Maximilian Buddenbohm's Blog, page 277
July 17, 2016
Buddenbohm & Söhne
Es fehlt ja immer noch ein Update, fällt mir gerade ein, ein Update zu den bloggenden Söhnen. Denn zum einen wird vielleicht aufgefallen sein, dass Sohn I schon lange nicht mehr gebloggt hat, zum anderen schreibt Sohn II gerade erstaunlich viel – wie kommt das?
Sohn I hat bekanntlich den Preis als bester Nachwuchsblogger 2015 bekommen, die Statue steht im Kinderzimmer oben im Regal, sein erster Pokal, seine erste Trophäe, sein erstes Gewinndings, die Freude war riesig. Und das ist auch schon der Grund, warum er dann eine Weile nicht mehr gebloggt hat – denn er hat ja gewonnen. Mit anderen Worten, er war ja fertig, der Drops war gelutscht, been there, done that, got the T-Shirt. Ein wunderbares Beispiel für die Wirkungslosigkeit von Bonussystemen, aber das nur am Rande.
Sohn II dagegen findet es gerade ungeheuerlich interessant, dass andere Menschen vielleicht tatsächlich ein Buch kaufen, das er empfiehlt, darüber denkt er lange und gründlich nach, kommt auf weitere Themen und motiviert damit neuerdings wieder seinen großen Bruder, der ja auch mal was zur Umwelt schreiben könnte oder über Elektroautos und zu Kinderzeitschriften und zu Dings und zu Dings und über diese App und jenes Buch und den Film! Über den auch! Und dann fällt ihnen so viel ein, dass erst einmal gar nichts dabei herauskommt, welcher Autor würde das nicht kennen. Aber wenn wir im Urlaub sind, da könnte man auch über guten Kuchen und Spielplätze und so! Denn guter Kuchen ist wichtig, das ahnen auch Reiseblogger, die noch keinen einzigen Text zum Thema Reisen geschrieben haben.
Gestern haben wir dieses Blogding noch einmal gründlich besprochen, was man da macht, wie das vielleicht wirkt, was man überhaupt macht, wenn man schreibt, wenn man im Internet schreibt, wenn man Bücher schreibt oder in Zeitungen. Ich habe ihnen noch einmal gezeigt, dass hier “Buddenbohm & Söhne” drüber steht, das fanden sie sehr aufregend. Und ein Zitat von Sohn II habe ich zwar schon auf Twitter etc. verbreitet, es ist aber so schön, es muss unbedingt auch im Blog stehen:
„Man kann über alles bloggen, über alles! Wenn man nur genug nachdenkt, kann man auch über ein Sandkorn bloggen!“
Wer beim Bloggen ein wenig Motivation braucht – einfach mal einen Sechsjährigen fragen. Läuft.
Woanders – Mit dem Bjerg, la Bogdan und anderem
Eine Grenzerfahrung, das Thema ist ja nicht unwichtig zur Zeit.
Hier geht es um Smartphonenutzung und um Familienzeiten, man kann das nämlich auch ganz ohne Hysterie betrachten und sein Verhalten ab und zu hinterfragen, das ist eh gesund.
Ein kurzer Film, in dem man sieht, wie beliebt und belebt die Hamburger Grindelhochhäuser einmal waren. Etwas bedrückend, wenn man weiß, wie es heute da aussieht. Nicht gerade so verelendet wie andere bekannte Hochhaussiedlungen, aber doch ziemlich tot.
Noch einmal Hamburg, etwas Aufklärung über die Zitronenjette.
Ein schöner Artikel über den Prenzlauer Bjerg, ja, mit einem J im Berg, das gehört in der Tat so, wie alle LeserInnen wissen, die das “Auerhaus” von Bov Bjerg bereits verschlungen haben. Wie man hört, arbeitet der Herr ja jetzt an seinem großen Bildungsroman, dem Zauberbjerg (pardon, der musste sein).
Und die taz über Isabel Bogdan oder über “meine Isa”, wie Sohn II nicht ohne Stolz sagen würde bzw. tatsächlich gerade sagte, als er das Bild sah.
Noch etwas Musik zum Sonntag, auch wenn ich so gar keinen christlichen Hintergrund habe, egal: Hallelujah:
Und sowieso: seid nett zu Euren Lieben. Und tanzt mit ihnen, noch besser.
