Maximilian Buddenbohm's Blog, page 295
December 6, 2015
Woanders – Die siebzehnte Sonderausgabe Flucht und Fremdenfeindlichkeit
Deutschland/Syrien: Naji erzählt. Nicht durch die 33 Minuten Länge abschrecken lassen, die kann man ruhig mal investieren.
Europa: Ein Artikel über die Preise auf der Route der Wucherer, Preise, die die Geflüchteten unterwegs bezahlen müssen. Mit Beispielen, man beachte etwa die gefälschten Schwimmwesten.
Deutschland: Das werden sicher viele schon kennen, der meistgeteilte Artikel der Woche – es brennt in Deutschland.
Deutschland: Ein Interview mit David Begrich von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus in Magdeburg – Erläuterungen zur Lage in Ostdeutschland, historisch einsortiert.
Deutschland: Die Flüchtlinge sind nicht das Problem: Ein Kommentar zur Lage am Lageso.
Deutschland: Und in jeder Woche ein Artikel über irgendeinen bürokratischen Horror. Und noch mehr zur Bürokratie.
Deutschland: Ein Afghane wird direkt bei der Einreise abgelehnt. Auch ein bürokratischer Akt.
Deutschland: Kippt die Stimmung oder wird sie gekippt? Ein Kommentar in der taz.
Bayern: “Die CSU jammert, Bayern hilft” – ein Artikel im Spiegel über das Bundesland, in dem es offensichtlich ziemlich gut klappt, mit dem Management der ach so unlösbaren Krise.
Schleswig-Holstein: Integration auf einer Hallig.
Sachsen: Eine höchst bemerkenswerte Sichtweise auf ein Willkommensfest für Geflüchtete – als Provokation für Rechte. Darauf muss man erst einmal kommen. Mehr dazu von Mely Kiyak.
USA: Ein Text über die Grenze zu Mexiko und die Auswirkungen der Abschottung.
Libanon/Jordanien/Türkei/Irak: Und das Naheliegende wird weiterhin nicht getan.
December 5, 2015
Elektrospielzeug: Kurio 2 Hybrid-Tablet
Ein Artikel von Jojo Buddenbohm, acht Jahre alt.
Wir schreiben hier WERBUNG drüber, weil wir das Gerät zugeschickt bekommen haben und es behalten können – und es ist etwas mehr wert.
Ich hatte auch schon das vorherige Kurio-Modell, darüber habe ich auch geschrieben, das war hier, mein erster Text überhaupt. Das alte Kurio ist aber jetzt kaputt, weil mein Bruder mich damit geschlagen hat.
Als wir dieses neue Gerät bekommen haben, hat es sehr lange gedauert, bis wir das eingestellt bekommen haben, Papa ist das ganz schön schwergefallen. Schwerer als beim ersten Modell jedenfalls, das ist jetzt viel komplizierter. Aber er hat es dann doch geschafft. Das Besondere an dem neuen Kurio: es sind zwei Teile.
Einmal das normale Tablet und dann noch die Tastatur. Man kann auch noch eine Maus anschließen, dann geht es noch besser.
Auf dem Kurio sind viele Spiele drauf, ich habe natürlich gleich welche getestet. Ich habe nicht alle kapiert, aber die, die ich konnte, die waren obercool. Zum Beispiel Minecraft, das kannte ich aber auch schon, Minecraft ist sowieso super. Auch gut waren z.B. Dynamite Fishing, Super Party Sports Football, Stage Dive Legends, Beach Buggy Racing, Soda King.
Es gibt auch noch Bewegungsspiele, da kann man etwas vor der Kamera des Geräts machen und das Spiel reagiert dann. Das haben wir noch gar nicht geschafft, die zu testen, aber die gab es auch auf dem alten Kurio und da waren sie sehr gut.
Mit dem Kurio komme ich über WLAN auch ins Internet. Das ist aber speziell für Kinder gesichert, da komme ich nicht ganz überall hin. Und Papa kann das so einstelllen, dass er wöchentlich einen Bericht bekommt, wo ich überall drauf gewesen bin und wie lange und auch, was ich gespielt habe.
Auf dem Kurio ist auch Word drauf, damit kann man Texte schreiben. Zum Spaß zum Beispiel. Oder einen Weihnachtswunschzettel, und den kann man dann auch speichern und wieder aufmachen und noch mehr dazu schreiben.
