Albrecht Behmel's Blog: über Bücher, Filme und Publikationen, page 4
March 15, 2014
Die Siebziger Jahre und ihre Schurken
Im Reigen der Filmjahrzehnte haben die Siebziger Jahre (neben den

Große Schurken des Jahrzehnts sind Scorpio aus Dirty Harry, Truck Driver aus Duel, Leatherface, Robert Rusk aus Frenzy und Alex DeLarge aus Clockwork Orange. Die Härte, mit der die Verbrechen dieser Antagonisten dargestellt wurden, ist filmhistorisch ohne Beispiel. Die Siebziger Jahre haben außerdem Schurken aus Fernost nach Europa und Amerika geholt, hauptsächlich bewirkt durch den in seinem Einfluss kaum zu überschätzenden Bruce Lee, dessen Enter the Dragon eine neue Ära einleitete - weit über Bollywood und Hong Kong hinaus. Mit dem Jahrzehnt zwischen 1970 und 1979 beginnt die Zeit der Martial Arts auf der Leinwand, die sich auf alle Genres und die Ansprüche des Publikums an Kampfszenen massiv auswirkte. Mit Superman, Alien, Star Wars und Battlestar Galactica erlebte der Science-Fiction einen Quantensprung, sowohl was die Spezialeffekte als auch was die Serialisierung der Stoffe betrifft. Kulturgeschichtlich bedeutsam ist auch der Einzug der "Drogen" als Thema im Film. Die letzte große Drogenwelle der westlichen Welt hatte zur Stummfilmzeit und davor stattgefunden, als Opium, Heroin und andere hochwirksame Betäubungsmittel legal und ohne großen Aufwand in Apotheken zu kaufen waren.

Published on March 15, 2014 04:11
March 9, 2014
schwerbewaffnete Schurken in der Literatur

Die vielleicht schönste Waffe ist die Kill-O-Zap Blaster Pistol aus dem "Anhalter durch die Galaxis"
The designer of the gun had clearly not been instructed to beat about the bush. 'Make it evil,' he'd been told. 'Make it totally clear that this gun has a right end and a wrong end. Make it totally clear to anyone standing at the wrong end that things are going badly for them. If that means sticking all sort of spikes and prongs and blackened bits all over it then so be it. This is not a gun for hanging over the fireplace or sticking in the umbrella stand, it is a gun for going out and making people miserable with.'
Selten ist das Idealbild einer schurkischen Waffer besser und lustiger beschrieben worden.
Published on March 09, 2014 11:00
February 27, 2014
Preisverleihung in Stuttgart am 10. April 2014

Mit diesem Preis, der 2014 zum ersten Mal vergeben wird, sollen Autoren unterstützt werden, die den literarischen Wert des Gegenspielerischen erkannt und entwickelt haben, denn ohne Antagonisten kann es keine Helden geben... weder in Kinderbüchern und Märchen, noch in Thrillern oder Komödien.

Es wurden deutschsprachige Autoren eingeladen, ihre Schurken in 111 Wörtern zu beschreiben und einzureichen. Eine Jury aus Journalisten, Produzenten, Lektoren und Übersetzern nominierte 10 Autoren für den Award, der am
10. April 2014
in der Osianderschen Buchhandlung in Stuttgart überreicht wird. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt teuflische 666,- Euro.
Nominiert sind folgende Autoren und Autorinnen:
- Sina Beerwald mit "Mordsmöwen"
- Peter Biber mit Edward C. Bellingham
- Karl Olsberg mit Julius Körner
- Michael Hetzner mit Phantomspuren
- Gunnar Kunz mit Zeppelin
- Jan Kossdorff mit Quintus Danesita
- Eva Reichel mit Teufelspoker
- Aline Krüger mit Was Lilly fühlte
- J. H. Praßl mit Der Alte vom Berg
- Markus Walther mit Gevatter Tod
Published on February 27, 2014 10:37
February 23, 2014
Vampire, Wölfe und Zombies - Von Antagonisten zu Helden in knapp 100 Jahren Filmgeschichte
Die ersten Darstellungen von Vampiren im Film stammen aus der


Published on February 23, 2014 15:45
February 16, 2014
Hollywood und Zarathustra, Wotan und der Beelzebub
Der klassische Hollywood-Blockbuster ist ein fast perfekter Ausdruck des