July 16, 2016
In der S-Bahn
In der S-Bahn sitzen mir zwei Mädchen gegenüber, irgendwo im Pubertätsalter, vierzehn Jahre vielleicht. Sie unterhalten sich in einem sehr rudimentären Deutsch und nach einer Weile reime ich mir zusammen – die beiden können keine gemeinsame Sprache, lernen aber gerade zusammen Deutsch und kommen wohl gerade vom Sprachkurs oder aus der Schule, wie auch immer. Unmöglich zu sagen, aus welchen Ländern sie kommen, grob Richtung Süden wird nicht falsch sein, mehr kann man nicht raten oder gar erkennen. Sie könnnten geflüchtet sein, zugereist, eingewandert, Expat-Töchter, was auch immer. Die Kleidung gibt keine Hinweise, H&M vermutlich, wie überall. Sie fallen zwischendurch nur so kurz in ihre jeweiligen Muttersprachen, dass ich sie nicht zuordnen kann.
Sie haben es denkbar schwer, sich zu verständigen, aber sie sind beide gleich alt und haben Jungs in der Klasse oder im Kurs, über die man sich dringend, wirklich enorm dringend austauschen muss, also reden sie eben trotzdem. Ihre Sätze bestehen fast nur aus Adjektiven, Substantiven und irrem Gekicher, da fehlt alles sprachliche Beiwerk, aber das Milo süß ist, das kommt dann doch deutlich zum Ausdruck, sehr oft sogar. In einer gemeinsamen Sprache würden sie enorm viele Wörter in kurzer Zeit von sich geben, aber sie haben nur ziemlich wenige Begriffe zur Verfügung, es macht sie wahnsinnig, gleichzeitig finden sie es aber auch witzig. Milo süß! Ja, Milo süß. Bei anderen Namen werden Augen verdreht, wird noch mehr gekichert, werden Augen sogar hochdramatisch gerollt, werden wegwerfende Gesten gemacht und Hände zum Himmel gehoben. Sie stoßen sich an und lachen sich kaputt und sind sehr aufgeregt und versuchen sich zu verabreden, wozu sie Zeiten und Straßennamen und Nummern brauchen, das ist wieder ziemlich schwer, und schließlich werden Karten auf dem Handy gezeigt und Stadtteile buchstabiert. Al-to-na, so ein komisches Wort, sie lachen sich schon wieder kaputt. Und dann einigen sie sich mühsam, wo sich treffen können, um noch mehr zu reden, denn reden müssen sie unbedingt bald wieder, auch wenn sie es nicht können. Weil Milo süß. Hihi.
July 14, 2016
Die Riesenbirne
(Ein Artikel von Johnny Buddenbohm, sechs Jahre alt)
Die Riesenbirne von Jakob Martin Strid (Deutsch: Sigrid C. Engeler) ist ein Buch mit vielen Bildern. Es ist sehr dick, aber das Vorlesen dauert nicht zu lange. Es war lange Zeit mein Lieblingsbuch, das wurde mir deswegen sehr oft vorgelesen. Richtig oft.
Es geht um Mika und Sebastian, das sind eine Katze und ein kleiner Elefant. Die beiden wohnen zusammen in Glückshafen und bekommen eine Flaschenpost mit einem Brief und einem Samenkorn. Aus dem Samenkorn wächst in ihrem Garten eine riesige Birne, die ist größer als ein Mensch, sicher dreimal so groß. Die ist dann so groß, dass sie den immer garstigen Vizebürgermeister Knorzig stört, deswegen muss sie wieder weg aus der Stadt. Wir haben meine Mutter eine Weile übrigens auch Vizebürgermeister Knorzig genannt, wenn sie schlecht gelaunt war, das fand sie nicht so gut.
Die Birne wird ausgehöhlt und rollt aus Versehen ins Meer, Mika und Sebastian reisen darin zu einer geheimnisvollen Insel, aber wen sie da treffen und um welche Erfindungen es dort geht, das soll eine Überraschung bleiben, das schreibe ich nicht. Die Reise zur Insel ist jedenfalls sehr lang und sehr gefährlich.
Die Bilder sind gut gemalt, sie sind ziemlich groß und man kann viele Kleinigkeiten darauf entdecken. Ich habe mir die Bilder sehr, sehr oft angesehen, öfter als die in allen anderen Büchern. Und aus meiner Familie hat die keiner so oft angesehen wie ich. Das Buch passt am besten für Kinder zwischen drei und fünf Jahren, glaube ich. Es ist einfach toll. Wenn ich selbst lesen kann, also auch die kleinen Buchstaben, die fehlen mir bis jetzt noch, dann lese ich das auch alleine.
