Maximilian Buddenbohm's Blog, page 268

November 1, 2016

Woanders – Mit Kastanien, dem Informationskollaps, Tunesien und anderem

Was aus den Kastanien wurde, die Pius gesammelt hat.


Ein Text über Allerlheiligen und Rituale und Grabbesuche, wir legen hier ja Wert auf saisonal passende Texte, das ist wie beim Essen, und dazu muss ich übrigens noch was bloggen, fällt mir gerade ein. Also über saisonal passende Texte.


Frau Berg mit dem Informationskollaps und der Frage, ob es immer schon war.


Eine beeindruckende Recherche zum deutschen Grenzschutz in Tunesien. Man staunt – oder staunt man schon nicht mehr?


Bei Journelle geht es um politische Korrektheit. Haben sicher schon alle gelesen, aber wer weiß.


Wie lange wer an was geschrieben hat. Jekyll & Hyde ist – nun ja, erstaunlich. Wenn es denn stimmt. Ich finde schon die durchschnittliche Woche, die Simenon für einen Roman gebraucht hat,schon vollkommen unvorstellbar.


Und für diesen Text bitte mal einen Kaffee holen, das dauert etwas. Und geht zu Herzen, wie man so sagt.


Ich lerne nach ein paar Wochen Pause doch wieder weiter und auch etwas emsiger mit Duolingo Französisch. Damit ich solche Lieder eines Tages komplett verstehe, ohne den Text nachzulesen. Man braucht ja Ziele! Auch wenn ich sicherheitshalber erst einmal so etwas “Wie meine Gurke ist grün” wiederhole.


 


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Published on November 01, 2016 22:41

October 31, 2016

November

Zur Vorbereitung auf die Lesung in Stuttgart musste ich mein eigenes Blog nochmal lesen, ganze Jahrgänge, weil ich die geeigneten Texte nicht alle parat und ausgedruckt hatte, das war eine überaus seltsame Übung. Da fand ich Texte, die ich komplett vergessen hatte, teils mit Pointen, die mir völlig neu waren, manche sogar recht lustig. Es gab Texte, die fand ich besser als das, was ich heute schreibe, es gab Texte, die fand ich schechter. Es gab Texte, die ich zeitlich vollkommen falsch einsortiert hätte, die in anderen Jahren und unter anderen Umständen entstanden sind, als ich es erinnere. Da gab es auch mehrere brauchbare Ideen, die ich dann aber aus irgendwelchen Gründen nie fortgeführt habe, Herr Buddenbohm treibt Nebendinge und ist leicht abzulenken, es ist schlimm. Da gab es viele, viele Kommentare von Menschen, die nicht mehr leben oder die auf andere Art verschollen sind, und da muss man dann auch erst einmal eine Weile drüber nachdenken. Und früher gab es überhaupt die besseren Kartoffeln und auch viel mehr Kommentare, das murmelt man beim Lesen dauernd, das liegt aber vor allem an Twitter und FB, wo eben heute kommentiert wird. Und das ist immerhin technisch zu lösen, da muss man nicht bei der Erkenntnis stehenbleiben.


Da gab es natürlich auch verbesserungswürdige Stellen ohne Zahl, verunglückte Grammatik, Rechtschreibfehler, Kommafehler etc., ins Leere laufende Sätze und schräge Formulierungen, damit darf man auf keinen Fall jemals anfangen und daran herumarbeiten, aus der Nummer kommt man sonst vermutlich nie mehr heraus. Immerhin habe ich aber, abgesehen von Petitessen, nichts gefunden, was mir aus heutiger Sicht schlimm peinlich sein müsste, das ist doch auch schon ein großes Glück und wohl gar nicht selbstverständlich, wenn man mehr als ein Jahrzehnt verbloggt hat. Hätte ich mit zwanzig Jahren angefangen zu bloggen, das Ergebnis wäre sicher ein anderes, da graut es mir schon bei der Vorstellung, da hätte ich Liebeskummer verbloggt und höchst seltsame Phasen.


