Maximilian Buddenbohm's Blog, page 271

October 5, 2016

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Verdrängten Themen eine Chance, einige Links zum Thema Rente. Das hat bei manchen natürlich den gleichen Effekt wie die Erinnerung an den überfälligen Zahnarztbesuch. Man muss, man will aber gar nicht.


Und damit auch dieses Thema zielsicher zu der üblichen Erkenntnis “Es ist kompliziert” führt, stellen wir zunächst einen Blogartikel einem Zeitungsartikel gegenüber, nämlich einen kurzen Text von Cem Basman einerseits, einen Text aus der Zeit andererseits. Was ist denn nun sicher, die Altersarmut oder die Rente? In der SZ steht “Die Deutschen lieben Horroszenarien”, da mag zweifellos etwas dran, andererseits ist das, was Cem Basman schreibt, common sense in wirklich bemerkenswert vielen Gesprächen, wenn auch seine Schlussfolgerung mit dem bedingungslosen Grundeinkommen vermutlich noch nicht mehrheitsfähig ist.


Gerade die jüngeren Jahrgänge werden übrigens das hier mit Interesse lesen, da geht es um die Verteidigung einer Formel. Das ist interessanter als im Matheunterricht, versprochen.


“Die große Rentenverunsicherung” nennt man das alles zusammenfassend beim Funkkolleg Wirtschaft, hier eine 25-Minuten-Sendung zum Thema. Darin sind auch grundsätzliche Informationen zur Geschichte der Rente enthalten, das schadet auch nicht, es gehört ja nicht gerade zwingend zur Allgemeinbildung, sich damit auszukennen. Und es kommen auch andere Stichworte vor, die wir hier in der Kolumne schon hatten, etwa die Zuwanderung.


In der SZ gibt es zu den in der Sendung erwähnten Säulen der Versorgung noch eine etwas ungewöhnliche, aber doch sicher bedenkenswerte Ergänzung.


Zur Frage, ab wann man rentenreif ist, gab es vor ein paar Wochen wieder medial wirksame Diskussionen, es gab an prominenter Stelle  die Formulierung von der “bekloppten Idee” zur Rente mit 69, was ganz lustig klingt, aber in der Sache nicht weiterhilft. In der FAZ ein wenig Realitätsabgleich mit dem Rest Europas. Man muss daraus keine Schlüsse ziehen und man muss auch keine Benchmarks definieren, aber der Blick über Landesgrenzen ist wohl bei jedem der hier üblichen Themen empfehlenswert – wir machen das ganz am Ende dieser Ausgabe gleich noch einmal.


Im folgenden Text kommt das Wort Rente gar nicht vor, und doch können wir hier einen Bogen zum ersten verlinkten Artikel schlagen, denn Altersarmut kann man heute nicht mehr erörtern, ohne auch auf die politischen Abgründe hinzuweisen, die damit zusammenhängen können.


Und falls das Thema Rente allzu pessimistisch stimmt, kann man noch einen allerdings sehr bösen Scherz hinterherschicken, denn wenigstens ist es ja so: Wer weniger Geld hat, schadet auch der Umwelt weniger. Pardon, das ist wirklich gemein, kommt nicht wieder vor. Es ist natürlich im Ernst immer wieder und wieder bedenkenswert, welche Haltung wir zum Geld haben, was das Geld für uns tut, was wir für Geld tun und was genau dabei eigentlich herauskommen soll. In der Zeit ist noch ein gar nicht so langer Artikel zu diesen Fragen, man beachte bitte dabei unbedingt den letzten Absatz und die beiden unüblichen Investitionsempfehlungen, die man im Geiste bei der weiter oben verlinkten SZ anlegen kann. Es hilft vielleicht ein wenig beim Sortieren der Gedanken. Denn auch wenn man an die Verplanung seines eigenen Geldes denkt, geht es eben nicht nur ums Geld.


Zum Schluss aber einmal wieder zur Entspannung etwas ganz anderes, ein Link für den Freundeskreis Fahrrad, kurz bevor die Hauptsaison hier im Herbstregen endet: noch einige Bilder von Radfahrern anderswo.


GLS Bank mit Sinn

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Published on October 05, 2016 21:31

October 3, 2016

Kurz und klein

"Mama, wie behält man was man wann machen muss?" "Liste." "WIE JETZ DEN GANZEN KACK AUFSCHREIM ODER WAS!" "Mhm." "JA TOLL SCHÜSS KINDHEIT!"


— alles b. (@alles_b) 2. Oktober 2016



"Finke, hallo. Ich möchte Zimmer für mich und 4 Kinder buchen."
"Oh."
Wie man Hotelrezeptionisten aus der Fassung bringt. Für euch getestet.


— Christine Finke (@Mama_arbeitet) 7. August 2016



So als Mutter fühlt man sich ja gerne mal wie die einzige Bedienung in einem überfüllten Restaurant mit schwierigen Gästen.


— Lisa Voigt (@ickbinlisa) 9. August 2016



Jesper Juul, der Jürgen Drews unter den Promipädagogen. Von irgendwoher tanzt der immer ins Bild.


— Anna Luz de León (@berlinmittemom) 11. August 2016



Endlich nicht mehr in der Kindergarten-Whatsapp-Gruppe und dann das: "Du wurdest zur Gruppe 1a hinzugefügt"


— Sebastian Fiebrig (@saumselig) 31. August 2016



Dieses Jahr erstmalig Schulbücher nicht selbst mit Folie eingebunden SONDERN DIE FERTIGEN UMSCHLÄGE GEKAUFT MANN IST DAS GEIL!


— Patricia Cammarata (@dasnuf) 31. August 2016



"Entschuldigung, wo finde ich überteuerte Fußball-Trikots für Kinder?"


