Maximilian Buddenbohm's Blog, page 281
May 30, 2016
It’s a happy thing – Social Dance
Diesen Film habe ich gerade auf Vimeo gefunden, ein paar schöne und absolut zutreffende Statements zum Lindy-Hop.
It’s a happy thing from Sax Film on Vimeo.
Und dann gleich noch einen hinterher, ein Werbeclip der Lindy-Hopper aus Brighton, wo übrigens die Kaltmamsell gerade war, aber in diesem Zusammenhang hier ist Brighton überall. Oder doch zumindest überall, wo es eine Lindy-Hop-Szene mit Kursen und Events gibt.
Brighton Lindyhoppers Promotional Clip from Mathew Keller on Vimeo.
Da fällt auch der Satz “You don’t need a partner”, und das scheint vielen nicht klar zu sein, wie ich in Gesprächen mit Nichttanzenden oft merke. Lindy-Hop ist ein sogenannter Social Dance, es gehört zum geselligen Aspekt, dass man dabei nicht abendelang an seiner Partnerin oder an seinem Partner klebt, sondern ziemlich kategorisch wechselt, sowohl in Kursen als auch auf Partys. Man tanzt also ausdrücklich dauernd mit anderen Menschen, mit großen, kleinen, dicken, alten, jungen, männlichen oder weiblichen Menschen aus woher auch immer. Man lernt sich kennen, man hat Spaß, man ist social, ganz ohne Medien, das geht auch. Und wenn man erst einmal ein paar Grundschritte kann, ist es eine höchst interessante neue Variante des Kennenlernens, sich mit dem ganzen Smalltalk nach ein, zwei Sätzen auf die Tanzfläche zu verlagern. Ich finde es großartig, da hätte ich früher drauf kommen sollen.
Man kann sich auch solo in Kursen anmelden, es ist nur etwas einfacher für alle, wenn man sich zu zweit anmeldet – nicht, um dann zu zweit als Paar zu tanzen, sondern damit das Verhältnis Leader/Follower in den Kursen halbwegs aufgeht. Für den Zweck kann man allerdings auch entfernt bekannte Menschen rekrutieren.
Die Herzdame und ich haben auch beide alleine angefangen, das geht also wirklich. Man muss absolut nicht warten, bis der ehelich oder sonstwie liebend verbundene und möglicherweise vollkommen lustlose Mensch sich endlich dahin prügeln oder nörgeln lässt, man kann einfach machen. Die Szene ist nett, der Tanz ist mit wunderbar albernen Elementen gesegnet, die Musik ist lässig und die Lieder oft auch fortgeschritten albern, wenn man einmal auf die Texte achtet. Man sollte den Gedanken an verkrampfte Anstrengungen aus vormaligen Standard-Latein-Kursen wirklich komplett vergessen, es ist definitiv etwas anderes.
Man kann sich natürlich dennoch auch beim Lindy-Hop anstrengen, man kann Ehrgeiz haben, man kann etwas lernen wollen – aber es ist doch auf einer ganz anderen Schiene. Einfach lässiger. Alberner. Besser. Zumindest für mich.
SWINGLAND from Sophie Teasdale on Vimeo.
May 29, 2016
Gelesen – Wolfgang Büscher/Christine Kensche/Uwe Schmitt: Acht deutsche Sommer
Wolfgang Büscher beschreibt man wohl am besten immer als den, der nach Moskau gegangen ist, das dürfte nach wie vor sein bekanntestes Buch sein.
Und während ich normalerweise wegen der furchtbaren Suchtgefahr einen großen Bogen um Sachbücher mache, neige ich bei dem Herrn dann doch zum Kauf. In den acht deutschen Sommern von ihm und zwei Co-AutorInnen geht es wieder, es kann wohl auch gar nicht anders sein, um deutsche Geschichte, wie sie sich in Einzelschicksalen darstellt, in Szenen und Orten, das reicht in weitem Bogen vom Untergang Breslaus bis zum syrischen Neubürger.
