Raúl Aguayo-Krauthausen's Blog, page 39
September 29, 2014
CBM-Botschafter-Reise nach Bangladesch. #cbmbd14
Am Montag, den 13. Oktober 2014, reise ich als Botschafter für die Christoffel Blindenmission (CBM) nach Bangladesch und besuche dort u.a. die von der CBM unterstützte Organisation Centre for the Rehabilitation of the Paralyzed (CRP). Das CRP liegt bei der Hauptstadt Dhaka und ermöglicht die Berufsbildung von behinderten Mädchen und Frauen. Außerdem betreibt das CRP Präventions-, Aufklärungs- und Lobbyarbeit sowie Bewusstseinsbildung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Viele Überlebende des tragischen Fabrikeinsturzes im letzten Jahr werden hier behandelt.
Hier, unter http://raul.de/bangladesch, werde ich ab Mitte Oktober über unsere Reise und meine Eindrücke berichten.
Gerne könnt ihr auch in den Kommentaren Fragen stellen und ich werde versuchen, sie während bzw. nach der Reise zu beantworten.
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CBM-Botschafter-Reise nach Bangladesch
Mitte Oktober reise ich als Botschafter für die Christoffel Blindenmission (CBM) nach Bangladesch und besuche dort u.a. die von der CBM unterstützte Organisation Centre for the Rehabilitation of the Paralyzed (CRP). Das CRP liegt bei der Hauptstadt Dhaka und ermöglicht die Berufsbildung von behinderten Mädchen und Frauen. Außerdem betreibt das CRP Präventions-, Aufklärungs- und Lobbyarbeit sowie Bewusstseinsbildung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Hier werde ich ab Mitte Oktober über unsere Reise berichten.
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September 15, 2014
Die iNklusion ist da
Endlich gibt es ein neues iPhone und eine Uhr und vieles mehr. Ein neues technisches Produkt vorzustellen, ist schon eine Kunst, aber vielleicht müsste man auch Menschenrechte so präsentieren. Raul Krauthausen stellt heute die neue iNklusion vor.
In vielen Fällen gehen Inklusionsbefürworter davon aus, dass eine gerechtere Welt mit mehr Teilhabe von unterschiedlichen Menschengruppen möglich ist. Gleichberechtigung ist sogar ein Menschenrecht, was unter anderem in der UN-Behindertenrechtskonvention ausgedrückt wird. Viele Menschen sollten also diesem Gesellschaftsbild zustimmen, und genau wie beim Umweltschutz oder bei der Nachhaltigkeit werden sie es auch offiziell tun, aber wenn es dann in die eigene Umwelt geht, werden schnell Stimmen laut: „Inklusion schön und gut, aber nicht in meinem Garten!“
Ein Beispiel, an dem ich dieses Phänomen immer wieder beobachte, sind Kommentare unter Artikeln zum Thema „Inklusion und Schule“: Egal ob der Artikel positiv über gelungene Inklusion schreibt oder negativ über die neuen Herausforderungen von Lehrkräften, in vielen Kommentaren kommt zum Ausdruck: Inklusion bitte nicht in der Klasse meines Kindes. Argumente wie „dann lernt mein Kind nicht mehr so schnell“ oder „unter diesen politischen Testballon soll die Ausbildung meiner Tochter nicht leiden!“. Dass diese Argumente viel zu oft aus der Luft gegriffen sind, erklärt Inklusionsfakten.de ausführlich, aber hinter diesen Kommentaren schwingt weiterhin ein Misstrauen gegenüber einer „Utopie“.
