Raúl Aguayo-Krauthausen's Blog, page 26

July 10, 2018

Newsletter: Bundesweit Informationen zu Aufzugsstörungen auf der Online-Karte Wheelmap verfügbar, und mehr über Inklusion & Innovation vom 10.07.18

Jeden Dienstag gibt es von mir kuratierte Links zu den Themen Inklusion und Innovation. Ihr könnt ihn auch als Newsletter abonnieren. Kein Spam. Versprochen! Hier gibt es die vergangenen Ausgaben.


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Bundesweit Informationen zu Aufzugsstörungen auf der Online-Karte Wheelmap verfügbar

https://news.wheelmap.org/elevate-bundesweit-informationen-zu-aufzugsstoerungen-auf-der-online-karte-wheelmap-verfuegbar/



Der Sozialhelden e.V. arbeitet bundesweit mit Verkehrsbetreibern zusammen, um Informationen zu Aufzugsstörungen zu sammeln und diese einheitlich auf Webseiten darzustellen. Neben den Berliner Verkehrsbetrieben sind auch die ÖPNV-Verbünde aus der Region Rhein-Ruhr (VRR) und Hamburg (HVV) dabei. Für ältere Aufzüge wurde ein Sensor entwickelt, der die Informationen zu Störungen überträgt.



 


Der britische Taxi-Klassiker macht jetzt deutschen Anbietern Konkurrenz

https://www.gruenderszene.de/automotive-mobility/levc-black-cab-tx-taxi-berlin-shuttle



Mit Hybrid-Antrieb, WLAN und Platz für sechs Personen versucht das Unternehmen LEVC auf dem deutschen Markt anzukommen. Der TX soll mehr als nur ein Taxi sein, denn es ist auch barrierefrei.



 


Wiener Linien planen weitere E-Paper-Haltestellen

https://www.bizeps.or.at/wiener-linien-planen-weitere-e-paper-haltestellen/



Eine echte Erleichterung bei der Benützung von Bus und Bim sind die E-Paper-Haltestellen für Menschen mit Sehbeeinträchtigung durch seine kontrastreiche, große Darstellung der Informationen sowie der neuen Vorlesefunktion im Gerät. Gemeinsam mit der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs“ wurden die E-Reader entwickelt.



 


Blind Bus fahren, das ist für mich wichtig

https://lydiaswelt.com/2018/07/04/blind-mit-dem-bus-fahren/



Bushaltestellen, Bahnhöfe, oder andere öffentliche Verkehrsmittel, die Lydia Zoubek regelmäßig nutzt, kennt sie. Im Klartext heißt das, dass sie gelernt hat, wo der Bus oder die Bahn hält, und wie sie diese am besten findet. Jedenfalls, wenn alles nach Plan läuft.



 


Gehörlose freuen sich über Bahn-Service

https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/38309



Der Deutsche Gehörlosen-Bund freut sich über einen neuen Service der Bahn. In einer Pilotphase bietet die Deutsche Bahn eine Live-Chat-Funktion an, teilte heute der Verband mit. Seit vielen Jahren kommunizieren Menschen mit Hörbehinderungen mit den Mitarbeitern der Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) per Fax oder E-Mail über Reiseplanung, z.B. über Buchung von Fahrscheinen und kostenfreie Sitzplatzreservierungen, über Information zu Verspätungen, Umbuchungen oder Gleiswechseln. Störungen können auch per SMS mitgeteilt werden.



 


Eine OSK-Erfolgsgeschichte: Von der Behindertenwerkstatt auf den ersten Arbeitsmarkt

https://koelner-stadtteilliebe.de/eine-osk-erfolgsgeschichte-von-der-behindertenwerkstatt-auf-den-ersten-arbeitsmarkt/



Seit dem 1. April hat die OSK Offene Schule Köln mit Sabrina Michael eine neue Mitarbeiterin am Empfang. Noch nie zuvor wurde in NRW einem Menschen mit ihrem Grad der Behinderung ein Arbeitsplatz auf dem so genannten ersten Arbeitsmarkt angeboten.



 


Inklusion konsequent umsetzen: Menschen mit Lernschwierigkeiten lehren an der Hochschule

https://www.rehacare.de/cgi-bin/md_rehacare/lib/pub/tt.cgi/Inklusion_konsequent_umsetzen_Menschen_mit_Lernschwierigkeiten_lehren_an_der_Hochschule.html?oid=49498&lang=1



Inklusion konsequent umsetzen, das ist das Ziel des innovativen Projekts „Inklusive Bildung Baden-Württemberg“. Männer und Frauen mit Lernschwierigkeiten werden dazu qualifiziert, an Fach- und Hochschulen zu lehren und den Studierenden die Lebenswelt und Bedarfe von Menschen mit Behinderung direkt und persönlich zu vermitteln. Im Sommersemester 2018 halten die angehenden Bildungsfachkräfte ihre ersten Seminare an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.



 


Heftige Kritik an „Neuausrichtung“ der Inklusion

https://bildungsklick.de//schule/meldung/heftige-kritik-an-neuausrichtung-der-inklusion/



Heute stellt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer in einem Pressegespräch ihre Eckpunkte zur “Neuausrichtung der Inklusion” vor. Diese Neuausrichtung der inklusiven Schulentwicklung in Nordrhein-Westfalen stärkt allein die Sonderschulen.



 


Lehramtsstudium – Lernen für die Inklusion

https://www.deutschlandfunk.de/lehramtsstudium-lernen-fuer-die-inklusion.680.de.html?dram%3Aarticle_id=421671



Wie man mit Menschen mit Behinderung umgeht, das kann man zwar im Seminarraum theoretisch lernen. Am besten aber hilft der direkte Kontakt. Das ist die Idee hinter einem Projekt der PH Heidelberg. Dort unterrichten Menschen mit Behinderung angehende Lehrerinnen und Lehrer.



 


Bedeutet Inklusion “Einheitsunterricht für alle”? Von wegen!

https://www.news4teachers.de/2018/07/bedeutet-inklusion-einheitsunterricht-fuer-alle-von-wegen-das-gegliederte-schulsystem-zwingt-lehrer-zur-gleichmacherei/



Die Inklusion ist heiß umstritten. Über die Hälfte der Lehrkräfte in Deutschland, 54 Prozent, sprachen sich im vergangenen Jahr in einer vom VBE initiierten Umfrage für den gemeinsamen Unterricht aus – trotz der schlechten Bedingungen. Andersherum: Immerhin 42 Prozent der Lehrer hielten es danach auch im Falle angemessener finanzieller und personeller Rahmenbedingungen für sinnvoller, wenn Kinder mit einer Behinderung in speziellen Förderschulen unterrichtet werden. Nicht selten wird das mit grundsätzlichen Einwänden begründet – und die nimmt sich unser Gastautor Prof. Hans Wocken in einer Streitschrift vor.



 


„Die Freiheit, sich zu bewegen“: Natasha über ihr Leben im Rollstuhl

https://ze.tt/die-freiheit-sich-zu-bewegen-natasha-ueber-ihr-bewegtes-leben-im-rollstuhl/



„Ich war so glücklich, als ich einen Rollstuhl bekommen habe“, sagt Natasha, die seit einer Rückenmarkserkrankung mit einem Rollstuhl mobil ist.



 


„Sexueller Begleiter“ ermöglicht Frauen mit Behinderung intime Berührungen

https://www.brigitte.de/liebe/sex-flirten/sex-im-rollstuhl–spanier-ermoeglicht-frauen-mit-behinderung-intime-beruehrungen-11229556.html



Der Spanier Dimitri Zorzos ist 39 Jahre alt und bietet sexuelle Dienstleistungen an. Menschen mit Behinderung buchen bei ihm intime Stunden. Noch immer ist für viele Menschen Sex mit Behinderten ein großes Tabu-Thema – und für manche Frauen ist ein Treffen mit Dimitri der erste sexuelle Kontakt ihres Lebens.



 


Umfrage: Barrierefreie Hotelzimmer finden

https://www.roomchooser.com/de/mein-roomchooser?utm_source=newsletter&utm_medium=raul



Michael Sicher hat mit roomchooser eine Buchungsplattform für Reisende mit eingeschränkter Mobilität gegründet, bei der man vorab das Zimmer sieht, das man bucht. Also keine bösen Überraschungen mehr bei der Ankunft! Für einen Wien-Aufenthalt findet sich schon eine gute Auswahl. Andere Städte folgen. Die Zukunft von roomchooser kann durch eine Umfrage jetzt nach den eigenen Wünschen und Anforderungen mitgestaltet werden!



 


Menschen mit Behinderung und ihr Alltag

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/menschen-mit-behinderung-und-ihr-alltag



Sophie ist 21, studiert Psychologie und ist blind. Christian sitzt im Rollstuhl. Und Tobias wohnt in einer Neuner-WG mit Menschen mit geistiger Behinderung. Was heißt Inklusion für sie persönlich? Was läuft schief und was müsste sich ändern, damit sich Menschen mit Behinderung im Alltag besser zurecht finden? Das hört ihr im neuen „Ab21-Podcast“.



 


Inklusion – ein (neues) Menschenrecht?

https://bodys.evh-bochum.de/aktuelles.html



So lautet der Titel einer Rede, die Theresia Degener anlässlich des silbernen Doktorjubiläums am 4.5.2018 an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main hielt.



 


Thema Inklusion oder: Ich soll Verständnis haben. Doch warum und wofür?

https://christian-ohrens.de/wordpress/2018/07/05/gedanken-gaenge-xxvi-thema-inklusion-und-teilhabe-oder-ich-soll-verstaendnis-haben-doch-warum-und-wofuer/



Schon oft hat Christian Ohens über Inklusion oder Teilhabe geschrieben. Und oft haben sich Teile seiner Aussagen in seinen Beiträgen wiederholt. Soweit nicht schlimm, denn es sind meist die für die wirkliche Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderung wichtigsten Punkte, die man immer wiederkäuend anführen muss, weil sie scheinbar nur die wenigsten verstehen… wollen. Etwas, dass er in jüngsten Gesprächen wieder einmal feststellen durfte: Er, als selbst Betroffener, muss Verständnis aufbringen! Doch wofür und warum eigentlich?



 


Bluttest auf Down-Syndrom

https://www.bizeps.or.at/bluttest-auf-down-syndrom/



Der Bluttest auf Down-Syndrom darf nicht Kassenleistung werden, forderte heute die Sprecherin für Behindertenpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.



