Maximilian Buddenbohm's Blog, page 296
November 23, 2015
Familien-Kanban Teil 3
Nachdem ich neulich erwähnt habe, dass bei gewissen familiären Aufgaben auch Comiczeichner Mühe hätten, sie mal eben für einen Kanban-Aufgabenzettel zu zeichnen, hat sich prompt einer bei mir gemeldet – weswegen diese Folge der kleinen Kanban-Reihe illustriert ist. Herzlichen Dank dafür an Till Laßmann, Comic- und Eventzeichner!
In der ersten Woche haben wir (siehe Teil I und Teil 2) tatsächlich 27 Aufgaben abgearbeitet, das ist doch gar nicht so wenig. Fast alle Zettelchen im Bereich “Machen” wurden am Wochenende erledigt, das gehört auch zu den Erkenntnissen, auf die man erst kommt, wenn man die betrieblichen Abläufe zuhause einmal einem Audit unterzieht: Wochentage bestehen hier zu 99% aus Routine und es gibt überhaupt keinen Grund, irgendwem irgendwelche Aufgaben mitzuteilen. Jeder weiß, was wann zu tun ist. Das heißt selbstverständlich nicht, dass es dann auch jeder macht, aber das ist ein anderes Problem, das kann Kanban so nicht lösen. Am Wochenende ist das ganz anders, am Wochenenende wird hier der ganze Betrieb neu erfunden, immer wieder.
Um es etwas geschäftsmäßiger auszudrücken, immerhin kommt Kanban aus der Industrieproduktion: an Werktagen sind die Probleme im Familienbetrieb in der Regel nicht prozessbedingt, an Werktagen ist man im Management eher mit verhaltensaufffälligen Mitarbeitern beschäftigt, die teils enorme Motivationsprobleme haben und auf Bonussysteme schon lange nicht mehr recht ansprechen, dabei unkündbar sind und enorme Privilegien genießen, man beschäftigt sich also mit ganz normalen Kindern. An Wochenenden muss man dann mit aus heiterem Himmel hochmotivierter Belegschaft plötzlich den gesamten Betrieb ad hoc auf neuen Betriebsabläufe umstellen, so dass am Ende der manchmal völlig improvisierten Prozessketten z.B. das Produkt “Familienausflug” stehen kann, während man selbst eher von einem Sabbatical, von einer Kur oder wenigstens von einem Nickerchen träumt. Das ist ein wenig so, als würde man in zwei völlig verschiedenen Unternehmen und auch in zwei Rollen arbeiten, je nachdem welcher Wochentag gerade ist. Es ist kompliziert.
Wobei man ja auch kleine Lehren aus diesem Audit gerne mitnehmen kann. So hat es sich, um ein prägnantes Beispiel zu nennen, als total sinnvoll erwiesen, sich am Sonnabendmorgen mit der ganzen Belegschaft vor der Kanban-Wand zu versammeln, die “Erledigt”-Karten der letzten Woche feierlich abzunehmen und ggf. herausragende Einzelleistungen noch einmal gesondert zu würdigen. Um dann gemeinsam eine Lagebesprechung abzuhalten, aus der die neuen Aufgaben entstehen, die sofort gezeichnet und verteilt werden. Das klingt schon wieder banal, aber ich glaube tatsächlich, das behalten wir so bei. Es scheint vorteilhaft für alle Beteiligten zu sein, sämtliche Aufgaben einmal vor sich zu sehen, ganz greifbar und verständlich. Es passiert etwas in den Köpfen, wenn man das so macht. Und man merkt auch am Sonnabendmorgen schon, was nicht mehr passt, was nicht realistisch ist, was übertrieben anspruchsvoll ist . Sieben Zettel bei Sohn II? Try again. Den eben von Sohn I gezeichneten Zettel versteht schon nach fünf Minuten keiner mehr? Try again. Viel zu viele Zettelchen, die kleben schon in zwei Schichten an der Wand? Try again.
Insbesondere das letzte Problem, hinter dem die Frage nach der richtigen Priorisierung steht, ist ein weiterer bedenkenswerter Aspekt. Man priorisiert natürlich immer, quer durch den Alltag, aber es ist vermutlich wirklich schlauer, gemeinsam und sortiert über Prioritäten nachzudenken und sie abgestimmt im ganzen Team festzulegen. In der Familie und im Büro.
Und wirklich wunderbar und erheiternd ist immer wieder das alte und längst aus Tom Sawyer bekannte Neidprinzip unter den Kindern, dieses sofortige Misstrauen, wenn einer eine bestimme Aufgabe gerne haben möchte. Warum will der das? Macht das am Ende Spaß? Der denkt sich doch was dabei? Kann ich das dann nicht lieber machen? Gib das sofort her! Das hat im neunzehnten Jahrhundert bei Mark Twain funktioniert, das kann man immer noch beliebig oft reproduzieren, der Mensch ist nun einmal so. Neid und Gier, man muss es eben nur sinnvoll anwenden. Wenn es nur immer so einfach wäre!
November 22, 2015
Woanders – Die fünfzehnte Sonderausgabe Flucht und Fremdenfeindlichkeit
Noch einmal der Hinweis, diese hier gesammelten Artikel sind teilweise nicht taufrisch, sondern eher eine Woche alt oder noch älter, was in Zeiten des Internets natürlich schon steinalt ist. Aber wenn man versucht, zu einem Thema so gut wie alles zu lesen, was online an den Gestaden der Timelines angespült wird, um daraus etwa wöchentlich etwas Interessantestes zusammenzustellen, dann geht das kaum aktueller. Und das macht auch nichts, finde ich.