Er, oder wer sich immer tatsächlich hinter dem Namen oder Titel "Zoroaster" verbirgt,Viele Religionen kennen Teufelsgestalten: Das Christentum den Satan; die Ägypter den Seth, die Philister den Baalzebul oder Belzebub und die Muslime den Eblis. Viele dieser Figuren waren jedoch in Vorgängerkulten keine Teufel, sondern eine Göttergestalten, die von einer neuen herrschenden Schicht "verteufelt" wurden. So trägt etwa der christliche Teufel Züge des alten germanischen Gottes Wotan-Odin. Die Religionen kennen damit, genau wie der Blockbuster, die Wandlung von Figuren von gut zu böse, bzw. von böse zu gut – ohne die Figuren an sich aufzugeben. Damit gelang es, Altes und Neues zu integrieren und neue Machtverhältnisse zu rechtfertigen. Um es mit filmischen Begriffen zu sagen: Der Teufel ist, so könnte man sagen, ein Sequel des Wotan-Franchise.
Nigosian, Solomon (1993), The Zoroastrian faith: tradition and modern research, McGill-Queen's University Press, S. 34.
Published on February 16, 2014 04:57
February 7, 2014
J.C. Box - Ein Cowboy-Psychologe
Der erste Satz lautet:
"The night before Cody Hoyt shot the county coroner, he was driving without a purpose in his county Ford Expedition as he often did these days."
Zur Zeit lese ich J.C. Box - die Joe Pickett Geschichten und Cody Hoyt, die beide starke Züge von Box selber tragen: Es geht um die Rocky Mountains, Pferde, wilde Tiere; das Leben mit der Natur - und es geht um außergewöhnliche Verbrechen.
Anders als Lee Childs Held Jack Reacher sind die Protagonisten keine Einzelgänger, sondern Teil eines mehr oder weniger funktionierenden sozialen Gefüges, was sie gleichzeitig stärker aber auch angreifbarer macht.
Joe Pickett zum Beispiel ist glücklich
verheiratet und hat drei Töchter. Er arbeitet als Game Warden, ist also ein Angestellter im Öffentlichen Dienst, was an sich nicht gut zum Genre passt. Cody Hoyt andererseits ist ein geschiedener Polizist mit einem Alkoholproblem und bedient das Klischee zu fast 100% - allerdings auf überraschende Weise.
Bei Box sind die Dialoge sehr realistisch konstruiert und die Geschichten entwickeln sich, ähnlich wie bei Stephen King langsam und geheimnisvoll. Aber ganz besonders bestechen seine psychologischen Schilderungen und seine Analysen von Äußerlichkeiten, die dann wiederum in die Plots einfließen, um falsche Spuren zu legen...
Und die Plots sind vielleicht das Einzige, was hin und wieder etwas übertrieben konstruiert ist, wenn sie zum Beispiel wie in Back of Beyond auf einem ziemlich etremen Zufall basieren. Hier hat es die Literatur freilich auch schwerer als die Realität, von der man ja (ab einem bestimmten Alter) nicht mehr verlangt, dass sie einen Sinn ergibt. Dazu kommt, dass Box einen Hintergrund als Journalist hat und in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge elegant so zusammenzufassen, dass man sie auf drei oder vier Arten deuten kann - genau wie einen guten Zeitungsartikel.
"The night before Cody Hoyt shot the county coroner, he was driving without a purpose in his county Ford Expedition as he often did these days."
Zur Zeit lese ich J.C. Box - die Joe Pickett Geschichten und Cody Hoyt, die beide starke Züge von Box selber tragen: Es geht um die Rocky Mountains, Pferde, wilde Tiere; das Leben mit der Natur - und es geht um außergewöhnliche Verbrechen.
Anders als Lee Childs Held Jack Reacher sind die Protagonisten keine Einzelgänger, sondern Teil eines mehr oder weniger funktionierenden sozialen Gefüges, was sie gleichzeitig stärker aber auch angreifbarer macht.
Joe Pickett zum Beispiel ist glücklich

