Raúl Aguayo-Krauthausen's Blog, page 41
April 17, 2014
Buchpräsentation bei “Markus Lanz” im ZDF
Moderator Markus Lanz hat in seiner Sendung in erster Linie gesellschaftlich relevanten, service-orientierten und aktuellen Themen widmen und die entsprechenden Gesprächspartner zu Gast. Unterhaltend, aber auch journalistisch hintergründig.
Diesmal war ich neben folgenden Gästen dabei:
Ex-Fußballprofi Guido Buchwald
Zehn Jahre war Guido Buchwald im Einsatz für die deutsche Fußballnationalmannschaft. 1990 wurde er Weltmeister. Nach der WM bekam Buchwald immer wieder Angebote aus dem Ausland, blieb aber zunächst dem VfB Stuttgart treu. Bei “Markus Lanz” erinnert sich Buchwald an seine Einsätze für die Nationalmannschaft und verrät, wie er den Spitznamen “Diego” bekam.
Ex-Leistungsschwimmerin Franziska van Almsick
Vor zehn Jahren beendete sie ihre Karriere als Leistungsschwimmerin – Franziska van Almsick. Bereits seit ihrer Jugend ist die zweifache Mutter begeisterter Fußballfan und inzwischen Mitglied der TSG Hoffenheim. Bei “Markus Lanz” sagt die Sportlerin, warum sie jetzt ihr Abitur nachholt, erinnert sich an die Zeit, als Sport an erster Stelle stand und verrät, was sie heute macht.
Sänger und Entertainer Guildo Horn
Bereits seit vielen Jahren engagiert sich Guildo Horn auf vielfältige Weise für die Integration von Menschen mit Behinderung. Als Botschafter der Sky-Stiftung liegt dem Künstler das Thema Inklusion in Fußballstadien besonders am Herzen. Seine TV-Beiträge sollen aber nicht nur ein trockener Barrierecheck sein, sondern auch Spaß am Fußball vermitteln. Vielmehr sieht sich Horn als Bindeglied, um für Verständnis zu sorgen – auch für Nicht-Behinderte. Bei “Markus Lanz” erzählt Horn, wie er zu diesem Engagement kam, sagt, wie barrierefrei deutsche Stadien sind und spricht über seine Begegnungen mit Raúl Krauthausen.
Schauspieler Dirk Martens und Unternehmer Uwe Martens
Sie sind eineiige Zwillinge und könnten unterschiedlicher nicht sein – Dirk und Uwe Martens. Dirk liebt Schlager, ist als Schauspieler tätig und besitzt einen der skurrilsten Waschsalons in Berlin. Uwe ist sechsfacher Vater, bodenständiger Unternehmer und Schalke-Fan. Bei “Markus Lanz” erzählen die Brüder, wie sie sich gegenseitig bei ihren unterschiedlichen Lebenswegen begleitet haben und erklären, in welchen Momenten es ein Vorteil ist, einen Zwilling zu haben.
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April 5, 2014
Mitleid-Crisis
Wenn Sportler mit Prothesen auf einmal weiter springen als ihre nicht-behinderten Kollegen, dann ist kein Mitleid mehr vorhanden, sondern die Diskussionen fangen an. Für mich ist diese Debatte vielleicht ein Anfang für mehr Miteinander und weniger Mitleid.

Sportler Markus Rehm: Nur über die Prothese definiert
Als ich zum ersten Mal von der Diskussion um den Leichtathleten Markus Rehm gehört hatte, dachte ich nur: “Now we’re talking” – endlich reden wir mal! Denn bei den Nordrhein-Meisterschaften hat der Sportler alle Konkurrenten im Weitsprung geschlagen. So weit, so uninteressant. Einziges Manko: Rehm trägt eine Prothese und die anderen Athleten waren nicht-behindert, und genau da fangen jetzt die Probleme an. Auf einmal ist von Technik-Doping die Rede und ob man die Leistungen vergleichen kann.