Ich nenne das Programm immer Word Disney, das macht meinen Vater wahnsinnig. Excel gibt es auch, damit habe ich aber noch nichts gemacht.
Wenn man Tablet und Tastatur zusammensteckt, sieht es aus wie ein richtiges Notebook. Nur kleiner (7 Zoll). Ich kann den Touchscreen gut bedienen, mein Vater kommt damit aber nicht so gut klar, der hat zu dicke Finger. Ich habe ganz dünne Finger.
Man kann noch weitere Spiele herunterladen, das haben wir aber auch noch gar nicht gemacht, weil schon viele drauf sind, das reicht erst einmal. Ich könnte auf dem Kurio auch Filme gucken und so, alles wie an einem ganz normalen Notebook. Ein Notebook zu haben ist toll.
Das Menü finde ich allerdings nicht so gut, das ist etwas unübersichtlicher als beim alten Modell und es gibt auch manchmal eingeblendete Hinweise, die ich gar nicht verstehe, die sind eher für Erwachsene, die muss mir Papa dann erklären. Und manchmal bleiben die Apps auch hängen. Das ist aber auf fast allen Geräten so, auch auf dem iPad und dem Handy.
Insgesamt finde ich das neue Kurio aber megagut. Und mein Bruder findet das auch.
December 4, 2015
Kurz und klein
Die einzig richtige Temperatur für Pfefferminztee ist kindergartenwarm.
— Hübscherei (@Huebscherei) 12. November 2015
"Mama, ich bin fertig angezogen." pic.twitter.com/mCHFezSsD6
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 13. November 2015
Zum Entspannen vom Kinderstress in ein Day Spa gehen und dann ist da gerade ein Babyschwimmkurs.
Ich lebe den Traum.
— Frollein_van_B (@Frollein_van_B) 7. November 2015
Ich diskutiere jetzt schon seit einer halben Stunde mit dem Sohn, obwohl er gar nicht sprechen kann. Katzenbesitzer kennen das.
— Trusi (@BeiAnja) 13. November 2015
Kinder zu haben ist wie in einer Studenten-WG zu leben, nur dass man plötzlich der pflichtbewusste Freak darin ist.
— qa wa (@qawa_wa) 26. Oktober 2015
Hätte ich geahnt, daß das Kind den Witz während des Erzählvorgangs erst erfindet, hätte ich nie eingewilligt zuzuhören. Das dauert jetzt.
— Y (@Gehirnkram) 16. November 2015
1981: Ich nage Extra-Rillen in die elterlichen LPs
2013: Sohn bemalt CDs mit Wachsmalstiften
2015: Baby löscht alle Playlists mit der Nase
— Kleckerwingeln (@Kleckerwingeln) 20. November 2015
Das Kind ist so autonom, ich denke über einen schwarzen Kapuzenpulli als Geschenk zum 2. Geburtstag nach.
— Herzenskind (@_herzenskind) 9. September 2015
Es ist ein Motto-Kindergeburtstag. Das Motto ist: Dezibel.
— Heiko Bielinski (@heibie) 21. November 2015
Man macht sich nicht nur Freunde, wenn das Kind während 6h Flug fast jeden vom Klo kommenden fragt, ob er Kacka gemacht hat.
— Bella (@familieberlin) 22. November 2015
Kennen Sie auch so einen kleinen, vollgestopften, schnuckeligen Laden, in dem man stundenlang stöbern kann?
Also bevor man ein Kind hat.
— Mami Huntzefuntz (@krispels) 2. Dezember 2015
3-year-old: I want the green cup, not the blue one.
Me: Why? The milk will taste the same in both.
3: You don't get how cups work.
— Exploding Unicorn (@XplodingUnicorn) 30. November 2015
Die Kinder sind heute wieder wie aus dem Ei gepellt. Also aus einem Überraschungsei. Süß, klebrig, mit viel sinnlosem Plastikspielzeug.
— Y (@Gehirnkram) 30. November 2015
Die Tochter liest vor. Der Sohn langweilt sich. Ich langweile mich auch, weiß aber, dass sie gleich durch sein müsste mit dem Impressum.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 25. November 2015
Wenn
n: Kinderzahl
und
v: verlangte Varianten fürs Butterbrot
so gilt stets
v >= n
wobei
v ein Vielfaches von n sein kann. #elterntweet
— Stefan Schmitt (@cerlin) 2. Dezember 2015
"Wir müssen dann jetzt los."
