Axel Hacke's Blog, page 8

June 12, 2022

Flamingos

In unserem Zoo sind die Flamingos gleich rechts hinter dem Eingang zu finden – »und stehn, auf rosa Stielen leicht gedreht, beisammen, blühend, wie in einem Beet.« Genau wie Rilke es beschrieben hat.

Hackes Tierleben

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Published on June 12, 2022 21:00

June 5, 2022

Socken, Schlüssel, Regenschirme.

Leserin H. schreibt, ob ich nicht was über das Reich der verlorenen Dinge schreiben könne, das müsse es geben, irgendwo müssten die beiden Brillen sein, die ihr Freund innerhalb von zwei Wochen verlegt und nie wieder gefunden habe, zusammen mit all den verschwundenen Socken, Schlüsseln, Regenschirmen …

Das kolumnistische Manifest

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Published on June 05, 2022 21:00

May 29, 2022

Warum schaust du so?

„Warum schaust du so?“ fragt Paola. „Mei Leb’n bringt mi um“, sage ich.

Das Beste aus meinem Leben 2000

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Published on May 29, 2022 21:00

May 22, 2022

Ich besitze ein Auto.

Manche Leute haben ein Auto, um zur Arbeit zu fahren. Andere haben ihren Wagen, um in den Urlaub zu reisen. Wieder andere nutzen ihr Fahrzeug für kleine Wochenendtouren. Ich besitze ein Auto, um Luis zum Schlafen zu bringen.

Das Beste aus meinem Leben 2000

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Published on May 22, 2022 21:00

May 15, 2022

Nun haben wir August.

Weihnachten ist schon eine Weile her. Auf der Kommode im Flur liegt immer noch eine riesige lilafarbene Christbaumkugel.

Das Beste aus meinem Leben 2002

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Published on May 15, 2022 21:00

Aus dem Tagebuch eines Lesereisenden

Gerade habe ich eine ziemlich lange Lesetour hinter mir, elf Auftritte in 17 Tagen, das ist auch für meine Verhältnisse echt viel.

Kleinmachnow, Berlin, Dresden, Cottbus, Frankfurt/Main, Nordhorn, Seelze, Fulda, Jena, zwei Mal München, es war alles dabei: kleine Stadtbibliotheken, große Theater, volle Säle, nicht so volle Säle, große Bahnhöfe, kleine Bahnhöfe, pünktliche Züge, verspätete Züge, ICEs und Regionalzüge, miserable Bahnhofsmahlzeiten, dazwischen ein schönes Mittagessen im Goldenen Karpfen in Fulda, dazu später mehr.

Hin und her, rauf und runter.

Auf Lesereisen schwanke ich oft zwischen Schwermut und plötzlicher großer Freude.

In Cottbus zum Beispiel hatte ich ein Hotelzimmer von niederschmetternder Hässlichkeit. Das Haus lag an einer lärmenden Kreuzung, der Vorverkauf war erschütternd schwach gewesen. Grundsätzlich kommt zur Zeit nur etwa ein Drittel bis die Hälfte der Menschen, die früher kamen. Viele haben noch Angst vor Corona, andere haben sich wohl an ein Leben auf dem Sofa gewöhnt, etliche deprimiert der Krieg, und dann ist da noch die wirtschaftliche Lage … Knapp hundert Leute. Früher wären es doppelt so viele gewesen. Aber in Fulda waren es zum Beispiel nur 40, wo sonst hundert gekommen wären, in Dresden 400, da kamen sonst 800 ins Staatstheater, viele Sitze waren immer noch gesperrt, der Seuche wegen. Dabei liegen sich in den Lokalen in der Stadt die Leute längst in den Armen vor Freude, das verstehe, wer will.

Als Corona begann, schwamm ich auf einer Welle der Euphorie, was Lesungen anging, fast überall war ausverkauft. Und jetzt ist es eben so. In Jena war es dafür rappelvoll, im Münchner Volkstheater auch.

