S.B. Sasori's Blog, page 3
February 27, 2015
“… aber die Liebe ist die gr����te unter ihnen.”
Dieser Satz steht nicht umsonst als Widmung in der Taschenbuchausgabe von ��Schuldfrage��.
Nein, mit dem Kurzroman will ich nichts besch��nigen, was schrecklich ist. Auf diese Idee w��rde ich niemals kommen, dazu habe ich zu viel Respekt vor den Menschen, deren Katastrophen im realen Leben und nicht zwischen Buchdeckeln geschehen.
Dennoch ist die Frage nach Schuld und Vergebung�� so alt wie die Welt.
Vergebung ist das Pflaster f��r Wunden, die uns aus der Schuld eines anderen heraus geschlagen wurden.
Bis zu einer gewissen Tiefe, verheilen sie schnell, wenn der Schuldige sagt ��Es tut mir leid�� und wir sp��ren, dass er es ernst meint.
Aber wenn die Wunde unsere geistige und seelische Existenz bedroht, weil sie einfach zu viel von uns zerst��rt hat, gen��gt keine Bitte um Vergebung. Wir bleiben verletzt und es ben��tigt Jahre, manchmal ein ganzes Leben, bis wir uns davon erholt haben, so wir es denn ��berhaupt schaffen.
Was ist jedoch – ich begebe mich hier ausschlie��lich auf theoretisches Terrain – wenn der Wunsch nach Vergebung gr����er als die Schuld ist und die Sehnsucht danach, endlich wieder heil zu sein, tiefer als die Verletzung reicht?
Ein winziger Ausflug in die Mathematik:
Plus und Minus ergibt Minus. Plus und Plus bleibt, was es ist – plus und damit zu langweilig, um auch nur im Entferntesten daran zu denken, eine Geschichte dar��ber zu schreiben.
Minus und Plus ergibt ebenfalls minus und – und das ist das ��Wunder�� – minus und minus wird zu plus. Etwas, das man als Kind nur mit wiederholten Anl��ufen versteht.
Der Roman befasst sich exakt mit diesem letzten Fall. Im realen Leben vielleicht so selten, wie die Nadel im Heuhaufen.
Eine schreckliche Tat erschafft eine zerst��rte Existenz. Zwei Mal minus. Stromern beide Fakten zusammen mit ihren Tr��gern weit weg voneinander in der Weltgeschichte herum, bleiben sie genau das und erschaffen noch sehr viel mehr Minus, n��mlich immer dann, wenn sie auf ein Plus treffen und sich mit ihm verbinden, siehe Beispiel oben. (Achtung! Ich halte mich bewusst und dogmatisch ausschlie��lich an die mathematische Regel.)
Was ist, wenn sich eines Tages Minus und Minus nahekommen? Nicht aus Absicht, das w��re undenkbar. Vor allem f��r den, der verletzt wurde.
Aber aus Zufall? Aus Schicksal? Oder, weil eine naive Autorin der Meinung ist, dass, zumindest in der Fiktion, auch der groteskesten, unwahrscheinlichsten Liebe nichts im Weg zu stehen hat?
So etwas funktioniert nur mit einem Zaubertrick: Unwissenheit und die dadurch bedingte Unvoreingenommenheit dem anderen gegen��ber, ohne die ein Gef��hl wie Zuneigung unm��glich ist. ��Vor Liebe blind zu sein�� bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.
Fakt: Als mir die Geschichte im Kopf herumschwirrte, habe ich keinen Gedanken an diesen theoretischen Unterbau verschwendet. Um sie an eine eher heitere und herrlich sinnliche Anthologie anzupassen, habe ich sie lediglich – und das war meine Schuld – kastriert. Au��erdem hatte ich Schiss vor der letzten Konsequenz, n��mlich Mika tiefer fallen zu lassen, als ich es mit ansehen kann.
Er hat seinen Sturz ��berlebt und bei der Gelegenheit Cedrics aufgefangen.
Manchmal braucht man Mut. Das gilt f��r den Autor und auch f��r den Protagonisten.