Deutschland: Zunächst etwas Geschichtswissen zu diesem Land. Schadet nie.
Deutschland: Eine Familie nimmt eine Familie auf. Und da, noch eine.
Deutschland: Und wenn man sich durch die Begegnung mit mit anderen Kulturen beschäftigt, dann gehören auch ganz alltägliche Aspekte dazu. Etwa das Schlafen.
Deutschland/Mazedonien: Bei Telepolis erinnert man ein wenig an Deutschland als Auswanderungsland, was jetzt durchaus kein Schreibfehler ist. Buddenbohms findet man übrigens auch in den USA. Nachfahren von Wirtschaftsflüchtlingen, die niemand in ihr sicheres Herkunftsland Nordostwestfalen zurückgeschickt hat. Zum Thema sicheres Herkunftsland hier übrigens noch etwas zu Mazedonien.
Deutschland: Ein Artikel über die Arbeit von Mimikama, dem Verein, der Falschmeldungen im Netz aufdeckt und dokumentiert. Noch ein wenig mehr zur Faktenlage beim Netzwerk Flüchtlingsforschung, die Zeit berichtet.
Deutschland: Der Bürgermeister von Rotttenburg macht einfach mal.
Deutschland: Mely Kiyak über die Moslem-Problematisiermaschine in den deutschen Medien.
Deutschland: Ein “bürokratisches Schelmenstück”, und sicher nur eines von vielen, die gerade passieren: die Finanzämter interessieren sich für Vereine, die Geflüchtete kostenlos trainieren lassen. Denn so geht es ja nun nicht.
Syrien: Die FAZ sehr lesenswert über moralische Fragen zum syrischen Bürgerkrieg und über seine Legitimation, das ist ein Thema, über das man ruhig einmal eine Minute länger nachdenken kann. Und das eher selten angesprochen wird.
Mali: Die Länder weiter südlich in Afrika haben wir gerade eher nicht mehr auf dem Radar, sie kommen in den Meldungen kaum noch vor. In der Zeit ein Interview zur Lage in Mali, zu den Fluchtursachen – und auch zum Thema Entwicklungshilfe und unfairem Handel.
Deutschland: Die Menschen aus Mali begegnen einem in diesem FAZ-Artikel wieder, da geht es um ein Detailthema der aktuellen Krise, um die Passersatzpapierbeschaffung. Ein zweifellos sehr deutsches Wort – und ein schwieriges Thema.
Eritrea: Über die Lage dort findet man auch eher wenig, hier ein Artikel im Tagesspiegel.
Tschechien: Ein Artikel über die extreme Abschottung Tschechiens gegen Geflüchtete und sonstige Fremde.
Deutschland: Die Geflüchteten als Konjunkturprogramm, der Einzelhandel freut sich. Ziemlich logisch, ziemlich naheliegend. Dennoch bemerkenswert.
Deutschland/Europa: Ein schon filmtaugliches Szenario: der verletzte Syrer, der aus einer norddeutschen Kleinstadt per Handy unüberschaubar vielen Menschen auf der Flucht mit Informationen hilft.
Deutschland: Es gibt auch Hilfsinitiativen, auf die man zunächst gar nicht kommt, etwa diese hier: Illustratoren für Flüchtlinge.
Deutschland: Axel Hacke über Rohheit und Dummheit.
November 21, 2015
Kleine Szenen (7)
Ich arbeite seit vielen Jahren für eine weltweit tätige französische Firma. Die Konzernzentrale ist in Paris, über siebenhundert Leute arbeiten dort. Nach den Attentaten vom 13.11. sehe ich in meinen Firmenmails, auf Facebook und und auf Twitter nach, jemand könnte ja schreiben, dass alle Kolleginnen okay sind. Ich lese aber einen Tag lang nur, dass man noch nichts weiß. Es ist Wochenende, wie sollte man es auch wissen. Auf Twitter posten die Kollegen schließlich nur einen Link zu einem Song: Imagine von John Lennon.
Im Supermarkt in unserem kleinen Bahnhofsviertel läuft ein auffällig vergnügter Familienvater herum. Er trägt ein sehr langes, kleidähnliches Hemd und eine goldbestickte Mütze, wenn man sich gut auskennen würde, man könnte womöglich am Gewand sein Herkunftsland erkennen. Aber ich kenne mich nicht aus. Seine Frau trägt Kleid und Kopftuch, sein etwa sechsjähriger Sohn trägt die Tracht seines Vater in klein. Der Vater lädt alles in den Wagen, was mit Weihnachten zu tun hat. Lebkuchen, Dominosteine, Spekulatius und Stollen. Aber auch eine Baumspitze, Lichterketten, Lichterbögen, Christbaumkugeln, er kauft das ganze Zeug, das hier im November sonst noch keiner anrührt. Er hält ab und zu ein Stück hoch und zeigt es strahlend seinem Sohn. Der guckt eher irritiert als begeistert, nickt aber doch bei jedem Stück zustimmend. Die Frau schüttelt etwas bemüht lächelnd den Kopf, mit einem Gesichtsausdruck, als sei sie seltsames Verhalten des Gatten lange gewohnt. Ich kenne diesen Blick von der Herzdame, der Blick ist auf der ganzen Welt gleich. Der Vater rollt den Wagen zur Kasse, er sieht aus, als hätte er das Schnäppchen seines Lebens gemacht. Die Geschichte hinter dieser Szene kann man nur raten.
