Maximilian Buddenbohm's Blog, page 410

August 17, 2012

Die Wahrheit ist irgendwo da draussen

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In der Stadt merkt man es noch gar nicht, aber wenn man auf das Land fährt und sich umsieht, dann wird einem klar, dass das Spiel gelaufen ist. Es wird Herbst.


Und jetzt alle:  ”…gelb die Stohoppelfelder…”. Ja, danke. Und nein, die Wälder sind noch nicht bunt. Aber das wird.


Der Wochenendausflug ins Heimatdorf wurde finanziert durch die Flattr- und Werbeinnahmen aus diesem Blog. Vielen Dank dafür!






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Published on August 17, 2012 20:21

August 16, 2012

Gelesen – Ulf Nilsson: Adieu, Herr Muffin

Mit Bildern von Anna-Clara Tidhold, aus dem Schwedischen übersetzt von  Ole Könnecke.


Herr Muffin ist sehr, sehr alt, er ist schon sieben Jahre, und das ist schon ziemlich viel für ein Meerschweinchen. Seine besten Jahre liegen hinter ihm, seine Frau ist schon seit Jahren tot, die sechs Kinder längst aus dem Haus. Er sitzt in seinem blauen Haus, das eigentlich ein Schuhkarton ist, und denkt nach und denkt an früher. Er ist krank, es geht ihm nicht sehr gut und es ist bald klar, das wird nicht mehr. Er hat einen Briefkasten vor seinem Haus und gelegentlich bekommt er Briefe von einem Kind, das sich Sorgen um ihn macht. Er freut sich sehr über die Briefe, allerdings isst er sie immer auf. Fraglich, ob er sie liest, aber das macht irgendwie nichts.


Ein Bilderbuch über das Sterben im Alter also. Wir haben gerade einen Todesfall im Freundeskreis, der Großvater von den besten Kumpels der Söhne ist gestorben, wir haben natürlich viel darüber geredet. Wir haben dieses Buch gelesen und ich kann es sehr empfehlen, das Buch zu lesen, es ist wirklich gut und geht das Thema sehr freundlich, aber direkt an. Die Geschichte bietet viele Gesichtspunkte zum Einhaken, man kann dies oder jenes mehr betonen, das Kind kann sehr vieles nachfragen und es ist ein guter, angenehmer Kontext, um einiges zu erklären.  Das Buch ist nicht auf ein Weltbild festgelegt, der Autor reißt die Frage nach dem Danach sehr geschickt an, verbleibt aber im Ungefähren, nennt Möglichkeiten, ganz unverbindlich – und das ist auch gut so. Klare Kaufempfehlung, denn irgendwann stirbt immer irgendwer und Kinder sind nicht doof, Kinder bekommen das mit, auch Kleinkinder.


Man kann mit dem Buch also einiges erklären – sofern man denn überhaupt etwas erklären kann. Als nicht religiöser Mensch kommt man eventuell schnell ins Schlingern, wenn man plötzlich mit dem Thema konfrontiert ist, aber das ist auch kein Problem. Da kann man sich dann von seinen Kindern helfen lassen, die kennen sich viel besser aus, als man denkt. Mir  hat zum Beispiel, als ich etwas zu zögerlich war,  Sohn I genau erklärt, wie das mit dem Himmel ist, und das ist, wenn man das einmal verstanden hat, tatsächlich  eine sehr gute Einrichtung. Fast möchte man selbst dran glauben. Weil nämlich, ich zitiere ihn einmal: „Wenn man stirbt, dann ist jeder alleine. Aber hinterher ist man dann mit allen den Seinen, und zwar genau in dem Himmel, wo man hingehört. Hunde im Hundehimmel, Katzen im Katzenhimmel und Menschen eben im Menschenhimmel. Es gibt irrsinnig viele Himmels, damit das alles so klappt.“


Das ist schön, nicht wahr, so etwas zu glauben.


Was wollte ich sagen? Gutes Buch, genau.






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Published on August 16, 2012 11:43

August 15, 2012

Auf dem Arbeitsweg

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Nein, das bin nicht ich, wie ich mal eben ins Büro fahre. Das habe ich nur auf dem Weg gesehen.


