Albrecht Behmel's Blog: über Bücher, Filme und Publikationen, page 4

March 15, 2014

Die Siebziger Jahre und ihre Schurken

 
Im Reigen der Filmjahrzehnte haben die Siebziger Jahre (neben den Zwanziger Jahren) ohne Frage die härtesten Schurken hervorgebracht, was angesichts der Abwesenheit von Ur-Katastrophen wie dem Zweiten Weltkrieg während der Dreißiger und Vierziger Jahre die Frage aufwirft, in welchem Zusammenhang Weltpolitik und Filmschaffen zueinander stehen. Ohne Frage jedoch ist die Abschaffung des so genannten Hays Code (und damit verbunden das Ende der direkten Zensur) als Hauptfaktor für die zunehmende Drastik auf der Leinwand zu nennen.
Große Schurken des Jahrzehnts sind Scorpio aus Dirty Harry, Truck Driver aus Duel, Leatherface, Robert Rusk aus Frenzy und Alex DeLarge aus Clockwork Orange. Die Härte, mit der die Verbrechen dieser Antagonisten dargestellt wurden, ist filmhistorisch ohne Beispiel. Die Siebziger Jahre haben außerdem Schurken aus Fernost nach Europa und Amerika geholt, hauptsächlich bewirkt durch den in seinem Einfluss kaum zu überschätzenden Bruce Lee, dessen Enter the Dragon eine neue Ära einleitete - weit über Bollywood und Hong Kong hinaus. Mit dem Jahrzehnt zwischen 1970 und 1979 beginnt die Zeit der Martial Arts auf der Leinwand, die sich auf alle Genres und die Ansprüche des Publikums an Kampfszenen massiv auswirkte. Mit Superman, Alien, Star Wars und Battlestar Galactica erlebte der Science-Fiction einen Quantensprung, sowohl was die Spezialeffekte als auch was die Serialisierung der Stoffe betrifft. Kulturgeschichtlich bedeutsam ist auch der Einzug der "Drogen" als Thema im Film. Die letzte große Drogenwelle der westlichen Welt hatte zur Stummfilmzeit und davor stattgefunden, als Opium, Heroin und andere hochwirksame Betäubungsmittel legal und ohne großen Aufwand in Apotheken zu kaufen waren.  Die Siebziger Jahre, vor allem nach dem Ende des Vietnamkrieges, brachten eine ähnliche Schwemme von Substanzen in die westliche Welt, allerdings diesmal in ihrer illegalen Gestalt. Haschisch, LSD, Kokain und Heroin zogen nicht nur als Statussymbol kreativer Macher in die Filmwelt und Musikindustrie ein, sondern, dadurch freilich bedingt, auch in die Drehbücher. Was in den Zwanziger und Dreißiger Jahren der Alkoholschmuggler war, in den Vierziger und Fünfziger Jahren der Medikamentenschieber, war in den Siebziger Jahren der Drogendealer, Gestalten am Rande der Gesellschaft, gewaltbereit, kriminell und zumindest in Teilen hoch organisiert, was sie zu idealen Schurken und Antagonisten macht.
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Published on March 15, 2014 04:11