In einer Kneipe sitzt eine junge, arabisch anmutende Frau mit zwei Männern, natürlich kann sie aber auch Spanierin, Griechin, Afghanin oder sonst etwas sein, man kann das alles nur raten, wie bei fast allen Szenen hier. Eine Touristin, eine Frau, die seit Jahren in Hamburg arbeitet, eine Expat aus den USA oder von Sizilien, was auch immer, jedenfalls ist sie keine Deutsche, sie kann auch kein Wort Deutsch. Die Kleidung verrät nichts, sie ist so durchschnittlich, wie sie nur sein kann, Jeans und grauer Pullover. Die Männer sind Deutsche, sie reden gelegentlich ein paar deutsche Sätze miteinander. Die drei reden miteinander Englisch, ich kann nicht verstehen, worum es geht. Bis sie alle drei einen Satz mehrmals laut wiederholen, noch einmal und noch einmal: “Leck mich am Arsch.” Die beiden Männer sagen das auf Deutsch vor, die Frau versucht es nachzusprechen, was ihr aber nur ansatzweise gelingt. Besonders das R bekommt sie überhaupt nicht hin, was alle sehr amüsiert. So eine schwere Sprache! Allmählich bekommt die ganze Kneipe mit, was sie da machen, und nach und nach kommen Vorschläge von den anderen Tischen. Denn man kann doch auch “LMAA” sagen, viel einfacher! Und sogar ganz ohne R, das muss sie doch können. Oder, sehr norddeutsch, einfach nur: “Ja, ja.” Und weil die Frau immer wieder eher Jasch als Arsch sagt, denken alle über das Wort nach und murmeln es vor sich hin, wir haben hier aber auch eine seltsame Aussprache, oder nicht? Wie reden wir eigentlich? Klingt es nicht eher wie Orsch? Oarsch? Aarsch? Aasch? Die ganze Kneipe spricht kurz über Sprache und Klang und fremde Vokabeln, murmelt mehrmals testweise das Wort, bevor sich jeder wieder wie vorher seinen Gesprächspartnern zuwendet. Ich höre nur noch die nächste Herausforderung für die junge Frau und ahne, dass sie kaum zu bewältigen sein wird: “Kreuzweise”.
Ich rede mit Sohn I über die Schwierigkeit, sich in diesem Jahr auf einen strengen Winter zu freuen. Auf so einen Bilderbuchwinter, in dem man endlich einmal wieder Schlitten fahren kann, in dem man womöglich sogar einen Schneemann bauen kann, in dem Schneeballschlachten in der großen Pause möglich sind, das ist sein größter Wunsch. Das gab es alles so lange nicht, das wäre doch schön. Auch für seinen kleinen Bruder, der sich an Schnee schon gar nicht mehr erinnern kann, das muss man sich mal vorstellen. Die Schwierigkeit besteht nun aber darin, dass dem Sohn das Thema Winter genau vor den Versorgungszelten am Hauptbahnhof eingefallen ist, vor denen frierende Menschen in unangemessen leichter Kleidung herumstehen. Werden die es im Winter alle warm haben? Was ist mit denen, die jetzt noch auf der Flucht sind, irgendwo im Gelände? Stehen die echt tagelang im Schnee? Es ist kompliziert.
Ich sitze am Computer, die Söhne kommen vorbei und sehen auf meinem Bildschirm das Bild eines Polizeiwagens, es gehört zu einer Lokalzeitungsmeldung über einen Mord hier um die Ecke. Sohn I sieht nur das Bild des blauweißen Autos und murmelt: “Ah, Paris.”
Ich helfe abends bei der Vorbereitung der Kirche vor unserer Haustür, die nachts einige der Geflüchteten aufnimmt, die am Hauptbahnhof nicht mehr weiterkommen. Es ist kalt draußen, die Kirche kann man heizen. Sie wird nicht mollig warm, aber warm genug. Es wird Tee in großen Kannen gekocht, Isomatten werden zwischen die Bänke gelegt, Kekse bereitgestellt. Mir werden die Lichtschalter erklärt: “Und hier kannste den lieben Gott dimmen”. Es ist ruhig in der großen Kirche, nur ein paar Menschen, die mit Kannen und Tüten hantieren, Decken sortieren, Becher bereitstellen. Aber, das merkt man erst nach einer Weile, es kommen und gehen doch erstaunlich viele Menschen. Weil sie für die Kirche arbeiten und kurz nachsehen wollen, wie es läuft. Weil sie da sauber machen. Weil sie zu der Freiwilligengruppe gehören, die Suppe für Obdachlose kocht. Weil sie zu der Freiwilligengruppe gehören, die Suppe für die Flüchtlinge kocht. Weil sie dafür Töpfe holen oder bringen oder abwaschen. Weil sie nachsehen wollen, ob genug Helferinnen da sind. Weil sie die Hilfe der nächsten Tage abstimmen wollen.Weil sie Chorprobe haben. Die Kirche hat mehrere Türen, alle paar Minuten tritt durch eine jemand auf. Manche kenne ich, manche nicht, manche begegnen mir sonst in ganz anderem Kontext, man lernt sich durch diese Hilfsinitiativen im Stadtteil auch neu kennen. Wäre ich Theaterautor, ich würde diese Szene vermutlich einladend finden, das große leere Kirchenschiff im Halbdunklen, das kleine improvisierte Versorgungslager unter der Orgelempore, ein paar Tische mit Wachstuchdecken. Die Auftritte der wechselnden Personen, die alle irgendwie mit Hilfe, aber nicht unbedingt mit der Kirche zu tun haben. Die kurze Dialoge führen und gleich wieder abgehen. Wenn die Türen aufgehen, sieht man kurz Dunkelheit und Regen. Jemand bringt hartgekochte Eier, jemand holt Gemüse, das für die Suppen morgen geschnippelt werden muss. Jeder sagt bei seinem Auftritt zuerst etwas davon, dass es kälter wird. “Es wird jetzt echt kälter, was?” Ja, das wird es wirklich. “Es wird kälter”, ein Theaterstück über Deutschland 2015, das passt alles. Die vorkommenden Typen kennt mittlerweile jeder, der irgendwie mit den Hilfsaktionen zu tun hat. Wenn ich aus unserem Wohnzimmerfenster abends auf die Kirche sehe, kommt sie mir wie ein ruhendes, dunkles Gebäude vor. Aber in diesem November ist es abends ziemlich lebendig in dem großen Bau.
