Maximilian Buddenbohm's Blog, page 285
April 7, 2016
Gelesen: Tove Jansson – Das Sommerbuch
Deutsch von Birgitta Kicherer.
Tove Jansson kennt man vielleicht von den Mumins, das hier ist aber ein ganz anderes Werk. Das habe ich an den ersten beiden warmen Tagen des Jahres ziemlich schnell gelesen, quasi als literarischen Sommer-Trailer, kurz bevor es wieder aprilhaft abkühlte.
Ein Buch über eine Großmutter und ihre Enkelin auf einer kleinen, einer sogar sehr kleinen Insel mit einem natürlich auch kleinen Haus darauf. Es passiert nicht allzu viel, es wird ein wenig geredet, es wird ein wenig von Insel zu Insel gerudert, es wird ein wenig herumgegangen. Es findet viel Natur und Alltag statt, es sommert betont finnisch. Die Großmutter ist dabei keine übermäßig idyllische Person und auch schon ein wenig gebrechlich, die Enkelin kommt fast ohne kindliche Süße aus, daraus entsteht eine sehr wahrhaftig anmutende Konstellation, alle Kitschrisiken, die sich aus dieser Paarung ergeben, werden souverän umgangen. Am Ende ist man dann dennoch gerührt von dem Ganzen, das ist auch eine Kunst.
Ähnlich wie bei Brakker ist die Sprache klar und leicht, auch dieses Buch hat man schnell durch. Für den nächsten Inselurlaub unbedingt zu empfehlen.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 3. Apr 2016 um 9:32 Uhr
Gelesen: Gerbrand Bakker – Birnbäume blühen weiß
Deutsch von Andrea Kluitmann.
Wenn man eines nicht sein möchte, dann Romanfigur bei Gerbrand Bakker. Was nicht gegen das Buch spricht, ich mag seine Bücher alle sehr. Aber man weiß, es wird in der Regel nicht gut gehen, man weiß, da wird wieder jemand in bemerkenswert klarer Sprache gen Untergang geführt, wie auch immer der genau aussehen wird. Griechische Tragödienkonstellationen im Alltag der Neuzeit, nein, das kann nicht gut ausgehen. Aber man kann vielleicht etwas lernen, dazu sind Dramen ja da. Na, zumindest im früheren Theater. Es geht um den Umgang mit Schicksalsschlägen, die Mutter verschwindet, der Vater hat mit den Söhnen einen selbstverschuldeten Autounfall, der nicht ohne fatale Folgen bleibt. Das ist harte Kost in einem ganz schmalen Band. Ich finde Bakkers Themen ganz furchtbar und sein Schreiben so gut, dass ich kein Buch von ihm auslassen kann.
Und, das ist auch bemerkenswert, ich habe erst nach der Lektüre mitbekommen, dass das ein Jugendbuch sein soll. Weder ist mir das ausgefallen, noch wäre ich je darauf gekommen. Ich finde es jetzt immer noch eher abwegig, aber das spricht am Ende auch für das Buch. Wirklich ein gutes und hartes Buch. Jugendbuch hin oder her. Und als Wartezimmerlektüre beim Kinderarzt vollkommen ungeeignet, by the way. Sohn I saß neben mir und las ein Lustiges Taschenbuch mit den Erlebnissen von Donald Duck, das war für Stimmung klar besser. Vorsicht bei der Buchauswahl!
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 4. Apr 2016 um 0:07 Uhr
April 6, 2016
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Vorweg ein Artikel aus der Zeit, da geht es ausführlich um die weitgehend folgenlose Durchdringung der Gesellschaft mit ökologischem Bewusstsein, was ein wenig seltsam klingt, aber gerade für ein wenig ältere LeserInnen vermutlich viel mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun hat. Außerdem passt es hervorragend zum Rest der gleich verlinkten Artikel.
Es geht ansonsten in dieser Woche nämlich um die Landwirtschaft, bzw. um die Ernährungsindustrie, um jegliche Romantik gleich im ersten Satz abzuwürgen. In der nächsten Woche kommt dann eine Folge zur Ernährung, denn erst wird produziert, dann wird gegessen, an die Reihenfolge halten wir uns auch.