Natürlich muss überprüft werden, ob die Prothese einen Vorteil beim Weitsprung bringt, aber warum fängt die Diskussion erst an, wenn ein Mensch mit einer “Behinderung” auf einmal besser ist als Nicht-Behinderte. Rehm ist in dem Wettbewerb ein gutes Beispiel, warum Behinderung nicht mit dem Menschen gleichzusetzen ist. Die defizitorientierte Sicht auf Behinderung hat der Sportler wiederlegt, wenn er mit den anderen Athleten mithalten kann. In der Diskussion ändert sich aber der Blick auf die Prothese, die auf einmal nicht mehr die Behinderung definiert, sondern angeblich einen “Wettbewerbsvorteil” bringt. Es ist schon fast amüsant, wenn es nicht so traurig wäre, wie Rehm nur über die Prothese definiert wird.
Wo ist hier eigentlich das Mitleid geblieben?
Doch eigentlich interessiert mich ein anderer Punkt in der Debatte: Wo ist hier eigentlich das Mitleid geblieben? Ob nun bei mir selbst oder bei Freunden, die eine Behinderung haben – es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht mit Mitleid konfrontiert werden. Natürlich ist es ein schöner menschlicher Zug, wenn Menschen anderen Menschen gegenüber nicht komplett kalt und empathielos sind, aber von Mitleid kann man sich auch nichts kaufen, und es regt noch nicht mal zu Diskussionen an. In manchen Fällen ist Mitleid sogar ein Persilschein für das eigene Gemüt und bringt dem Bemitleider mehr als dem Bemitleideteten.
Mein großes Problem mit Sätzen wie “Oh Mensch, das mit den Rollstuhl ist wirklich schrecklich!”, “Ich finde es toll, was du so machst” oder um es auch wieder olympisch zu sehen: “Super, dass du das mitmachst! Ist ja so schwer für dich!” – begleitet mit einem traurigen Blick bringt es uns keinen Schritt weiter in einer Diskussion für mehr Inklusion. Wenn für jedes Mal Mitleid, was ich auf der Straße erfahre, eine Barriere abgebaut worden wäre, dann könnten wir Wheelmap.org, die Onlinekarte für rollstuhlgerechte Orte, schließen und ich könnte ein Eis essen gehen, in jedem Restaurant der Stadt. Aber so ist es leider nicht, und daher finde ich die Debatte um Rehms Erfolg so interessant, weil sie erst an einem Punkt kommt, wo er besser ist als seine nicht-behinderten Konkurrenten.
Ein Sprung für Miteinander statt Mitleid
Auf einmal ist nichts zu hören von “Hey, nun lasst ihn doch auch mal gewinnen, er hat es doch sonst schon so schwer” oder “Na, wenn er mit der Medaille sein Schicksal überwinden kann, dann ist es doch super!”. Nein, es kommt zu einer knallharten Debatte, ob er die Leistung gebracht hat oder nicht. Aber genau hier wird es problematisch für andere Menschen mit Behinderungen: Wir werden nicht immer die Leistungen bringen, die Menschen ohne Behinderungen bringen können, weil an vielen Stellen die Welt für Menschen mit Behinderungen nicht gestaltet wurde, und das muss sich ändern.
Unsere Sozialhelden-Grafikerin sitzt im Rollstuhl und macht eine wunderbare Arbeit und könnte sich auch in vielen anderen Firmen bewerben, aber wenn sie an der Treppe zum Büro scheitert, dann trägt sie auch kein Mitleid nach oben, sondern jemand anderes bekommt den Job. Und diesen Barrierenabbau müssen wir schaffen, weil es sonst immer einfach ist, Mitleid zu haben, und es lächerlich wird, wenn dann doch mal ein Mensch mit Sehbehinderung einen besseren Text schreibt als der Kollege und danach im Büro gesprochen wird, ob er den besseren Computer hat. Denn eine Vergleichbarkeit von menschlichen Leistungen sollte es nicht geben und schon gar nicht zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, aber eine Chancengleichheit, die kann man herstellen.
Natürlich soll das Mitleid nicht mit Mitgefühl verwechselt werden, und so hoffe ich auch, dass die Debatte um Markus Rehm keine große Belastung für ihn ist. Wir müssen Mitleid durch ein Miteinander ersetzen, weil das auch Inklusion bedeutet, und als Beispiel würde ich in Zukunft gerne den großen Sprung von Rehm zitieren.
Dieser Text entstand für das Inklusions-Blog der Aktion Mensch.