Ich würde es toll finden, wenn andere Eltern das Buch ihren Kindern schenken, dann freuen die sich nämlich.
July 13, 2016
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Das Thema Ernährung wird uns zwei Ausgaben lang beschäftigen, wobei wir aber die logische Reihenfolge umdrehen. Hier geht es erst einmal hauptsächlich um den Verzehr, in der nächsten Woche dann erst um die Herstellung von Lebensmitteln. In der FAZ gibt es da einen Artikel über quasi alles, was unsere Ernährungsgewohnheiten betrifft, besonders interessant vielleicht die fünf Schichten der Ernährungsheimat, die im Text am Beispiel von Nürnberg dargestellt werden. Das kann man ja einmal auf seine Heimatgegend übertragen und kurz nachdenken, was da warum auf den Teller kommt, wie das Regionale zum Europäischen wird.
Der vermeintlich typisch deutsche Billigkonsum kam da gerade auch vor, dazu noch etwas mehr speziell zum Preis des Fleisches bei den Krautreportern.
In der Welt geht es darum, was man nicht isst, und da sind wir also beim Stichwort Orthorexie und auch bei Health-Religionen, also bei den etwas anstrengenderen Haltungen zum Thema Essen. Noch mehr zur Orthorexie in der Zeit und auch bei Spektrum, das Thema ist gerade in.
Zur richtigen Ernährung gehört natürlich auch die Versorgung mit Vitaminen, über die Abgründe der Vitamin-Industrie in China gibt es einen sehr langen Artikel in der Zeit, vermutlich ist es ein Thema, über das kaum jemand etwas weiß.
Und gleich noch einmal China – “Schwarzenegger und die chinesischen Vegetarier” klingt wie ein Kapitel aus einem absurden Roman mit groteskem Humor, tatsächlich aber haben wir hier noch einen Artikel aus der Zeit, in dem das ganz sinnvoll miteinander verbunden wird.
Nach diesen Artikeln bietet sich zur Entspannung zwischendurch eine Tasse Tee an, vielleicht Elfentraum oder “Fester Halt?” Doch, die Namen sind ernstgemeint. Der Begriff Emotionalisierngswelle im Text ist übrigens sehr schön, nach solchen Wellen kann man auch selber suchen, etwas Nachhilfe dazu noch in der NZZ. Und wenn man schon so einen Tee trinkt, dann kann man dazu auch eine schicke Tasse nehmen und erst einmal den Tisch freiräumen. Denn das macht durchaus etwas aus.
Wenn das, was da warum auch immer auf dem Teller liegt, besonders gut aussieht, dann sind wir wieder bei Foodporn. Das kam in dieser Kolumne natürlich schon vor, es gibt aber ein sinnvolles Update dazu, mit inhaltlichen Übrlegungen, die so bisher noch nicht dabei waren. Und zwar hier im Tagesanzeiger. Und wo wir schon bei Updates zu bekannten Themen sind – hier noch ein sehr, sehr böses zur Paleo-Diät.
Die Orthorexie war in dieser Ausgabe womöglich etwas raumgreifend, da müssen wir uns kurz vor dem Ende besser noch einmal besinnen – was ist denn nun wirklich gut?
Und ganz zum Schluss zur Abwechslung einmal ein Link für den Freundeskreis Bier, warum auch nicht. Es ist Sommer, das passt schon.
July 11, 2016
Gehört: Kurukuku von den Muckemachern
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 11. Jul 2016 um 10:46 Uhr
Ich habe die CD mit dem südlichen Sound von dem Muckemachern schon einmal kurz erwähnt, mittlerweile haben die Söhne sie aber reichlich testgehört, daher doch noch ein kleiner Nachschlag. Denn man wird als Vater natürlich nahezu zwingend mit den Sounds aus dem CD-Player des Nachwuches beschallt. Und da möchte ich – nein, keine bezahlte Werbung – doch noch einmal darauf hinweisen, dass es eine ziemlich feine Kinderzimmersommer-CD ist, auch für Erwachsene angenehm zu hören. Man kann sie an Sommerabenden gut laut hören, und zwar gleich so laut, dass es auf dem Balkon noch ankommt, denn dort passt die Musik besonders, am besten wenn die Stadt heiß ist und sich tatsächlich nach Sommer anfühlt.