Bei WiWo-Green geht es um zum Einstieg um vergessene Genüsse und fast ausgestorbene Nutztierrassen, um das Wissen, das wir durch die Industrialisierung der Ernährung verlieren oder auch schon verloren haben. Währenddessen wird es am vorderen Ende der Modernisierung immer seltsamer – Algen für Rinder? Bitte?
In der NZZ geht es ausführlich um das moderne Schlachten an sich und um die De-Agrarisierung, für empfindliche Menschen ist das vielleicht keine geeignete Lektüre, bitte Vorsicht. Und wir müssen diesen Text selbstverständlich in Verbindung mit dem Billigfleisch-Weltmeister Deutschland bringen, das geht gar nicht anders.
Von Negativ-Boni und Ausstiegsprämien, das ist ein Artikel über die immer absurdere Milchwirtschaft und die nicht zu drosselnde Produktion, die eigentlich in dieser Menge niemand haben möchte (siehe dazu auch in der SZ). Es ist wirklich kompliziert. Ein anderes damit zusammenhängendes Thema, das übrigens selten vorkommt – die Arbeitsbedingungen in der (Bio-)Landwirtschaft. Hier dann doch einmal in der Zeit.
Zu den vorhin in einem der Texte erwähnten Antibiotika-Verwendungen nebenbei noch diese Meldung hier. Und dann noch diese, nur zur allgemeinen Beunruhigung, das muss manchmal wohl auch sein.Und an beunruhigenden Meldungen ist selbstvertändlich überhaupt kein Mangel.
Es gibt viel zu viel Milch, es gibt viel zu wenig Ertrag im ökologischen Landbau – behaupten zumindest die, die ein Interesse an dieser Meldung haben. In der FR geht es um Spielchen mit Statistik und um Lobbyismus. Im Spiegel gibt es dazu noch ein Special über die Bio-Industrie. Und in der SZ geht es um die Einführung oder Neubelebung einer am Gemeinwohl orientierten Landwirtschaft in Südtirol, also in einer Gegend, die man gemeinhin eher mit dem nicht unbedingt ökologischen Höchtstleistungsobstbau in Verbindung bringt.
“Und danke für den Fisch” – die Menschheit raubt die Meere aus und auf gute Nachrichten wartet man auch bei diesem Thema vergeblich Sehr viele erhellende Ergänzungen dazu, ganz besonders zur Fischzucht in der Effilee.
In der nächsten Woche geht es dann um das, was auf unseren Tellern ankommt.
Helgoland – Die Häuser
Man besucht Helgoland wegen des Meeres, wegen der Vögel, wegen der Robben und Seehunde, wegen der Ruhe, wegen der Luft. Man fährt vermutlich eher nicht wegen der Architektur hin, dabei ist das für Menschen mit Interesse an Kulturgeschichte und Städtebau absolut zu empfehlen.
Man sieht es beim ersten Besuch vielleicht gar nicht, weil man eben dauernd auf das Meer guckt, auf die Vögel, auf die Robben und Seehunde, in die Luft. Oder, wenn man es doch sieht, fällt es einem vielleicht gar nicht auf. Man übersieht es so leicht, dass man da durch eine Art Zeitkapsel geht, dass man auf einmal mitten in den 50er Jahren steht, in der Wiederaufbauphase der alten Bundesrepublik. Dass fast jedes Gebäude noch aus dieser Zeit kommt, weil die ganze – komplettt verwüstete – Insel damals in einem Gesamtverfahren neu bebaut wurde, dass es sich dabei um eine bis in jede Farbschattierung durchdachte Angelegenheit handelte (durchdacht übrigens von Georg Wellhausen). Eine Mustersiedlung nach historischem Straßenplan, fast ohne jeden Autoverkehr, ohne große Erweiterungsmöglichkeiten, mit ziemlicher spezieller Versorgung, unter extremer Windbelastung. Und das alles auch noch als sozialer Wohnungsbau – was für eine faszinierende Aufgabe.
Wenn man öfter auf der Insel ist, sieht man das bei jedem Besuch besser. Man sieht, was gemeint war, was daraus geworden ist, was geblieben ist. Wenn man Zeit hat, sollte man auch einmal abseits der Haupteinkaufsstraße durch die Gassen gehen und dem Plan ein wenig nachspüren. Das geht auch sehr gut bei schlechtem Wetter.
Hier ein alter Film aus den 60ern (übrigens voller deutscher Kopftuchfrauen), das ist schon beeindruckend, wie viele Häuser und Ansichten sich nahezu unverändert erhalten haben. Dank an Friedemann für den Fund.