Und das ist in jedem Kapitel erhellend. Ich bin zwar noch gar nicht durch, habe aber schon wieder was gelernt. Etwa in einem Text, den ich normalerweise gar nicht lesen würde, weil das Reizwort Fußball darin vorkommt und er damit weit außerhalb meiner Komfortzone liegt, wie man zur Zeit so merkwürdig oft sagt. Komfortzonen soll man verlassen, das wurde mir auch gerade wieder gesagt und zack, mache ich das glatt. Es geht also in dem einen Text um Damenfußball in den 70ern, den man heute bekanntlich eher Frauenfußball nennt, damit fängt es schon an. Da kann man noch einmal etwas nachlesen, was nach meiner Wahrnehmung gerade wirklich gerne vergessen wird, nämlich wie nötig die Frauenbewegung damals war. Wie dramatisch ungerecht und aus heutiger Sicht rückständig das Land und seine Gesetze, seine Institutionen, seine Männer. Wie nahe noch am neunzehnten Jahrhundert die Denkweisen. Man tut im Moment gerne so, als sei hier seit Hunderten von Jahren ein aufgeklärtes Bürgerparadies, wunderbarstes Abendland hellster Ausprägung, alles so schön hier. Man kann gar nicht oft genug betonen, wie abwegig das ist. Es ist alles noch neu, es ist alles immer noch fragil und keine Entwicklung ist vollendet. Das umfasst alles bisher nur ein bis zwei Generationen, das ist geschichtlich nichts, gar nichts.
Und was man gerade in Elternblogs wieder öfter liest, „Das Private ist politisch“, kann man hier noch einmal als Lehrsatz bestätigt finden. Es ist politisch, wenn ein Mädchen Fußball spielen möchte und nicht darf, natürlich ist es das. In der historischen Rückschau merkt man das immer ganz leicht, in der Gegenwart ist es wohl etwas komplizierter. Aber auch wieder keine unlösbare Aufgabe.
Was fliegt denn da, Ausgabe 2016
Ich bin morgens durch das Fluggeräusch von Drohnen geweckt worden, eine ziemlich irre Premiere im Leben. Das passierte im Heimatdorf der Herzdame, in dem eine Meisterschaft im Drohnenfliegen stattfand. Wo sonst Kühe grasen, waren Zelte und Wohnmobile und viele Menschen, die science-fiction-mäßige Riesenbrillen trugen. Auf denen konnten sie sehen, was die Kameras in den Drohnen während des Fluges aufnahmen. Die Menschen saßen still, nur die Finger an der Fernsteuerung zuckten, aber sie sahen die Flugmanöver, als würden sie selbst vogelgleich fliegen und herumsausen. Ein Sport also, bei dem man sich kaum bewegen muss, das kennt man ja sonst nur vom Bobfahren. Beim Drohnenfliegen kann man sich allerdings viel seriöser anziehen, begibt sich nicht in Lebensgefahr und ist unabhängig von Eis und Schnee, das ist also klar vorzuziehen. Die Kühe standen derweil am Rand der Weide und starrten komplett entgeistert die Veranstaltung an, die da auf ihrem Essen stattfand.
Weil die Drohnenpiloten ihren Sport lieben, fingen sie bereits am sehr frühen Morgen damit an. Deswegen also sausten die Dinger um das Haus, in dem ich noch schlief, deswegen wachte ich davon auf. Von einem hornissenhaften Sirren, denn es klingt ein wenig wütend, wenn eine Drohne schnell enge Kurven fliegt. Die Vögel in den Bäumen ringsum fanden das überhaupt nicht witzig, sie schimpften lauthals auf die kleinen Flugmaschinen in ihrem Garten. Und das Sirren und das Zwitschern hörten sich zusammen an, als würden sich Drohnen und Vögel da draußen lauthals anpöbeln, wem denn nun dieser Luftraum gehört.