Trotzdem bleibt die Geschichte, was sie ist: nicht mehr als ein gewagtes Gedankenspiel und damit reine Fiktion. Ein Vehikel, um etwas Unm��gliches ins M��gliche zu zerren und einen Augenblick davon zu tr��umen, das es funktionieren k��nnte.
February 25, 2015
Nur einen Augenblick. Mehr hat es nie gegeben.
Die Kleine verrenkte sich den Hals nach ihm, w��hrend sie von ihm wegstolperte. Ihre Kinderaugen fragten lauter sinnlose Dinge.
Hast du Hunger? Er hielt sich in Grenzen.
Warum sitzt du trotz Regen auf dem Boden? Weil ein Bettler sitzend mehr Geld bekam, als stehend. Auf Augenh��he bettelte es sich schlecht. Mitgef��hl wuchs mit jedem Zentimeter, den die Leute zu ihm hinabsehen konnten.
Frierst du? Ja. Von innen heftiger als von au��en. Die N��sse hatte damit nichts zu tun. Selbst im Sommer, wenn der Asphalt vor Hitze nach Teer schmeckte, blieb ihm die K��lte treu. Sie kroch in ihm herum, war l��ngst ein Teil von ihm. Es gab keinen Tag, an dem er sie nicht gef��hlt hatte. Bis auf einen kurzen Moment vor neun Jahren.
February 14, 2015
Dezent irre. Was bleibt mir sonst?
Ich habe gerade einen unglaublich seri��sen ;-) Rorschachtest auf FB gemacht. Ihr erinnert euch? Das mit den Tintenflecken, genau! Dabei kam raus, dass ich m��glicherweise schizophren bin.
Merkmale:
sozial abweichendes Verhalten. So was wie lautes Diskutieren mit unsichtbaren Personen auf ��ffentlichen Pl��tzen? Kommt schon mal vor, wenn die Szene im Roman h��ngt
Schwierigkeiten zu erkennen, was real ist. Was ist schon real? Ich turne seit Jahren Tag f��r Tag zwischen imagin��ren Schaupl��tzen und Schicksalen hin und her und es passiert nicht selten, dass sich meine Protagonisten abends zu mir ins Bett kuscheln, um mir kurz vor dem Einschlafen noch schnell zu erl��utern, warum sie verdammt noch mal so gest��rt sind, dass sie ihren Bruder f….. (ja, das Wort, das sich auf zicken reimt) m��ssen oder Probleme mit der H��he haben oder es einfach mal geil finden, wenn jemand mit den Fingern��geln ��ber ihren Schuppenpanzer kratzt. Manche entwickeln auch ��ngste, wenn sie mit ihrer Liebsten poppen wollen, einfach weil die Gute Gefahr l��uft, w��hrenddessen zerfetzt zu werden. Auch Kleptomaninnen und menschliche Elfen mit Hang zur Dauerhalluzination reihen sich in meine Garde. Das ist nicht real? Doch! F��r mich schon! Immerhin trage ich die Verantwortung f��r das Schicksal von zig Personen! Mir doch egal, dass sie auf den ersten Blick niemand au��er mir sehen kann. Das ��ndert sich in dem Moment, wo ein Leser das Buch aufschl��gt. Dann sieht er sie auch und pl��tzlich k��nnen wir auf Augenh��he ��ber meine fehlenden Tassen im Schrank debattieren.
Klar. Sonst macht das Imaginieren ja nur halb so viel Spa��.
Verwirrtes Denken. Nur dann, wenn ich aus Zeitnot zeitgleich zwischen zwei Storys in meinem Kopf hin und her zappe, nebenher meinem Brotjob in der Buchhaltung nachgehe und ��berlege, was zum Henker es zum Abendessen geben k��nnte.
Wenn meine Helden und Heldinnen nicht mit mir quatschen w��rden, k��nnte ich meinen Job an den Nagel h��ngen.