April 5, 2016
Alles wird einfacher
Im Hotel auf den Hummerklippen auf Helgoland haben Isa und ich also zur Eröffnung abends gelesen. Isa hat natürlich aus “Der Pfau” gelesen, Vogelkundliches ist auf dieser Insel auch wirklich sehr naheliegend. Ich habe etwas gemacht, was ich noch nie gemacht habe, ich habe aus einem unfertigen Manuskript gelesen, eine geradezu nervenzerfetzend aufregende Angelegenheit. Ich bin so etwas wirklich nicht gewohnt, ich lese sonst immer gut abgehangene Texte, die schon mehrere Leute gut gefunden haben. Und weil jetzt in der Zeitung steht, dass da später ein Buch mit dem Arbeitstitel “Alles wird einfacher” draus werden soll, schnell zwei Anmerkungen zu diesem Artikel. Das noch fertig zu schreibende Buch spielt nicht auf Helgoland, es spielt nur immerhin teilweise auf Helgoland, ich habe eines der entsprechenden Kapitel gelesen. Es kommen aber auch zwei, drei andere interessante Gegenden auf dem Festland vor, denn im Gegensatz zu mir kommt die Hauptfigur etwas herum. Sie hat auch gar keine andere Wahl und gute Gründe, die Stadt zu verlassen, wobei ihr das erst einmal nicht viel bringt, aber egal. Und es soll 2017 nicht erscheinen, es wird, so sagte ich in gebotener Zurückhaltung, vor 2017 nicht einmal fertig, denn ich komme ja bekanntlich zu nichts. Das aber gründlich.
April 4, 2016
Kurz und klein
Seit 4 Wochen zu Hause mit je einem Windpockenkind, Hustenmann und Grippe & ich hab noch niemanden getötet. Das ist dieses "Harmonie", oder?
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 6. März 2016
Ich will "Elternabend" schreiben und das Handy liefert "Elendsviertel". Also bitte.
— schnips (@Heikeschmidt) 7. März 2016
Gesamtelternvertretung und ich schaffe es einfach nicht, dieses "Ich habe es zu was gebracht und jetzt was zu sagen"-Gefühl auszustrahlen.
— Magnus Dingens (@grindcrank) 7. März 2016
„Wie alt sind Ihre Kinder?“
„Ich darf schon unbegleitet auf die Toilette gehen.“
— quadratmeter (@meterhochzwei) 10. März 2016
Sich von den Kindern losreißen, um sich mit einer Mutter zu treffen, mal ganz ohne Kinder und dann 4 Stunden über Kinder reden. Ich so.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 10. März 2016
Daughter: How was your day, Daddy?
Me: Pretty busy, lots of meetings and deadlines.
Her: DEAD LIONS!?!
— The Glad Stork (@TheGladStork) 19. März 2013
"Mama, du darfst nich nach der Arbeit Kaffeetrinken." "Warum nich?" "Weil ich gleich vorm Einkaufscenterklo deine Handtasche halten muss."
— alles b. (@alles_b) 10. März 2016
Die 18-Jährige neben mir im Café sagt, es sei voll praktisch, jetzt schwanger zu werden – sie wohne schließlich schon in einem Kinderzimmer.
— Kerstin Brune (@BruneKerstin) 11. März 2016
Kind: MEINE HAND! MEINE HAND!
*liebevoll Küsschen auf die Hand* Was ist denn passiert? Hast du weh getan?
Kind: Ich hab Pipi auf der Hand.
— ? A.Z. (@azwinkau) 9. März 2016
"Woher weiß die Kindersicherung, dass ich ein Kind bin?"
Tochter beim Versuch die Nurofen-Flasche zu öffnen.
— goebeler derZeichner (@goebeler) 9. März 2016
Bevor ich versucht habe, Familie, Beruf und Leben miteinander zu verbinden, dachte ich auch, der Feminismus sei nicht mehr nötig.
— Journelle (@journelle) 20. März 2016
Baby: "Mama, ich möchte eine Katze"
Ich: "Wir haben zwei"
Baby: "Hurra!!"
So schnell habe ich noch nie ein Problem gelöst
— Bine (@bine84) 21. März 2016
"Mama, ich brauch son grellweißes knallhelles Licht im Zimmer." "Was ham wir damals unsere Eltern um Funzeln angebettelt." "Ihr Hippies ey."