Das klingt nicht nach Kindermusik, jedenfalls wenn man den Texten nicht gerade intensiv lauscht und bei Refrains wie Selleri Sellera dann doch einen gewissen Verdacht hat. Das klingt eher nach Latin-Party, nach Salsa, nach Reggae, das klingt jedenfalls ziemlich tanzbar oder zumindest mitwippbar und hüpfkompatibel, es klingt auf jeden Fall ganz außerordentlich nach bestem Wetter und wesentlich wärmeren Ländern. Würden die Texte auf Spanisch oder in einer anderen Sprache interpretiert, der man nicht oder nur sehr begrenzt folgen kann, man käme nicht darauf, dass es eine Kinder-CD ist, und so muss es ja auch sein, finde ich. Sohn I fand die Texte witzig, momentan ist es sogar die CD, die er am liebsten mag, sagt er, mit besonderem Verweis auf den Song “Cumbianer”. Cumbia sagte mir nichts, wieder was gelernt. Die Liedinhalte zielen ungefähr auf sechsjährige Kinder, mit erheblicher Streuung nach oben und unten.
Wer bei Spotify ist, findet die CD übrigens auch dort. Wir meinen: empfehlenswert.
Instagram-Geschichten – Oberhafenhunde
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 10. Jul 2016 um 8:45 Uhr
Da steht Sohn I auf der Oberhafenbrücke, ich habe das Bild auf Instagram “Stadtkindsommer” genannt, und ich mag es sehr. Da sieht der Sohn so aus, als könnte er auch schon wesentlich älter sein, solche Momente kommen bei Achtjährigen vor, als würde der Teenie in ihnen schon ab und zu durchschimmern, wenn man sie nur aus dem richtigen Winkel oder im richtigen Licht betrachtet.
Über diese sehr urban wirkende Brücke gehen wir, wenn wir von unserem kleinen Bahnhofsviertel aus zu Fuß in die Hafencity gehen und nicht die U-Bahn nehmen. Da gehen wir dann so rüber, suchen Graffitis und denken dabei nahezu unweigerlich: ach guck, denken wir dann, das ist ja gar nicht so weit in diese Hafencity, das ist doch wie nebenan. Und dass wir da ja ruhig öfter hingehen könnten, echt jetzt mal, wo es doch wirklich um die Ecke ist, das denken wir auch. Einfach mal einen Spaziergang dahin machen, so eine kleine Abendrunde etwa.
Und dann machen wir das aber doch wieder monatelang nicht, weil es nun einmal nicht unser Revier ist. Wie bei Hunden oder so.
July 10, 2016
Die Liebe, die Liebe
Und zwischendurch haben wir, also die Herzdame und ich, als wir gestern nur zu zweit beim Lieblingsitaliener waren, um eine gewisse Szene aus “Susi und Strolch” nachzustellen, noch einmal sehr amüsiert festgestellt, dass die Herzdame nach wie vor zwei meiner Bücher nie gelesen hat. Und zwar aus beziehungstechnisch ebenso logischen wie auch unüberwindbaren Gründen. Denn sie besteht seit Jahren darauf, dass ich ihr da eine persönliche Widmung hineinschreibe, mit Sinn und Gefühl und allem, vorher fasst sie die Werke ganz sicher nicht an. Ich wiederum verweise stereotyp auf die schöne Tatsache, dass “Mit Dank an die Herzdame” immerhin schon gut lesbar gedruckt vorne drin steht und ich bekannterweise alles schreibe, nur kategorisch keine Grußworte. Dann haben wir angestoßen und wie immer dort sehr fein gegessen.
Ich würde nach einigem Nachdenken nicht vollkommen ausschließen, dass wir beide manchmal etwas stur sind. Lübeck gegen Nordostwestfalen, das ist weiß Gott kein leichtes Match. Mit anderen Worten, wir passen wirklich sehr, sehr gut zusammen.