Reduzierte Sozialaktivit��t. Wer den ganzen Tag tippt und dabei Leben erschafft, Schicksale beweint und Wunden verbindet, kann nicht permanent Leute zum Kaffeekr��nzchen einladen. Sollte ich es geschafft haben, mich zu klonen, sag ich bescheid.
��
Behandlungsverfahren:
Medikation. Kommt nicht infrage. Ich verweigere sogar eine Aspirin. K��gelchen oder Vitamine, wenn die nicht helfen, hab ich halt Pech gehabt.
Beratung. M��chte sehen, wer so mutig ist, mich w��hrend des Schreibprozessen mit Psychokram zu beblubbern.
Berufstraining. Brauche ich nicht zus��tzlich. Mache ich rund um die Uhr.
Soziale Wiedereingliederung: Wozu? Ich bin schon immer durchs verworrene Gr��ne gehopst, w��hrend andere auf der asphaltierten Stra��e marschierten. Keine Angst, ich komme damit klar.
Zus��tzliche Einschr��nkungen:
Depression: Wer schreibt beweist ein gewisses Ma�� an Einf��hlungsverm��gen und Sensibilit��t. Damit ist er pr��destiniert in viele T��ler zu st��rzen, aber auch viele H��hen zu erklimmen … w��re da nicht die H��henangst … Kurz: nichts Menschliches ist ihm unbekannt.
Angstst��rungen: Zeige mir einen Menschen ohne Angst und zeige dir einen L��gner.
Abh��ngigkeit von Suchtmitteln. Soll das ein Witz sein? Sicher! Kaffee und das obligatorische Glas Wein, wenn ich n��chtern von meiner eigenen Szene roten Ohren kriege. Der Trick ist, es nicht ausufern zu lassen. Die Szenen schon, den Weinkonsum nicht.
Soziale Probleme wie Armut und Obdachlosigkeit. Liegt in der Natur der Sache, wenn man sich einbildet, mit dem Schreiben ein ordentliches Leben finanzieren zu k��nnen. Abhilfe: Ein verst��ndnisvoller und gen��gend liquider Partner, der einem vor der Parkbank bewahrt.
Noch Fragen?
January 19, 2015
Bloß eine Rezension – oder nicht?
Ich freue mich prinzipiell über jedes Feedback, und habe selbst schon mal mit einer zwei Sterne Rezension für eines meiner Bücher geworben. Mit Erfolg.
Ein „was für eine schöne Story, ich habe von an Beginn bis zum Ende mitgelitten“ lese ich ebenso wie eine zweiseitige, detailverliebte Ausführung. Dabei ist es zweitrangig, ob es sich um drei, vier, oder fünf Sterne handelt. Hauptsache der Leser bringt Lob und Kritik auf eine Weise auf den Punkt, die mir als Autor in meiner Entwicklung weiterhilft.
Aber einige Rezensenten verblüffen mich doch immer wieder. Facetten meiner eigenen Geschichte werden mir aufgezeigt, die ich niemals bewusst hineingeschrieben, bzw. beabsichtigt hatte. Sie entstanden im Schreibfluss und wurden von mir zwar ausgeführt, aber nicht wirklich bemerkt.
Plötzlich entfalten sie sich, während ich einen fremden Text über meinen Roman lese, und helfen mir, meine eigenen Protagonisten besser zu verstehen.
Das ist der Moment, in dem ich mich seltsam berührt fühle. Einerseits, weil sich jemand die Mühe gemacht hat, sich so tief auf die fiktiven Geschehnisse einzulassen, andererseits, weil ich bestimmte Zusammenhänge selbst nicht erkannt habe, es wahrscheinlich aber hätte tun sollen.
Ich durchleuchte meine Helden nicht. Sie kommen, stellen sich vor und mosern, wenn ich versuche, sie in eine bestimmte Richtung zu biegen. Also lasse ich ihnen weitestgehend ihren Willen.
Wenn ein Leser sie auf einmal besser kennengelernt hat, als ich, kränkt mich das fast ein wenig.
Aber nur fast. Unterm Strich begreife ich in solchen Augenblicken, was Geschichten wirklich sind.
