“Sinnig Sinnliches auf kleinen Seiten”, zwitschert der Vogel dem Mond zu. “Ich könnte mein Herz ausschütten und endlich sehen, was darin ist und warum es immer so hüpfend schlägt, wenn ich glücklich bin.”
“Könntest du”, sagte der Mond schon im Halbschlaf. “Aber bedenke, dass leere Seiten kostbar sind. Jemand vertraut dir sie an, um sie mit Schönem zu füllen.”
“Das kriege ich hin!” Der Piepmatz warf sich in die Brust und vergaß, dass er keine Rolle spielte, die dafür aber mit Bravour. “Ich schreibe meine Gedanken auf! Wenn ich fertig bin, ist das Buch voll.”
“Und du bist leer.” Der Mond schloss die Augen und der Traum, der schon lange auf einem Stern schaukelte und nur auf diesen Augenblick gewartet hatte, ließ sich auf die Sichel fallen und rutschte bis zu ihrer Spitze.
Der Vogel sah zu, wie sich der Traum heimlich in den Mondschlaf stahl und dachte darüber nach, ob es schlimm sein könnte, leer zu sein. Eigentlich nicht, sagte er sich. Je leichter ich bin, desto höher kann ich fliegen.
Published on December 14, 2013 03:56