 


PDF: Gesetzentwurf für mehr Teilhabe im Wahlrecht veröffentlicht | kobinet-nachrichten

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/031/1903171.pdf



Der Deutsche Bundestag hat einen Gesetzentwurf veröffentlicht, der mehr Teilhabe im Wahlrecht sichern soll. Dieser wurde als Drucksache unter der Nummer 19/3171 veröffentlicht und kann online nachgelesen.



 


Deutsches Institut für Menschenrechte

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/aktuell/news/meldung/article/pressemitteilung-mehr-buecher-fuer-menschen-mit-seh-und-lesebehinderung/



Das Deutsche Institut für Menschenrechte empfiehlt Bund und Ländern, die Übertragung von Literatur, Kunst und Wissenschaft in barrierefreie Formate wie Brailleschrift, Großdruck oder Hörbuch stärker öffentlich zu fördern. Ebenso sollten sie Bibliotheken und Bildungseinrichtungen mehr Mittel für den Ausbau ihrer Barrierefreiheit zur Verfügung stellen.



 


Stillstand beim Barrierefreiheitsgesetz in Brüssel

https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/38315



so titelt der Newsletter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes dbsv direkt die Tatsache, dass einige EU-Mitgliedsstaaten, darunter leider auch Deutschland, die Verhandlungen für ein europäisches Barrierefreiheitsgesetz, den European Accessibility Act (EAA), blockieren. Seit Beginn der Gespräche am 1. März seien deshalb keine nennenswerten Ergebnisse zu verzeichnen.



 


PDF: Zeitschrift „Behinderung und internationale Entwicklung

https://www.bezev.de/de/institut-fuer-inklusive-entwicklung/zeitschrift/?rex-api-call=download_medium&medium=2005



Die Zeitschrift Behinderung und internationale Entwicklung erscheint seit 1990 dreimal jährlich mit Beiträgen sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache. Ihr Anspruch ist es, ein Medium für einen grenzüberschreitenden Informationsaustausch zur Thematik zu bieten sowie die fachliche Diskussion zu pädagogischen, sozial- und entwicklungspolitischen sowie interkulturellen Fragen im Zusammenhang mit Behinderung in Entwicklungsländern weiterzuentwickeln. Jede Ausgabe ist einem Schwerpunktthema gewidmet, das durch Einzelbeiträge und einen aktuellen Informationsteil ergänzt wird.



 


Neuseeland: Verbesserte Kommunikation in Krisensituationen angestrebt

https://www.taubenschlag.de/2018/07/neuseeland-verbesserte-kommunikation-in-krisensituationen-angestrebt/



Wichtige Informationen während Naturkatastrophen und anderer Krisen werden Gehörlose in Neuseeland zukünftig nicht mehr so oft verpassen müssen.



 


Israel: Autisten in der Armee

https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/Israel-Autisten-beim-Militaer-100.html



Menschen mit der Diagnose Autismus sind in der israelischen Gesellschaft häufig Außenseiter. Ausgerechnet das israelische Militär geht nun neue Wege und hat ein Spezialprogramm für Autisten aufgelegt, von dem beide Seiten profitieren. In Israel ist das Militär hochangesehen und bis vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass Autisten zu Soldaten ausgebildet werden.



 


Playstation 4: Selbstbau-Controller ist mit einer Hand und dem Knie nutzbar

https://www.golem.de/news/playstation-4-selbstbau-controller-ist-mit-einer-hand-und-dem-knie-nutzbar-1807-135292.html



Ein Reddit-Mitglied hat in einem Thread einen ungewöhnlichen Controller für die Playstation 4 vorgestellt. Dieser ist einhändig und mit links oder rechts bedienbar. Erste Reaktionen fallen positiv aus und raten sogar zum Crowdfunding und zur Patentanmeldung.



 


Why Does Hollywood Keep Rewarding Films That Shut Out Disability?

https://www.bitchmedia.org/article/disability-coco-star-wars-shape-water



Disability discrimination is deeply ingrained in the fabric of our society and almost universally enforced by the stories we tell in the media we gleefully consume.



 


Interview: Emmerdale’s disabled actor James Moore on making disability ’normal‘

http://disabilityhorizons.com/2018/07/interview-emmerdales-disabled-actor-james-moore-on-making-disability-normal/



Award-winning ITV soap Emmerdale recently cast a disabled actor in a pivotal role, placing him at the forefront of a major, developing storyline. Newcomer, 25-year-old James Moore from Cheltenham, Gloucestershire has cerebral palsy. His debut as Ryan Stocks, the long-lost son of Charity Dingle, has been met with universal praise and applause.



 


These High Schoolers Are Calling For A National Disability History Museum By Making Their Own

http://www.wbur.org/hereandnow/2018/07/04/national-disability-history-museum-high-schoolers



A group of Massachusetts 11th-graders spent the school year collecting documents and artifacts, including an early 20th century precursor of a hearing aid.



 


The Trump Administration Is Waging a War on People With Disabilities

https://www.dailydot.com/irl/trump-people-with-disabilities/



It can be hard to keep track of all the oppressed and disadvantaged groups the president is targeting; every angering, heartbreaking news cycle brings a new one into focus. But while his attacks on women, racial minorities, and LGBTQ folks have been well-documented, we shouldn’t forget the administration’s continued antagonism toward people with disabilities.



 


Belfast City Airport becomes first airport to implement JAM Cards

https://www.disabledgo.com/blog/2018/07/belfast-city-airport-becomes-first-airport-to-implement-jam-cards/



JAM Cards (Just a Minute) are designed to discreetly notify staff that holders may require additional time in a simple and non-verbal way. While originally intended for those with learning disabilities, the JAM Cards can now be used by anyone experiencing a barrier to communication.



 


Mandy Harvey

https://mandyharveymusic.com/



Amanda Lynn Harvey ist eine amerikanische Jazz- und Popsängerin und Songwriterin, die taub ist und in der 12. Staffel von America’s Got Talent gewann.



 






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Published on July 10, 2018 00:34

July 3, 2018

Newsletter: “Inklusion ist ein Recht” – im Gespräch mit Yetnebersh Nigussie, und mehr über Inklusion & Innovation vom 03.07.18

Jeden Dienstag gibt es von mir kuratierte Links zu den Themen Inklusion und Innovation. Ihr könnt ihn auch als Newsletter abonnieren. Kein Spam. Versprochen! Hier gibt es die vergangenen Ausgaben.



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“Inklusion ist ein Recht” – im Gespräch mit Yetnebersh Nigussie

https://raul.de/allgemein/inklusion-ist-ein-recht-im-gespraech-mit-yetnebersh-nigussie/



Im Zusammenhang mit der Verleihung des Alternativen Nobelpreises habe ich Yetnebersh Nigussie getroffen und zu verschiedenen Fragen rund um die Thematik Behindertenrechte interviewt. Unter anderem sprachen wir über Bildungsgerechtigkeit.



 


So groß ist die Welt

https://www.freitag.de/autoren/klaus-raab/so-gross-ist-die-welt



Der Aktivist Raúl Krauthausen hat für seine Talkshow „face to face“ den Grimme Online Award erhalten. Gäste mit und ohne Behinderung reden hier über Arbeit und Leben.



 


Behindert und verrückt feiern – Die Disability & Mad Pride Parade

https://leidmedien.de/aktuelles/behindert-und-verrueckt-feiern-die-disability-mad-pride-parade/



Ein Leben mit Behinderung ist Pride, ist Lifestyle. Und vor allem ganz normal. Weltweit und in verschiedenen Städten zeigen das Menschen mit verschiedenen Behinderungen auf der Disability Pride Parade. Andrea Schöne war auf der Disability Pride Parade in Berlin.



 


Fabian: „Ich brauche kein Mitleid, weil meine Tochter das Down-Syndrom hat”

https://editionf.com/downsyndrom-buch-mit-anderen-augen



Als seine Tochter mit dem Down-Syndrom auf die Welt kommt, zieht es Fabian Sixtus Körner den Boden unter den Füßen weg. Wie der junge Vater mit schwierigen Situationen umgeht, welche Erfahrungen ihn prägten und warum das Abenteuer des Lebens nie aufhört, erzählt er im Interview.



 


Video: Inklusions-Podcast mit Corinna Rüffer

https://www.youtube.com/watch?v=xb0Pg3ywshU



Im Internet gibt es phantastische BloggerInnen und AutorIinnen, die als behinderte Menschen großartige Projekte ins Leben gerufen haben. Auf raul.de/links gibt es eine kleine Sammlung. Meine heutigen Empfehlungen kommen von Constantin Grosch, Christian Bayerlein und Laura Gehlhaar:


In der zehnten Folge des Inklusions-Podcasts, ist Constantin Grosch zu Gast bei der behindertenpolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, Corinna Rüffer.

Sie sprechen über den Gesetzesentwurf “Digitale Barrierefreiheit”, was Arbeit mit Würde zu tun hat, schneiden kurz das Thema Bedingungsloses Grundeinkommen an und blicken auf Pränataldiagnostik bei Trisomie21.



 


Christian Bayerlein: „Ich bin mit meinem Körper im Reinen“ (Teil I)

https://www.mobitipp.de/christian-bayerlein-ich-bin-mit-meinem-koerper-im-reinen-teil-i/



Der Diplom-Informatiker lebt seine Sexualität aus und steht öffentlich dazu, zum Beispiel als einer der Hauptakteure im preisgekrönten Film ‚Touch Me Not‘. Dabei stößt er gelegentlich an Grenzen.

Christian Bayerlein ist ein Vorreiter der gesellschaftlichen Diskussion um das Thema Behinderung und selbstbestimmte Sexualität. Der Koblenzer hat spinale Muskelatrophie, arbeitet als Webdesigner, liebt Reisen und erforscht die Spielarten der Sexualität. Der Film ‚Touch Me Not‘, in dem Christian Bayerlein mitspielt, gewinnt auf der 68. Berlinale den Goldenen Bären. Ein Interview in zwei Teilen.



 


Christian Bayerlein: „Ich bin mit meinem Körper im Reinen“ (Teil II)

https://www.mobitipp.de/christian-bayerlein-ich-bin-mit-meinem-koerper-im-reinen-teil-ii/



Ein Künstler, der ihn als Akt gemalt hat, empfand seinen Körper als „Wollknäuel“. Christian Bayerlein selbst bezeichnet sich als „Sex-Nerd“, hat Erfahrungen mit Monogamie, offener Beziehung, Fetisch und Formen von Sado-Maso gesammelt. Ganz schön provokant, findet mancher. Doch der Koblenzer hat die



 


Laura Gehlhaar: „Meine Behinderung gehört auch all denen, die sie mitverursachen“

https://editionf.com/Female-Future-Force-Interview-Laura-Gehlhaar



Die Welt wäre besser, wenn wir alle mehr über den eigenen Tellerrand schauen würden, sagt Laura Gehlhaar. Wir haben mit der Bloggerin und Autorin über Inklusion und ihre Super-Power gesprochen.