Fand der Verkäufer im Sportgeschäft nur so semi-lustig.


— Familienbetrieb (@Betriebsfamilie) 31. August 2016



Eben rief der Sohn an. Wie man wohl Bettwäsche wäscht.


Er ist letzten Juni ausgezogen. Ich hätte die Frage früher erwartet…


— Rosemarie Wichmann (@RoseWichmann) 26. Februar 2015



Die Nachbarn sind vorgestern 20 Straßen weiter gezogen. Aber ihre Kinder sind noch hier im Hof. Bisschen aufwändig, aber schlauer Schachzug!


— Christine Finke (@Mama_arbeitet) 4. September 2016



Das hat die Natur schon gut gemacht mit diesem Mechanismus, dass man seine Brut dann doch lieb hat, egal wie arschlochhaft sie sich benimmt.


— Die m. d. Text zickt (@textzicke) 31. August 2016



Neue Definition von awkward: Zwei 11jährige lesen mir auf der Autobahn von der Rückbank meine eigenen Blogtexte vor.


— Novemberregen (@novemberregen) 4. September 2016



Wir spielen UNO. Mit offenen Karten, jeder darf legen wann er will, und eine gelbe 3 passt natürlich auf eine grüne 9. Adrenalin pur.


— Victoria Hof (@hof_victoria) 11. Juli 2016



"Du müsstest strenger sein. Aber weniger schimpfen und rumschreien." Hilfe! In die 8-jährige ist der Geist Jesper Juls gefahren.


— Madame de Larenzow (@Larenzow) 7. September 2016



Bei 2 € mehr Kindergeld kaufen sich noch mehr alleinerziehende Mütter diese protzigen SUVs.


— Mahatma Pech (@Mahatmapech) 9. September 2016



"Was in 10 Minuten noch auf dem Boden liegt, wird weggeworfen!!!"


In your face, Jesper Juul!


— Frollein_van_B (@Frollein_van_B) 11. September 2016



KL: "Möchte sich nicht auch ein Vater ausstellen lassen als Elternvertreter?"


Vater: "Die Väter sind beschäftigt."


*Halsplatzgeräusch*


— Ms. Fossington-Gore (@Miss_Schnuck) 12. September 2016



Wie doof ich es fand, als mein Vater mir Comics verbot. Und wie doof ich jetzt da stehe wenn 11J. fragt, ab wann sie youtuben darf.


— mutterseelesonnig (@Mutterseele99) 13. September 2016



Ich war auf dem Elternabend in der KiTa und die Erzieherin hat uns genötigt, einen Tanz der Kinder zu tanzen.


*sitzt weinend in der Dusche*


— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 13. September 2016



"Clemens!"
"Ida!"
"Anton!"
"Friedrich!"


Wenn man die Augen zumacht, könnte unser Spielplatz eine Dorfstraße von vor 100 Jahren sein.


— iLikeBrains (@iLikeBrains) 16. September 2016



Wäre es nicht schön, könnte man in der ersten Woche im neuen Job zur Eingewöhnung nur halbtags kommen und jemanden mitbringen, den man mag?


— Wondergirl (@Wondergirl) 20. September 2016



Ich habe dem Sohn einen Flummi gekauft. Minütlich rollt er unter die Couch.


So viel Zeit auf Knien habe ich seit… Ach, vergessen Sies.


— Lilli Marlene (@MarleneHellene) 21. September 2016



Kind2 hat mich gerade gefragt, wie Knecht und Magd an unserer Schule heissen.
Ja, so habe ich auch geguckt.


— Königin der Umn8ung (@Gminggmangg) 20. September 2016



Wenn ich hier so etwas wie "Vollblutmama" lese, möchte ich immer "Herzliches Beileid!" wünschen.
Vor allem den Kindern.


— Oggi (@missoggi) 23. September 2016



"Oh, gibt es hier etwa Freibier?"


"Nein, das ist hier nur die Anmeldung für den Kinderschwimmkurs!"


— cloudette (@cloudette_) 27. September 2016



"Steh jetzt endlich auf, wasch Dich, zieh Dich an und putz Dir die Zähne!"
So. Mann fertig. Jetzt zu den Kindern.


— Y (@Gehirnkram) 28. September 2016



Ich werde massiv von zwei Personen via WhatsApp belästigt…(Bilder etc.)


Frage: Ist es ok, seine eigenen Eltern zu blockieren!?


— *S.* (@tussydeluxe83) 29. September 2016



Email bekommen.
Priorität: Hoch
Betreff: Schulmilch Bestellung


…das geht jetzt 12 Jahre so, oder was?


— Uschi (@_magicbird_) 28. September 2016



Von "Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß." zu "Hei hei hussassa, der Herbst ist da!" in zwei Kindern.


— Madame de Larenzow (@Larenzow) 30. September 2016


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Published on October 03, 2016 21:34

October 2, 2016

Woanders – Mit Nummer 66, WLAN, Bombentrichtern und anderem

19 Übersetzungen des Sonnets 66 von Shakespeare. Keine einfache Übung, wie es aussieht.


Pia Ziefle über die Freunde ihrer Kinder und das WLAN. Soweit sind wir hier noch nicht, aber vermutlich kommen wir da bald an.


Ein Kriegserlebnis im Wald. Das geht übrigens auch auf Helgoland, dieses Gewahrwerden des Grauens vor Bombentrichtern.  Die unheimlichsten Orte, die ich in der Hinsicht besucht habe, waren aber die Invasionsstrände an der französischen Atlantikküste, auf denen man gar nichts von Bomben und Krieg sieht, wohl aber fühlt. Wenn Weltgeschichte irgendwo herumspukt, dann da. Man steht und ahnt das Grauen, es ist so eine stephenkingmäßige Wahrnehmung des Bösen, Ungeheuerlichen und Abgründigen, und wenn man danach noch an den Bunkerresten in den Dünen vorbeispaziert oder an den Kriegsgräbern vor den kleinen Orten –  a faint cold fear thrills through my veins, um noch einmal den Dichter von oben anzuführen.


