Maximilian Buddenbohm's Blog, page 275

August 12, 2016

Woanders – Mit Erzählungen, Antiquariaten, Hörspielen und anderem

Da sind noch ein paar Links aus den dezent hektischen Tagen vor dem Urlaub liegengeblieben, sie sind aber nicht schlecht geworden, denke ich.


Mit anderen Worten, wir sind wieder da. Bis das Blog hier wieder richtig Fahrt aufnimmt, kann es noch etwas dauern, aber das wird schon. Anders als bei der Deutschen Bahn gestern, die auf unserer Rückreise aus Südtirol in München per Durchsage verlauten ließ: “Verehrte Fahrgäste, wir wissen weder ob noch wann dieser Zug fahren wird. Eine angenehm fatalistische Aussage, die einen schlagartig von jeder Eile entbindet (und der Zug fuhr dann nicht, eh klar).


Egal, wir kamen dann irgendwann nachts an, es war dunkel, es war kalt, es war herbstlich, es war Hamburg. Aber in Hamburg gibt es mein WLAN, was interessiert mich das Wetter.


Die narrative Identität, damit beschäftige ich mich auch gerade schreibend (und als Blogger eh dauernd, klar).


Und was passiert mit all den Erzählungen? Man kann sie für einen Cent im Antiquariat online kaufen. Ein Bericht über eine Branche in der Krise, da werde ich ganz nostalgisch, die Branche kenne ich von innen, wenn es auch lange her ist.


André Duhme mit Bildern vom Strand. So isses eben.


Für den Freundeskreis Insel: Ein Bericht über die Dünen-Rangerin auf der Helgoländer Düne.


Pippi Langstrumpf und Adorno: Über Kinderhörspiele.


Ein Kaffee an der Bahn.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on August 12, 2016 23:45

August 9, 2016

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Sklaverei ist ein Thema, bei dem einige immer noch annehmen, es sei nur historisch zu betrachten – das ist leider abwegig. Wenn man etwas mehr verstehen möchte, kann man grundlegend etwa mit dem Global Slavery Index beginnen, die aktuelle Ausgabe (englisch) ist hier zu finden. Kein leichtes Thema, kein leichter Stoff, keine leichten Schicksale.


In der taz geht es um Kindergewerkschaften in Peru und Bolivien, noch ein sehr kompliziertes Thema. Und im Tagesspiegel wird beispielhaft die Herstellung von Orangensaft in Brasilien genauer betrachtet, mit einem eher pessimistischen Ausblick. Nicht viel besser sieht es beim Anbau von Bananen in Ecuador oder Costa Rica aus.


Zur weiteren Verdeutlichung noch ein Blick auf ein anderes landwirtschaftliches Produkt, etwa auf den Tabakanbau in Malawi in der SZ. Eher am Rande geht es da auch im die moralischen Fragen beim Rauchen, aber dazu gab es in der gleichen Zeitung noch einen Artikel. Schon die im Titel erwähnten Gratiszigaretten für Schulkinder können europäischen LeserInnen das Grauen lehren.


Eine andere in einigen Staaten in Afrika wirtschaftlich wichtige Pflanze ist die Kakaobohne, und um endlich etwas positiver zu werden, folgt ein Artikel der taz, in dem es um die Schokoladenproduktion in der Elfenbeinküste geht (wobei man allerdings auch dort über Kinderarbeit reden muss).


Bei den Krautreportern geht es um Palmöl aus Westafrika, um europäische Investoren und lokale Chancen, um den immer wieder spannenden Kampf David gegen Goliath.


Doch noch positiv weiter, in Äthiopien wird die Wüste grün. Na, zumindest teilweise. Und hier in der FR gibt es sogar noch mehr zur Aufforstung in Äthiopien.


Und da bei Afrika immer leicht die in den Meldungen benannten Defizite hängenbeiben, nicht die Chancen, hier noch eine Meldung zum Smartphoneboom in Mali. Das liest sich doch anders, als man es vielleicht gewohnt ist.


GLS Bank mit Sinn


 

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on August 09, 2016 23:23

August 1, 2016

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Über Spaß könnte man auch einmal nachdenken. Über Spaß und Lust, denn die haben erheblich viel mit unserer Motivation zu tun, sowohl im Beruf als auch im Privatleben. In der Brandeins wird das kenntisreich durchexerziert. Das ist ein Artikel, der vielleicht entspannend wirkt, vielleicht auch anregend oder sogar einigermaßen irritierend, wenn man bis zur Schlussfolgerung kommt. Auf jeden Fall ist er aber die Leseminuten wert, auch wenn es ein paar mehr sind.