Es gab viele Einträge aus der Zeit, als die Söhne Babys waren, diese Phase ist mir schon wieder fremd geworden, es ist eigentlich unvorstellbar lange her. Im nächsten Jahr hat Sohn I schon ein zweistelliges Alter


Und es gab auch einen Text nicht, nämlich einen, den ich offensichtlich nie geschrieben habe, von dem ich aber ganz sicher war, ihn einmal gepostet zu haben, den habe ich umsonst gesucht. So ein langjähriges Blog ist eine merkwürdige Sache, die Erinnerung betrügt einen.


Dabei habe ich jedenfalls auch den Novembereintrag vom Dunkeltuten wiedergefunden, geschrieben vor vier Jahren. Und der ist eigentlich immer noch gültig, weil der November immer noch November ist und weil die Schlussfolgerung eh Bestand haben wird. Und da dachte ich, verlinkste den noch einmal. Man muss den November ja nicht neu erfinden.

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Published on October 31, 2016 22:49

October 30, 2016

Geschenktipps für Kinder – die seltsameren Ideen

Die nächsten Wochen bieten sich für Geschenktipps an, nicht wahr, einige ratlose Menschen werden schon auf der Suche sein. Die Söhne und ich geben also ab und zu ein paar Hinweise auf Sachen, die uns in diesem Jahr gefallen haben – ohne Affiliate-Gerödel, ohne bezahlte Werbung, einfach so.


Los geht es mit zwei vermutlich seltsam anmutenden Hinweisen. Nach den Spielerfahrungen hier zu urteilen, die ich nicht nur bei den Söhnen sondern auch bei deren Freunden beobachtet habe, handelt es sich aber in beiden Fällen um so etwas wie völlig unterschätze Knaller. Nämlich erstens: Ein Geldzählbrett. Wenn unklar, bitte den Begriff genauso googeln, dann staunen und erinnern, das hat man doch mal bei der Bank oder der Post gesehen. Das soll ein Spielzeug sein? Was?


Und ob es eines ist. Es ist erheblich interessanter als jedes Sparschwein, es führt zu stundenlanger und hochkonzentrierter Geldzählerei, es übt ganz nebenbei auch noch Mathe mit den Kindern. Und nachdem ich das jetzt wochenlang beobachtet habe, möchte ich mit großer Sicherheit behaupten – das Ding macht Kindern Spaß. Man kann es natürlich auch sehr passend mit einem Sack Kleingeld überreichen, das macht das Geschenk sicher noch attraktiver, sehr kleines Kleingeld reicht auch.


Hier gab es das zur Einschulung von Sohn II, und die Söhne haben spontan beschlossen, künftig gemeinsam zu sparen und das Geld nur noch in dem Teil aufzureihen und zu zählen. Das hatte dann noch einen Nebeneffekt, denn weil die Söhne selbstverständlich zwischendurch doch einmal Einzelwünsche haben, müssen sie eventuell entnommene Anteile von der Gesamtsumme abziehen, die dann wieder neu durch zwei geteilt werden muss, um die Anteile neu zu justieren und wieder und wieder abzuwägen, ob nun gemeinsame oder Einzelziele attraktiver sind. Das ist gar nicht unkompliziert, denn man muss sich für derartige geschäftliche Entscheidungen mehrere Zahlenwerte merken – aber man staunt, wie die Kinder plötzlich rechnen können, dabei entstehen sogar erstmals im Leben formelartige Notierungen. Es ist eben alles eine Frage der Motivation.