Hier mal auch die Kommentare lesen, sehr interessante und sachliche Diskussion um die Frage, was noch bei den Eltern lebende Kinder in der Ausbildung wohl zur Miete etc. beizutragen haben.


Gunther Dueck über Pokémon Go und über die Schulaufgaben.


Die Holzleiter im Herbst. Und mit Quitten habe ich noch nie irgendwas gemacht.


Ein Interview mit Joschka Fischer, dessen Lebens- und Neigungsverlauf für mich immer noch einer der interessantesten in der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte ist. Und zwar sowohl im positiven wie auch im abschreckenden Sinne. Wie es bei Menschen mit anständigen Brüchen eben so ist.


Die Welt über sechs unlesbare Romane, die man gelesen haben muss. Davon gelesen: keinen. Den Mann ohne Eigenschaften immerhin gerade heruntergeladen und siehe da, den Anfang kenne ich. Daran bin ich also doch schon einmal gescheitert. Bisher auch nicht gelesen: Krieg und Frieden. Aber Herr Wells empfiehlt es sehr. Vielleicht etwas für den November. Ist ja gleich.


Die FAZ über den Abschied vom Sie. Mein Umfeld ist natürlich nicht repräsentativ, das ist ein persönliches Umfeld nie, aber ich stelle immerhin fest, dass um mich herum das Sie auf einem ziemlich schnellen Rückzug ist, man könnte es fast schon ungeordnete Flucht nennen. Auch so ein Thema, zu dem ich nicht einmal eine Meinung habe. Das ist eben so. Fertig.  


In der NZZ ein geradezu ungeheuerlich langer Text von Sloterdijk über Luther und Lyrik, Religion und Philosophie, kein leichter Stoff. Und nachdem Sloterdijk in der letzten Zeit mit befremdlichen Positionen aufgefallen ist, sucht man in seinen Texten immer nach falschen Klängen und rechtem Geraune, ich sehe hier aber nichts – oder ich habe es überlesen, das kann bei um den Schreibtisch tobenden Kindern auch immer vorkommen. Wenn man einen Kamin und einen Sessel und mehr Ruhe als ich greifbar hat und mal wieder etwas tiefgründiger herumdenken möchte – der Aufsatz ist wohl geeignet. Wer das alles nicht greifbar hat, springt vielleicht dennoch wenigstens kurz zu dem Absatz, in dem es um die Abendlieder von Claudius bis Rühmkorf geht, der unterhält auch – und gar nicht schlecht.


Wir sind in Nordostwestfalen, es regnet, es windet, die Söhne kauern vor dem Kamin, Zeit für Herbstmusik:


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Published on October 02, 2016 05:46

October 1, 2016

Jetzt. Sofort. Sonst. Der Sound der Familie

Es gibt viele Apps, mit denen man Musik oder Geräusche mixen kann, ab und zu sehe ich mir so etwas mit den Söhnen genauer an. Mixen ist eine Kulturtechnik geworden, das können Kinder ruhig kennenlernen, genauso wie etwa Bildbearbeitung und Videoschnitt etc., das kann man mittlerweile alles über simple Apps recht gut vermitteln. Ich finde es einigermaßen wichtig, den Kindern zu erklären, wie das alles da in den Medien gemacht wird, zumindest in etwa.


Daher haben wir uns gerade Keezy – the simple sampler (nein, keine bezahlte Werbung) näher angesehen, mit etwas überraschenden und sehr interessanten Nebeneffekten. Das ist eine angenehm einfach gehaltene App, mit der man bis zu acht Soundhäppchen durcheinandermischen kann. Musik oder Geräusch, was man eben alles aufnehmen kann. Ein paar Sounds sind schon drin, damit kann man kurz herumspielen, um das Prinzip zu verstehen – aber dann! Dann wird es erst interessant, und an dieser Stelle nimmt der Text eine plötzliche Wendung zum deutlich Elternbloghaften. Denn wir kamen spontan darauf, typische Familiensätze aufzunehmen und die acht Kacheln damit zu belegen, also diese typischen und im Grunde schrecklichen Befehlsbrocken, die man mutmaßlich in jeder Familie findet, weil sich die Dialoge am Abend und am Morgen gnadenlos immer wiederholen, in Endlosschlaufe bis etwa zur Pubertät. Wo sie dann gegen andere Dialoge ausgetauscht werden, die dann womöglich eher Monologe sind, weil der Nachwuchs eh nicht mehr antwortet. Aber noch sind die Kinder bei uns halbwegs klein, noch steht man also abends im Bad und weist das Zähneputzen an. “Könnt ihr bitte die Zähne putzen” also auf Kachel 1, dann muss man das nicht mehr sagen, dann kann man das einfach antippen, zehnmal, zwanzigmal. Und man kann auf die anderen Kacheln so etwas wie “Jetzt!” und “Los!” und “Sonst!” legen und alles zusammen oder in welchem Rhythmus auch immer abspielen, wieder und wieder. Man kann das unheilvolle “Sonst!” so oft antippen, dass die Sinnlosigkeit der konsequenzlosen Erwähnung in geradezu dadaistischer Manier klargestellt wird. Man merkt so wunderbar deutlich den ganzen Wahnsinn des Familienlebens, ich kann das empfehlen, das ist wirklich erhellend.


