Raúl Aguayo-Krauthausen's Blog, page 21
January 1, 2019
Newsletter: Frohes Neues! Jahresrückblick; Über eine Frau, die es statistisch garnicht geben kann; Ist Gebärdensprachdolmetschung von Musik kulturelle Aneignung. Vom 1. Januar 2019
Jeden Dienstag gibt es von mir kuratierte Links zu den Themen Inklusion und Innovation. Ihr könnt ihn auch als Newsletter abonnieren. Kein Spam. Versprochen! Hier gibt es die vergangenen Ausgaben.
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Das war 2018. Ein Glückblick mit Aussicht
https://raul.de/allgemein/das-war-2018-ein-glueckblick-mit-aussicht/
Zwischen den Jahren ist ja bekanntlich die Zeit des Rückblicks. Also habe ich mich mal hingesetzt und bin meinen Kalender des ausklingenden Jahres durchgegangen. Hier findest du meine Eindrücke. Ich möchte 2019 besser werden und wissen, welche Bereiche dich am Meisten interessieren. Würdest du mir dabei helfen und ein paar Fragen unten im Artikel beantworten?
„Statistisch gesehen gibt es mich nicht“
https://www.diekinderderutopie.de/statistisch_gesehen_gibt_es_mich_nicht
Wie Anne Gersdorff die Förderschule verließ, zwei Hochschulabschlüsse machte und heute Betriebe und behinderte Menschen berät.
Kulturelle Aneignung? Musikdolmetschen – ein neues Angebot für Gehörlose
Es scheint, als wäre die Begeisterung groß, wenn Hörbehinderte, die sonst kaum einen Zugang zur Musik haben, auf Konzerte gehen können, weil Veranstalter ihre Konzerte mit GebärdensprachdolmetscherInnen anbieten. Songtexte, Rhythmen, Melodien und Geräusche werden auf einmal auf der Bühne in Gebärdensprache sichtbar. Die Freude ist nicht nur bei den interessierten GebärdensprachnutzerInnen groß. Auch diejenigen Konzertbesucher, die keine Gebärdensprache beherrschen, sind von der simultanen Übersetzung fasziniert. Ein Gewinn für alle – könnte man meinen. In letzter Zeit wurden zunehmend auch Stimmen laut, die das Musikdolmetschen kritisch sehen.
Änderungen bei der Bahn zum Fahrplanwechsel 2019
https://www.oepnv-info.de/aktuelles/blog/aenderungen-zum-fahrplanwechsel-2019
Für die unentgeltliche Beförderung von schwerbehinderten Menschen gibt es ein paar bedeutende Neuerungen zum Fahrplanwechsel 2019.
Spendenaufruf für Gebärdensprachdolmetschung auf der Pride Parade Berlin
https://www.facebook.com/PrideParadeBerlin/posts/935776643213278
Die MacherInnen organisieren die Parade als Bündnis ohne Hierarchien. Im Bündnis sind behinderte und verrückte Menschen und Menschen, die nicht betroffen sind. Sie tun das alles ohne Bezahlung in ihrer Freizeit. Sie wollen kein Geld vom Staat und kein Geld von Organisationen, die in die Arbeit rein reden wollen. Deshalb bitten sie um eure Unterstützung. Eine Stunde Dolmetschen in Deutsche Gebärden-Sprache kostet 50 €. Mit einer Spende von zum Beispiel 25 € könnt ihr also dafür sorgen, dass eine halbe Stunde lang miteinander gesprochen und diskutiert werden kann. Sie treffen sich bis zur Parade ungefähr 25 Mal. Jedes Treffen dauert 2 bis 3 Stunden. Deswegen brauchen sie immer 2 DolmetscherInnen. Insgesamt brauchen sie also 7.000 €.
Alle.s inklusiv – der Onlinekongress für Inklusion
https://inklusionskongress.de/
Vom 21. bis zum 26. März 2019 findet der erste Onlinekongress zum Thema Inklusion im deutschsprachigen Raum statt.
Muss Rollstuhlfahrer Markus Igel zurück ins Heim?
Markus Igel sitzt im Rollstuhl und lebte bis 2013 in einer Behindertenwohnung. Er war froh über ein Stück Selbstbestimmung – doch jetzt wollen die Behörden nicht mehr zahlen.
Blinde Menschen in Togo
https://lydiaswelt.com/2018/12/28/blinde-menschen-in-togo/
Lydia Zoubeks Gastautorin Jasmin berichtet über das Leben, welches blinde Menschen in Togo führen, und über deren Bildungschancen.
Gebärde des Jahres 2018 ist „Cinemagraph“
https://www.taubenschlag.de/2018/12/geba%ccrde-des-jahres-2018-ist-cinemagraph/
Bereits zum 6. Mal in Folge suchte das auf hör-, sprach- und kommunikationsbeeinträchtigte junge Menschen spezialisierte Berufsbildungswerk Leipzig die Gebärde des Jahres. Über 50 Gebärdensprachvideos wurden 2018 zum Wettbewerb eingereicht.
Diskriminierung an Berliner Schulen „Vielleicht bin ich Optimistin“
Saraya Gomis, seit zwei Jahren Antidiskriminierungsbeauftragte der Schulsenatorin, fordert ein Umdenken in der Lehrerausbildung.
Warum Sebastian Kurz nichts bei „Licht ins Dunkel“ verloren hat
Sebastian Kurz hat das ganze Jahr die Anliegen von Menschen mit Behinderungen ignoriert. Nun war er darum, diese Menschen mit Spenden zu unterstützen. So viel Heuchelei ist schwer zu ertragen.
Mom advocates against disability harassment, changed Twitter
https://www.today.com/parents/mom-advocates-against-disability-harassment-changed-twitter-t145904
After convincing Twitter to make a change to its harassment tool, Natalie Weaver continues advocating for her daughter and others with disabilities.
A little App to help with Dyslexia
Helperbird is a browser extension that gives people the features and customization to make reading and browsing the web easier. Including specialized fonts, changing of the background color, font colors, text to speech and more!
How a new technology is changing the lives of people who cannot speak
Millions are robbed of the power of speech by illness, injury or lifelong conditions. Can the creation of bespoke digital voices transform their ability to communicate?
Shah Rukh Khan’s ‚Zero‘ Makes An Unbearable Mockery Of Disabilities
The film is dehumanising to watch for a person living with disabilities.
National Disability Theatre
https://www.nationaldisabilitytheatre.org/
Professional theatre employing only professionals with disabilities to create fully accessible, live, world-class theatre and storytelling; changing social policy and the nation’s narrative about what people with disabilities can do; and providing a guiding model in audience accessibility for the arts and culture sector.
Teen wins national academic award for students with disabilities
https://www.kentucky.com/news/local/education/article222990335.html
Fourteen-year-old Danielle is lying on a table in her living room, her mother Beth Pruitt and an iPad at her side, and a paraeducator Facetiming her courses from classrooms at Lexington’s Lafayette High School.
Faces of Frida
https://artsandculture.google.com/project/frida-kahlo
A closer look at the many faces of Frida Kahlo through her life, art and
legacy.
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December 28, 2018
Das war 2018. Ein Glückblick mit Aussicht.
Zwischen den Jahren ist ja bekanntlich die Zeit des Rückblicks. Also habe ich mich mal hingesetzt und bin meinen Kalender des ausklingenden Jahres durchgegangen. Weiter unten findest du meine Eindrücke.
Ich möchte 2019 besser werden und wissen, welche Bereiche dich am Meisten interessieren. Würdest du mir dabei helfen und die unteren paar Fragen beantworten?
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Hier mein Jahresrückblick im Schnelldurchlauf:
Aktionen & Kampagnen:
Mit der Kampagne für den 2019 erscheinenden Kinofilm Die Kinder der Utopie wirft der Film von Hubertus Siegert seine Schatten voraus. Zusammen mit Suse Bauer, dem mittendrin e.V. und weiteren Mitstreier*innen werden einem einzigen Abend Filmvorführungen in ganz Deutschland dem Publikum Raum zum Nachdenken über Inklusion – und offene Gespräche ohne Grabenkämpfe geboten. Seid am 15. Mai dabei oder übernimm eine Patenschaft für ein Kino in deiner Nähe!
Auch politisch war 2018 für einige Menschen mit Behinderung nicht unbedeutend. So mussten wir von AbilityWatch erfahren, dass Markus Igel eine Abschiebung ins Heim droht. Mit einer Petition und einer Crowdfunding-Kampagne zur Fortführung seiner Assistenz, bis die Rechtsstreitigkeiten gelegt sind, versuchen wir ihm unter die Arme zu greifen.
KIMBUK:
Bei schönstem Schwimmbadwetter fand am 9. Juni 2018 in der Werkstatt der Kulturen in Berlin KIMBUK, das 1. vielfältige Kinderbuchfestival Deutschlands in Zusammenarbeit mit Suse Bauer, dem Verein VIEL & MEHR e.V. und der Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung statt. An die 600 kinderbuchbegeisterte Menschen, dabei vor allem viele Berliner Familien mit Kindern, aber auch viel Fachpublikum, das zum Teil deutschlandweit angereist war, nahmen an Workshops und Lesungen und verschiedensten Aktivitäten teil. Weiter unten findet Ihr Eindrücke vom Festival. Diesen Erfolg wollen wir weiterführen!.