Der zweite Tipp ist eigentlich so naheliegend, dass ich mich fast wundere, wieso man das Gerät nicht längst in jedem Kinderzimmer findet: eine mechanische Schreibmaschine. Die bekommt man auf dem Flohmarkt für kleines Geld, Farbbänder und Tippex gibt es immer noch im Handel, das Zeug riecht sogar noch wie früher, da staunt man. Eine mechanische Schreibmaschine ist für alle Kinder ab Vorschule ein Hauptspaß, ein Sofortdrucker ohne Bildschirm, ein krasses Gadget mit Retromechanik – und man kann damit sogar richtige Botschaften produzieren! Die andere gleich lesen können! Ohne App oder Programm oder besondere Hardware oder so, ganz einfach, das freut auch den Feind des Digitalen, es gibt doch in allen Familien solche seltsamen Vögel. So eine Schreibmaschine ist erstens wirklich bestes Entertainment für die Kinder, sie ist zweitens mittlerweile aber auch ein veritables Stück Kulturgeschichte und übt dann noch Buchstaben und sowieso irgendwann erwünschte Tastaturkenntnisse – und sie sorgt für eine Geräuschkulisse im Kinderzimmer, bei der zumindest Menschen meines Alters schwerst nostalgisch werden und plötzlich bei der Arbeit wieder rauchen möchten, wie damals, als man noch im Einzelbüro saß und tagelang zweifingrig auf die Buchstaben hämmerte, man kann es sich schon fast nicht mehr vorstellen.


Aber da reißt man sich als Vorbild natürlich zusammen und raucht nicht. Und man braucht auch kein Nikotin, man kann ja ab und zu ja am Tippex schnüffeln. Wenn die Kinder nicht hingucken, versteht sich.


Geldzählbrett und mechanische Schreibmaschine jedenfalls – beides Zeug aus der Vergangenheit, beides sicher überaschende Geschenke. Es muss nicht immer alles erwartbar sein.

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Published on October 30, 2016 22:34

October 29, 2016

Woanders – Mit Hedsch, Helgoland, dem Klassenkampf und anderem

Ich wurde hier auf einen Text hingewiesen,  ich habe den gelesen – und das sollten Sie auch mal, nämlich den hier.  Ich sage nicht, worum es geht, das erschließt sich schnell – und etwas Spannung darf ja auch einmal sein. Der Text ist etwas länger, aber inhaltlich geradezu erholsam. Und bei der Gelegenheit kann man dann auch gleich mal das Blog abonnieren.


Ein paar schöne Helgolandbilder.


In der NZZ eine Verteidigung der Bildung. Oder eine Werbeschrift für die Bildung. Oder jedenfalls etwas, was man mal kurz mitdenken kann.


Jochen König über den Väterladen in Berlin.


Michael Seelmann mit einer neuen Deutung des Klassenkampfes, gewissermaßen jedenfalls. Ich bin mir nicht sicher, ob die Erklärung für die Mehrheit der Rechten taugt, es gibt allerdings auch in meinem Umfeld tatsächlich Menschen, für die das so hinkommt – und zwar exakt so. Auch wieder interessante Kommentare.


Eine weitere Rezension zu “You want it darker” von Leonard Cohen, diesmal in der FAZ, wieder mit einigen neuen Informationen.


Eva trifft einen Trump-Anhänger.


Armin Wolf über Journalismus in den sozialen Medien. Enthält den Satz “Wenn jemand eine Nachricht nicht teilt, ist sie im Kern keine Nachricht”. Und enthält keinen Gedanken zur Finanzierung, aber das ist ja auch nicht immer Aufgabe, schon klar.


Patricia war in einem anderen Stadtteil. Ich habe gerade gestern mit einer Frau aus Nienstedten (das ist eine feine Gegend im Hamburger Westen) gemeinsam festgestellt, dass wir auch auf verschiedenen Planeten wohnen könnte. Es würde sich ähnlich absurd entfernt anfühlen.


Andere Bloggerinnen und ich haben hier etwas zu Büchern und Blogs gesagt.

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Published on October 29, 2016 23:40

Kurz und klein


Vergesst Männergrippe.

Der wahre Endgegner ist ja eine Erkältung in der Schwangerschaft.

Man darf NICHTS NEHMEN.

Wie so’n Hippie.


— Anna Aridzanjan (@textautomat) 29. Oktober 2016




Kind1:“Die Milch ist ausgegangen“

Kind2:“Die war sauer“

Ich:“Wenn ich sauer bin, geh ich auch gerne aus“

Beide:“Mamaaa!“


Jaja, schon gut.