Über Drohnen und ihre Anwendung wird zurzeit viel diskutiert, die Meinungsbildung ist gar nicht einfach. Ich fange ganz vorne an und stelle erst einmal nur fest: Aus der Perspektive von Kühen, Gartenvögeln und Menschen, die gerne noch etwas schlafen wollen, sind sie nicht unproblematisch.
Dieser Text erschien in etwas anderer Form als Kolumne in den Lübecker Nachrichten
May 27, 2016
Woanders – Mit Musik, Film, Buch und Tanz
Ein Kalenderblatt zu Arthur Conan Doyle. In der Audio-Version auch mit der Stimme von Doyle, ich finde Stimmen von AutorInnen immer interessant.
Und hier, meine Rede: Handschriftliche Notizen. Der Knaller. Ich mache immer mehr doch wieder mit der Hand. Nur nicht mit Füller, mit Füller saut man alles ein. Auch als Erwachsener. Also ich jedenfalls, gerade wieder einmal getestet (und dann diese Zeilen mit blauen Fingern getippt).
Hier sind ein paar Hörproben der Berliner “Muckemacher”. Musik für Kinder, die auch für Erwachsene ziemlich partytauglich klingt, das dürfte all denen gefallen, die z.B. auch “Deine Freunde” mögen. Die Söhne fanden die Hörproben jedenfalls super, und sollten die mal in Hamburg auftreten, wir wären interessiert.
Ein Text über das Bloggen an sich mit einem Epilog, der – krasser Zufall – genau meine Kindheit beschreibt. Ja, ja. Und die gute Butter gab es damals auch noch, dickere Kartoffeln und, ach egal.
Nebenbei – und zwar wirklich nebenbei, das ist wichtig – habe ich diese App hier für mich getestet. Das ist etwas ganz Simples, und das habe ich auch so gesucht. Eine kostenlose Video-App, die jene Filmschnipselchen, die man mit dem Handy aufgenommen hat, mal eben zusammenspielt und recht raffiniert ein wenig optimiert, so dass sie zu einem auch mal eben dazugeklickten Musikstück passen. Wenn man also etwa mit der Familie auf dem Land spazieren geht und ab und zu ein paar Sekunden lang filmt, wie die Kinder durch Felder und Wiesen laufen, wie sie auf Bäume klettern, Erdbeeren essen, Pferde streicheln etc., und wenn man das dann noch mit einem netten Folksong kombiniert, dann ergibt das zusamengesetzt ein erstaunlich brauchbares Ergebnis. Das ich hier allerdings nicht zeigen werde, da nur die Söhne drauf sind. Aber doch, das geht gut, sogar einhändig. Das benutze ich jetzt öfter mal für solche Erinnerungsfilmchen. Jojo hat hier vor einiger Zeit einmal über Cameo geschrieben, Quik ist noch simpler und kann auch völlig ambitionslos eingesetzt werden, das ist ja manchmal ganz nett.
Ich habe das hier gekocht, grüner Spargel mit Zeug, sehr einfach, sehr gut, außerdem aus einem sympathischen Blog. Alte Regel: mit grünem Spargel wird gespielt und experimentiert, weißen Spargel isst man traditionsgemäß, also mit Kartoffeln, zerlassener Butter und Schinken und fertig, Ende der Diskussion, bitte stellen Sie sich den Autor an dieser Stelle zur Verdeutlichung noch einmal krückstockfuchtelnd vor. Diese Regel hat natürlich überhaupt keinen Sinn, aber an irgendwas muss man sich ja festhalten im Leben.
Außerdem habe ich das hier gekocht, das war wieder ein Tipp von Frau Z. aus H. auf der schönen Insel Usedom, die Dame, in deren Haus ich gelesen habe. Das wird hier noch zur Tradition, wenn es so weitergeht mit solchen Tipps. Das ist jedenfalls ein Gericht, das ehemalige Urlauber der Ausrichtung Dalmatien, Istrien etc. reihenweise nostalgisch stimmt, wie eine schnelle Umfrage im Bekanntenkreis ergab. Und auch das kocht sich ganz simpel und bewährt sich.