Von dem Autor in die Gedanken der Leser geworfen, verweigern sie jeglichen Stillstand. Sie entwickeln sich mit den Träumen und Sehnsüchten der Menschen, ändern die Richtung, wachsen und werden zu etwas Lebendigem, das sich längst nicht mehr zwischen digitale oder auch wirkliche Buchseiten sperren lässt.
Vielleicht verleiht der Autor seinen Geschichten Flügel, indem er ihnen bereits im Keim die Sehnsucht nach Freiheit mit auf den Weg gibt.
Aber der Leser bringt ihnen das Fliegen bei, nur weil er ihnen gestattet, sich in Kopf und Herz auszubreiten.
Ich bin mir sicher, dass ich jetzt für jeden meiner Kollegen spreche, wenn ich mich bei allen lesenden Traumtänzern für die Fürsorge unseren Geschichten gegenüber bedanke.
Ohne eure Rückmeldungen würden wir nie erfahren, was aus unseren „Kleinen“ geworden ist.
Blo�� eine Rezension – oder nicht?
Ich freue mich prinzipiell ��ber jedes Feedback, und habe selbst schon mal mit einer zwei Sterne Rezension f��r eines meiner B��cher geworben. Mit Erfolg.
Ein ���was f��r eine sch��ne Story, ich habe von an Beginn bis zum Ende mitgelitten��� lese ich ebenso wie eine zweiseitige, detailverliebte Ausf��hrung. Dabei ist es zweitrangig, ob es sich um drei, vier, oder f��nf Sterne handelt. Hauptsache der Leser bringt Lob und Kritik auf eine Weise auf den Punkt, die mir als Autor in meiner Entwicklung weiterhilft.
Aber einige Rezensenten verbl��ffen mich doch immer wieder. Facetten meiner eigenen Geschichte werden mir aufgezeigt, die ich niemals bewusst hineingeschrieben, bzw. beabsichtigt hatte. Sie entstanden im Schreibfluss und wurden von mir zwar ausgef��hrt, aber nicht wirklich bemerkt.
Pl��tzlich entfalten sie sich, w��hrend ich einen fremden Text ��ber meinen Roman lese, und helfen mir, meine eigenen Protagonisten besser zu verstehen.
Das ist der Moment, in dem ich mich seltsam ber��hrt f��hle. Einerseits, weil sich jemand die M��he gemacht hat, sich so tief auf die fiktiven Geschehnisse einzulassen, andererseits, weil ich bestimmte Zusammenh��nge selbst nicht erkannt habe, es wahrscheinlich aber h��tte tun sollen.
Ich durchleuchte meine Helden nicht. Sie kommen, stellen sich vor und mosern, wenn ich versuche, sie in eine bestimmte Richtung zu biegen. Also lasse ich ihnen weitestgehend ihren Willen.
Wenn ein Leser sie auf einmal besser kennengelernt hat, als ich, kr��nkt mich das fast ein wenig.
Aber nur fast. Unterm Strich begreife ich in solchen Augenblicken, was Geschichten wirklich sind.
Von dem Autor in die Gedanken der Leser geworfen, verweigern sie jeglichen Stillstand. Sie entwickeln sich mit den Tr��umen und Sehns��chten der Menschen, ��ndern die Richtung, wachsen und werden zu etwas Lebendigem, das sich l��ngst nicht mehr zwischen digitale oder auch wirkliche Buchseiten sperren l��sst.
Vielleicht verleiht der Autor seinen Geschichten Fl��gel, indem er ihnen bereits im Keim die Sehnsucht nach Freiheit mit auf den Weg gibt.
Aber der Leser bringt ihnen das Fliegen bei, nur weil er ihnen gestattet, sich in Kopf und Herz auszubreiten.
Ich bin mir sicher, dass ich jetzt f��r jeden meiner Kollegen spreche, wenn ich mich bei allen lesenden Traumt��nzern f��r die F��rsorge unseren Geschichten gegen��ber bedanke.