Für die Hilfsinitiativen hier im kleinen Bahnhofsviertel kann man weiterhin spenden. Für die Suppe, die den Geflüchteten am Bahnhof gereicht wird, für so elementar Wichtiges wie Trinkwasser und heißen Tee, für die Nachtquartiere, für etwas Hilfe auf dem Weg. Spendenbescheinigung auf Wunsch möglich! Vielen Dank.
November 18, 2015
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Ein kleiner Nachtrag zur letzten Woche, da ging es um den Klimawandel und den Klimagipfel, der in Paris stattfinden wird. Nun ist die Lage in Paris keine normale mehr und das hat Folgen, auch für dieses immens wichtige Treffen. Und je nachdem, wie ernst man den Klimawandel nimmt, ist das durchaus keine Randnotiz. Zur Lage in Paris und eigentlich zur Weltlage kein weiterer Kommentar mehr, wohl aber ein Bild mit einem Perspektivwechsel, der auch in wirtschaftlicher Hinsicht immer wieder sinnvoll sein kann. Und nun zu etwas ganz anderem.
Geschichten mit kleinen, mehr oder weniger gallischen Dörfern wirken immer sympathisch,das haben wir alle bei Asterix gelernt. Wenn eine Gemeinde sich gegen den Rest der Welt auflehnt, das hat oft etwas. Und das gilt auch dann, wenn die Idee zum Aufstand von Drehbuchautoren kommt, etwa von der BBC. Eine interessante Geschichte über Steuerpolitk und Rebellion aus England.
Eine vergleichbare Geschichte in Deutschland wird man im Moment eher nicht finden, interessant verhaltensauffällige Gemeinden gibt es hier aber auch. Etwa Meldorf, das vermutlich kein Mensch kennt. Aber Meldorf ist Teil der immer größer werdenden Cittaslow-Bewegung, und die ist absolut einen Blick wert. Hier noch die deutsche Übersichtsseite zu Cittaslow, den Städten mit der Schnecke.
Alle möchten in schönen, lebenswerten Gemeinden, Dörfern, Städten oder Metropolen leben. Aber wenn sie wirklich schön sind, dann gibt es gleich wieder ein Problem, dann kommen nämlich die Touristen, dann kommt auch der Disney-Effekt. Vielleicht nicht in Meldorf, aber doch sicher in Amsterdam oder in Venedig, womöglich auch in München, Hamburg, Berlin.
Und das Gegenteil dieser Disney-Städte können wir auch zeigen, etwa Geisterstädte in Spanien. Oben eine beeindruckende Fotostrecke, unten im Text die Erklärung, wie es dazu kommen konnte.
Im nächsten Artikel kann man etwas darüber lernen, wieviel Quadratmeter Boden jeder in Deutschland im Schnitt beansprucht, eine ziemlich faszinierende Zahl: 600 Quadratmeter. Wobei man Bauen und Natür nicht immer nur als entgegengesetzte Begriffe sehen muss, das geht auch anders. Wenn man etwas visionärer denkt jedenfalls,das kann man sich beim Deutschlandradio Wissen anhören.
Und es geht auch noch visionärer, obwohl gerade noch alle Helmut Schmidts berühmtes Zitat dazu im Ohr haben werden. Damit kommen wir zum Schlusslink, der sich auch an den Freundeskreis Fahrrad richtet, aber nicht nur. Man kann in diesem Text über L.A. einmal nach einer deutschen Firma suchen, dann ist man nämlich bei den Fahrrädern, man kann aber auch einfach ein wenig staunen, wie Umweltthemen in den USA weiter Fahrt aufnehmen. Faszinierend.
Oh!
Höchst ungewöhnlich, dass hier ein Paket kommt und nicht für Söhne ist, sondern für mich. Ganz herzlichen Dank also an die Leserin Christina, die mir Donald Antrim: “Das smaragdene Licht in der Luft”, übersetzt von Nikolaus Sting geschickt hat. Ich kenne Antrim bisher gar nicht, fand neulich aber eine Rezension seiner Geschichten so interessant, dass mir das Buch wünschenswert erschien. Demnächst dann mehr dazu!