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March 31, 2014
Ich muss mal kurz etwas loswerden…
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Irgendein Sprichwort sagt doch “Mit dem Alter kommt die Ruhe”. Okay, vielleicht stimmt das. Aber ich bin da wohl Sprichwort-inkompatibel. Denn mit meinen 33 Jahren werde ich immer unruhiger, was gesellschaftliche Prozesse und den Umgang mit Menschen mit Behinderungen angeht.
Obwohl in der BRD mehr als acht Millionen Menschen eine Behinderung haben, kommt es mir so vor, dass in der Gesellschaft noch an vielen Stellen diese “Minderheit” ignoriert wird.
Die Gesellschaft ist dabei natürlich ein viel zu pauschalisierender Begriff und ich möchte es ein bisschen konkreter fassen: ich denke in dem Fall an die Medien, an akademische Konferenzen, Hotels, Fluggesellschaften und die vielen weiteren, die Behinderungen gerne wahrnehmen, wenn es eine “Überwindungs-Geschichte” ist, die einen Teenager mit Down-Syndrom endlich Basketball spielen lässt oder wenn eine gehörlose Frau endlich Töne wahrnehmen kann. Diese “Überwindungs-Geschichten” lassen viele Menschen ohne Behinderung lächeln, verklären aber die Realität von Behinderung und mildern die Auswirkungen zu häufig sogar ab, damit sie endlich in die Schubladen von nicht-behinderten Menschen passen.
Denn während wir uns rührende Bilder und Filme von Menschen mit Behinderungen via facebook zusenden, die ihr “Schicksal überwunden” haben, sind zur gleichen Zeit mehr als 80% der Menschen mit Behinderungen arbeitslos oder arbeiten in Werkstätten zu irrwitzigen Niedriglöhnen (z.B. 86 Euro im Monat), Unterstützungen werden gekürzt und Wiedereingleidrungsprogramme (was für ein Wort…) sind nur unzureichend ausgebaut. Nicht zuletzt werden auch die Vorgaben für Barrierefreiheit von tausenden Firmen und Institutionen umgangen.
Wer mich kennt, der weiß dass ich nicht gerne über meine Behinderung schimpfe und sie gerne auch mal mit einer Haarfarbe vergleiche,
aber es ist eben auch nicht immer alles positiv und ich habe auch an vielen Stellen Glück gehabt. In vielen Fällen überwiegen die negativen Seiten des Behindertseins bzw des Behindertwerdens, vor allem wenn die von Nichtbehinderten geschaffenen Strukturen dafür verantwortlich sind und man sich als Minderheit machtlos fühlt. Das muss einfach mal gesagt werden!
In meiner Arbeit und meinem Umfeld habe ich viele Kollegen und Freunde mit und ohne Behinderung, die sich stark für Inklusion einsetzen und mit mir viel darüber diskutieren und das auch weit nach Dienstschluss, am Wochenende quasi in ihrer Freizeit. Leider merke ich auch bei ihnen eine gewisse Müdigkeit und Ratlosigkeit, die aus der Machtlosigkeit gegenüber den schier unzähligen Inklusionskritikern entstehen. Dabei ist es natürlich wichtig, dass auch Menschen ohne Behinderung die Inklusion vorantreiben und die Debatte nicht von denen dominiert wird, die meinen:
Inklusion ja, aber mit Abstrichen!
Vielleicht muss man dafür erstmal festhalten:
Behinderungen sind nicht “ansteckend”, lasst uns gerne in den Dialog kommen! Inklusion ist auch nicht nur für die Behinderten da, sondern ein Leitbild für die ganze Gesellschaft. Vorrausgesetzt, wir wollen Inklusion überhaupt…
Vielleicht ist Inklusion gar nicht gewollt und wir lassen in einer leistungsgetriebenen Gesellschaft lieber die “Schwachen” und “Eingeschränkten” zurück? Das kann ich nicht akzeptieren! Soll das nicht-behinderte Kind wirklich nicht in eine Inklusionklasse, weil es dort “weniger lernt”? Wer entscheidet das? Natürlich jemand ohne Behinderung.
In der Öffentlichkeit höre ich immer wieder:
Ja, Inklusion muss her!
Aber warum geht es dann so schleppend und halbgar voran?