Instagram-Geschichten – Katzen gegen die NATO
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 7. Jul 2016 um 11:14 Uhr
Es ist eigentlich gar keine Geschichte, es ist nur etwas Kontext zu einem Bild, aber die Regeln mache ich hier ja selbst, what a stroke of luck. Instagram-Begleittexte schreiben sich angenehm leicht weg, ich brauche so etwas gerade, das ist genau das richtige Format für Zeiten der fortgeschrittenen Urlaubsreife, in denen man etwas Prokrastinationsspielzeug benötigt.
Wir sehen hier ein Haus an der Stelle, an der das Hamburger Grindelviertel in Eppendorf übergeht, jedenfalls ungefähr. Im Rücken des Fotografierenden denke man sich bitte ein Kino, in dem ich übrigens an dem Tag mit Isa war, als Deutschland gegen Frankreich spielte, wir hatten sehr, sehr viel Platz im Saal, es war uns ein Fest. Gesehen haben wir da diesen Film, eine äußerst nette Flucht- und Integrationsgeschichte, bei dem leider die weibliche Hauptfigur etwas zu kurz kommt, aber sonst, wie gesagt, schon nett und sehr herzig und empfehlenswert und auch komisch. Aber darum geht es gar nicht.
Es geht um die auf die Wand gemalten Katzen da an dem Haus, denn unter diesen Katzen stand, als ich im Jahr des Herrn 1987 – da reiste man noch mit Postkutschen, liebe Kinder – nach Hamburg zog, “Katzen gegen die Nato!” in ziemlich fetten, riesengroßen Lettern unter dem Wandbild. Ich zog nach Eppendorf, fast in Sichtweite des legendären Musikschuppens Onkel Pö, der allerdings kurz vor meinem Einzug schloss und in eine hippe Großkneipe umgebaut wurde, was ich der alten Hamburger Szene bis heute übel nehme. Ich gucke Udo Lindenberg, der hier ein Haus weiter residiert, immer noch böse an, wenn ich ihn auf der Straße im Vorbeigehen sehe.
Damals war Eppendorf noch ein Studentenviertel voller WGs, in jedem zweiten Haus gab es ein Antiquariat oder einen Trödler, in jedem dritten eine verrauchte Kneipe. Die Typen, die nach und nach erst ihre MitbewohnerInnen vergrault und dann auch ihre linke Gesinnung verdrängt haben, die bewohnen diese prächtigen Altbauwohnungen dort immer noch, sind mittlerweile aber Oberstudienrat oder Fachärztin oder Architekt oder Privatier oder irgendwas in einer Partei und im Immobiliengeschäft, was in Hamburg traditionell nahezu identisch ist, und das erklärt dann auch den sogenannten Charme des Viertels heute, aber darum geht es ja nicht.
Der Spruch “Katzen gegen die Nato” verschwand jedenfalls irgendwann wieder, darum geht es. Das Bild wurde alle paar Jahre liebevoll restauriert, ein Spruch erschien darunter aber merkwürdigerweise nie wieder, kein einziger, in all den Jahren nicht. Es gab kein “Katzen gegen die Wiedervereinigung”, kein “Katzen gegen das Ozonloch”, kein “Katzen gegen Saddam”, kein “Katzen gegen Hartz IV” und es gibt auch heute, wie man auf dem Bild deutlich sieht, kein “Katzen gegen Rassismus.”
Es ist eigentlich jammerschade. Wo doch Katzen zu allem eine Meinung haben, wie jeder weiß.
July 9, 2016
Woanders – Der Lokalteil
In unserem kleinen Bahnhofsviertel gibt es eine schon traditionelle Jugend- und Kinderfreizeit, bei der es auch und ausdrücklich um Integration und Gemeinsamkeit geht (es geht ferner auch immer um sehr spezielle Erfahrungen mit typisch norddeutschem Wetter, also mit Starkregen, Orkan und anderen Späßen, aber das nur am Rande). Diese Ferienwoche auf Sylt ist für das in diesem Stadtteil besonders ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl des Nachwuchses recht wichtig, im Moment gibt es da allerdings ein kleines Finanzierungsproblem. Weswegen man hier etwas Geld für einen guten Zweck einwerfen kann, das haben wir auch gerade gemacht.
Und noch ein Terminhinweis auf ein für uns äußerst komfortabel eingerichtetes Event, es findet nämlich vor unserer Haustür statt. Ein Kirchhofmarkt mit Lebensmitteln von Erzeugern aus der Region, mit Musik, gutem Bier und mit der leibhaftigen Milchkuh Mausi, hier noch etwas mehr dazu.
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