Maximilian Buddenbohm's Blog, page 354
December 31, 2013
Immer mutig voran
Falls jemand noch verunsichert vor dem Kalender steht, zaghaft auf die vielen frischen Tage, Wochen und Monate blickt und nicht recht weiß, was er von diesem 2014 eigentlich halten soll – auch für dieses Jahr habe ich wieder drüben bei Newsroom ein Jahreshoroskop für Medienmacher geschrieben.
Und weil das anscheinend verblüffend vielen unklar ist: wer irgendwo irgendwas öffentlich postet, der macht was mit Medien. Versteht sich.
Viel Spaß.
December 30, 2013
The same procedure
In nun schon alter Tradition erscheint hier auch an diesem Silvestertag wieder das bemerkenswerte und mittlerweile als historisch zu bezeichnende Bilddokument, das an einen Silvester-Abend vor vielen Jahren in besonderer norddeutscher Ausgelassenheit erinnert. Deutlich erkennt man die sogenannte Hanseaten-Ekstase in meinem Blick. Denn man muss gerade die süddeutschen und rheinländischen Leser gelegentlich daran erinnern: wir hier oben, wir sind gar nicht so. Wir können auch ganz anders.
Wir wünschen einen guten Rutsch und ein wundervolles Jahr 2014 – bewahren Sie Haltung! Bis nächstes Jahr.
Und nie vergessen: Ein Silvester ohne Partyhut ist ungültig.
December 29, 2013
Woanders – diesmal mit Barhockern, klugen Frauen, faulen Schriftstellern und anderem
Einige erklärende Worte zur Relativitätstheorie und Barhockern.
Ein ganz und gar wundervolles Interview mit Inge Jens. Was für eine kluge Frau.
Und hier ein Interview mit Kathrin Passig, natürlich auch nicht dumm.
Ein intellektuell äußerst interessanter Vogel ist zweifelsfrei auch Peter Bichsel.
Glumm über einen letzten Anruf. Sie lesen den sowieso alle, nicht wahr? Dann ist ja gut.
Die spinnen, die Norweger.
Eimerchen zeigt, wie man mal eben helfen kann.
Bilder: Hatten wir dieses Blog schon einmal? I was an awesomer kid. Sehr schöne Sachen dabei, ruhig ein wenig im Blog zurückgehen.
Bilder: In meinem Job als Controller sitze ich des öfteren vor Excel – vielleicht sollte ich in den Pausen etwas mehr damit herumspielen. Da geht noch was.
Am Samstag also die Erdäpfelnockerl…
Ich habe wieder aus diesem Buch gekocht, diesmal “Erdäpfelnockerl mit Rote-Zwiebel-Sauce”. Ich dachte bis zu diesem Rezept tatsächlich immer, es hieße Nockerln im Plural, mit einem n am Ende, aber das gilt wohl nur in Salzburg? Dort jedenfalls habe ich sie einmal mit n am Ende gegessen, wenn ich mich recht erinnere. Im Kochbuch haben sie aber kein n. Es ist kompliziert! Wie auch die Nockerl an sich, aber dazu später.
Die Geschichte dieses Rezeptes beginnt zunächst mit der etwa hundertfachen Wiederholung des Satzanfangs “Am Samstag also die Erdäpfelnockerl…”. Und das kam so: wir machen die Essensplanung für die Woche immer am Frühstückstisch, meistens am Sonntag. Das klingt sicher spießig, aber die Erfahrung zeigt: wenn wir nicht planen, dann gibt es auch nichts zu essen. Oder nur Nudeln. Es wird also geplant, mit netter Menüfolge für die nächsten sieben Tage und rückseitiger Einkaufsliste, da haben wir Übung. Natürlich halten wir uns dann nicht an den Plan, so geregelt leben wir dann doch nicht, aber wir essen immerhin etwa an vier von sieben Tagen das, was wir uns vorgenommen haben. Das ist eine ganz gute Quote, die alles einfacher macht, vor allem das Einkaufen.