"Ja."
Kind 1 legt sich nochmal hin.
Kind 2 beginnt, ein Bild zu malen.
*Grillenzirpgeräusch*
— Frollein_van_B (@Frollein_van_B) 26. November 2015
"Mama, bekomm ich ein Tablet zu Weihnachten?"
"Nein."
"Mama?"
"Ja."
"Was ist ein Tablet?"
Sechsjährige. Kannste dir nicht ausdenken.
— Hübscherei (@Huebscherei) 3. Dezember 2015
Die Weihnachtsaufführung beginnt.
150 elterliche IPads strecken sich besinnlich in die Höhe.
— Hübscherei (@Huebscherei) 3. Dezember 2015
Geschätzte Zeit zwischen "Gute Nacht, Mama!" und "Ich kann nicht einschlafen!": 0,3.
Nanosekunden.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 2. Dezember 2015
Kind 3.0: Isch brokramiere jetzt Minecraft übrigens
Erzieherin: Oh, kannst du denn schon schreiben?
Kind 3.0: Nein, aber isch hab Fantasie
— Patricia Cammarata (@dasnuf) 1. Dezember 2015
Das Zeitaufwändigste morgens ist herauszufinden, welcher Belag auf dem Schulbrot sein soll, das dann nicht gegessen wird.
— Y (@Gehirnkram) 3. Dezember 2015
Das Kind (5) hat gestern sein erstes Wortspiel gemacht:
"Ruhe auf den billigen Plätzchen!"
(Nie war eine Mutter stolzer.)
— moepern (@Moepern) 2. Dezember 2015
December 2, 2015
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Eine Folge ohne thematischen Schwerpunkt, es wird bunt. Wir fangen mit dem Lieblingswerkzeug aller Zahlenarbeiter an, im Publikum des Wirtschaftsteils werden ja sicher ein paar zu finden sein. Sie werden Excel nutzen, es gibt kaum einen Zweifel. Und das könnte für vieles eine Lösung, aber leider auch ein kleines Problem sein. Im Text wird ein Artikel auf Seite 54 des Heftes erwähnt, das klappt online natürlich nicht – der dort gemeinte Artikel ist dieser und der passt hier auch sehr gut hin.
Das Thema Klima hatten wir zwar kürzlich erst, aber es dominiert natürlich gerade die Schlagzeilen – und es erscheinen auch weiterhin bemerkenswerte Artikel dazu, etwa dieser hier über die Bewohner der Marshall-Inseln. Das ist auch ein Artikel über Flüchtlinge und über die Folgen der Politik der USA und über Atommüll, da kommt einiges zusammen. Es gibt hier noch einen zweiten Teil.
Und es gibt auch noch andere Themen. Etwa die Sache mit der Gleichberechtigung und mit dem Haushalt, die Sache mit den Geschlechterrollen. Das ist ein Thema, das durchaus auch einen wirtschaftlichen Aspekt hat, vielleicht sogar einen, der bei der Lektüre ein wenig überrascht. Es ist immer schön, noch einen anderen Blickwinkel zu entdecken, den man vielleicht bisher nicht im Sinn hatte.
Einen anderen Blick kann man auch auf einen König werfen, der normalerweise nur in der Yellow Press vorkommt, jetzt aber einmal einen Satz zum Thema Umweltschutz gesagt hat, was natürlich gleich ein Skandal ist. Andere sagen wesentlich deutlichere Sätze und die Meldungen darüber rauschen weitgehend unbemerkt durch die Blätter. Apropos Blätterrauschen, um mal eine neue Rekordmarke der eleganten Überleitung zu versuchen, da gibt es gerade ein Buch, das auch den einen oder anderen hier interessieren dürfte, man hat es vielleicht schon auf den Bestsellerlisten gesehen, es geht um einen Basisbaustein des Umweltschutzes, es geht um Bäume.
Zurück zur Basis des Umweltschutzes kann man aber auch zeitlich, etwa zweihundert Jahre zurück, zu Philipp Leopold Martin. Nie gehört? Vermutlich nicht. Diesen Namen einfach mal für den Smalltalk vormerken, das macht etwas her.
