S.B. Sasori's Blog, page 2
September 9, 2015
Veränderungen machen Mühe, aber auch Sinn
Liebe Leser! Bitte lasst euch nicht verunsichern, weil die Trilogie “Schlangenfluch” von mir überarbeitet und mit neuen Covern auf Amazon erscheint. Bisher habe ich einige meiner Verlagsromane wieder zurück zu mir geholt, weil ich einfach produktiver und vor allem motivierter arbeiten kann, wenn ich mein eigener Chef und für meine Babys allein verantwortlich sein kann. Das sogenannte Prestige, Verlagsautor zu sein, wiegt eine wirkliche Selbstständigkeit nicht auf. Von daher habe ich meine Konsequenzen gezogen. Es tut mir leid, wenn das bei dem ein oder anderen auf Unverständnis stößt, doch letztendlich ist es für euch und mich das Beste. Immerhin bin ich so in der Lage, die Taschenbücher und eBooks zu günstigeren Preisen anzubieten. Außerdem liebe ich es einfach, meine Cover selbst zu gestalten und vom ersten Wort bis zum letzten Korrekturdurchgang freie Hand zu haben.
In den nächsten Tagen werden auch die zweiten Auflagen von “Ravens Gift” und “Seans Seele” erscheinen.
Für die Sammler unter euch: Die Taschenbücher der ersten Ausgabe werden noch kurze Zeit über den dead soft Verlag vertrieben. Wer zugreifen möchte, bitte gern. ;) Auch sind die Erstausgaben der eBooks noch ein paar Tage über die anderen Onlineshops erhältlich. Aber wie gesagt, nur noch kurze Zeit.
Liebe Grüße,
Eure Swantje
August 21, 2015
Zwischen Blechwänden (ein Kapitelauszug)
Die Tore zur Lagerhalle sind zurückgeschoben. Diffuses Licht und die Gerüche versagender Deos und aufgepeitschter Hormone strömen mir entgegen.
Und Panik. Sie stammt von den Kreaturen in dem Käfig vor der Auktionshalle. Ein gnädiger Rausch lohnt sich nicht für sie. Dazu sind sie zu billig. Unterm Strich zählt der Profit. Drogen werden nicht an Ausschuss verschwendet.
Klammernde Hände an Metallstangen, nackte Füße in stinkenden Lachen, die die Angst aus den dürren Körpern gelockt hat. Es sickert über den Rand, tropft auf Asphalt.
Ohne zu zögern, gehen die Käufer mit ihren dünnen Ledersohlen und edlen Anzugshosen darüber hinweg.
Ein Mädchen reckt den Arm durch die Stahlstangen. Die Augen liegen zu tief in den Höhlen, das Gesichtchen ist eingefallen. Von den anderen wird sie ans Gitter gedrückt. Es muss ihr wehtun. Sie weint nicht.
Im Vorbeigehen streifen meine Finger ihre.
Sentimentaler Dreck.
Sie ist bloß Ramsch mit einer Halbwertszeit von weniger als zwölf Stunden. Nur dazu da, um todgespielt zu werden.
Liam friert ein. Mitten im Schritt. Er starrt auf die zusammengepferchten Wesen, öffnet wie in Trance seine Tasche.
Ich berühre ihn am Arm. Er scheint es nicht zu bemerken.
»Wie die Hunde auf den Märkten.« Er geht näher zu den Stangen. »Dieselben Blicke!« Seine Hand krallt sich in meine Schulter. »Hol sie da raus. Oder ich mach das. Und scheiß auf Hao Jun!«
»Du willst, dass ich sie kaufe?«
»Und laufen lässt. Ja, genau.«
»Über die Hälfte von ihnen wäre bald wieder da drin. Der Rest würde einfach irgendwo verenden. Sieh sie dir an!«
»Dann behandele ich sie. Ich liebe Herausforderungen.« Er reckt das Kinn in die Luft. In seinen Augen glitzert es verdächtig. Wenn er jetzt blinzelt, wird eine Träne fließen.
Einer der Servants, der die Käufer willkommen heißt, nimmt uns misstrauisch in den Fokus.
Nicht Liam sollte mein Herz beschützen, sondern ich seines. Es ist zu weich.
