kommt, einen an und auszieht, wäscht.


 


Inklusion stellt die Systemfrage

Geschlossene Systemen machen Willkür und Misshandlung möglich. Ein Struktur, die ausgehebelt werden muss, wie auch Corinna Rüffer von den Grünen fordert:



 


Die Autorin und Bloggerin Marlies Hübner schreibt:


“Die Art und Weise, wie wir mit Hilfsbedürftigen umgehen, öffnet Misshandlungen Tür und Tor. Behinderte Menschen leben abgeschottet in Heimen und arbeiten isoliert in Werkstätten. Pflegebedürftige leben in Pflegeheimen mit festen Besuchszeiten. Was nicht dokumentiert wird, ist nicht nachvollziehbar – als wäre es nie geschehen.

Es gibt nur eine Lösung für Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf: Sie müssen in die Mitte der Gesellschaft. Müssen ein gleichberechtigter Teil davon werden. Sie müssen ein normaler Teil des Lebens sein, sichtbar und wahrnehmbar zwischen Nichtbehinderten leben. Nur so ist ein Abbau von Berührungsängsten und eine Begegnung mit Respekt und auf Augenhöhe möglich. Ja, Pflege zu Hause, egal ob in einer eigenen Wohnung oder in der Familie, ist aufwendiger und teurer, Förderschulen und Werkstätten gegen inklusive Lösungen einzutauschen ebenfalls. Aber das ist die einzige Möglichkeit, diese Menschen nicht auszuschließen.

Bedenken sollte man bei dieser Debatte ebenfalls, dass der allergrößte Teil der Behinderungen nicht angeboren sind, sondern erworben. Nur 4% der Menschen mit einer Behinderung haben diese von Geburt an. Das heißt, ein Mensch bekommt im Laufe seines Lebens durch Krankheit, Unfall oder andere Einflüsse eine Behinderung. Wen es trifft, kann man nicht voraussehen. Umso erschreckender, dass die Situation dieser Menschen derart schlecht ist.”


Es müssen ab sofort dezentrale Strukturen entwickelt werden: Keine “Sonder- und Pflegeimperien”, bei denen Förderschulen, Berufsbildungswerke, Tagesförderstätten, Wohnheime usw. unter einem Dach sind.

Stattdessen kleine Wohngruppen im Stadtinneren, Assistenzen für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Alltag (Stichwort “Persönliches Budget”), Inklusionsbetriebe statt Werkstätten und den verbesserten Zugang zum 1. Arbeitsmarkt. Und ein komplett inklusives Schulsystem.


Darüber hinaus braucht es in der Heilpädagogik-Ausbildung die inhaltliche Auseinandersetzung mit “Macht und Machtmissbrauch durch Strukturen” im Bildungsplan, damit die späteren Fachkräfte zur Selbstreflexion in der Lage sind. Auch Supervisionen, also ein kritischer Blick von außen, sowie maßgebliche Mitsprache und Empowerment von Bewohner*innen und Beschäftigten müssen installiert werden.


Das all’ das möglich ist, beweisen wieder einmal die skandinavischen Länder Norwegen und Schweden:

Dort wurde bereits 1985 das zentralisierte, institutionalisiertes Wohlfahrtssystem durch dezentrale Formen der Hilfe ersetzt, die dem Gedanken der Teilhabe verpflichtet sind.


Alle Menschen mit Behinderung, die früher in Heimen wohnten, leben heute in kleinen Wohngruppen oder einer eigenen Wohnung.

Das Recht, so wie nicht-behinderte Mensche zu leben und zu wohnen, ist in diesen Ländern aus fachlicher Sicht bereits beantwortet. Die Umsetzung dieses Rechts ist heute dort in erster Linie eine politische Aufgabe.

Erwachsene mit “geistiger Behinderung” gehen einer regelmäßigen Beschäftigung nach, die deutlich getrennt vom Bereich des Wohnens ist. Sie erhalten dabei Hilfe und persönliche Unterstützung.