 


Statistisches Bundesamt: Zahl der Schwerbehinderten steigt um zwei Prozent

https://www.tagesspiegel.de/politik/statistisches-bundesamt-zahl-der-schwerbehinderten-steigt-um-zwei-prozent/22732292.html



Etwa jeder Zehnte Deutsche hat eine schwere Behinderung – zwei Prozent mehr als noch 2015. VdK-Präsidentin Bentele fordert von der Bundesregierung, die Inklusion voranzutreiben.



 


Schulbegleitung in Heidelberg: Links der Blindenstock, rechts Timo

https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-schulbegleitung-in-heidelberg-links-der-blindenstock-rechts-timo-_arid,367183.html



Der elfjährige Joshua ist sehbehindert und besucht das Thadden-Gymnasium – 19-Jähriger unterstützt ihn im Alltag



 


Schulen in Hessen: Aufnahme eines hörbehinderten Jungen abgelehnt

http://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/schulen-in-hessen-aufnahme-eines-hoerbehinderten-jungen-abgelehnt-a-1534608



Ein hörbehinderter Junge aus dem Rheingau-Taunus-Kreis darf die für ihn beste Schule nicht besuchen, weil sie in Wiesbaden liegt.



 


Schulen in Sachsen: Kostenerstattung für Gebärdensprachdolmetscher

http://www.lvz.de/Mehr/Finanzen/Aktuelles/Kostenerstattung-fuer-Gebaerdensprachdolmetscher-in-Schule



Unterrichtet eine Schule in Lautsprache und ein hörgeschädigter Schüler kann dem Unterricht kaum folgen, dann hat er Anspruch auf einen Gebärdensprachdolmetscher. Dafür zahlen muss der Sozialhilfeträger.



 


Bremer Gymnasium hadert mit Inklusion

http://www.taz.de/!5513749/



Eine Bremer Schulleiterin scheitert mit ihrer Klage dagegen, dass ihr Gymnasium geistig behinderte Kinder beschulen muss. Dies zu beschließen liege in der Kompetenz der Schulbehörde, erklärte das Gericht



 


Neuausrichtung der Inklusion in NRW: Ein Fall für den Landesrechnungshof

https://bildungsklick.de/schule/meldung/neuausrichtung-der-inklusion-in-nrw-ein-fall-fuer-den-landesrechnungshof/



Der Mangel an Sonderpädagogen an allgemeinen Schulen ist hausgemacht. Auch für NRW gilt, was Berechnungen des Landesrechnungshofs Niedersachsen zeigen: Ein Ende der Doppelstruktur aus Sonder- und Regelschule hieße mehr Förderung für alle Schüler.



 


Ein Plädoyer für die Inklusion: Gleiche Rechte für alle, ist keine “Gleichmacherei”!

https://www.news4teachers.de/2018/06/ein-plaedoyer-fuer-die-inklusion-gleiche-rechte-fuer-alle-auch-fuer-behinderte-kinder-sind-keine-gleichmacherei/



Die aktuell verhandelte Klage einer Bremer Schulleiterin gegen die Inklusion macht einmal mehr deutlich: Es gibt massive Probleme bei der Umsetzung in der pädagogischen Praxis. In jüngster Zeit werden Stimmen lauter, den Prozess – ähnlich wie die Einführung von G8 – rückabzuwickeln. Warum das nicht geht, macht der renommierte Erziehungswissenschaftler und Inklusionsexperte Prof. Hans Wocken in einem dreiteiligen Gastbeitrag deutlich. Im ersten Teil widmet er sich dem Vorwurf, der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Schülern sei einer linken Gleichheits-Ideologie entsprungen, bedeute also “Kommunismus für Schulen”. Falsch – sagt Wocken.



 


Mit 18 Jahren ins Altersheim – Warum junge Pflegebedürftige dorthin abgeschoben werden

https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/defacto/sendungen/mit-18-jahren-ins-altersheim–warum-junge-pflegebeduerftige-dorthin-abgeschoben-werden,video916~_story-sendung-35400.html



Der 18-jährige Andreas Geyer wurde mit offenem Rücken und einem sogenannten Wasserkopf geboren. Er kann weder Laufen noch stehen, seine Entwicklung ist verzögert und er ist 24 Stunden auf Hilfe angewiesen. Durch die Erkrankung kann er nicht alleine auf die Toilette gehen, alle vier Stunden muss er kathetert werden. Bislang haben sich Pflegekräfte in einem Internat um ihn gekümmert. Doch nun geht die Schulzeit zu Ende. Wer kümmert sich ab jetzt um den jungen Mann? Seine Mutter telefoniert seit Monaten alle Pflegeheime und Wohngruppen ab, nirgends gibt es einen Platz für ihn. Der einzige Ausweg: Entweder er kommt in ein Seniorenheim oder seine Mutter muss ihren Job aufgeben um ihn zu Hause zu pflegen.



 


Bluttest auf Down-Syndrom häufig fehlerhaft

https://www.lebenshilfe.de/de/presse/2018/artikel/Bluttest-auf-DownSyndrom-haeufig-fehlerhaft.php



Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat seine Bewertung der Studienlage zum Bluttest auf Down-Syndrom veröffentlicht. Dieser Test untersucht das Blut einer Schwangeren darauf, ob sie ein Kind mit Trisomie 13, 18 oder 21 erwartet. Das IQWiG hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses überprüft, wie zuverlässig dieser Test ist. „Der Bericht zeigt die Schwierigkeiten des Bluttests: Danach ist das positive Testergebnis bei bis zu 18 Prozent der Frauen falsch – sie erwarten gar kein Kind mit Down-Syndrom. Legt man nur die wissenschaftlich einwandfreien Studien zugrunde, könnte dies sogar noch viel mehr Frauen betreffen“, erläutert die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe Ulla Schmidt, MdB.



 


Barrierefreie Lernsoftware & Apps für inklusives Lernen

https://www.kubinaut.de/de/news/2018/6/5/neue-broschure-barrierefreie-lernsoftware-apps-fur-inklusives-lernen/



Leichter lernen mit Tablets und Apps. Das ist das Thema der neuen Broschüre „Barrierefreie Lernsoftware & Apps für inklusives Lernen“ von barrierefrei kommunizieren! Kinder mit Körper-, Seh- und Lernbehinderungen können beim Lernen durch Tablets und Apps unterstützt werden.



 


Fernstudium ohne Barrieren: Inklusionskonzept verabschiedet

http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/aktuelles/2018/05/inklusionskonzept-verabschiedet.shtml



Die FernUniversität in Hagen ist auf dem Weg zur inklusiven Hochschule. Mit der Verabschiedung ihres Konzepts „Fernstudium ohne Barrieren“ durch das Rektorat ist eine wichtige Etappe bei der Inklusion von Studierenden mit Behinderung und chronischer Erkrankung erreicht. Ziel ist nun die Umsetzung in den nächsten fünf Jahren.



 


Barrierefreie Kommunikation, Master of Arts (M.A.)

https://www.uni-hildesheim.de/studium/studienangebot/masterstudium/barrierefreie-kommunikation-master-of-arts-ma/



Der Masterstudiengang Barrierefreie Kommunikation (M.A.) vermittelt wissenschaftlich fundierte Kenntnisse und Fähigkeiten für eine Expertentätigkeit im Bereich Barrierefreie Kommunikation mit einem Schwerpunkt auf der Übersetzung und insbesondere Fachübersetzung in Leichte Sprache. Darüber hinaus wird ein Überblick über das Feld der Barrierefreien Kommunikation in ihren verschiedenen Ausprägungen vermittelt.



 


DBSV fordert Reform der Ausgleichsabgabe

https://www.dbsv.org/aktuell/vbt-2018-res-arbeit-uebergabe-heil.html



Resolution zur beruflichen Teilhabe an Bundessozialminister Hubertus Heil übergeben. Renate Reymann, Präsidentin des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), hat eine spürbar erhöhte Ausgleichsabgabe für Betriebe gefordert, die ihrer Beschäftigungspflicht gegenüber schwerbehinderten Menschen gar nicht oder in unzureichendem Maße nachkommen.



 


Eucrea veröffentlicht Positionspapier für mehr Diversität im Kunst- und Kulturbetrieb

https://www.eucrea.de/index.php/kulturpolitik



Unter dem Titel „Diversität im Kunst- und Kulturbetrieb in Deutschland: Künstlerinnen mit Behinderung sichtbar machen“ veröffentlicht EUCREA eine grundlegende Stellungsnahme zum Thema. Ziel des Papiers ist, Kunst- und Kultureinrichtungen, Politik und Verwaltung zum Umdenken anzuregen sowie eine verbesserte Infrastruktur in Bezug auf Arbeit und Ausbildung zugunsten von Künstlerinnen mit Beeinträchtigung einzufordern.



 


Wacken Open Air und Inklusion Muss Laut Sein gehen 2018 erneut einen gemeinsamen Weg

http://www.i-m-l-s.com/?p=6808



Inklusion Muss Laut Sein! Unter diesem Motto trommelt eine Gruppe Musikbegeisterter seit mittlerweile 9 Jahre für eine gelungene Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf Konzerten und Festivals.



 


UN-Behindertenrechtskonvention: DBSV wirkt an Staatenprüfung mit

https://www.dbsv.org/aktuell/brk-staat-prfg-2.html



Wie weit ist Deutschland bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK)? Um diese Frage zu beantworten, findet in den kommenden drei Jahren eine sogenannte Staatenprüfung statt. Zuständig ist der BRK-Ausschuss der Vereinten Nationen, der dem Menschenrechtskommissar unterstellt ist.



 


Berlin in Leichter Sprache

https://berlin-in-leichter-sprache.de/



Stadt-Führungen für Menschen mit Lern-Schwierigkeiten und für Deutschlerner. Berlin und Potsdam – einfach erklärt.



 


Her Abilities Award

https://www.her-abilities-award.org/home



The first global award honouring the achievements of women with disabilities.



 


What Is Ableism?

https://whatisableism.tumblr.com/



An outreach project dedicated to dealing with the disconnect between the disability community and the liberal, progressive and left activist scene. That being said, anyone who wants to learn is welcome.