Davon abgesehen geht es in dieser Woche aber um etwas, das sicher vielen Spaß macht, nämlich um Reisen, um Tourismus. Im Sinne dieser Kolumne natürlich nicht unbedingt um die üblichen Aspekte des Themas. Sondern eher um so etwas wie, na, sagen wir Minimalwandern. Dazu allerdings keiner der gewohnten Texte, sondern ein wunderschöner Rant.


Etwas zur Geschichte der Pauschalreise beim Deutschlandradio Kultur, es begann also mit einer Zugfahrt, Schinkenbrot und Tee. Wie amüsant, dass die Fluggesellschaften heute die Verpflegung streichen, aber das nur am Rande. Zur Geschichte der Pauschalreise gehört die Geschichte des Radebrechens, und das spiegelt sich übrigens auch in der Geschichte der globalisierten Wirtschaft. In der brandeins findet man dazu ein paar erhellende Absätze zum Globish.


“Urlaub birgt – nach Weihnachten – die größte Wahrscheinlichkeit, dass man sich scheiden lässt.”  In der FR ein paar grundlegende Wahrheiten über die Ferienzeit.


Das sind natürlich eher die Standard-Erkenntnisse, es gibt aber auch spezielleres Wissen, und das kann sogar sehr gut zu unseren sonst üblichen Themen hier passen. Etwa zur Landwirtschaft, wenn es um den Gemüseanbau im Reiseland Island geht.


Das Thema Reise verträgt sich, sofern wir von Flugreisen reden, bekanntlich nicht mit dem Klimaschutz, dazu etwas in der FAZ. Denn wer reist, der macht auch ziemlich unweigerlich kaputt. Obwohl wir gar nicht in die Luft müssen, um gravierende Probleme zu vermelden. Auf dem Wasser geht das auch (englischer Text).


Und wenn man umweltbewusst nur mit dem Zelt durch die Landschaft trampt, ist man evtl. immer noch ein Thema für den Wirtschaftsteil. Denn vielleicht nutzt man dabei den Service dieser Start-ups und verändert wieder eine Branche ein Stück weit.


Wer reist, der fragt sich vermutlich, ob er richtig reist, wenn nicht in Bezug auf die Umwelt, dann doch in Bezug auf seine Erlebnisse. Man gibt immerhin enorm viel Geld für den Urlaub aus, da muss das alles durchdacht sein. In der Zeit noch ein wenig Nachhilfe, wie man etwa eine Stadt wie New York korrekt besucht, das ist allerdings ganz leicht auf andere Ziele übertragbar.


Zum Schluss noch ein paar wunderbare Reisen- und Regengeschichten. Wer weiß, ob man sie in diesem Sommer noch irgendwo braucht.


GLS Bank mit Sinn

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on August 01, 2016 04:48

Ferienhof Reigardt

(Ein Text von Johnny Buddenbohm, sechs Jahre alt. Bilder von Maximilian Buddenbohm, ein paaar Jahrzehnte älter.


Ohne Titel


Wir waren gerade eine Woche auf Eiderstedt, und zwar auf dem Ferienhof-Reigardt. Ich fand unsere Wohnung, den “Heuboden” sehr gut, weil die so schön groß war, größer als unsere Wohnung hier.


Die Spielscheune fand ich am besten, in der gibt es Seile zum Schwingen, Pferde, Schweine, Schafe und Kaninchen. Und sehr viel Stroh und drei Hühner. Und zwei Trampoline. Auf dem Hof ist auch so ein Spielplatzkarussell, es gibt zwei Kickertische, Billard und Dart-Spiele.


Dann gibt es noch Go-Karts, acht Stück. Mit denen kann man über den Hof fahren und auch auf der Straße vor dem Haus, weil dort nicht so viele Autos fahren. Sehr wenig Autos. Aus Spaß fahren da gar keine Leute herum, nur die, die da wohnen.


Auf dem Hof sind immer auch viele andere Kinder. Ich war da jetzt dreimal und habe immer jemanden zum Spielen gefunden.


Ohne Titel


Man kann auch zweimal in der Woche reiten und einmal mit Luftgewehren schießen, das habe ich aber nicht gemacht. Aber wir haben Schafe getrieben und Hansi mit den Tieren geholfen, das ist der Chef da. Hansi ist sehr nett.