Deswegen sollte man die Inklusion vielleicht wirklich mal als ein Produkt begreifen, dass die ganz praktischen Vorteile für gewisse Zielgruppen aufzählt. Darf ich vorstellen: die iNklusion.
iNklusion an Schulen
Immer öfters werden neben dem Handwerk des Auswendiglernens sogenannte „Soft Skills“ gefordert. Also „weiche“ Eigenschaften, die Schülerinnen und Schüler erlernen sollen, um später in Unternehmen tolle, teamfähige und sympathische Mitarbeiter zu sein. Stellen wir uns ein Kind vor, dass ziemlich gut in der Klasse ist und den Lernstoff schnell begreift, und jetzt stellen wir uns noch ein Kind vor, das nicht so schnell den Stoff begreift oder es vielleicht nochmal anders erklärt bekommen soll. Hier hilft die iNklusion: Das eine Kind kann dem anderen Kind den Stoff vermitteln und erlernt somit den Soft Skill „Teamfähigkeit“. Ein weiterer Nebeneffekt für das lehrende Kind ist die Verinnerlichung des Stoffes. Lehrer und Lehrerinnen können mit der iNklusion auch bewusst Kinder zusammenführen, die sich helfen und den Lehrstoff gemeinsam erarbeiten.
iNklusion in der Ausbildung
Fast jedes Jahr gibt es Nachrichten von zu wenigen Ausbildungsplatzbewerbern. Für einige Jobs gibt es oft kein Nachwuchs. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderungen doppelt so hoch wie bei Nicht-Behinderten. Durch ein iNklusives Schulsystem könnten auch mehr Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt kommen.
iNklusion im Arbeitsmarkt
Es ist die alte Frage von „Henne und Ei“: Gibt es zu wenige Arbeitsplatzbewerber mit Behinderung oder zu wenige Arbeitsplatzstellen für Menschen mit Behinderungen? Menschen mit Behinderung können eine Bereicherung für das Team sein. Es kann neue Impulse geben, weil viele Menschen mit Behinderungen gerne um die Ecke denken (da sie es im Alltag auch öfter machen müssen), und es kann auch eine andere Teamfähigkeit (siehe Soft Skills) entstehen. Auch auf der anderen Seite kann iNklusion neue Arbeitsplätze schaffen, wie wir beispielsweise bei den SOZIALHELDEN ein Team von zehn Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind, die auch alle (gerne) Steuern zahlen.
iNklusion im Alltag
Wer von uns hat nicht schon mal einen Aufzug oder vielleicht eine Rampe genutzt? Einige Freunde von mir hören sich sehr gerne die Audiokommentare bei Fußballübertragungen an, da sie die „normalen“ Kommentare nerven. Verbesserungen im Alltag durch die iNklusion werden nicht nur für Menschen mit Behinderungen gestaltet, sondern für die ganze Gesellschaft. iNklusion möchte Zugänge zum Alltag schaffen, und das kann sogar so weit führen, dass beispielsweise Menschen mit Hörbeeinträchtigungen die Lippen von Fußballspielern ablesen und damit „Nicht-Behinderte“ unterstützen.
Wenn man all diese Punkte zusammen nimmt – und es gibt noch viele mehr –, dann kann iNklusion ein Standortfaktor sein, der nicht zu unterschätzen ist. Und das Beste daran: iNklusion ist ab sofort verfügbar. Fangen wir also an.
Dieser Text entstand für das Inklusions-Blog der Aktion Mensch.
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August 1, 2014
Arbeit + Assistenz = Altersarmut
Als Mensch, der auf persönliche Assistenz angewiesen ist, bekomme ich alle paar Monate Post vom Sozialamt. So auch heute.
Sie wollen mal wieder vollen Einblick in meine Konten. Die Kontoauszüge der letzten drei Monate sowie meinen Einkommenssteuerbescheid aus dem letzten Jahr. Außerdem soll ich doch bitte meine (Dienst-)Reisen in angemessener Form nachweisen.
Kurzum: Sie wollen wissen, wie viel ich verdien(t)e und was ich mit meinem Geld anstelle.

#allin clusive or nothing
Ich muss mich seit Jahren nackig machen. Das Verhältnis zwischen dem Sozialamt und mir ist geprägt von Misstrauen und dem unwohlen Gefühl, des Eingriffs in meine Privatsphäre. Dabei habe ich noch nie betrogen.