Ich nicke zu zwei weiteren Käfigen. »Was schätzt du, wie viele es sind?« Ich verdiene gut, aber das Monk zu unterhalten ist eine teure Angelegenheit. Ich kann unmöglich drei Ladungen Ausschussware aufkaufen, von der lediglich ein Bruchteil lange genug überlebt, um produktiv für mich zu arbeiten. Außerdem habe ich einen Ruf zu verlieren. Spricht sich herum, dass Joseph Wakane in großem Stil Ramsch abgreift, bleiben von heute auf morgen die Stammkunden aus. Sie wollen Qualität. Kein sterbendes Elend, das zu schwach zum Stöhnen ist.
Es wäre der Ruin für den Klub und jeden, der darin arbeitet.
Liam drückt mir seine Tasche in die Hand, wendet sich ab. Er wischt sich übers Gesicht, bleibt schließlich mit geballten Fäusten stehen. Sein Entsetzen ist verständlich, allerdings verschwendet es Zeit.
»Wir müssen da rein.« Wenigstens Mr. Lemarques verschollenen Mitarbeiter können wir vielleicht helfen.
Er dreht sich zu mir, schnappt sich seine Tasche. Wieder tritt Wasser in seine Augen. »Ich hasse es«, flüstert er heiser.
Ich ebenfalls. Doch das spielt keine Rolle.
»Gibt es Probleme, Sir?« Der Servant neigt höflich den Kopf. »Ihrem Begleiter scheint es schlecht zu gehen.«
»Eine Allergie.« Ich hebe meine Stimme, um Liams Knurren zu übertönen. »Bedauerlicherweise hat mein Freund seine Medikamente vergessen.« Lächelnd zeige ich ihm unseren Einladungscode und schiebe Liam vor mir her in die Halle.
Es ist stickig. Männer fast jeden Alters drängen sich um die Angebote. Schweißflecken auf Seidenhemden, Rinnsale auf Glatzen. Auch einige Frauen sind dabei. Die Tätowierten gehören zweifelsfrei zur Konkurrenz.
Prüfende bis gierige Blicke checken die angekettete Ware. Niemand will Geld für etwas investieren, das er nicht zuvor sorgfältig ausgewählt hat. Die begehrten Objekte hocken mit glasigen Augen an den Wänden und warten. Die Mindestangebote stehen mit Kreide auf den Boden gezeichnet. Eine Kalkulationshilfe für Unentschlossene.
Liam sieht sich um, als wollte er den Käufern nacheinander die Faust ins Gesicht schmettern.
Ich stoße ihm in die Seite. »Was soll das?«
Statt mir zu antworten, beobachtet er einen Mann mit hochtoupierten Haaren und kleinen Jadebuddhas an den Ohrläppchen, der sich vor einen Jungen kniet und ihm in die Nippel kneift. Die Buddhaohringe baumeln bei jeder Bewegung. Schließlich durchkämmen seine Finger schweißnasse Strähnen und streicheln über heiße Haut.
Sein Favorit stöhnt, spreizt die Schenkel für die fremde Hand.
Sie agiert behutsam und verwöhnt die zuckende Erektion, bis sich die ersten Tropfen an der Spitze bilden.
»Ich will das Unberührte«, murmelt der Mann und lächelt selig. »Wie alt bist du?«
Der Junge brabbelt den eingebläuten Salmon herunter. Er sei zwölf, hätte keine Eltern mehr, suche ein neues Zuhause.
Der Ausprägung seines Kehlkopfes nach ist er mindestens fünfzehn und es wäre nicht ungewöhnlich, wenn ihn seine Eltern persönlich verschachert hätten. Dennoch hat er Glück. Es gibt üblere Käufer als den Buddha-Typ.
Das Mindestgebot liegt bei vierhunderttausend. Hoffentlich kann er mitbieten.
Zweimal die Ziffer 5, viermal die Null. Mein Preis. Ich werde die Kreidestriche vor meinen Füßen niemals vergessen.
Ein Gong ertönt. Über den Köpfen der Menschen erscheint eine holografische Anzeigetafel mit einer blinkenden dreißig darauf.
»Was soll das«, fragt mich Liam.
»In einer halben Stunde geht es los. Wir müssen Dean rasch finden.« Ich rufe das Bild auf dem Multi-Kom auf, das mir Nim geschickt hat. Selbst auf dem kleinen Display wirkt er auf bezaubernde Weise schüchtern.