Man kann den ganzen Tag da mit den anderen Kindern herumlaufen, ohne Eltern, das ist toll. Ich glaube, die Eltern finden das auch gut.


Ohne Titel

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on August 01, 2016 00:27

July 31, 2016

Gelesen – Florian Wacker: Albuquerque

Ein schön gestaltetes Buch, endlich mal wieder. So eines, das man richtig gerne in die Hand nimmt, das sich gut anfühlt. Schmal aber wertvoll, was dann auch äußerst geschmackvoll zu den enthaltenen Kurzgeschichten passt.


Kurzgeschichten mit, das muss man gleich lobpreisen, Heldinnen und Helden, die nicht Schriftstellerinnen, Werbetexter, Fotografen, Künstler oder Onlinemarketingirgendwasse sind, sondern Busfahrer und Straßenbauarbeiter und Damen an der Hotelrezeption und Menschen auf der Flucht. Geschichten jenseits der Schreibtischwelt also. Das gibt es immer noch zu selten in der deutschen Gegenwartsliteratur, jedenfalls in dem Teil, den ich mitbekomme. Man denkt ja immer nur in Ausschnitten, die können auch täuschen, schon klar.


Es sind Geschichten in einer hard-boiled Tradition, deren Ursprünge man gleich zu erkennen meint, wobei ich über so etwas aber nicht lange nachdenke, das hält nur vom Lesen ab. Ich bin hier nicht im Studium und muss den Aufbau der Geschichten also nicht mit Herrn Carver abgleichen. Eher härtere Geschichten von eher größeren Schatten über Alltagssituationen mit herben Helden jedenfalls. Ich mag das, große Empfehlung, sehr gerne gelesen.





Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 27. Jul 2016 um 8:20 Uhr





Das Bild im Hintergund von Sohn II, Ehre, wem Ehre gebührt, ich habe es nicht so mit dem geduldigen Ausmalen.


Auf Amazon stellt ein Leser in einer Rezension etwas überrascht fest, dass die Geschichten nicht pointenorientiert sind – als ob Kurzgeschichten zwingend mit einem heiteren Knaller enden müssten. Nanu. Es kann schon angemessen und fein sein, wenn das nicht so ist.


Zu lesen ist das Buch vorzugsweise an einem Tag mit eher schlechterem Wetter. An einem Tag, an dem man morgens zum Himmel guckt und dann etwas resigniert den Kopf schüttelt, die gibt es hier ja in jeder Jahreszeit, diese Tage, der Spätherbst wäre aber doch ideal. So ein Tag etwa eine Woche vor dem ersten Schnee, an dem man ihn schon zu riechen meint. Aber es ist nur so eine Ahnung und man weiß eigentlich nicht recht. Siehe hier.





Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 29. Jul 2016 um 8:09 Uhr



Ich habe das Buch unter einem Dachfenster gelesen, auf das der friesische Nordseeregen trommelte, das war auch gut.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 31, 2016 03:02

July 30, 2016

Woanders – Mit Muße, Kafka, Gedenken und anderem

Hartmut Rosa über Muße und Entschleunigung. Die Stelle mit den sakrosankten Bereichen, die ist es, da geht es um das einzig Vernünftige. Glaube ich jedenfalls, aber wer hat schon Zeit darüber nachzudenken. Via Rolando, der den Link auch mit ein paar Jahren Verspätung gefunden hat. Man kommt ja zu nix.


Auf der Suche nach Kafka, der dritte Teil. Und eine Erinnerung an das Prager Tagblatt. Und ans Café Arco.


Die taz über die neue Gedenkstätte im Lohse-Park. Wir haben da neulich zu Gypsy-Swing getanzt, das ist auch eine Form des Gedenkens und vielleicht keine schlechte.


Ein Interview mit Axel Scheffler.


Dieses Buch hier (erscheint im Oktober) klingt interessant. Ich habe mich im Studium damals etwas mit den Risiken der Leserei beschäftigt, insbesondere mit der Gefahr bei der Romanleserei, das war ein spannendes Thema.