 


„But Isn’t It Easier to Change the Individual than to Change Society?“

https://www.radicalabolitionist.org/radical-abolitionist/2018/6/29/but-isnt-it-easier-to-change-the-individual-than-to-change-society



When arguing for the social model of disability, or for the acceptance of madness/neurodivergence instead of the cure, Emily Cutler is often met with the rebuttal, „But isn’t it easier to change an individual than to change all of society?“



 


Misconceptions About Sex And Relationships With A Disability

https://www.huffingtonpost.com/entry/misconceptions-about-having-sex-with-a-physical-disability_us_5b06fd26e4b05f0fc8461b84



There are many misconceptions about people who have disabilities. Many of those misconceptions center around sexuality. Huffington Post shares seven misconceptions about having sex with a physical disability from the perspective of four people with various disabilities.



 


The Blind Masters of Fighting Games

https://variety.com/2018/gaming/features/blind-players-fighting-games-1202856319/



Silence is not something found in abundance at fighting game tournaments. Hype is the currency the fighting game community trades in, and skilled play is a press that mints hype. In Cologne, Germany last October, Red Bull held a team tournament for “Street Fighter V” called the Pit. Like most tournaments, the atmosphere was electrifying. When Team ECV, including Sven Van de Wege, took the stage, a hush fell over the crowd and suddenly the atmosphere resembled that of a golf tournament more than a fighting game tournament. The crowd went silent because the announcer had prompted them to do so out of respect for Van de Wege, who is blind and plays using only audio cues.



 


The person with an intellectual disability is treated as either ‚heroic‘ or ‚tragic‘

http://www.thejournal.ie/readme/inclusion-ireland-4080829-Jun2018/?amp=1&__twitter_impression=true



According to Piggott: “The reality is that most people live ordinary lives. As children, they just want to play, go to school, swim or go dancing just as others do. The child with the disability internalises the message ‘If I don’t feel welcome or respected, then that makes me feel less confident’. This needs to change. We need to welcome babies with disabilities into the world, and support their families too.”



 


Apple Mulls System zur Unterstützung von Sehbehinderten bei der Navigation in der Umgebung

http://iosnews.de/2018/06/28/apple-mulls-system-zur-unterstuetzung-von-sehbehinderten-bei-der-navigation-in-der-umgebung/



Apple hat überlegt, wie man den sensorisch beeinträchtigten Personen helfen kann, sich zwischen den Standorten zu bewegen, indem man eine Kombination von Sensoren verwendet, um die lokale Umgebung zu modellieren und dem Benutzer eine taktile Rückmeldung zu geben, welche Objekte und Strukturen sich in ihrer Nähe befinden.



 






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Published on July 03, 2018 07:08

June 30, 2018

“Inklusion ist ein Recht” – im Gespräch mit Yetnebersh Nigussie

Im Zusammenhang mit der Verleihung des Alternativen Nobelpreises habe ich Yetnebersh Nigussie getroffen und zu verschiedenen Fragen rund um die Thematik Behindertenrechte interviewt. Unter anderem sprachen wir über Bildungsgerechtigkeit.





Yetnebersh NigussieYetnebersh Nigussie ist Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin und Inklusionsbotschafterin für die Organisation “Light for the World”.

2017 erhielt sie den Alternativen Nobelpreis für „ihre inspirierende Arbeit, die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken“.

In der UN-Behindertenrechtskonvention, die auch Deutschland unterzeichnete, steht eindeutig im Artikel 24:


(1) Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen (…).

Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass


a) Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom

Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden;


b) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben. (…)


d) Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird, um ihre erfolgreiche Bildung zu erleichtern.


Inklusionsgegner wie u.a. der Gymnasiallehrer Michael Felten meinen in der Formulierung ”integratives Bildungssystem” ein Argument für den Erhalt der Förderschulen zu erkennen, übersehen allerdings, dass es sich hier um die deutsche Übersetzung handelt. Im Original der UN-Behindertenrechtskonvention steht eindeutig: „Persons with disabilities can access an inclusive, quality and free primary education (…).“

In der französischen Version findet sich ebenfalls “inclusif”.


Zu diskutieren, ob Inklusion an Schulen gescheitert ist, ist der vollkommen falsche Ansatz. Tatsächlich geht es darum, Bildungsgerechtigkeit endlich umzusetzen: Für alle Schüler*innen.

Inklusion als Bildungssparmaßnahme auszunutzen, wie es aktuell nicht selten passiert, ist nicht nur der falsche Weg, sondern ein klarer Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention, die ebenfalls im Artikel 24 fordert:


(4) Um zur Verwirklichung dieses Rechts beizutragen, treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen zur Einstellung von Lehrkräften, einschließlich solcher mit Behinderungen, die in Gebärdensprache oder Brailleschrift ausgebildet sind, und zur Schulung von Fachkräften sowie Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf allen Ebenen des Bildungswesens. Diese Schulung schließt die Schärfung des Bewusstseins für Behinderungen und die Verwendung geeigneter ergänzender und alternativer Formen, Mittel und Formate der Kommunikation sowie pädagogische Verfahren und Materialien zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen ein.


Dass Deutschland sich hier bisher nicht an die Richtlinien hält, hat auch der UN-Ausschuss bemerkt und weist Deutschland bereits 2015 an:


Immediately develop a strategy, action plan, timeline and targets to provide access to a high-quality, inclusive education system across all Länder, including the required financial resources and personnel at all levels.


Deutschland soll also umgehend eine Strategie, einen Aktionsplan und Zeitplan sowie Ziele entwickeln, wie in allen Bundesländern ein hochwertiges inklusives Bildungssystem umgesetzt werden kann. Dass es dafür sowohl die notwendigen Mittel als auch das entsprechende Personal geben muss, ist Teil der Forderung.


So langweilig diese juristischen Texte sein mögen – es ist doch wichtig darauf hinzuweisen, was die UN hier von den Vertragspartnern fordert, die dem Abkommen per Unterschrift zugestimmt haben. Und es ist wichtig klarzustellen, dass Deutschland hier bisher gegen die UN-Behindertenrechtskonvention verstößt, wenn Schul-Inklusion als Bildungs-Sparmodell umgesetzt wird.


Was zur Zeit passiert ist, dass die Inklusions-Diskussion auf den Schultern behinderter Schüler*innen ausgetragen wird. Lernende mit Förderbedarf sollen nun angeblich Schuld am Ruin des Bildungssystems sein.

Unter diese Form der Diskursverschiebung muss ein klarer Schlussstrich gezogen werden. Spätestens seitdem Deutschland der UN-Behindertenrechtskonvention zustimmte, geht es nicht mehr darum, ob Inklusion an Schulen stattfindet, sondern wie Bildungsgerechtigkeit für alle Schüler*innen umgesetzt werden kann: Wie die Finanzierung stattfindet, welches Personal benötigt und wie möglichst nachhaltig das Problem des Lehrkräftemangels gelöst wird.


Momentan werden Lehrer*innen an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben, zahlreiche Brandbriefe weisen auf höchst problematische Situationen an Schulen hin. Guter Wille der Lehrkräfte reicht nicht aus, um Inklusion umzusetzen. Und es wird auch kein Trick oder schnell wirkender Mechanismus helfen, allen Kindern Deutschlands gerechte und gute Bildungschancen zu ermöglichen.

Die Politik muss endlich realistische Finanzierungskonzepte für den Bereich Bildung entwickeln.

Eine Initiative von rund 200 namhaften Pädagogen*innen startete aktuell eine Petition mit der Idee, einen Bildungsrat aus Experten*innen für Bildungsgerechtigkeit zu gründen. Sie fordern unter anderem: “Inklusion ist die Aufgabe aller Schulen: Alle Kinder müssen mitgenommen, nicht abgeschult werden.”

Eine Petition allein löst keine Probleme, aber kann den Finger in die Wunde stecken.

Bildungsrat für Bildungsgerechtigkeit bei change.org.


(sb)


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Suse Bauer.



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Foto: Suse Bauer

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Published on June 30, 2018 03:07

June 23, 2018

Danke für den Grimme Online Award 2018!

Die Gewinner des Grimme Online Awards 2018

Die Gewinner des Grimme Online Awards 2018


Früher dachte ich ganz naiv, es gäbe online im Großen und Ganzen nur News-Seiten, Blogs und Foren. Die Bandbreite der existierenden Online-Projekte ist mir eigentlich erst durch den Grimme Online Award bewusst geworden.

Wie kreativ und vielfältig Online-Projekte mittlerweile sind, kann man jährlich an den großartigen Nominierungen und Preisträgern erkennen.

Umso mehr war ich überrascht und geehrt, dass ich für meine Projekte in ihrer Gesamtheit für die Kategorie Grimme Online Award Spezial nominiert wurde.


Auf dem roten Teppich

Auf dem roten Teppich


Der Abend der Preisverleihung war extrem spannend und inspirierend. Besonders freue ich mich über die doppelte Wertschätzung der Arbeit der Chemikerin und YouTuberin Mai Thi Nguyen-Kim, die nicht nur ein tolles Role Model ist, sondern mit Erfolg auch Laien wie mir zeigt, wie großartig Naturwissenschaften eigentlich sind. Zusammen mit der Journalistin und Designerin Melanie Gath stellt sich die Wissenschaftlerin auf ihrem YouTube-Kanal MaiLab Halbwissen jeder Art zu Themen wie Impfen, Tierversuche oder Genetik.


 Mai Thi Nguyen-Kim

Mai Thi Nguyen-Kim


Ebenfalls großartige Preisträgerinnen sind die Macherinnen des empowernden und aufklärenden Instagram-Accounts Mädelsabende.


Mädelsabende

Mädelsabende


Meine Lieblingsprojekte unter den Nominierten, die keinen Preis erhielten, sind Deutschland3000 mit der großartigen Eva Schulz, der Halbe Katoffl Podcast und Digitalcourage e.V.

Die Worte, die mich an diesem Abend am meisten berührten, kamen von der Kabarettistin und Schauspielerin Idil Baydar: “Wir sollten alle Gastarbeiter auf diesem Planeten sein.”


Zum Ende des Abends war die Spannung groß und aufgrund der Tatsache, dass ein ganze Kategorie voller großartiger Nominierter schon leer ausging, gingen meine Vorstellung auf einen Preis gen Null – umso unfassbarer die Freude, dass ich tatsächlich einen der Grimme Online Awards aus der Kategorie Spezial gewonnen habe.