Ich zeige Liam die Aufnahme.
Der schnappt nach Luft. »Was für ein niedlicher Bengel.« Mit der Hand fährt er sich über den Mund. »Jesus! Diese Bastarde werden sich um ihn reißen.«
»Wir suchen getrennt nach ihm.« Das erhöht unsere Chancen. »Kommst du allein klar?« Ich will keine Szene.
»Ich brauche nachher einen dreifachen Whiskey. Doch ich werde keinen Massenmord begehen. Zufrieden?«
Vorerst.
Er umrundet die Halle von der rechten Seite, ich von der linken.
Schwitzende Leiber, glühende Blicke.
Meine Hände werden feucht, mein Magen zieht sich zusammen.
Es wäre leichter, wenn ich nichts von dem Schicksal der Angeketteten wüsste.
Eine Frau faucht einen der Servants an, warum keine Kleinkinder im Angebot wären. Sie sucht ein Mädchen für ihre kinderlose Schwester. Er erklärt ihr, dass die Anwärter für Adoptionen vorweg aussortiert und getrennt von den anderen zu separaten Verteilerstellen gebracht würden. Traumatisierte Dreijährige könne niemand gebrauchen, das müsse sie verstehen.
Tut sie anscheinend nicht. Sie spuckt Gift und Galle und will eine Adresse, wohin sie sich wenden kann.
Ich blende die keifende Stimme aus. Ebenso den Zwang, die Ketten aus den Verankerungen zu reißen.
Schiebe mich mit der Menge an den Wänden entlang. Mit jedem Schritt schwindet meine Hoffnung ein wenig mehr.
Lange Beine versperren mir den Weg. Handgelenke hängen schlaff in den Schellen. Blondes Haar, Sommersprossen auf der Nase, eine beinahe durchscheinende Blässe.
Dean. Der Junge sticht aus der Masse wie ein Stern aus dem Gewitterhimmel. Ein Halbkreis hat sich um ihn gebildet. Das Seufzen der Betrachter kommt aus tiefstem Herzen.
Er ist hinreißend.
»Der gehört mir«, murmelt ein Gaijin mit breitem Oberlippenbart. »Lasst die Finger von ihm.« Er zieht den Reißverschluss seiner Tuchhose hinunter, wühlt einen dicken Ständer heraus und beginnt, ihn zu bearbeiten. Den Blick gierig auf den Jungen gerichtet. Dessen Kinn liegt auf der Brust. Er scheint nicht zu bemerken, dass ein Mistkerl kurz davor steht, ihm auf den Scheitel zu wichsen.
Der Widerling beugt sich über ihn, greift ihm mit der freien Hand in die Haare und reißt ihm den Kopf in den Nacken. Sein Opfer öffnet träge die Augen. Glasig suchen sie im Nirgendwo nach einem Anhaltspunkt.
Der Kehlkopf sticht beinahe durch die Haut. Sie wirkt zart.
Ich möchte sie berühren.
»Mund auf«, knurrt der Kerl. Auf das empörte Gemurmel um ihn her reagiert er nicht. Er stellt sich so breitbeinig hin, dass seine Hose am Hintern spannt. Alles nur, um mit seinem hässlichen Schwanz auf Lippenhöhe zu sein.
Die rote Spitze berührt fast die sommersprossige Nase.
Der Junge zuckt zurück, schüttelt zögernd den Kopf. Seine Lider fallen zu.
»Du willst nicht?« Der Mistkerl lacht, holt aus. Sein Handrücken klatscht in das blasse Gesicht.
Mühsam öffnen sich die schweren Lider erneut. »Nein«, kommt es leise über trockene Lippen. »Gehen Sie weg von mir.«
Der Gaijin hebt die Hand zum zweiten Mal.
Ich packe sie am Gelenk. »Es reicht.« Was gäbe ich dafür, sie zu brechen. »Kennst du die Regeln nicht?« Ich pfeife einen Servant heran. »Der Gentleman hier vergreift sich an der Ware. Wenn er sie besudelt, mindert er ihren Wert.«
Gelassen weist der Mann in blauem Anzug auf die ungeschriebenen Gesetze der Versteigerung hin. Anfassen des Angebots: ja. Es durch sexuelle oder sonst wie geartete Übergriffe beschädigen oder beschmutzen: nein. Dieses Vorrecht genieße ausschließlich der neue Eigentümer nach vollständig abgeschlossenem Kauf und außerhalb dieser Örtlichkeit.