— Julia Singlesias (@JuliaSinglesias) 28. Oktober 2016




Die Kinder sind traurig, dass wir nicht in die Hütte im Harz fahren, sondern in die Sonne fliegen. Doll, was man alles falsch machen kann.



— Madame de Larenzow (@Larenzow) 20. Oktober 2016




Wie die Menschen in der Öffentlichkeit immer gleich so nervös werden, wenn MEIN Baby weint. Man möchte ihnen ja Beruhigungstee reichen.


— Heikeland (@Heike_land) 18. Oktober 2016




Meine Mutter wurde von einer anderen Großmutter dazu beglückwünscht, dass sie keine Enkel hat, deren Namen zu rufen als Oma peinlich ist.


— Constanzeli (@Goganzeli) 18. Oktober 2016




Ich war mit vier Kindern im dm und von Bewunderung bis blankes Entsetzen war bei den Blicken der anderen Kunden eigentlich alles dabei.


— Heikeland (@Heike_land) 11. Oktober 2016




„Will kein doofes Gemüse! Weingummi. Sofort!“

„Ganz dünnes Eis mein Freund.“

„EIS! EIS! EIS! EIS! EIS!“


Das sagt einem vorher auch keiner.


— der_handwerk (@der_handwerk) 7. Oktober 2016




Zwischen „für den Schnaps müsste ich aber mal den Ausweis sehen“ und „du bist über 40, oder?“ liegen fünf Jahre und zwei Kinder.


— fliggerit (@fliggerit) 6. März 2014




Kindergartenfrau:“K2 hat heute ein anders Kind gehauen.“


K2 lächelt: „Gott vergibt uns allen.“


Ich atme ganz langsam in meine Handtasche.


— Trish N‘ Chips (@TrishaSiobhan) 10. Oktober 2016




„Papa, wo fahren wir hin?“


Wenn man vergisst das Kind in der Kita abzugeben.


Sie kennen das vielleicht.


— Papa v37.2™ (@aonzds) 11. Oktober 2016




Habe dem Baby die Nägel geschnitten. Wäre jetzt bereit, bei einem zappelnden Oktopus eine Vasektomie vorzunehmen. Im Ruderboot. Bei Seegang.


— Mamamania (@MamamaniaBlog) 10. Oktober 2016




Ich glaube, der Erfinder der Bügelperlen hatte ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu seiner Mutter.


— Mrs. Bing (@Mrs_Bing) 8. Oktober 2016




Das Kind dichtet: „Der Herbst ist schon da/die Bäume kommen klar“


— Juliana Goschler (@JGoschler) 7. Oktober 2016




„Ich habe morgen einen 10-Stunden-Tag. Du als Mutter weißt ja gar nicht mehr, wie das ist.“


Ich nicke stumm.


— Shisha Gabor (@Eulenkuckuck) 6. Oktober 2016




Das. @blogprinzessin und @papablogjohnny bringen es auf den Punkt. #Vereinbarkeit pic.twitter.com/xe6NuR863r


— Christine Finke (@Mama_arbeitet) 6. Oktober 2016




Mein Kumpel meint, der Lehrerberuf habe mich verändert.


Ich hab morgen erstmal ein Gespräch mit seinen Eltern.


— Dude (@literally_nice) 1. Oktober 2016



Ich koche

Kind 2.0 kommt dazu & hilft freiwillig

Ich: Oh! Das ist superschön!

Kind 2.0: Deswegen musst Du jetzt aber nicht emotional werden


— Patricia Cammarata (@dasnuf) 5. Oktober 2016



Am Ende sprechen alle Kinder durcheinander

Und aus der Mitte entspringt ein Tweet


— Magnus (@Magnus7576) 4. Oktober 2016




wenn man sich sehr über das baby der kollegin freut und dann den namen hört und sich weiterfreuen muss, obwohl man innerlich heult.


— m. (@ohaimareiki) 4. Oktober 2016



„Als Mutter ist es ja so:


*pulverisiert Grippetablette*


Du wirst


*rollt Kindergartenkunstwerk*


nicht krank!“


*zieht Grippemittelline*


— Sternchen (@BeiAnja) 4. Oktober 2016







betreut.de-Werbung: “Samstags 0% putzen, 100% Familie!” – stellen also nur ledige kinderlose Leute ein, was?