Bei Box sind die Dialoge sehr realistisch konstruiert und die Geschichten entwickeln sich, ähnlich wie bei Stephen King langsam und geheimnisvoll. Aber ganz besonders bestechen seine psychologischen Schilderungen und seine Analysen von Äußerlichkeiten, die dann wiederum in die Plots einfließen, um falsche Spuren zu legen...
Und die Plots sind vielleicht das Einzige, was hin und wieder etwas übertrieben konstruiert ist, wenn sie zum Beispiel wie in Back of Beyond auf einem ziemlich etremen Zufall basieren. Hier hat es die Literatur freilich auch schwerer als die Realität, von der man ja (ab einem bestimmten Alter) nicht mehr verlangt, dass sie einen Sinn ergibt. Dazu kommt, dass Box einen Hintergrund als Journalist hat und in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge elegant so zusammenzufassen, dass man sie auf drei oder vier Arten deuten kann - genau wie einen guten Zeitungsartikel.
Published on February 07, 2014 11:49
January 31, 2014
Antiquarische Bücher und das Internet... Landspunkte im Februar
Was ist eigentlich ein antiquarisches Buch?
Eine Hilfsdefinition zu Beginn: Antiquarisch ist ein Buch, das schon einen privaten Vorbesitzer hatte. Antiquar ist, wer mit diesen Büchern handelt. Also mit gebrauchten Büchern jedes Alters und jeder Preisklasse.
Es ist nicht wie bei alten Autos…
Nein, es gibt keine Trennlinie, ab der ein Buch alt zu nennen ist, also zum Beispiel alles vor 1950 oder jedes Buch ohne ISBN. Aber es gibt praktische und subjektive Unterscheidungen, zum Beispiel zwischen Gebrauchtbuch und antiquarischem Buch. Das Gebrauchtbuch, so nenne ich es, wird tatsächlich gelesen, antiquarisch ist ein altes Buch, das einen gewissen Wert darstellt, Sammlerwert, Seltenheitswert hat.
„Alt“ heißt dabei noch lange nicht wertvoll: Das müssen viele feststellen, die zuhause vielleicht die Stuttgarter Erklärungsbibel von 1912 haben oder Meyers Lexikon von 1890. Wenn diese Leute erwartungsvoll zu mir in den Laden kommen und verkaufen möchten, ist es immer schwer zu vermitteln, dass es kaum einen Markt dafür gibt. Und also auch kein Geld.
Die Flut theologischer Publizistik vergangener Jahrhunderte ist bis heute spürbar. Kann man das so sagen?
Ganz sicher! Das ist bis vielleicht 1800 das häufigste. Ein Ritterroman aus dem frühen 18. Jahrhundert ist somit vermutlich wertvoller und interessanter als eine Predigtsammlung aus derselben Zeit. Aber es gibt Antiquare, die sich auf theologische Literatur spezialisiert haben und damit sehr erfolgreich sind. Mein Gebiet ist eher das 20. Jahrhundert, das allgemeine Antiquariat sozusagen.
Lohnt sich das alles heute denn noch?
Die Frage belustigt mich immer wieder. Definiere mir „lohnend“!
Aber im Ernst: Manchmal fühlt man sich schon ein wenig als Dinosaurier, wenn man mit alten Büchern handelt und das Gefühl hat, es wird allgemein kaum noch wahrgenommen. Aber vielleicht ist das nie anders gewesen?
Der Anteil der Bevölkerung, die antiquarische Bücher kaufen und lesen, liegt vielleicht bei fünf Prozent. Diese fünf Prozent reichen allerdings aus, die Branche zu erhalten. Was lohnend ist, muss jeder Händler für sich entscheiden. Es gibt Leute, die kommen in meinen Laden, schauen einmal um sich und fragen dann leise: „Kann man denn davon leben?“ Andere halten mich für einen, in Anführungsstrichen: „Großkapitalisten“, weil ich ja angeblich riesige Gewinnmargen habe.
Als Antiquar ist man in einem sehr konservativen Umfeld aktiv. Dennoch darf man nicht stehenbleiben…
Was meint in dem Zusammenhang konservativ? Allenfalls das Bemühen, bestimmte Kulturleistungen zu bewahren, natürlich. So gesehen ist auch das Sammeln anarchistischer Flugblätter aus den 60er Jahren konservativ. Was das „Stehenbleiben“ angeht: Das Schöne an der Selbständigkeit ist ja, dass man agieren darf, wie man mag. Hilfreich ist aber, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Die vergangenen Jahre ging das ganz gut, und darum machen wir weiter, so lange es geht. Oder anders gesagt, mit Augenzwinkern: so lange es sich lohnt.
Was musst du vom Buchbinderhandwerk verstehen?
Grundkenntnisse reichen; es ist ja nicht mein Handwerk. Ich muss aber erkennen, wann es sich lohnt, einen alten Einband restaurieren zu lassen. Solide Arbeit kostet hier einen dreistelligen Betrag, der Wert des Buches muss also höher liegen als die Restaurierung kostet.
Worüber redet man in der Branche?
Es herrscht schon eine gewisse Jammerkultur, und es gab ja auch durchs Internet gewaltige Umwälzungen. Viele Ladengeschäfte haben in den letzten zehn Jahren dichtgemacht und werden vielleicht als Versandantiquariate weitergeführt. Das liegt an steigenden Innenstadtmieten einerseits, aber auch an der Verlagerung des Handels ins Internet. Dabei finde ich es erstaunlich, wie die Branche sich innerhalb kurzer Zeit die Kontrolle über die Vertriebswege aus den Händen nehmen ließ.
Der Handel mit antiquarischen Büchern läuft im Netz ja über ein paar große Plattformen: Amazon und seine Tochterfirmen, außerdem Ebay. Alle anderen Plattformen, auch Versuche auf genossenschaftlicher Basis, sind Nischen, leider. Ich möchte hinzufügen: noch...
Um das klarzustellen: Die genannten Firmen arbeiten tadellos, und man hat mit ihnen ohne weiteres sein Auskommen. Trotzdem ist mit dieser Konzentration für Händler eine Abhängigkeit entstanden, da sollte man versuchen gegenzusteuern. Ich versuche das, indem ich viele Titel, zum Beispiel signierte Bücher, nur auf einer unabhängigen kleinen Plattform anbiete.
Entscheidend finde ich auch, wie die Verkaufsplattformen im Internet die Mittlerrolle zwischen Händler und Kunden nutzen. Die Kunden sollen sagen: „Ich kaufe gern bei Amazon.“ Das ist gut fürs Geschäft, weil es Werbekosten spart, aber dadurch wird der Händler anonymisiert, und es ist schwierig geworden, sich eine Stammkundschaft aufzubauen.
weiter...