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Published on August 15, 2012 00:56

August 14, 2012

Von Kindern lernen

Sohn I ist schon vor einer Weile dazu übergegangen, Fragen von mir, die ihm lästig sind, in äußerster Knappheit zu beantworten, nämlich mit nur einem einzigen Wort: „Wegen.“


Ich: „Warum hast ist das Kinderzimmer nicht aufgräumt?“


Sohn I: „Wegen.“


Der Dialog endet an dieser Stelle, zumindest aus seiner Sicht. Das Kind wendet sich ab, alles Nötige ist gesagt, und zwar in gebotener Ausführlichkeit. Aus meiner Sicht kann man das Gespräch allerdings gerne noch etwas fortführen, das bringt dann aber meist wenig.


Ich: „Wegen was denn?“


Sohn I: „Wegen wegen.“


Es ist hoffnungslos, aber es ist natürlich, wie überhaupt alles, nur eine Phase.  Irgendwann zwischen dem Jetzt und der Pubertät wird er vermutlich wieder gesprächiger werden, ich warte das gelassen ab.


Sohn II, ganz typisch kleiner Bruder, trachtet stets danach, den großen Bruder einzuholen oder gar zu überflügeln. Er hat die rhetorische Kunst seines Vorbilds also sofort übernommen und noch effizienter gemacht, indem er einfach eine weitere Silbe eingespart hat.


Ich: „Warum ist hier alles voller Milch?


Sohn II: „Weil.“


Nun lehrt die Kriegskunst, dass man, wenn der Gegner mit neuen Waffen kommt, diese übernehmen sollte, denn vielleicht bringen sie einen selbst auch entscheidend weiter. Ich habe gestern die Mails eines Kollegen, der mir eine endlos komplizierte Frage über fünf Absätze hinweg mailte, von der ich nur die Hälfte verstanden habe, jedenfalls ging es um die Frage, warum man einen bestimmten Prozess in der Firma nicht endlich ändern könne, also einfach mit einem Wort beantwortet: „Wegen.“ Und der Kollege schrieb nach fünf Minuten zurück: „Okay, habe ich mir gedacht. Alles klar.“ Die nächste Mail, in der mich jemand bat, ihm zu erklären, warum ein bestimmtes Programm auf seinem Rechner nicht so funktionierte, wie es sollte, konterte ich mit einem eleganten: „Weil.“ Und prompt kam als Reaktion: „Dann starte ich mal neu.“


Fragen Sie sich eigentlich auch, warum fast alles im Leben immer so kompliziert ist, so langwierig, umständlich und nervtötend, so wenig lösungsorientiert und zäh? Ich kann Ihnen sagen, warum das so ist. Es ist wirklich ganz einfach.


Wegen.






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Published on August 14, 2012 03:42

August 12, 2012

Mittagsschlaf

Ich zitiere mal eben ein paar Zeilen aus „Oblomow“ von Iwan Gontscharow, Übersetzung von Josef Hahn:


„Auch im Haus herrschte Totenstille. Es war die Zeit des allgemeinen Schlafes nach dem Mittagessen gekommen. Der Knabe sah, wie sich alle – Vater, Mutter, die alte Tante und die gesamte Suite – in ihren Winkel zurückzogen; und von denen, die keinen solchen hatten, ging einer auf den Heuboden, ein anderer in den Garten, ein dritter suchte Kühle im Flur, und ein anderer bedeckte das Gesicht mit einem Taschentuch, um vor den Fliegen sicher zu sein, und schlief dort ein, wo ihn die Hitze erschöpft und das ausladende Mahl niedergeworfen hatte. Auch der Gärtner streckte sich unter einem Strauch neben seiner Harke aus, und der Kutscher schlief im Stall.


Ilja Iljitsch warf einen Blick in die Gesindestube, dort lagen alle auf der Ofenbank, auf den Bänken, auf dem Fußboden und im Flur, während die Kinder sich selbst überlassen waren; die Kinder krochen auf dem Hof herum und spielten im Sand. Auch die Hunde hatten sich tief in ihren Hütten versteckt, da sie niemanden anzubellen hatten.


Man hätte durch das ganze Haus gehen können, ohne einer Menschenseele zu begegnen; man hätte mit Leichtigkeit alles ringsumher stehlen und auf Fuhrwerken vom Hof transportieren können: niemand hätte einen daran gehindert, wenn es nur Diebe in der Gegend gegeben hätte.

Es war ein alles verschlingender, durch nichts zu besiegender Schlaf, ein wahrhaftiges Abbild des Todes. Alle lagen wie gestorben da, nur aus den Winkeln drang ein vielstimmiges Schnarchen, in allen Tonarten und Stimmlagen.