— alles b. (@alles_b) 21. März 2016
Der Sohn erzählt mir im Detail, wie er mein Grab bepflanzen würde. Blumen für 1,45 und eine Sonnenblume im Topf. #GesprächeImBett
— Gesa (@textfuss) 22. März 2016
Ich habe es ja nicht so mit Rechtschreibeprüfung, aber wenn ich eine E-Mail an den Schuldirektor schicke, dann mache ich das dann doch.
— Sven Dietrich (@svensonsan) 22. März 2016
"Lass uns überall Kapuzen mit Druckknöpfen dranmachen, damit die blöden Eltern den ganzen Tag was zu fummeln haben." – Kinderjacken-Designer
— der_handwerk (@der_handwerk) 23. März 2016
Gelesen, dass ich beim Caterer Ganztagsschule angeben kann, dass Kind1 keine Weinbergschnecken essen soll & jetzt weiß ich auch nicht weiter
— Sven Dietrich (@svensonsan) 23. März 2016
Die Kinder prügeln sich "aus Spaß" durch den Garten.Finde im Erziehungsratgeber nichts dazu. Aber ich habe mal eine Tierdoku darüber gesehen
— Tomster (@namenlos4)
Elternwerden dauert 3 Jahre. Im 1. Jahr lernt man auf Schlaf zu verzichten. Im 2. auf Freizeit und im 3. auf Kontrolle. Dann kann man alles.
— Heikeland (@Heike_land) 23. März 2016
"Mama, heute Abend bin ich mal nur in meim Zimmer, okay?" "Ich dachte du fragst nie." "MAMA!" "Aaaah ich mein ooooh schade, schade!" "Aha."
— alles b. (@alles_b) 23. März 2016
Drei Kinder, die sich zwischen mich und den Zigarettenautomat werfen. Punk war früher irgendwie anders.
— Pia Ziefle (@FrauZiefle) 23. März 2016
Das Schönste, was es gibt, ist ein Kinderlachen in der Wohnung.
Außer ihr habt kein Kind und könnt auch keins sehen, dann ist es gruselig.
— Maximal Jan (@Janwaldsied) 26. März 2016
Dem Kind beim Einkauf in seinem Kaufladen aus Holz die schlechte Parksituation vorwerfen.
— Marie-Louise (@klaassenbeste) 16. März 2015
Fast eine Allegorie: #Juniormarathon #Linz 2016. pic.twitter.com/c2avmBVLl4
— Martin Niewendick (@Echtzeitreise) 4. April 2016
Kind I, Kind II und Kind III heißen in Immobilienfachkreisen ja neuerdings Ankleide, Arbeit und Gast.
— Heikeland (@Heike_land) 1. April 2016
April 2, 2016
Gehört: Phoenix voran (Electric Nights von edel & electric)
Der Digitalverlag edel & electric hat die zweite Electric Night veranstaltet, wozu ich freundlicherweise eingeladen war. Das war ein sogenannter Blogger Book Pitch, mehrere BloggerInnen hatten jeweils zehn Minuten Zeit, ein Lieblingsbuch vorzustellen, hier ein ausführlicher Rückblick bei Sounds & Books.
Ich habe mich für einen Gedichtband von Peter Rühmkorf entschieden, “Haltbar bis Ende 1999”, und ich habe daraus also, noch so eine seltsame Premiere, ein Gedicht vorgelesen, “Phoenix voran”. Das habe ich nicht zufällig ausgewählt, das ist ein Gedicht, bei dem man ganz genau wissen kann, wie Peter Rühmkorf es betont hat, es gibt eine wunderbare Aufnahme davon, die ist bei mir seit Jahren eine Art Lyrikohrwurm.
Ich habe bei der Veranstaltung vorher auch noch kurz etwas über Lyrik gesagt, nämlich das:
In der Schule lernt man, Gedichte verstehen zu müssen. Nichts gegen die Schule, aber das ist natürlich grober Unfug. An Gedichten soll man sich besinnungslos besaufen wie an Schnaps, man sollte sie einfach auf ex wegkippen, etwas atmen und auf die Wirkung warten. Und wenn nichts kommt, dann war es eben nichts. Dann braucht man noch eines. Ein anderes, ein stärkeres.