Und wo ich gerade den Vogel auf dem Titel sehe – im Zusammenhang mit diesem Tierchen gibt es im nächsten Jahr auch etwas von mir. Eine einzelne Geschichte nur, aber doch mal wieder auf Papier. Warum auch nicht.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 18. Nov 2015 um 6:14 Uhr
November 16, 2015
Familien-Kanban Teil 2
Das mit den Aufgabenzettelchen, die in unserem familiären Kanban-Raster jetzt auf “Machen” und “Gemacht” verteilt werden, das ist übrigens gar nicht so einfach. Denn es ist ja ein Familiending, also muss auch alles allen verständlich sein. Sonst würden die Kinder sicher nicht allzu lange mitspielen. Die Erwachsenen können da also nicht mit abstrakten Begriffen um sich werfen, so etwas wie “Urlaubsvorbereitung” oder “Umzug planen” kommt eben nicht in Frage (nein, wir ziehen nicht um, wir tauschen nur Zimmer). Wir brauchen ganz konkrete Aufgaben. Auch etwas wie “Wohnung auf Zack bringen” ist schon zu wolkig, aber “Staubsaugen” geht, da kann man einen Staubsauger malen und jeder weiß genau, was gemeint ist. Man muss alles zum konkreten Handeln runterbrechen.
So entstanden unsere ersten Zettelchen, die Großaufgaben wurden in Kleinaufgaben zerlegt, die bildlich darstellbar waren. Boden wischen, Toast kaufen, Kleingeld sortieren, Bücher aufräumen, das bekommt man alles hin. Und dann kam der Moment, wo mich die Söhne fragend ansahen, weil ich nebenbei erwähnt habe, dass ich an dem Tag noch ein paar Stunden arbeiten musste. Und in ihren Augen stand ein deutliches: “Was macht der da eigentlich?” Und wie passt das denn bloß auf einen Zettel? In der Situation wollte ich als nächstes gerade einen Blogeintrag über genau diese Situation schreiben, das überforderte uns dann zeichnerisch aber leider alle vollkommen, das kann hier kein Mensch abbilden, da würden vermutlich auch Comiczeichner erst einmal einen Moment nachdenken.
Was also mache ich eigentlich, wenn ich vorgebe zu arbeiten? Mein indianischer Name wäre Tippeditipp, ich sitze am Schreibtisch und bearbeite die Tasten, warum auch immer und offensichtlich zu jeder Tageszeit. Ich kann die Arbeit im Sinne dieser Familienaktion leider schlecht in Einzelteile zerlegen, weil etwas wie “Kolumne für X” schreiben” zumindest Sohn II noch nicht genug sagt und das auch als Bild nicht recht in Frage kommt. Weswegen mir Sohn I nach etwas Nachdenken kurzentschlossen einfach einen Computer gezeichnet hat, der da jetzt bei mir unter “Machen” an der Wand klebt.Dem Bild entnehme ich übrigens, dass mir hier wohl unterstellt wird, ich würde pausenslos lustige Zeichentrickfilme am Computer gucken. Schlimm.
Aber da es sich bei der Sache mit dem Computer um eine Arbeit handelt, die prinzipiell niemals fertig ist, könnte man den Zettel da auch in die Wand dübeln, der kann natürlich niemals in den Bereich “Gemacht” wechseln. Das haben die Söhne dann auch verstanden und mich ein wenig mitleidig angesehen, weil bei ihnen unter “Gemacht” schon viel mehr Zettelchen als bei mir zu finden sind.
Sohn I: “Wir können den Zettel mit dem Computer ja ab und zu nach unten zu “Gemacht” hängen, damit das für dich mal gut aussieht. Dann kommst du kurz gucken, freust dich, und dann, was weiß ich, nach zehn Minuten oder so, hängen wir ihn gleich wieder hoch. Sonst machste ja nicht weiter.”
So ein mitfühlendes Kind, ist das nicht wunderbar? Ich freue mich jetzt jedenfalls sehr auf meine zehn Minuten Pause, die mir hier irgendwann in hoffentlich absehbarer Zeit zustehen werden.
November 15, 2015
Familien-Kanban
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 15. Nov 2015 um 4:32 Uhr
Ich war auf dem Barcamp Hamburg, einer sehr gelungenen Veranstaltung mit zahllosen Vorträgen zu einer bunten Themenvielfalt. Wer das Prinzip Barcamp nicht kennt: Das sind offene Veranstaltungen, bei denen vorher nicht klar ist, worum es gehen wird. Jeder Teilnehmer kann morgens im großen Plenum Themen vorschlagen, wenn sie ein paar Leute interessieren, finden die Vorträge auch statt, sonst eben nicht. Thematisch kann zwischen technischen Internetfragen, hochspeziellen Marketingstrategien, Weinverkostungen und “Wie kommt der Honig ins Glas” so ziemlich alles passieren. Betont lustige und todernste Themen, Ersteinführungen für Dummies und Expertenpanels, Workshops, Diskussionsrunden, alles möglich. Es waren wirklich interessante Sessions dabei, es sind natürlich immer viel, viel mehr, als man hören könnte, das gehört zum Prinzip der Barcamps, es finden etliche Vorträge gleichzeitig statt.
So ein Barcamp ist für uns auch ein Familienevent. Die Herzdame hat ziemlich spontan selbst eine gute besuchte Session gehalten, über die Hilfe für die Geflüchteten in Sankt Georg. Die Söhne waren den ganzen Tag in der Kinderbetreuung des Barcamps, die ihnen sehr gefallen hat, das war auch im letzten Jahr schon so. Und ich schreibe jetzt etwas über die Veranstaltung, so hat hier jeder etwas davon.