March 9, 2014

schwerbewaffnete Schurken in der Literatur


  Die Bewaffnung einer Figur ist untrennbar mit ihrem Stil und dem Genre der entsprechenden Geschichte verbunden. Waffen sind jedoch nicht nur Accessoires sondern auch Ausdruck von Charakter und Bedrohung, weswegen starke Antagonisten stets überlegene Waffengewalt besitzen müssen, wie, im vielleicht extremsten Fall, einen Todesstern oder zumindest über gewaltige Armeen, besonders starke Magie, technisch überlegene Feuerkraft oder besondere Kampfkünste. Betrüger wie Grundeis aus Emil und die Detektive oder Edgar aus den Aristocats verwenden Gifte und Schlafmittel, Sir Hiss hypnotisiert, während Gunslinger und Desperados mit Schusswaffen zum Kampf antreten. Zwar verfügen einige Antagonisten über gnadenlos überlegene Bewaffnung, wie etwa Grand Moff Tarkin oder Charles Dreyfus doch in aller Regel geht es um die Frage, mit welcher Bereitschaft und Rücksichtslosigkeit eine Figur ihre Bewaffnung einzusetzen bereit ist.
Die vielleicht schönste Waffe ist die Kill-O-Zap Blaster Pistol aus dem "Anhalter durch die Galaxis"
The designer of the gun had clearly not been instructed to beat about the bush. 'Make it evil,' he'd been told. 'Make it totally clear that this gun has a right end and a wrong end. Make it totally clear to anyone standing at the wrong end that things are going badly for them. If that means sticking all sort of spikes and prongs and blackened bits all over it then so be it. This is not a gun for hanging over the fireplace or sticking in the umbrella stand, it is a gun for going out and making people miserable with.'
Selten ist das Idealbild einer schurkischen Waffer besser und lustiger beschrieben worden.
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Published on March 09, 2014 11:00

February 27, 2014

Preisverleihung in Stuttgart am 10. April 2014

Der SAMIEL AWARD zeichnet literarische Schurken aus: Gegenspieler, Monster, Verbrecher und Querdenker.

Mit diesem Preis, der 2014 zum ersten Mal vergeben wird, sollen Autoren unterstützt werden, die den literarischen Wert des Gegenspielerischen erkannt und entwickelt haben, denn ohne Antagonisten kann es keine Helden geben... weder in Kinderbüchern und Märchen, noch in Thrillern oder Komödien.

 

Es wurden deutschsprachige Autoren eingeladen, ihre Schurken in 111 Wörtern zu beschreiben und einzureichen. Eine Jury aus Journalisten, Produzenten, Lektoren und Übersetzern nominierte 10 Autoren für den Award, der am

10. April 2014 
in der Osianderschen Buchhandlung in Stuttgart überreicht wird. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt teuflische 666,- Euro.

Nominiert sind folgende Autoren und Autorinnen:

- Sina Beerwald mit "Mordsmöwen"
- Peter Biber mit Edward C. Bellingham
- Karl Olsberg mit Julius Körner
- Michael Hetzner mit Phantomspuren
- Gunnar Kunz mit Zeppelin
- Jan Kossdorff mit Quintus Danesita
- Eva Reichel mit Teufelspoker
- Aline Krüger mit Was Lilly fühlte
- J. H. Praßl mit Der Alte vom Berg
- Markus Walther mit Gevatter Tod
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Published on February 27, 2014 10:37

February 23, 2014

Vampire, Wölfe und Zombies - Von Antagonisten zu Helden in knapp 100 Jahren Filmgeschichte

 
Die ersten Darstellungen von Vampiren im Film stammen aus der Stummfilmzeit. Damals waren die Untoten eher rattenartige, scheußliche Blutsauger, die kaum artikulieren, weil sie nun einmal untot waren. Doch dann entwickelte sich das Genre rasant weiter: Die Welt der Vampire wurde reicher, komischer, wie in Dead and Lovin' it oder Tanz der Vampire und tragischer, wie in Coppolas Dracula, bis sie sich schließlich von den Antagonisten in die Protagonisten verwandelten, weil “wir” inzwischen so viel über ihre Welt wissen, dass sie nicht mehr nur Gegenspieler sein können. Die Folge sind Romanzen mit Teenager-Vampiren und Actionfilme, die fast nur unter Vampiren spielen, wie Blade. Dass sich das Genre weiter entwickelt, sieht man daran, dass die Vampire neue Gegenspieler bekommen, wie etwa Werwölfe in der Reihe der Underworld Filme. Damit geht der Reigen in die nächste Runde: Böse werden zu Guten. Antagonisten werden zu Protagonisten. 