Ich verkneife mir jeden Kommentar.
Die Regeln gelten offenbar nicht für den Lagerraum. Nims Übergriffe dort waren massiv und das Ausmaß meiner Beschädigung währte lang.
Statt zu verschwinden oder zumindest den Mund zu halten, schleudert mir der Kerl wutentbrannt Verwünschungen entgegen. Soll er an ihnen ersticken. Der Servant ruft Verstärkung in Form eines Hünen, der Abraham Konkurrenz machen würde. Der dreht dem Mistkerl den Arm auf den Rücken und schleppt ihn zum Ausgang. Einige der Umstehenden nicken mir anerkennend zu. Nur zögernd gehen sie weiter.
Der Junge ist ein Magnet. Ich spüre seine Anziehungskraft in Bauch und Lenden.
July 23, 2015
Eine Anthologie für einen guten Zweck
Ich liebe Anthologien. Schon weil ich die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen sehr schätze. Diese hier ist brandneu und dient dem Zweck, einer lieben und leider körperlich eingeschränkten Autorin finanziell unter die Arme zu greifen. Mein Dank gilt Jana Walther, die sich als Herausgeberin unglaublich ins Zeug gelegt und alles in Windeseile organisiert hat. Ich bin stolz wie Bolle, dass ich meinen Anteil inmitten namhafter Kollegen dazu beitragen durfte.
Hier ein kleiner Auszug aus “Rabendieb”:
»Jemand hat in der Nacht versucht, das Schloss am Vogelgehege aufzubrechen.« Moritz reicht mir gähnend eine Tasse Kaffee. Halb sechs morgens ist für meinen Bruder zu früh. »Sabine hat es mir eben erzählt.«
Unsere Küchenhilfe erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Aber sie kocht einen hervorragenden Kaffee. Ich trinke die ersten Schlucke, obwohl sie mir beinahe den Rachen verbrühen.
»Der Sohn vom Parkwächter ist noch mal mit dem Hund raus und da hat er einen Mann gesehen, der mit einem Stein aufs Vorhängeschloss eingeschlagen hat.«
»Wer war es?« Er genießt meine volle Sympathie. Jakob ist einsam, auf einem Auge blind und uralt. Zumindest für einen Kolkraben. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der er nicht auf seiner Stange hockte.
Vor ein paar Jahren haben sie sein Gehege vergrößert. Um mehr als drei Flügelschläge darin zu fliegen, ist es trotzdem zu klein.
»Keiner weiß es«, plaudert Moritz und schlendert zum Fenster. »Es war zu dunkel und er zu schnell.«
Armer Jakob. So dicht an der Freiheit war er wahrscheinlich noch nie.
»Ist eh eine Schwachsinnsidee.«
»Warum?« Mir kam der Gedanke schon als Kind. Ich hab mich nur nicht getraut.
»Das Vieh kennt doch nichts anderes als seinen Käfig. Das fühlt sich da drin wohl. Immerhin genießt es Vollpension.«
Ab und an landet neben Obst und Grünzeug auch ein totes Kaninchen oder Meerschweinchen aus den Kleintiergehegen bei ihm. Rein kulinarisch betrachtet hat der Rabe ausgesorgt.
»Sieh dir den Typ an.« Moritz späht zwischen den Lamellen des Rollos auf den Hinterhof. »Wie kann man sich bloß mit dieser Miene ertragen?« Er zeigt auf einen Mann, der rauchend am Vorbau des Frühstücksraumes lehnt und düster Löcher in die Luft starrt.
Verblichene Jeans, schwarzes Shirt, dunkle Haare, die offensichtlich ein Problem mit Kämmen haben, dominante Nase, hageres Gesicht, zu dem der irgendwie sensibel wirkende Mund nicht passen will.
Falk Graustein.
Laut Anmeldeformular der Pension zweiunddreißig Jahre.
Er reiste mit nur einer Tasche plus einer Kiste an, obwohl er sich bis zum Frühjahr bei uns eingenistet hat.