Ohne eure R��ckmeldungen w��rden wir nie erfahren, was aus unseren ���Kleinen��� geworden ist.
January 10, 2015
Das falsche Leben und die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit
Ciros Leben strotzt vor Zugeständnissen und Selbstverleugnung. Den einen Teil seiner Existenz zwängt er in den Alltag, den anderen darf er nur auf dem Hochseil ausleben.
Und in den Augenblicken danach, wenn er den Zuschauern um die Bärte geht und sie mit seinem Charme, den langen blonden Haaren, die seine braunen Locken verstecken, und seinem verführerisch geschminkten Mund bezirzt.
Doch danach streift er Chiaras Kleider zusammen mit ihren Wünschen ab und träumt von einem Helden, der ihn so liebt, wie er wirklich ist und den weder Silikonkissen noch Perücke abschrecken können.
January 5, 2015
Warten! Weibliche Dauerbesch��ftigung mit sechs Buchstaben
Ja klar. Ich habe eine Geschichte auf die Welt losgelassen und muss jetzt die Stunden z��hlen, bis sie in den Shops ankommt.
Das nervt!
Es gibt Schlimmeres? Und ob! Tausend Dinge fallen mir da ein.
Sich den Finger in der Autot��r einklemmen, Kaffee ��ber den Laptop versch��tten, Kreisss��genkreischen ertragen, nervende Fremdblagen, die man l��chelnd hinnehmen muss, ohne sie zwangserziehen zu d��rfen (okay, das war fies), zerr��ttende Anrufe von Wirtschaftsforschungsinstituten zum Trink- oder Wahlverhalten (die Damen am anderen Ende spielen regelm����ig mit ihrer seelischen Gesundheit, wenn sie mich wegen dieses Unsinns in einer weltenbewegenden Szene st��ren) und, und, und …
Dennoch!
Ich hasse es, zu warten! Frauen warten ohnehin viel zu oft!
Auch wenn jetzt die M��nner aufbr��llen und sagen ���Das ist nicht wahr. Warten ist ein allgemeines Gut, das sich gerecht und emanzipiert zwischen den Geschlechtern aufteilt��� donnere ich dazwischen, dass es eben doch wahr ist! Zumindest kommt es mir seit Jahren so vor.
Ich liefere hier die dezent angestaubte Variante, die ich ��� aus Fairness mir selbst gegen��ber – auch gern ���klassisch��� nenne, ohne ihr eine Wertung beizuf��gen. Letztendlich sind mir die Werdeg��nge meiner Geschlechtsgenossinnen schnurz, solange sie damit gl��cklich sind. Das allerdings ist mir schon wichtig! Allerdings habe ich festgestellt, dass es so viele Wege zum Gl��cklich- oder Ungl��cklichsein gibt, wie es Menschen in diese Welt verschlagen hat. Was den einen jubeln l��sst, l��st bei dem anderen Panikattacken aus. Ich habe mir angew��hnt, auf Panik zu verzichten und im Zweifel lieber dezent oder auch lautstark zu jubeln, weil es einfach meiner Seele besser bekommt, als mich zu fragen: Was w��re wenn?
Davon abgesehen: Ich liebe mein Leben. Warum sollte ich also nicht jubeln?
Wenn da das Warten nicht w��re.
Also zur��ck zum Thema.
Warten auf …
… die erste gro��e Liebe, die erste Regelblutung (Eklig oder die falsche Reihenfolge? Kommt darauf an ;-) ), das Ergebnis von Noten, den Satz ���Ich liebe dich���, die Zusage diverser Ausbildungsst��tten, die Frage ���Willst du mich heiraten?���, aufs erste Kind, auf dessen ersten Zahn, aufs endlich Erwachsenwerden eben jenes Kindes (tut mir leid, wenn es grammatikalisch nicht hinhauen sollte. Denkt euch im Zweifel diverse ���s������ oder ���n���s��� dazu), auf den Tag, an dem frau endlich wieder Herrin ��ber���s eigene Leben ist, weil Kind/Kinder 1 bis x endlich begreift/begreifen, wo der K��hlschrank steht und wie man mit einem Kochtopf umgeht, so dass frau Gott sei Dank mit dem Schreiben beginnen kann, um – Ratet! Genau! – auf Zusagen von Verlagen, Agenturen, oder eben die Freischaltung des brandneuen Romans zu warten!