F. F. CoppolaOder der Predator: Seine Figur hat sich vom ersten Film mit Schwarzenegger (und dem zweiten mit Danny Glover) stark weiterentwickelt. Zuerst ist es ein Einzelgänger, dann ein Teil einer Mannschaft mit individuellen Zügen und in Alien versus Predator schließen sich die Menschen und die Predators gegen die Aliens zusammen und kommunizieren miteinander. Der Predator hat im Zuge der Sequels stark an Persönlichkeit gewonnen. Aus brutalen Mördern und Menschenjägern werden Retter und in gewisser Weise sogar Mitstreiter. Das Gleiche gilt für das Zombie-Genre, das derzeit seine Transformation erlebt und mit Warm Bodies den Schritt eines Zombies zum Protagonisten vollzogen hat.
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Published on February 23, 2014 15:45

February 16, 2014

Hollywood und Zarathustra, Wotan und der Beelzebub

 

Der klassische Hollywood-Blockbuster ist ein fast perfekter Ausdruck des dualistischen Weltbildes des altpersischen Priesters Zoroaster, auch bekannt als Zarathustra.

Er, oder wer sich immer tatsächlich hinter dem Namen oder Titel "Zoroaster" verbirgt,Viele Religionen kennen Teufelsgestalten: Das Christentum den Satan; die Ägypter den Seth, die Philister den Baalzebul oder Belzebub und die Muslime den Eblis. Viele dieser Figuren waren jedoch in Vorgängerkulten keine Teufel, sondern eine Göttergestalten, die von einer neuen herrschenden Schicht "verteufelt" wurden. So trägt etwa der christliche Teufel Züge des alten germanischen Gottes Wotan-Odin. Die Religionen kennen damit, genau wie der Blockbuster, die Wandlung von Figuren von gut zu böse, bzw. von böse zu gut – ohne die Figuren an sich aufzugeben. Damit gelang es, Altes und Neues zu integrieren und neue Machtverhältnisse zu rechtfertigen. Um es mit filmischen Begriffen zu sagen: Der Teufel ist, so könnte man sagen, ein Sequel des Wotan-Franchise.
Nigosian, Solomon (1993), The Zoroastrian faith: tradition and modern research, McGill-Queen's University Press, S. 34.
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Published on February 16, 2014 04:57

February 7, 2014

J.C. Box - Ein Cowboy-Psychologe

Der erste Satz lautet: 

"The night before Cody Hoyt shot the county coroner, he was driving without a purpose in his county Ford Expedition as he often did these days."


Zur Zeit lese ich J.C. Box - die Joe Pickett Geschichten und Cody Hoyt, die beide starke Züge von Box selber tragen: Es geht um die Rocky Mountains, Pferde, wilde Tiere; das Leben mit der Natur - und es geht um außergewöhnliche Verbrechen. 

Anders als Lee Childs Held Jack Reacher sind die Protagonisten keine Einzelgänger, sondern Teil eines mehr oder weniger funktionierenden sozialen Gefüges, was sie gleichzeitig stärker aber auch angreifbarer macht. 
Joe Pickett zum Beispiel ist glücklich
verheiratet und hat drei Töchter. Er arbeitet als Game Warden, ist also ein Angestellter im Öffentlichen Dienst, was an sich nicht gut zum Genre passt. Cody Hoyt andererseits ist ein geschiedener Polizist mit einem Alkoholproblem und bedient das Klischee zu fast 100% - allerdings auf überraschende Weise.

Bei Box sind die Dialoge sehr realistisch konstruiert und die Geschichten entwickeln sich, ähnlich wie bei Stephen King langsam und geheimnisvoll. Aber ganz besonders bestechen seine psychologischen Schilderungen und seine Analysen von Äußerlichkeiten, die dann wiederum in die Plots einfließen, um falsche Spuren zu legen... 

Und die Plots sind vielleicht das Einzige, was hin und wieder etwas übertrieben konstruiert ist, wenn sie zum Beispiel wie in Back of Beyond auf einem ziemlich etremen Zufall basieren. Hier hat es die Literatur freilich auch schwerer als die Realität, von der man ja (ab einem bestimmten Alter) nicht mehr verlangt, dass sie einen Sinn ergibt. Dazu kommt, dass Box einen Hintergrund als Journalist hat und in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge elegant so zusammenzufassen, dass man sie auf drei oder vier Arten deuten kann - genau wie einen guten Zeitungsartikel.