Suse Bauer und ich haben diverse Interviews dazu gegeben:
Podcast „Ideen bewegen“ von „das Programm“
Tagesspiegel
Stuttgarter Zeitung
FluxFM
KRAUTHAUSEN – face to face:
Auch bei KRAUTHAUSEN – face to face gab es großartige Gäste:
Chrisitan Ulmen, Comedian und Schauspieler, bei dem ich im Mai bei Jerks. einen kleinen Gastauftritt hatte:
Weitere Gäste:
Tan Çağlar, Comedian, Schauspieler und ehemaliger Rollstuhl-Basketball-Profi.
Shahak Shapira, , Künstler, Schriftsteller, Musiker und Satiriker.
Laura Schwengber, Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache.
und Dergin Tokmak, Artist und Tänzer auf Krücken.
Diverse Auftritte in Podcasts und TV-Sendungen:
„Volle Kanne“ gefreut habe ich mich auf ein Wiedersehen mit Carolin Kebekus beim ZDF Frühstücksfernsehen.
Mit Christian Möller flanierte ich in Berlin am Landwehrkanal entlang und führte ihn für seinen Podcast „Durch die Gegend“.
Am letzten Wochenende im September findet alljährlich der Welttag der Gehörlosen statt. Ziel ist es, auf die Situation von Menschen mit einer Hörbehinderung hinzuweisen. Denn die Anerkennung der Gebärdensprache und der Gehörlosenkultur ist noch längst nicht vollzogen, wie sie bereits 2006 mit der UN-Behindertenrechtskonvention gefordert wurde. Darüber sprach ich zu Gast im BR bei den „Ismaninger Inklusionsgesprächen“ in der Sendung „Sehen statt Hören“.
Philosphisch ging es bei der SRF „Sternstunde der Nacht“. Was heisst «normal»? Fällt die Vielfalt der Optimierung zum Opfer? Und warum fasziniert und irritiert uns das Andere?
Bei ZDF aspekte sprach ich über Inklusion als Menschenrecht.
Weitere Auftritte:
Ingo Stoll interviewte mich im Café für seinen #MoTcast. Wir sprachen über das Ende der Ausreden – Aktivismus statt Aktionismus.
Sehr empfehlen, nicht wegen mir (1, 2, 3) sondern wegen der vielen anderen Gäste, kann ich Constantin Groschs Inklusions-Podcast.
Kübra Sekin von der Aktion Mensch ließ sich bei einem Eis von mir die Wheelmap erklären.
“Menschen mit Behinderung haben keinen Sex” – das ist nur eines von vielen Vorurteilen, mit denen sich behinderte Menschen herumärgern müssen. Bei Deutschland3000 hab ich auf diese und andere Fragen geantwortet.
Am 3. Dezember hatte ich die großartige Chance über die Accessibility Cloud von den SOZIALHELDEN vor der UN zu sprechen.:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Raul Krauthausen (@raulkrauthausen) am Dez 3, 2018 um 1:45 PST
Gebloggt und woanders Interviews gemacht
»Denkt daran, in die Sterne zu sehen – und nicht auf eure Füße.« (Stephen Hawking)
Stephen Hawking ist tot. Und es fühlt sich an, als wäre die Welt ein bisschen weiter entfernt vom Aufbruch ins All, ein bisschen ahnungsloser, was Antworten auf die großen Fragen der Menschheit betrifft und ein bisschen hoffnungsloser, wenn es um nachhaltige Lösungen für drängende Probleme geht. Er wird als genialer Geist und Visionär im Gedächtnis der Menschen bleiben – ein Wissenschaftler, der wie ein Popstar gefeiert wurde.
Was die Behindertenrechtsbewegung von der Frauenrechtsbewegung lernen kann.
Im Januar 2017 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Rechte behinderter Menschen stärken sollte: Das Bundesteilhabegesetz. Während der Entwicklung des Gesetzestextes wurde schnell offensichtlich, dass Behindertenrechtsaktivisten*innen und Politiker*innen jeweils sehr unterschiedliche Vorstellungen diesbezüglich hatten.
Und so gingen 2016 viele behinderte Menschen gemeinsam mit Alliierten auf die Straße und kämpften um ihre Rechte. Die Auswirkungen der Proteste waren allerdings ernüchternd – und so wurde schließlich ein Bundesteilhabegesetz verabschiedet, das Betroffene sehr enttäuschte: Die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention wurden in dem Gesetz nicht ausreichend umgesetzt.
Je anspruchsloser, desto besser
Behinderte oder alte Menschen, die in Einrichtungen leben oder betreut werden, sind den Vorgaben des Personals oftmals hilflos ausgeliefert. Denn nur, wer im Alltag funktioniert, hält den Betrieb nicht auf. Aufgrund mangelnder Selbstreflexion sind sich die Pfleger*innen ihrer Machtposition jedoch nur selten bewusst – ein strukturelles Problem.
“Inklusion ist ein Recht” – im Gespräch mit Yetnebersh Nigussie
Im Zusammenhang mit der Verleihung des Alternativen Nobelpreises habe ich Yetnebersh Nigussie getroffen und zu verschiedenen Fragen rund um die Thematik Behindertenrechte interviewt. Unter anderem sprachen wir über Bildungsgerechtigkeit.
Der letzte Strohhalm
Umweltschutz ist jetzt überlebenswichtiger als je – vor allem im Blick auf kommende Generationen. Allerdings bewirken schroffe Verbote für manche Menschen einschneidende Probleme. Hier müssen neue Lösungen oder auch mal Sonderwege gefunden werden.
Inklusion in der Schule – eine gute Idee, um ein ruiniertes Bildungssystem zu erneuern
Bei allen Diskussionen rund um das Thema Inklusion ist eines sicher: Es geht nicht darum, ob Inklusion umgesetzt wird – sondern wann und wie. Denn Inklusion ist weder ein Schulversuch, noch optional, sondern in erster Linie eines: Ein Menschenrecht. Eine Antwort auf das Buch “Die Inklusionsfalle: Wie eine gut gemeinte Idee unser Bildungssystem ruiniert” des Gymnasiallehrers Michael Felten.
Body Shaming – Body Positivity – Body Neutrality
Schönheitsideale wechseln – aber eines bleibt gleich: Wer den aktuellen Idealen nicht entspricht, hat es schwer, fühlt sich falsch, lebt oft mit einem andauernden Gefühl der Unzulänglichkeit und entwickelt nicht selten Selbsthass.
Weitere Beiträge:
Eine gute Investition für alle: Bildung für Kinder mit und ohne Behinderungen.
Bundesregierung sollte bei internationaler Finanzierungskonferenz Fokus auf besonders Benachteiligte lenken.
DLF: Stand der Inklusion in Deutschland: „Ein Armutszeugnis für die Bildungspolitik“
Raul Krauthausen hat der deutschen Bildungspolitik Totalversagen vorgeworfen. Ressourcenknappheit und überforderte Lehrer resultierten auch aus der Tatsache, dass sowohl das Förderschul- als auch das Regelschulsystem aufrecht erhalten würden, sagte der Inklusions-Aktivist im Dlf.
Wann du als behinderter Mensch über Assistenz nachdenken solltest.
Assistentinnen und Assistenten können das Leben von Menschen mit Behinderung erleichtern. Bereiten alltägliche Situationen zunehmend Schwierigkeiten, lohnt es sich, über diese Form der Unterstützung nachzudenken.
XING: Behindertenpolitik: gute Maßnahmen, aber wenig Konkretes
Der Koalitionsvertrag beendet endlich eine lange kritisierte Diskriminierung. Positiv sind Entscheidungen zum Kindergeld und für den Arbeitsmarkt. Weniger klar ist die Koalition bei der Bildung und der Barrierefreiheit.
Vorurteile zum Thema Inklusion
Auf Veranstaltungen zum Thema Inklusion stelle ich mich gerne so vor: „Schon als Kind hatte ich viel Kontakt zu Menschen ohne Behinderung. Mich hat immer inspiriert, wie viel Lebensfreude sie ausstrahlen und wie gut sie ihr Leben meistern. Seitdem ist es für mich ganz normal, dass es auch Nichtbehinderte gibt.“
Weil es immer noch merkwürdig klingt, wenn ein behinderter Mensch so etwas erzählt – scheint es mit der Inklusion noch nicht so ganz geklappt zu haben.
Behinderte Potenziale: Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt
Menschen mit Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Zu oft stehen ihre Schwächen und nicht ihre Potenziale im Vordergrund. Unternehmen berauben sich und potentiellen behinderten ArbeitnehmerInnen dadurch vielfältiger Chancen. Ein paar Gedanken dazu.
Behinderteneinrichtungen und Inklusion – ein unvereinbarer Gegensatz?
Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zeichnen sich nach wie vor durch paternalistische Strukturen aus. Obwohl sie sich nach außen hin oft als Vorreiter der Inklusion feiern, sind sie selbst ein Hinderungsgrund auf dem Weg zu realer gesellschaftlicher Teilhabe.
Freiwillige Barrierefreiheit in der Wirtschaft? Eine Illusion.
“Menschen mit Behinderung müssen bitte draußen bleiben”. Barrierefreiheit auf freiwilliger Basis bedeutet leider nach wie vor: Viele behinderte Menschen haben keinen Zugang zu Banken, Ärzten, Restaurants und Erholungs- und Freizeit-Locations. Und auch Transportunternehmen wie FlixTrain scheinen Barrierefreiheit als Option zu verstehen – aber nicht als Umsetzung eines Menschenrechts.
Nichts ohne uns
Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft müssen Menschen mit Behinderung vorangehen. Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, sollte uns ganz besonders bewusst werden, wie wichtig es ist, dass wir unser Schicksal in die eigene Hand nehmen.