Das mit den Kinder, das läuft da übrigens so entspannt und selbstverständlich, dass andere Veranstaltungen sich gerne daran ein Beispiel nehmen könnten. Das Gewusel in Kniehöhe gehört dort einfach dazu, es ist ganz selbstverständlich, da laufen eben Kinder herum, da haben Menschen eben Babys auf dem Arm und reden dennoch übers Business. Man muss eigentlich nur beschließen, es normal zu finden, dann läuft das schon. Eine Betreuerin und ein Betreuer, ein wenig Entgegenkommen der Erwachsenen, viele Schokobrötchen und Limo, mehr braucht man gar nicht.
Und auch bei solchen Kongress-Veranstaltungen gilt: Man bekommt so viel zurück. Die Kinder waren nämlich nicht nur einfach da, zwei von ihnen haben auch gleich einen Vortrag gehalten, und der hatte es in sich. Das waren zwei elfjährige Mädchen, die etwas über ihr Verhalten im Internet erzählen wollten, was alle Erwachsenen sofort so interessant fanden, dass der Saal sehr voll war. Und zu einem Vortrag kam es dann genau genommen gar nicht, die Gäste fingen einfach sofort an zu fragen, die Mädchen antworteten, es kamen mehr Fragen und noch mehr Fragen, wirklich sehr neugierige Erwachsene waren da im Publikum. Und die Antworten waren dann so beschaffen, dass nicht wenige, mich eingeschlosssen, zu der Erkenntnis kamen, dass diese beiden Mädchen mit ihren Smartphones und Computern womöglich lange nicht so junkiehaft und besessen umgehen wie wir. Wie mein Nebenmann mir irgendwann zuflüsterte: “Die sind cooler als wir, oder?” Und das ist ja auch einmal einen Gedanken wert.
Für Kinder, das wurde sehr deutlich, gibt es auf Barcamps wirklich gute Möglichkeiten, Erwachsenen die Welt zu erklären, Sohn I hat das am Rande mitbekommen und kann sich gut vorstellen, da auch einmal etwas zu erzählen. Das klingt nur wie eine nette Anekdote, ist aber pädagogisch eine wirklich feine Sache – denn die Kinder können sich früh für kompetent und mitmachfähig halten, der Graben zwischen ihnen und den Erwachsenen wirkt dann manchmal überraschend leicht überbrückbar. Ich finde das schön.
Ich habe auch einen Vortrag über Kanban im Privatleben gehört. Und da “Man kommt zu nix” einer meiner häufigsten Sätze ist, möchte ich da gerne noch etwas länger drüber nachdenken, denn womöglich ist an diesen Methoden etwas dran. Könnte ja sein. Ich neige sonst dazu, so etwas als Berater-Spinnkram abzutun, aber Arroganz ist bekanntlich auch nicht immer der richtige Weg. Und weil wir gerade spektakulär daran scheitern, die Aufgaben im Haushalt hier streitfrei und just in time zu verteilen, versuchen wir mal eine Art abgespecktes Familien-Kanban-System, warum auch nicht. Wer sich für die ausgefeiltere Variante mit allen tollen Anglizismen interessiert, hier etwas mehr dazu.
Wir haben uns ganz einfach mit diesen bunten Tape-Dingern ein Raster an die Wand gebastelt, fünf Spalten. Die erste als Pool, da kommen die Aufgaben rein, die jemand übernehmen muss. Dann vier Spalten, eine für jeden im Haushalt. Diese Spalten haben einen Trennstrich in der Mitte, oben steht, was zu tun ist, unten das, was getan wurde, was abgehakt ist. Wirklich ganz einfach.
Man kann das mal eine Woche oder länger testweise laufen lassen und an den Wochenenden nachsehen, wer was gemacht hat. Ohne Belohnungssystem, mir werden solche Sachen zu schnell merkantil geprägt. Wir nehmen das einfach nur als Sortierspiel, und auch ein wenig um Prioritäten festzulegen. Und natürlich, um ein wenig mit dem ewigen Konkurrenzdenken der Söhne zu spielen, die sich bereits nach wenigen Minuten in den Haaren hatten, wer denn nun die meisten Aufgaben übernehmen dürfe: “Die hatte ich zuerst!”
Das Spiel scheint jedenfalls wunderbar zu motivieren. Während ich hier tippe, saugt Sohn II so ekstatisch Staub, wie Jimy Hendrix Gitarre spielte. Ich werde hier keine Beweisfilme einstellen, aber der Vergleich ist so unpassend nicht.
Weil Sohn II aber noch nicht lesen kann, werden die Aufgabenzettel gezeichnet. Und da hier niemand großartig zeichnen kann, lassen die Bildchen auf den Post-Its erheblichen Raum zur Spekulation.
“Wir sollen Insekten zertreten!?”
“Das ist ein Wischdings, du Blödi!”
Von diesen Startschwierigkeiten abgesehen sind heute in wenigen Stunden schon überraschend viele Aufgabenzettel vom oberen “Machen”-Bereich in den unteren “Erledigt”-Bereich gewandert, Heinzelmännchen nichts dagegen. Ich bin gespannt, wie sich das System in der nächsten Woche bewährt. Und ich glaube, wir bauen hier zwischendurch ein kleines Ratespiel mit unseren allerschönsten Aufgabenzetteln ein.