In meiner Kindheit wären übrigens andere Sätze im Soundfile gelandet, so etwas wie “Sitz gerade” gebe ich gar nicht von mir, fiel mir im Zuge dieser Spielerei auf. Da hat sich schon etwas geändert, die Prioritäten verschieben sich. “Sitz still” war so ein ewiges Eltern-Mantra in meiner Kindheit, das kommt bei uns aktuell nicht sehr oft vor. Nicht weil die Söhne so vorbildlich stillsitzen, versteht sich, sondern nur weil es heute andere Schwerpunkte gibt: “Leg das iPad weg.”


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Wer gar nicht weiß, was er dauernd von sich gibt, fragt einfach die Kinder, die wissen das sehr genau und es ist überhaupt kein Problem, acht Sätze oder Begriffe zu finden, die verblüffend deutlich typische Familiensituationen wiedergeben. Ergänzend kann man selbstverständlich ein anderes Set mit den üblichen Antworten der Kinder auffüllen, mit den ewigen Begründungen, warum sie jetzt gerade genau das eher nicht usw.: “Warte kurz!” “Lass mich” “Schön für dich!” “Nur noch ein Level!” “Sorry, ey!”


Und vielleicht sollte man die besten Mixe dieser Art tatsächlich abspeichern und aufbewahren und in etwa zehn Jahren noch einmal anhören, vielleicht sagt einem so ein Mix dann wesentlich mehr über den Zustand des damaligen Familienalltags als irgendein Foto. Vielleicht kann man sich, wenn man die Soundschnipsel viel später noch einmal antippt und mischt, plötzlich unerwartet deutlich an diese Zeit erinnern. Ein Jahresfamilienmix also. Und dann sagt man irgendwann kichernd: “Hier, hör mal, ab 2020 war das “Hast du etwa geraucht” mit dabei.”

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Published on October 01, 2016 02:46

September 28, 2016

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Es gibt Themen, an die man sich nicht gerne erinnert, bei denen man vielleicht hofft, dass es in letzter Zeit irgendwie besser geworden ist,  wodurch auch immer.  Etwa die Herstellungsbedingungen in Bangladesch. Aber nein, die sind nicht besser geworden.


Ein Modekonzern, der in den Medien manchmal auch mit den Zuständen in der Textilwirtschaft dort in Verbindung gebracht wird, wurde gerade gleich doppelt wegen seiner aktuellen Werbung an den Pranger gestellt, zum einen aus feministischer Sicht, zum anderen auch wegen des Umgangs mit etwas größeren Größen, die so groß gar nicht sind.


Man muss aber bei dem erwähnten Konzern nicht stehenbleiben, man kann ruhig andere Werbekampagnen vor diesen Hintergründen noch einmal ansehen und sich fragen, welches Bild da eigentlich wem und wozu vermittelt werden soll. Immer interessant, wenn man so durch die Stadt geht. Und während wir noch Texte über die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in armen Ländern verlinken, ist dort auch die Arbeit an sich mittlerweile bedroht – der Text ist übrigens trotz der vollkommen absurden Überschrift (geht’s noch?) interessant. Aber da geht es um die Zukunft. In der Gegenwart lohnt vielleicht eher die Beschäftigung mit fairem Handel, in diesem Artikel etwa geht es im letzten Absatz um die Auswirkungen eines faireren Lohns auf den Endpreis, der Prozentsatz wird vielleicht doch überraschen.


In der taz wird das noch etwas näher erläutert, es geht tatsächlich um eine Summe von z.B. 14 Cent pro T-Shirt. Mehr nicht.


Zwischendurch kann man sich aber auch erinnern, dass man tatsächlich etwas tun kann, dass man gar nicht zwingend zu einem Konsum mit fatalen Folgen beitragen muss. Man kann zumindest ein wenig vom Durchschnittskonsum abweichen, das ist nicht schwer, das klingt auch zumutbar. Noch etwas mehr dazu bei jetzt.de: Hört auf mit dem Gejammer.” Und bi Sina Trinkwalder heißt das: “Lieblingsstück statt Wegwerfmode”.


Bevor wir zu nachhaltiger Mode kommen, kurz der Kulturteil – heute mit der Geschichte des Herrenanzuges.


In einigen Bundesländern sind schon fast wieder Herbstferien, wen es da in die Natur verschlägt, der greift zur Outdoormode. Und die gibt es mittlerweile auch in ökologisch vertretbarer Form.


Wobei man wie immer über vertretbare Formen auch debattieren kann. Die einen streben z.B, an, Merinowolle nachhaltig in Deutschland zu produzieren,  die anderen haben etwas gegen Merinowolle an sich und wollen sie ersetzen, es ist kompliziert und jeder muss selbst definieren, was er richtig findet. Und landet dann vielleicht bei weiteren Ersatzprodukten, die auch nur auf den ersten Blick seltsam wirken. Schuhe aus Tee? Na, wenn es doch funktioniert.


Ganz zum Schluss noch ein Blick in ein Schaufenster auf einen Schuh. Er ist schon etwas älter, und über die Herstellungsbedingungen ist nichts bekannt, Chemie enthält er aber sicher nicht. Und er wirkt überraschend tragbar. Auch noch nach 2000 Jahren.


GLS Bank mit Sinn

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Published on September 28, 2016 21:22

September 25, 2016

Woanders – Mit den Peanuts, unwitzigen Tweets, Werbung und anderem

Wie Franklin zu den Peanuts kam.


André Spiegel hat eine neue Ausgabe von “Keiner davon ist witzig”. Immer lesenswert.


Ich freue mich übrigens sehr, wenn hier noch ein paar für mich abstimmen – oder für eine der Damen natürlich. Es ist wie bei allen Wahlen, so etwas lebt vom Mitmachen.


In Hamburg soll es auch einen Unverpackt-Laden geben. Finde ich gut.