Ich bin sogar so ehrlich und sage, dass mich das mürbe macht. Jedes Mal, wenn ich die Ökopapier-grauen Umschläge des Amtes im Briefkasten finde, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich will mich nicht permanent als “Betrüger” oder “Schnorrer” fühlen müssen. Ich bin selbständig tätig und habe kein geregeltes Einkommen. Ich gebe Lesungen, Vorträge, berate und gebe Workshops über Innovationen in den Bereichen Barrierefreiheit und Inklusion. Ich lebe so zusagen von der Hand in den Mund. Keine Altersvorsorge, kein Bausparvertrag, keine Lebensversicherung. Der Grund: Ich darf nicht!
Die Fakten:
Da ich als “ergänzende Sozialhilfe” meine Assistenz vom Sozialamt bezahlt kriege, falle ich unter das SGB IX. Dort ist geregelt, dass Menschen wie ich
nicht mehr als den doppelten Hartz IV-Satz verdienen
und nicht mehr als 2600 € ansparen dürfen. (Kein Bausparvertrag, keine Lebensversicherung, kein Erben)
und sogar mein/e Beziehungspartner/in, sollte ich mal heiraten, würde mit ihrem/seinem Einkommen herangezogen werden.
Ergebnis:
Ich soll nun monatlich, rückwirkend über 300 € für meine Assistenz selber aufbringen. Das ist nach Miete (700 €) und Krankenkasse (450 €) der drittgrößte Posten meiner Ausgaben.
Ich bin machtlos. Ich werde mein Leben lang diese Behinderung haben. Sie ist kein vorübergehender Zustand wie manche Arbeitslosigkeit. Meine Altersarmut ist vorprogrammiert, wenn sich an der Gesetzeslage in den nächsten Jahren nichts ändert. Ich ertappe mich sogar manchmal bei der Frage:
“Warum arbeite ich eigentlich?”
Ich will nun wirklich nicht reich werden, aber als Gründer und Arbeitgeber mit über acht Angestellten und sechs Assistenten, die mir abwechselnd im Alltag helfen, schaffe ich ja auch (rein volkswirtschaftlich betrachtet) Arbeitsplätze! Warum werden wir Menschen mit Behinderung eigentlich immer nur als “Kostenfaktor” gesehen, und nur viel zu selten als Wirtschafts- oder Beschäftigungsmotor?
Auf der einen Seite sollen Kindergärten, Schulen-, Ausbildungsplätze, Unis und Arbeitsplätze inklusiver werden, Menschen mit Behinderungen sollen selbstbestimmt ihren Weg gehen/fahren können. Aber wenn sie dann Karriere machen wollen und “zuviel” (Was ist eigentlich zuviel?) Geld verdienen, dann wird es ihnen wieder genommen. Beißt sich die Inklusionsstrategie der Regierung hier eigentlich nicht selber in den Schwanz?
Inzwischen gibt es sogar Studien, die den Schluss nahelegen, dass diese ganze “verdient ihr zuviel?”-Kontrolle mehr Geld kostet, als durch sie am Ende gespart wird.
Dass ich nicht der Einzige bin, den das betrifft, zeigen zahlreiche weitere Fälle, Petitionen und Initiativen wie z.B.: Das Teilhabegesetz.org
Bitte spenden!
Die Leute vom Teilhabegesetz.org haben sogar ein Spendenkonto eingerichtet, um das Vorhaben, diese gesetzliche Ungerechtigkeit zu beseitigen, zu unterstützen:
NETZWERK ARTIKEL 3 e.V.
Kennwort: Bundesteilhabegesetz
Bank für Sozialwirtschaft Berlin
BLZ: 10020500
Konto: 3007500
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July 25, 2014
Raul Krauthausen zu Gast beim NDR in der Sendung “DAS!” mit Hinnerk Baumgarten vom 23. Juli 2014
“Berliner. Glasknochenbesitzer. Aktivist.“ So sieht sich der 1980 in Peru geborene Raúl Krauthausen selbst. Wegen einer seltenen Erbkrankheit, die seine Knochen leichter brechen lässt als die anderer Menschen, sitzt Krauthausen im Rollstuhl. Er sei “ein bisschen anders, und beim Anderssein stets humorvoll“, schreibt er auf seiner Homepage.