Angehörige von behinderten Kindern werden staatlich nach individuellen Bedürfnissen unterstützt, so dass die Kinder Zuhause leben und aufwachsen können.

Für diese Aufgaben wurde in Skandinavien ein vielseitiges und flexibles System errichtet, das soziale, psychologische, pädagogische und medizinische Leistungen umfasst.


 


Auch in Deutschland gibt es Alternativen zu Werkstätten und Wohnheimen

Es ist alles noch recht zaghaft, aber mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland bereits 2009 dazu verpflichtet, die von Wallraff aufgedeckten Formen von Diskriminierung zu verhindern und ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Mit dem sogenannten „Persönlichen Budget“ können behinderte Menschen Leistungen beantragen, um sich ihre Assistenz selbst zu organisieren. Praktische Hilfe dabei gibt es bei Unternehmen wie Assistenz.de.


Eine großartige Ideen ist die (Online-) Plattform für inklusives Wohnen Wohn:sinn: In inklusiven WGs leben Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Die Kosten können aus dem persönlichen Budget mitfinanziert werden.


Das Bildungssystem in Deutschland beginnt sich auch für behinderte Kinder langsam zu öffnen. Es ist noch ein weiter Weg, aber Projekte wie Eine Schule für Alle und Inklusionfakten zeigen, wie es gehen kann.

Ich habe in meiner langjährigen Arbeit die Erfahrung gemacht, dass es meist die Vorurteile und fehlende Ressourcen sind, die Inklusion verhindern. Wenn Schulen Inklusion praktisch umsetzen, bestätigen sich jene theoretischen Vorurteile allerdings nicht – und Lehrkräfte und Eltern berichten von Vorteilen für alle Schüler.


Vereine und Projekte wie BIS e.V. aus Berlin, die Hamburger Arbeitsassistenz in Hamburg und ACCESS Integrationsbegleitung aus dem Süden Deutschlands setzen sich für die Qualifizierung, Unterstützung und Vermittlung von Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt ein.


 


Was nun passieren muss

Ganz akut und schnellstmöglich müssen wir den Menschen in den Einrichtungen helfen.

Eine häufig gehörte und gelesene Reaktion von Mitarbeitern in Sondereinrichtungen ist:


„Aber unseren Bewohner*innen/Beschäftigten geht es gut. Man darf uns nicht alle über einen Kamm scheren!“


Das mag teilweise zutreffen. Aber anstatt ständig die Einrichtungen zu rechtfertigen und die Strukturen somit zu bestätigen, müssen wir uns mit denen, die in anderen Einrichtungen misshandelt werden, solidarisieren.


Und hier wende ich mich direkt an Mitarbeiter in Sondereinrichtungen: Denn ihr seid vor Ort, ihr könnt direkt auf Missstände aufmerksam machen und in akuten Situationen einschreiten.

Werdet aktiv!


Missstände (auch in den eigenen Einrichtungen) müssen nicht nur der Heimleitung, sondern externen Stellen gemeldet werden: Beratungsstellen wie die vom bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, Weibernetz, oder Mädchen sicher inklusiv können hierbei helfen.


Projekte wie GETEQ haben Konzepte entwickelt, mit denen Einrichtungen und Werkstätten den Bewohnern ein großes Maß an Mitbestimmung einräumen können.


Ab sofort schauen wir den Wohlfahrtsorganisationen ganz genau auf die Finger. Dabei geht es nicht nur um die Lebenshilfe – sondern um alle Wohlfahrtsorganisationen.

Langfristig muss das Ziel sein, die Inklusion in allen Lebensbereichen in einem Maße voranzutreiben, dass Wohlfahrtsorganisationen ihre Daseinsberechtigung verlieren.

Auch die Verstrickungen der Politik mit der Wohlfahrt müssen endlich öffentlich gemacht werden.



Ein “Weiter so!” darf es nicht geben!


Weg vom Versorgungsgedanken der behinderten Menschen durch Unternehmen und Organisationen – hin zum selbstbestimmten Leben in der Mitte der Gesellschaft.