Nein, man muss Gedichte nicht verstehen. Man will sie vielleicht verstehen, man kann sie manchmal auch verstehen. Und man versteht dann vielleicht sogar alles oder auch nur eine Zeile oder eine halbe, ein seltsames Wortgebilde, mehr nicht, und es reicht. Manchmal bewegt einen dabei insgesamt eher nichts, und manchmal wirft einen ein Halbsatz um, und dann war es wichtig und richtig.
Es gibt ein berühmtes und treffendes Zitat von Benn, Sie werden es kennen. Es geht eigentlich um Musik, aber es passt schon: “Es gibt Melodien und Lieder, die bestimmte Rhythmen betreuen – die schlagen Dein Inneres nieder, und Du liegst am Boden bis neun.”
Nur in diesem Sinne lese ich Lyrik, und in diesem Sinne kann man besonders gut Peter Rühmkorf lesen. Und nein, man muss ihn nicht verstehen.
April 1, 2016
12 & 2 & Hummerklippen
Wie immer am 1. April wird dieses Blog wieder ein Jahr älter, ich erzähle jetzt aber nicht zum 12. Mal, warum das ausgerechnet am 1. April so ist. In diesem Jahr ist es mir allerdings fast ein wenig peinlich. Ich ging nämlich schon seit Monaten davon aus, das Blog sei bereits 13, so steht es entsprechend auch überall in meinen Veranstaltungshinweisen und Bios etc. Ähem. Falsch, Herr Buddenbohm, ganz falsch. Es wird tatsächlich also heute erst einmal bescheidene 12, immer schön auf dem Teppich bleiben.
Gleichzeitig wird “Was machen die da”, das Interviewprojekt von Isa und mir, damit zwei Jahre alt, wobei ich in dem Fall mit der Zahl ganz sicher bin. Bei “Was machen die da” geht es gerade etwas ruhiger zu, um es diplomatisch auszudrücken, was nicht heißt, dass das Projekt beendet ist. Aber aus naheliegenden und ziemlich spitzenmäßigen Gründen hat Isa gerade eine beachtliche Menge anderer Termine. Das heißt nicht, dass gar nichts mehr geht, wir müssen lediglich noch weiter um etwas Geduld bitten.
Aber apropos Isa und apropos Herr Buddenbohm muss auf dem Teppich bleiben, das ist ein guter Moment, um von Usedom zu Helgoland überzuleiten, wo ich gerade u.a. mit der Familie und eben jener Lieblings-Isa ein paar herrliche Tage verbracht habe. Gleich vorweg – das Folgende ist absolut kein Aprilscherz. Und zwar waren wir auf Helgoland im neu eröfffneten Hotel auf den Hummerklippen, einem Hotel mit ausgeprägtem Literaturbezug, wie sich dem James-Krüss-Kenner schon beim Namen sofort erschließt. Dieses Hotel hat Isa feierlich getauft, was auf jeden Fall schon einmal eine Ehre ist, die man als etwas spezieller einsortieren kann, ein Hotel tauft man nicht jeden Tag.
(Es sieht so aus, aber sie hat die Pulle dann nicht ans Hotel geworfen, sondern nur ein Mäuerchen begossen)
Damit aber nicht genug, es wurde noch wesentlich spezieller, denn in diesem Haus sind alle Zimmer nach Autoren benannt, die auf die eine oder andere Art einen Helgoland-Bezug haben. Es gibt ein Friedrich-Hebbel-Zimmer, es gibt ein Meta-Schoepp-Zimmer, es gibt natürlich ein James-Krüss-Zimmer, es gibt ein sehr schräges Franz-Kafla-Einzelzimmer – und, es ist eigentlich kaum zu fassen, es gibt auch ein Isabel-Bogdan-Zimmer und ein Maximilian-Buddenbohm-Zimmer. Das ist ganz sicher die mit Abstand abgefahrenste Ehrung, die mir je zuteil wurde, ich freue mich wie irre und finde das um Längen cooler als so ziemlich jeden Literaturpreis. Ein eigenes Hotelzimmer!