Man möchte manchmal klagen. Oder man nimmt es eben, wie es ist.

Ich tue beides, heute dies und morgen das.

Vor der Lesung spazierte ich durch Cottbus‘ Zentrum, hungrig. Ich esse fast nie Burger, nun aber kaufte ich mir in meiner Ratlosigkeit einen Cheeseburger im Burgerbüro in der Marktstraße, setzte mich an der Stadtmauer auf eine Bank, blickte auf die Wohnsilos gegenüber. Und biss in den Burger.

Und plötzlich …

Der Burger war ein Traum, ganz frisch. Die Semmel, in der das Fleisch lag, leicht und fluffig, alles bestens. Es war der beste Burger, den ich je verzehrte, was nicht so viel bedeutet wie bei Donald Trump, aber immerhin.

Ein Mann radelte vorbei. Er rief: „Ja, hallo, Herr Hacke, ich freue mich schon auf die Lesung!“ Später sahen wir uns am Büchertisch wieder und plauderten. Ich erzählte von meinem Hotel. Er empfahl mir für das Frühstück das Café Schiller neben dem Theater, das öffne schon um sieben, ab acht gebe es Frühstück. Da saß ich dann auch in der Frühe, sehr guter Kaffee von Dinzler, eine Eierschecke, einen Obstsalat. Die Bedienung: wahnsinnig nett.

Ich war voller Groll gegen Cottbus angekommen. Nun wäre ich am liebsten noch etwas geblieben.

Oder Fulda. Die Stadt ist immer schwierig gewesen, als Ort für Lesungen, meine ich, und wie ich von Kollegen höre, gilt das nicht bloß für mich. Aus unerklärlichen Gründen kommen hier immer weniger Leute zu den Veranstaltungen als überall sonst, bitte, Fulda, was soll das? Warum bist du so anders als alle anderen, was das angeht? Kommt hinzu: Der Bahnhof ist noch trister als viele andere. Und warum habe ich immer in einem Hotel gleich daneben übernachtet, einer anonymen Übernachtungsstätte mit Blick auf: irgendwelche Siedlungen? Nie, wie jetzt, im Goldenen Karpfen mitten in der Stadt?

Ich weiß es gar nicht mehr genau, das ist es ja.

Ich hätte Grund, mit Fulda zu hadern, das tue ich auch. Aber es liegt nun mal sehr zentral, man kommt immer wieder vorbei, warum also nicht aus dem Zug steigen und einen Abend lang lesen?

Es ist ja auch eine schöne barocke Stadt, alt – und reich an Geschichte.

40 Leute.

Es ist schwer, bei einem so kleinen Publikum eine kohärente Stimmung zu erzeugen, die man dann auch auf der Bühne spürt. Bei einigen hundert Menschen, die einen Saal bis an den Rand füllen, gibt es immer einen, der lacht, und eine, die klatscht. Das pflanzt sich fort, es entsteht ein Zusammenhang. In der Corona-Zeit, in der die Menschen auf Abstand im Publikum saßen, war das schwieriger. In einem Theaterraum kommt es immer auf die Verbundenheit zwischen den Menschen an, denen auf der Bühne und denen auf den Stühlen, auch untereinander. Je größer diese Verbundenheit, desto gelungener der Abend.

In Fulda ging eine gewisse Verlorenheit nie weg. Wenig los am Büchertisch, logischerweise. Die Lücken in den Stuhlreihen. Meine Müdigkeit vielleicht auch, während einer anstrengenden Reise. Und das Grundgefühl: Das neueste Buch ist erschienen, es verkauft sich gut, aber im Grunde heißt das nicht anderes als: Du stehst wieder vor dem nächsten Buch, von dem du noch zu wenig weißt, um dich sicher zu fühlen. Und auf einer Lesereise schreibe ich zwar auch jeden Vormittag im Hotel, aber sehr oft komme ich dann doch nicht richtig dazu. Die Tage sind zu zerrissen zwischen Theatern, Hotels, Bahnhöfen.