Fußball interessiert mich bekanntlich nicht, aber das hier ist gut.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 30, 2016 23:28

Gelesen – Sarah Kirsch: Aenglisch




Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 7. Jul 2016 um 1:46 Uhr





Ich mag ja, das darf man gar nicht laut sagen, die Prosa von Sarah Kirsch lieber als ihre Gedichte. Schlimm! Ich habe die Prosa-Bände mittlerweile alle verschlungen. Eine schwer zu erklärende Liebe, da passiert nämlich eher nichts in den Texten. Es gibt keine treibende Handlung, keine umwerfenden Erkentnisse, keine bewegenden seelischen Entwicklungen und der Stil ist zwar von einer schrulligen, liebenswerten Eigenart, aber auch nicht von einer stilistischen Brillanz, die einen als Leser umnietet und sprachlos beeindruckt zurücklässt. Sarah Kirsch geht einfach „spazoren“, in diesem Fall in England, an irgendeinem Tag im „Septembrius“, sie freut sich über Wasserkocher in Hotelzimmern, über das Wetter und immer äußerst kenntnisreich über Büsche und Bäume und nebenbei auch über excentric people. Ich könnte es stundenlang lesen, ich finde es ungeheuer entspannend, dabei aber überhaupt nicht belanglos. Die Seiten hätten auch als Blog gut funktioniert, denkt man bei der Lektüre so nebenbei. Ein Blog, das man gerne abonniert hätte.


Sie ist, das merkt man schnell, sehr eigen, aber auch recht oft sehr zufrieden, eine vermutlich gar nicht so häufige Mischung. Sie ist den Mitmenschen in der Erscheinungsform als Gesellschaft eher nicht zugewandt, aber sie wird nicht aggressiv. Das ist eigentlich schon ein beachtliches und feines Kunststück. Man möchte beim Lesen dauernd “Siehste, geht doch!” murmeln, denn man kann eben auch mit allem nicht einverstanden und eher auf der Flucht sein, ohne dabei dauernd Gift und Galle zu spucken, wie es gerade so en vogue ist.


Der Band enthält einige Abbildungen ihrer Handschrift, das ist immer interessant, so etwas zu sehen.





Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 30. Jul 2016 um 10:58 Uhr



Ferner enthalten ein Nachwort von Frank Trende mit einer wunderbar passenden und ganz dezenten Spukgeschichte über ihre Beerdigung, das hat mich alles gefreut. Ein dünnes und schön gestaltetes Buch, das kann man in einem Bissen weglesen, vorzugsweise selbstverständlich in einem Garten oder in einem Park.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 30, 2016 12:45

July 29, 2016

Vor dem Husumer Bad

Während ich heute völlig außerplanmäßig beim Zahnarzt in Husum war, ging die Familie mal eben ins Husumer Schwimmbad. Aus organisatorischen Gründen, die zu erklären jeden vernünftigen Rahmen sprengen würde, hatte die Herzdame sowohl meine Badehose als auch die Autoschlüssel mit hineingenommen, daher saß ich nach dem Zahnarztbesuch stundenlang vor dem Schwimmbad und wartete, dass die Familie irgendwann wieder herauskommen würden. Ich hätte natürlich auch irgendwohin gehen können, auf einen Kaffee oder so, aber einem bestimmten Zahn und mir war gerade nicht so und ich hatte einfach keine Lust. Auf gar nichts. Also saß ich da eben herum.


Das Schwimmbad von Husum ist ein flacher Betonklotz mit ein paar roten Dekomäuerchen daran, damit es nicht ganz so trostlos aussieht. Nicht sehr groß, nicht sehr klein, Schuhkartonarchitektur, die den Zweck erfüllt. Spiel, Spaß, Sport, Sauna, das steht da dran, in bunten Buchstaben auf einem Schild neben dem Eingang.


Vor dem Eingang stehen ein paar Bänke. Sonst ist da ein Parkplatz, auf dem einige Bäume stehen, am Rand gibt es noch Fahrradständer. Das war es. Da ist eigentlich überhaupt nichts, da ist auch nicht viel Verkehr, da ist es ruhig. Man kann von da aus die Stadt nicht sehen, man sieht auch sonst nichts, was irgendwie interessant oder reizvoll wäre. Ab und zu kamen Menschen mit nassen Haaren aus dem Bau. Der Himmel war mild und grau, die Bäume waren normalgrün, die Gehwegplatten sauber gesetzt, es war nicht warm und nicht kalt.


Das war wahnsinnig entspannend, da zwei Stunden zu sitzen. Mit Blick auf nichts, mit überhaupt nichts zu tun und mit nichts im Kopf. Das waren mit Abstand die erholsamsten zwei Stunden der letzten Tage.


Das Schwimmbad von Husum von außen: Gerne wieder.