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 24. Mär 2016 um 6:27 Uhr
Wenn Sie in diesem Hotel residieren, was ich sehr empfehlen kann, können Sie also einen Zimmerschlüssel bekommen, auf dem “Maximilian Buddenbohm” steht, wenn das nicht absurd-großartig ist, ich weiß es auch nicht. Das Zimmer, es ist ein schönes Doppelzimmer mit grandioser Hummertapete, hat einen sagenhaften Ausblick, einen unglaublichen Insel- und Meerblick, ich kann das dringend empfehlen.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 24. Mär 2016 um 6:47 Uhr
Ja, da ist Dreck auf dem Sensor, das ist schlimm, aber ich komme ja zu nix. Demnächst wieder Fotos ohne Flecken.
Isa und ich haben am Eröffnungsabend auch noch im Hotel gelesen. Dazu vermutlich morgen mehr.
Bis dahin noch einmal vielen Dank an jede und jeden, der hier liest. Um mich ausnahmsweise mit einem Satz vom letzten Bloggeburtstag selbst zu zitieren: Das sind weiterhin die Konstanten dieses Blogs – ich denke immer noch nach jedem Eintrag, dass mir ganz sicher nie wieder etwas einfallen wird, und ich freue mich immer noch jeden Tag, dass das gelesen wird, was mir dann doch noch eingefallen ist. Das gilt nach wie vor.
Herzlichen Dank!
March 31, 2016
Usedom-Bemerknisse (5)
Wie angekündigt folgt nun ein für Nichteltern vollkommen sinnfreier Tourismus-Tipp zu Ahlbeck. Ein Hinweis von der Art, die man eigentlich einmal als Reiseführer für Eltern herausgeben müsste, am besten als stets aktualisierte Online-Ausgabe für Orte weltweit, geschrieben von vielen Familien mit ganz speziellen Erfahrungen, gemacht von wahren Experten, also von Kindern. Denn Kinder finden in der Regel nicht das interessant, was im Reiseführer steht, sondern vollkommen obskure Nebendinge. Und man reist als Familie deutlich entspannter, wenn man sich diesen obskuren Nebendingen hingibt, wenn man ihnen Zeit und Raum lässt, wenn man nicht von der Erfüllung irgendwelcher Zeitpläne träumt. Das ist eine der Lektionen, die ich tatsächlich als Vater eher schwer zu lernen fand. Ich möchte auf Reisen etwas sehen, ich habe auch oft genaue Vorstellungen, was ich sehen möchte, wo ich essen möchte, wo ich längs gehen möchte, was ich machen möchte usw. Und das ist falsch. Richtiger ist es fast immer, die Kinder vorgehen und entscheiden zu lassen.
Fährt man Ahlbeck aus westlicher Richtung an, sieht man bald die Ausschilderung zu den Parkplätzen. Wenn man P1 folgt, landet man kurz vor dem Strand auf einer sandigen Brachfläche, umrahmt von mehreren abbruchreifen Ruinen großer Häuser, die vermutlich einmal ziemlich stattlich waren. Sie bröckeln seit Jahren vor sich hin. Auf der Parkplatzbrachfläche stand vermutlich auch einmal so ein Haus, jetzt ist das einfach ein Stück holperige Buckelpiste, allerdings ein Stück mit natürlich sehr wohl funktionierendem Parkautomaten mitten im Nichts. Und P1 wird sicher in absehbarer Zeit einer prächtigen Immobilieninvestition weichen müssen, die Lage ist einfach zu gut.
Am Rand dieser Brachfläche wurden, warum auch immer, gleich mehrere große Kieshügel aufgeschüttet, vermutlich sollte irgendwann irgendein Bau beginnen, das wird allerdings auch schon eine Weile her sein, so wie es da aussieht. Aus Kindersicht ist das ringsum eine großartige Abenteuerkulisse, und auf den Kieshügeln der verlassenen Baustelle kann man prima herumspringen, von Hügel zu Hügel, es stört ziemlich sicher niemanden. Und man kann graben! Die Söhne haben dort in langer Arbeit ein riesiges Sück historisches Abflussrohr mit kryptischen Schriftzeichen drauf freigelegt, das ist Großstadtarchäologie, das ist toll. Und um dieses Rohr freizulegen mussten sie nicht nur ein klein wenig buddeln,sie mussten sich richtig anstrengen, sie mussten ziemlich tief graben, mit aller Kraft ziehen und hebeln, es dauerte und dauerte, ihnen wurde ganz heiß, sie waren hinterher richtig kaputt.