Über Werbung in Blogs. Es bleibt kompliziert. In diesem Blog wird Werbung weiterhin ab und zu stattfinden, wobei mich bei Testaktionen die Produkte schon ausdrücklich interessieren müssen – oder ein anderes Familienmitglied.  Davon abgesehen ist das hier natürlich quasi eine Dauerwerbesendung für die GLS Bank, und dazu kann ich nach wie vor mit Begeisterung stehen.


Zur Büchernot blinder oder schwer sehbehinderter Menschen.


Ein Interview mit dem Autor Peter Härtling.


Das hier gekocht, was überraschenderweise wirklich saugut schmeckte. Das klingt vielleicht gar nicht so, wenn man die Überschrift liest – aber das lohnt sich.


Auch sehr schön: Peter Kümmel über Matthias Brandt über Sautet und Piccoli/Schneider. Es gab ja tatsächlich eine Zeit, der Herr Brandt ist nur ein paar Jahre älter als ich, da haben wir damals als jugendliche und vollverpickelte Möchtegernintellektuelle diese französischen Filme gesehen und gedacht, dass wir auch einmal so werden, bald sogar, dass wir genau diese Art Erwachsene sein werden: mit der unvermeidlichen Zigarette im Mund und dem Glas in der Hand  abends geistreich mit Freunden über Liebe redend, beruflich womit auch immer ungeheuer erfolgreich und stets neben einer berauschend schönen Frau, deren Tiefe und Geheimnis man nie ganz auf die Spur kommt, aber das macht dann nichts, das ist dann eben die eigentliche Geschichte, das ist dieses gewisse schmerzhafte Element, ohne dass alles zu leicht und zu flach ist, wir sind ja nicht in Hollywood, es darf schon etwas geistreicher sein. So ging das doch, diese Vorstellung. Und das mit den Zigaretten und dem Alkohol, das hat eine Weile auch ganz gut geklappt, das war sogar ziemlich einfach. Mit dem Rest war es dann deutlich komplizierter.


Menschen, die begeistert traurige Musik hören, sind einfühlsamer, schöner, intelligenter, eloquenter und auch einfach netter als andere, sie können außerdem wesentlich besser kochen, tanzen und vermutlich auch angeben. (der Schreiber dieser Zeilen dreht entschlossen Element of Crime lauter)


Und für alle, die sich momentan etwas hängenlassen:



Wer noch nicht ganz so tief unten ist und dennoch etwas Herzeleid pflegt: Dem Wetterbericht nach zu urteilen ist heute vermutlich der perfekte Tag für dieses Lied:



Und die Herzdame und ich hatten gestern den immerhin zwölften Hochzeitstag, wozu Bernd Begemann, mit seinen Songs ein Begleiter unserer Beziehung vom ersten Tag an, das Ständchen mit dem passenden Text bringt. Zwölf Jahre verheiratet, sechzehn Jahre zusammen. Wir kommentieren das liebestrunken in norddeutscher Begeisterung: “Läuft.”


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Published on September 25, 2016 05:17

September 23, 2016

Die Herzdame testet: den Swopper (Werbung)

Ein Test Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, nicht mehr ganz so jung, von Rückenschmerzen geplagt


Wie Ihr wisst, gibt es gelegentlich Reklame hier im Blog, die entsprechend gekennzeichnet werden muss, das hier ist so ein Fall.


Herzdame an Swopper


Das Letzte, was ich jemals in meinem Leben wollte, ist schreiben. Ich kann nämlich nicht schreiben. Ich brauche Stunden für einen geraden Satz, der mich dann auch noch zufrieden stellt. Außerdem denke ich immer, das interessiert sowie niemanden. Deshalb schreibe ich manchmal tagelang nichts bei Facebook oder Twitter. Und seit neuestem poste ich nur noch Instagrambilder von meinen Yogi-Tee-Sprüchen, damit nicht auffällt, dass ich eigentlich nichts zu sagen habe.


Blöd also, dass ich ganz laut „hier“ gerufen habe, als der Gatte fragte, ob wir einen Swopper testen wollen. Jetzt habe ich die Chose und Schuld ist mein Rückenleiden.  Im Frühjahr habe ich mir einen Lendenwirbel ausgerenkt. Der kam nach ein paar Wochen wieder ins Lot, als ich nachts beim Befüllen einer Wärmflasche in der Küche bewusstlos wurde und mit dem Kopf auf den Fußboden geknallt bin, dabei habe ich ihn wieder eingerenkt. Eine seltsame Methode, so etwas zu kurieren, aber es hat funktioniert. Bis jetzt habe ich aber immer noch mit den Folgen zu tun. Die Gehirnerschütterung war Gott sei Dank nach einer Woche wieder gut. Auch bei den Jungs wirkt der Vorfall noch nach, die haben mich nämlich auf dem Fußboden gefunden. Und immer, wenn jetzt etwas in der Wohnung klingt wie ein umgefallener Kartoffelsack, kommen alle aufgeregt angerannt, um nach mir zu sehen. Sweet, oder?


Natürlich habe ich Krankengymnastik gemacht und zwinge mich auch regelmäßig auf die Turnmatte, aber ganz weg ist es noch immer nicht.


Ich weiß auch schon länger, dass mein geerbter Arbeitsstuhl nicht so ganz optimal ist…


Erbsessel


Aber schön ist er! Das kann man nicht anders sagen, finde ich.


Deshalb habe ich seinerzeit ein bisschen recherchiert und bin da schon mehrfach auf den Swopper gestoßen. Ich fand ihn aber mit durchschnittlich 500€ bis 600€ nicht gerade günstig und hatte schon drüber nachgedacht, ein Konkurrenzprodukt für einen kleineren Preis zu kaufen. Schwierige Entscheidung! Aber manchmal hilft ja auch einfach aussitzen (übrigens eine Strategie, die die restliche Familie hier perfekt beherrscht) und so kam der Aktiv-Stuhl, wie er auch so schön genannt wird, dann doch noch zu mir.


Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass dieser Produkttest wie immer im Hause Buddenbohm gehandhabt wird und wie das auch die Söhne machen: Vaddern diktieren, wie sie das Produkt finden. Der macht das schon.


Aber dann war der Swopper im Haus und der Ehemann fing an nachzukobern, (ein Wort, das ich übrigens vom Gatten gelernt habe): Wenn ich den Stuhl will, muss ich auch darüber schreiben.


Jetzt zum eigentlichen Produkttest:


Es gibt unzählige Varianten, Farben und Bezüge für den Swopper. Mit Rollen oder Gleitern. Wenn man mag, kann man ihn auch mit Lehne bestellen. Es gibt 2 Federn zur Auswahl, die sich nach dem Gewicht richten. Wenn ich richtig gesehen habe, gibt es sogar einen extra Kinderstuhl.


Ich durfte mir den Swopper selbst konfigurieren und habe mich für einen klassischen in schwarz mit Mikrofaser-Sitzbezug und Rollen entschieden. Eigentlich wollte ich auch eine Rückenlehne, weil ich mehrfach gelesen habe, dass man zwischendurch auch immer wieder den Rücken entlasten soll. Da aber angeblich die meisten Swopper-Mitarbeiter im Büro dort ebenfalls ohne Lehne arbeiten, habe ich mich überzeugen lassen, es erst einmal so zu probieren.


Ich will hier gar nicht alles runterbeten, was der Stuhl Tolles kann, das findet man auch beim Hersteller:


https://www.swopper-shop.de

http://www.aeris.de/3d-ergonomie/


Das Wichtigste ist, er wackelt in alle Richtungen, horizontal, vertikal, so dass man sich wirklich viel beim Sitzen bewegt. Außerdem ist der Sitz so geformt, dass man deutlich aufrechter sitzt als bei einem normalen Stuhl.  Je nachdem, wie viel man beim Sitzen zappeln mag, kann man den Swopper mit wenigen Handgriffen einstellen.


Zur Einstimmung habe ich mir die Youtube-Videos des Herstellers angeschaut, die den Stuhl als Wunderwaffe für Rücken, Herzkreislauf und Kalorienverbrennung preisen.


Man kann sich sogar eine App runterladen, das mache ich mal, wenn ich ganz viel Zeit habe (also nie). Eigentlich wollte ich nur weniger Rückenschmerzen, aber wenn ich jetzt auch noch durchs Sitzen schlank werde – perfekt! Vielleicht klappt es dann doch noch mit der Modelkarriere.


Der Hersteller schreibt, dass es anfangs ungewohnt ist, so zu sitzen und empfiehlt, den Aktiv-Stuhl erstmal nur kurz zu benutzen und langsam zu steigern. Und er hat vollkommen Recht.


Herzdame an Swopper


Keine Ahnung, ob das Einbildung war, aber mindestens den Rücken betreffend hatte ich schon in den ersten Tagen den Eindruck, einen deutlichen Effekt zu verspüren und statt der gewohnten Rückenschmerzen zur Abwechslung mal Muskelkater zu haben. Aber Muskelkater ist ja auch immer ein schöner Schmerz, da weiß man, was man getan hat. Finde ich.


Ein weiteres Highlight des Stuhls ist die Funktion als Spielzeug für die Söhne. Ich kann zwar manchmal stundenlang nicht drauf, weil sie sich mit dem Bauch drauflegen, im Kreis drehen und ihr Gesicht an den wunderbar weichen Mikrofaser-Bezug schmiegen, aber dann kann ich es mir wenigstens mal wieder in meinem alten Lieblingsstuhl bequem machen, zuschauen und entspannen.


Nach zwei Wochen Swoppen merke ich jedenfalls, dass ich mir um die Sache mit dem Sitzen eigentlich nie wirklich viele Gedanken gemacht habe, bzw. sie komplett verdrängt habe. Im Prinzip weiß man, wie wichtig eine ergonomische Arbeitsumgebung ist, dass man gerade sitzen soll, Beine…, Arme…, blablabla, Ihr kennt das. Aber das kostet auch alles Geld, sieht meistens doof aus und viel Platz haben wir in unserer kleinen Dreizimmerdachwohnung auch nicht.


Wenn ich jetzt auf dem Swopper sitze, fällt mir nun viel schneller auf, wenn ich wieder in mich zusammenfalle. Man kann sich einfach nicht gut fläzen, denn das ist  auf dem Swopper unbequemer als gerade zu sitzen, aber das ist ja irgendwie auch der Sinn der Sache. Ich sitze jetzt also nicht mehr einfach so rum, sondern viel bewusster als vorher. Wie sich das langfristig auf meinen Rücken auswirkt, wird man dann sehen, aber meine vorläufige Erkenntnis ist erst einmal: Sitzen ist Arbeit.


Ein bisschen schwieriger wiederum ist die Erkenntnis, dass mein schöner alter Schulschreibtisch für den Swopper jetzt zu niedrig ist. Auch wenn der Hocker höhenverstellbar ist, niedrigere Tische eignen sich nicht gut. Das ist tatsächlich mal ein Nachteil. Also lieber erst messen, dann kaufen. Deshalb sitze ich zum Arbeiten neuerdings am höheren Esstisch, während der Schreibtisch als Papierablage und Lego-Werkbank verkommt. Weil aber hier niemand Lust hat, vor den Mahlzeiten erst aufzuräumen, quetschen wir uns nun beim Abendbrot zu viert an unseren sehr kleinen Küchentisch. So wird jetzt wenigstens wieder mehr gekuschelt in der Familie.