Die Planung ist eine mehr oder weniger gemeinsame Aktion, jeder kann dabei Wünsche äußern, sie werden dann mal mehr, mal weniger berücksichtigt. Im Falle von Sohn I, der sich stereotyp Eierstich und Heringssalat zu allem wünscht, ist das etwas heikel, sonst sind wir da ganz offen. Diese Planungssitzung artet aber natürlich schnell in die allen Eltern bekannten und etwas absurden Gesprächssituationen aus, in denen man keinen Satz zu Ende bringen kann, weil alle Familienmitglieder durcheinanderreden, keiner richtig zuhört und alle ganz eigene Ziele verfolgen und meinen, diese am besten durch Lautstärke und unbeeindrucktes Weiterreden zu erreichen. Sohn II wirft dabei, wenn man auf seine Wünsche nicht ausreichend eingeht, auch gerne mit gerade greifbaren Gegenständen, beim Frühstück also etwa mit Brötchen. Die Herzdame gehört nun zu jenen gründlich und strukturiert denkenden Menschen, die nach einer Unterbrechung nicht etwa da weiterreden, wo sie aufgehört haben, sondern die den letzten Satz immer wieder von vorne beginnen. Eine Eigenschaft, die mich tendenziell wahnsinnig macht, weil die Sätze auf diese Art nie ein Ende, sondern immer wieder nur einen neuen Anfang finden, als wäre man in einem endlosen Loop in Punxsatawney gefangen. Weswegen ich nach der zehnten stoischen Wiederholung von “”Am Samstag also die Erdäpfelnockerl…” und sofort darauf folgender Unterbrechung durch ein eingeworfenes “Mit Eierstich!”geringfügig gereizt reagierte und stehend in Volksrednermanier “Sonntag! Sonntag! Wir wollen endlich den Sonntag!” deklamierte. Das wiederum fanden die Söhne sehr erheiternd und ein nicht unerheblicher Teil dieser Familie wiederholte daraufhin einen Vormittag lang immer wieder fröhlich “Am Samstag also die Erdäpfelnockerl…”. Stundenlang. Ich hab es auch nicht immer leicht.
Und ich habe es dann natürlich dennoch gekocht, denn wer Serien bloggt, der muss auch etwas abkönnen, kein Beruf ohne Risiko. Zu dem Gericht braucht man 4 große, mehlige Erdäpfel. Die legt man auf ein mit grobem Salz bestreutes Blech und lässt sie im Ofen bei 190 Grad weich werden. Das dauert etwa 50 Minuten, etwas mehr schadet sicher nicht. Bis dahin sind Nockerl übrigens kinderleicht, gar kein Problem. Währenddessen kann man schon einmal 2 rote Zwiebeln und eine Knoblauchzehe schälen und zerlegen und dann in Öl langsam (!) hellbraun braten. 1 TL Zucker dazu und etwas karamellisieren, dann mit einem EL Rotweinessig ablöschen, da wäre ich bei der Dosis eher vorsichtig. Einen Viertelliter Gemüsebrühe hinein und ein wenig köcheln lassen. Einen TL Speisestärke in etwas kaltem Wasser lösen und die Sauce damit binden. Das waren bis jetzt die Originalmengen aus dem Kochbuch, denn der Österreicher als solcher, er scheint nicht viel zu essen. Wenn Sie Hunger haben, nehmen Sie einfach alles mal zwei, besonders die Sauce, das ergibt sonst unvernünftig wenig und reicht nur zu Dekozwecken, wie man es aus zu guten Restaurants kennt.
Auch die Sauce ist nicht weiter schwierig, die schmeckt man nur noch mit Salz und Pfeffer ab und ist schon fertig, das macht sich wie nebenher und ergibt überhaupt eine sehr gute Sauce, die kann man sich mal merken, auch für andere Zwecke. Man macht überhaupt zu wenig Zwiebelsauce, scheint mir.
Die Kartoffeln sind zwischenzeitlich vielleicht auch schon weich geworden, dann pellt man die jetzt und drückt sie mit frisch verbrannten Fingern durch eine Erdäpfelpresse, die in Österreich vermutlich jeder im Haus hat – ich natürlich nicht. Ersatzweise soll man sie durch ein Sieb drücken, und das klingt jetzt vielleicht ein wenig komisch, aber das ist mir nicht gelungen. Das eine Sieb hatte zu große Löcher, das andere zu kleine, durch das eine kamen große Kartoffelstangen, durch das andere ging gar nichts durch, das ergab alles keinen Sinn und keine passierten Erdäpfel, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich habe die dann schlichtweg gestampft und dabei 3 Dotter, einen EL gehackte Petersilie, eine Prise Muskat, eine Prise Kümmel, einen TL Crème fraîche in die Masse eingearbeitet. In der Theorie und in Österreich ergibt das dann einen glatten Teig. Bei mir ergab das ein krümeliges Desaster. An dem war noch etwas herumzuprobieren, vielleicht ein Dotter mehr, oder gar etwas Milch? Wie bekommt man das glatt? Muss es überhaupt glatt sein? Warum? Hauptsache, es pappt? Oder nicht? Da gibt es einiges zu bedenken, planen Sie an dieser Stelle ruhig ein wenig Zeit für Beratungen und Krisengespräche ein. Aus diesem Zeug jedenfalls soll man dann Nockerl machen, mit zwei Esslöffeln oder mit den Händen, die man dann vorher wohl besser ölen sollte. Ich habe die Esslöffel genommen, ich hasse Teig an den Fingern. Das mit den Löffeln ist schwerer als es klingt, so viel steht fest. Also irgendwelche unförmigen Klopse bekommt man natürlich schnell hin, wenn man da aber mit etwas Anspruch herangeht, ist es schon fordernd. Es erinnerte mich unangenehm an meine Versuche, aus Knetmasse Mäuse zu formen. Man braucht wirklich verblüffend lange, um aus dem Teig manierliche Nockerl zu formen. Wie die Habsburger damals ein ganzes Reich gründen konnten, während die Untertanen Nockerl modellierten – unerfindlich.