Ganz ausnahmsweise hob jemand im Schlaf den Kopf, schaute verständnislos und erstaunt nach rechts und links, warf sich auf die andere Seite oder spuckte, ohne die Augen zu öffnen, aus und schmatzte mit den Lippen oder murmelte in seinen Bart und schlief wieder ein.


Ein anderer hingegen sprang, ohne alle einleitenden Vorbereitungen, mit beiden Beinen von seinem Lager hoch, als ob er fürchtete, wertvolle Minuten zu verlieren, packte den Kwaßkrug, blies die obenauf schwimmenden Fliegen an den anderen Rand – worauf diese, in der Hoffnung, ihre Lage verbessern zu können, sich energisch zu rühren anfingen -, netzte seine Kehle und ließ sich wieder, wie erschossen, auf sein Bett fallen.


Der Knabe beobachtete alles sehr aufmerksam.“


(Ein wunderbares Buch)


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Published on August 12, 2012 04:34

August 9, 2012

Hermann Hesse und ich

Ich habe heute im Radio etwas zu Hermann Hesse erzählt, also zu einem Dichter, für dessen Werk ich schwerlich als Experte oder auch nur intimer Kenner gezählt werden darf.  Aber ich war vom NDR nun einmal eingeladen worden, und als höflicher Mensch sage ich so etwas ja nicht ab. Der Moderator begann das Gespräch mit den Worten „Sie als Vertreter der jungen Generation…“ und hat nicht recht verstanden, wieso ich da lachen musste. Aber egal, meine Bücher stehen bei Thalia ja auch unter „Junge Literatur“, ab und zu gehe ich da tatsächlich vorbei und sehe mir das an, dann spüre ich gleich wieder mehr Spannkraft in den alternden Muskeln und brauche überhaupt keinen Sport mehr.


Ich habe, in meiner Eigenschaft als Vertreter der jungen Generation – ich sehe mich förmlich mit der Jugend hausieren gehen – ich habe gesagt, dass ich Hesse seit meiner Jugend nicht mehr gelesen habe, und dass das wohl ziemlich vielen Menschen so geht, den Hesse lässt man nach der pubertären Lektüre erst einmal ziemlich lange liegen, und an der Stelle fand der Moderator es wiederum amüsant, dass ich meine Jugend als „schon länger her“ empfand. Mir schien er wiederum gar nicht so viel älter als ich zu sein, wir fanden da altersmäßig nicht recht zueinander. Zwei angegraute Männer, die sich gegenseitig das Alter absprechen, daraus hätte man auch schon eine Stunde Comedy machen können, wir wollten aber eigentlich nur fünf Minuten mal eben über Hesse sprechen. Also ich sollte hauptsächlich ein, wie sagt man in Vertreterkreisen, Anekdötchen verbreiten, von welchem der Moderator im Vorwege Kenntnis hatte. Und ich habe es tatsächlich noch nie im Blog oder in einem Buch erzählt, was ich jetzt umgehend für all die ändern werden, die mich nicht vorhin zufällig im NDR (90,3) gehört haben.


In der gymnasialen  Oberstufe besuchte ich nicht etwa den Leistungskurs Deutsch, denn da hätte ich ja beweisen müssen, dass ich davon etwas verstand, sondern ich verlegte mich auf wesentlich simplere Fächer. Ich bastelte mir aber recht erfolgreich ein Image als Nachwuchsdichter und kommendes Künstlergenie, ohne dies auch nur ansatzweise mit irgendeiner Produktion unterfüttern zu können. Ich hatte immerhin eine Schreibmaschine und ließ mich gerne dahinter fotografieren, während ich sinnend und todernst auf die Tasten starrte. Ich las Hemingway und Bukowski und hämmerte alle paar Tage einen kernigen Satz in die Maschine, kam aber leider über snoopy-hafte Romananfänge nie hinaus.  Nach den ersten paar Zeilen gab ich es regelmäßig wieder auf und malte lieber weiter schlechte Bilder, denn auch mit schlechten Bildern konnte man Mitschüler, die überhaupt nicht malen konnten, schon ganz gut beeindrucken, mehr als mit abgerissenen Romananfängen jedenfalls. Den Hauptzweck der Übung, attraktive Mitschülerinnen zu beeindrucken, den erfüllten beide Kunstfelder nicht so recht, aber für die Erkenntnis brauchte ich etwas länger. Für die Erkenntnis, nicht einmal ansatzweise ein Genie zu sein, allerdings auch.  Dem Jugendlichen, der ich damals war, würde ich heute nicht unbedingt begegnen wollen, wenn ich es recht bedenke.