Er wäscht seine Klamotten selbst, statt unseren Wäschedienst zu nutzen, fährt jeden Morgen um sieben mit seinem VW-Bus los und kommt nachmittags zurück.
Die letzte Zigarette raucht er weit nach Mitternacht.
Das behauptet zumindest Julia. Meine Schwester ist eine Eule, im Gegensatz zu mir, und hat kein Problem damit, Graustein heimlich zu beobachten.
Vom Küchenfenster aus hat sie einen direkten Blick auf den kleinen Hinterhof, in dem Graustein nachts auf und ab geht. Immer allein.
Zu den anderen Gästen hält er Distanz.
Wie zu uns.
Julia findet ihn auf eine zerrupfte Weise smart und stört sich nicht an seiner Leichenbittermiene.
Betritt er kurz nach sechs den Frühstücksraum, dimmt sich das Licht.
Gleichgültig, wie ich mich ins Zeug lege, der Kerl erstickt jedes freundliche Bemühen meinerseits mit Einwortsätzen im Keim.
Ja.
Nein.
Hm.
Ist alles.
Ein knappes Nicken statt guten Tag, gar nichts statt auf Wiedersehen und zwischendurch finstere Blicke.
Dabei komme ich für gewöhnlich auch mit schwierigen Menschen zurecht.
Einfach durch belangloses Plaudern und ein Lächeln, das ich durchaus ehrlich meine.
Bei Graustein beiße ich damit jedoch auf Granit.
Nachmittags gegen fünf findet er sich im Café ein.
Es gehört zur Pension, ist winzig und steckt zur Hälfte in der Stadtmauer. Mit dem Fachwerkgiebel und den schiefen Wänden wirkt es wie frisch aus dem Mittelalter gebeamt. Die Touristen stehen drauf.
Leider auch Herr Graustein – auf eine eisig-schweigsame Weise.
Er sitzt stets am Fenstertisch. Mit Laptop und Notizbüchern bewaffnet. Er bestellt sich ein Stück Kuchen aus dem Tagesangebot und ein Kännchen Kaffee. Danach versinkt er in Arbeit und taucht erst daraus hervor, wenn ich ihn darauf hinweise, dass das Café schließt.
Wo, wann und ob er zu Abend isst, weiß ich nicht.
Jedenfalls nicht bei uns.
»Mann, der frisst bestimmt kleine Kinder, so wie der aus der Wäsche guckt.« Noch ein bisschen und Moritz’ Nase drückt sich an der Scheibe platt.
»Der ist immer so.« Ausnahmsweise kann ich es heute verstehen.
Gewitterwolken, schon jetzt eine erdrückende Schwüle, Montag.
Den Wenigsten ist unter diesen Umständen nach zwitschern zumute.
July 6, 2015
Komplett neu …
Nouel, Abay Coskun, Thanatos, der sanfte Tod …
Daniel Levant besitzt viele Namen.
Sie schützen ihn nicht vor der Bruderschaft der Anonymen Meister, die ihn Leben für Leben zum Morden zwingt.
Als er auf eine junge Diebin angesetzt wird, gerät er an die Grenzen seiner über Jahrhunderte hinweg trainierten Disziplin.
Die ebenso schöne wie skrupellose Lucy Sorokin scheut kein Risiko. Sie schreckt weder vor dem kriminellen Russen Grigorjew zurück, den sie um einen antiken Smaragdring erleichtert, noch vor dem Mann mit den nachtschwarzen Augen, der sie plötzlich verfolgt.
Sie stiehlt sein Herz.
Und begreift zu spät, dass sie sich in den Tod verliebt hat.
Neu aufgelegt. Komplett überarbeitet. Mit neuem Cover, mit ganz viel Liebe meinerseits … Der Tod und die Diebin, Teil 1 der Bündnis-Trilogie. Zu einem fairen Preis von 3,99 fürs eBook. Die neue Auflage des Taschenbuches erscheint, sobald die alte aus allen Shops verschwunden ist.
June 11, 2015
Umstrukturierungen haben was … Chaos!
Meine lieben Leser!
In Zukunft (so etwa in zwei Wochen) werden die verlagsfreien eBooks von mir ausschließlich über Amazon vertrieben und können dort auch umsonst geliehen werden.