Trotz oder vielleicht gerade wegen seines Handicaps ist Krauthausen voller Tatendrang. Vor rund zehn Jahren gründet der Telefonseelsorger zusammen mit Freunden den Verein Sozialhelden, eine Art Denkfabrik für soziale Projekte – unter anderem eine digitale Landkarte für barrierefreie Orte. 2013 erhält Krauthausen für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz. Anfang dieses Jahres erscheint sein Buch “Dachdecker wollt ich eh nicht werden”. Darin erzählt Raúl Krauthausen von seinem Leben aus der Rollstuhlperspektive.
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July 14, 2014
#allin clusive or nothing
Eine Parodie auf die aktuelle adidas-Kampagne:
Post by Raul Krauthausen.
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July 11, 2014
Ein Interview in der Sendung ZIBB im rbb Fernsehen vom 9. Juli 2014
Raúl Aguayo-Krauthausen, der aufgrund seiner Glasknochen im Rollstuhl sitzt und kleinwüchsig ist, weiß, dass Viele Schwierigkeiten damit haben, Menschen mit körperlichen Einschränkungen unverkrampft zu begegnen.
Dabei ist seine Einschränkung für ihn eine Eigenschaft von vielen. In seinem Buch “Dachdecker wollte ich eh nicht werden” beschreibt er mit Witz und Sachkenntnis, wie sein Alltag wirklich aussieht und wie ein Miteinander von eingeschränkten und noch-nicht-eingeschränkten Menschen aussehen kann.
Hier der Mittschnitt des Interviews in der Sendung “zibb” des rbb Fernsehens:
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July 2, 2014
IMHO: Gehen ist auch nur kontrolliertes Stolpern!
Gehen ist auch nur kontrolliertes Stolpern! So sehen es nicht alle aber viele Menschen im Rollstuhl. Wenn ich besonders jene frage, die schon länger einen haben, erhalte ich oft die gleiche Antwort:
Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob ich irgendwann laufen kann oder nicht. Ich nehme einfach den Rollstuhl und los.
Und genau deshalb beobachte ich mit Unbehagen den neusten Medien-Wahn: Das Exoskelett.
Hier ein paar Schlagzeilen der letzten Wochen:
Gelähmter im Exoskelett wird den ersten WM-Ball kicken
Exoskelett soll Gelähmte gehen lassen
Wie Rollstuhlfahrer laufen lernen
OMG! LAUFEN!
Beim Schreiben solcher Schlagzeilen müssen die Journalistinnen und Journalisten wohl gedacht haben, dass Rollstuhlfahrende ihr ganzes Leben damit verbringen darauf zu hoffen, dass endlich jemand einen (hässlichen, schwerfälligen, teuren) Roboter baut und sagt:
Hier! Jetzt kannst du laufen!
Den Höhepunkt erreichte der Exoskelett-Wahn als es zu Beginn der Fußball-WM z.B. in der BILD hieß:
„WIE IM SCIENCE-FICTION FILM! Gelähmter im Exoskelett wird den ersten WM-Ball kicken
… sein gedankengesteuerter Anzug lässt den Querschnittsgelähmten wieder laufen
Ehrlich: Mein Rollstuhl ist eigentlich ganz cool. Und für mich ist das Letzte, was ich mir wünsche in einen Robocop-artigen Roboter geschnallt zu werden, um zu einer Marionette für irgendeine Firma mit Lauf-Besessenheit zu werden.
Das Problem an diesen Geschichten ist für mich, dass sie unbeabsichtigt die Lebensweise von Millionen von Menschen verleugnen, die wirklich glücklich mit und in ihren Rollstühlen sind.
Die implizite Botschaft der Medien ist:
Rollstühle sind schrecklich! Lauft lieber mit diesem Roboter!
Die großen Nachrichtendienste haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesen angeblichen „Traum“ aller Menschen im Rollstuhl zu zeigen, ohne sich vorher zu fragen:
Ist das wirklich deren Traum? Und: Wie wird sich diese erbarmungslose Jagd nach dem Pseudo-Laufen auf die Gefühle derjenigen auswirken, die diesen Traum nicht haben? Oder für die so ein Roboter aus welchen Gründen auch immer nichts ist?