— Herr Bertling (@HerrBertling) 29. Oktober 2016


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Published on October 29, 2016 09:36

October 28, 2016

Wider den Zeitgeist: Clowns

Es ist so oft die Rede davon, dass man gegen den Hass angehen muss, gegen den allgegenwärtigen Schwachsinn und den Irrsinn, ich hatte dazu in der letzten Zeit auch einige Texte hier verlinkt, etwa zum Umgang mit Trollen. Aber Verlinken reicht nicht, man muss auch etwas tun, weswegen ich jetzt eines der brandaktuellen Themen dem Zeitgeist entreiße und in diesem kleinen und kulturverklärenden Blog auf ein harmloses, wenn auch sehr trauriges Lied zurückführe, in dem die Figuren aus dem Titel ausdrücklich überhaupt nicht vorkommen, zumindest nicht als reale Erscheinung. Nix mit Horror, nix mit Grusel, es sei denn, man hält Liebeskummer für ein Thema in diesen Kategorien, aber das führt jetzt zu weit.


“Send in the clowns” von Stephen Sondheim ist ein Klassiker im Repertoire aller großen und ganz großen Sängerinnen und Sänger, ein zunächst vielleicht nicht übermäßig kompliziert wirkendes Stück, aber wohl nicht eben einfach zu singen. Und beim ersten Hören vielleicht auch gar nicht recht zu verstehen – worum geht es da? Es geht um etwas Tragisches, das hört man gleich, um eine schmerzhafte Erfahrung, aber was genau? Es geht um falsches Timing in der Liebe. Eines verliebt sich, das andere will nicht recht, dann doch – da ist der Zug schon abgefahren, “nun steh ich da, vor leerem Haus” – mehr dazu hier.  Im Theater hat man früher Clowns auf die Bühne geschickt, wenn etwas schief ging, um die Panne zu überspielen: send in the clowns. Wobei das eventuell historisch gar nicht stimmt, aber so ist das Bild jedenfalls gemeint, das hat Sondheim immer so erklärt. Das muss man vorab wissen, sonst versteht man den Song nicht.


Auch Frank Sinatra erzählte übrigens bei einem seiner Auftritte, dass ihn wieder und wieder Menschen gefragt haben, was das mit den Clowns denn bloß bedeuten soll, es erschließt sich also auch englischsprachigen Hörern nicht sofort.


Beginnen wir zum besseren Verständnis aber gleich mit der deutsche Version von Tim Fischer, wobei das eigentlich die Version von Zarah Leander ist, geradezu gruselig genau wiedergegeben, da sitzt wirklich jeder Konsonant.



Und danach dann Frankie und Tony Mottola, ebenfalls eine großartige, aber auch hinreißend entspannt wirkende Aufnahme von zwei Altmeistern.



Dann kann man nach seltsameren Sachen suchen, wer hat das denn noch aufgenommen? Da gibt es auch Überraschungen.



Hier noch mit etwas Kontext und Kostüm aus dem Stück, das ist die Version von Liz Taylor:



Man merkt vielleicht schon, das Stück wird nicht zwingend besser, wenn es “schön” gesungen wird, im Gegenteil. Aber noch einmal zum Vergleich:



Es gibt herrliche Clips, in denen Sondheim selbst das Lied unterrichtet, sein Lächeln ist ganz wunderbar und es ist sehr interessant, was er anmerkt:



Aber die Killerversion ist und bleibt doch die von Judi Dench. Herzzerreißend, todtraurig, hoffnungslos. Das ist großes Schauspiel, man sehe sich einmal die Mimik über das ganze Stück hinweg genau an. Umwerfend.



Und so hat man Clowns dann doch wieder ganz gerne – als Andeutung, als etwas unklares Symbol, als bloße Metapher für Pannenhilfe und Seelentrost, als Verkörperung des schöneren Scheiterns. Dazu muss man die Clowns nicht einmal sehen, man muss es nicht einmal für möglich halten, dass sie tatsächlich auftauchen – und da ist auch gut so.