Und dann noch das hier, ich habe offensichtlich gerade wieder mehr Spaß am Herd, man merkt es vielleicht. One Pot Rice ist also das neue One Pot Pasta, allerdings ist es besser, viel besser, das kann ich ausdrücklich empfehlen, das hat uns ganz hervorragend geschmeckt. Also jedenfalls den Erwachsenen hier. Der kleine Rest zählt bei Geschmacksfragen aber eh nicht, das sind alles Banausen und Ignoranten. Schlimm.
Und weil, siehe Regelwerk weißer Spargel, nicht immer alles Sinn haben muss, werde ich diese Woanders-Reihe ab sofort mit einem Instagram-Bild der letzten Tage beenden, ob es nun passt oder nicht. Und ein wenig darüber erzählen. Bei Instagram selbst schreibe ich so gut wie nie einen Text zu den Bildern, das ist mir auf dem Smartphone viel zu mühsam. Aber ab und zu gibt es ja doch etwas Kontext, den man noch erläutern kann. Hier im Bild etwa sieht man drei Damen beim Lindy-Hop, eine davon ist die Herzdame und die Kombination mit den beiden anderen war reiner Zufall. Ich bin ein großer Freund der beim Lindy-Hop oft getragenen Mode, das gilt auch für das, was Herren dabei anziehen. Die 30er und 40er und teilweise auch die 50er des letzten Jahrhunderts waren modisch so schlecht nicht, also wenn man gewisse faschistische Verirrungen in manchen Ländern mal ignoriert.
Aufgenommen wurde das Foto bei einer Tanzveranstaltung aus der Reihe “Draußentanzen”, bei der man also unter freiem Himmel zu Swing-Musik herumhüpft, in diesem Fall war es am Strandzugang von Övelgönne an der Elbe. Es gibt viele Veranstaltungen dieser Art in Hamburg, für die Herzdame und mich sind sie ein wahrer Segen – denn da können wir auch mit Kindern hingehen und gemeinsam tanzen, während die Jungs in der Nähe herumspielen. Wir können sonst so gut wie nie gemeinsam tanzen, da immer einer abends auf die Jungs aufpasst.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 22. Mai 2016 um 6:49 Uhr
May 25, 2016
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Wenn es um Arbeit geht, geht es implizit immer auch um ihr vermeintliches oder tatsächliches Gegenteil, also um die Freizeit. Und wenn man bei der Betrachtung einer ziemlich harmlosen Freizeitbeschäftigung auf eine amüsante Produktknappheit, auf Adorno, den Neoliberalismus und die Distinktionsspirale kommt, dann ist es vermutlich ein Text von Nils Markwardt. Hier im Freitag. Da geht es also um spielerische Beschäftigungen, die müssen wir aber gar nicht nur in der Freizeit vermuten, die kann man auch im Büro finden, wo Menschen Arbeit spielen (Es ist natürlich keine Einzelmeinung, das mit unseren typischen Arbeitsstrukturen in den Büros etwas nicht stimmt).
Und auch noch einmal andersherum bleibt es interessant, wenn die Menschen in der Freizeit ab und zu mal ein wenig Arbeit ansehen, quasi wie aus Spaß. Das ist normal, das macht mittlerweile fast jeder, aber ist es richtig? Oder ist es ein Riesenproblem? Dazu eine Diskussion in Frankreich, wo der Staat eingreifen möchte (englischer Text). Es ist sehr, sehr kompliziert, vielleicht ja auch in Ihrer Firma.
Im ersten Link haben wir Adorno erwähnt, im nächsten gleich Bourdieu, für die Lektüre des Wirtschaftsteils kann man bald Bildungsurlaub einreichen. Wieso Bourdieu? Der wird in einem Text zitiert, der ein Buch zum Thema aufgreift, dass alle kennen – auch wenn sie es nicht gelesen haben. An “Wir nennen es Arbeit” kam man in gewissen Kreisen damals einfach nicht vorbei. Damals? Das Buch erschien vor zehn Jahren, guck an, in der Berliner Gazette denkt man über das Jubiläum nach.