Insgesamt: Grund genug, gedrückt ins Hotel zu schleichen.

Und dann steht beim Weggehen vor der Tür des Saals eine Leserin. Sie schließt ihr Fahrrad auf und sagt: Danke für den schönen Abend! Sie habe schon vor Jahrzehnten den Kleinen Erziehungsberater gelesen und dann vieles andere, und es sei heute wirklich eine tolle Lesung gewesen. Später schreibt mir Leser B.: „Ganz besorgt habe ich mich an dem Abend gefragt, ob das Kulturleben erst langsam wieder in Gang kommen muss und ob das überall so ist. Mir kam es komisch und falsch vor. Vor Corona noch volles Haus im viel größeren ‚Kreuz‘ - und jetzt das? Es würde mich traurig machen, wenn der Abend dazu führen würde, dass Fulda aus der Liste Ihrer potenziellen Vortragsorte getilgt werden würde, weil Sie ihn in unangenehmer oder unwirtschaftlicher Erinnerung haben.“

Ich denke an diese beiden. Ich denke an den Leser in Cottbus. Ich denke an zwei Leserinnen in Seelze. Seelze ist (bitte verzeihen Sie mir, wenn Sie dort leben, wenn Sie den Ort aus guten Gründen gern haben, wenn er ihre Heimat ist und wenn ich etwas übersehen haben sollte) in seinem Zentrum von einer gewissen Trostlosigkeit. Aber diese beiden Frauen, die mit ihren Männern auf die Lesung warteten, riefen mir zu, wie sehr sie sich auf den Abend freuten und dass sie mir doch schon mal geschrieben hätten, ob ich mich erinnerte?

Ja, das tat ich. Es war eine sehr lustige Korrespondenz über die Alltagssprache von Grundschülern gewesen. Und wir unterhielten uns auch jetzt sehr angeregt.

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Ich denke an die Leidenschaft und Freude, mit der die Leute in den Stadtbibliotheken in Seelze und Nordhorn ihrer Arbeit nachgehen, jede dieser Büchereien eine Bastion der Kultur in ihrer Stadt, und jede erinnert mich an die kleine Stadtteilbibliothek in Braunschweig-Süd, in der ich mich als Kind mit jenem Lesestoff versorgte, der mir Hoffnung gab auf ein besseres Leben.

Ich denke an die herzwärmende Dankbarkeit, mit denen sie mir aus diesen beiden Büchereien nach den Lesungen schrieben. Das war jede Verspätung, jedes Herumhocken auf einem Bahnhof, jede Fahrt in irgendeinem über die Gleise schwankenden Regionalexpress wert.
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Ich denke an Brigitte und Thomas Reinsch, die in Jena vor Jahren ein kleines Hotel eröffnet haben, eine wunderbar besondere Herberge mitten in der Stadt, von deren oberstem Zimmer man einen herrlichen Blick über die Dächer hinweg und in die Wälder hinüber hat, VielHarmonie heißt sie, denn Thomas Reinsch war Musiker an der Philharmonie der Stadt. Beim Signieren standen sie plötzlich vor mir, sie kamen immer zu meinen Lesungen, aber nun erst lernte ich sie kennen.

Ich denke an Frau Tünsmeyer, die mit ihrer Schwester den Goldenen Karpfen in Fulda führt. Als sie mir den Frühstückskaffee brachte, erzählte sie, dass sie zwar kein Abonnement der Süddeutschen Zeitung habe, das Magazin aber jeden Freitag von einem Nachbarn bekomme, der Kolumne wegen, die sie liebe.
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Sowas hört man natürlich gerne am Morgen.
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Ich war voller Groll gegen Fulda angekommen. Nun wäre ich am liebsten noch etwas geblieben. Ich saß später mittags im Gastgarten des Karpfens, blinzelte in die Sonne, freute mich über den Gruß eines vorbeigehenden Herrn, der tatsächlich auch am Abend in der Lesung gewesen war, aß hervorragend, trank gegen jede Gewohnheit mittags ein Glas Wein und dachte: Fulda, du Schöne, vielleicht wird es ja noch was mit uns beiden?