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Published on October 28, 2016 08:43

October 27, 2016

Kleine Anmerkung zum Thema Kindkrankmeldung

Hier drüben gab es etwas zum Wahnsinn der Kindkrankmeldungen, ein völlig irres Thema, je länger man darüber nachdenkt. Auch die Kommentare sind dort lesenswert, da kommen dann noch spannende Zusatzthemen wie etwa Privatversichungen und Beamte. Es ist kompliziert.


Ich kann mich ja schon aufregen, dass einen dieser komplett wahnwitzige Vorgang dazu zwingt, Briefe hin- und herzuschicken, ich meine: Briefe! Mit bunten Briefmarken und so! Alle Welt hat meine Daten, Datenschutz gibt es längst nur noch als Gerücht, aber wenn es einmal total sinnvoll und praktisch wäre, diese auch auszutauschen, dann geht das plötzlich nicht, dann muss man im letzten Schreibwarenladen der Stadt Umschläge kaufen und Briefe schreiben und im Kinderzimmer Stifte suchen und per Hand Adressen abmalen und herausfinden, ob diese Postkutschen heute überhaupt noch fahren und danach auch noch, wo eigentlich im Betrieb dieses Personalbüro ist von dem immer alle reden und wer da für was zuständig sein mag und das alles. Das erzeugt an allen Ecken und Enden des Prozesses komplett sinnfreie Beschäftigungen, nichts als ABM, jemand verkauft Umschläge, jemand trägt Briefe aus, jemand öffnet Briefe, jemand schreibt sie ab, jemand rechnet etwas nach, jemand kopiert ein Blatt, jemand heftet etwas ab und vermerkt etwas darauf, vermutlich sind sogar Stempel im Spiel, die Älteren erinnern sich, alles sinnfrei, ich kann so etwas schon aus beruflichen Gründen nicht ab, das macht mich wahnsinnig. 


Und dann ist es ja so, dass jeder Betroffene irgendwann auf die Idee kommt, dass es doch wirklich wesentlich einfacher ist, sich selbst krank zu melden, statt dieses Riesenrad “Kindkrank” zu drehen und dafür noch finanziell bestraft zu werden, zumal man ja beim Nachdenken über das Thema tatsächlich Kopfschmerzen bekommt. Ich mache das natürlich nicht, ich mache immer alles richtig, eh klar. Aber Menschen bei Verstand? Man muss sich ja nur mal etwas im Bekanntenkreis umhören. Das System zwingt einen geradezu zur Lüge, man kommt sich doch bekloppt vor, wenn man sich dabei richtig verhält. Und wer kann damit schon umgehen, sich bekloppt zu fühlen? Also wer außer mir? Eben.


Ich kann mich noch gut an mein Staunen erinnern, als ich mich zum ersten Mal brav, systemkonform und schafdumm kindkrank gemeldet habe – und mir dann erklärt wurde, wie das geht. Das Procedere ist ein Relikt aus der Bürosteinzeit, das war 1980 vielleicht mal eine moderne, zeitgemäße Lösung, aber das ist wirklich schon eine Weile her.

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Published on October 27, 2016 22:09

October 26, 2016

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Heute gibt einige Texte, in denen es etwas wirtschaftstheoretischer zugeht. Das muss auch so sein, denn es geht um die Art, wie in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen mit dem Wachstum umgegangen wird, und das ist kompliziert, auch wenn es ganz einfach anfängt. In der FAZ ist man traditionell strikt gegen Kritik am Wachstum, wer sie öfter liest, der weiß das sicher, das ist wirklich einfach, FAZ = Wachstum ist super. Bei der neuen und eher linksorientierten Wirtschaftsseite Oxi spottet man darüber und auch über die Wortwahl in Frankfurt, und das ist tatsächlich ganz amüsant. Der FAZ-Text ist zum Vergleich dort ebenfalls verlinkt.