Christiane Link bringt es auf ihrem Blog ziemlich gut auf den Punkt:
Nicht das “nicht Laufen können” ist das Problem, sondern die Barrieren im Alltag, die nicht weggehen, indem man in die Forschung gegen Querschnittlähmung investiert. Zudem ist es ziemlich illusorisch zu glauben, dass die jetzige Generation an Querschnittgelähmten davon noch etwas hat. Seit ich denken kann, höre ich, dass es bald ein Mittel gegen Querschnittlähmung geben wird. Man sei kurz vor dem Durchbruch. Ich bin jetzt 37 Jahre querschnittgelähmt. Wenn ich meine Lebensfreude von dieser Forschung abhängig gemacht hätte, meine Güte…
Um es nochmal klarzustellen:
Ich Träume nicht vom Laufen. Ich wünsche mir genauso wenig an einen Roboter geschnallt zu werden, wie ich mir wünsche mit weißen Haien zu schwimmen. Mein Leben im Rollstuhl ist ok! Ich mache viele tolle Dinge und kenne viele tolle Menschen. Gemeinsam mit ihnen kämpfe ich gegen Barrieren im Alltag und in den Köpfen. Ein Exoskelett würde daran wenig ändern. Ich wäre wahrscheinlich sogar noch mehr der Freak als ich es jetzt schon bin.
Also, liebe Medien:
Bitte hört auf den Menschen ein schlechtes Gefühl zu geben, nur weil einige von ihnen den „suboptimalen“ Rollstuhl bevorzugen.
Hört auf ständig über das Exoskelett zu sprechen und fragt lieber, woher dieser Normierungswahn kommt. Denn manchmal ist Laufen einfach überbewertet.
Eigentlich Wollen wir doch alle lieber fliegen können? Oder?
Disclaimer: Dieser Text ist frei übersetzt, ergänzt und inspiriert von Red Nicholsons Blogpost “Why the obsession with walking?”
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June 23, 2014
Die Arbeit ist nicht umsonst
Menschen mit Behinderungen werden oft gebeten sich auf Podien und Diskussionen zu beteiligen, Projekte und Forschungsprojekte zu unterstützen oder ihre Geschichte zu erzählen. Aber nur selten möchte jemand dafür auch bezahlen. Warum eigentlich?
Manchmal stelle ich mir Veranstalter vor, wie sie eine Diskussion oder Vortragsreihe planen. An dem Runden Tisch sitzen dann Menschen, die es bestimmt nur gut meinen und dann beschließen:
Wir brauchen noch mindestens einen Vortrag von einer Minderheit. Jemand der aus der Lebenswelt von Menschen mit Migrationsgeschichte, über seine Homosexualität oder körperliche oder psychische Behinderung berichtet.
Alle sind sich schnell einig, ja das brauchen wir. Bis auf den Budget-Planer:
Wir haben aber kein Geld mehr für einen zusätzlichen Vortrag. Vielleicht macht es Der-/Diejenige auch ohne Entlohnung. Sie oder er kann ja vor großem Publikum seine Geschichte erzählen. Das ist ja auch Werbung für ihn/sie. Er/Sie kann ja auch jemanden mitbringen. Wir können ihm/ihr anbieten die Kosten für Anreise und Unterkunft zu übernehmen.
Den ersten Teil von so einem (ausgedachtem) Gespräch kenne ich nicht, aber den letzten Teil “Leider können wir nichts bezahlen” habe ich schon oft gehört. In dem Moment muss ich mir immer auf die Zunge beissen, vor allem wenn es keine kleinen Vereine sind, die vielleicht wirklich kein Geld haben, sondern große Unternehmen/Organisationen. Dabei ist es doch ein Wert, den ich auf der Veranstaltung vermitteln soll. Es sind Erfahrungen, die geteilt werden und Ratschläge, die gegeben werden, die man auch nur durch ständige Arbeit erlernt. Zudem kann man in der Vortragszeit auch keiner anderen Arbeit nachgehen und muss sich frei nehmen. Da sind die Übernahme der Reise- und Unterkunftskosten ja wohl das Mindeste was ich erwarten kann.