Schickt AbilityWatch oder mir eure Beobachtungen und Erfahrungen:

[contact-form-7]


Wir behandeln eure Informationen vertraulich, werden den Hinweisen nachzugehen und Menschenrechtsverletzungen aufdecken!


(sb)


Fotos: Catamaranfilms


Dieser und weitere Beiträge entstanden durch die Unterstützung zahlreicher Supporter auf SteadyHQ.com. Hier kannst auch du mich bei meiner Arbeit unterstützen: Unterstütze mich auf Steady

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Published on February 25, 2017 03:46

February 18, 2017

KRAUTHAUSEN – face to face: Laura Gehlhaar, Autorin

In der Sendung „KRAUTHAUSEN – face to face“ lade ich als Moderator Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Medienleute mit und ohne Behinderung zum Talk ein. In “face to face”-Gesprächen tausche ich mich mit einem jeweiligen Gast über künstlerisches Schaffen, persönliche Interessen und Lebenseinstellungen aus. Und natürlich geht es auch ab und zu um das Thema Inklusion.


Als achten Gast hatte ich die Autorin Laura Gehlhaar zu Besuch:



Zum Video mit Gebärdensprache hier entlang.


In dieser Ausgabe hat Raul Krauthausen die wunderbare Laura Gehlhaar zu Gast.

Sie sprechen über ihre Arbeit als Autorin und Bloggerin sowie über das Tabu Sex und Behinderung.


Weitere Informationen zu Laura Gehlhaar: fraugehlhaar.wordpress.com


Erstausstrahlung: 18.02.2017, 9.30 Uhr, Sport 1

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Published on February 18, 2017 05:32

February 13, 2017

Einmal Bundesversammlung und zurück: Wie ich den Bundespräsidenten (nicht) wählte


Am letzten Sonntag war ich zusammen mit Suse Bauer (Redaktion von KRAUTHAUSEN – face to face) in spezieller Mission unterwegs: Auf Einladung der Piratenfraktion NRW durfte ich an der Bundesversammlung teilnehmen und den Bundespräsidenten mitwählen.

Ich hatte mir im Vorfeld einige Gedanken gemacht, ob ich das Delegierten-Amt wirklich annehmen sollte, denn an der Art der Wahl des Bundespräsidenten habe ich einiges zu kritisieren: Ist die bisher praktizierte wirklich die beste Art einen Bundespräsidenten zu wählen? Warum dürfen nur Auserwählte mitwählen? Warum muß der Bundespräsident mindestens 40 Jahre alt sein? Was ist mit der jüngeren Generation? Wo sind die Frauen? Menschen mit Migrationshintergrund? Menschen mit Behinderung?

Denn unter den Wählenden und den Kandidaten dominierte eindeutig der Typus: Alter, weißer, heterosexueller priviligierter Mann.


Aber meine Neugier siegte und im Grunde war ich ja stellvertretend für viele Menschen mit Behinderung eingeladen worden und kann euch jetzt berichten:


Am Vorabend gab es ein nettes Abendessen mit den @20piraten und ihren Gästen – unter anderem Rayk Anders und Tilo Jung -, die am Folgetag den Bundespräsidenten zur Vollversammlung gemeinsam mitwählen durften.




Zwei großartige Menschen. Ich fühle mich geehrt, sie persönlich kennen lernen zu dürfen. Tolle Gespräche mit #Pispers und @raulde pic.twitter.com/ecaICriThW


— Patrick Schiffer (@pschiffer) 11. Februar 2017



Der Wahlsonntag begann mit einem feierlichen Gottesdienst in der Sankt-Hedwigs-Kirche, an dem allerhand Promis und natürlich auch die Polit-Elite teilnahm. Ich musste ein bisschen grinsen, als man mich in der Kirche direkt hinter Schäuble platzierte.


Wer mich kennt weiß, dass ich Agnostiker bin. Die Predigt von Dr. Martin Dutzmann war allerdings auch für Nicht-Gläubige und gerade für Politiker treffend – das biblische Gleichnis des guten Hausherren nutzte Dutzmann um darüber nachzudenken, ob Menschen grundsätzlich nach ihrer Leistung bezahlt werden sollten – und nicht eher nach ihren Bedürfnissen. Eine durchaus inklusive Idee.