Beim Freitag schlagzeilt man dagegen unverdrossen “Nieder mit dem Wachstum”. Welche Logik nun überzeugender ist, mag jeder selbst entscheiden – sofern denn die Logik beliebig wählbar ist. Man kann aber auch wesentlich tiefer einsteigen und z.B. ein Buch zum Thema lesen, denn genau zu dem eben erwähnten Widerspruch gibt es tatsächlich eines, es wird hier besprochen. In den Kommentaren dort laufen sich Fachleute warm, man kann sie aber dennoch wenigstens überfliegen, dann bekommt man ein Gefühl für die Streitlage. Und auch für die Schärfe, mit der die Diskussion geführt wird, diese eigentlich ganz  sachliche Diskussion.


Wenn man jetzt überlegt, welches Medium man in Deutschland sicher noch zur Fraktion der Wachstumskritik rechnen muss, dann fällt einem die taz ein – und richtig, da gab es auch wieder was.


Man muss aber vielleicht noch andere Begriffe zum Thema parat haben, wenn man über Wachstum spricht, auch solche, die aus der Soziologie kommen. Denn einige Wirtschaftsredaktionen predigen noch Wachstum, während andere Experten schon die Abstiegsgesellschaft definieren, das gehört heute auch zusammen.


Ein Stichwort, das man bis jetzt vielleicht vermisst, ist Neoliberalismus. Steht der nicht seit vielen Jahren hinter der ganzen Wachstumsideologie? Dazu im Guardian ein langer und sehr zugespitzter Text, in dem recht umfassend erklärt wird, was durch diese Ideologie, die gemeinhin nicht einmal so genannt wird, alles verursacht wird. Wie gesagt, ein langer und polemischer Text, es kostet etwas Mühe, sich da durchzubeißen – aber es ist auch ganz erfrischend. Und so detailreich, dass man zweifellos viele Aspekte zum Weiterdenken findet. Der Text endet, das ist erwartbar, mit der Frage nach einem neuen (linken) Entwurf für eine wirtschaftliche Ordnung. Egal, wie man das findet,egal, wie links oder rechts oder mittig man sich selbst in Wirtschaftsfragen sieht, die Frage, wieso es diesen Entwurf nicht längst gibt, sie ist einigermaßen naheliegend. Oder wird da etwas übersehen, was längst vorliegt?


Die Frage, was die Ökonomisierung mit der Gesellschaft macht, sie wird auch noch  bei Carta erörtert, und dieser Text endet beim gesellschaftlichen Wollen. Um das weiter auszuführen, müsste man eigentlich noch den Sinn in die Diskussion einführen, denn was man will, das soll doch sinnvoll sein, sei es nun in der Gesellschaft oder im eigenen Leben. Das passt in dieser Woche leider nicht mehr rein, aber dass man Wachstum ohne Sinn gar nicht diskutieren sollte, das kann man vielleicht halbwegs schlüssig aus den Texten heute konstruieren. Und wenn man beim Sinn ankommt, dann vielleicht auch bei langfristigen Interessen, dazu noch eben ein Soziologe.


Und weil es so schön zum ominösen Sinn passt, ganz zum Schluss noch einmal der Guardian mit einer kleinen Meldung, die geeignet ist, jegliches Wachstum zu relativieren. Und zwar gründlich.


GLS Bank mit Sinn

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Published on October 26, 2016 21:43

Pädagogisch wertvolles Gemüse für Familien

Keine bezahlte Werbung, keine Blogkooperation. Einfach nur aus Neugier gestestet.


Etepetete verschickt Biogemüse, das für den Handel zu murkelig ist. Rumpelrüben, verquere Kartoffeln und so weiter, alles, was auf den ersten Blick nicht ganz dem Standard im Supermarkt entspricht. Das kann man alles drüben bei der Firma nachlesen, wie das genau funktioniert, ich schreibe das nicht ab. Da sind manchmal auch Exemplare in den Kisten, bei denen man nicht recht versteht, warum die nicht in den normalen Handel gingen, das folgt alles höchst eigenartigen Gesetzen.