Hat man den Teig endlich zu Nockerln verabeitet, brät man diese auf mittlerer Stufe ein paar Minuten von beiden Seiten, bis sie appetitliche braune Stellen bekommen. Fertig. Auf die Zwiebelsauce legen, fotografieren und servieren. Das ist tatsächlich sehr hübsch und sensationell lecker, zehn Punkte von der Herzdame und auch von mir. Die Söhne haben nur die Nockerl gegessen, die aber gerne. Kartoffelfrikadellen, wer kann dazu schon nein sagen.
Das Kochbuch empfiehlt dazu Bier oder Wein, etwa einen Rotgipfler, ich weiß nicht einmal, was das ist. Hier gab es Ratsherrn Pilsener aus Hamburg, das passte auch.
Und wenn ich das Kochbuch so durchblättere – das war sicher erst der Anfang meiner Kloßkünste. Da geht noch was! Hamburger Nockerln! Na, mal sehen. In Kürze mehr dazu.
December 28, 2013
Dialog am Morgen
Sohn I: “Papa, was liest du da? Worum geht es in dem Buch?”
Ich: “Um die Liebe.”
Sohn I: “LIES MIR BLOSS NICHTS VOR!”
December 26, 2013
Fragebogen
Sowohl Isabella als auch Johannes haben mir ganze Fragenkataloge zugeworfen. Früher, als die Blogs noch in kleinen Clubs geschrieben wurden, nannte man das Stöckchen, liebe Kinder. Ich verhalte mich jetzt etwas regelwidrig und suche mir aus den beiden Listen die Fragen aus, zu denen mir spontan etwas einfällt. Zuvor erzähle ich aber noch etwas aus meiner Berufsanfangszeit, als ich 1987 in einem Hamburger Marktforschungsinstitut als Aushilfe anheuerte. Damals habe ich nämlich im Büro das fabriziert, was hier in der Überschrift steht, also Fragebogen. Das war noch in der Schreibmaschinenzeit, da ging es um Typenrad oder Kugelkopf und wenn man ganz viel Glück hatte, gab es eine hypermoderne Maschine mit Dreizeilenspeicher, das war dann aber schon Arbeiten wie im Science-Fiction-Film und den Chefsekretärinnen vorbehalten.
Ein Fragebogen enthält wie jedes Formular Tabellen für die Listen der Antwortvorgaben, und je nach Fragestellung und Textlänge fallen diese Tabellen verschieden aus. Heute natürlich kein Problem, das bastelt man mit jedem Textprogramm in Minuten zurecht. Damals bekamen wir diese Tabellen als handschriftliche Entwürfe der Chefin, absurde Skizzen, kaum zu lesen, auf Din-A-3 gemalt, manchmal mit Brandlöchern von Zigaretten drin. An diesen Entwürfen rechneten wir etwas herum, spannten dann Papier in die Maschine und drehten es auf die richtige Zeile. Zählten ein paar Leertasten ab und hauten einen Punkt aufs Papier. Zählten entsprechend unserer hoffentlich richtigen Rechnung weitere Leertasten und setzten den nächsten Punkt. Und noch einen und immer so weiter. Nahmen irgendwann das mit etlichen Punkten versehene Papier aus der Maschine, legten ein Lineal an und verbanden die Punkte mit schwarzem Filzstift. Spannten es schließlich wieder ein und tippten den Text in die Tabelle. Mit etwas Glück passte alles. Das dauerte pro Tabelle manchmal eine Stunde, man verbrauchte dabei flaschenweise Tipp-Ex, Unmengen Papier und die schwarzen Filzstifte horteten wir sicherheitshalber kartonweise. Wenn der Fragebogen mit allen Tabellen endlich fertig war, ging er zum Drucker und kam nach Tagen zurück, gedruckt und gebunden. Fehler, die man dann erst fand, wurden in Nachtschichten per Hand ausgebessert, in allen tausend Exemplaren oder in wie vielen auch immer. So war das. Lange her. Jetzt zu den Fragen.