Eine Hilfsdefinition zu Beginn: Antiquarisch ist ein Buch, das schon einen privaten Vorbesitzer hatte. Antiquar ist, wer mit diesen Büchern handelt. Also mit gebrauchten Büchern jedes Alters und jeder Preisklasse.
Es ist nicht wie bei alten Autos…
Nein, es gibt keine Trennlinie, ab der ein Buch alt zu nennen ist, also zum Beispiel alles vor 1950 oder jedes Buch ohne ISBN. Aber es gibt praktische und subjektive Unterscheidungen, zum Beispiel zwischen Gebrauchtbuch und antiquarischem Buch. Das Gebrauchtbuch, so nenne ich es, wird tatsächlich gelesen, antiquarisch ist ein altes Buch, das einen gewissen Wert darstellt, Sammlerwert, Seltenheitswert hat.
„Alt“ heißt dabei noch lange nicht wertvoll: Das müssen viele feststellen, die zuhause vielleicht die Stuttgarter Erklärungsbibel von 1912 haben oder Meyers Lexikon von 1890. Wenn diese Leute erwartungsvoll zu mir in den Laden kommen und verkaufen möchten, ist es immer schwer zu vermitteln, dass es kaum einen Markt dafür gibt. Und also auch kein Geld.
Die Flut theologischer Publizistik vergangener Jahrhunderte ist bis heute spürbar. Kann man das so sagen?
Ganz sicher! Das ist bis vielleicht 1800 das häufigste. Ein Ritterroman aus dem frühen 18. Jahrhundert ist somit vermutlich wertvoller und interessanter als eine Predigtsammlung aus derselben Zeit. Aber es gibt Antiquare, die sich auf theologische Literatur spezialisiert haben und damit sehr erfolgreich sind. Mein Gebiet ist eher das 20. Jahrhundert, das allgemeine Antiquariat sozusagen.
Lohnt sich das alles heute denn noch?
Die Frage belustigt mich immer wieder. Definiere mir „lohnend“!
Aber im Ernst: Manchmal fühlt man sich schon ein wenig als Dinosaurier, wenn man mit alten Büchern handelt und das Gefühl hat, es wird allgemein kaum noch wahrgenommen. Aber vielleicht ist das nie anders gewesen?
Der Anteil der Bevölkerung, die antiquarische Bücher kaufen und lesen, liegt vielleicht bei fünf Prozent. Diese fünf Prozent reichen allerdings aus, die Branche zu erhalten. Was lohnend ist, muss jeder Händler für sich entscheiden. Es gibt Leute, die kommen in meinen Laden, schauen einmal um sich und fragen dann leise: „Kann man denn davon leben?“ Andere halten mich für einen, in Anführungsstrichen: „Großkapitalisten“, weil ich ja angeblich riesige Gewinnmargen habe.
Als Antiquar ist man in einem sehr konservativen Umfeld aktiv. Dennoch darf man nicht stehenbleiben…
Was meint in dem Zusammenhang konservativ? Allenfalls das Bemühen, bestimmte Kulturleistungen zu bewahren, natürlich. So gesehen ist auch das Sammeln anarchistischer Flugblätter aus den 60er Jahren konservativ. Was das „Stehenbleiben“ angeht: Das Schöne an der Selbständigkeit ist ja, dass man agieren darf, wie man mag. Hilfreich ist aber, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Die vergangenen Jahre ging das ganz gut, und darum machen wir weiter, so lange es geht. Oder anders gesagt, mit Augenzwinkern: so lange es sich lohnt.
Was musst du vom Buchbinderhandwerk verstehen?
Grundkenntnisse reichen; es ist ja nicht mein Handwerk. Ich muss aber erkennen, wann es sich lohnt, einen alten Einband restaurieren zu lassen. Solide Arbeit kostet hier einen dreistelligen Betrag, der Wert des Buches muss also höher liegen als die Restaurierung kostet.
Worüber redet man in der Branche?
Es herrscht schon eine gewisse Jammerkultur, und es gab ja auch durchs Internet gewaltige Umwälzungen. Viele Ladengeschäfte haben in den letzten zehn Jahren dichtgemacht und werden vielleicht als Versandantiquariate weitergeführt. Das liegt an steigenden Innenstadtmieten einerseits, aber auch an der Verlagerung des Handels ins Internet. Dabei finde ich es erstaunlich, wie die Branche sich innerhalb kurzer Zeit die Kontrolle über die Vertriebswege aus den Händen nehmen ließ.
Der Handel mit antiquarischen Büchern läuft im Netz ja über ein paar große Plattformen: Amazon und seine Tochterfirmen, außerdem Ebay. Alle anderen Plattformen, auch Versuche auf genossenschaftlicher Basis, sind Nischen, leider. Ich möchte hinzufügen: noch...
Um das klarzustellen: Die genannten Firmen arbeiten tadellos, und man hat mit ihnen ohne weiteres sein Auskommen. Trotzdem ist mit dieser Konzentration für Händler eine Abhängigkeit entstanden, da sollte man versuchen gegenzusteuern. Ich versuche das, indem ich viele Titel, zum Beispiel signierte Bücher, nur auf einer unabhängigen kleinen Plattform anbiete.
Entscheidend finde ich auch, wie die Verkaufsplattformen im Internet die Mittlerrolle zwischen Händler und Kunden nutzen. Die Kunden sollen sagen: „Ich kaufe gern bei Amazon.“ Das ist gut fürs Geschäft, weil es Werbekosten spart, aber dadurch wird der Händler anonymisiert, und es ist schwierig geworden, sich eine Stammkundschaft aufzubauen.
weiter...
Published on January 31, 2014 10:29
January 21, 2014
Autoren-Klischees im Film
Ich frage mich, warum Schriftsteller in Kinofilmen fast immer gleich dargestellt werden: einsam, unglücklich - und sie leiden an Schreibhemmungen.