Ich bin fest davon überzeugt, dass eine ECHTE Begegnung mit einem Menschen mit Behinderung auch mit den unausgesprochenen Vorurteilen, dass sie “Faulpelze”, “Schnorrer”, “Störer” oder gar “Simulanten” sind, sofort aufräumen würde, aber dazu muss die Begegnung überhaupt erstmal stattfinden und eine Gelegenheit bekommen!
Dafür müssen wir Menschen mit Behinderungen auf Veranstaltungen kommen, an Schulen und Universitäten lernen können und natürlich ins Berufsleben (auf dem ersten Arbeitsmarkt) einsteigen können.
Behinderungen sind nicht “heilbar”, sollten nicht “ruhig gestellt werden” und werden schon gar nicht durch inspirerende Videos verschwinden oder von Verbänden gelöst.
Meinen Rollstuhl werde ich immer behalten, er ist meine Freiheit und die Stufe, der Brand- und der Denkmalschutz sind meine Feinde, die mich daran hindern. Also braucht es nicht die medizinisch, defizitorientierte Perspektive auf Behinderung, sondern einfach eine gesellschaftspolitische Vereinbarung zur Inklusion.
Vielleicht ist ein inklusiver Alltag nicht so “sexy” und mit Anstrengungen Aller verbunden, aber das ist die Realität. Inklusion ist kein Ziel sondern ein Prozess. Ein Prozess der Annahme und der Bewältigung von menschlicher Vielfalt. Wir sollten aufhören Ausreden zu finden, warum Inklusion nicht machbar ist und endlich anfangen Wege zu finden, die eine gleichberechtigte Teilnahme an der Gesellschaft möglich machen. Vielleicht werde ich dann im hohen Alter auch ruhiger sein.
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March 19, 2014
Mein ungutes Gefühl
Am liebsten würde ich keine Artikel mehr schreiben müssen, weil das ein Zeichen wäre, dass die Inklusion voranschreitet. Aber manchmal scheitert dieses Ziel schon an den Gefühlen einzelner Politiker und Kolumnisten vermutet der Aktivist und Blogger.
In manchen Momenten würde ich gerne mal aus dem Rollstuhl aufstehen, um mich gleich danach vor Unfassbarkeit wieder hinzusetzen. So ging es mir auch in den letzten Wochen bei der unsäglichen Diskussion, die von dem Kolumnisten Matthias Matussek losgetreten wurde, mit der Überschrift “Ich bin wohl homophob. Und das ist gut so”. Von dem Kolumnisten ist man solche Provokationen gewöhnt und die Empörung kam prompt und zurecht.
Denn was bei den unangenehmen Worten immer wieder mit kommt, ist ein Schwall von Menschen, die ihm Recht geben und sagen “man muss ja noch sagen können!”. Aber was muss man sagen können? Dass einige Partnerschaften besser sind als andere oder die Liebe zweier Männer “defizitär” ist? Ohne irgendwelche Grundlagen werden hier konservative Bilder bestätigt, die alle Forderungen nach Inklusion kaputt machen, mit der einfachen Begründung: einige Rollenvorstellungen, Leistungen und Leben sind besser als andere.
Man könnte die Kolumnen von Matussek vielleicht genauso irgnorierend zur Seite schieben, wie das Geschwurbel von F.J. Wagner, aber leider bleiben diese Gedanken oft nicht in der Kolumne, sondern spiegeln auch ein Bild in der Politik wieder: ein Systemwechsel ist nicht möglich, wenn haltlose Begründungen immernoch eine Akzeptanz in der Gesellschaft haben und somit politische Handlungen lahmlegen.
Dabei ist mir auch eine Szene im Wahlkampf von Angela Merkel im Gedächtnis geblieben: auf die Frage eines Mannes, warum es denn immer noch so schwer ist, für Homosexuelle Paare ein Adoptionsrecht zu bekommen, antwortete Merkel: „Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich mich schwertue mit der kompletten Gleichstellung (…) Ich bin unsicher, was das Kindeswohl anbelangt.“
Nicht nur auf die spezielle Frage finde ich die Antwort unzureichend, sondern auch auf eine andere Dimension: konservative Kräfte haben oft Probleme mit Veränderungen und an einigen Stellen werden die Begründungen dann wohl absurd oder abstrakt. Von einer Regierungschefin verlange ich mehr als eine Begründung mit Bauchgefühl und Unsicherheit.