Was machst du bei Schnee?
Dasselbe wie bei jedem Wetter, ich arbeite möglichst gelassen weiter.
Wie sollte dein Familienwappen aussehen?
Ich hoffe doch, dass mir wohlmeinende Freunde nachdrücklich und ernsthaft auf den Kopf hauen, wenn ich jemals anfangen sollte, über so etwas nachzudenken.
Gibt es technisches Spielzeug für den Nachwuchs?
Es gab zu Weihnachten ein Starter-Set von Fischer-Technik für Sohn II. Eine Spielzeuglinie, die etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint, was ich schade finde. Nach den ersten Erfahrungen kommt es sehr gut an und ich fand es schön, nach vielen Jahren dieses Zeug wieder in der Hand zu haben. Die Finger erinnern sich, ein seltsames Gefühl. Fischer-Technik kann man später mit Motoren und digitalem Klimbim nachrüsten, falls durch eine Laune der Natur hier jemand technisches Interesse entwickeln sollte.
Nach welchen Kriterien suchst du morgens dein Outfit aus?
Ich ziehe morgens eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd an. Wenn kein schwarzes Hemd da ist, ziehe ich ein blaues an. Nachdem ich das seit etwa dreizehn Jahren so mache und also eine gewisse Übung darin haben, denke ich nicht mehr über irgendwelche Kriterien nach.
Welchen Geruch assoziierst du mit deiner Kindheit?
Den 70er-Jahre-Mercedes-Innenraum-Geruch – und mir könnte schon bei der Erinnerung spontan schlecht werden, so wie damals regelmässig auf der Rückbank. Außerdem den Geruch von Kitt, da ich in einer Glaserei Kind war und damit gespielt habe. Und den Geruch von Speck. Die Erinnerung wird trügen, aber ich habe den Eindruck, meine Oma hat Unmengen Speck in der Küche verarbeitet, immer hat sie Speck geschnitten, Speck gebraten, bei jedem Besuch. Immer mit dem gruseligen Satz: “Ich schneid Speck, ich schneid Speck, schneid den Daumen mit weg.” Ich saß dabei auf meinen Händen.
Was ist dein persönlicher Antrieb für die Bloggerei?
Ich meine das nicht als fishing for compliments sondern vollkommen ernsthaft: ich kann sonst gar nichts anderes richtig, was ich neben meinem Bürojob noch machen könnte.
Was war deine größte Enttäuschung in diesem Jahr?
Die dann doch allmählich ins Bewusstsein durchsickerne Erkenntnis, dass die Suche nach einer 4-Zimmerwohnung in unserem demnächst duchgentrifiziertem Heimatstadtteil aller Wahrscheinlichkeit nach vollkommen sinnlos ist.
Was bereichert dein Leben zur Zeit am meisten?
Das kann man als Vater kaum originell beantworten, das sind natürlich die Kinder. Aber man kann es doch etwas präzisieren. Mich begeistert zum Beispiel gerade die Begeisterung, mit der Sohn I die Welt entdecken möchte, dieser Riesenhunger auf Wissen und Erfahrung und die Bereitschaft, alles toll und großartig zu finden. Und der Widerspruch zwischen den Kindern, die die Welt wunderbar finden wollen und mir, der sie in vielen Aspekten gar nicht mehr wunderbar finden kann, der begeistert mich auch. Da muss man nämlich über alles noch einmal neu nachdenken, das schadet sicher nicht.
Welche Berufsgruppe sollte mehr twittern/bloggen?
Ich kenne gar nicht so viele gelungene Blogs aus Berufen, die nicht der Medienwelt angehören. Die sollten alle mehr mehr bloggen, die anderen, ich lese das sehr gerne, wenn jemand über seinen Beruf schreibt und die Geschichten dazu erzählt. Die bekannten Beispiele von Taxifahrern, Anwälten, Lehrern etc. klingen doch oft so, als wäre es wünschenswert, dass man mehr Geschichten aus solchen Berufswelten erzählt bekäme. Da auch in deutschen Romanen normale Berufe nicht allzuoft vorkommen, sondern die Hauptfiguren immer wieder selber schreiben, sehe ich Nachholbedarf an solchen Geschichten. Es sind viel zu wenig Hauptfguren Fensterputzer oder Landschaftsgärtner oder Feuerwehrmann. Ich würde auch im Wirtschaftsteil gerne mehr solche Texte verlinken. Vielleicht finde ich die entsprechenden Blogs einfach nicht, das kann natürlich auch sein. Es ist gar nicht einfach, Blogs zu finden, wenn man nicht ein präzises Thema sucht, sondern eher eine Richtung.