Erinnerung an dunkelste Zeiten
Die kleine Anfrage an die Bundesregierung von einer Partei, die im Bundestag sitzt, bezüglich behinderter Menschen im Allgemeinen und mit Migrationshintergrund im Besonderen, führte zu einem allgemeinen entsetzten Aufschrei. Aber was passiert, wenn die Empörung nachlässt?
Ein Leben mit Assistenz: Niemals allein?
Wenn der Bedarf nach alltäglicher Assistenz mit dem Bedürfnis nach Ruhe und Alleinsein kollidiert. Ein persönlicher Text über meine Erfahrungen
Warum Inklusion nicht ausreicht
Sprache ist eigentlich etwas Wunderbares: Sprache ist lebendig, immer im Wandel begriffen und kann sich unseren Bedürfnissen anpassen. Veränderte gesellschaftliche Wirklichkeiten werden in modifizierter Sprache widergespiegelt. Sprache kann im besten Falle sogar Veränderung bewirken – in unserem Projekt Leidmedien mache ich immer wieder diese Erfahrung. Sie kann Menschen glücklich machen – wem schon einmal gesagt wurde, dass er oder sie geliebt wird, weiß das.
Allerdings ist Sprache auch ein mächtiges Instrument, um andere zu verletzen, zu diskriminieren oder auszuschließen. Sie kann die Identität ganzer Menschengruppen verzerren und zum Negativen wandeln. Im Faschismus kann Sprache über Leben und Tod entscheiden.
Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Sprache regelmäßig mit Bedacht betrachten und verstehen. Und wir müssen uns dessen bewusst werden, ob unser Sprachgebrauch tatsächlich das ausdrückt, was wir sagen wollen.
Die Schonraumfalle
Behinderte Menschen – insbesondere behinderte Kinder – sollten speziellen Schutz genießen. Man sollte ihnen “Schonräume” in Form von Förderschulen zur Verfügung stellen, in denen sie vor der nicht-behinderten Mehrheitsgesellschaft Zuflucht finden können. Behinderten Lernenden sollte man nicht zumuten, sich mit den Erfolgen von Spitzenschüler*innen konfrontiert zu sehen – denn das würde sie einsam machen und ihnen die eigenen Schwächen umso mehr vor Augen führen. Da ist es doch besser, wenn Schüler*innen mit Behinderung – die “schwächsten und labilsten” – ganz einfach unter sich blieben. Schließlich haben sie viele Gemeinsamkeiten durch ihre “ähnlichen Belastungen”.
Diese Zitate und Zusammenfassungen stammen u.a. aus einem Buch, das seit einiger Zeit von Inklusionsgegnern gefeiert wird, weil hier der Gymnasiallehrer Michael Felten scheinbar beweist, dass Inklusion das gesamte Bildungssystem ruiniert.
Das Argument Schonraum ist nur eines von vielen, das gegen Inklusion angebracht wird. Allerdings ist es wichtig, sich besonders mit diesem Detail auseinanderzusetzen – denn es handelt sich um ein eindeutig falsches Argument.
Lernende an Sonderschulen: Für immer aussortiert?
Der Fall Nenad M. schockiert und macht gleichzeitig Hoffnung. Die Schulentscheidung hat enorme Auswirkungen auf das gesamte Leben eines Menschen. Gerade in Großstädten findet alljährlich ein regelrechter Kampf um Schulplätze statt. Nicht selten sind Anwälte involviert, um das Kind doch noch an die gewünschte Schule zu bekommen. Noch prägender für eine Bildungskarriere ist die Entscheidung, ein Kind auf eine Förderschule zu geben.
LVR: „Inklusion ist eine gesetzliche Verpflichtung.“
Der Austausch aller Beteiligten war Ziel des ersten LVR-Dialogs Inklusion und Menschenrechte. Am Rande der Veranstaltung baten wir den Inklusionsaktivisten Raúl Krauthausen und LVR-Direktorin Ulrike Lubek zum Gespräch.
Wir sind nicht dazu da, dass ihr euch gut fühlt!
Werden Menschen mit Behinderung in Talkshows, zu Diskussionen oder in Unternehmen eingeladen, geht es nur selten um ihre berufliche Expertise. Oftmals stehen die Behinderung und ihr Umgang damit im Fokus. Das ist in Ordnung, wenn es wirklich darum geht, aus diesen Erfahrungen etwas abzuleiten oder zu lernen. Meistens jedoch zielen diese Auftritte auf einen emotionalen Seelen-Striptease ab, der unsere Gesellschaft nicht einen Meter weiter bringt.
Gedanken zum neuen Schuljahr
„Liebe Eltern, nach der Sommerferienpause geht nun in Berlin die Schule wieder los. In einigen Bundesländern ist schon längst wieder Schulzeit, andere Bundesländer folgen etwas später. Für einige Kinder sind es die ersten Schultage und ihre Einschulung wird gefeiert, andere verlassen die Grundschule und wechseln auf die Oberschule, stellen die Weichen für ihre Zukunft, für manche Schüler*innen ist es das letzte Schuljahr und sie blicken Abschlussprüfungen entgegen. Auf jeden Fall bestimmt die Schule einen großen Teil des Lebens eurer Kinder…“
Fakten-Check: Bildungsgerechtigkeit für Kinder mit Behinderung
Die aktuelle Studie der BertelsmannStiftung “Unterwegs zur inklusiven Schule Lagebericht 2018 aus bildungsstatistischer Perspektive” deckt auf, dass Bildungs-Chancen für behinderte Schüler*innen maßgeblich vom Wohnort und der Art der Behinderung abhängen.
„Lasst’s mal gut sein mit der Inklusion.“
Manche sind der Meinung, dass man es mit der Inklusion auch übertreiben kann. Allerdings handelt es sich hierbei selten um diejenigen, die von diesem Thema betroffen sind. Das ist kein Zufall.
Wenn Recht nicht immer recht ist
Keine hundert Euro im Monat als Lohn – wer will das schon? Für Lernende in Berufsbildungsbereichen von Lebenshilfe-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen ist dies Alltag. Die staatliche Grundsicherung könnte abhelfen. Aber was sind die Folgen?
DLF: Barrierefreiheit: „Wir brauchen so strenge Gesetze wie beim Brandschutz“
Die Privatwirtschaft müsse stärker verpflichtet werden, barrierefrei zu bauen, findet der Inklusions-Aktivist Raul Krauthausen. Es gehe um ein Grundrecht auf Teilhabe für Rollstuhlfahrer, ältere Menschen und Familien mit Kinderwagen, die auf Barrierefreiheit angewiesen seien, sagte er im Dlf.
Lieben und lieben lassen
Sex und Behinderung schließen sich nicht aus. Doch die Mehrheit unserer Gesellschaft tut sich damit noch schwer, scheint es.
XING: Wir müssen Firmen zwingen, behinderte Menschen einzustellen
Die Diskussion um Diversity wird seit Jahren viel zu einseitig geführt. Statt behinderte Menschen zu integrieren, benutzt man scheinheilige Ausreden. Wir brauchen eine verbindliche Quote, um eine Teilhabe aller zu garantieren.
DLF: 60 Jahre Lebenshilfe: Fürsorge, Ausgrenzung – oder beides?
Es begann als Eltern-Initiative: Damit Eltern geistig behinderter Kinder Unterstützung erhielten, wurde im November 1958 die „Lebenshilfe“ gegründet. Ihr Engagement ist weithin anerkannt. Doch der Streit darüber, welche Hilfe wirklich der Inklusion dient – und wo behinderte Menschen doch nur weiter vom gesellschaftlichen Leben ferngehalten werden, hält an.
Das Deutsche Schulportal: Inklusions-Aktivist fordert Ausstieg aus den Förderschulen
Der Inklusions-Aktivist Raúl Krauthausen spricht sich im Interview mit dem Deutschen Schulportal für einen konsequenten Ausstieg aus dem Förderschulsystem aus. Erst dann könne Inklusion tatsächlich gelingen. Bisher sieht er kaum Fortschritte bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention an den Schulen in Deutschland.
RP Online: Interview mit Raúl Krauthausen: „Die Schwachen werden als Kostenfaktor gesehen, Millionäre als Leistungsträger“
Düsseldorf Rául Krauthausen setzt sich im Rollstuhl dafür ein, dass Deutschland ein besserer Ort für Menschen mit Behinderung wird. Im Interview erklärt er, was falsch läuft bei der Inklusion und weshalb er weniger verdient als seine Angestellten.
Deutsche Welle: Krauthausen: „Der Frust entlädt sich an behinderten Kindern“
Nicht Behinderte sind das Problem, sondern der Umgang mit ihnen, sagt der Aktivist Raúl Krauthausen im DW-Interview. Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung ist für ihn so wichtig wie der Weltfrauentag.
Offener Brief zur gemeinsamen Stellungnahme von BAG WfbM und WRD vom 01. Oktober 2018
In einem Offenen Brief an die Werkstatträte Deutschland und an die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) setzt sich eine neu formierte „Initiative Inklusion“ konsequent für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ein und reagiert mit Verwunderung auf die gemeinsame Stellungnahme der BAG WfbM und der Werkstatträte Deutschland vom 1. Oktober 2018 zur Staatenprüfung Deutschlands. Die Initiative widerspricht insbesondere der Aussage: „…Werkstätten sind Teil der Lösung und nicht des Problems, denn sie machen den Arbeitsmarkt in Deutschland erst inklusiv“ und will hierzu einen intensiven Diskussionsprozess anstoßen.