Ich vergesse bisweilen bei den Lesungen, bei denen man von der Bühne aus das Publikum immer als Ganzes empfindet, dass es auf die Einzelnen ankommt: auf jeden und jede Einzelne im Saal, die Bücher und Kolumnen lesen, mit ihnen leben, in deren Köpfen die Geschichten weitergehen. Ja, ich vergesse es immer wieder, leider.

Aber die vielen Einzelnen erinnern mich dann, Gott sei Dank, immer wieder daran.

Nun kommt bald die Sommerpause. Zeit zum Schreiben und zum Nichtstun.
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­Siehe hierzu das Kapitel über das Nichtstun im Urlaub in Ein Haus für viele Sommer. „Wer wirklich nichts tun will, der muss erst einmal verstehen, was das eigentlich ist: nichts. Denn erst, wenn man das weiß, kann man es tun, das Nichts.“

Zwei Lesungen noch, am 2. Juni in Altusried und am 3. Juni in Gröbenzell. Danach fast fünf Monate alle Abende frei. Zeit, das Nichts verstehen zu lernen.

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Published on May 15, 2022 04:24

May 12, 2022

Das Boschste aus meinem Leben

Mit einer gewissen Rührung notiere ich immer wieder, wie sehr viele Leserinnen und Leser an Bosch, meinem alten Kühlschrank und Freund, hängen. Erwähne ich ihn während einer Lesung, höre ich garantiert irgendwo im Saal einen sentimentalen Seufzer, und immer wieder werde ich beim Signieren hinterher gefragt, wie es dem alten Herrn denn so gehe. Und dass ich ihn grüßen solle!

Manchmal habe ich dann ein schlechtes Gewissen, wenn jemand am Büchertisch Nächte mit Bosch kauft, mein erstes Buch, 1991 erschienen. Darin befindet sich zwar die erste von allen Geschichten, die ich je über meinen sprechenden Kühlschrank schrieb, ein Text vom Ende der achtziger Jahre. Aber eben auch nur diese eine. Ich denke: Hoffentlich sind die Leute nicht enttäuscht, weil sie vielleicht ein ganzes Buch über den Alten erwarten.

Ansonsten gibt es in dem Buch Erzählungen, Reportagen, Glossen, deren Zusammenhang allein darin besteht, dass man nie so genau weiß, was nun erfunden und was wirklich passiert, was also Reportage und was Erzählung ist.

Eine Geschichte zum Beispiel über Leute, die Sammlungen von manchmal 50.000 kleinen Modellautos besitzen, hielten immer viele Leute für ausgedacht. Sie ist aber in jedem Punkt genau so geschehen, wie es erzählt wird.

Deshalb lautet der Untertitel des Buches auch 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten. Es ist seit mehr als dreißig Jahren immer wieder neu erschienen, mit Bosch-Titelbildern von Marcus Herrenberger, Michel Keller, Rotraut Susanne Berner und Michael Sowa.

Über den Kühlschrank selbst werde ich wohl so an die zwanzig oder dreißig Geschichten geschrieben haben, schätze ich. Die meisten erschienen in meiner Kolumne Das Beste aus meinem Leben im Süddeutsche Zeitung Magazin, etliche kann man in Das kolumnistische Manifest nachlesen. Irgendwann habe ich dann aufgehört, über ihn zu schreiben. Warum? Der alte Bosch wurde mir langweilig, ehrlich gesagt, nicht in Wirklichkeit natürlich, aber als Gegenstand meiner Arbeit.

Denn dieser Kühlschrank entwickelt sich ja nicht sehr, es gibt selten etwas Neues über ihn zu berichten, das ist ja gerade der Witz an dieser Figur. Sie ist vertraut in ihrer Beständigkeit, sie gibt Sicherheit im Spenden von Bier und Essen, sie steht immer am selben Platz. Irgendwann ist da einfach nichts Neues mehr zu erzählen, und dann wird es öde für den Autor.