Herzlichen Dank…
… an die Leserin B.D., die uns ein Paket geschickt hat, in dem u.a. ein flauschiges Katzenkostüm für Sohn II war. Das war, so etwas ergibt sich manchmal ganz ungeplant, eindeutig das Hauptgeschenk des Heiligen Abends für ihn, da kommt nichts auch nur annähernd ran. Die Rollenspielphase hält bei ihm immer weiter an, er ist so Katze, wie ein kleiner Junge nur Katze sein kann – und jetzt ist er womöglich noch mehr Katze.
Wir hoffen, dass er das Kostüm irgendwann im Frühjahr, wenn es draußen wärmer wird, freiwillig wieder ausziehen wird, bis dahin gewöhnen wir uns einfach daran, etwas Felliges zu streicheln, wenn er um unsere Beine streicht. Es ist alles nur eine Phase.
Weihnachtsspaziergang II
Gelesen, vorgelesen, gesehen, gespielt und gehört im Dezember
Gelesen
Ulla Hahn: Aufbruch. Das ist die Fortsetzung des im letzten Monat besprochenen Buchs “Das verborgene Wort”, am dritten Teil der Reihe schreibt sie wohl gerade. Ich bin nach wie vor angetan, auch wenn die immer weiter zunehmende Betonung der menschlichen Sonderform “klügstes Mädchen der Klasse” allmählich etwas nervt. Außerdem macht sie, was Autorinnen immer machen, wenn sie zu viel Inhalt haben: sie packt geschichtliche Abläufe in Dialoge, die dann klingen, als würde der Brockhaus mit wechselnden Rollen verlesen. Die Leute reden nicht, sie dozieren, damit zwei Kapitel Weltgeschichte in eine Szene am Kaffeetisch passen. Da habe ich es dann doch in der Mitte weggelegt.
Davon abgesehen stellte mich das Buch aber wieder vor ein Rätsel, das mir beim Lesen schon oft begegnet ist, wenn ich von früherem Unterricht an Gymnasien gelesen habe, hier etwa Anfang der Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Da wird also der Latein-Unterricht en detail beschrieben und die Schülerinnen reden Latein miteinander. Etwas mühsam, aber sie reden es. Außerdem machen sie sich Gedanken über den Inhalt der alten Schriften, die Präzision Cäsars etc., seinen Stil, seine Politik… und das hat nichts, aber auch gar nichts mit meinem eigenen Lateinunterricht damals zu tun. Der bestand nur aus eher stumpfem Vokabellernen und aus dem sehr drögem Zerkauen der Grammatik. “Sehen sie den AcI?” Und alle so: “stöhn.” Mühsam hangelte man sich da von Satz zu Satz, stockende Übersetzungsversuche, kläglich scheiternd – von flüssigem Lesen konnte überhaupt keine Rede sein, geschweige denn vom Sprechen. Weder ich noch die unerreichbaren Klassenbesten haben auch nur einen Hauch antiker Philosophie, Rhetorik oder literarischer Kunst mitbekommen. Wieso eigentlich nicht? Ist die Schule in den zwanzig Jahren zwischen Ulla Hahn und mir so abgefallen von allen Ansprüchen? 68 und die Folgen? Oder gehöre ich einer Deppengeneration an? Verherrlichen alle ihren früheren Unterricht? Ich verstehe es wirklich nicht.
Peter Kurzeck: Als Gast.
Ein Autor, den ich erst durch seine Todesnachricht kennengelernt habe. Eigenwillig muss man das wohl nennen, was er da schreibt. In der Buchbeschreibung steht das sei “ein ungeheurer, kunstvoll arrangierter Strom von Erinnerungen, Wahrnehmungen und Assoziationen”. Davon abgesehen ist es mitreißend, besonders wenn man etwas sprachverliebt ist. Und das, obwohl es in Frankfurt spielt. Gefällt mir. Wobei man mitreißend nicht falsch verstehen darf, da es keine Handlung im gewohnten Sinne gibt, der Herr denkt mehr vor sich hin. Es passiert nicht viel, in Frankfurt geht jemand über die Straße, ein Kind zieht sich einen Anorak an, es werden viele Zigaretten geraucht, Morgensonne scheint in Dachfenster. Das ist ein hervorragendes Buch, um es abends aufzuschlagen, drei Seiten zu lesen, dabei auf eigene Gedanken zu kommen und dabei einzuschlafen. Und das ist überhaupt nicht böse gemeint.