Auch Wäsche zusammenlegen ist jetzt viel schöner als vorher. Da rolle ich mir den Swopper an den Esstisch, drapiere die Wäschekörbe auf den Stühlen um mich herum, gucke Tatort und swoppe beim Wäsche machen so vor mich hin. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten des Swoppens ich noch so entdecke.


Swopper


Alles in allem kann ich sagen, ich gebe meinen Swopper bestimmt nicht mehr her und werde ihn auch gegen den Rest der Familie mit allen (fairen und unfairen) Mitteln verteidigen.


Was für ein Zufall ist es doch (echt jetzt), dass die Firma aeris gerade 20-jähriges Jubiläum hat und noch bis Ende September 20 Aktiv-Stühle verlost. Wenn Ihr mitmachen wollt, ich halte Euch die Daumen!

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Published on September 23, 2016 12:41

September 21, 2016

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Eine Ausgabe für alle, die irgendwo wohnen. Oder irgendwo anders wohnen möchten, das soll ja auch erstens weit verbreitet und zweitens mit gewissen Schwierigkeiten verbunden sein. Da sieht die Schlagzeile “Zwei Millionen Wohnungen in Deutschland stehen leer” auf den ersten Blick seltsam aus. Bis einem wieder einfällt, dass jemand, der im Prenzlauer Berg oder in Eimsbüttel oder im Westend etwas sucht, sich kaum über ein günstiges Angebot aus dem Vogtlandkreis freuen wird. Obwohl man da sicher nicht lange suchen müsste, obwohl es da wirklich günstige Angebote gibt, obwohl da MaklerInnen womöglich ungeahnt freundlich auftreten. Für den Smalltalk zum Thema kann man sich die Begriffe “Schwarmstädte” oder Ankerstädte” merken, da werden dann immerhin auch Städte wie Kiel oder Darmstadt plötzlich interessant.


Verschiedentlich las man in der letzten Zeit von der Rückbewegung aufs Land, das ist etwas verwirrend, was stimmt denn nun? Alle rein, alle raus? Beim Spiegel liest sich dieses “Raus aufs Land” eher so, als ginge es um eine Erweiterung der Metropolregion, um das Haus am Waldrand mit S-Bahn-Anschluss. Das ist dann aber nicht Land, das ist Suburbia. Das Dorf, das Land, das ist eher bei Lüchow, um mal ein Beispiel mit sehr viel Engagement zu nennen.


In Berlin, Hamburg und so weiter, in den Städten also, in die es gerade alle zieht, fällt die Wohnungssuche wörtlich ins Wasser, da ist man dann beim Hausboot. Und wenn man wissen will, wie das weitergeht, dann sollte man in dem Artikel bis zur Passage über London lesen, das sämtlichen deutschen Städten in Fragen der Gentrifizierung dezent voraus ist. Wenn man eher an Gemeinwohl, sozialverträglicher Stadtentwicklung und verwandten Themen interessiert ist, wird man vermutlich eher an dieser Liste von Möglichkeiten im Freitag Gefallen finden. Eine weitere Idee kann man in der Sächsischen Zeitung nachlesen, da verbindet sich das Thema Wohnen mit dem Thema Flucht, es geht um ein Haus, das von den künftigen BewohnerInnen zumindest teilweise selbst vollendet wird.


Tiny Houses, die vom Freundeskreis Minimalismus gerne als Lösung für das Wohnproblem gesehen werden, verspottet die NZZ hier. Auf den naheliegenden Gedanken, dass so ein Tiny House vielleicht gut zu bestimmten Lebensphasen passt und gar keine Dauerlösung sein muss, kommt man in dem Text allerdings nicht.Wesentlich mehr Verständnis bringt da die FAZ auf. Ob man mit klaustrophobischer Beklemmung oder mit minimalistischer Freude reagiert, es hängt eben sehr von der Lebenssituation der Betrachter ab. Nebenbei registrieren wir übrigens, dass neue Ikeakataloge keineswegs nur in Deutschland für längere Abhandlungen in den Medien gut sind. In der Zeit wurde, viele werden es gesehen haben, die Multikulti-Ausprägung des Katalogs bemängelt, hier geht es um die Enge der Möbel-Arrangements. Die einen sehen all das beim Durchblättern, die anderen nicht.


Aber egal, wie man das mit den kleinen und kleinsten Häusern sieht – es ist immerhin ein Thema, bei dem man noch auf Ideen kommen kann, das ist doch so schlecht nicht.


Und manchmal, das sollte man auch und gerade im beginnenden Herbst nicht vergessen, ist sehr wenig Platz wohl immer noch besser als gar kein Platz. Besonders in kalten Nächten.

GLS Bank mit Sinn

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Published on September 21, 2016 21:22

September 20, 2016

Spiele und die Folgen

Da gab es doch wieder Diskussionen über böse Spiele, die von der Jugend auf dem Computer, dem Handy oder worauf auch immer gespielt werden. Spiele, die unseren Nachwuchs entweder komplett verblöden oder aber aggressiv machen, zumindest gerüchtehalber, Stichwort Killerspiele, Sie kennen das. Darüber denke ich nach, weil mich das Thema etwas verunsichert. Aber nicht als Vater, wie man zunächst denken könnte, nein, eher als erwachsener Durchschnittsbürger. Denn es ist doch so: wir haben ja auch einmal gespielt. Wir alle. Und wenn es tatsächlich so ist, dass die heutigen Spiele die Kinder dermaßen beeinflussen, dass sie dabei ihre Intelligenz einbüßen oder sonstwie durchdrehen – müssen wir uns dann nicht fairerweise fragen, was die Spiele unserer Kindheit mit uns gemacht haben? Erklärt das nicht auch etwas? Warum sollte es denn so sein, dass unsere Spiele sich nicht auf uns ausgewirkt haben, das ergibt doch keinen Sinn. Spiel ist Spiel, ob nun digital oder mit handgeschnitzten Holzfiguren, alle Kinder spielen zu allen Zeiten hochkonzentriert, hingegeben, begeistert, engagiert, die Zeit vergessend. Mit was auch immer.