November 13, 2015
Woanders – Die vierzehnte Sonderausgabe Flucht und Fremdenfeindlichkeit
Hamburg: Ein Film über die mobile Kita für die Kinder der Geflüchteten am Hamburger Hauptbahnhof. In der Schlussszene sieht man die Kinder mit den Seifenblasen, wenn man jetzt am Bahnhof vorbeigeht, sieht man dauernd Kinder mit Seifenblasen vor diesem Zelt. Und, was einem zuerst vielleicht gar nicht auffällt – diese Kinder lachen beim Spielen. Sonst lacht am Hauptbahnhof kein Mensch. Man kann da etwas stehen bleiben und sich die lachenden Kinder ansehen, es ist eine sehr heilsame Übung.
Hamburg: Ein Interview mit dem Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Hamburger Messe zur Ausnahmesituation in den Hallen dort. Den Satz “Alles, was Sie brauchen, ist hiermit genehmigt”, den hätte man gerne öfter und an mehr Stellen in der Stadt gehört.
Deutschland: Frau Modeste über Sankt Martin.
Deutschland: Eine sympathische Stadt: Regensburg. Auch nett: Klein Borstel, das ist Stadtteil von Hamburg, da gab es eine Demo für ein Flüchtlingsheim. Ja, für. Und eine ganz andere Lage gibt es in Meißen.
Deutschland: Jakob Augstein über die deutsche Angst vor dem muslimischen Mann.
Deutschland: Hier geht es um den Shitstorm als Mittel der politischen Kommunikation und um Stöckchen, über die brav gesprungen wird. Und ich finde es ganz richtig, was da steht.
Deutschland: “Nichts ist geregelt.” Es geht um die unbegleiteten Minderjährigen in Hamburg, bzw. demnächst woanders.
Deutschland: “Wir holen dich da raus” – ein Paar holt einen jugendlichen Afghanen aus Ungarn. Ohne Zeit, vorher darüber nachzudenken.
Deutschland: Die FR über den Verfassungsschutz und die Straftaten von rechts.
Deutschland: Eine prächtige Kolumne über das prächtige Abendland und sein inszeniertes Versagen. Und immer noch sagen es zu wenig Menschen so deutlich. Viel zu wenig.
Deutschland: Gefährliche junge Männer.
Deutschland: Anne mit ein paar Momentaufnahmen.
Deutschland: Ein Update zur Lage am Lageso
Europa: Ein Interview zum Thema Völkerwanderung, bzw. eben nicht.
Afghanistan: Am Hamburger Hauptbahnhof fallen mir Menschen auf, die anders aussehen als die arabische Mehrheit der Geflüchteten. Ich frage etwas herum, es sind wohl Hazara. Den Namen habe ich noch nie vorher gehört, in der Wikipedia kann man mehr erfahren. Man weiß so vieles nicht.
Syrien: Das kann man sich schon einmal für die Geschichtsbücher merken, die Sache mit dem Hunger und dem Beginn der Massenflucht.
Syrien: In der NZZ geht es um Syrien, bzw. um die Levante, ein längst aus der Mode gekommener Begriff. Man beachte vor allem den letzten Satz des Artikels, der angesichts der aktuellen Diskussion in Deutschland verblüffend grotesk wirkt: “Mögest Du eine große Familien haben und einen leichten, mühelosen Weg.” Ein schöner Satz. Ein wirklich schöner Satz.
Griechenland: In der NZZ ein Artikel über das Kindersterben in der Ägäis. Kaum auszuhalten.
Oman/Ägypten/Algerien etc.: Und Deutschland liefert immer weiter Waffen. Eh klar.
November 12, 2015
12 von 12 im November
Wenn jemand 12 von 12 nicht kennt – hier die Erklärung.
Nachdem ich es in den letzten beiden Monaten tatsächlich nicht geschafft habe, einen Artikel in dieser Reihe zu produzieren, springe ich jetzt doch wieder auf den Zug auf.
Der Tag beginnt mit dem Schreiben einer Kinderfilmrezension, zu der ich allerdings inhaltlich gar nicht komme, weil mein lodernder Hass auf gigantische Multiplexkinos, übersüßtes Popcorn in mülltonnengroßen Portionen und widerliche Nachos in Käsesoße aus Industriemüll und Beck’s Bier zu Mondpreisen im Text einfach zu viel Platz kostet. Schlimm.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 11. Nov 2015 um 21:45 Uhr
Währenddessen bastelt Sohn II, der kleine Streber, noch vor dem Frühstück Blumen für seine Mutter. So romantisch! Das Bastelmaterial besteht heute aus Birnen, warum auch nicht. Sohn II kann vermutlich aus allem etwas bauen, zaubern, gestalten, er ist damit allerdings ziemlich allein in diesem Haushalt.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 11. Nov 2015 um 22:23 Uhr
Danach zur Arbeit, da komme ich unweigerlich am Hauptbahnhof vorbei. Im Stadtteil fragen sich alle, was die schwedische Grenzschließung für die Geflüchteten bewirken wird, noch ist die Lage aber ruhig. Es ist bei den Versorgungszelten nicht voller als sonst auch.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 11. Nov 2015 um 23:06 Uhr
Ich eile ins idyllische Hammerbrook, um ein paar Stunden in einem Büro zu verbringen, von dem es keine Fotos geben wird. Hier aber doch die Einflugschneise.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 11. Nov 2015 um 23:15 Uhr
Am Vormittag ein kleiner Imbiss, aus reiner Bosheit so auf dem Teller angerichtet, dass es gewisse Symmetriefanatiker nicht aushalten. Irgendwo muss die Aggression ja hin!
