Axel Hacke's Blog, page 9

May 1, 2022

Es war dunkel …

… als Luis sonntags erwachte, in unser Bett kroch, sich quer zwischen uns legte, an Paolas Haaren zupfte und mit den Füßen in meinem Gesicht stocherte.

Das Beste aus meinem Leben 2001

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Published on May 01, 2022 21:00

April 24, 2022

Euphausiacea

Ich stellte mir vor, ich wäre ein Ruderfußkrebs oder ein garnelenähnliches Kleintier der Ordnung Euphausiacea, ich schwömme mit Millionen meiner Freunde im großen Meer, nähme eine schöne Phytoplankton-Mahlzeit zu mir, und plötzlich käme ein Blauwal daher und saugte uns in sich hinein, wir blieben in den Barten hängen, wanderten in seinen Magen – und das war’s, adieu, du schöne Welt.

Das Beste aus aller Welt 2002

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Published on April 24, 2022 21:00

April 17, 2022

Ich lerne, lerne, lerne.

Und wir werden sehen, warum es so viel Spaß macht, Kolumnen zu schreiben. Morgens wusste man noch nicht sehr viel über Krill, abends geht man als Autor einer sachkundigen Krill-Kolumne nach Hause. Morgens wusste man noch nichts von der Internet-Seite des Fachbereichs Anglistik der Universität Trier, abends hat man sich große Teile davon zu Gemüte geführt. Andere sitzen sich den Hintern in Unterausschüssen breit, nähen blutende Platzwunden zu oder kontrollieren Fahrscheine, ich lerne, lerne, lerne. Ach, was für ein herrliches Leben!

Das kolumnistische Manifest

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Published on April 17, 2022 21:00

April 10, 2022

Na, wir werden es ja sehen.

Ich sagte: „Na ja, es gibt Leute, die glauben, nach dem Tod wird man wieder neu geboren, aber als etwas anderes, nicht als man selbst. Und andere glauben, man kommt ins Paradies, wenn man ein gutes Leben geführt hat, und in die Hölle, wenn man ein böser Mensch war. Und wieder andere glauben, dass man einfach weg ist, für immer und ewig weg. Sicher ist nur: Genau weiß keiner, was nach dem Tod kommt.“ Pause. Kleines Schweigen. Dann sagte Luis: „Na, wir werden es ja sehen.“

Das Beste aus meinem Leben 2002

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Published on April 10, 2022 21:00

April 3, 2022

Richtige Skiflieger …

… also Menschen, die mit Skiern an den Füßen bis zu zweihundert Meter weit durch die Luft segeln können, gibt es nur sehr wenige, vielleicht ein paar hundert in der ganzen Welt. Gelegentlich hört man, das liege daran, dass es zu wenig Skiflugschanzen gebe, vor allem in Norddeutschland. Unsinn! Es ist andersherum: Entschieden sich mehr Leute fürs Skifliegen, würde endlich eine größere Zahl von Schanzen errichtet. Es ist deshalb unser Anliegen, viele Menschen für diesen schönen Sport auszubilden.

Hackes Grundkurse 1994

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Published on April 03, 2022 21:00

March 27, 2022

Wer das Tanzen erlernen möchte …

… muss sich zunächst einmal darüber klar werden, dass es grundsätzlich paarweise ausgeübt wird.

Hackes Grundkurse 1994

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Published on March 27, 2022 21:00

March 24, 2022

Wolf Haas, Müll, Hoffmann und Campe

Es gibt Autoren, von denen ich fast alles lese, Wolf Haas gehört zu ihnen. Auferstehung der Toten, Der Knochenmann, Komm, süßer Tod!, Das ewige Leben, Das Wetter vor 15 Jahren, Junger Mann, und das sind ja längst nicht alle, das ist nur eine zufällig mir einfallende Auswahl.

Seine Dissertation namens Sprachtheoretische Grundlagen der Konkreten Poesie ist mir entgangen, 1990 im Akademischen Verlag erschienen. Der Mann ist Linguist, aber er hat sich irgendwann der praktischen Seite des Fachs zugewandt, wie schön!

Und Verteidigung der Missionarsstellung – Moment, nein, das habe ich nicht gelesen, warum eigentlich nicht?

Keine Ahnung. Es ist auch egal jetzt. Auf Vollständigkeit kommt es nicht an, aber auf dieses Gefühl: Auf den Mann kann man sich verlassen. Er strickt nicht immer die Masche weiter, die mal erfolgreich war, er probiert was aus, er riskiert Neues, er lässt sich was einfallen, er entwickelt sich weiter. Also, das mag ich. In ein Buch von Haas lese ich im Buchladen nicht irgendwie erst rein oder so, ich nehme es einfach mit, wenn es was Neues gibt.

Es gibt auch Romanfiguren, von denen will ich alles wissen. Der Brenner ist so einer, über den Haas neun Romane geschrieben hat. Die gelten gemeinhin als Kriminalromane, spielen aber in diesem Genre eine singuläre Rolle. Was man schon daran merkt, dass ich, als ich in der Kriminalbuchhandlung Glatteis in München herumstand und das Buch bestellen wollte, erfuhr: Sooo gefragt sei der Haas hier im Krimiladen gar nicht.

Und warum nicht?, fragte ich entgeistert.

Die Buchhändlerin war etwas ratlos, sie wisse das auch nicht so genau – vielleicht verstünden manche Leute den Humor nicht?