Dankesrede beim Grimme Online Award 2018

Dankesrede beim Grimme Online Award 2018


Auf der Bühne bei der Preisverleihung war ich so überwältigt, dass ich mich jetzt einfach nochmal in Ruhe bei allen bedanken möchte, die den Award erst möglich machten und die bei der Ehrung durch den Preis mitgemeint sind:



Suse Bauer für die großartige Redaktion hinter KRAUTHAUSEN – face to face, ZDF Blickwechsel, #re:spsonsive und diesem Blog.
Tim Klimes von der Produktionsfirma AVE und Peter Pauli von der Produktionsfirma abm für das Realisieren der oben genannten Videoformate.
Dem ZDF und der bpb für das in mich gesetzte Vertrauen.
Dem KIMBUK-Team für die tolle Zusammenarbeit am ersten vielfältigen Kinderbuchfestival in Deutschland.
Den SOZIALHELDEN und den Projekten Leidmedien.de und Wheelmap.org, mit denen alles begann.
Und natürlich allen, die mir hier, online und via Steady ihr Vertrauen schenken.

Die Begründung der Jury:



Wenn eine Jury bei einem Online-Preis eine persönliche Leistung auszeichnet, so kann sie keine URL nennen, auf die sie sich alleine bei ihrer Entscheidung bezieht. Und das ist auch der Fall bei dem diesjährigen Preis in der Kategorie Spezial: Raul Krauthausen erhält den Grimme Online Award nicht für ein einzelnes Online-Angebot. Vielmehr würdigt die Jury sein unermüdliches Engagement als Inklusions-Aktivist, der Initiativen wie die „Sozialhelden“ oder Websites wie wheelmap.org auf den Weg gebracht hat und der auf Twitter und Facebook bemerkenswert sichtbar den Dialog zu Aspekten der Inklusion führt.

Crossmedialität ist Raul Krauthausens erklärtes Prinzip – auch an der Schnittstelle zwischen Web und traditionellen Medien – und damit trägt er das Thema Behinderung an Personenkreise und Publika heran, die gewöhnlich nicht täglichen Kontakt damit haben. Das Netz ist fast schon sein natürlicher zweiter Lebens-, auf jeden Fall aber präferierter Kommunikationsraum geworden. Zusammen mit Partnern und Unterstützern trägt Raul Krauthausen seine Botschaft über das Netz in die Öffentlichkeit – und bietet Journalisten mit dem Angebot Leidmedien.de eine Hilfestellung, damit sie ihrerseits klischeebefreit über das Thema Behinderung schreiben können.

Die Jury zeichnet Raul Krauthausen für sein anhaltendes und leidenschaftliches Wirken und den konsequenten Einsatz unterschiedlicher Medienangebote aus, weil er damit sein gesellschaftlich relevantes Thema in eine unübersehbare, vor allem digitale Präsenz geführt hat.


Beschreibung:

Das Internet, so scheint es, ist das Habitat des Aktivisten Raul Krauthausen: Er bloggt über Inklusion, ist auf Twitter im direkten Dialog, gibt auf Facebook Tipps und der von ihm gegründete Verein „Sozialhelden“ realisiert Webangebote zum Thema Behinderung. Oft trägt Krauthausen seine Themen mit Partnern an neue Personenkreise heran, so zum Beispiel bei der Facebook-Serie zur Bundestagswahl „re:sponsive“, im Projekt „Blickwechsel“ des ZDF oder in der Talkshow „KRAUTHAUSEN – face to face“.


Moderator Daniel Bröckerhoff mit Preisträger Raul Krauthausen: persönliche Leistung in der Kategorie Spezial

Moderator Daniel Bröckerhoff mit Preisträger Raul Krauthausen: persönliche Leistung in der Kategorie Spezial


(sb)



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Fotos: Grimme-Institut/Arkadiusz Goniwiecha

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Published on June 23, 2018 04:09

June 21, 2018

Warum Inklusion nicht ausreicht

Foto: Andi Weiland

Sprache ist eigentlich etwas Wunderbares: Sprache ist lebendig, immer im Wandel begriffen und kann sich unseren Bedürfnissen anpassen. Veränderte gesellschaftliche Wirklichkeiten werden in modifizierter Sprache widergespiegelt. Sprache kann im besten Falle sogar Veränderung bewirken – in unserem Projekt Leidmedien mache ich immer wieder diese Erfahrung. Sie kann Menschen glücklich machen – wem schon einmal gesagt wurde, dass er oder sie geliebt wird, weiß das.

Allerdings ist Sprache auch ein mächtiges Instrument, um andere zu verletzen, zu diskriminieren oder auszuschließen. Sie kann die Identität ganzer Menschengruppen verzerren und zum Negativen wandeln. Im Faschismus kann Sprache über Leben und Tod entscheiden.

Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Sprache regelmäßig mit Bedacht betrachten und verstehen. Und wir müssen uns dessen bewusst werden, ob unser Sprachgebrauch tatsächlich das ausdrückt, was wir sagen wollen.


Was bedeutet „Inklusion“?

Der Begriff „Inklusion“ ist seit einiger Zeit vor allem im Zusammenhang mit Bildungspolitik in aller Munde und hat mittlerweile – je nach Kontext – eine negative Konnotation: „Inklusion gefährdet das Bildungssystem“, „Inklusionsfalle“, „das Scheitern der Inklusion“.

Dabei ist immer klar: Inklusion betrifft behinderte Menschen.

Aber stimmt das?

Tatsächlich ist der Begriff „Inklusion“ in seiner eigentlichen Bedeutung vielfältiger. Er meint mitnichten nur Menschen mit Behinderung. Bei Wikipedia findet man folgende sehr treffende Definition zum Begriff „soziale Inklusion“:


Die Forderung nach sozialer Inklusion ist verwirklicht, wenn jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen.


Jede*r Einzelne soll also gleichberechtigt und selbstbestimmt Teil der Gesellschaft sein – unabhängig von seiner oder ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft, von Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder einer Behinderung.

Im realen Diskurs ist die Bezeichnung „Inklusion“ jedoch aufs Engste mit dem Begriff Behinderung verknüpft. Was dadurch passiert ist, dass das Merkmal „Behinderung“ problematisiert wird. Es wird suggeriert, behinderte Menschen seien per se nicht Teil der Gesellschaft: Sie müssen erst inkludiert werden.


Wieso dies problematisch ist, führt der Erziehungswissenschaftler Karsten Exner in seinem Artikel „Warum die Anwendung des Inklusionsbegriffes kontraproduktiv ist – zwei Thesen und eine Frage zum Inklusionsdiskurs im Behindertenbereich“ aus: Der Begriff Inklusion


führt zu Sonderdiskursen und letztendlich in Theorie und Praxis zur Manifestierung des Fokus auf das eine Merkmal Behindertsein betroffener Personen oder Personengruppen. […] Beeinträchtigte Menschen bleiben in einer Behindertenrolle, der zufolge behinderte Menschen wesensmäßig andere Menschen sind als nichtbehinderte Menschen.’


Gleichberechtigung statt Inklusion

Was im ersten Moment sehr theoretisch klingt, wird deutlicher, wenn man den Begriff „Inklusion“ durch „Teilhabe“, „Empowerment“ oder „Gleichberechtigung“ ersetzt. Diese Begriffe werden in zahlreichen Zusammenhängen verwendet – etwa, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit, Stärkung der Rechte homosexueller Menschen, Teilhabe von sozial schwachen Menschen oder das Empowerment von Menschen mit Migrationshintergrund geht. Der jeweils verwendete Begriff bezieht sich bei nicht behinderten Menschen auf die spezifische Situation, die beschrieben werden soll. Lediglich wenn es um Menschen mit Behinderung geht, wird fast immer der Begriff Inklusion verwendet. Hier ist also das Merkmal Behinderung entscheidend – und nicht die Situation, die beschrieben werden soll.

Warum also sprechen wir nicht auch an dieser Stelle von Gleichberechtigung, Empowerment oder Teilhabe?


Warum ich Kritik an der Verwendung des Begriffes Inklusion übe

Es geht mir nicht darum, den Begriff „Inklusion“ madig zu machen. Ich weiss, dass insbesondere viele Menschen mit Behinderung sich stark und positiv mit dieser Bezeichnung identifizieren.

Früher wurde von der Integration behinderter Menschen gesprochen: Menschen mit Behinderung sollten sich der Mehrheitsgesellschaft maximal anpassen, um teilhaben zu dürfen. Heute hat man eingesehen, dass nicht der behinderte Mensch als das Problem angesehen werden sollte – und statt Anpassung des Individuums weiß man nun, dass die Rahmenbedingungen so flexibel gestaltet werden müssen, dass sie für eine heterogene Gesellschaft passen. Und bezeichnet das als Inklusion.

Den Begriff an sich kritisiere ich nicht – lediglich seine Verwendung, die grundsätzlich im Behinderungs-Kontext stattfindet. Auch ich finde Inklusion eine positive Beschreibung – aber ich möchte dazu aufrufen, Sprache bezüglich der Lebenswirklichkeiten behinderter Menschen vielfältiger zu verwenden und auf die jeweilige Situation zu beziehen.

Wenn über Inklusion in der Schule berichtet wird – geht es konkret um Bildungsgerechtigkeit für behinderte Schüler*innen. Wenn über inklusives Wohnen diskutiert wird, dann sollte eigentlich über Selbstbestimmung und Teilhabe geredet werden. Und wenn über inklusive Sportgruppen geschrieben wird, an denen behinderte und nicht behinderte Sportler*innen teilnehmen – dann geht es tatsächlich um Empowerment für alle durch gemeinsame sportliche Erlebnisse.

Und ebenso sollte man den Begriff Inklusion für weitere Menschengruppen öffnen. Gerade bei Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung wird oft von Integration gesprochen – obwohl es doch wünschenswert wäre, wenn niemand sich verbiegen müsste, um Teil unserer Gesellschaft werden zu dürfen. Kulturellen Hintergründe könnten bereichernd ins Zusammenleben eingebracht werden. Dafür sollte Mehrheitsgesellschaft die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Ganz inklusiv.


(sb)


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Suse Bauer.



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Foto: Gesellschaftsbilder.de

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Published on June 21, 2018 20:14

June 16, 2018

Was fehlt: Vielfalt in Kinderbüchern

Das Logo zu KIMBUK, dem vielfältigen Kinderbuchfestival: Ein gestreiftes Chamäleon

Am vergangenen Wochenende fand das erste vielfältige Kinderbuchfestival Deutschlands KIMBUK statt. Als Mit-Organisator wurde mir aufgrund der großen Nachfrage und der vielen Gespräche, die ich erleben durfte, erneut bewusst: Wir alle müssen aktiv werden und unseren Kindern vielfältige Erfahrungen schon früh in Kinderbüchern ermöglichen.