Und noch ein anderer Blick, diesmal saisonal passend auf den Onlinehandel, den die Medien eigentlich eher in der Rubrik “umweltschädlich” verorten. Hier eine Meldung, in der das anders dargestellt wird und auch nicht gerade unlogisch klingt, zumindest solange man die zahllosen Retouren im Geiste auslässt. Es könnte dem einen oder anderen noch den Weihnachtseinkauf entspannen, wenn man guten Gewissens online einkaufen kann, oder? Die Meldung mit dem Gegenteil, in der doch wieder anders gerechnet wird, die finden wir dann lieber erst im Januar.
Und ganz zum Schluss wie fast immer der Link für den Freundeskreis Fahrrad, es geht um den geplanten Fahrradhighway in Berlin. Eine ziemlich schöne Sache. Wenn es denn etwas wird.
Sankt Georg hilft: Zum Beispiel Margit von “Welcome Soup St. Georg”
In der Suppengruppe kochen an jedem Werktag ehrenamtlich tätige Menschen Suppe für die durchreisenden Flüchtlinge am Hauptbahnhof. Täglich zwischen 12 und 15 Uhr werden riesige Töpfe Suppe angerichtet, gekocht wird dabei hauptsächlich mit Gemüsespenden. Man braucht ziemlich viele Hände, um jeden Tag Berge von Gemüse zu zerlegen, man braucht auch viele Hände, um die Töpfe zu transportieren und zu waschen. Und um immer wieder Spenden und Naturalien zu sammeln. Auch an einer Suppe hängt eine Menge Arbeit, wenn sich alle irgendwie beteiligten Helferinnen der Gruppe treffen, kommen immerhin etwa fünfzig Menschen zusammen. Die Suppengruppe hat bisher etwa 20.000 Portionen Suppe ausgegeben. Eine von den Helferinnen ist Margit:
“Ich bin Margit, ich bin neunundsiebzig Jahre alt. Ich bin hier, um Gemüse zu schnippeln und Suppe zu kochen und den Flüchtlingen zu helfen. Damit die ihre warme Suppe kriegen. Das macht viel Spaß! Ich bin ja schon lange Rentnerin und bin alleinstehend, und ich freue mich, dass ich hier im Kreise der sehr gemischten Menschen ein wenig Unterhaltung habe, noch einmal ganz neue Leute kennenlerne und dass mein Tag dadurch ein wenig ausgefüllt ist.
Ich wohne gar nicht in Sankt Georg, ich bin aber mittlerweile sehr gerne hier. Auch auf einen Kaffee oder ein Weinchen. Ich hab das hier durch das Internet gefunden, über Facebook. Ich bin gesundheitlich nicht ganz fit, ich kann aber hier bei der Suppengruppe im Sitzen was machen, das geht. Genau nach meinen Möglichkeiten, wie es mir passt.”
Wenn noch jemand bei der Suppengruppe helfen möchte – hier alle Infos.
December 1, 2015
Ein Update bei “Was machen die da”
Nach sechs Ausgaben in der Zeitschrift Nido machen Isa und ich mit den Gesprächsprotokollen nun wieder im eigenen Blog und in alter Manier weiter. Und mit nur einem Tag Verspätung haben wir ein noch etwas novembrig anmutendes Thema, denn Nicola Eisenschink ist Trauerrednerin. Ein Beruf, der allerdings auch etwas mit Humor zu tun hat.
Wir haben mit ihr einen Spaziergang über den Ohlsdorfer Friedhof gemacht – und was soll ich sagen, es ist schon schön, die Bilder zu den Texten wieder selbst zu machen. Und an den langen Winterabenden gemütlich an der Bildbearbeitung zu stricken, doch, das hat ganz entschieden was, da könnnte ich mich wieder dran gewöhnen.
Zum Interview bitte hier entlang.