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Published on February 07, 2014 11:49

January 31, 2014

Antiquarische Bücher und das Internet... Landspunkte im Februar

Was ist eigentlich ein antiquarisches Buch?

Eine Hilfsdefinition zu Beginn: Antiquarisch ist ein Buch, das schon einen privaten Vorbesitzer hatte. Antiquar ist, wer mit diesen Büchern handelt. Also mit gebrauchten Büchern jedes Alters und jeder Preisklasse.

Es ist nicht wie bei alten Autos…

Nein, es gibt keine Trennlinie, ab der ein Buch alt zu nennen ist, also zum Beispiel alles vor 1950 oder jedes Buch ohne ISBN. Aber es gibt praktische und subjektive Unterscheidungen, zum Beispiel zwischen Gebrauchtbuch und antiquarischem Buch. Das Gebrauchtbuch, so nenne ich es, wird tatsächlich gelesen, antiquarisch ist ein altes Buch, das einen gewissen Wert darstellt, Sammlerwert, Seltenheitswert hat.
„Alt“ heißt dabei noch lange nicht wertvoll: Das müssen viele feststellen, die zuhause vielleicht die Stuttgarter Erklärungsbibel von 1912 haben oder Meyers Lexikon von 1890. Wenn diese Leute erwartungsvoll zu mir in den Laden kommen und verkaufen möchten, ist es immer schwer zu vermitteln, dass es kaum einen Markt dafür gibt. Und also auch kein Geld.

Die Flut theologischer Publizistik vergangener Jahrhunderte ist bis heute spürbar. Kann man das so sagen?

Ganz sicher! Das ist bis vielleicht 1800 das häufigste. Ein Ritterroman aus dem frühen 18. Jahrhundert ist somit vermutlich wertvoller und interessanter als eine Predigtsammlung aus derselben Zeit. Aber es gibt Antiquare, die sich auf theologische Literatur spezialisiert haben und damit sehr erfolgreich sind. Mein Gebiet ist eher das 20. Jahrhundert, das allgemeine Antiquariat sozusagen.

Lohnt sich das alles heute denn noch?

Die Frage belustigt mich immer wieder. Definiere mir „lohnend“!
Aber im Ernst: Manchmal fühlt man sich schon ein wenig als Dinosaurier, wenn man mit alten Büchern handelt und das Gefühl hat, es wird allgemein kaum noch wahrgenommen. Aber vielleicht ist das nie anders gewesen?
Der Anteil der Bevölkerung, die antiquarische Bücher kaufen und lesen, liegt vielleicht bei fünf Prozent. Diese fünf Prozent reichen allerdings aus, die Branche zu erhalten. Was lohnend ist, muss jeder Händler für sich entscheiden. Es gibt Leute, die kommen in meinen Laden, schauen einmal um sich und fragen dann leise: „Kann man denn davon leben?“ Andere halten mich für einen, in Anführungsstrichen: „Großkapitalisten“, weil ich ja angeblich riesige Gewinnmargen habe.

Als Antiquar ist man in einem sehr konservativen Umfeld aktiv. Dennoch darf man nicht stehenbleiben…

Was meint in dem Zusammenhang konservativ? Allenfalls das Bemühen, bestimmte Kulturleistungen zu bewahren, natürlich. So gesehen ist auch das Sammeln anarchistischer Flugblätter aus den 60er Jahren konservativ. Was das „Stehenbleiben“ angeht: Das Schöne an der Selbständigkeit ist ja, dass man agieren darf, wie man mag. Hilfreich ist aber, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Die vergangenen Jahre ging das ganz gut, und darum machen wir weiter, so lange es geht. Oder anders gesagt, mit Augenzwinkern: so lange es sich lohnt.

Was musst du vom Buchbinderhandwerk verstehen?