Was haben jetzt Merkel und Matussek gemeinsam? Sie erzeugen Bilder, die keiner wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Bei Matussek ist es ein ominöser homosexueller Freund und bei Merkel das Gefühl. Beide Argumentationsstränge sind nicht messbar, aber können jede Veränderung blockieren und ist leider auf viele andere “Minderheiten” übertragbar. Was wäre, wenn man einfach sagt: “Ich tue mich schwer mit der kompletten Inklusion, weil ich mir unsicher über das Gemeinwohl bin.”? In der Inklusionsdebatte werden dann sehr oft “Fakten” angeführt, die so nicht stimmen. So können angeblich nicht alle Kinder inklusiv beschult werden oder es würde zu viel Geld kosten. In manchen Diskussionen kommt dann auch der Mutusseksche Kolumnistendreh: “Ich kenne jemanden, dessen behindertes Kind will gar nicht auf eine Regelschule usw.”
Eine Freundin von mir, Lisa Reimann, hat dazu Inklusionsfakten.de gestartet – eine kleine Seite, auf der sie zu den Mythen rund um Inklusion wissenschaftliche Argumente bringt, die diese widerlegen oder zumindest eine andere Sicht auf die Dinge geben.
Ich möchte Veränderungen und fühle mich unsicher, wenn diese mit nicht begründbaren Argumenten blockiert werden oder auch kleinste Schritte als “Erfolg” gezählt werden. Bei der Wahllokaltester-Tour der Aktion Mensch waren öfter die Sätze von verantwortlichen Politikern zu hören, dass man “sich im Rahmen der Möglichkeiten bewege”. Aus meiner Sicht macht man es sich damit aber ein bisschen einfach, weil vielleicht der Rahmen nicht stimmt. Wenn heutzutage immer noch öffentlich zugängliche Lokale umgebaut werden können und dann eine Behindertengerechte Toilette im Keller haben, dann stimmt vielleicht der Rahmen nicht.
Es wäre wirklich schön, wenn wir gesellschaftliche Diskussionen zu Gleichberechtigung und Inklusion mit Fakten schaffen und sie nicht auf Gefühle oder imaginäre Freunde bauen. Vielleicht müsste ich dann hier auch keine Artikel mehr schreiben, sondern könnte in jedes Café gehen und würde trotz Assistenz das gleiche Gehalt wie meine Kollegen verdienen. Das wäre ein schönes Gefühl.
February 28, 2014
Paralympische Spiele in Sochi 2014 – Neue Resonanz, neue Gesichter, neue Perspektiven
Deutscher Behindertensportverband
Über das gestiegene Medieninteresse an den Paralympischen Spielen und warum dies eine Chance für eine neue Berichterstattung ist.
Bei gefühlten 50 Augenpaaren von Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland, die mich während meines Vortrags zu Leidmedien.de anschauten, staunte ich nicht schlecht. Das Thema Sport mit Behinderung scheint immer mehr Medienmacher zu begeistern. Sie alle kamen zum Medienworkshop des Deutschen Behindertensportverbands am 26. Februar 2014 nach München, um sich auf die Paralympischen Spiele in Sochi 2014 vorzubereiten.
13 Interviewte gegenüber 60 Medienmachern
Vor Ort in Sochi drückt sich das Medieninteresse in Zahlen so aus: 650 internationale Medien, 2.200 akkreditierte Medienmacher und Übertragungen in TV-Sender aus 55 Ländern. Auch ARD und ZDF zeigen jetzt mehr: Während sie früher erst am Folgetag von den Spielen berichteten – und nur ca. 4 ½ Stunden (Salt Lake City, 2002) –, werden jetzt noch am selben Tag und insgesamt bis zu 20 Stunden übertragen.
Dabei wird es vor Ort in Sochi gar nicht so leicht werden, jedes Journalistenherz glücklich zu machen, denn auf 13 nominierte Athletinnen und Athleten kommen bereits mindestens 60 Journalistinnen und Journalisten. Vor allem Andrea Eskau dürfte schwer zu erreichen sein, denn sie startet ganze sieben Mal und hat daher nur einen freien Tag, verriet die Pressesprecherin vom DBS, Marketa Marzoli.