Mögen Jungen keine weiblichen Kinderbuch-Heldinnen?

Viele Verlage, Autoren*innen, Eltern, Pädagogen*innen und Menschen, die etwas mit Kinderbüchern zu tun haben, eint oft die Vorstellung: Je privilegierter ein Kind ist, desto weniger interessiert es sich für Kinderbuchhelden*innen, die zu marginalisierten Gruppen gehören.

Die klischeebehafteten Ideen sind:



Jungs lesen keine (oder kaum) Bücher, deren Hauptfigur weiblich ist.
Mädchen hingegen mögen durchaus Geschichten mit männlichem Hauptcharakter.
Weiße Kinder können sich nicht mit Helden*innen of Color identifizieren.
Von Lesern*innen of Color wird allerdings erwartet, dass sie sich mitgemeint fühlen, wenn fast immer weiße Hauptcharaktere die Geschichten bestimmen.
Behinderte Kinderbuch-Helden*innen sind – wenn überhaupt – nur etwas für Kinder mit Behinderung.

Aber stimmt das? Fühlen sich schwarze Kinder tatsächlich mitgemeint, wenn die Protagonisten*innen weiß sind? Können Jungs mit Heldinnen nichts anfangen? Und wäre eine behinderte Figur, die zudem die Merkmale aktiv, stark und selbstbestimmt mitbrächte, eine Überforderung für nichtbehinderte Leser*innen?


Illustration von drei weißen Jungen, die gespannt ein Buch lesen. Auf dem Buch-Cover ist ein schwarzes Mädchen abgebildet, der Buchtitel ist “Detektivin Anna löst den Fall!”. Einer der Jungen sagt: “Jetzt blätter endlich um! Ich will wissen, wie es weitergeht!”

Die Antwort auf die erste Frage ist ganz klar: Nein, schwarze Kinder fühlen sich nicht mitgemeint, wenn starke Kinderbuchhelden*innen fast immer weiß sind. Ebenso wenig wie Kinder mit Behinderungen sich mitgemeint fühlen, wenn sie grundsätzlich nicht behinderte Helden*innen erleben. Und Jungs können durchaus weibliche Kinderbuch-Heldinnen spannend finden – wenn man sie lässt. Protagonistinnen wie Pippi Langstrumpf (deren Geschichten aus rassismuskritischen Gründen teilweise schwierig sind), Ronja Räubertochter, Matilda und Momo zeigen ja bereits, dass es geht. Und dass eine spannende und mutige Kinderbuch-Hauptfigur mit Behinderung, die in einem Mainstream-Verlag für ein Massenpublikum veröffentlicht würde, eine Überforderung für nicht behinderte Kinder wäre – der Beweis muss erst noch erbracht werden.

Wenn Kinder, die selbst ein Diskriminierungsmerkmal besitzen, immer und immer wieder erleben, dass sie sich selten bis nie in Kinderbuch-Helden*innen widergespiegelt sehen, hat das negative Auswirkungen. Das ist eine sehr intensive Diskriminierungserfahrung in einem Alter, in dem die Identitätsentwicklung gerade in vollem Gange und noch lange nicht abgeschlossen ist.

“Alle Kinder, die in Kinderbüchern vorkommen, gehören dazu, sind Teil dieser Welt.” (Jana Kühn, KIMBUK-Mitorganisatorin von VIEL & MEHR). Und folgerichtig gehören dann Kinder, die sich nicht wiederfinden, nicht dazu.

Zudem wird weißen Kindern die Möglichkeit vorenthalten, sich mit Kinderbuchhelden*innen of Color zu identifizieren und die Vielfalt ihrer Umwelt auch in prägenden Kinderbüchern zu erfahren.


Zu wenige vielfältige Kinderbuchhelden*innen

Die Psychotherapeutin Elisabeth Jürgens und die Psychologin Prof. Dr. Ruth analysierten zwölf Bücher, die 2007/2008 vom Deutschen Jugendliteraturpreis im Bereich “Bilder- und Kinderbuch” für Kinder bis sechs Jahren empfohlen wurden, bezüglich geschlechtsstereotyper Darstellungen.

Sie untersuchten die Bücher nach folgenden Kriterien:



Gattung der dargestellten Figuren (Mensch, Tier, Fabelwesen)
Geschlecht der Figuren (männlich, weiblich, neutral)
Rollenbedeutung (Hauptrolle, Nebenrolle, ohne Rollenbedeutung)
Nennung der Hauptperson im Titel (männlich, weiblich, männlich & weiblich, neutral, keine Nennung)

Dabei stellten sie u.a. fest, dass fast 60% der Hauptcharaktere männlich waren und sich je ca. 20 Prozent auf weibliche und neutrale Hauptfiguren verteilte. In einigen Büchern kamen nicht mal weibliche Nebenfiguren vor. Die Geschlechterrollen hatten sehr unterschiedliche Merkmale: Während die weiblichen Protagonistinnen oft als “dumm, unwissend, hilflos, passiv oder böse” dargestellt wurden, waren die männlichen häufig positiv, aktiv und machten eine wünschenswerte und spannende Entwicklung durch.

Nur drei der zwölf Buchtitel bezogen sich auf eine weibliche Haupt- bzw. Nebenfigur, wobei nur eine der Titelfiguren als positives Vorbild fungieren kann, die anderen beiden wurden unter Gendergesichtspunkten problematisch dargestellt.

Bezogen auf People of Color als Kinderbuchhelden*innen sieht es in Deutschland noch schlechter aus als im Bereich Geschlechtergerechtigkeit. Eine Statistik diesbezüglich gibt es bisher nicht. Aber es gibt Schätzungen nach denen in 95% der in Deutschland erschienenen Kinderbücher keine People of Color vorkommen – nicht mal als Nebenfiguren. Eine Untersuchung des US-amerikanischen Marktes (THE DIVERSITY GAP IN CHILDREN’S PUBLISHING, 2015) stellte fest, dass zwar 37% der US-Amerikaner People of Color sind, aber in nur in 10% der Kinderbücher People of Color als Protagonisten vorkommen – dabei wurden nicht nur die Hauptfiguren gezählt.


Welche gesellschaftliche Rolle spielen Kinderbücher?

Egal, ob Kinder in einem Elternhaus groß werden, in dem Bücher von Anfang an dazu gehören oder nicht: Spätestens im Kindergarten wird das kindliche Weltbild durch Kinderbücher mitgeprägt. Und Kinder machen hier schon früh einschneidende Erfahrungen: Wer sind üblicherweise die Helden*innen in Kinderbüchern? Wie werden Geschlechterrollen dargestellt? Gibt es Mütter, die einer Arbeit außerhalb des Hauses nachgehen? Gibt es vielfältige Familienkonzepte, Regenbogenfamilien, Einelternfamilien? Können sich alle Kinder in den Hauptcharakteren wiederfinden? Auch Kinder mit Diskriminierungserfahrungen? Werden Menschengruppen klischeehaft dargestellt und dadurch falsche Ideen in Kinderköpfe gepflanzt?

Dass Kinder hier positive und vielfältige Prägungen erfahren, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – auch für Nicht-Eltern und Nicht-Pädagogen*innen.


Meine persönlichen Erfahrungen mit Kinderbüchern

Ich selbst verbinde eher negative Kindheitserfahrungen mit Büchern. Dass ich von meiner Umwelt möglicherweise als “andersartig” und als Belastung gesehen werden könnte, wurde mir erst durch ein Kinderbuch bewusst. Ich fühlte mich beschämt nach der Lektüre. Auch weitere Bücher, die explizit das Thema Behinderung bearbeiteten, fand ich als Kind eher unangenehm: zu moralisierend, zu ernst – zu wenig Abenteuer und Spaß.

Das einzige Kinderbuch, in dem ich mich als behindertes Kind positiv widergespiegelt sah, ist “Lauf, kleiner Spatz” von Brigitte Weninger und Anna Anastasova. Leider ist das Buch mittlerweile vergriffen.


KIMBUK, das vielfältige Kinderbuchfestival

So wichtig ich bisher das Thema Vielfalt in Kinderbüchern fand – ich war mir oft unsicher, ob das Thema auch bei anderen brennt, ob jetzt die Zeit für Veränderung in diesem Bereich gekommen ist. Vor zwei Jahren hielt ich einen Talk auf der re:publica zum Thema Vielfalt in Kinderbüchern. Die Recherchen im Vorfeld zeigten zwar, dass Diversity in Kinderbüchern eindeutig fehlt – aber würde das Thema vor breitem Publikum auf Interesse stoßen?

Die Reaktionen waren eindeutig: Ja! Menschen mit und ohne Diskriminierungserfahrungen fanden das Thema extrem wichtig, hatten viele Fragen und viele Anregungen. Was tun mit so viel Feedback? Ein eigenes Kinderbuch schreiben? Artikel in vielen relevanten Medien veröffentlichen? Oder ein Festival veranstalten, um möglichst viele Menschen miteinander zu vernetzen? Zusammen mit Jana Kühn (VIEL & MEHR), Gabriele Koné (ISTA) und Suse Bauer (/RevoluzZza) fiel die Entscheidung: Ein Kinderbuchfestival soll es sein.


Das Logo zu KIMBUK, dem vielfältigen Kinderbuchfestival: Ein gestreiftes Chamäleon

Großartige Experten*innen berieten uns in Bereichen, von denen wir keine Ahnung hatten und in denen wir selbst keine Diskriminierungserfahrungen haben. Wir haben viele tolle und spannende Referent*innen gefunden, die mit uns in das Abenteuer KIMBUK starteten. Keine*r von uns wusste, ob das Festival genügend Menschen interessieren würde, um die Werkstatt der Kulturen zu füllen. 260 verkaufte Tickets bis zum Festival-Tag waren nicht viel für die gewählte Location. Es kamen schließlich über 600 Menschen, Workshops waren ausgebucht, es wurde viel gelacht, genetzwerkt und viele Besucher*innen blieben weitaus länger, als wir gedacht hatten.


Joana Adu-Gyamfi liest ein Buch vor einem Publikum vor, auf einer Leinwand hinter ihr sieht man ein Buch-Cover „The Hate U Give“ von Angie Thomas

Joana Adu-Gyamfi liest the „The Hate U Give“.


Es herrschte eine fröhliche und angeregte Volksfest-Atmosphäre. Zwischendurch gab es ein bisschen Frust, weil einige Workshops wegen Überfüllung geschlossen werden mussten. Aber rückblickend bin ich immernoch vollkommen hin und weg von den vielen großartigen Festival-Besuchern*innen, dem tollen Feedback und der Atmosphäre, die noch immer in mir nachhallt.