Danach ging es ins Paul-Löbe-Haus zum kurzen Treffen mit den Piraten – und dann schon ab in den Plenarsaal des Bundestages.



Insgesamt muss ich sagen, dass die Veranstaltung wesentlich lockerer war, als ich dachte. Die Stimmung war gelassen und man hatte viele Gelegenheiten sich mit anderen Gästen zu unterhalten. Die Rede von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert zur Eröffnung der Bundesversammlung, traf den Zeitgeist ziemlich gut: Sein Fazit, dass wir das Feld nicht den Populisten und Demagogen überlassen dürfen, richtete sich unter anderem direkt an die Leute der AfD. Ich weiß nicht, womit ich es verdient hatte – aber man hatte den Behindertenplatz direkt neben diesen unsympathischen Zeitgenossen platziert, so dass ich deren Reaktionen und Gepöbel live und in Farbe mitbekam.


Hier ein kleiner Videobericht:



Zwar wurde in den Reden wiederholt betont, dass die Vollversammlung “ein Querschnitt der Bevölkerung sei”, aber das kann ich so nicht bestätigen. Mir als Mensch mit Behinderung fehlten wesentlich mehr Betroffene. Es war schon auffällig, wie wenig Menschen mit Behinderung einem da begegneten.

Auch gab es beispielsweise keine Gebärdensprachdolmetscher.

Zwar war ich froh, als Stellvertreter für behinderte Menschen dagewesen zu sein, aber das reicht einfach nicht aus. Auch fehlten mir andere sog. Minderheiten, wie z.B. von Armut Betroffene oder geflüchtete Menschen.


Im sogenannten Pressezentrum der Bundesversammlung hatte ich die großartige Gelegenheit auf ein kurzes Gespräch mit Carolin Kebekus. Und lud sie in meine Talkshow KRAUTHAUSEN – face to face ein. Wenn das klappen würde – das wäre doch was. Sie drehte bereits gemeinsam mit Martin Fromme und Samuel Koch.

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Außerdem liefen mir über den Weg:

Olivia Jones


Kathrin Göring-Eckardt


Cem Özdemir


Die Kanzlerin


Schon wieder Herr Schäuble


Der Bundespräsidentenkandidat der Freien Wähler: TV-Richter Alexander Hold


Und noch viele, viele weitere Politiker.


Spannend war es auch zu sehen, wie die verschiedenen Nachrichten-Dienste emsig wie im Bienenstock sofort alles vor Ort verarbeiteten, sich um die Promis drängten – und in Promi-Pausen fast in Zeitlupe verfielen und wartend erstarrten.


Emsig (mit Veronica Ferres, die auch mitwählte)


Warten (mit Iris Berben, auch Mit-Wählerin)


Und als wir gerade gehen wollten, lief uns unser neuer Bundespräsident über den Weg. Ich habe ihn zwar nicht gewählt, aber wollte ja auch nicht unhöflich sein ;-)



Auch wenn ich ein bisschen das Gefühl hatte, dass ich in dem Moment als Quotenbehinderter herhielt und Päsident Steinmeier sich sozial zeigen konnte…


Ein mir unbekannter CSU-Politiker beendete diesen beeindruckenden aber auch obskuren Wahltag, als er lachend auf den frischgebackenen Bundespräsidenten zeigte und mir zuzwinkerte: “Warum klatschen die denn alle, hat der im Lotto gewonnen?”

Tja. So in etwa…




(sb)


Fotos: Suse Bauer


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Published on February 13, 2017 05:53

January 27, 2017

Auf der Suche nach der passenden Assistenz – 11 Tipps für behinderte Menschen

 


Für ein selbständiges Leben benötigen einige Menschen mit Behinderung Unterstützung im Alltag; das ist der Job sogenannter persönlicher Assistenten*innen.

Jenny Bießmann und Raul KrauthausenAllerdings passt nicht jede*r Assistent*in zu den speziellen Bedürfnissen eines Assistenznehmenden.