Zwischen Interviews und Dopingkontrollen
Die Hälfte der deutschen Mannschaft ist zum ersten Mal bei den Paralympischen Spielen dabei. Wenn die Athletinnen und Athleten auch zum ersten Mal in Russland sind, werden sie wenig Zeit haben, das Land zu entdecken. Neben Wettkampf und Interviews stehen da noch um die 600 Dopingkontrollen – übrigens auch der Begleitläufer – an. Und nach der Regel der “Whereabouts” müssen sie auch alle halbe Stunde melden, wo sie sind.
Das war mir neu, genauso wie die einzelnen Klassifzierungssysteme, in die die Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung eingeteilt wurden. Wäre ich Wintersportler, gehörte ich nun in die Gruppe der “les autres”, also solchen, die nicht richtig klassifizierbar seien (wie z. B. Menschen mit Kleinwuchs und Lähmungen). Aber manche Menschen mit Behinderung können auch gar nicht an den Paralympischen Spielen teilnehmen, wie der Sportdirektor des DBS, Frank-Thomas Hartleb, erklärte: Zum Beispiel gehörlose Menschen und solche mit einer sogenannten “geistigen Behinderung”.
Vom Helden zum Sportler
Ja, sogenannt. Eigentlich nennen sie sich ja oft “Menschen mit Lernschwierigkeiten”. Um Sprache ging es also in meinem Vortrag. Dass zum Beispiel Sportler mit Behinderung nicht so gerne Floskeln hören wie “Trotz körperlicher Einschränkung hat er hohe Ziele” oder “Sie kämpft nicht nur gegen ihre Gegner, sondern auch gegen ihre Behinderung”. Sie selbst haben mir gesagt, dass sie einfach gerne als Sportler dargestellt werden.
Mich freute aber zu hören, dass der DBS dabei ist, neue Vorbilder zu schaffen. Durch die Förderung einer dualen Karriere wie für Andrea Eskau, damit sie Sport und Beruf miteinander vereinbaren kann. Und durch ein paralympisches Jugendlager, das Jugendliche mit und ohne Behinderung zu gemeinsamen Zuschauern der Paralympischen Spiele in Sochi macht. Jetzt bin ich gespannt, wie während und nach den Spielen in Sochi über Menschen mit Behinderung berichtet wird.
Dieser Text entstand für das Inklusions-Blog der Aktion Mensch.
February 15, 2014
Buchpräsentation beim WDR “Kölner Treff”
Bettina Böttinger präsentiert mit dem “Kölner Treff” die Talkrunde im WDR Fernsehen. Prominente Gäste und Menschen, die nicht tagtäglich im Rampenlicht stehen, aber eine außergewöhnliche und bewegende Lebensgeschichte haben, treffen sich hier zum Talk. Im Mittelpunkt der 85-minütigen Sendung steht zwar der “Talk”: journalistisch, informativ, zuweilen auch kontrovers. Aber auch die ein oder andere kleine “Show” hat ihren Platz …
In dieser Sendung zu Gast sind der Schriftsteller und Kabarettist Frank Goosen, der Koch Alfons Schuhbeck, die Schauspielerin Cheryl Shepard, die Sängerin Angela Wiedl, die Kabarettistin und Schauspielerin Margie Kinsky sowie der Autor Raúl Krauthausen, der Glasknochen hat.
February 6, 2014
Mit Wheelmap.org auf der Local Web Conference 2014 in Nürnberg. #lwc14
Am 5. Februar 2014 hatte ich die großartige Gelegenheit auf der Local Web Conference 2014 dem Panel “Smart City – Menschen, Technik, Infrastruktur” beizuwohnen und einen kurzen Vortrag über die SOZIALHELDEN und die Wheelmap zu halten:
January 22, 2014
Das eigene Smartphone am Elektrorollstuhl-Akku aufladen

USB-Charger
Ich bin wahrlich kein Elektriker, aber als ich vor ein paar Jahren meinen neuen elektrischen Rollstuhl bekam, fragte ich meinen Orthopädiemeister, ob er mir nicht einen USB-Anschluss an den Rollstuhl-Akku bauen kann, damit ich mein Smartphone laden kann.