Die Herzdame und ich saßen währenddessen im Auto. Eigentlich wollten wir zum Strand. Eigentlich wollten wir Kaffee trinken, eigentlich wollten wir auf die Seebrücke, eigentlich wollte ich die Promenade entlang gehen, eigentlich wollte ich mir die großartigen Villen dort ansehen, ich liebe die Bäderarchitektur. Wir saßen aber im Auto mit Blick auf graue Abbruchhäuser und Baustellensand – und alles war gut. Die Sonne kam zwischendurch raus, es war warm im Auto. Die Kinder spielten dahinten irgendwo. Das kann man auch einmal etwas länger aushalten. Wenn Sie Kinder haben und nach Ahlbeck auf Usedom kommen – einfach P1 folgen, die Autotüren öffnen, auf den Kies zeigen und die Kinder rauslassen. Das sind doch im Grunde die Tipps, die Familien unterwegs wirklich brauchen, das sind die Tipps, die familiären Frieden auf Reisen schaffen.
Und später waren wir dann auch noch am Strand, wie gestern bereits berichtet.
March 30, 2016
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Der Wirtschaftsteil heute als Weltspiegel, warum auch nicht. Wir fangen mit einem Land an, bei dem es sich vielleicht lohnt, seine Einschätzung auf einen neuen Stand zu bringen, es geht da um Rumänien und das Aufblühen der Bürgergesellschaft. Wer sich übrigens für das Thema Flucht und Migration interessiert, das einem bei Rumänien durchaus wieder in den Sinn kommen könnte, achte bitte besonders auf die Textstelle mit dem transterritorialen Wertetransfer, denn das gilt vermutlich so auch für andere Staaten. Und für eher zahlengläubige Menschen hier noch ein Artikel zum gleichen Thema, aber angereichert mit ein paar Ziffern. Bei den Krautreportern ging es neulich allerdings eher um die Schattenseiten einer bestimmten Branche in Rumänien (und Bulgarien),und das lang und gründlich.
Weiter östlich geht es um eine russische Stadt, die durch den Kalibergbau bedroht wird, man beachte bitte auch die Bilder.
Was man aber deutlich öfter findet, als Texte zu Ländern wie Rumänien und Russland,das sind Artikel über typische Reiseländer, da ist man dann gleich wieder voll im touristischen Bereich. Und selbstverständlich immer bei einem gewaltigen Echtheitsproblem. Diese seltsame Ding mit der Echtheit kann man ganz gut am Beispiel der Malediven überdenken, die gerade Partnerland der ITB waren, was vielen Medien negativ auffiel, wir nehmen diese Meldung hier nur als Beispiel für viele Berichte in gleicher Richtung.
Es gibt in den Ländern, die wir gerne bereisen, immer Themen, die wir eher nicht mitbekommen wollen. Das ist in der Heimat nicht anders, wir sehen um Urlaub nur zur Abwechslung an anderen Themen vorbei. Zwangsarbeit in Thailand, um nur ein Beispiel zu nennen. Dazu eine Meldung über eine Entschädigungszahlung, man kann es da immerhin halbwegs positiv sehen, dass etwas passiert. Und um Arbeitsbedingungen geht es wieder in diesem Text über die Wanderarbeiter in Katar, auch dort passiert etwas. Ganz langsam.
Und noch einmal Arbeitsbedingungen, diesmal berührt der Artikel ein anderes Thema, das hier häufig vorkommt, nämlich das der Fairness. Es geht um den Abbau von Wolfram in Ruanda, es geht auch um das Fairphone.
Und dann noch zwei Meldungen zu anderen Themen, da geht es um Städte. In Lima/Peru helfen Geier bei der Suchen nach illegalen Mülldeponien, man beachte den Link am Ende des Artikels. Man kann auf der Website tatsächlich sehen, wo die Geier gerade sind. Schließlich ein Artikel, für den man etwas Zeit braucht, schon um sich vorzustellen, dass das alles real ist – ein Special zu Makoko, dem weltweit größten schwimmenden Slum (englischer Text).
Wobei, es wird wieder Frühling, es gibt also endlich wieder mehr Meldungen für den Freundeskreis Fahrrad, da legen wir noch etwas nach. Und beginnen die Artikelsaison mit einer seltsamen Schlagzeile: “Es gibt weltweit mehr neue Radfahrer als Neugeborene.”
Maximilian Buddenbohm's Blog
- Maximilian Buddenbohm's profile
- 2 followers