Deutsche Hebammen Zeitschrift: Barrieren abbauen. »Ich musste lernen, wie ich unseren Sohn in die Babyschale ins Auto setze, und dann auch noch den Rollstuhl verladen muss.«
Anna Gerwinat ist meine ehemalige Mitbewohnerin, spielt Basketball und sitzt im Rollstuhl. Im Interview für das Deutsche Hebammen Magazin erzählte sie mir vom Glück ihres Mutterwerdens, den kleinen und großen Hürden in der Schwangerschaft, während der Geburt und danach. Was hat ihr gefehlt, was war besonders gelungen?
Von Landeiern und Stadtsnobs
Stadt versus Land? Gegensätze zwischen dem Urbanen und der Provinz werden oft beschworen. Doch was heißt das für ein Leben mit Behinderung?
Projekte bei den SOZIALHELDEN:
Endlich zum Download im Play-Store und iTunes Store und live als Website: Die Wheelmap im neuen Glanz mit neuen Daten. Die Karten-Anwendung wurde komplett neu entwickelt und ist nochmal schneller, klarer und nutzerfreundlicher in den Kernfunktionen.
Was bei den SOZIALHELDEN sonst noch geschah:Als Geflüchtete, als Behördenmitarbeiter, als Freiwillige, begannen die DialogBereiter bei den Sozialhelden, guten und schlechten Erfahrungen zusammenzutragen, Menschen in verschiedenen Funktionen zu interviewen, deren Erfahrungen mit den unseren zusammenzubringen und daraus Beratungsangebote zu konzipieren. Das Ergebnis kann sich hier sehen lassen.
Auch ging die Digital Imagination Challenge vom Social Impact Hub, Unitymedia und den SOZIALHELDEN in die 2. Runde.
Seit dem 3. Dezember 2018 kann man mit TVfürAlle.de das TV-Programm nach Sendungen mit Untertiteln und Audiodeskription filtern. Ein neuer Service für blinde und gehörlose TV-Konsument*innen.
Gut gefunden & gefeiert:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Raul Krauthausen (@raulkrauthausen) am Mär 8, 2018 um 9:59 PST
Mein ehemaliger Arbeitgeber Radio Fritz wurde 25 und ich war auf meinem ersten Sido-Konzert.
Weitere schöne Momente:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Raul Krauthausen (@raulkrauthausen) am Mai 4, 2018 um 12:00 PDT
Auf der re:publica 2018
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Raul Krauthausen (@raulkrauthausen) am Jul 27, 2018 um 11:08 PDT
Seid ehrlich: ihr habt doch auch alle diesen Traum. Ich lebte ihn im Sommer, als es so heiß war!
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Raul Krauthausen (@raulkrauthausen) am Sep 7, 2018 um 1:49 PDT
Meine Jungernfahrt mit dem Berlkönig in Berlin.
Das Publikum beim Entrepreneurship-Summit 2018.
Auszeichnungen:
Ich freue mich dass dieses Jahr die Aktivistinnen Toyin Janet Aderemi, Ashrafun Nahar und Musola Catherine Kaseketi den Her Abilities Award 2018 gewonnen haben.
Nihal Arslan, Birgit Stenger, Marion Gamerschlag und Andrea Schatz sind die Preisträgerinnen der PIA – Paritätischer Preis für Frauen mit Behinderungen in Aktion.
Mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille zeichnete die Internationale Liga für Menschenrechte Zivilcourage und außergewöhnliches Engagement die kurdische Kommunalpolitikerin Leyla Imret und den Behindertenrechtsaktivisten Ottmar Miles-Paul aus.
Danke!
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram anEin Beitrag geteilt von Raul Krauthausen (@raulkrauthausen) am Dez 24, 2018 um 6:00 PST
An meine Familie, Freund*innen, Assistenten, Kolleg*innen und Wegbegleiter*innen im Jahr 2018. Was ich euch sagen wollte: Schön, dass es euch gibt. Danke, dass ihr mich begleitet.
Und 2019?
Suse Bauer und ich beraten das Grips-Theater bei ihrem neuen Stück Cheer Out Loud, welches schon am 17. Januar 2019 seine Premiere feiern wird. Wir können es kaum erwarten!
Auch die Kampagne zum Kinofilm Die Kinder der Utopie wird weitergehen und am 15. Mai 2019 ihren Höhepunkt finden.
Die Jury des KIMBUK-Kinderbuchfestivals wird das KIMI, das Kinderbuchsiegel für Vielfalt vergeben.
Ich habe den Plan, 2019 an weniger Projekten als bisher zu arbeiten: Weniger – aber mit mehr Konzentration und Power ist mein Vorsatz für’s neue Jahr.
Wenn du auf dem Laufenden bleiben willst:
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December 27, 2018
Von Landeiern und Stadtsnobs
Stadt versus Land? Gegensätze zwischen dem Urbanen und der Provinz werden oft beschworen. Doch was heißt das für ein Leben mit Behinderung?
Gleich zu Beginn ein Bekenntnis: Ich bin ein Stadtkind. Es ist wahr. Keine Ahnung habe ich von Pflanzen, Tieren und Natur überhaupt; auf dem Land lebte ich nie. Das Dörfliche, das war für mich: Urlaub, EDGE-Mobilempfang, Abschalten. Ich mag die Ruhe und die Weite auf dem Land, die Gemütlichkeit – oder was ich dafür halte, denn siehe oben: Eigentlich habe ich keine Ahnung.
Oft stelle ich mir daher die Frage, wie es wohl für mich gewesen wäre, hätte ich nicht in Berlin-Kreuzberg gelebt, sondern in Hintertupfingen oder irgendwo in der Mark Brandenburg – oder ich wäre in meinem Geburtsland Peru aufgewachsen. Ich fürchte, für einen Glasknochenbesitzer wie mich wären meine Chancen schlechter gewesen. Aber worauf genau? Das weiß ich selbst nicht wirklich. Es ist mehr ein Bauchgefühl, das andere eventuell teilen. Schließlich leiten mich wie jeden Anderen Vorbehalte, und die sind bekanntlich des Öfteren nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ich habe also mal in den Wald hineingerufen, und zwar in den digitalen: Wie ist das Leben in der Stadt und auf dem Land für Menschen mit Behinderung? Die Antworten aus den Netzwerken waren so unterschiedlich wie zahlreich, nur in einem waren sich alle einig – der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) mag auf dem Land für Nichtbehinderte ausbaubar bis lästig sein, für Menschen mit Behinderung dagegen ist er eine Plage! Eine Taktung zum Einschlafen und oft unberollbar. Bürgersteige, die zuweilen mehr einer Offroadrallye ähneln. Noch dazu, ganz konkret: je hügeliger, desto kniffliger. Dort, wo ich gerade wohne, sind die Bürgersteige meistens abgesenkt. Nur das oft noch alte Kopfsteinpflaster nervt.
Stadtbewohner_innen wandten wiederum ein: Auch im Urbanen ist nicht alles Gold, was glänzt. Viele Behörden sind in alten Gebäuden wie Trutzburgen untergebracht, und zig Bahnhöfe nicht barrierefrei.
Generell aber kritisierten viele Kommentare, dass die Wege auf dem Land länger sind. Das gilt insbesondere für Kinder, die keine inklusiven Regelschulen besuchen, sondern auf die weit verstreuten Förderschulen müssen. Ein Vorteil der Provinz in Sachen Streckenleistung: Dort kann man wenigstens mit dem Auto überall heranfahren und hat dadurch eine gewisse Flexibilität gegenüber dem beschränkten Parkraum in der Stadt. Wer allerdings kein Auto hat – hat es schwer. Die Stadt erleichtert spontanes Handeln in der Regel, während auf dem Land mehr geplant werden muss. Ihr Leser_innen mögt nun denken: Das gilt doch für alle. Stimmt, aber für Menschen mit Behinderung scheinen vor allem die Eigenarten des Landlebens in manchen Fällen knallharte Konsequenzen nach sich zu ziehen.
Kopfsteinpflaster nervt – in der Stadt genauso wie auf dem Land
Beispiel: Das Leben auf dem Land kommt irgendwie persönlicher daher, alles ist konkreter und nachhaltiger in seinen Auswirkungen. Das gilt im Schlechten wie im Guten. Zwar heißt es einerseits, in Landcliquen komme man schwerer hinein, auch herrschten zuweilen komplizierte Dorfstrukturen vor, die recht exklusiv seien. Andererseits werde man durch die persönlicheren Beziehungen weniger angestarrt, gehöre mehr dazu, sei „eine_r von uns“.
Auch sei ein_e Dorfbewohner_in mit Behinderung eher gezwungen ein „normales“ Leben zu führen, eben sich unter den „Normalen“ zurechtzufinden. Es gibt ja auf dem Land weniger Initiativen und Treffpunkte für Menschen mit Behinderung.
Andere widersprachen: Gerade die Stadt garantiere ein Gefühl der „Normalität“, wegen der Möglichkeit des Abtauchens in der Masse, die in ihrer Vielschichtigkeit genug anderes “Anschauungsmaterial” für Neugierige bereithält – oder die sich dafür halten. Fürs Land schimmert die Regel durch: Entweder du tauchst komplett in die dörflichen Strukturen ein – oder du bleibst komplett außen vor. Der Umgang auf Ämtern in der Provinz sei direkter als in der Stadt, man kenne sich halt. Und fühle sich sicherer, aufgehobener.