Da war nun ich wiederum fassungslos, weil ich darauf eben nicht gefasst war: dass man den Brenner nicht mögen könnte. Und dass man die wunderbare Sprache, in der seine Geschichten sozusagen auf mündliche Weise schriftlich erzählt werden, nicht zu verstehen in der Lage sei.

Es ist ja auch egal. Wer vom Brenner, der einst als Kriminalbeamter begann, dann Privatdetektiv wurde, zwischendurch, glaube ich, mal Chauffeur war, und nun auf einem Wiener Wertstoffhof arbeitet (den man dort „Mistplatz“ nennt), wer also vom Brenner noch nie gehört hat, sollte vielleicht erst mal den Knochenmann lesen oder Das ewige Leben.

Müll ist nämlich anfangs nicht ganz so süffig wie einige seiner Vorgänger, bei denen man nach spätestens hundert Seiten im eigenen Alltag genauso zu reden begann wie der Erzähler, also ohne Verben und mit viel Frage nicht / Und du darfst eines nicht vergessen / Jetzt pass auf / Aber interessant oder diesem wunderbaren Wort Hilfsausdruck, nach dem immer ein besonders rarer Begriff kommt. Ein Brenner-Roman ist einem Menschen vom Mund heruntergeschrieben, der eine Geschichte erzählt und sich dabei, wie Leute das nun mal so tun, immer wieder verliert in Nebenbetrachtungen und Untererzählungen.

Genau das führt ja dazu, dass man abends immer ein oder zwei Kapitel mehr liest, als man eigentlich wollte. Man wird da so reingezogen und kann nicht aufhören.

Bei Müll dauert es ein wenig, bis die ganze Sache richtig in Fahrt kommt, aber, das kann ich versprechen: Sie kommt irgendwann in Gang, und dann wird es echt gut.

Mehr hier nicht.

Wahrscheinlich dauert es jetzt wieder acht oder zehn Jahre, bis es noch mal einen Brenner-Roman gibt, aber ich bin sicher, dass ich dann wissen wollen werde: Was ist aus dem eigentlich geworden, seit 2022, seit Müll?

Wolf Haas, Müll. Hoffmann und Campe. 24 Euro.

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Published on March 24, 2022 09:45

Mein Ding im Leben: Krone

Das ist die Krone des kleinen Königs Dezember. Er hat sie bei mir gelassen, weil er eine kleinere brauchte. Er schrumpft ja immer weiter, und diese wurde ihm zu schwer. Ich bewahre sie sicher unter einem kleinen Glassturz auf, denn sie ist wirklich aus Gold. Rechts daneben sieht man eine Schachtel, die einmal jemand für mich gebastelt hat, dem das Buch gut gefallen hatte: vor allem die Geschichte, in der es um die Träume von Dezember geht, die er nämlich in solchen Schachteln aufbewahrt.

Sie steht immer auf meinem Schreibtisch, ganz in der Nähe der Krone. Und es rührt mich jedes Mal sehr, wenn ich sie sehe: dass die Geschichte des Königs Leute so sehr beschäftigt, dass sie so etwas basteln und es mir schenken.

„Was bewahrst du in diesen Schachteln auf?“, fragte ich.

„Meine Träume“, sagte der König Dezember.

„Deine Träume!?“, rief ich.

„Alle meine Träume“, sagte der König. „In jeder Schachtel ist ein Traum.“

„Aber wie träumst du deine Träume, wenn du sie in Schachteln hast?“, fragte ich.

„Abends, wenn ich schlafen gehe“, sagte der König, „nehme ich eine Schachtel aus dem Regal, stelle sie neben mein Bett und nehme den Deckel ab. Dann schlafe ich ein und träume. Und morgens, wenn ich aufgewacht bin, bleibe ich noch ein bisschen liegen und erinnere mich an die Nacht. Dann tue ich den Traum wieder in die Schachtel und stelle sie ins Regal zurück.“

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Published on March 24, 2022 09:42

March 20, 2022

Eine Art Kalenderspruch.

Schon immer habe ich Leute beneidet, die Alltagsweisheiten in einen kurzen Satz kleiden können, eine Art Kalenderspruch, einen Aphorismus. Ich kann das nicht. Aber nun schreibt mir eine Leserin, sie habe die Nase voll gehabt von den katastrophal niedrigen Honorarpauschalen, von denen sie als Lokaljournalistin für ihr Blatt arbeiten müsse. Also habe sie der Chefredakteurin einen langen Brief geschrieben, inklusive Rückblick auf 22 Jahre Dienst fürs Blatt. Es sei ein langer Brief gewesen, eigentlich ein Abschiedsbrief. Und was geschieht? Sie bekommt das Angebot zur Festanstellung. Ich gratuliere. Und schreibe: „Man muss erst zum Gehen entschlossen sein, be vor man bleiben kann.“ Wow, ist das nicht …?

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Published on March 20, 2022 22:00

March 13, 2022

Zyzzyxdonta!

Eines dieser zehn Tiere kommt in einem meiner Bücher vor. Neun davon gibt es wirklich, eines kommt nur in einem meiner Bücher vor. Welches? Prinzessin von Burundi, Lachender Hans, Palmendieb, Käfer Otto Peter, Schokoladen-Fruchtzwerg, Wandelnde Geige, Dikdik, Plumplori, Zyzzyxdonta, A. rumsfeldi.

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Published on March 13, 2022 22:00

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