Die Printausgaben meiner Titel wandern dafür in sämtliche Onlineshops. So gesehen habe ich also nur getauscht ;)
Noch herrscht ein Übergangschaos, das sich aber hoffentlich alsbald auflöst.
Wundert euch nicht, wenn ihr plötzlich Titel doppelt vorfindet.
Das klärt sich alles noch.
Melde mich, sobald ich einen Zipfel Ordnung erwischt habe.
Eure Swantje
April 17, 2015
Die Sache mit den Prioritäten – oder – Scheiße aber auch!
Ich entschuldige mich vorweg. Im Prinzip sollte ich den dritten Teil der Bündnis-Trilogie längst beendet haben und jetzt am zweiten Teil von Geflügelte Seelen tippen – was ich in Abständen auch mache – aber …
Mit den Geschichten ist das so eine Sache, zumindest bei mir. Sie lassen sich nicht zwingen.
Kaum sitze ich an der Arbeit, schweifen meine Gedanken ab und sehen mit verklärtem Blick der Horde Plotbunnys zu, die wie verrückt um mich herumhoppeln.
Eines davon hoppelt schon seit über einem Jahr. Ich konnte es bisher verdrängen, doch es zwängt sich immer dreister zwischen mich und meine primären Aufgaben.
Ich gebe ihm jetzt nach, weil es sonst nie aus meinem Arbeitstag verschwindet.
Dass ich damit den ein oder anderen, mir sehr lieb gewordenen Menschen enttäusche, ist mir klar. Dass mein Verhalten nicht gerade von überbordender Professionalität spricht, auch.
Aber wenn ich eines in den Jahren meiner Schreiberei gelernt habe, ist es das: Es lässt sich nichts erzwingen.
Eine nicht nur sehr erfolgreiche, sondern auch sehr liebe Kollegin hat mir in Leipzig Folgendes dazu geraten:
Ich soll Projekte, die sich im Moment sperren, noch ein wenig ruhen lassen. Irgendwann ist es so weit und der Elan, sie zu beenden, springt mich an und alles flutscht, wie es sich gehört.
So wie sie klang, kennt sie das Problem ebenfalls.
Dennoch wispert eine miese, fiese, leise Stimme in mir. Mensch Swantje, du wirst deine Leser enttäuschen und deine Verlegerin obendrein. Solche Zicken muss man sich leisten können.
Kann ich eigentlich nicht.
Oder doch. Kann ich. Aus einem ganz simplen Grund.
Schreiben ist für mich ein Spagat zwischen Genuss und dezenter Qual. In diesem Spannungsbereich glimmen die Inspirationsfunken, die sich einen Scheiß um meine Prioritätenliste kümmern. Wenn sie schmollend verlöschen, ist es Essig mit den Ideen.
Ich kann mich nicht an den Tisch setzen, und einen Roman abarbeiten, weil er an der Reihe ist.
Das tut mir leid. Da fehlt es mir einfach an Routine und das, obwohl ich seit Jahren täglich stundenlang meine Tastatur bearbeite.
Ich will mich nicht in den Frust schreiben. Meine Arbeit soll fließen, was in dem Moment geschieht, wo ich ihr Spielraum gebe. Sonst wird sie zum Krampf und jeder weiß, dass der Inspiration im Keim erstickt.
Wie traurig.
In meinem Alter *Achtung! Pathos!* zwinge ich mich zu nichts mehr. Wozu? Zwang, wie und wo auch immer, dimmt die Lebensfreude und die ist mir heilig. Eben weil sie ein zartes Pflänzchen ist, das gehätschelt und gegossen werden muss. Sonst verdorrt es im Alltag schneller, als wir zur Zartbitterschokolade greifen können.
In diesem Sinne mein Standardspruch: Haut mich, wenn euch danach ist und ihr euch danach besser fühlt. Ich bleibe brav ruhig stehen und ducke mich nicht weg.
Aber ich werde trotzdem, auch mit blauem Auge und blutender Lippe, genau das machen, was ich will.
Diesen Egoismus leiste ich mir einfach. ;-)
Euch allen ein wundervolles, sonniges, sportliches, leseintensives, schreib-manisches, Glück verheißendes, saugutes Wochenende!
Eure Swantje
Die Sache mit den Priorit��ten – oder – Schei��e aber auch!