Charles Dickens: Meistererzählungen. Deutsch von Trude Fein.
Das habe ich gelesen, nachdem mir aufgefallen war, dass ich durch irgendeinen seltsamen Fehler in der Matrix die Weihnachtsgeschichte von ihm noch nie gelesen habe, sondern nur aus den zahlreichen Verfilmungen kannte. Tatsächlich macht sie natürlich auch in der Buchform Spaß, ganz erheblichen sogar. Mit großer Begeisterung gelesen. Und nächstes Jahr wieder.
Robert Louis Stevenson: Die tollen Männer. Keine Übersetzerangabe. Das hatte ich früher im Jahr schon einmal angefangen und dann weggelegt, weil andere Bücher dazwischen kamen. Jetzt habe ich es aber wegen des Sturms Xaver wieder fortgesetzt, denn was gibt es Besseres, als während eines ordentlichen Sturmes nachzulesen, wie Großmeister Stevenson einen ordentlichen Sturm beschreibt? Eben.
Katherine Mansfield: In einer deutschen Pension. Deutsch von Elisabeth Schnack, illustriert von Joe Villion. Der Erstling von Katherine Mansfield. Ein Buch über Deutsche, das teilweise immer noch verblüffend gegenwärtig wirkt, und sei es nur in kleinen Nebensätzen, alle paar Seiten erwischt es einen . Sehr amüsant, sehr geistreich, sehr gerne gelesen. Was muss diese Frau für eine innere Freiheit gehabt haben, um 1911 so schreiben zu können.
Vorgelesen
Astrid Lindgren: Weihnachten im Stall. Bilder von Harald Wiberg, übersetzt von Anna-Liese Kornitzky. Eine Mutter erzählt ganz schlicht von der allerersten Weihnacht und wie fast immer trifft die Lindgren einen Ton, bei dem die Kinder einfach mal ruhig zuhören und sehr gut damit zurechtkommen, dass gar nicht viel passiert. Schön. Passend klare und zeitlose Bebilderung.
Raymond Briggs: Oje, du fröhliche. Deutsch von Ingeborg Neske. Unangefochten das Lieblingsweihnachtsbuch hier und der Grund, warum die Söhne jedem “Verflixte Weihnachten” wünschen. Die Geschichte vom jährlichen Arbeitseinsatz des grummeligen Weihnachtsmanns gehört in jeden gepflegten Haushalt.
Gerda Müller: Was war hier bloß los? Ein geheimnisvoller Spaziergang. Momentan eines der Lieblingsbücher von Sohn II und eines der wenigen umgekehrten Vorlesebücher, das kann nämlich das Kind vorlesen. Im Buch ist kein Text, da sind nur Spuren auf dem Teppich und im Schnee. Spuren, an denen man erkennen kann, was ein Kind und ein Hund da gerade gemacht haben. Das ist für Kinder mit etwa vier Jahren großartig, weil sie dabei üben, Geschichten zu erzählen. Die ganzen W-Fragen, Details im Bild beachten, Logik in der Abfolge, das übt sich alles ganz nebenbei ein, das ist ganz hervorragend gemacht. Das Buch finde ich sehr empfehlenswert.
Isabel Kreitz: der Laden.
Da gibt es plötzlich einen neuen Laden in der Straße, der verkauft Kinderbedarfsartikel und Erwachsene dürfen gar nicht erst rein. Kinderbedarfsartikel wie etwa Brüllbonbons in den Geschmacksrichtungen Tiger, Löwe oder Puma. Wenn man die gelutscht hat, spricht man lauter als jeder Erwachsene und alle hören immer zu. Lauter Produkte, die für Kinder absolut sinnvoll sind. Sehr beliebtes Bilderbuch hier. Mit Zeichnungen, die auch Erwachsenen ein paar Extraspäße bieten.
Karl Urban: Die Erde. Unser blauer Planet. Ein Buch aus der “Was ist was”-Reihe des Tessloff-Verlags. Diesen Band hat mir der Autor geschickt, der auch als Blogger vorkommt. Und das Buch kam genau passend, denn Sohn I erreichte gerade die Phase, in der er abends motzend auf der Bettkante saß und als Drama-Queen des Tages mit großer Geste sagte: “Vorschule, immer Vorschule! Ich interessiere mich nicht für die Vorschule! Ich interessiere mich für die Welt!” Weswegen ich dann umgehend mit der Aufklärung über die Welt beginnen konnte. Die Sache mit Tag und Nacht und dergleichen, auch das mit der schiefen Erdachse, da war einer von uns beiden dann schon leicht überfordert und nein, ich möchte nicht drüber reden. Sohn I war begeistert und ist es noch, zumal da auch ganz moderne Aspekte in dem Buch vorkommen. Aspekte, die er schon kennt, der singende Chris Hadfield etwa.