Und wenn man schon bei der digitalen Bohème ist, dann kann man sich auch gleich die Sache mit dem Crowdworking etwas näher ansehen.
Adorno und Bourdieu reichen noch nicht, im nächsten Text kommt Hegel vor. Er ist aber dennoch lesbar. Und passend zu den Crowdworkern ist er auch noch, sehr gut passend sogar. Er schürft aber noch etwas tiefer und stellt die vollkommen berechtigte Frage, was der Trend zur Freiberuflichkeit mit der Gesellschaft macht. Wer sich detaillierter mit den Argumenten beschäftigen möchte, die bei der Verschiebung von festangestellter Arbeit in Richtung Freiberuflichkeit oder Plattformkapitalismus eine Rolle spielen, der findet sie fein aufgereiht in diesem Streitgespräch hier. Ein Vertreter eines Start-Ups und ein Gewerkschaftler diskutieren, es geht in den Kommentaren noch munter weiter.
Da fehlt jetzt ein Zwischrenruf, irgendein Statement, das etwas kämpferischer klingt, das finden wir aber beim Freitag. Es ist ein Aufruf zu spätrömischer Dekadenz, und der ist so lang, da kann man bei der Lektüre schon mal dekadent die Beine auf den Tisch legen und einen ganzen Becher Kaffee trinken.Mit Zucker, sonst zählt es womöglich nicht als Dekadenz.
Im letzten Absatz dieses Zwischenrufs wurde scherzhaft die Automatisierung angesprochen, deren fatalen Einfluss auf die Arbeit man überall in sehr ähnlichen Artikeln nachlesen kann. Eher originell – oder abstrus? -ist die folgende Sichtweise, Roboter schaffen Jobs. Viele, viele Jobs. Wobei diese ganze Moderne der Arbeitswelt in Deutschland gerade fast immer mit Industrie 4.0 assoziiert wird, dazu noch schnell ein schönes Zitat: “Ich halte die Verengung auf Industrie 4.0 für den deutschen Kastraten der Digitalisierung.” (Quelle hier)
Etwas gründlicher wird die Sache mit der Digitalisierung und Automatisierung der Arbeit von Josef Joffe durchdacht, in einem Artikel, dessen Titel wir ganz herausragend gut zur Beendigung dieser Ausgabe des Wirtschaftstreils gebrauchen können: “Feierabend forever”. Oder zumindest bis zum nächsten Donnerstag.
Irgendwo ins grüne Meer
Ein Inselbuch, hurra! In Kürze auch in Ihrer Buchhandlung, super Ferienlektüre mit prima Inseln von tollen AutorInnen. Etwa von Isabel Bogdan, Pia Ziefle, Anne von Canal, Katrin Seddig, Zoë Beck, Susann Pásztor, Clemens Setz und Thomas Pletzinger und anderen.
Und auch einer Geschichte von mir: “Im Jahr der Kolibris”, quasi ein typisch norddeutsches Thema.
Das Buch erscheint im Arche-Verlag, kostet 14,99 und passt in jeden Koffer, zumal es auch als E-Book verfügbar ist.
Und am 27.06. lesen Frau Bogdan, Frau Seddig, Frau von Canal, Frau Pásztor und ich auch daraus vor, abends um 20:15 in der Mathilde-Bar, Kleine Rainstraße 11.
May 24, 2016
Briefkastenonkel Buddenbohm
Einige Antworten auf Fragen, mit denen Leute per Suchmaschine in den letzten Wochen auf diesem Blog gelandet sind. Das machen ja viele, solche Fragen im Blog zu beanworten, Isa z.B. macht das auch, ich bin da also etwas late to the party, ich weiß. Aber ich habe gerade etwas mit Statistiktools herumgespielt, da fielen mir die Suchbegriffe wieder auf. Man kann so schön hemmungslos nostalgisch dabei werden, weil die Fragen sich oft auf ganz alte Texte beziehen, auch einmal schön.