Ich ufere aus.
Nein, nicht ich, aber meine Gefasel.
Gut, dann lehne ich mich jetzt N��gel kauend zur��ck und … warte.
Warten! Weibliche Dauerbeschäftigung mit sechs Buchstaben
Ja klar. Ich habe eine Geschichte auf die Welt losgelassen und muss jetzt die Stunden zählen, bis sie in den Shops ankommt.
Das nervt!
Es gibt Schlimmeres? Und ob! Tausend Dinge fallen mir da ein.
Sich den Finger in der Autotür einklemmen, Kaffee über den Laptop verschütten, Kreisssägenkreischen ertragen, nervende Fremdblagen, die man lächelnd hinnehmen muss, ohne sie zwangserziehen zu dürfen (okay, das war fies), zerrüttende Anrufe von Wirtschaftsforschungsinstituten zum Trink- oder Wahlverhalten (die Damen am anderen Ende spielen regelmäßig mit ihrer seelischen Gesundheit, wenn sie mich wegen dieses Unsinns in einer weltenbewegenden Szene stören) und, und, und …
Dennoch!
Ich hasse es, zu warten! Frauen warten ohnehin viel zu oft!
Auch wenn jetzt die Männer aufbrüllen und sagen „Das ist nicht wahr. Warten ist ein allgemeines Gut, das sich gerecht und emanzipiert zwischen den Geschlechtern aufteilt“ donnere ich dazwischen, dass es eben doch wahr ist! Zumindest kommt es mir seit Jahren so vor.
Ich liefere hier die dezent angestaubte Variante, die ich – aus Fairness mir selbst gegenüber – auch gern „klassisch“ nenne, ohne ihr eine Wertung beizufügen. Letztendlich sind mir die Werdegänge meiner Geschlechtsgenossinnen schnurz, solange sie damit glücklich sind. Das allerdings ist mir schon wichtig! Allerdings habe ich festgestellt, dass es so viele Wege zum Glücklich- oder Unglücklichsein gibt, wie es Menschen in diese Welt verschlagen hat. Was den einen jubeln lässt, löst bei dem anderen Panikattacken aus. Ich habe mir angewöhnt, auf Panik zu verzichten und im Zweifel lieber dezent oder auch lautstark zu jubeln, weil es einfach meiner Seele besser bekommt, als mich zu fragen: Was wäre wenn?
Davon abgesehen: Ich liebe mein Leben. Warum sollte ich also nicht jubeln?
Wenn da das Warten nicht wäre.
Also zurück zum Thema.
Warten auf …
… die erste große Liebe, die erste Regelblutung (Eklig oder die falsche Reihenfolge? Kommt darauf an ;-) ), das Ergebnis von Noten, den Satz „Ich liebe dich“, die Zusage diverser Ausbildungsstätten, die Frage „Willst du mich heiraten?“, aufs erste Kind, auf dessen ersten Zahn, aufs endlich Erwachsenwerden eben jenes Kindes (tut mir leid, wenn es grammatikalisch nicht hinhauen sollte. Denkt euch im Zweifel diverse „s’“ oder „n’s“ dazu), auf den Tag, an dem frau endlich wieder Herrin über’s eigene Leben ist, weil Kind/Kinder 1 bis x endlich begreift/begreifen, wo der Kühlschrank steht und wie man mit einem Kochtopf umgeht, so dass frau Gott sei Dank mit dem Schreiben beginnen kann, um – Ratet! Genau! – auf Zusagen von Verlagen, Agenturen, oder eben die Freischaltung des brandneuen Romans zu warten!
Ich ufere aus.
Nein, nicht ich, aber meine Gefasel.