Ich entschuldige mich vorweg. Im Prinzip sollte ich den dritten Teil der B��ndnis-Trilogie l��ngst beendet haben und jetzt am zweiten Teil von Gefl��gelte Seelen tippen – was ich in Abst��nden auch mache – aber …
Mit den Geschichten ist das so eine Sache, zumindest bei mir. Sie lassen sich nicht zwingen.
Kaum sitze ich an der Arbeit, schweifen meine Gedanken ab und sehen mit verkl��rtem Blick der Horde Plotbunnys zu, die wie verr��ckt um mich herumhoppeln.
Eines davon hoppelt schon seit ��ber einem Jahr. Ich konnte es bisher verdr��ngen, doch es zw��ngt sich immer dreister zwischen mich und meine prim��ren Aufgaben.
Ich gebe ihm jetzt nach, weil es sonst nie aus meinem Arbeitstag verschwindet.
Dass ich damit den ein oder anderen, mir sehr lieb gewordenen Menschen entt��usche, ist mir klar. Dass mein Verhalten nicht gerade von ��berbordender Professionalit��t spricht, auch.
Aber wenn ich eines in den Jahren meiner Schreiberei gelernt habe, ist es das: Es l��sst sich nichts erzwingen.
Eine nicht nur sehr erfolgreiche, sondern auch sehr liebe Kollegin hat mir in Leipzig Folgendes dazu geraten:
Ich soll Projekte, die sich im Moment sperren, noch ein wenig ruhen lassen. Irgendwann ist es so weit und der Elan, sie zu beenden, springt mich an und alles flutscht, wie es sich geh��rt.
So wie sie klang, kennt sie das Problem ebenfalls.
Dennoch wispert eine miese, fiese, leise Stimme in mir. Mensch Swantje, du wirst deine Leser entt��uschen und deine Verlegerin obendrein. Solche Zicken muss man sich leisten k��nnen.
Kann ich eigentlich nicht.
Oder doch. Kann ich. Aus einem ganz simplen Grund.
Schreiben ist f��r mich ein Spagat zwischen Genuss und dezenter Qual. In diesem Spannungsbereich glimmen die Inspirationsfunken, die sich einen Schei�� um meine Priorit��tenliste k��mmern. Wenn sie schmollend verl��schen, ist es Essig mit den Ideen.
Ich kann mich nicht an den Tisch setzen, und einen Roman abarbeiten, weil er an der Reihe ist.
Das tut mir leid. Da fehlt es mir einfach an Routine und das, obwohl ich seit Jahren t��glich stundenlang meine Tastatur bearbeite.
Ich will mich nicht in den Frust schreiben. Meine Arbeit soll flie��en, was in dem Moment geschieht, wo ich ihr Spielraum gebe. Sonst wird sie zum Krampf und jeder wei��, dass der Inspiration im Keim erstickt.
Wie traurig.
In meinem Alter *Achtung! Pathos!* zwinge ich mich zu nichts mehr. Wozu? Zwang, wie und wo auch immer, dimmt die Lebensfreude und die ist mir heilig. Eben weil sie ein zartes Pfl��nzchen ist, das geh��tschelt und gegossen werden muss. Sonst verdorrt es im Alltag schneller, als wir zur Zartbitterschokolade greifen k��nnen.
In diesem Sinne mein Standardspruch: Haut mich, wenn euch danach ist und ihr euch danach besser f��hlt. Ich bleibe brav ruhig stehen und ducke mich nicht weg.
Aber ich werde trotzdem, auch mit blauem Auge und blutender Lippe, genau das machen, was ich will.
Diesen Egoismus leiste ich mir einfach. ;-)
Euch allen ein wundervolles, sonniges, sportliches, leseintensives, schreib-manisches, Gl��ck verhei��endes, saugutes Wochenende!
Eure Swantje
April 2, 2015
Ein Link, der mich glücklich macht
Bisher habe ich Rezensionen bloß über Facebook geteilt und im Prinzip wird das auch so bleiben. Allerdings muss ich mir mal gerade selbst ein kleines Ostergeschenk machen ;-)
Ein Link, der mich gl��cklich macht
Bisher habe ich Rezensionen blo�� ��ber Facebook geteilt und im Prinzip wird das auch so bleiben. Allerdings muss ich mir mal gerade selbst ein kleines Ostergeschenk machen ;-)
February 27, 2015
“… aber die Liebe ist die größte unter ihnen.”