“Schulanfänger Mütze 70 Jahre”
Ja, in der Tat, die hatte ich auch. Eine wirklich alberne Schirmmütze in Müllabfuhrorange, die keiner haben wollte, und die man doch ein paar peinvolle Wochen lang tragen musste, bevor so viele Kinder sie verloren hatten, dass man vom allgemeinen Tragezwang wieder absah. Die Mädchen bekamen damals übrigens gleichfarbige Kopftücher. Alle! Da war Kopftuchzwang! In Deutschland! Im Abendland! Hubschraubereinsatz! Man hyperventiliert geradezu noch bei der Erinnerung daran. Aber das habe ich vermutlich schon zehnmal erzählt, pardon. Man merkt erst mit den Jahren, wie sehr einen das mitgenommen hat, siehe dazu auch kratzige Kinderstrumpfhosen etc. Schlimm.
“W-Fragen Bäckerei”
Über solche und ähnliche Fragen kommen verblüffend viele Menschen zu diesem Blog, das dürfte über die letzten Jahre gesehen sogar die Hauptfrage gewesen sein, es scheint da erheblicher Aufklärungsbedarf zu bestehen. Vielleicht werden enorm viele junge Menschen gerade als BäckereifachverkäuferInnen ausgebildet und diese Fragen kommen in der Prüfung vor? Keine Ahnung. Üblicherweise denkt man bei W-Fragen ja eher an die Feuerwehr und an Notrufsituationen, bei denen es um Leib und Leben geht, nicht aber an Bäcker. Es wirft jedenfalls kein gutes Licht auf den Beruf oder auf die Ausbildung, wenn man schon googeln muss, was man seine Kunden zu fragen hat, zumal diese Kunden hungergetrieben sogar meist ganz von selbst reden, es geht ja nicht um Polizeiarbeit mit verschwiegenen Zeugen im Milieu. Es geht um “Eine Brezel bitte”. Wer braucht da denn Google? Echtjetzmal. Den Text, auf den sich all diese Suchanfragen bezogen, fand ich beim Wiederlesen übrigens ganz furchtbar, gleich gelöscht. Wie man überhaupt da weiter hinten öfter mal etwas löschen könnte, es hat ja nicht alles Bestand. An langen Winterabenden vielleicht? Kleiner Scherz.
“Ein doofes Wort zum Beschreiben”
Wenn es klein und unauffällig ist, vermutlich ein Nupsi. Oder aber ein Pinökel. Ansonsten eher ein Dingens.
“Onesie von Disneys für Erwachsene”
Nein! Siehe hier.
“Quartier 21 Barmbek Gentrifizierung”
Das Ding ist mir nicht bekannt, aber wenn etwas schon einen Namen wie “Quartier 21” hat, dann kann man die Frage nach der Gentrifizierung meist bejahen. Gilt in Hamburg auch für alle Wortbildungen mit Water- und Harbour- und Hanseatic-. Und ich lache übrigens heute noch darüber, dass ich einmal als Gentrifizierungsexperte in der Zeitung stand, weil ich im Blog irgendwann ein paar Zeilen zum Thema geschrieben habe. So schnell geht das nämlich.
“Geschäfte in Minden”
Gibt es, ja. Wenn es sich allerdings um die Geschäfte in der Fußgängerzone handelt, dann gibt es die identisch auch in absolut jeder anderen deutschen Gemeinde etwa ab Kreisstadtgröße. Dafür muss man nicht nach Minden. In Minden kann man aber nett an der Weser spazieren gehen, das wiederum geht nicht in jeder anderen Stadt.
“Merlix”
Die Älteren erinnern sich.
“Ich mag Luftballons”
Das ist in Ordnung, dazu kann man sich offen bekennen. Da fällt mir übrigens dieser Luftballontext wieder ein, lange ist es her.