Vermutlich müssen wir also nur einmal überlegen, was wir gespielt haben, und uns dann fragen, wie wir sind, vielleicht hilft das tatsächlich weiter. Ich z.B. habe damals, ich bin noch Generation Brettspiel, stundenlang Mensch ärgere dich nicht und Malefiz gespielt. Das klingt so nett und harmlos, aber was heißt das bei näherer Betrachtung? Ich habe als Kind intensiv gelernt, andere komplett in den Wahnsinn zu treiben und ihnen Steine in den Weg zu legen. Ich müsste wohl meine heutigen Kollegen fragen, ob sich das tatsächlich bis heute spürbar auswirkt – aber die reden nicht so gerne mit mir. Komisch eigentlich.


(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten)

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Published on September 20, 2016 21:18

September 17, 2016

Woanders – Mit der Onleihe, Toni Erdmann, Buchcovern und anderem

Sven schreibt über die Online-Ausleihe der Hamburger Bücherhallen und erweist sich als einigermaßen leidensfähig. Meinetwegen könnte er übrigens gerne hauptberuflich über Technikkram schreiben, ich mag das sehr.


Pia Ziefle über Bildungskosten. Eine winzige Ergänzung dazu: Dass man hier am Anfang des Schuljahres 25 Euro in die Klassenkasse zu zahlen hat, das fand ich z.B. auch recht flott und ich habe mir das “Wir hatten ja nichts, nicht einmal eine Klassenkasse” nur knapp verkniffen.


Ich war mit Isa im Kino und sie hat drüber geschrieben. Das ist schön, wenn man mit BloggerInnen befreundet ist, manchmal muss man dann nicht einmal mehr selber bloggen. Im Zusammenhang mit dem Film noch dieser Link, es geht um europäische Kostüme, die bei der Geister- oder Wintervertreibung eingesetzt werden, eines davon kommt im Film vor.  


Nur ein paar Meter von uns entfernt, von vielen Vorbeigehenden noch nie wahrgenommen. Das KIDS, eine wichtige Sache, die zu verschwinden droht. Aber es wird wirklich gebraucht.


Johanna kommt ins Heim, einfach ist das nicht.


Buchcover und Länder. Mit sinniger Ergänzung hier.


Auf Youtube gibt es – wieso habe ich das denn nicht gekannt? – eine Originlaufnahme der Astern von Benn, gesprochen von ihm selbst. Nanu.


Hier verreißt jemand einen ersten Satz. Ich finde den zwar auch nicht gut, halte den Kult um erste Sätze aber ansonsten für stark übertrieben. Man kann auch einfach mit einem okayen Satz anfangen, wenn der erste Absatz genug hergibt. Oder die erste Seite. Ich lege beim Lesen eines neuen Buches jedenfalls nicht das Buch nach dem vorsichtig schlürfend genossenen ersten Satz wieder aus der Hand und schmecke darauf herum wie ein Kenner bei der Weinprobe, Stirn in Falten, verträumter Blick, irgendwas im Abgang suchend, Anklänge von Tannenzapfen und Brombeeren, was weiß ich. Neben mir liegt zufällig gerade Yasmin Reza, “Glücklich die Glücklichen”,, das fängt an mit “Wir waren bei den Wochenendeinkäufen im Supermarkt.” Das finde ich vollkommen in Ordnung.


Damals. Mit Erwähnung dieses unsäglichen Artikels über den Ikea-Katalog, der eigentlich gar nicht satisfaktionsfähig ist.


Bei den Krautreportern geht es um Trollringe. Klingt so nett nach Tolkien, ist aber nicht nett, ist grauenvoll.


Und dann noch etwas zu Bautzen, aus etwas anderer Perspektive.


Ich habe mit Sohn I etwas über das Programmieren diskutiert, die Arbeit am Wirtschaftsteil wirkt sich eben auf das Familienleben aus. Und ich finde, das passt auch bei Neunjährigen. Ich habe das etwas mit diesem Spiel untermauert. Das kann man gut machen, fanden wir, das ist einleuchtend aufgebaut und um überhaupt verständlich zu machen, wie logisch und unberbittlich geradeaus ein Programm nach Befehlen vorgeht, wie Schleifen funktionieren etc., dafür ist das gut geeignet. Wir sind noch am Anfang, aber damit machen wir weiter, es geht nur um elf Befehle, das ist angenehm übersichtlich. Anweisungslogik und Loops kann man aber auch lässig nebenbei erklären, etwa im Bad – der Vater sagt so oft “Jetzt Zähneputzen”, bis beide Söhne es getan haben. Ein ganz einfaches Programm, mäßig effektiv, aber immer wieder eingesetzt und seit -zig Elterngenerationen aufwärtskompatibel, ganz egal, wie oft “Kind” upgedatet wird. Und da kann man eigentlich auch gleich Prozessentwicklung anschließen und mit den Kindern gemeinsam überlegen: Kann man das Programm vielleicht irgendwie verkürzen? Kann man etwas streichen, ersetzen, optimieren? Und was sind in diesem Fall eigentlich die variablen Werte im Programmablauf? Na, und so weiter.


Und dann noch etwas Musik. Nick Lowe, auch interessant. War mit der Tochter von Johnny und June verheiratet, guck an. Die Sache mit Welt/Dorf gibt es also auch in den Playlists.


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Published on September 17, 2016 08:58

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Maximilian Buddenbohm
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