Gespielt
Sagen wir so: ich habe sehr oft die Katze gestreichelt.
Und dann haben wir noch an einem dieser wahnsinnig besinnlichen Nachmittage in der kuscheligen Vorweihnachtszeit einen richtigen Spielenachmittag gemacht, das ist bei uns eher exotisch. Mit Zeit und Keksen und Tee und allem. Und natürlich mit zwei Söhnen, die auf gar keinen Fall verlieren wollten und einer Herzdame, die tendenziell aggressiv wird, wenn jemand Sagaland nicht sofort kapiert. Und einem Familienvater, der auch heute immer noch nicht weiß, was dieses Spiel eigentlich soll, aber ich habe eh keine Ader für Spiele und war Kind, bevor es dieses Spiel gab. Glaube ich. Das war, haha, sehr schön, der Nachmittag. Nach zwei Stunden war die Familie heillos zerstritten, jeder auf seine ganz eigene Art schlecht gelaunt und der Tag tatsächlich recht kurzweilig vergangen. Tolles Konzept, doch, doch.
Gesehen
Die ersten zehn Minuten von “Pippi außer Rand und Band”. Dann eingeschlafen. Die Söhne waren aber begeistert, eh klar.
Gehört
Ein Monat des sozialen Hörens, ich habe mangels eigener Inspiration viel mehr als sonst darauf geachtet, was in meinen diversen Timelines so gehört wird. Und auch einiges gemocht. Etwa:
Walzer für Niemand von Sophie Hunger, empfohlen vom Nuf.
Night Out von Slackwax – empfohlen vom Jazzblogger.
Julian & Roman Wasserfuhr mit einer wunderbaren Version des eigentlich längst totgehörten “Englishman in New York”. Gute Musik zum Arbeiten. Auch via Jazzblogger.
Und von dort kam ich über Umwege irgendwie bei Henry Mancini an, also bei einem Komponisten, von dem wohl jeder etwas kennt. Aber man findet auch so etwas. Henry Mancini spielt ein Stück von den Beatles. Hier noch schnell das Original. Sehr schönes Video.
Das neue Album von Sting “The last ship” hätte ich ohne einen Hinweis von Volker Weber ganz gewiss nicht angehört, das ist aber ganz anders, als man wahrscheinlich denkt. Mit interessanten Texten, nicht zu vergessen.
Durch Isa kam ich auf Ben Caplan. Etwas speziell, etwas haarig, aber das Album “In the time of the great remembering” fand ich toll. Er klingt so. Und man kann ihn gut sehr laut hören.
December 25, 2013
Kurz und klein
Es gibt Schulklassen, die sich einstimmig gegen Wichteln entschieden haben, und plötzlich fasst man wieder Vertrauen in die Zukunft.
— Ute Weber (@UteWeber) 16. Dezember 2013
“Heute ist der Siebzehnte. Das ist eine 8 und eine 9.”
(Wie man die Kinder am Adventskalender beschäftigt und in Ruhe Zeitung lesen kann)
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 17. Dezember 2013
Mein indianischer Name ist Die niemanden umbringt obwohl die Kinderweihnachtslieder-CD hängt.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 17. Dezember 2013
Ich weiß, warum Familienmütter am Heiligen Abend heimlich, leicht angedudelt am Klo sitzen und leise wimmern. Und Sie?
— Honig Süss (@honigsuess) 17. Dezember 2013
Seit ich hier bin, hat sich mein Alkoholkonsum vervielfacht.
Langsam werden mir meine Eltern sympathisch.
— Sankt Nils (@derheiligenils) 23. Dezember 2013
Leuchtende Kinderaugen sind toll. Heute morgen hängt allerdings sehr viel aufgeregt plapperndes Kind hinten dran…
— Call me Cat! (@wittschicat) 24. Dezember 2013
Den Kindern mitgeteilt dass ab Montag Kindergarten & Schule geschlossen sind.
Verzweiflung. Tränen.
Doch, doch. Die haben mich lieb.
— p47r1c14 c4mm4r474 (@dasnuf) 20. Dezember 2013
Sohn I möchte den Baum mit Salamischeiben und Playmobilmännchen dekorieren. Nun. #warumauchnicht
— Max. Buddenbohm (@Buddenbohm) 23. Dezember 2013
Kind 3.0: "Himmelherrgott! Wann kommt endlich die Bescheinigung?"