Nun, ich persönlich habe immer meine Stadt Berlin als Dorf empfunden, oder besser: als eine Ansammlung von Dörfern, in sich autonom und mit jeweils einem Kiez, innerhalb dessen ich alles erledigen und erleben kann: einkaufen, arbeiten, Freunde treffen, Ärzte konsultieren und mich auf Ämtern langweilen. Berlin ist für eine Hauptstadt herrlich provinziell!
Dem entgegneten die Stadtbefürworter_innen, für sie sei es leichter, Assistenten_innen zu finden – dank mehr Auswahl. Auch komme man mit wenig Geld in der Stadt besser über die Runden. Stimmt nicht, erwiderten die Leute aus der grünen Ecke, in der Stadt grassieren die steigenden Mieten. Und in der Stadt hätten es alle eiliger, das nerve. Die Städtler_innen wiederum beklagten sich über das viel zu langsame Internet auf dem Land, welches für Menschen mit Behinderung eine noch elementarere Bedeutung hat als für Nichtbehinderte. Denn das Internet erspart dem Menschen manche Bewegung – und diese ist für welche mit Behinderung eben mit mehr Aufwand verbunden.
Berlin ist ein Dorf und für eine Hauptstadt herrlich provinziell
Ich glaube, ich bin komplett verstädtert. Das Leben ist eben kein Urlaub; wenn ich den für kurze Zeit auf dem Land haben kann, reicht mir das. Ich liebe die Mobilität Berlins, das Grundrauschen, diesen steten Fluss – und damit die vielen Geschichten, die hier zusammenfinden. Nicht ausgeschlossen, dass das Landleben mir diesen Zustand irgendwann nicht auch geben könnte. Aber die Stadt schenkt mir jeden Tag ein Stück ihrer Kreativität.
Dieser Artikel ist unter der Kolumne „Krauthausen konsequent“ auf sagwas.net zuerst erschienen.
Barrieren abbauen. Anna Gerwinat: »Ich musste lernen, wie ich unseren Sohn in die Babyschale ins Auto setze, und dann auch noch den Rollstuhl verladen muss.«
Anna Gerwinat ist meine ehemalige Mitbewohnerin, spielt Basketball und sitzt im Rollstuhl. Im Interview für das Deutsche Hebammen Magazin erzählte sie mir vom Glück ihres Mutterwerdens, den kleinen und großen Hürden in der Schwangerschaft, während der Geburt und danach. Was hat ihr gefehlt, was war besonders gelungen?
December 26, 2018
Newsletter: Inklusion: Es geht nicht um das Ob, sondern das Wie; Diverse Rückblicke; Promovieren mit Behinderung; ADAC testet Barrierefreiheit. Vom 25. Dezember 2018
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Inklusion: Es geht nicht um das Ob, sondern das Wie
https://www.diekinderderutopie.de/inklusion_es_geht_nicht_um_das_ob_sondern_das_wie
Inklusion an Schulen ist für die Lehrerschaft oftmals eine große Herausforderung. Jetzt müssen die richtigen Bedingungen fürs Gelingen geschaffen werden.
Ein Rückblick von Leidmedien.de auf 2018
https://leidmedien.de/aktuelles/medien-behinderung-2018/
Behinderung war auch 2018 als Thema in vielen Facetten in den Medien vertreten. Ob in der Politik durch die Wahlrechtsausschlüsse, in der Kultur durch barrierefreie TV-Sendungen oder im Sport durch erfolgreiche Medaillengewinner_innen.
Ein Rückblick von Kobinet
https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39295
2018 ist viel passiert. Wenig wurde zum Besseren entschieden. Behinderte werden in Deutschland weiter behindert, obwohl allenthalben flüssig über die „Inklusion von Menschen mit Behinderungen“ geredet wird.
Mit barrierefreier Web-Entwicklung zum TV-Programm für Seh- und Hörbehinderte
Mit TVfueralle.de präsentieren die Sozialhelden die erste digitale Programmauskunft, die Filter nach Audiodeskription und Untertitel zum Aufhänger macht. LEAD-Autor David Streit hat mit der Entwicklerin Sabine Lelis und dem Entwickler Jannis Menzel über das Projekt, ihren Kreationsprozess und Wünsche für die Branche gesprochen.
WDR: Texte in Leichter Sprache
https://www1.wdr.de/hilfe/leichte-sprache/jahresrueckblick2018/index.html
Neben dem Jahresrückblick 2018 will der WDR sein Engagement in Sachen Leichter Sprache im nächsten Jahr fortführen. So wird er die Europawahl 2019 in Leichter Sprache begleiten. Zudem gibt es Verlinkungen zu den Websites anderer Landesrundfunkanstalten wie NDR und MDR, die regelmäßige Nachrichten in Leichter Sprache bieten.
Theater zwischen Angst und Vertrauen
Erwin Aljukic und Robert Lang sprechen im Interview über ihr Spiel auf der Darmstädter Bühne mit Muskelkraft und Glasknochen
Access All Areas – ein Bildungsprojekt zum Nachmachen, für weniger Barrieren und mehr Inklusion
https://issuu.com/larisa_tsvetkova/docs/aaa2018_bildungsprojekt_zum_nachmac
Barrieren in der Stadt und im Alltag führen zur Ausgrenzung. Deshalb sind viele Menschen mit Behinderung eingeschränkt und benachteiligt. Wir sind überzeugt, dass eine zukunftsfähige Stadt für alle zugänglich sein muss. Dieses Thema wollen wir sichtbar machen. Wir möchten Menschen ermutigen, selbst aktiv zu werden und ihr eigenes Umfeld zu verbessern: Denn alle profitieren von Barrierefreiheit und Inklusion! Das Projekt „Access All Areas“ bestand aus drei Bausteinen: Exkursionen (Erleben von Barrierefreiheit und Barrieren), Diskussionen (Austausch, Reflektion, Vertiefung) und Workshops (Empowerment, gestalterische Mitbestimmung). Diese Broschüre dient zur Dokumentation der entwickelten Ansätze und Methoden. Wir hoffen, dass die gesammelten Erfahrungen in viele neue Projekte einfließen und unsere Städte ein Stück inklusiver machen können.
Warum wir für eine erfolgreiche Inklusion die multiprofessionelle Schule brauchen: Ergotherapie
Einige Bundesländer verzeichnen einen rückläufigen Anteil von Schülern mit Behinderung in den Regelschulen; es scheint, als ob sich die deutschen Schulen mit der Inklusion schwertun – kein Wunder angesichts der personell meist unzureichenden Ausstattung. “Inklusion bedeutet eben, jeden Einzelnen mitzunehmen und alle einzubeziehen. Heißt, alle am Prozess der Inklusion beteiligten Kinder, Eltern, Lehrer vorzubereiten, zu befähigen und professionell beim Miteinander zu unterstützen”, sagt Roswitha Hoerder vom Deutschen Verband der Ergotherapeuten (DVE). Ihr Berufsstand könne dabei eine wichtige Rolle spielen.
Zu Besuch in einer Förderschule
https://elfenbeinhochhaus.com/2018/12/17/zu-besuch-in-einer-forderschule/
Die Kinder waren „so richtig behindert“. So beschreibt der Bruder von Lotta in dem Buch „Lotta Wundertüte“ von Sandra Roth seine Schwester an einer Stelle und ich glaube, Frau Fit hätte das auch gerne so gesagt.
Inklusive Promotion
http://www.duz.de/duz-magazin/2018/12/inklusive-promotion/507
Ein von Bund, Hochschulen und Arbeitsagenturen getragenes Projekt an der Universität Kassel fördert stark beeinträchtigte Promovenden. Ein richtiger Ansatz – der aber auch zeigt, dass noch viel zu tun ist.
Mein Weg – Studieren mit Handicap
Janis McDavid ist ohne Arme und Beine geboren und trotzdem ist er ständig unterwegs. Der Student der Wirtschaftswissenschaften ist nur gelegentlich an seiner Uni in Witten-Herdecke, den Rest seiner Zeit verbringt er als Redner und Mutmacher – bei Unternehmen, Vereinen oder auf Messen.
12 Tipps für blinden- und sehbehindertengerechte Events
https://heikos.blog/2018/12/15/12-tipps-fuer-blinden-und-sehbehindertengerechte-events/
Wie können Vorträge, Veranstaltungen, Kongresse und Messen für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglicher werden? Hier meine 12 Tipps für mehr Barrierefreiheit, Inklusion und Vielfalt in der Event-Branche.
InklusionsMacher Stipendium für inklusive Ideen
https://bonn.socialimpactlab.eu/programme/inklusionsmacher/
Das Programm InklusionsMacher richtet sich an alle, die innovative Ideen für eine inklusive Gesellschaft haben und diese Idee in ein sozial wirksames Unternehmen überführen möchten. Im Zentrum steht die Entwicklung von Lösungen, welche allen Menschen die gleichberechtigte Teilhabe und Partizipation in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen ermöglichen.
Die Brasilianische Gebärdensprache – Libras
Denkt man hierzulande an Brasilien, denkt man an Karneval in Rio, die Copacabana und den Zuckerhut. Sportlich Interessierte haben vielleicht Formel 1 Legende Ayrton Senna oder den 7:1-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale der Fußball-WM 2014 im Kopf. Geht es um das Thema Inklusion oder noch spezifischer die Rolle der Gebärdensprache im Alltag, ist Brasilien wohl eher nicht das Land, das einem als erstes dazu einfällt. Zu Unrecht wie die Doktorandin an der Universität Göttingen und selbst taube Gebärdensprachdolmetscherin Liona Paulus weiß.