Außerdem hat Bosch selbst immer viel mehr Wert auf Diskretion gelegt als ich. Ihm war es nie ganz recht, dass ich über ihn schrieb. Also hörte ich auf damit. Nur während des ersten Pandemie-Jahres, 2020, gab es noch mal zwei Kolumnen über ihn, die mir richtig Spaß machten, denn er musste ja plötzlich auf eine neue Weltlage reagieren, auf seine Weise. Und da war nun etwas Neues. Diese Gelegenheit galt es zu nutzen.

Also unterhielten sich Erzähler und Kühlschrank damals wieder öffentlich, während des Lockdowns im März 2020.

„Mir fällt auf“, sagte er, „dass du viel daheim bist.“
„Ist im Moment üblich“, sagte ich. „Alle sind viel daheim.“
„Warum?“
„Weil man sich draußen mit dem Corona-Virus anstecken könnte, also bleibt man drinnen.“
„Kenne ich“, sagte er.
„Was kennst du?“
„Das Drinnenbleiben. Ich habe mein ganzes Leben drinnen verbracht. Ich war überhaupt noch nie draußen. Draußen existiert für mich praktisch nicht, es ist für mich wie … das Weltall. Ein unerreichbarer Ort.“

(Aus der Kolumne im März 2020)

Ich komme darauf zu sprechen, weil ich in letzter Zeit wieder viel Post bekam, Bosch betreffend. Wer etwas über alte Kühlschränke irgendwo auf der Welt oder in der eigenen Küche zu berichten hat, kann mir übrigens gerne schreiben: axelhacke@axelhacke.de. Und über die erwähnte Post werde ich in den kommenden Briefen aus dem Büro berichten, vielleicht kommt er hier auch mal wieder selbst zu Wort, wir werden sehen. (Ich muss noch mal mit ihm darüber reden.)

„Ich habe hier auf meinem Posten irgendwann begriffen, dass ich mich nicht fürchten sollte, vor dem, das eh nicht in meiner Macht steht“, sagte Bosch. „Ich sollte mich auf das konzentrieren, was meine Aufgabe ist: kühlen, kühlen, kühlen.“
„Finde Klarheit in der einfachen Aufgabe, heute deine Sache gut zu machen“, sagte ich leise.
„Was ist das?“
„Du hast gefragt, was ich lese. Es ist ein Buch über die Philosophie der Stoiker, und das ist der Satz, bei dem ich gerade war. Ich habe nie so viel über Philosophie gelesen wie jetzt.“ Ich klappte das Buch zu, schloss die halb volle Bierflasche und stellte sie in den Kühlschrank. „Gute Nacht!“
„Desinfizier‘ mir noch die Klinke“, sagte er. „Sei so gut.“

(März 2020)

Frohe Ostern!, soll ich ausrichten an alle, sagt er mir gerade, und dass er auch sehr berührt sei vom Interesse an seinem eigentlich doch so uninteressanten Leben. Und das wünsche ich natürlich auch allen: ein schönes Osterfest in diesen schwierigen Zeiten.

PS: Wer mag und ein Digital-Abonnement der Süddeutschen Zeitung hat (oder bereit ist, ein Probe-Abo abzuschließen), kann beide Corona-Bosch-Kolumnen übrigens immer noch nachlesen. Die eine erschien im März, die andere im Mai 2020.

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Published on May 12, 2022 11:57

Mein Ding im Leben: Schwein

Ich weiß nicht mehr, woher ich dieses kleine Schwein habe, vermutlich habe ich es vor Jahrzehnten bei irgendeinem Trödler gekauft.