Einmal bat mich ein Schüler aus dem Leistungskurs Deutsch, seine Hausaufgaben zu verfertigen, es ging um einen Aufsatz mit ausführlichen Naturbeschreibungen. Der Mitschüler hatte dank seines Elternhauses Geld wie Heu und bot mir eine interessante Summe, für die ich sofort ja sagte.  Ich hätte aber auch schon wegen meines Rufes gar nicht nein sagen können, hier musste jetzt sofort etwas bewiesen werden. Die anderen Schüler aus dem Kurs wussten schon, dass ich diesen Auftrag bekommen hatte, es gab einfach kein Entkommen mehr. Da ich aber weder eine Idee, noch einen Stil, eine Technik, oder auch nur eine blasse Ahnung von irgendetwas hatte, hielt ich mich an Größere und blätterte mich durch die Hesse-Gesamtausgabe. Ich suchte mir ein paar Stellen heraus, in denen es um schlechtes Wetter und Gewitter ging und häkelte diese mühsam zusammen, so dass sie in etwa eine Geschichte und einen Sinn ergaben. Wobei mir einfällt, dass man damals noch nicht online nach Textstellen suchen konnte, man war also viel besser und schneller im Querlesen als heute. Womöglich ist gar eine aussterbende Kulturleistung, viele Bücher flott und quer lesen zu können. Ich übergab den Aufsatz rechtzeitig vor der nächsten Stunde des Kurses und erhielt auch den vereinbarten Lohn. Das Geld für den Aufsatz war nicht mein erstes Einkommen, denn das habe ich, wie in meinen Büchern beschrieben, tatsächlich eher mit Betrug  und Diebstahl verdient, aber dieses Geld für die Hesse-Fälschungen passte natürlich ganz gut in diese moralisch höchst zweifelhafte Reihe.


Der Deutschlehrer kommentierte den Aufsatz damals übrigens mit einer sehr energisch geschriebenen roten Randbemerkung an den Hesse-Passagen: „Zu dick aufgetragen!“


Und das kann man als literarisches Urteil zumindest für die romantiknahen Anfänge von Hesse wohl auch so stehen lassen. Was die junge Generation aber tatsächlich von Hesse hält – ich habe nicht die leiseste Ahnung.






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Published on August 09, 2012 13:41

August 6, 2012

Medienwandel im ÖPNV

Morgens in der S-Bahn, ich setze mich hin und hole mein Handy aus der Hosentasche. Der junge Mann neben mir starrt auf sein iPhone, der gegenüber liest grinsend auf einem Kindle, daneben ein Mädchen mit einem HTC-Handy, eingestöpselte Kopfhörer. Auf der anderen Seite neben mir klappt jemand gerade sein Notebook auf, irgendein ultraflaches Modell. Alles ganz normal, alles wie an jedem Tag. Mit dem Jahr 2012 stellen die Smartphones etc. endgültig klar die Mehrheit im öffentlichen Nahverkehr, die Zeitung wird mit jedem Monat deutlich seltener. Das gedruckte Buch sowieso. Nach dem nächsten Weihnachtsfest wird wohl alle Welt einen Ebook-Reader haben, dann wird sich das noch einmal verschärfen.


Die ältere Dame, die dem Notebook gegenüber sitzt, sie tippt ebenfalls auf einem Gerät herum, ich sehe es aus dem Augenwinkel, während ich Mails lese. Ihr Gerät ist flach, fast ähnlich wie ein Handy, aber es hat eine seltsam erhabene, blaugefärbte Tastatur, und auch das Format ist irgendwie anders. Da ist nichts aufgeklappt, aber es wirkt doch etwas klobig. Das Display scheint seltsam klein, ich sehe irritiert etwas genauer hin. Und genau das macht auch der mit dem Notebook gerade, und das machen auch der junge Mann mit dem iPhone, das Mädchen mit dem HTC-Handy und der mit dem Kindle. Sehen alle für einen Sekundenbruchteil länger als normal zu dieser anderen Passagierin mit dem komischen Ding, die, als sie all die Blicke spürt,  etwas genervt aufsieht, ihr obskures Gerät hochhält und laut sagt: „Ja, mein Gott, es ist ein Taschenrechner! Ich rechne nur mal eben was aus. Lesen sie doch bitte ruhig weiter.“






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Published on August 06, 2012 02:50

August 5, 2012

Moderne Architektur

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(Hamburg, Hafencity)



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Published on August 05, 2012 06:10

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Maximilian Buddenbohm
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