Worauf sollte ich achten? Wo beantrage muss ich was? Wie finde ich denn bloß die für mich passende Assistenz?


Jenny Bießmann und ich haben gemeinsam über 20 Jahre Erfahrungen als Assistenznehmer*in gemacht und unsere 11 wichtigsten Tipps für Euch zusammengetragen:


1. Du musst wissen, was du willst und brauchst

Bevor du dich auf die Suche nach passenden Assistenten*innen machst, solltest du planen und genau überlegen, was du tatsächlich benötigst:



Wobei brauchst du Unterstützung?
Zu welcher Tageszeit hast du den größten Hilfebedarf?
Ist das Geschlecht deiner*s Assistenten*in für dich wichtig (Thema Scham)?
Wie (körperlich) belastbar sollte die Assistenz sein?
Was ist dir zwischenmenschlich wichtig?
Für wie viele Stunden benötigst du insgesamt Assistenz?

Besonders der letzte Punkt ist langfristig von Bedeutung: Wenn du deinen Assistenzbedarf erstmal beantragt hast, sind Nachverhandlungen schwer.

Organisationen wie Assistenz.de und akse e.V. können dir helfen, deinen Bedarf zu ermitteln und beim Sozialamt zu beantragen.

Früher oder später wirst du Besuch bekommen: “Das Amt” überprüft jährlich bei dir zu Hause, ob dein Hilfebedarf weiterhin vorhanden ist.

Außerdem verlangt das Amt für den Bewilligungszeitraum eine „Einnahmen und Ausgaben“ – Übersicht sowie deine Kontoauszüge. In der Regel reicht es, wenn du diese per Post, eMail oder Fax an deine Sachbearbeiter*in sendest.

Leider musst du eventuell mit Situationen rechnen, in denen du Widerspruch gegen das Amt einlegen musst. Mehr dazu unter Punkt 11. “Keine Panik”


2. Prüfe aufmerksam

Es gibt einiges, das du klären und nachfragen solltest, bevor du eine*n neue*n Assistenten*in einstellst:


Kompetenzen:

Welche Qualifikationen haben die Bewerber*innen?

Allerdings sind Zertifikate nicht alles. Es gibt fantastische Assistent*innen, deren Erfahrenheit jede absolvierte Ausbildung schlagen.


Erfahrungen:



Hat der*die Assistent*in tatsächlich die erforderlichen Fähigkeiten? Stimmen die körperlichen Voraussetzungen?
Welche praktischen Erfahrungen sind bei den Bewerbern*innen vorhanden?

Idealerweise sollten sie in der Vergangenheit bereits Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen assistiert haben – besonders, wenn du komplexe Bedürfnisse hast.


Juristische Fragen:



Sind die Bewerber*innen dazu berechtigt zu arbeiten?
Arbeiten sie als freie Mitarbeiter oder festangestellt bei dir?

Prüfe unbedingt nach, ob deine Assistenten*innen eine Arbeitserlaubnis haben.


3. Hör auf deinen Instinkt

Selbst die besten Zeugnisse und Referenzen helfen nicht, wenn die Chemie nicht stimmt.

Während der Zusammenarbeit werdet ihr euch sehr nahe kommen, wenn die Assistenz dir beim Anziehen, Waschen oder Toilettengang hilft.

Und ihr werdet eine Menge Zeit miteinander verbringen.



Gibt es eine grundsätzliche Sympathie?
Hast du das Gefühl, der*die Bewerber*in geht respektvoll mit dir um?
Gibt es ein allgemeines Interesse aneinander?

4. Mach dein Budget deutlich

Du musst über dein Budget Bescheid wissen, das du beantragt hast. Dafür muss dir klar sein wie hoch der Stundenlohn ist, welche Zuschläge oder Sonderzahlungen hinzukommen – damit die Rechnung schließlich sowohl für die Assistenz als auch für dich aufgeht.

Hilfe gibt es auch zu diesem Thema u.a. bei Assistenz.de oder akse e.V.