Weltwirtschaftsforum macht Menschen mit Behinderung zum Kernthema
https://rollingplanet.net/weltwirtschaftsforum-macht-menschen-mit-behinderung-zum-kernthema/
Das WEF erwartet in Davos mehr als 3000 Teilnehmer, darunter Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Test: Barrierefrei im Alltag unterwegs
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/barrierefrei-alltag-unterwegs/
Wie ist es um die Barrierefreiheit in unserem Alltag bestellt? Sind zum Beispiel Einkaufszentren, Kinos, Kliniken, Volkshochschulen und Einwohnermeldeämter barrierefrei? Unser Verbraucherschutztest zeigt: Es gibt noch viel zu tun.
Handy-App lässt Sehbehinderte Emotionen erkennen
https://futurezone.at/apps/handy-app-laesst-sehbehinderte-emotionen-erkennen/400356337
Mithilfe von künstlicher Intelligenz erkennt das Smartphone Gesichtsausdrücke und macht sie hörbar.
The Current State of Automatic Speech Recognition
Automatic speech recognition has gotten much better, but auto closed captioning is still inaccurate. Do we still need humans for captioning?
UNO: The Color of Inclusion
https://www.webershandwick.com/work/showing-unos-true-colors/
UNO has long been beloved for its universal gameplay based on matching numbers and colors. It’s a simple and inclusive game for players of all ages. Except for people who struggle to distinguish between UNO’s four iconic colors. In fact, approximately 350 million people worldwide are colorblind. So Mattel decided to make the world’s most universally inclusive card game even more inclusive by partnering with ColorADD to create a new deck using their proprietary “Color Alphabet” (easy to use symbols that represent colors).
The Right to Parent
http://heller.brandeis.edu/news/items/releases/2018/winter-magazine-powell.html
Robyn Powell is fighting for the rights of parents with disabilities—and it’s personal.
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December 18, 2018
Newsletter: Die Kinder der Utopie; KRAUTHAUSEN – face to face: Dergin Tokmak; Spendenkampagne: Markus‘ Kampf um Freiheit und Assistenz. Vom 18. Dezember 2018
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Neuer Kinofilm 2019: „Die Kinder der Utopie“
https://www.diekinderderutopie.de/
Sechs junge Erwachsene schauen zurück auf ihre gemeinsame Grundschulzeit in einer Inklusionsklasse. Sie reflektieren ihre Erlebnisse und Erfahrungen – und blicken in die Zukunft. Ein berührender und ehrlicher Dokumentarfilm von Hubertus Siegert.
An einem einzigen Abend bieten Filmvorführungen in ganz Deutschland dem Publikum Raum zum Nachdenken über Inklusion – und offene Gespräche ohne Grabenkämpfe. Sei dabei oder übernimm eine Patenschaft für ein Kino in Deiner Nähe!
Zu Gast bei KRAUTHAUSEN – face to face: Dergin Tokmak
https://krauthausen.tv/gaeste-sendungen/sendung-17-mit-dergin-tokmak/
Zu Gast bei KRAUTHAUSEN – face to face: Dergin Tokmak, Artist und Tänzer auf Krücken. Mit Raul Krauthausen unterhält er sich über seinen Werdegang und die Hindernisse, die überwunden wurden.
Spendenkampagne: #VersprochenGebrochen – Markus‘ Kampf um Freiheit und Assistenz
https://www.gofundme.com/markus-kampf-um-freiheit
AbilityWatch e.V. wird das Geld Markus Igel zinsfrei als Darlehen zur Verfügung stellen, damit er seine Assistenz weiterzahlen kann, solange noch kein Urteil gesprochen ist. Sollte er im Rahmen des Verfahrens obsiegen, wird er das Geld an AbilityWatch e.V. zurückzahlen. AbilityWatch e.V. wird das Geld dann als Nothilfe – Fond aufbewahren, um in ähnlich gelagerten Fällen erneut unbürokratisch helfen zu können.
Amt stellt sich bei Zahlung eines persönlichen Budgets quer
https://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/c/video-257654.html
Jessica Pankow ist seit Geburt körperlich behindert und sollte in ein Pflegeheim. Dagegen hat sie geklagt. Sie durfte in ihrer Wohngemeinschaft bleiben. Das war vor eineinhalb Jahren. Doch nun traf man sich erneut vor Gericht.
Ossietzky-Medaille für Ottmar Miles-Paul
https://www.tagesschau.de/inland/ossietzky-101.html
Ottmar Miles-Pauls Engagement für Zivilcourage, Inklusion und Gleichstellung aller Menschen wurde heute mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille geehrt. Die Internationale Liga für Menschenrechte verlieh auf einer festlichen Veranstaltung in Berlin die an den Journalisten und Pazifisten erinnernde Medaille zugleich an die kurdische Kommunalpolitikerin Leyla Imrit.
Die Brenz Band – Von Quito in die Cannstatter Kurve
https://www.vfb.de/de/vfb/aktuell/neues/vfbfairplay/2018/die-brenz-band—–das-buch/
Seit über 40 Jahren begeistern die Ludwigsburger integrativen Musikanten bei Konzerten auf der ganzen Welt. Seit 2005 sind sie UNESCO-Botschafter für den Frieden, ausgestattet mit dem Auftrag, der Welt zu zeigen, wozu Menschen mit Behinderung in der Lage sind, wenn man sie nur lässt und richtig fördert. Das neue Buch von Reiner Pfisterer und Ingmar Volkmann beschreibt das neueste Kapitel dieses Inklusionmärchens.
„Fachkräftemangel“: Wir müssen reden, Gretchen!
https://kobinet-nachrichten.org/de/1/kolumne/39268?rss=true
Es ist nämlich nicht allein das (Fach-)Wissen, das den Menschen zu einer (Pflege-)Persönlichkeit macht und das die Garantie für Sozialkompetenz begründet. Es ist beileibe nicht so, dass das Wissen die Grundlage darstellt, sondern es ist die ethische Verortung, die das Fundament und den Kern einer Persönlichkeit bildet! Eine Fachkraft wird nicht allein durch einen Zertifikatsabschluss zur Fachkraft. An der Odenwaldschule waren Fachkräfte tätig, in den Heimen der Haasenburg GmbH waren Fachkräfte tätig und Niels H, dem aktuell der Prozess gemacht wird, weil er (mindestens!) 90 Patienten getötet haben soll, ist Krankenpfleger.
Ziemlich hohe Hürden – Jobsuche mit Handicap
https://www.mdr.de/selbstbestimmt/jobsuche-mit-handicap-100.html
Lieber Strafen zahlen, als Menschen mit Behinderungen anzustellen das ist keine Seltenheit. In den letzten zehn Jahren flossen dafür rund 450 Mio. Euro. Warum?
Langsamer bitte – warum behinderte sich für Entschleunigung einsetzen sollten
Wir entdecken gewisse Parallelen zwischen behinderten und älteren Menschen. Beide haben mit Einschränkungen zu kämpfen. Der Blinde mag deutlich weniger sehen als ein Senior mit grauem Star. Doch mag der Blinde besser damit umgehen können als der Senior, für den diese Situation neu ist. Bei letzterem mögen zudem noch weitere Einschränkungen vorliegen, die sich zusätzlich auf seine Fähigkeiten auswirken.
Beide Gruppen brauchen mehr Zeit. Schreibt Domingos de Oliveira.
Barrierefreiheit in Clubs: Lasst uns zusammen feiern!
http://innenansicht-magazin.de/2018/12/07/barrierefreiheit-in-clubs/
Barrierefreiheit gibt es in Clubs oft nicht. Menschen mit Behinderung berichten außerdem von Diskriminierung und Übergriffigkeit durch andere Feiernde.
Kampf um den Gehweg – E-Skateboarder und Roller-Fans streiten mit Fußgängern
https://www.gruenderszene.de/automotive-mobility/demo-e-scooter-video
Sowohl E-Tretrollerfans als auch Fußgänger beanspruchen den Bürgersteig für sich. Am vergangenen Donnerstag trafen sie bei einer Demo in Berlin aufeinander.
FlixBus zeigt bei Barrierefreiheit wenig Engagement
https://www.bizeps.or.at/fernbusunternehmen-flixbus-zeigt-bei-barrierefreiheit-wenig-engagement/
Trotz entsprechender Regelungen im deutschen Personenfördergesetz, die besagen, dass alle neu zugelassenen Busse verpflichtet sind, zwei Stellplätze für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer anzubieten und dass ältere Busse bis 2020 umgerüstet sein müssen, tut sich bei FlixBus – einem der größten Fernbusunternehmen – in Sachen Barrierefreiheit wenig.
Video: Arte Re: Diagnose Down-Syndrom – Leben mit der Entscheidung
https://www.arte.tv/de/videos/078745-006-A/re-diagnose-down-syndrom/
Viele werdende Eltern nehmen die vorgeburtliche Diagnostik wahr, um die weitere Schwangerschaft beruhigt genießen zu können. Doch was, wenn etwas nicht stimmt? Arte Re: begleitete Monika und Olaf Körs, die vor der quälenden Frage standen: Schaffen wir das Leben mit einem behinderten Kind oder nicht?
Schwarzer Humor: Therapie und Lebenseinstellung
https://youtube.com/watch?v=sIgLeTzdLBM
Darf man Witze über Menschen mit Behinderungen machen und wie helfen sie in der eigenen Lebenssituation? Moderatorin Margit Glasow ist dem im Gespräch mit dem Cartoonisten Phil Hubbe nachgegangen.