“”Was für einen Humor hat Alex Capus in fast ein bisschen Frühling”
Im literarischen Kontext ist das gesuchte Wort vermutlich “fein”. Feiner Humor macht sich auf Buchcovern nämlich fast so gut wie die vermutlich bekannte “Feine Milde” auf Kaffeepackungen.
“Schnuller Mierau”
An dieser Stelle muss man Frau Mierau herzlich gratulieren, eine Elternbloggerin, nach der ein Schnuller benannt wird, Respekt! Pfirsich Melba nix dagegen.
May 23, 2016
Gehört: Mit Nachbarn teilen
Wieder SWR2, etwa 26 Minuten. Eine Sendung mit vielen Beispielen für alle, die sich für Gemeinwohlwirtschaft, Allmende-Projekte, Sharing-Economy, Repair-Cafés, Tauschringe und ähnliche Begriffe interessieren. Es geht dabei durchaus nicht nur um eine nachhaltigere Wirtschaft, es geht auch um eine nettere Gesellschaft.
Und eine nettere Gesellschaft, das klingt so trivial und harmlos, das ist aber doch ein großes, ein hehres und wichtiges Ziel. Und da sich gerade viele Menschen in Europa für eine härtere und gemeinere Gesellschaft zu entscheiden scheinen, kann man das gar nicht oft genug betonen.
May 21, 2016
Plattfußpädagogik
Es ist eben mein kulturpädagogischer Bildungsauftrag, mit Sohn I abends alte Bud-Spencer-Filme anzusehen. Sagen die Stimmen in meinem Kopf.
— Max. Buddenbohm (@Buddenbohm) 20. Mai 2016
Das postete ich gestern und es klingt natürlich wie ein Witz, aber nach etwas Nachdenken ist es doch so: Das ist gar keiner.
Mir ist in letzter Zeit nämlich immer stärker aufgefallen, dass ich mit den Söhnen zwar ab und zu pädagogisch ambitioniert in der Popmusikgeschichte herumzappe, was man durch Spotify und Youtube recht mühelos machen kann, dass ich auch in der Kinderbuchliteratur ganz selbstverständlich die Klassiker eingebaut habe, dass sie aber beim Thema Film komplett von der Gegenwart erschlagen werden. Es erscheint so viel, es ist so viel verfügbar, es ist so viel reizvoll und je nach Betrachtung auch vieles gut, wenn man das so hinnimmt, sind die Kinder mit der Filmproduktion der Gegenwart völlig ausgelastet, so viel Medienzeit haben sie ja auch gar nicht. Mit der Ausnahme der Disney-und Starwars-Kultfilme vielleicht, die vermutlich fast jeder mitnimmt, kommen ältere Produktionen nicht auf den Bildschirm, schon gar nicht in einem Haushalt wie bei uns, in dem fast nie jemand fernsieht und der Fernseher schon gar nicht nebenbei läuft.
Aber alte Spielfilme sind für einen Achtjährigen schon ein gutes Mittel, sich mit Film-, Kultur- und Weltgeschichte zu befassen, selbst dann, wenn es sich um vermeintlich schlechte, wenn nicht sogar grottenschlechte Filme wie die Plattfuß-Reihe handelt. Filme also, die ich auch als Kind oder Jugendlicher mit kaum noch nachvollziehbarer Begeisterung und Erheiterung gesehen habe, Filme aus einer komplett anderen Welt. Aus einer Welt, die aus heutiger Sicht manchmal sehr erklärungsbedürftig ist, die erstaunlich viele Fragen aufwirft. Oder noch ältere Filme, man kann doch ruhig wissen, wer Errol Flynn war, das ist doch auch Allgemeinbildung, ist es nicht? Oder Buster Keaton, um gleich vorne anzufangen? Heinz Erhardt? Heinz Rühmann? John Wayne?
Denn es ist doch wichtig, oder zumindest kann man es wichtig finden, dass ein Kind irgendwann eine Vorstellung des Kulturschaffens vergangener Perioden bekommt, und da muss man ja nicht gerade mit der Hochkultur beginnen.