— p47r1c14 c4mm4r474 (@dasnuf) 24. Dezember 2013
"Mama ist der Babo, aber Papa ist der Papst". Die Söhne mit einem diplomatischen Vorschlag. Nicht schlecht.
— Max. Buddenbohm (@Buddenbohm) 16. Dezember 2013
Chuck Norris kann einem Zweijährigen Fingerhandschhuhe anziehen.
— Kindergarten Kopp (@maatc) 20. Dezember 2013
Weiße Sofas sind so praktisch, wenn man keine Kinder hat, nie auf dem Sofa isst oder trinkt und tot ist. Sonst nicht.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 20. Dezember 2013
Kind beim Tierarzt. Paar kommt mit Kiste ausm Zimmer. "Sind da Hasen drin? Ja. Toll. Ich habe schonmal TOTE HASEN gesehen!" Stille.
— Passt net?Doch!Muss. (@svensonsan) 20. Dezember 2013
Diese Verzweiflung der Leute, wenn wir als 5-köpfige Familie unsere Einkäufe aufs Kassenband legen und kein Platz mehr für nen Trenner ist.
— Schlachtzeile (@Schlachtzeile) 21. Dezember 2013
An pubertierenden Kindern ist nicht alles schlecht. Sie schlafen z.B. recht lange.
— Dare Dackel (@teckelclub) 21. Dezember 2013
Kommas sind schwieriger als pubertierende Jugendliche.
— Für Sie immer noch (@Goganzeli) 23. Dezember 2013
Durch Kinder antrainierter Muskelreflex Nr. 2: alle Gegenstände von der Tischkante wegstellen. Auch wenn nur Erwachsene anwesend sind.
— Walfänger (@netter_herr) 21. Dezember 2013
Ich muss mir langsam mal den Reflex abgewöhnen, die Hand an die Tischkante zu legen, wenn mein Sohn (22) daran vorbeigeht.
— Akkordeonistin (@akkordeonistin) 21. Dezember 2013
Nach Indoor-Spielplatz und Schwimmbad feiern wir den Kindergeburtstag aus logistischen Gründen in diesem Jahr direkt in der Notaufnahme.
— der_handwerk (@der_handwerk) 21. Dezember 2013
"Mama, kommst du mal? Es hat geklingelt." "Ich bin im Bad."
"ICH KANN NICHT AUFMACHEN, MEINE MAMA KACKT GERADE!"
— Keks (@namenlos4)
"Ich finde, für Deine Größe bist Du nicht alt." Tochter gratuliert zum Geburtstag.
— Zettelliese (@Cadann) 22. Dezember 2013
Sonntagnachmittag. Ich gehe ins Theater.
*Rückt seine feuilletonmäßige Woody Allen-Gedächtnisbrille zurecht*
Ins neue Stück vom Kasperle.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 22. Dezember 2013
Wenn ihr Kind in Lebensgefahr gerät oder keinen guten Platz im Kasperletheater bekommt, wird jede Mutter zur Löwin.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 22. Dezember 2013
Die Töchter sind nun so alt, dass sie "Ich wünsch mir brave Kinder!", mit "Dann geh mit Mama halt noch mal in die Produktion!", beantworten.
— Schlachtzeile (@Schlachtzeile) 22. Dezember 2013
So ein Kindergeburtstag wird eigentlich erst scheiße, wenn die Abholeltern noch die Jacke ausziehen wollen.
— der_handwerk (@der_handwerk) 22. Dezember 2013
Fixbutte, Flips und Krankheitskeim – fertig ist das Landschulheim.
— Herr Schulte (@PlanetSchulte) 22. Dezember 2013
Meine Mutter hat gerade Leber gebraten und wollte mich überreden zu kosten. Wir haben doch 1993, oder?
— nutellagangbang (@nutellagangbang) 23. Dezember 2013
Im Duracell-Hasen steckt gar keine Batterie, sondern ein sechsjähriges Kind.
— Schisslaweng (@Schisslaweng) 23. Dezember 2013
Diesen Tweet widme ich dem Dreijährigen, der zu seinem nonstop am Handy klebenden Vater nach mehrmaligem Bitten um Hilfe "Arschmann" sagte.
— alles b. (@alles_b) 22. Dezember 2013
Erwachsen bist du, wenn deine Eltern dein Kinderzimmer in ein altersgerechtes Bad umbauen.
— _Sara_ (@_die_sara) 24. Dezember 2013
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