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 2:05 Uhr
Auf dem Rückweg von der Arbeit komme ich am Mariendom vorbei, wo etliche hochkalibrige katholische Würdenträger gerade in die Kirche eilen. Im Bild ist nur einer, das ist die sogenannte Text-Bild-Schere, da muss man jetzt durch.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 5:25 Uhr
Ein paar dieser Würdenträger grüßen mich, als würden sie mich gut kennen, ich überlege immer noch, wonach ich jetzt schon wieder aussehe. Stelle mich zuhause vor den Spiegel, sehe aber wohl nicht übertrieben katholisch aus. Bin es ja auch nicht.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 8:42 Uhr
Am Nachmittag werfe ich einen ersten Blick in ein frisch geliefertes Buch von Herrn Bakker, der normalerweise großartige Bücher schreibt. Wie dieses hier ist, weiß ich noch nicht.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 7:19 Uhr
Ich hole Sohn I aus der Schule, Sohn II ist anderweitig verabredet. Stelle zuhause irritiert fest, dass ich nicht dringend an irgendwas arbeiten muss, also zumindest nicht so deadlinedringend, dass es mich wirklich motivieren würde. Damit kann ich nicht umgehen, ich stehe plan- und orientierungslos auf dem Balkon, gucke in die Gegend und tue entspannt, um nicht aufzufallen. Imitiere dabei chamäleongleich andere Balkonsteher mit Zeit und Muße. Draußen Herbst, alles ganz hübsch.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 7:29 Uhr
Und hier wird jetzt gnadenlos geschummelt, statt Bild ein Video. Ich gucke nämlich zurück am Schreibtisch mehrmals diesen Clip hier, weil ich mich gerade für einen entsprechenden Workshop im Dezember angemeldet habe. Collegiate Shag, ein unfassbar anstrengender, schneller und leicht alberner Tanz. Den die Herzdame auch wieder schon kann, eh klar.
Dann: Pfannkuchen. Es kommt nicht oft vor, aber ab und zu koche oder brate ich hier auch etwas, das den Söhnen schmeckt
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 9:12 Uhr
Damit würde der Tag eigentlich enden, wenn ich nicht dieses seltsame neue Hobby hätte, das einen Frontalangriff auf meinen Biorhythmus darstellt. Ich gehe also nicht ins Bett, nein, ich habe um 22 Uhr noch eine sehr erfreuliche Verabredung zum Lindy-Hop, die Schuhe stehen schon bereit. Wie ich mich allerdings bis dahin wach halten soll – vollkommen unerfindlich.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 8:22 Uhr
November 11, 2015
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Es gibt in wenigen Wochen wieder eine Weltklimakonferenz. Was macht denn eigentlich der Klimawandel gerade? Er ist bei einem Grad pro Jahr. Ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, das steht hier.
Wobei das ein vielleicht etwas trockener Text ist. Spektakulärer ist da dieser Artikel aus der New York Times (englischer Text) über Grönland. Da hat man auch etwas für das Auge, schon das erste Bild kann man sich ruhig etwas länger ansehen.
Und wenn sich immer noch jemand fragt, ob die Klimaänderung nicht vielleicht doch ein gehyptes Problem ist, der kann bei einem Interview mit Mojib Latif schnell mal die Überschrift zur Kenntnis nehmen: “Niemand weiß, ob wir das überstehen können.”
Dieses “wir”, das sind aber zunächst gar nicht wir hier im Norden, das sind erst einmal die Menschen in Afrika und in Südasien. Und aus dem Satz “Wie armen Ländern geholfen werden kann, ist eines der heikelsten Themen beim Weltklimagipfel in Paris” wird wohl niemand irgendwelchen Optimismus ableiten wollen, nehme ich an.
Es gibt manchmal erschreckende Details in den Meldungen, die leicht untergehen, weil sie weiter unten in den Artikeln stehen, von denen man vielleicht schon nach der Überschrift genug hat. Brände in Indonesien, ja nun, da weiß man gleich Bescheid. Aber was man erst einmal nicht weiß: diese Brände da am anderen Ende der Welt haben in den letzten Wochen so viel CO2 in die Luft geblasen, wie es der jährlichen Emission Deutschlands entspricht. Das ist mal ein Vergleich, der beeindruckt. Und unser Konsum von Produkten, die Palmöl beinhalten, hat damit durchaus etwas zu tun. In wie vielen Produkten steckt Palmöl? Es steckt in jedem zweitem (!) Produkt Ihres nächsten Supermarktes. Kann man es ersetzen, kann man es vielleicht auch nachhaltig produzieren? Es ist kompliziert.
Aber noch einmal kurz zurück zu den eben erwähnten deutschen Emissionen – auch Autos sind Verursacher und es hat seltsam wenig Schlagzeilen gemacht, dass wir uns langsam – aber doch stetig – rigiden Fahrverboten nähern. Als ob es uns nichts ausmachen würde. Nanu?
Da fehlt jetzt wieder die gute Nachricht, so kann es ja hier nicht aufhören. Stellen wir also fest, dass wir die Städte bis 2020 emissionsfrei machen können. Man möchte es wirklich gerne glauben.
Und ganz zum Schluss wie fast immer der Link für den Freundeskreis Fahhrad. Den verbinden wir in dieser Woche auch mit dem Klima und dem Verkehr und dem Optimismus, denn es geht um einen weltweiten Rundblick auf Städte, die sich dem autofreien Zustand annähern – und damit natürlich zum Fahrradparadies werden.
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