Fasziniert aber auch verunsichert von der Frage, erwiderte er:
Nein, das geht nicht. Die Stromleistung ist nicht die gleiche.
Er versuchte es genauer zu begründen aber mit meinen schulphysikalischen Grundkenntnissen ahnte er schon, dass ich es nicht begreifen würde. Gleichzeitig wollte ich mich mit einem “Nein” aber auch nicht zufrieden geben und so fragte ich ihn, ob er mir nicht einfach einen Zigarettenanzünder wie im Auto an den Akku bauen könnte.
Zu meinem Erstaunen antwortete er blitzschnell, dass das kein Problem sei.
Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, warum ein USB-Anschluss direkt nicht geht, der Zigarettenanzünder hingegen kein Problem ist. Aber im Elektroladen findet man handelsübliche USB-Anschlüsse für den Zigarettenanzünder im Auto. So einen habe ich mir für 5 € gekauft und kann nun problemlos mein Smartphone am Rollstuhl-Akku aufladen.
Auf Konferenzen und Messen ist das übrigens ein Riesen-Hit. Unzählige Male habe ich schon meinen Anschluss an stromhungrige Messebesucher verliehen.
Insgesamt macht das meinem Rollstuhl-Akku überhaupt nichts aus. Ein Smartphone braucht, im Vergleich zum Elektromotor des Rollstuhls, so wenig Strom, dass das nicht ins Gewicht fällt.
January 19, 2014
Mini-Rollstuhlrampe mit LEGO selber bauen.
Neulich schrieb ich, wie ich mir mit meinem 3D-Drucker eine Rampe druckte. Das ganze war natürlich mehr eine Spielerei, als wirklich eine Lösung, die jeder für sich anwenden könnte.
Also dachte ich mir: Wie wäre es, wenn man statt eines 3D-Druckers einfach LEGO-Steine nimmt? Gesagt getan.
Im LEGO-Online-Shop gibt es die phantastische Möglichkeit, Steine einzeln zu bestellen. Ich zögerte nicht lange und bestellte mir zahlreiche Dachziegeln und 8er. Mit meinen Mitbewohnern dann entwickelten wir verschiedene Prototypen. Heraus kam folgende Rampenkonstruktion, die ein Kompromiss aus Einfachheit, Gewicht und Stabilität ist.

LEGO-Rampe
Prototyp!
Natürlich handelt es sich bei dem Projekt um einen absoluten Prototypen. Jede Nachahmung und jedes Nachbauen erfolgt auf eigene Gefahr!
Was man noch verbessern könnte
Grummimattierung am Boden, damit die Rampen beim Herunterfahren nicht wegrutschen
Evtl. kann man größere Bausteine verwenden. Ist LEGO-Duplo vielleicht sogar stabiler?
Die Kosten
Die LEGO-Steine kosten zwischen 16 und 30 Cent pro Stück. Pro Rampe verwendeten wir:
58 Dachziegeln (2×3 mit 25° Steigung)
214 Achter (2×4)
und 5 Zweier (1×2)
Natürlich könnte man das ganze auch aus Holz oder Alu fertigen. Allerdings sind diese Dinger dann meist schwerer. Aber gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen.
Was für Hilfsmittel würdet Ihr Euch drucken?
Schreibt es gern in die Kommentare unten.
P.S.: Ja, ich weiß, ich müsste meinen Rollstuhl mal putzen ;-)
December 27, 2013
Mini-Rollstuhlrampe mit einem 3D-Drucker selber drucken.

Mini-Rampe aus einem 3D-Drucker
Als ich mir Mitte des Jahres einen 3D-Drucker von MakerBot kaufte, druckte ich Anfangs natürlich vor Allem Schlüsselanhänger und Smartphone-Hüllen zum Lernen und Ausprobieren.
Auf einschlägigen Plattformen wie zum Beispiel Thingiverse findet man so allerhand 3D-Modelle zum Nachdrucken. Beim Stöbern stieß ich dann auf den “Cupholder” für Rollstühle. Eine coole Idee, wie ich fand. Nur leider scheiterte ich mit meinen 3D-Design-Fähigkeiten um den Cupholder auf meine Bedürfnisse bzw. meinen Rollstuhl anzupassen. Für Rollstühle gibt es bis dato auf Thingiverse noch relativ wenig.