Das ist umso bemerkenswerter, weil die Autoren im Film ja von Autoren im realen Leben entworfen wurden. Ist unser Blick auf uns selbst stereotypisch? Oder ist es so, dass vor allem diejenigen Autoren, die selbst dem Klischee besonders gut entsprechen, Geschichten über Autoren verfassen? Das wäre deprimierend. Oder entstehen diese literarischen Figuren dann, wenn ein realer Autor keine anderen Einfälle mehr hat? Man soll über das schreiben, was man kennt, heißt es ja schließlich immer. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass viele Autoren bei der Entwicklung ihrer Figuren keine Wettbewerbsanalyse machen und sich fragen, ob sie wirklich etwas Neues erschaffen, wenn sie von einem introvertierten Schriftsteller erzählen, dem nichts einfällt, der Single ist und der unter Schaffensdruck leidet...
In HER geht es um einen Schriftsteller, der eine Romanze mit seinem Computerprogramm anfängt - eine Art Siri der übernächsten Generation. Dieser Schriftsteller (er heißt auch noch Theodore Twombly) ist einsam und introvertiert. In Adaptation ist Charlie Kaufman ein ganz ähnlicher, unsicherer Charakter. Paul Sheldon aus Misery befindet sich ebenfalls in einer Sinnkrise (die freilich von realen Alpträumen weit übertroffen wird); Sidney Bruhl in Deathtrap leidet unter Schreibhemmungen, genau wie der Satansbraten von Fassbender oder die verschiedenen Schriftsteller in den Filmen von Woody Allen - oder auch Grady Tripp in Wonder Boys. In Naked Lunch wird das Klischee des drogensüchtigen Schriftstellers William S. Borroughs bedient. Es ist immer das Gleiche.
Der geniale Terry Pratchett sagte einmal:
There's no such thing as writer's block. That was invented by people in California who couldn't write.
Published on January 21, 2014 04:49
January 17, 2014
Samiel Award Preisverleihung
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Der Samiel Award 2014 nähert sich der Preisverleihung: Am 10. April um 19.30 Uhr ist es soweit, bei der Buchhandlung Osiander in Stuttgart, Nadlerstrasse 4, (ehemals Lindemanns).
Seit Ausschreibung Ende letzten Jahres haben sich viele interessante und lesenswerte Schurken und deren geistige Väter und Mütter sehen lassen.
Nominiert sind folgende Autoren und Autorinnen:
- Sina Beerwald mit "Mordsmöwen"
- Peter Biber mit Edward C. Bellingham
- Karl Olsberg mit Julius Körner
- Michael Hetzner mit Phantomspuren
- Gunnar Kunz mit Zeppelin
- Jan Kossdorff mit Quintus Danesita
- Eva Reichel mit Teufelspoker
- Aline Krüger mit Was Lilly fühlte
- J. H. Praßl mit Der Alte vom Berg
- Markus Walther mit Gevatter Tod
Auf die Endrunde und eine wunderbare Preisverleihung in einer der innovativsten Buchhandlungen Deutschlands freue ich mich gemeinsam mit der Jury und dem LiteraturCafé
Published on January 17, 2014 13:10
Samiel Award Shortlist