Sound of Magic – Das barrierefreie Fantasy Audio Adventure fürs Smartphone
https://everbytestudio.com/sound-of-magic-immersives-fantasy-audio-adventure-auf-deutsch/
Das Indie Studio Everbyte hat ein ungewöhnliches Fantasy Abenteuer für Android und iOS veröffentlicht.
Die Kombination aus Rollenspiel, klassischem Point & Click Adventure und Hörspiel wird mit geschlossenen Augen (und Kopfhörern!) gespielt – das Smartphone dient als Controller.
Sexabled – Behindert zu sein heißt nicht unfähig, sondern unterschiedlich fähig zu sein
Christian schreibt in seinem Blog über Sexualität und Behinderung. Er ist Pansexuel, das bedeutet er trifft keine Vorauswahl nach Geschlecht bzw. Geschlechtsidentität, auch das Alter oder das Aussehen einer Person ist für ihn kein ausschlaggebender Punkt.
The Alternative Limb Project
http://www.thealternativelimbproject.com/
The Alternative Limb Project was founded by Sophie Oliveira Barata, using the unique medium of prosthetics to create highly stylised art pieces.
Gaelynn Lea: „Art Can Serve as a Vessel to Remind People We’re Here“
https://noisey.vice.com/en_us/article/zmd8nx/gaelynn-lea-interview-profile
The Minnesota musician Gealynn Lea speaks about accessibility in the arts, her history with the violin, and the ways that folk music can change everything.
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December 16, 2018
Ab 15. Mai 2019 im Kino: „Die Kinder der Utopie“ – Ein Kinofilm über Inklusion und Erwachsenwerden. An einem Abend. In Deiner Nähe. Jetzt dabei sein.
Der Film öffnet die Augen für ein großes Ganzes, sehr tröstlich und unprätentiös, eher beiläufig, so wie das Leben nun mal ist. Bravo!
— Annette Frier, Schauspielerin
Vor fast einem Jahr habe ich zusammen mit dem Regisseur Hubertus Siegert und weiteren Expert*innen angefangen, an einem besonderen Projekt zu arbeiten, das ich Dir heute präsentieren möchte.
Es handelt sich um den Film Die Kinder der Utopie – ein Coming-of-Age-Dokumentarfilm, der die Geschichte von behinderten und nichtbehinderten jungen Menschen erzählt, die sich 12 Jahre, nachdem sie zusammen eine inklusive Schulzeit erlebt haben, wiedertreffen.
Als Hubertus Siegert mir seinen Film zum ersten Mal zeigte, war mir sofort klar: Das ist ein besonderes zeitgeschichtliches Dokument zum Thema Inklusion und Schule, das in die mittlerweile verfahrene Inklusionsdiskussion ganz neuen Wind bringen kann.
Und so haben wir uns für den Film etwas Spezielles überlegt:
Er wird am 15. Mai 2019 an einem Kampagnentag in ganz Deutschland in Kinos und Event-Locations zu sehen sein. Und es wird eine Website geben, auf der wir Artikel, Interviews und Portraits zu zum Thema Inklusion, Bildung, Beruf usw. veröffentlichen werden.
Heute präsentiere ich Dir den Film-Trailer
:
Sechs junge Erwachsene schauen zurück auf ihre gemeinsame Grundschulzeit in einer Inklusionsklasse. Sie reflektieren ihre Erlebnisse und Erfahrungen – und blicken in die Zukunft. Ein berührender und ehrlicher Dokumentarfilm von Hubertus Siegert.
Es würde mich sehr freuen, wenn ich Dich für das Projekt gewinnen könnte.
Teile die Website mit Deinen Freunden, melde dich für eine Vorführung an oder organisiere selber eine!
December 15, 2018
KRAUTHAUSEN – face to face: Dergin Tokmak, Artist und Tänzer auf Krücken
In der Sendung „KRAUTHAUSEN – face to face“ lade ich als Moderator Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Medienleute mit und ohne Behinderung zum Talk ein. In “face to face”-Gesprächen tausche ich mich mit einem jeweiligen Gast über künstlerisches Schaffen, persönliche Interessen und Lebenseinstellungen aus. Und natürlich geht es auch ab und zu um das Thema Inklusion.
Als siebzehnten Gast hatte Artisten und Tänzer auf Krücken Dergin Tokmak zu besuch
Zum Video mit Gebärdensprache hier entlang auch Verfügbar mit Audiodeskription (AD).
Zu Gast bei KRAUTHAUSEN – face to face: Dergin Stix Tokmak, Artist und Tänzer auf Krücken. Mit Raul Krauthausen unterhält er sich über seinen Werdegang und die Hindernisse, die überwunden wurden.
Mehr Infos:
stixsteps.de
Erstausstrahlung: 15.12.2018, 9.30 Uhr, Sport 1
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December 11, 2018
Newsletter: Staat ruiniert Leben Behinderter; offener Brief an Werkstätten; Mit Behinderung am Arbeitsplatz; Frau ist nicht behindert, sie wird es; Behinderung und Sexualität – Zwischen Totschweigen und Totreden. Vom 11. Dezember 2018
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Petition: #VersprochenGebrochen: Staat ruiniert Leben Behinderter
Durch permanentes Ignorieren eingegangener, internationaler Verpflichtungen bleibt behinderten Menschen in Deutschland nicht nur die volle und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft verwehrt, sondern ihnen wird in vielen Fällen die Existenz und der Lebensinhalt geraubt. Aktuelles Beispiel: Markus Igel.
Offener Brief zur gemeinsamen Stellungnahme von BAG WfbM und WRD vom 01. Oktober 2018
In einem Offenen Brief an die Werkstatträte Deutschland und an die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) setzt sich eine neu formierte Initiative Inklusion konsequent für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ein und reagiert mit Verwunderung auf die gemeinsame Stellungnahme der BAG WfbM und der Werkstatträte Deutschland vom 1. Oktober 2018 zur Staatenprüfung Deutschlands. Die Initiative widerspricht insbesondere der Aussage: „…Werkstätten sind Teil der Lösung und nicht des Problems, denn sie machen den Arbeitsmarkt in Deutschland erst inklusiv“ und will hierzu einen intensiven Diskussionsprozess anstoßen.
Video: Aufzugsstörungen jetzt in Echtzeit auf Wheelmap.org zu sehen
https://www.youtube.com/watch?v=FDX6U6kxF14
Die SOZIALHELDEN sammeln jetzt auch europaweit Aufzugsdaten, um sie in die Wheelmap zu integrieren. FedEx fördert das Vorhaben. Es gibt bereits positive Gespräche mit den Verkehrsbetrieben in Paris, Madrid, Rotterdam und Helsinki.
Podcast: „Was ist TVfuerAlle.de?“
https://soundcloud.com/user-119216787/sets/projekt-podcast-tv-fuer-alle
TV für Alle ist eine barrierearme Programmauskunft, die das Auffinden barrierefreier Sendungen (mit Untertitel oder Audiodeskription) erleichtert. Es handelt sich um ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Sozialhelden, das vom Projektbüro Henkelhiedl umgesetzt wurde. Im Podcast mit vier Folgen kommen Beteiligte aus dem Projekt zu Wort, unter andem Raul Krauthausen, Inklusions-Aktivist und Vorstand der Sozialhelden, und Stephan Heinke, blinder User und Betreiber von Heinke-Inclusive-Media.
Video: Mit Behinderung am Arbeitsplatz
https://www.facebook.com/BRFranken/videos/574250866343656/
Spannende Einblicke in die Arbeit von Menschen mit Behinderung, die dank Integrationsfachberatern wie Jan Oliver Hess einen festen Arbeitplatz bekommen haben und sich bewähren. Hess ist selbst gehörlos und seit einigen Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Daher kann er sich gut in die Situation seiner Schützlinge hinein versetzen.
Frau ist nicht behindert, frau wird behindert
https://www.freitag.de/autoren/marianne-fobel/frau-ist-nicht-behindert-frau-wird-behindert
Frauen mit Behinderung berichten am Welttag der Menschen mit Behinderungen von den Barrieren im Alltag, denen sie begegnen. Von Marianne Fobel.
Integrationshelfer für die Nachmittagsbetreuung in einer Ganztagsschule nicht ausgeschlossen
https://www.bsg.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2018/2018_52.html
Behinderte Kinder können gegen den Sozialhilfeträger einen Anspruch auf Übernahme der Kosten für einen Integrationshelfer (Schulbegleiter) als Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung auch für Angebote der Nachmittagsbetreuung in einer Offenen Ganztagsschule haben.
Video: Die ganze Schule als Lernort begreifen
https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/279804/die-ganze-schule-als-lernort-begreifen
Die Architektin Doris Gruber hat sich auf Schulbau spezialisiert und entwickelt Lernräume partizipativ. Im Interview erklärt sie, wie man Inklusion im Raum ermöglichen und die gesamte Schule zum Lernen nutzen kann – und nicht nur das Klassenzimmer.
Video: Leben mit einem behinderten Kind
https://www.zdf.de/kultur/forum-am-freitag/forum-am-freitag-vom-20-oktober-2017-100.html
Moderatorin Dilek Üsük hat eine Türkei-stämmige Mutter, die ein fünf Jahre altes Kind mit schwerst-Behinderungen hat, getroffen. Und sie stellt den Mina-Verein vor, der sich um Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderung kümmert.
Behinderung und Sexualität – Zwischen Totschweigen und Totreden
Klaus Birnstiel ist Literaturprofessor. Er findet: Wenn es um Sexualität und Behinderung geht, verhalten sich nicht-behinderte Menschen teils hilflos, voyeuristisch, diffamierend.