5. Faire Arbeitsbedingungen

Als persönliche Assistenz zu arbeiten kann belastend und anstrengend sein. Oft sind die Arbeitsbedingungen nicht leicht, die Arbeitszeiten wechseln und die Bezahlung ist schlecht.

Damit deine Assistenten*innen engagiert und motiviert bleiben ist es wichtig, ihnen ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen.

Beiden Seiten profitieren von einer guten Zusammenarbeit .


6. Plötzlich Arbeitgeber

Wenn du eine persönliche Assistenz anstellst, wirst du automatisch zum Arbeitgeber.

Diese Rolle bringt rechtliche und finanzielle Verpflichtungen mit sich.

Als erstes musst du einen schriftlichen Arbeitsvertrag ausarbeiten, der u.a. folgende Punkte klar festgelegt:



Aufgaben
Arbeitsort
Arbeitszeiten
Entlohnung
Beschäftigungsdauer
Urlaubsanspruch (bei Festanstellung)
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (bei Festanstellung)
Möglicherweise Probezeit (bei Festanstellung)

Du musst mindestens den Mindestlohn zahlen und Steuern entrichten. Außerdem bist du bei Festangestellten für die Krankenkassenzahlungen, Urlaubsgelder und Betriebshaftpflichtversicherung verantwortlich.


Du musst grundsätzlich für dich klären: Soll dein*e Assistent*in fest angestellt oder als freie*r Mitarbeiter*n bei dir arbeiten?

Generell solltest du eine Festanstellung der freien Mitarbeit vorziehen – auch wenn die freie Mitarbeit zunächst unkomplizierter und weniger bürokratisch erscheint.

Langfristig ist es für dich sicherer, wenn du dich auf festangestellte Mitarbeiter verlassen kannst.

Damit ein freier Mitarbeiter nicht in die Scheinselbständigkeit rutscht, muss er bei verschiedenen Auftraggebern arbeiten. Dann kann es schnell passieren, dass sich Arbeitszeiten überschneiden oder gegenseitig ausschließen: Und du stehst plötzlich ohnen Assistent*in da.

Bei festangestellten Mitarbeiern*innen gibt es vertraglich festgelegte Arbeitszeiten.

Der größte Haken an freien Mitarbeitern*innen jedoch ist, dass diese rasch kündigen können. Außerdem müssen sie sich selber sozial- und krankenversichern – was den Beruf für einige unattraktiv macht.


Bevor du mit damit anfängst, Assistent*innen zu beschäftigen, benötigst du folgende Dinge:



Steuernummer für den „Assistenzbetrieb“ – hierfür ist nur ein Anruf beim Finanzamt nötig
Betriebsnummer – diese bekommst du bei der Agentur für Arbeit

Wenn du dir zutraust alle Abrechnungen und bürokratischen Angelegenheiten rund um deine angestellten Assistenten*innen selbst zu machen, findest du gut Tipps beim Netzwerk für Inklusion, Teilhabe, Selbstbestimmung und Assistenz e.V.

Allerdings sind diese Arbeitsbereiche schon recht umfassend – auch hier können Assistenz.de oder akse e.V. eine große Hilfe sein.


7. Probearbeiten

Du hast ein*e passende*n Assistenten*in gefunden? Dann solltet ihr euch unbedingt auf ein bezahltes Probearbeiten einigen. Das kann einen Arbeitstag oder eine Woche dauern – je nachdem, wie sicher du dich fühlst.

So passend ein Assistent auf dem Papier oder beim Vorstellungsgespräch wirken mag: Das Probearbeiten ist die Feuerprobe und kann zeigen, ob ihr wirklich harmoniert.


Wenn du bereits mit Assistenten*innen zusammenarbeitest, mit denen du zufrieden bist, können sie den*die Bewerber*in anleiten: Wie sollte man dich heben, wie wird der Lifter benutzt, die Wohnung geputzt usw.


Und keine falsche Rücksicht: Wenn du das Gefühl hast, es passt nicht – dann passt es auch nicht.

Du bist dem*der Bewerber*in zu nichts verpflichtet.