Grundkenntnisse reichen; es ist ja nicht mein Handwerk. Ich muss aber erkennen, wann es sich lohnt, einen alten Einband restaurieren zu lassen. Solide Arbeit kostet hier einen dreistelligen Betrag, der Wert des Buches muss also höher liegen als die Restaurierung kostet.

Worüber redet man in der Branche?

Es herrscht schon eine gewisse Jammerkultur, und es gab ja auch durchs Internet gewaltige Umwälzungen. Viele Ladengeschäfte haben in den letzten zehn Jahren dichtgemacht und werden vielleicht als Versandantiquariate weitergeführt. Das liegt an steigenden Innenstadtmieten einerseits, aber auch an der Verlagerung des Handels ins Internet. Dabei finde ich es erstaunlich, wie die Branche sich innerhalb kurzer Zeit die Kontrolle über die Vertriebswege aus den Händen nehmen ließ.
Der Handel mit antiquarischen Büchern läuft im Netz ja über ein paar große Plattformen: Amazon und seine Tochterfirmen, außerdem Ebay. Alle anderen Plattformen, auch Versuche auf genossenschaftlicher Basis, sind Nischen, leider. Ich möchte hinzufügen: noch...

Um das klarzustellen: Die genannten Firmen arbeiten tadellos, und man hat mit ihnen ohne weiteres sein Auskommen. Trotzdem ist mit dieser Konzentration für Händler eine Abhängigkeit entstanden, da sollte man versuchen gegenzusteuern. Ich versuche das, indem ich viele Titel, zum Beispiel signierte Bücher, nur auf einer unabhängigen kleinen Plattform anbiete.

Entscheidend finde ich auch, wie  die Verkaufsplattformen im Internet die Mittlerrolle zwischen Händler und Kunden nutzen. Die Kunden sollen sagen: „Ich kaufe gern bei Amazon.“ Das ist gut fürs Geschäft, weil es Werbekosten spart, aber dadurch wird der Händler anonymisiert, und es ist schwierig geworden, sich eine Stammkundschaft aufzubauen.

weiter... 



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Published on January 31, 2014 10:29

January 21, 2014

Autoren-Klischees im Film


Ich frage mich, warum Schriftsteller in Kinofilmen fast immer gleich dargestellt werden: einsam, unglücklich - und sie leiden an Schreibhemmungen.

Der Beruf des Schriftstellers gehört zu den kreativsten Berufen überhaupt. Autoren erschaffen komplexe Welten aus dem Nichts. Sie benötigen außer der Sprache kaum Werkzeuge dafür...  Ähnlich wie Mathematiker und Komponisten bauen sie aus einfachsten Elementen, Buchstaben und Satzzeichen, komplexe Systeme, die dann von Darstellern, Schauspielern, Vorlesern, etc. in die Realität umgesetzt werden. Warum wird dieser enorm kreative Beruf als so langweilig dargestellt?

Während fast alle anderen Berufsgruppen farbenfroh geschildert werden - Cowboys, Piloten, Auftragsmörder, sogar Polizisten! - bleibt die Darstellung von Autoren seit Jahrzehnten zumeist stereotypisch - und das nicht nur in Hollywood.
Das ist umso bemerkenswerter, weil die Autoren im Film ja von Autoren im realen Leben entworfen wurden. Ist unser Blick auf uns selbst stereotypisch? Oder ist es so, dass vor allem diejenigen Autoren, die selbst dem Klischee besonders gut entsprechen, Geschichten über Autoren verfassen? Das wäre deprimierend. Oder entstehen diese literarischen Figuren dann, wenn ein realer Autor keine anderen Einfälle mehr hat? Man soll über das schreiben, was man kennt, heißt es ja schließlich immer. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass viele Autoren bei der Entwicklung ihrer Figuren keine Wettbewerbsanalyse machen und sich fragen, ob sie wirklich etwas Neues erschaffen, wenn sie von einem introvertierten Schriftsteller erzählen, dem nichts einfällt, der Single ist und der unter Schaffensdruck leidet...