Gut, dann lehne ich mich jetzt Nägel kauend zurück und … warte.
January 2, 2015
Ein Ende nehmen, es zusammenkn��llen und entspannt an die Wand werfen
Ich schreibe ja echt gern emotional. Wirklich. Lieber ein bisschen Drama zu viel als zu wenig. Lieber eine Handvoll Gef��hl mehr, als vorgesehen, sofern mal Gef��hle ��berhaupt vorhersehen kann.
Aber dann, irgendwann nach Seite 300, kommt das Ende auf mich zu.
Und diese H��rde nehme ich in 90% der F��lle NICHT beim ersten Anlauf.
Warum? Wenn ich���s w��sste, w��rde ich���s ��ndern.
Variante 1: Es ist zu knapp und meine Ungeduld, das Baby auf die Welt zu bringen, springt dem Leser f��rmlich ins Gesicht. Nach kapitelweise Leid und Lust steht den Helden einfach auch mal ein bisschen sachliche Vernunft und Alltag zu.
Denkste! Denn dann geht es den Lesern wie den Zirkusbesuchern, wenn sich der Clown nach der Auff��hrung schon auf dem Weg nach drau��en das bunte Jackett auszieht und sich im Doppelrippunterhemd pr��sentiert (ist kein Scherz. Durfte ich schon erleben).
Der absolute Illusionskiller!
Variante 2: Das Ende will offen sein ��� schlimmer noch ��� es weigert sich hartn��ckig, happy zu werden. Aber Happy Ends brauchen die Leser zum Gl��cklichsein. Verstehe ich. Eigentlich geht es mir als Autorin genau so. Doch ist auch meine Macht begrenzt und manche Geschichten sind, wie sie sind.
Variante 3: Ich zwinge dem Protagonisten auf die letzten hundert Meter etwas auf, was ich mir f��r ihn zwar unbedingt w��nsche, was er�� aber von seiner Veranlagung her nicht liefern kann. Das erwischt mich gerade auf den letzten Seiten vom ���Drahtseilt��nzer���.
Ciro ist schwach.
Das ist sein Reiz, aber auch seine B��rde.
Ich hasse Schw��che! (Vor allem bei mir, was mich nicht daran hindert, es hin und wieder zu sein, wof��r ich mich dann gern selbst mit dem Kopf nach unten aus dem Fenster h��ngen m��chte.)
Schwache Helden m��chte ich p��ppeln wie zu d��nne Kinder. Mund auf, L��ffel mit Spinat rein, ob���s schmeckt oder nicht. Hauptsache, es ist gesund und gibt Mumm. (Fragt meine eigenen Kinder dazu, die werden euch augenrollend ein Klagelied anstimmen.)
Ich will ihnen Mut zusprechen, den schw��chelnden Helden. Ihnen die Finger ins Kreuz bohren, bis sie kerzengerade vor ihrem Leben stehen und gedanklich zum Zweih��nder greifen.
Aber damit vergewaltige ich sie zu einer Existenz, die nie f��r sie bestimmt war.
Es gibt halt die starken Typen und die zarten Typen. Seelisch und k��rperlich. Und ich kann kein rohes Ei Richtung Sieg pr��geln, weil es bereits beim ersten Schlag kaputt geht.
Also: Ciro ist so ein rohes Ei. Deshalb sehnt er sich ja auch nach seinem starken Noah.
Ich trete still zur��ck, wenn auch leidend, und gestatte ihm, schwach zu sein.
Bis zu dieser Erkenntnis hat es drei Varianten der letzten zwei Kapitel gebraucht. Vielleicht kommt noch eine vierte. Schau���n wir mal.
Wie auch immer, ich hoffe, ich werde diese Lektion endlich mal lernen.
Euch Starken, Schwachen, Krumpligen, Glatten, Gro��en, Kleinen, K��mmerlichen und Herrlichen da drau��en ein wundervolles Wochenende und lasst nicht zu, dass irgendjemand euch in euer Leben quatscht und euch zum vermeintlich Guten peitscht.