Gemüsebox


 


Die handlichen Pappkisten kommen per UPS und am Freitag, das hat hier problemlos und pünktlich geklappt, das Gemüse war auch trotz der Reise in bestem Zustand, das kann man alles so machen. Wir machen das zwar nach zwei Testwochen nicht weiter, aber das liegt daran, dass ich mit dem Versandkistenkonzept generell nicht mehr gut zurechtkomme und mittlerweile eher ein überzeugter Freund des Wochenmarkts bin. Ware, die ich will, weniger Müll, aus der Region und so weiter, das passt alles. Für andere kommt das Versandkonzept aber gut hin und wir haben jedenfalls nichts gefunden, was uns an der Ware gestört hätte.


Aber das alles nur am Rande, das ist alles ganz unerheblich. Wichtig war die Reaktion der Söhne, die nämlich als typische Stadtkinder tatsächlich keine Ahnung hatten, in welcher Formenvielfalt so etwas wie die normale Karotte aus der Erde kommen kann. Oder die Kartoffel. Es gibt sie ja nur in Perfektion im Handel. In der Kiste waren sehr verschwurbelte Exemplare, auch solche, die zu äußerst flachhumorigen Betrachtungen Anlaß gaben, das ist bei Kindern in dem Alter wohl nicht ganz zu vermeiden. So kam es hier zu der äußerst ungewohnten Situation, dass die Söhne voller Begeisterung Gemüse ausgepackt haben, sehr interessiert an der Formenvielfal, an all den Abweichungen von der Norm. Es kam dabei auch zu spontanen Verliebtheiten in besonders liebenswert vermurkelte Gemüseschönheiten, die dann in ein etwas unreflektiertes Behaltenwollen eskalierten. Da kann man dann als Vater schöne Gespräche über die Vergänglichkeit der Knollen und der Schönheit anhängen, da ist die Sache mit dem Bildungsauftrag dann auch gleich wieder geregelt.


Karotte


 


Tatsächlich wurden die schönsten Sondermöhren dann nur unter Protest der Söhne verarbeitet und auch erst, als sie noch etwas seltsamer aussahen als ohnehin schon. Geschmeckt haben sie dennoch.


Paprika


 


Für Stadtkinder, die ansonsten von Ernte und Landwirtschaft keinen Schimmer haben, ist diese Kiste auf jeden Fall zu empfehlen. Das klingt vielleicht wie ein Scherz, aber ich fand es wirklich sinnvoll.


Das Bestellmodell sieht ein Abo vor, man kann nach zwei Lieferungen kündigen, das hat auch sofort und reibungslos geklappt. Regional wäre das Konzept sicher noch sympathischer und zum Versandhandel kann man eh verschieden Meinungen haben, aber generell finde ich es gut und richtig, wenn solche Firmengründungen ausprobiert werden.


Gemüsebox

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Published on October 26, 2016 08:34

October 25, 2016

Woanders – Mit der Heide, dem Hauptbahnhof, dem Schreiben und anderem

Henschel reist zu Kempowski und Schmidt. So etwas löst einen Habenwollenreflex bei mir aus.


Peter Stamm über das Schreiben.


Am Hamburger Hauptbahnhof soll wieder “aufgeräumt” werden, weil man damit ja bekanntlich alle Probleme löst. Wie die Stadt Hamburg darauf kommt, an Straßensozialarbeit und Obdachlosenunterkünften zu sparen – ach, egal.


Ich habe in Stuttgart eine ganze Reihe von Menschen getroffen, die ich online schon länger kenne, aber noch nie gesehen habe. Manchmal stehen etwas längere Geschichten hinter solchen Begegnungen, etwa hier.


Ein Artikel, der sich gegen kinderfreie Zonen richtet und ebenso fein wie sinnig argumentiert.


Stephan Remmler wird 70. Ja, da staunen jetzt ein paar, ich weiß.


Noch eine weitere schöne Rezension zu Leonard Cohens neuem Album. Alles richtig, es ist ganz groß. Und er hat die Songs im Wohnzimmer aufgenommen – ist das nicht grandios?

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Published on October 25, 2016 21:47

Maximilian Buddenbohm's Blog

Maximilian Buddenbohm
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