In HER geht es um einen Schriftsteller, der eine Romanze mit seinem Computerprogramm anfängt - eine Art Siri der übernächsten Generation. Dieser Schriftsteller (er heißt auch noch Theodore Twombly) ist einsam und introvertiert. In Adaptation ist Charlie Kaufman ein ganz ähnlicher, unsicherer Charakter. Paul Sheldon aus Misery befindet sich ebenfalls in einer Sinnkrise (die freilich von realen Alpträumen weit übertroffen wird); Sidney Bruhl in Deathtrap leidet unter Schreibhemmungen, genau wie der Satansbraten von Fassbender oder die verschiedenen Schriftsteller in den Filmen von Woody Allen - oder auch Grady Tripp in Wonder Boys. In Naked Lunch wird das Klischee des drogensüchtigen Schriftstellers William S. Borroughs bedient. Es ist immer das Gleiche.

Der geniale Terry Pratchett sagte einmal:

There's no such thing as writer's block. That was invented by people in California who couldn't write.


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Published on January 21, 2014 04:49

January 17, 2014

Samiel Award Preisverleihung



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Der Samiel Award 2014 nähert sich der Preisverleihung: Am 10. April um 19.30 Uhr ist es soweit, bei der Buchhandlung Osiander in Stuttgart, Nadlerstrasse 4, (ehemals Lindemanns).

Seit Ausschreibung Ende letzten Jahres haben sich viele interessante und lesenswerte Schurken und deren geistige Väter und Mütter sehen lassen. 

Nominiert sind folgende Autoren und Autorinnen:

- Sina Beerwald mit "Mordsmöwen"
- Peter Biber mit Edward C. Bellingham

- Karl Olsberg mit Julius Körner
- Michael Hetzner mit Phantomspuren
- Gunnar Kunz mit Zeppelin

- Jan Kossdorff mit Quintus Danesita
- Eva Reichel mit Teufelspoker

- Aline Krüger mit Was Lilly fühlte
- J. H. Praßl mit Der Alte vom Berg
- Markus Walther mit Gevatter Tod

Auf die Endrunde und eine wunderbare Preisverleihung in einer der innovativsten Buchhandlungen Deutschlands freue ich mich gemeinsam mit der Jury und dem LiteraturCafé


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Published on January 17, 2014 13:10

Samiel Award Shortlist


Der Samiel Award 2014 nähert sich der Preisverleihung. Seit Ausschreibung Ende letzten Jahres haben sich viele interessante und lesenswerte Schurken und deren geistige Väter und Mütter sehen lassen. 
Heute können wir die Liste mit den nominierten Autoren und Autorinnen vorlegen.

Gemeinsam mit dp Digital Publishers aus Stuttgart und Osiander in Tübingben bereite ich gemeinsam mit einer Redaktion von Studenten der Medienakademie in Berlin und der Karlshochschule in Karlsruhe nun die Endrunde vor.

Nominiert sind folgende Autoren und Autorinnen:

- Sina Beerwald mit "Mordsmöwen"
- Peter Biber mit Edward C. Bellingham

- Karl Olsberg mit Julius Körner
- Michael Hetzner mit Phantomspuren
- Gunnar Kunz mit Zeppelin

- Jan Kossdorff mit Quintus Danesita
- Eva Reichel mit Teufelspoker

- Aline Krüger mit Was Lilly fühlte
- Judith Praßl mit Der Alte vom Berg
- Markus Walther mit Gevatter Tod

Auf die Endrunde und eine wunderbare Preisverleihung in einer der innovativsten Buchhandlungen Deutschlands freue ich mich.


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Published on January 17, 2014 13:10

über Bücher, Filme und Publikationen

Albrecht Behmel
Albrecht hat in Heidelberg und Berlin Geschichte, Philosophie und Politik studiert. Seit 1999 ist er Autor für Film, Print, Radio und TV, unter anderem für UTB, SR, ARTE, Pro7Sat1 und den RBB. Er lebt ...more
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