Erwachsene und Kinder schauen sich Bücher an einem Büchertisch an, im Hintergrund weitere Menschen. Vorurteilsbewusste Kinderbücher am Büchertisch des ISTA

Vorurteilsbewusste Kinderbücher am Büchertisch des ISTA.


Mit den Erfahrungen des ersten Festivals würden wir jetzt vieles anders (eine größere Location mieten), aber vieles wieder genauso machen, wie es am letzten Wochenende stattfand.

KIMBUK wird es auch im nächsten Jahr geben und wir sind gespannt, welche Entwicklungen auf dem Kinderbuchmarkt sich im kommenden Jahr ergeben werden.


Grafiken: Suse Bauer

Fotos: Carsten Thesing


(sb)


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Published on June 16, 2018 04:38

KRAUTHAUSEN – face to face: Christian Ulmen, Medienmogul

In der Sendung „KRAUTHAUSEN – face to face“ lade ich als Moderator Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Medienleute mit und ohne Behinderung zum Talk ein. In “face to face”-Gesprächen tausche ich mich mit einem jeweiligen Gast über künstlerisches Schaffen, persönliche Interessen und Lebenseinstellungen aus. Und natürlich geht es auch ab und zu um das Thema Inklusion.


Als fünfzehnten Gast hatte ich den Medienmogul und Schauspieler Christian Ulmen zu besuch



Zum Video mit Gebärdensprache hier entlang auch Verfügbar mit Audiodeskription (AD).


Zu Gast bei KRAUTHAUSEN – face to face: Christian Ulmen, Comedian, Schauspieler und Medienmogul.

Bei KRAUTHAUSEN – face to face unterhält er sich mit Raul Krauthausen über seine Karriere als Medienmacher und die Grenzen des Humors.


Mehr Infos:

ulmen.tv


Erstausstrahlung: 16.06.2018, 9.30 Uhr, Sport 1


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Published on June 16, 2018 02:41

June 3, 2018

Ein Leben mit Assistenz: Niemals allein?



Wenn der Bedarf nach alltäglicher Assistenz mit dem Bedürfnis nach Ruhe und Alleinsein kollidiert. Ein persönlicher Text über meine Erfahrungen


Momente für mich allein


Allein sein zu müssen ist das schwerste, allein sein zu können das schönste.


(Hans Krailsheimer 1888 – 1958)


Für sich zu sein, seinen Gedanken nach zu hängen und einfach mal nur Zeit allein zu verbringen, ist für viele Menschen vollkommen selbstverständlich.

Für mich als Mensch mit Assistenzbedarf ist dies allerdings ein seltener Luxus.

Immer bin ich von Menschen umgeben.

Dabei handelt es sich bei mir weniger um Familienmitglieder oder Freunde, sondern Angestellte, die mir ein maximal selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Ohne Assistenz geht es nicht. Doch das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass ich sogar unter der Dusche „Gesellschaft“ habe.

Es gibt nur wenige Momente, in denen ich wirklich für mich bin.


Besonders schwierig ist das an Tagen, an denen es mir nicht gut geht. Dann hätte ich einfach gerne meine Ruhe, möchte in Stille und Entspannung zu mir finden und mit niemandem reden müssen.

Natürlich kann auch ich mir kurze Auszeiten nehmen, spazieren fahren, den Kopf zur Ruhe kommen lassen. Doch im Gegensatz zu Menschen ohne Assistenzbedarf muss ich nach kurzer Zeit wieder in Kontakt mit anderen treten: Beispielsweise weil ich den Busfahrer um die Rampe bitten muss , Hilfe beim Einkaufen benötige oder Assistenz bei der Hausarbeit.


Assistenz – zwischen Professionalität und Anteilnahme

Das Modell: Assistenznehmer und Assistent*in bringt naturgemäß Probleme mit sich. Immer wieder gibt es Momente, in denen die Balance zwischen Professionalität und persönlicher Anteilnahme schwierig ist.

Gerade Assistenten*innen, die schon länger für mich arbeiten, merken mir an, wenn es mir nicht gut geht, ich ruhiger bin oder meinen Gedanken nachhänge.

Nun abschätzen zu können, ob es passend ist nachzufragen oder sogar empathielos wäre, dies nicht zu tun, ist keine leichte Abwägung für Assistenten*innen. Und ja, je nach Situation tut mir eine behutsame Nachfrage sehr gut – ein anderes Mal hingegen empfinde ich sie fast als übergriffig.

Das Verhältnis zwischen meinen Assistenten*innen und mir ist bewusst von Offenheit geprägt, so dass man grundsätzlich alles ansprechen kann, u.a. um Missverständnisse zu vermeiden.

Aber wenn mir manchmal partout nicht nach Reden ist?


Einsam in Gesellschaft

Und dann gibt es da diese Momente, in denen ich mir sehr einsam fühle – obwohl ich unter Menschen bin. Weil diese Menschen eben meine Assistenten*innen sind. So nett ich sie finde – es sind nun einmal, bis auf eine Ausnahme, nicht meine Freunde. Wir haben ein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis: Sie werden für ihre Hilfe bezahlt.

Mir geht es keinesfalls darum, mein Leben mit Assistenz in Frage zu stellen – aktuell ist es die beste Möglichkeit für mich, ein maximal selbstbestimmtes Leben zu führen. Und ich bin dankbar dafür, dass ich eine tolle Crew an Assistenten*innen gefunden habe, mit denen ich – notgedrungen – gerne zusammen lebe.

Und trotzdem bleibt da dieser Zwiespalt, den nicht nur ich zuweilen fühle, sondern auch meine Assistenten*innen: zwischen persönlicher Begegnung zweier Menschen und professionellem Angestelltenverhältnis, dass immer eine gewisse Distanz bewahren sollte.

Man kann sich – ob behindert oder nicht – zwischen vielen Menschen einsam fühlen und man kann alleine mit sich sehr glücklich und zufrieden sein. Nur lässt mein Leben mit Assistenz letzteres für mich seltener zu. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Und doch gibt es Tage, an denen es mir schwerer fällt, diesen Umstand zu akzeptieren. Für mich, als jemanden mit einer positiven Grundeinstellung, überwiegen die Sonnenstunden – egal, ob von vielen Menschen umgeben oder allein mit meiner Assistenz.


(sb)



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Published on June 03, 2018 03:18

May 19, 2018

Erinnerung an dunkelste Zeiten


Die kleine Anfrage an die Bundesregierung von einer Partei, die im Bundestag sitzt, bezüglich behinderter Menschen im Allgemeinen und mit Migrationshintergrund im Besonderen, führte zu einem allgemeinen entsetzten Aufschrei. Aber was passiert, wenn die Empörung nachlässt?


Behinderte Säuglinge “verhindern”

Was vor kurzem moralisch noch undenkbar war, wird mittlerweile wieder laut ausgesprochen. Und sogar in Form einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung formuliert. Eine Partei meinte, man könne Zusammenhänge zwischen Inzest in Familien mit Migrationshintergrund und der Geburt schwerbehinderter Säuglinge herstellen – und wünschte sich hier Zahlen von der Bundesregierung. Des weiteren wurde ausführlich nach den Ursachen für Schwerbehinderung gefragt. Dies in einer Weise, die nur einen Schluss zulässt: Man möchte das “Entstehen” von schwerbehinderten Menschen verhindern.

Denn laut Anfrage werden diese behinderten Säuglinge nicht wie menschliche Wesen geboren, sondern entstehen. Wie Dinge.

Eine Abgeordnete jener Partei kommentierte die kleine Anfrage insofern, dass es ihnen um Prävention ginge – und in welcher Sprache diese stattfinden müsse. Klare Worte.


“Wachsam sein für Menschlichkeit”

Der Aufschrei der Empörung in der Bevölkerung, den Parteien, Verbänden und Medien war nicht zu überhören. 18 Verbände und Organisationen taten sich zusammen, schalteten eine Zeitungsanzeige unter dem Motto “Es geht uns alle an: Wachsam sein für Menschlichkeit” und bezogen Position: “Wir sagen „Nein“ zu jeder Abwertung von Menschen mit Behinderung und zu jeglicher Form des Rassismus. Ideologien der Ungleichwertigkeit menschlichen Lebens haben keinen Platz in diesem Land.”

Es ist richtig und wichtig sich laut und kompromisslos gegen Rassismus und Diskriminierung zu stellen.

Es ist allerdings auch kein Geheimnis, dass Rechtspopulisten_innen Provokation und Hetze bewusst einsetzen, um derartige Aufschreie zu provozieren und beständig in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bleiben. Und um ihr Narrativ zu etablieren. Es gibt unzählige rechtspopulistische Internetseiten und Blogs, in denen erklärt wird, wie man Narrative übernehmen und dominieren kann. Gerne wird dabei das Beispiel “Fake News” verwendet. Der Begriff, der zunächst Trump-kritisch Verwendung fand, dann aber erfolgreich vom US-Präsidenten gekapert wurde und nun von ihm und seinen Unterstützern_innen gegen Trump-Kritiker genutzt wird.

Das Narrativ der Rechtspopulisten_innen wird zunehmend gefährlich.

Wir hören alle so oft von der “Flüchtlingswelle, die unsere Gesellschaft zerstört”, „schleichender Landnahme“, den “kriminellen männlichen Flüchtlingen”, die ihre Kinder, Frau und alte Eltern “feige in der Heimat zurück lassen”. Klare Feindbilder werden geschaffen und Geschichten radikalisiert. Es ist schlichtweg eine Illusion, dass dies keine Auswirkungen auf uns hätte.

Sprache macht einen großen Unterschied. Im Nationalsozialismus gab es viele euphemistische Begriffe für schreckliche und menschenverachtende Taten. Der Arzt und Euthanasie-Befürworter Alfred Hoche führte 1920 den Begriff der “Ballastexistenzen” ein – und damit Kosten-Nutzen-Abwägungen vom Leben behinderter Menschen. Eine Partei, die Sitze im Bundestag hat, fragt nach den Gründen von Behinderungen – und möchte Zahlen wissen, um präventiv aktiv werden zu können.

Diese Denkweisen liegen nicht weit auseinander.


Was tun?

Wie wollen wir nun mit der Hetze und der Aufmerksamkeitshascherei der Rechtspopulisten umgehen?

Was macht es mit uns allen, wenn die Rechtspopulisten immer und immer wieder versuchen, den Ton des Diskurses zu bestimmen?