Ich mag Schweine, es sind sehr intelligente, gesellige Tiere, denen viel Unrecht geschieht in dieser Welt. Wobei ich kein Vegetarier bin, aber ein Gegner der Massentierhaltung in ihrer heute so weit verbreiteten Form. Aber wer wäre das nicht!? Schweine aus Holz isst jedoch keiner, und dieses hier ist aus Holz, geschnitzt aus einem Stück, nur das Ringelschwänzchen wurde nachträglich eingesetzt.

Ich nehme es fast jeden Tag einmal in die Hand und betrachte es. Es hat einen missmutigen Gesichtsausdruck und schaut ein wenig feindselig, aber es fasst sich gut an, rundlich und fest.

„Schweine sind uns nah und fern zugleich“, schreibt Thomas Macho in seinem äußerst lesenswerten, in der schönen Reihe Naturkunden bei Matthes & Seitz erschienenen Buch Schweine. „Wer eine Genealogie der Ambivalenz entwerfen wollte, braucht nur die Geschichte der Schweine studieren. Und in ihr den Widerspruch zwischen dem Überfluss des Imaginären, der Allegorien, Sprichworte, Bilder und Artefakte – und der zunehmenden Unsichtbarkeit der Schlachthöfe und Massentierhaltungspraktiken. Einer gesteigerten Sichtbarkeit entspricht eine außerordentliche Blindheit, ein vergessener und verdrängter Alltag der Grausamkeiten, zugleich aber auch eine diffuse Angst und Schuld ...“

Vielleicht stand das einmal im Schaufenster eines Metzgers. Vielleicht auch nicht. Jetzt ist es jedenfalls bei mir. Und da bleibt es auch.

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Published on May 12, 2022 10:30

Klaus Pohl, Sein oder Nichtsein, Galiani

Dieses Buch ist großartig. Es ist ein Wunder, einmalig in seiner Art. Es ist ein Schatz voller Geschichten, Irrungen und Wirrungen, Porträts, Liebeserklärungen, Abstürzen, Anekdoten, Abenteuern, voller Kämpfe, Beleidigungen, großer Komik, tiefer Kränkungen, Vernichtungen, Überschwang, Liebe, Wahnsinn, Poesie, Schocks, Grenzerfahrungen, Panik, Selbstaufgaben, Selbsterfahrungen, Glück.

Es zeigt eine Welt, die uns normalerweise verschlossen bleibt, denn niemand von uns kann je die Entstehung einer Theateraufführung – schon gar nicht aus der Perspektive eines Beteiligten – miterleben.

Klaus Pohl aber macht es möglich. Er war 1999 für den Horatio in Peter Zadeks legendärer Inszenierung des Hamlet besetzt. Er probte monatelang mit Angela Winkler, die den Hamlet spielte, mit Ulrich Wildgruber, Otto Sander, Eva Mattes und vielen anderen in Straßburg. Er machte sich Notizen, ursprünglich im Auftrag des Stern. Kein Literaturagent, kein Verlag wollte dieses Buch. Pohl inszenierte deshalb selbst einige Lesungen in Hamburg, fand schließlich einen Produzenten für ein Hörbuch – erst darauf fand sich ein Verlag für das Buch.

Sein oder Nichtsein heißt es, und genau darum geht es.

Klaus Pohl, Sein oder Nichtsein. Galiani. 23 Euro   

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Published on May 12, 2022 10:22

May 8, 2022

Fremde Galaxien

Ich lag im Bett und betrachtete Luis, wie er den dünnen Strahl seiner Lampe durch den Hof gleiten ließ, auf der Suche nach Sendboten fremder Galaxien. Mann! Es ist wunderbar, seinem fünfjährigen Sohn zuzusehen, wie er mit ernstem Gesicht den Aliens im Weltraum Blinkzeichen gibt. Mir standen Tränen in den Augen.

Das Beste aus meinem Leben 2001

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Published on May 08, 2022 21:00

Axel Hacke's Blog

Axel Hacke
Axel Hacke isn't a Goodreads Author (yet), but they do have a blog, so here are some recent posts imported from their feed.
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