Dieser Satz steht nicht umsonst als Widmung in der Taschenbuchausgabe von »Schuldfrage«.
Nein, mit dem Kurzroman will ich nichts beschönigen, was schrecklich ist. Auf diese Idee würde ich niemals kommen, dazu habe ich zu viel Respekt vor den Menschen, deren Katastrophen im realen Leben und nicht zwischen Buchdeckeln geschehen.
Dennoch ist die Frage nach Schuld und Vergebung so alt wie die Welt.
Vergebung ist das Pflaster für Wunden, die uns aus der Schuld eines anderen heraus geschlagen wurden.
Bis zu einer gewissen Tiefe, verheilen sie schnell, wenn der Schuldige sagt »Es tut mir leid« und wir spüren, dass er es ernst meint.
Aber wenn die Wunde unsere geistige und seelische Existenz bedroht, weil sie einfach zu viel von uns zerstört hat, genügt keine Bitte um Vergebung. Wir bleiben verletzt und es benötigt Jahre, manchmal ein ganzes Leben, bis wir uns davon erholt haben, so wir es denn überhaupt schaffen.
Was ist jedoch – ich begebe mich hier ausschließlich auf theoretisches Terrain – wenn der Wunsch nach Vergebung größer als die Schuld ist und die Sehnsucht danach, endlich wieder heil zu sein, tiefer als die Verletzung reicht?
Ein winziger Ausflug in die Mathematik:
Plus und Minus ergibt Minus. Plus und Plus bleibt, was es ist – plus und damit zu langweilig, um auch nur im Entferntesten daran zu denken, eine Geschichte darüber zu schreiben.
Minus und Plus ergibt ebenfalls minus und – und das ist das »Wunder« – minus und minus wird zu plus. Etwas, das man als Kind nur mit wiederholten Anläufen versteht.
Der Roman befasst sich exakt mit diesem letzten Fall. Im realen Leben vielleicht so selten, wie die Nadel im Heuhaufen.
Eine schreckliche Tat erschafft eine zerstörte Existenz. Zwei Mal minus. Stromern beide Fakten zusammen mit ihren Trägern weit weg voneinander in der Weltgeschichte herum, bleiben sie genau das und erschaffen noch sehr viel mehr Minus, nämlich immer dann, wenn sie auf ein Plus treffen und sich mit ihm verbinden, siehe Beispiel oben. (Achtung! Ich halte mich bewusst und dogmatisch ausschließlich an die mathematische Regel.)
Was ist, wenn sich eines Tages Minus und Minus nahekommen? Nicht aus Absicht, das wäre undenkbar. Vor allem für den, der verletzt wurde.
Aber aus Zufall? Aus Schicksal? Oder, weil eine naive Autorin der Meinung ist, dass, zumindest in der Fiktion, auch der groteskesten, unwahrscheinlichsten Liebe nichts im Weg zu stehen hat?
So etwas funktioniert nur mit einem Zaubertrick: Unwissenheit und die dadurch bedingte Unvoreingenommenheit dem anderen gegenüber, ohne die ein Gefühl wie Zuneigung unmöglich ist. »Vor Liebe blind zu sein« bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.
Fakt: Als mir die Geschichte im Kopf herumschwirrte, habe ich keinen Gedanken an diesen theoretischen Unterbau verschwendet. Um sie an eine eher heitere und herrlich sinnliche Anthologie anzupassen, habe ich sie lediglich – und das war meine Schuld – kastriert. Außerdem hatte ich Schiss vor der letzten Konsequenz, nämlich Mika tiefer fallen zu lassen, als ich es mit ansehen kann.
Er hat seinen Sturz überlebt und bei der Gelegenheit Cedrics aufgefangen.
Manchmal braucht man Mut. Das gilt für den Autor und auch für den Protagonisten.
Trotzdem bleibt die Geschichte, was sie ist: nicht mehr als ein gewagtes Gedankenspiel und damit reine Fiktion. Ein Vehikel, um etwas Unmögliches ins Mögliche zu zerren und einen Augenblick davon zu träumen, das es funktionieren könnte.