Schweigen, ist keine Lösung. Deutschlands Geschichte zeigt die katastrophalen Konsequenzen, die Schweigen und Wegsehen bewirken können. Wer schweigt, widerspricht nicht.

Wie schaffen wir diesen fast unmöglichen Balanceakt einerseits den Rechtspopulisten_innen die gewünschte Aufmerksamkeit zu versagen und andererseits nicht schweigend zuzustimmen?


Wir müssen das Narrativ wieder übernehmen – hin zu einer wertschätzenden, diskriminierungsfreien Sprache.

Regierungsparteien müssen sich auf ihre Verantwortung den Menschen in Deutschland gegenüber besinnen – ungeachtet dessen, ob diese mit oder ohne Migrationshintergrund, mit oder ohne Fluchterfahrungen sind. Begriffe wie “Anti-Abschiebe-Industrie” (CSU) und “Überfremdung” (CDU) legitimieren rechtspopulistische Rhetorik und ist einer Regierungspartei nicht würdig.

Statt sich immer wieder über die Provokationen der Rechtspopulisten zu echauffieren, sollte es Aufgabe der Medien sein, sich den Opfern zuzuwenden.

Menschen, von denen Rechtspopulisten regelmäßig hässlichen Zerrbilder präsentierten: Die “kriminellen Flüchtlinge”, die behinderten Menschen, die nicht geboren, sondern entstanden sind – und die präventiv verhindert werden könnten.

Diese Opfer des Rechtspopulismus haben ein Recht darauf, dass das von ihnen gezeichnete Zerrbild zerstört wird. Und für den öffentlichen Diskurs ist es heilsam, wenn diese von Rechtspopulisten_innen klischeehaft dargestellten Opfergruppen in der öffentlichen Wahrnehmung wieder das werden, was sie sind: Menschen mit Wünschen, Hoffnungen, Ängsten. Nachbarn, Kollegen, Freunde.


Wissen schafft Demokratie

Oberste Priorität muss in Deutschland inklusive Bildung werden. Idealerweise an Schulen für alle – an denen sich reiche und arme, behinderte und nicht behinderte, Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder mit deutschen Wurzeln, Kinder mit Eltern unterschiedlichster politischer Ideen, Kinder unterschiedlichster Bildungsgrade täglich begegnen, gemeinsam an Projekten arbeiten, in Sport-Teams im Wettkampf aufeinander zählen können. Und Freundschaften schließen.

Bildung schafft Perspektiven. Es gibt zu viele Menschen in Deutschland, die sich abgehängt fühlen, die Angst haben, man würde ihnen etwas wegnehmen: “Die ganzen Flüchtlinge bekommen so viel Geld – da bleibt für mich nichts mehr übrig.”

Es ist Aufgabe der Politik, den Menschen Sicherheit zu geben und die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor der Altersarmut, vor der Perspektivlosigkeit zu nehmen. Das ist die Sicherheit, die benötigt wird und Menschen entradikalisiert – nicht die momentan zunehmende und geplante Polizeipräsenz vielerorts.

Ich erzähle hier nichts Neues und diese Erkenntnisse sind längst ein alter Hut.

Aber ich werde diese wichtigen Punkte immer und immer wieder veröffentlichen – solange sie nicht selbstverständlicher Alltag geworden sind.


(sb)


Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Suse Bauer zuerst in leicht abgewandelter Form in „neues deutschland“ erschienen.



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Published on May 19, 2018 00:23

May 4, 2018

Nichts ohne uns

Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft sollten Menschen mit Behinderung vorangehen.


Alles beim Alten

Ganz unzweifelhaft leben wir alle – Menschen mit und ohne Behinderung – nach wie vor in einer Welt, die auf die Bedürfnisse von nicht behinderten Menschen optimiert ist: Treppenstufen, fehlende Blindenleitsysteme, zu wenig Texte in einfacher Sprache und vieles mehr.

Zu oft kommen Menschen mit Behinderung an massive Grenzen, die einzig und allein durch fehlende Barrierefreiheit entstehen.

Das ist ärgerlich und oft auch vollkommen unnötig.

Frustration und Wut entsteht. Man schimpft und meckert über diese Ungerechtigkeiten. Irgendwann ist die Wut verraucht und alles bleibt beim Alten. Bis man auf die nächste Barriere/Ungerechtigkeit/Diskriminierung stößt und alles von vorne beginnt.

Eines ist allerdings sicher: Meckern alleine bringt nichts – weder Veränderung noch neue Perspektiven. Schimpfen mag zunächst durchaus hilfreich sein: Man kann seiner Wut Luft machen, Dampf ablassen. Aber wenn die freigesetzte Wut nicht nicht in eine Tat mündet, steckt man irgendwann einer Wutspirale.


Eine Chance auf Veränderung

Eine hilfreiche Reaktion auf Ungerechtigkeit ist Frustration, die zur Wut wird, die einen zum Handeln bewegt. Wir dürfen nicht beim Punkt “Wut” stecken bleiben.

Das Handeln kann ganz klein beginnen. Zum Beispiel mit etwas, das man selbst in der Hand hat: Der Veränderung des eigenen Verhaltens.

Dabei geht es nicht darum, dass ich mein Verhalten den Gegebenheiten anpasse.

Ein Beispiel: Ich bin bisher gezwungen, mit dem Sachbearbeiter meiner Bank auf der Strasse zu sprechen, weil das Bank-Gebäude nicht barrierefrei ist. Ich nehme das bisher als unveränderbar hin, weil genau das das ist, was meine Bank mir bisher suggeriert: “Es geht nicht anders.” Und damit ihr Problem der nicht vorhandenen Barruerefreiheit erfolgreich auf mich auslagert. Meine Verhaltensänderung könnte sein, dies nicht mehr hinzunehmen. Mich zu beschweren, mit Vorgesetzten zu reden, klar zu machen, dass ich diese Behandlung nicht mehr hinnehme, sondern dass ich als behinderter Kunde das gleiche Recht darauf habe, meine Privatsphäre gewahrt zu wissen und in der Filiale bedient zu werden. Und damit das von der Bank auf mich verlagerte Problem an die Problemerzeuger*innen zurückzugeben.

Wenn die Veränderung meines Verhaltens noch keine Änderung des problems bewirkte, könnte der nächste Schritt sein, mir Gleichgesinnte zu suchen. Die Sozialen Medien erleichtern das ungemein – aber auch offline kann man sich nach Vereinen umschauen, die ähnliche Interessen verfolgen.

Und so kann jeder Schritt größer und weiter werden: Eine Online-Petition zu starten, einen Blog zu schreiben, in den Sozialen Medien auf das Thema aufmerksam zu machen, an einer Demo zum Thema teilzunehmen – und schließlich selbst eine Demonstration zu organisieren.

Ich kann nicht versprechen, dass diese Aktionen tatsächlich von Erfolg gekrönt sein werden – aber sie bieten wenigstens eine Chance für Veränderungen.


„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

Oder fährt. Was dieses Zitat von Franz Kafka uns sagen will: Wir müssen uns auf den Weg machen, damit ein Weg entstehen kann. Zunächst nur ein kleiner Trampelpfad – und später vielleicht eine Allee, auf der unterschiedlichste Menschen gut vorankommen.

Aber wenn wir stehenbleiben und lediglich schimpfen, kann kein Weg entstehen.

Für Menschen mit Behinderung gilt dieses Credo im besonderen Maße, denn noch immer sind wir zahlreichen Formen der Diskriminierung ausgesetzt und unsere Forderungen bleiben ungehört. Egal, ob es um fehlende Barrierefreiheit, zu geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder um ein Teilhabegesetz geht, das uns in die Altersarmut zwingt. Wir sollten nicht über Ungerechtigkeiten jammern und darauf hoffen, dass sich irgendwann möglicherweise jemand unseres Problems annimmt. Wir selbst sind gefragt, wir müssen aktiv werden, uns zusammenschließen und für unser Recht kämpfen.


Selbstbestimmt entscheiden

Viele Menschen mit Behinderung sind von klein auf daran gewöhnt, dass andere für sie Entscheidungen treffen. Erst sind das die Eltern (wie natürlich bei Kindern ohne Behinderung auch, bei denen endet es nur irgendwann), anschließend übernehmen in vielen Fällen Behinderteneinrichtungen die Organisation des Alltags. Immer weiß irgendjemand anderes, was gut und richtig für den behinderten Menschen ist.

Aber selbst wenn ein Mensch mit Behinderung ein grundsätzlich selbständiges Leben führt, sorgt immer noch der Gesetzgeber dafür, dass behinderte Menschen (besonders, wenn Assistenzbedarf besteht) viele Entscheidungen nicht wirklich frei treffen dürfen.

Wir Menschen mit behinderung sind die einzigen, die unsere eigenen Bedürfnisse richtig einschätzen können. Und wenn wir bevormundet werden und unsere Autonomie angegriffen wird, müssen wir wütend werden. Und wir müssen laut werden um uns Gehör zu verschaffen. Und unsere Worte müssen zu Taten werden.

Denn sonst entscheiden andere weiterhin über unsere Köpfe hinweg darüber, was vermeintlich gut für uns ist.


Was tun?

Menschen mit Behinderung können sich zum Beispiel in Vereinen und Netzwerken engagieren, die sich mit ihren Anliegen befassen. Unter anderem gibt es den Verein Führungskräfte mit Behinderung von Leadership Berlin oder das Projekt CASCO.

Aber wir müssen noch viel langfristiger planen. Damit Menschen mit Behinderung genau dort Einfluss nehmen können, wo Entscheidungen getroffen werden – in NGOs, in den Führungsetagen der Wohlfahrt und in der Politik – ist gute Bildung und die notwendige Qualifizierung unabdingbar.

Solange man also Kinder und Jugendliche mit Behinderung an Förderschulen und Behindertenwerkstätten aussortiert, werden sie nie die fachliche Kompetenz entwickeln können, um in berufliche Entscheider*innen-Positionen zu gelangen

Deshalb ist Schul-Inklusion eine der wichtigsten und nachhaltigsten Bedingungen für echte Teilhabe.

Damitbehinderte Jugendliche gute Ausbildungschancen bekommen- und Erwachsene mit qualifizierter Ausbildung auf einem inklusiven Arbeitsmarkt zu Entscheidern werden können.

Nicht klagen, sondern anpacken, so lautet das Motto. Damit die nächste Generation nichts mehr zu meckern hat.


(sb)



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Foto: Jörg Farys | Gesellschaftsbilder.de


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Published on May 04, 2018 14:35