Heute können wir die Liste mit den nominierten Autoren und Autorinnen vorlegen.
Gemeinsam mit dp Digital Publishers aus Stuttgart und Osiander in Tübingben bereite ich gemeinsam mit einer Redaktion von Studenten der Medienakademie in Berlin und der Karlshochschule in Karlsruhe nun die Endrunde vor.
Nominiert sind folgende Autoren und Autorinnen:
- Sina Beerwald mit "Mordsmöwen"
- Peter Biber mit Edward C. Bellingham
- Karl Olsberg mit Julius Körner
- Michael Hetzner mit Phantomspuren
- Gunnar Kunz mit Zeppelin
- Jan Kossdorff mit Quintus Danesita
- Eva Reichel mit Teufelspoker
- Aline Krüger mit Was Lilly fühlte
- Judith Praßl mit Der Alte vom Berg
- Markus Walther mit Gevatter Tod
Auf die Endrunde und eine wunderbare Preisverleihung in einer der innovativsten Buchhandlungen Deutschlands freue ich mich.
Published on January 17, 2014 13:10
über Bücher, Filme und Publikationen
Albrecht hat in Heidelberg und Berlin Geschichte, Philosophie und Politik studiert. Seit 1999 ist er Autor für Film, Print, Radio und TV, unter anderem für UTB, SR, ARTE, Pro7Sat1 und den RBB. Er lebt
Albrecht hat in Heidelberg und Berlin Geschichte, Philosophie und Politik studiert. Seit 1999 ist er Autor für Film, Print, Radio und TV, unter anderem für UTB, SR, ARTE, Pro7Sat1 und den RBB. Er lebt seit 2012 mit seiner Frau Afraa und seinem Sohn Wieland im Schwarzwald. In diesem Blog geht es um Bücher, Publikationen und kreative Prozesse.
In einigen wissenschaftlichen Arbeiten befasst Albrecht sich mit Themen der Geistesgeschichte, aber auch mit der griechischen Antike, sozialen Mythen aus der jüngeren deutsch-europäischen Vergangenheit und mit den Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens. Albrecht ist überzeugt davon, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen wissenschaftlicher Literatur und Unterhaltungsliteratur gibt - vorausgesetzt sie sind gut geschrieben und recherchiert. ...more
In einigen wissenschaftlichen Arbeiten befasst Albrecht sich mit Themen der Geistesgeschichte, aber auch mit der griechischen Antike, sozialen Mythen aus der jüngeren deutsch-europäischen Vergangenheit und mit den Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens. Albrecht ist überzeugt davon, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen wissenschaftlicher Literatur und Unterhaltungsliteratur gibt - vorausgesetzt sie sind gut geschrieben und recherchiert. ...more
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