In so einem Bud-Spencer-Film ist seltsame Musik, ist wirklich seltsame Mode. Da sind äußerst seltsame Verhaltensweisen, seltsame Rollenbilder, da sieht man auch einmal so etwas Exotisches wie Hausfrauen, die gibt es hier in freier Wildbahn gar nicht mehr, zumindest nicht in meinem Bekanntenkreis. Und wenn man etwas drüber nachdenkt, kommt man auch darauf, dass die Kinder vermutlich kein zutreffendes Bild von “Hausfrau” im Kopf haben. Das ist nun aber sozialgeschichtlich gar nicht unwichtig, finde ich.
Man kommt aus dem Reden und Erklären gar nicht mehr heraus, wenn da etwa im Film ein Kind vollkommen nebenbei eine Ohrfeige bekommt, weil es eben in den Siebzigern noch völlig normal war und ja, es hat uns geschadet, aber egal, da ist man dann schon wieder bei “Opa erzählt vom Krieg” und der Film ist schon längst drei Szenen weiter, in denen Männer in seltsamen Hemden unangeschnallt komische Autos fahren und dabei selbstverständlich rauchen und dann kurz darauf ein Bier in einer Währung bezahlen, die nicht Euro heißt und in der irre hohe Summen genannt werden, Italien damals eben.
Geschichte ist interessant, das finden wohl die meisten Kinder, und Geschichte kann man auf viele Arten erklären. Man kann sich also schön berechtigt komplett geistloses Zeug ansehen, und sich dabei total geistreich fühlen. Pädagogik ist schon eine tolle Sache.
Louis de Funès! Ach, es wird mir ein Fest sein.
May 19, 2016
Woanders – Mit Literaten, Autoren, Klingeltönen und anderem
Ein Artikel über Literaten auf Helgoland, in dem auch Isa und ich vorkommen. Das mit dem “erscheint dieses Jahr” bei mir ist allerdings ein Gerücht.
Junger Mann friert dekorativ vor der Kamera und steht auf Steinen vor Flusslandschaft herum. (Isa und ich haben bei “Was machen die da” vor einiger Zeit sowohl den porträtierten Autor als auch die Autorin des Fernsehbeitrags interviewt, das ist dann auch schön, denen so wieder zu begegnen.)
Max Scharnigg über Klingeltöne, es wird einem ganz nostalgisch. Fun Fact: Ich wüsste nicht einmal, welchen Klingelton ich gerade auf meinem Smartphone eingestellt habe, an dem Ding ist ja so gut wie nie der Ton an. Wozu auch.
“Gold ring found under a double bottom after more than 70 years.” Ein Fund im Auschwitzmuseum.
Novemberregen über Türen. Ich habe nur mit einer Tür Probleme, das ist die Tür vom Biomarkt. Die ist nämlich so eingestellt, dass sie zur allgemeinen Slow-Ausstrahlung des Personals dort passt. Sie öffnet sich zwar automatisch und regelkonform, aber eben gewissermaßen bewusst, nicht einfach so husch-husch wie in anderen Läden. Sie öffnet sich also immer so langsam und erst nach Ablauf einer angemessenen Bedenkzeit, dass ich mit meinem Hektikerschritt eines Tages derartig mit Schmackes dagegen knallen werde, dass einer von uns beiden unweigerlich Schaden nehmen wird, es war schon zwei-, dreimal kurz davor. Spannend.
Hier geht es um den Zeitungssuizid. Und es ist sowas von wahr, was da steht.
Sven regt sich auf, sehr unterhaltsam. Wobei der behandelte Witz aber auch tatsächlich gut ist.
Und noch etwas über Verlagsvorschauen und Sprachkrisen.
So, der Rest ist Walzer. Das Video passt jahreszeitlich nicht, egal. Schönes Stück. Und die Herzdame und ich haben dabei gemerkt, dass wir einen Walzer wohl auch noch hinbekommen.
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