Das gilt auch für die Assistenz: Wenn diese feststellt, dass sie doch nicht für dich arbeiten möchte, ist das möglicherweise ein unschönes Gefühl. Nimm es nicht persönlich – es gibt viele Gründe, weshalb Menschen nicht zusammen passen.


8. Sei ehrlich und offen

Es ist manchmal leichter gesagt als getan – aber: Schäm dich nicht schwierige Themen anzusprechen. Es geht darum ganz deutlich die Anforderungen an eine Assistenz klarzustellen.

Weder dir noch den Assistent*innen ist damit geholfen, wenn tatsächliche Bedürfnisse aus Scham oder Unsicherheit nicht angesprochen werden; und möglicherweise eine Zusammenarbeit aufgrund falscher Vorstellungen entsteht, die genau daran schließlich scheitert.

Es ist wichtig, dass du ehrlich zu dir selber bist und dich mit deiner Behinderung und deinem Hilfebedarf auseinandergesetzt hast.


9. Bleib im Gespräch mit deiner Assistenz

Gib regelmäßig positives und konstruktives Feedback, sprich auftretende Probleme zeitnah und so direkt wie möglich an und hör zu, wenn deine Assistenten*innen Kritik äußern oder Probleme mit der Arbeit haben. Gemeinsam kann man an problematischen Situationen arbeiten und Lösungen finden.

Auch wenn es natürlich um dich und deine Bedürfnisse geht – soll auch die Assistenz sich im Arbeitsverhältnis mit dir wohlfühlen.


10. Bewerber*innen finden

Nun geht es an die Suche einer guten Assistenzkraft. Hier kannst du die in Schritt 1 genannten Fragen einfach nehmen und in einer Annonce auf folgenden Börsen beantworten und einstellen. Schau dir ruhig an, was andere für Stellengesuche geschrieben haben und lass dich inspirieren:



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Published on January 27, 2017 13:10

January 10, 2017

Über Political Correctness

 

Sprache hat Macht: Wahrscheinlich haben wir alle schon einmal etwas als „behindert“ bezeichnet. Oder jemanden „Krüppel“ oder „Spasti“ genannt. Im funk-Nachrichtenformat INFORMR habe ich über die Notwendigkeit von Political Correctness gesprochen.

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Published on January 10, 2017 01:31

January 6, 2017

Als Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit brauche ich Eure Unterstützung für neue Projekte in Text, Bild und Ton.

Foto: Andi Weiland


Ich wünsche Euch ein Frohes Neues Jahr und hoffe, dass Ihr schöne Feiertage hattet!


Als Aktivist für Barrierefreiheit und Inklusion war ich 2016 viel unterwegs und fast immer erreichbar. Dadurch fehlte mir leider häufig die Zeit, Dinge zu recherchieren und aufzuschreiben um auch inhaltlich die nächsten Schritte weitergehen und noch besser helfen zu können.


Dieses Jahr werde ich regelmäßig Beiträge in Artikel- oder Videoform rund um das Thema behinderte Menschen in Deutschland produzieren. Aber das schaffe ich nicht alleine, deswegen bitte ich Euch um Unterstützung, denn zum Start brauche ich dazu rund 500 Euro im Monat, insbesondere um die notwendigen Recherchen in Auftrag zu geben.

Wenn 100 Menschen 5 Euro beisteuern, können wir sofort starten.


Mein Angebot:

Ich verstehe das als Projekt nicht nur von mir, sondern von allen, die mich dabei unterstützen. Deswegen gibt es dafür einen exklusiven Newsletter (und unter anderem Video-Hangouts), mit dem ich alle Unterstützer_innen regelmäßig auf dem Laufenden halten und etwas zurück geben kann. Gemeinsam können wir noch professioneller die Herausforderungen von behinderten Menschen sichtbar machen.


Bitte unterstützt mich hier auf der Plattform Steady.

Unterstütze mich auf Steady


Seid du dabei? Das würde mich sehr freuen!

Liebe Grüße,

Raul

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Published on January 06, 2017 05:25