Eine Geste der Inklusion. Nicht!
Und schlimmer noch: Manch einer denkt, es wäre eine Geste der Inklusion, dass sie einen Menschen mit Behinderung einladen. Es wird dann gedacht, dass eben dieser Mensch dankbar für die Möglichkeit ist, dass er etwas vor größerem Publikum sagen darf. Es wird erwartet, dass ganz nebenbei – und natürlich für kaum oder keine Gegenleistung – eine große Zuhörerschaft unterrichtet wird.
Der amerikanische Behindertenrechtler Lawrence Carter-Long sagte dazu:
Wenn du den Wert einer Kompetenz wertschätzt, dann ist der beste Weg es zu zeigen, dafür zu zahlen. Die Welt zu verändern sollte nicht zur Armut führen. Ich bin weder ein gemeinnütziger Verein, noch eine andere nichtstaatiche Organisation. Und das heißt? Wenn du mich wertschätzen möchtest, dann bezahle mich. Wenn du das nicht tust, dann zeigst du deutlich was dir unsere Community wert ist.
Man ist nicht gleich undankbar, nur wenn man nicht immer für umsonst arbeiten möchte. Es geht hier auch nicht darum, reich zu werden. Für Wohltätigkeitsorganisationen oder Schulen, kann man auch mal ohne Bezahlung arbeiten. Aber, wenn neben dem alltäglichen Vollzeitjob eine private oder öffentliche Organisation einen Vortrag hören möchte, dann gehört es einfach dazu, dafür entlohnt zu werden. Gleiches gilt für Publikationen. Möchte eine Organisation, dass für sie geschrieben wird, dann sollte das nicht für umsonst geschehen. Genauso darf man für genutzte Blogeinträge mindestens einen Backlink erwarten.
Professionalität und Aktivismus
Auf der anderen Seite muss man für die Bezahlung auch arbeiten und dann bewegt man sich im Aktivismus auf einem schmalen Grat. Möchte man für seine Arbeit bezahlt werden, dann sollte es nicht nur ein lamentieren über die eigenen Erfahrungen sein, sondern es müssen ganz professionell Diskussionen und Vorträge vorbereitet werden, die einen echten Mehrwert für den Zuhörer bieten. Professionalität und Aktivismus sind dann keine Antipole mehr, sondern zwei Seiten einer Medaille.
Die Aktivistin Jax Jacki Brown empfindet ähnlich:
Es gibt die Annahme, dass Menschen mit Behinderungen nicht viel zu tun haben und, dass wir dankbar für jede Möglichkeit sein sollten, anderen von unseren Belangen zu erzählen. Und auch, wenn ich dankbar dafür bin und meine Aufklärungsarbeit sehr ernst nehme, so nimmt es sehr viel Zeit und Geld in Anspruch.
Natürlich ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die andere Menschen aufklären, um Veränderungen und Verbesserungen zu ermöglichen. Aber diese Experten und Berater verdienen einen Ausgleich und ich hoffe, dass sich in den nächsten Planungstreffen zu einer Veranstaltung die Organisatoren einig sind, dass auch der Refernent oder Referentin von einer Minderheit bezahlt werden muss. Denn Inklusion bedeutet auch: gleiche Bezahlung für die gleiche Leistung.
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June 18, 2014
Vortrag auf der APG Open Source 2014
Am 5. Juni 2014 war ich auf der APG Open Source 2014-Konferenz. Dort sprach ich in meinem Vortrag „Identität im Spiegel der anderen“ über einen gewünschten Perspektivwechsel und thematisierte den Umgang mit Menschen mit Behinderung in den Medien.
Menschen mit Behinderung werden zu oft als eingeschränkt oder leidend dargestellt, das aber nicht immer ihrem Selbstbild entspricht. Denn das ist in der Regel ein ganz anderes. Für vielen Menschen mit Behinderung bedeutet der Rollstuhl Freiheit.
Tim Cook, CEO von Apple, sagte diesen März (2014)
When we work on making our devices accessible by the blind, I don’t consider the bloody ROI.
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