So experimentierte ich mit den Grundformen und kam relativ schnell zu der Idee, mir zwei kleine Keile zu drucken, um mit ihrer Hilfe mit meinem Elektro-Rollstuhl kleinere Stufen hochzufahren. Die Rampen sollten groß genug sein, um eine ordentliche Stufe hochzufahren und klein und leicht genug, um sie in den Rucksack stecken zu können.
Der erste Versuch scheiterte auch prompt, da die Keile zu steil waren. Aber mit der Hilfe meines Kumpels Benni vom Kickerverleih 5meter.de optimierten wir die Form, reduzierten die Steigung, fügten ein Anti-Rutsch-Profil für die Räder hinzu und experimentierten mit der Stabilität.
Heraus kam folgende Rampe
3D-Modell der Rampe

Mini-Rampe aus einem 3D-Drucker – Beim Herauffahren

Mini-Rampe aus einem 3D-Drucker – Beim Herunterfahren mit den Vorderrädern

Mini-Rampe aus einem 3D-Drucker – Beim Herunterfahren mit den Hinterrädern
Natürlich ist das noch nicht der Weishseit letzter Schluss. Die Rampen kann ich beispielsweise aus dem Rollstuhl heraus nicht selber anlegen. Allerdings war das auch nicht die Idee. Jemanden um Hilfe zu bitten, halte ich für vertretbar. Rein theoretisch könnte man sie aber mit einem handelsüblichen Greifer alleine in die richtige Position bringen.
Prototyp!
Natürlich handelt es sich bei dem Projekt um einen absoluten Prototypen. Jede Nachahmung und jedes Nachdrucken erfolgt auf eigene Gefahr!
Was man noch verbessern könnte
Grummimattierung am Boden, damit die Rampen beim Herunterfahren nicht wegrutschen
Die Füllung sollte man bei 20% einstellen, damit die Rampe nicht bricht
Wenn der Prototyp ausgereift ist, dann könnte man natürlich bei Kunststoff-Firmen wie Mertl oder den Tischlern seines Vertrauens fragen, ob sie einem eine richtige Rampe in (klein)Serie produzieren könnten.
Die Kosten
Der 3D-Drucker ist natürlich das teuerste an der ganzen Sache:
Der MakerBot Replicator 2 kostet aktuell ca. 2000 $.
Mit einer Plastikspule für ca. 50 $ zum Drucken schafft man ca. 2-3 Rampen.
Die Druckdauer beträgt ca. 26 (!) Stunden, wenn alles gut geht.
Das 3D-Modell unserer Rampe kann man sich bei Thingiverse herunterladen.
Wer keinen 3D-Drucker hat, kann bei 3dhubs.com nach Orten in seiner Nähe suchen, wo einer steht und sich ggf. auf eigene Verantwortung eine Nachdrucken bzw. das Model weiterentwickeln und verbessern. Es wäre toll, wenn die Ergebnisse auch wieder mit allen anderen geteilt werden würden. Einfach die Links in den Kommentaren hier posten ;-)
Bloss kein Patent anmelden!
In facebook-Kommentaren kam der Vorschlag auf, dass ich die Idee patentieren lassen sollte. Das halte ich für keine gute Idee. Bei diesem Projekt handelt es sich einfach um eine Idee für alle handwerklich interessierten.
Alternativen
Einige Facebook-, twitter- und Google+-Freunde schlugen vor, ob man die Rampe nicht nach dem LEGO-Prinzip einfach zusammenbauen könnte. Eigentlich dürfte man diese ziemlich einfach mit 100 “Roof Tile 3X4/25°“- und 100 “2×4“-Steinen zusammenstecken können und so sogar, individuell auf die Stufe angepasst, eine Rampe bauen.
LEGO-Dachziegel
Allerdings wäre das jedes Mal immer eine ganz schöne Frickelarbeit :-)
Kostenpunkt ca. 50 €
Natürlich könnte man das ganze auch aus Holz oder Alu fertigen. Allerdings sind diese Dinger dann meist schwerer. Aber gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen.
Was für Hilfsmittel würdet Ihr Euch drucken?
Schreibt es gern in die Kommentare unten.
P.S.: Ja, ich weiß, ich müsste meinen Rollstuhl mal putzen ;-)