Ihr habt ein Recht auf eure Fehler und Macken.
Ich gehe jetzt meine eigenen polieren.
Ein Ende nehmen, es zusammenknüllen und entspannt an die Wand werfen
Ich schreibe ja echt gern emotional. Wirklich. Lieber ein bisschen Drama zu viel als zu wenig. Lieber eine Handvoll Gefühl mehr, als vorgesehen, sofern mal Gefühle überhaupt vorhersehen kann.
Aber dann, irgendwann nach Seite 300, kommt das Ende auf mich zu.
Und diese Hürde nehme ich in 90% der Fälle NICHT beim ersten Anlauf.
Warum? Wenn ich’s wüsste, würde ich’s ändern.
Variante 1: Es ist zu knapp und meine Ungeduld, das Baby auf die Welt zu bringen, springt dem Leser förmlich ins Gesicht. Nach kapitelweise Leid und Lust steht den Helden einfach auch mal ein bisschen sachliche Vernunft und Alltag zu.
Denkste! Denn dann geht es den Lesern wie den Zirkusbesuchern, wenn sich der Clown nach der Aufführung schon auf dem Weg nach draußen das bunte Jackett auszieht und sich im Doppelrippunterhemd präsentiert (ist kein Scherz. Durfte ich schon erleben).
Der absolute Illusionskiller!
Variante 2: Das Ende will offen sein – schlimmer noch – es weigert sich hartnäckig, happy zu werden. Aber Happy Ends brauchen die Leser zum Glücklichsein. Verstehe ich. Eigentlich geht es mir als Autorin genau so. Doch ist auch meine Macht begrenzt und manche Geschichten sind, wie sie sind.
Variante 3: Ich zwinge dem Protagonisten auf die letzten hundert Meter etwas auf, was ich mir für ihn zwar unbedingt wünsche, was er aber von seiner Veranlagung her nicht liefern kann. Das erwischt mich gerade auf den letzten Seiten vom „Drahtseiltänzer“.
Ciro ist schwach.
Das ist sein Reiz, aber auch seine Bürde.
Ich hasse Schwäche! (Vor allem bei mir, was mich nicht daran hindert, es hin und wieder zu sein, wofür ich mich dann gern selbst mit dem Kopf nach unten aus dem Fenster hängen möchte.)
Schwache Helden möchte ich päppeln wie zu dünne Kinder. Mund auf, Löffel mit Spinat rein, ob’s schmeckt oder nicht. Hauptsache, es ist gesund und gibt Mumm. (Fragt meine eigenen Kinder dazu, die werden euch augenrollend ein Klagelied anstimmen.)
Ich will ihnen Mut zusprechen, den schwächelnden Helden. Ihnen die Finger ins Kreuz bohren, bis sie kerzengerade vor ihrem Leben stehen und gedanklich zum Zweihänder greifen.
Aber damit vergewaltige ich sie zu einer Existenz, die nie für sie bestimmt war.
Es gibt halt die starken Typen und die zarten Typen. Seelisch und körperlich. Und ich kann kein rohes Ei Richtung Sieg prügeln, weil es bereits beim ersten Schlag kaputt geht.
Also: Ciro ist so ein rohes Ei. Deshalb sehnt er sich ja auch nach seinem starken Noah.
Ich trete still zurück, wenn auch leidend, und gestatte ihm, schwach zu sein.
Bis zu dieser Erkenntnis hat es drei Varianten der letzten zwei Kapitel gebraucht. Vielleicht kommt noch eine vierte. Schau’n wir mal.
Wie auch immer, ich hoffe, ich werde diese Lektion endlich mal lernen.
Euch Starken, Schwachen, Krumpligen, Glatten, Großen, Kleinen, Kümmerlichen und Herrlichen da draußen ein wundervolles Wochenende und lasst nicht zu, dass irgendjemand euch in euer Leben quatscht und euch zum vermeintlich Guten peitscht.
Ihr habt ein Recht auf eure Fehler und Macken.
Ich gehe jetzt meine eigenen polieren.