 (Der Rest der Familie fand es innen auch gut. Wenn man auf Eiderstedt ist und unaufgeregt in ein Schwimmbad möchte, also nicht so schick, hip und irre teuer wie in Sankt Peter-Ording, Husum ist wirklich eine gute Wahl.)


 

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 29, 2016 12:29

Gedanken am Grab von Theodor Storm

Nichts reimt sich auf Theodor Storm. Außer Pellworm. 


Er war aus Husum und nicht von Pellworm,


der Theodor Storm. 


Nicht Pellworm, sondern nur Husum,


lyrisch betrachtet ja eher dumm. 

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 29, 2016 07:32

Gelesen – Bram Stoker: Dracula

Deutsch von Stasi Kull. Auf dem Handy gelesen, daher kein Bild dazu, aber Bilder hat bei der Geschichte ohnehin jeder im Kopf, man kennt das. Ich kannte den Roman tatsächlich bisher nicht, wobei das Nichtkennen in diesem Fall etwas seltsam ausfällt, weil man natürlich etliche Versatzstücke kennen muss, das geht gar nicht anders. Aus Filmen, aus anderen, stark angelehnten Geschichten, aus Comics, Kinderbüchern usw., Dracula ist überall. Man weiß das mit dem Spiegelbild, mit dem Knoblauch, mit den Wölfen, mit den Karpaten und immer so weiter, man weiß ziemlich viel.


Ich habe nicht recherchiert, ob Bram Stoker die Methode als erster Bestseller-Autor bekannt gemacht hat, eine Romanhandlung komplett nur aus Tagebuchaufzeichnungen, Zeitungsausschnitten, Briefen, Telegrammen etc., aufzubauen, um der Leserschaft so den Eindruck zu vermitteln, die Handlung sei wirklicher als eine nur auf die gewöhnliche Art erzählte. Man kann sich jedenfalls mit etwas Phantasie vorstellen, wie gewaltig dieser Trick auf das damalige Publikum gewirkt haben muss. Das Buch hat dabei deutliche Schwächen, es wird vor allem nach hinten immer langweiliger, die besten Szenen werden alle weiter vorne verbraten, etwa die Landung Draculas in England, die macht bei der Lektüre dann doch Spaß. Der Tonfall der Briefe und Tagebücher der Hauptfiguren unterscheidet sich nicht, alle reden gleich, alles trieft vor Edelmut und Empfindsamkeit, das ist aus heutiger Sicht kaum zu ertragen. Wenn man die Stellen streichen würde, in denen sich die Figuren gegenseitig versichern, wie großartig sie sind, das Buch wäre erheblich dünner. Die Frauen sind selbstverständlich schwach und dürfen nur redselig kommunizieren, nicht aber handeln. Das Personal ist dumm, trunksüchtig und wird eigentlich nicht einmal als menschlich wahrgenommen, das ist nur Beiwerk und Ausstattung, menschliche Dreingaben. Da waren andere Autoren zu der Zeit in ihrem Weltbild doch schon ein wenig weiter.


Die sexuellen Anspielungen waren erheblich deutlicher, als ich es erwartet hatte, da weiß man dann vermutlich auch ein Argument mehr, warum das Buch so ein Erfolg war. Ich wusste z.B. auch nicht, dass eine der Opferdamen Draculas Blut trinken musste, wobei er ihren Kopf gewaltsam an seinen Körper und an eine aufgeschlitzte Ader drückte, so dass sie „schlucken oder ersticken“ musste, das hat sich als Bild erstaunlicherweise gar nicht so durchgesetzt, nanu.


Nun ja. Kann man mal gelesen haben. Die erste Hälfte reicht aber auch, danach kommt dann nichts mehr, was wirklich interessiert. Sie kriegen ihn selbstverständlich irgendwann nach einer schier endlosen Reise, das aber vollkommen unspektakulär, er zerfällt zu Staub, so wie das E-Book nach dem Löschen. Oder so.


Nach dem letzten Satz habe ich das Licht ausgeknipst und das Fenster aufgemacht, wo genau in dem Moment eine Fledermaus vor dem Mond vorbeiflog. Und das war dann doch recht gelungen, fand ich.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 29, 2016 02:13

Maximilian Buddenbohm's Blog

Maximilian Buddenbohm
Maximilian Buddenbohm isn't a Goodreads Author (yet), but they do have a blog, so here are some recent posts imported from their feed.
Follow Maximilian Buddenbohm's blog with rss.