Studie untersucht Ablehnungen von Krankenkassen
https://www.handicap-bazar.de/genehmigungsfiktion-ablehnung-krankenkassen/
Im Jahr 2017 veröffentlichte das IGES-Institut die Ergebnisse einer Studie mit dem Titel „Leistungsbewilligungen und -ablehnungen durch Krankenkassen“. Die Studie entstand im Auftrag des Patientenbeauftragten der Bundesregierung. Ein 155-seitiger Bericht über die Ergebnisse der Studie ist im Internet auf der Seite des IGES Instituts abrufbar. Die Zusammenfassung und die Handlungsempfehlungen an die Krankenkassen und die Gesundheitspolitik sind aufschlussreich.
Sind blinde Eltern unverantwortlich?
https://lydiaswelt.com/2018/12/07/sind-blinde-eltern-unverantwortlich/
Lydia Zoubek über die Frage, ob blinde Eltern unverantwortlich handeln, indem sie Kinder in die Welt setzen.
Hightech für Menschen mit Einschränkungen
https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/wissenswerte/201812/03/277156.html
Selbstschließende Schuhe, die sich per Smartphone bedienen lassen, digitales Stimmtraining für Hörgeschädigte und technische Assistenten am Arbeitsplatz: Wissenschaftler tüfteln ständig an Innovationen, die Menschen mit Behinderung den Alltag etwas erleichtern. An der Forschung ist auch die Zuse-Gemeinschaft beteiligt – wie sie genau arbeitet, erklärt ihr Sprecher Alexander Knebel.
Skype und PowerPoint mit Echtzeit-Untertiteln
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Skype-und-PowerPoint-mit-Echtzeit-Untertiteln-4239936.html
Skype kann künftig Gespräche live untertiteln und auf Wunsch auch gleich übersetzen. PowerPoint untertitelt sogar den Vortragenden.
Lesbische Romni mit Behinderung nach Albanien abgeschoben
https://www.queer.de/detail.php?article_id=32519
Trotz Protesten wurde eine „schwer traumatisierte“ sowie amputierte Frau abgeschoben, der in der Heimat Gewalt durch Angehörige droht. In Köln ist derweil eine schwer kranke transgender Romni von Abschiebung bedroht.
Video: Ägypten, das Blindenorchester
Das erste und einzige Blindenorchester der Welt fasziniert Musikfreunde im In- und Ausland. Die Musiker verbindet Leidenschaft, eiserne Disziplin und die Entschlossenheit, sich nie unterkriegen zu lassen, auch wenn sie blind sind.
First-ever UN report on disability and development, illustrates inclusion gaps
https://news.un.org/en/story/2018/12/1027311
The United Nations launched its first-ever flagship report on disability and development; published by, for, and with, persons with disabilities, in the hopes of fostering more accessible, and disability-inclusive societies.
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December 10, 2018
Offener Brief zur gemeinsamen Stellungnahme von BAG WfbM und WRD vom 01. Oktober 2018
In einem Offenen Brief an die Werkstatträte Deutschland und an die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) setzt sich eine neu formierte „Initiative Inklusion“ konsequent für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ein und reagiert mit Verwunderung auf die gemeinsame Stellungnahme der BAG WfbM und der Werkstatträte Deutschland vom 1. Oktober 2018 zur Staatenprüfung Deutschlands. Die Initiative widerspricht insbesondere der Aussage: „…Werkstätten sind Teil der Lösung und nicht des Problems, denn sie machen den Arbeitsmarkt in Deutschland erst inklusiv“ und will hierzu einen intensiven Diskussionsprozess anstoßen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit der Ratifizierung des „Übereinkommen(s) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“, kurz UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), durch die deutsche Bundesregierung ist Deutschland die Verpflichtung eingegangen, diese Rechte seinen Bürgerinnen und Bürgern mit Behinderungen zu garantieren und in nationales Recht umzusetzen.
Die zentrale Leitidee der UN-Behindertenrechtskonvention besteht darin, Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit und Beruf, Freizeit und Kultur, und damit zu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, zu garantieren. Menschen mit Behinderungen benötigen hierbei oft besondere Hilfen und Unterstützung. Diese Hilfe ist ihnen in denselben Strukturen zu gewähren, die den Menschen ohne Behinderung zur Verfügung stehen und von diesen genutzt werden. Gern wird übersehen, dass Menschen mit Behinderungen durch die UN-BRK nicht nur das Recht auf individuelle Unterstützung zugesagt wird, sondern dass das Ziel dieser Hilfen darin besteht, diejenigen Strukturen zu überwinden, die auf Besonderung dieser Menschen ausgerichtet sind.
Deutschland hat am 03. August 2011 den ersten Staatenbericht über die Umsetzung der Konvention vorgelegt. 2015 wurde die Umsetzung der UN-BRK in Deutschland zum ersten Mal durch den Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen der UN geprüft und in den „Abschließenden Bemerkungen“ Probleme bei der Umsetzung benannt und Empfehlungen ausgesprochen.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte, bei dem die Monitoringstelle zur Umsetzung der UN-BRK angesiedelt ist, führt dazu aus: „Im nun anstehenden kombinierten zweiten und dritten Berichtszyklus muss Deutschland bis zum 1. Oktober 2019 unter besonderer Berücksichtigung dieser Empfehlungen über den Stand der Verwirklichung der Rechte von Menschen mit Behinderungen berichten und wird danach erneut vom Ausschuss überprüft und bewertet. Auftakt zu diesem Staatenprüfverfahren bildete die 20. Sitzung des Ausschusses im Herbst 2018, in deren Folge er Deutschland eine Frageliste (‚List of Issues prior to reporting‘) übermittelt hat, die die Grundlage für den zweiten und dritten Staatenbericht Deutschlands ist.“
Die Inklusion betreffend fordert der Ausschuss, Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung in der Gemeinde zu erleichtern (Ziffer 42 b), statt weiter an Doppelstrukturen für Bildung, Wohnen und Arbeit festzuhalten. Insbesondere sei das segregierende Schulwesen zurückzubauen (Ziffer 46 b) und seien die Behindertenwerkstätten zugunsten einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt schrittweise abzuschaffen (Ziffer 50 b).
Wir haben mit Verwunderung die gemeinsame Stellungnahme der BAG WfbM und der Werkstatträte Deutschland vom 01.10.2018 zur Staatenprüfung zur Kenntnis genommen. Wir widersprechen der Aussage: „…Werkstätten sind Teil der Lösung und nicht des Problems, denn sie machen den Arbeitsmarkt in Deutschland erst inklusiv.“
Wir konstatieren, dass Werkstätten per se nicht inklusiv sind, weil sie nicht den ersten Arbeitsmarkt darstellen und weil in ihnen fast ausschließlich Menschen mit Behinderungen beschäftigt sind.
Wir teilen die Einschätzung der internationalen Expertenkommission, dass Werkstätten für behinderte Menschen eine Sonderwelt darstellen, für die mit der Ratifizierung der UN-BRK in Deutschland Maßnahmen zum „Einstieg in den Ausstieg“ einzuleiten sind.
Ein aussondernder Arbeitsmarkt wird nicht dadurch inklusiv, dass man parallel dazu einen zweiten für die Ausgesonderten betreibt.Selbstverständlich kann man Sonderwelten wie Werkstätten für behinderte Menschen, Tagesförder-stätten oder Wohnheime nicht sofort und nicht ersatzlos schließen. Man kann aber Fehlanreize beseitigen und man kann Weichen für gesellschaftliche Inklusion stellen.
Dazu ist es u.a. erforderlich, eine deutschlandweit breite Fachdiskussion darüber zu führen, wie einerseits bestehende Sonderwelten so zu entwickeln sind, dass sie der Inklusion zuarbeiten und wie andererseits auf bestehende Strukturen, die sich bisher nicht mit Inklusion auseinandergesetzt haben, eingewirkt werden kann, dass sie sich für alle Menschen mit Behinderungen öffnen.
Wir halten den 03. Dezember, der seit mittlerweile 25 Jahren als „Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung“ begangen wird, für einen würdigen Zeitpunkt, mit der Debatte zu beginnen. Deshalb versteht sich dieser Brief auch als Impuls, diese längst überfällige Diskussion in Gang zu bringen.
Roland Frickenhaus, Sozialpädagoge und Heinz Becker, Sozialpädagoge
Die Erstunterzeichner*innen:Dr. Sigrid ARNADE, Geschäftsführerin ISL, Berlin
Gerhard BARTZ, Vorsitzender Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen ForseA e.V., Mulfingen-Hollenbach
Prof. Dr. Theresia DEGENER, Bochum
Horst FREHE, ISL-Vorstand, Bremen
Prof. Dr. Marianne HIRSCHBERG, Bremen
Prof. em. Dr. Wolfgang JANTZEN, Bremen
Prof. Dr. Sven JENNESSEN, Berlin
Raul KRAUTHAUSEN, Aktivist, SOZIALHELDEN e.V., Berlin
Ottmar MILES-PAUL, Netzwerk Artikel 3, Kassel
Dr. phil. Ilja SEIFERT, Berlin
Dipl. Bibl. Udo SIERCK, Autor und Dozent, Darmstadt
Andreas VEGA, Aktivist, MünchenVereine:
Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen ForseA e.V., Berlin
Netzwerk Artikel 3, Berlin
Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. – ISL, Berlin
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Foto: Jörg Farys | Gesellschaftsbilder.de