November 29, 2015
Familien-Kanban Teil 4
Die Herzdame steht am Sonntagmorgen mit verschränkten Armen vor der planlos irrlichternden Familie, guckt besorgniserregend finster und zischt “Kanban!” In solchen Momenten klingt Kanban gar nicht mehr wie eine friedliche Methode der Prozesssteuerung, eher schon wie das japanische Wort für Angriff in einer fernöstlichen Kampfkunst. In einer Kampfkunst, in der die Herzdame zweifellos einen schwarzen Gürtel hat. Man sieht es an diesem Großmeistergesichtsausdruck, den man aus Actionfilmen kennt. Aber es geht ihr eigentlich nur darum, die Familie endlich vor dem Kanban-Board zu versammeln, um Ordnung ins Chaos zu bringen, Struktur und Planung ins fast schon verloren gegebene Wochenende. Wir haben es gestern bereits nicht geschafft, hier irgendwas zu ordnen, der Haushalt kippt schon wieder bedenklich in Schräglage, da muss also dringend gegengesteuert werden. Was aber komplett sinnlos ist, wenn doch gerade die in der letzten Woche aus dem Keller geholte Weihnachtskiste geöffnet wurde, aus der jetzt Unmengen an Deko aufs Sofa quellen. Glitzerhirsche, Kerzen, Weihnachtsmänner, Engelchen, Goldsterne und Glöckchen, die alle dringend in der Wohnung verteilt werden müssen. Eine Aufgabe, die den Söhnen am ersten Advent heilig ist, eine Tätigkeit, die gewissermaßen vollkommen alternativlos ist.
Und da muss man von seinen Kanban-Plänen auch einmal Abstand nehmen. Oder, um es doch wieder wirtschaftlich zu formulieren: Man macht eben keine Betriebsversammlung an einem Feiertag. Womöglich ist die Adventszeit auch generell gar nicht geeignet für Prozessoptimierung, das gilt vermutlich privat wie im Büro. In der Adventszeit bereitet man mit letzter Kraft den Jahresschluss vor, man geht in Terminen unter und zählt die Stunden bis zum letzten Arbeitstag des Jahres, während die Zahl der noch anwesenden Kolleginnen im Büro nach und nach ausdünnt und die Abwesenheitsassistenten in den Mails immer öfter schon auf das nächste Jahr verweisen. Man wirbelt hektischer denn je herum, hat mehr Teller in der Luft als jeder jonglierende Zirkusclown und phantasiert Beleidigungen für Leute, die irgendwas von “stiller Zeit” und “Besinnung” faseln. Und man denkt sich vage und eher nebenbei, dass man ja im Januar vielleicht mal wieder irgendwas besser oder auch nur irgendwie anders machen könnte, mit dann womöglich neuer Motivation – während man mit jedem Tag im Dezember immer weniger Lust hat, überhaupt noch etwas zu machen. Denn so läuft es doch in der Adventszeit, im Endspurt des Jahres, in der Schussfahrt auf die Feiertage zu: Ankommen ist alles. Und dabei kann man es auch belassen, nehme ich an. Kanban hin oder her.
Woanders – Die sechzehnte Sonderausgabe Flucht und Fremdenfeindlichkeit
Deutschland: Kaputte Komfortzonen können ziemlich sinnvoll sein.
Slowenien: Ein Bericht über eine Reise mit Hilfsgütern. (Es gibt einen zweiten Teil, am Ende verlinkt)
Serbien: Ein Helferbericht aus Serbien.
Kosovo: Ein Film über die Lage im Kosovo (halbe Stunde).
Griechenland: Ein Film über ein Arztehepaar, das auf Lesbos hilft. (5:48)
Griechenland: In der Zeit die Geschichte eines Rucksacks, der einem Schweizer auf der Insel Kos vor die Füße gespült wird.
Syrien/Jordanien: Ein Interview mit Kilian Kleinschmidt, der ein riesiges Flüchtlingslager an der syrisch-jordanischen Grenze geleitet hat. So groß, dass alle deutschen Unterkünfte dagegen Kleinkram sind. Der Herr hat auch ein Buch geschrieben, dazu demnächst mehr.
Syrien: Ein Text über die Lage in Damaskus, so etwas ist auch eine Seltenheit geworden, aus nahliegenden Gründen.
Deutschland: Die SZ berichtet über das Blog “Blicktausch”, das kann man dann gleich mal abonnieren oder bookmarken oder was immer Sie da treiben, um Seiten wiederzufinden.
Deutschland: Es kommen immer mehr unbegleitete Kinder an. Unvorstellbare Geschichten, die dahinter stehen, das sind Kinder im Alter meiner Söhne. Hier noch etwas mehr zur Lage der Kinder in Syrien.
Deutschland: Darauf kommt man auch nicht gerade spontan: Angeln ist Integration.
Norddeutschland: Ein kleiner Laden in Lüchow.
Deutschland: Wie der Staat bei der Integration zum Problem wird – der Artikel aus der Welt wurde schon überall geteilt, falls ihn jemand übersehen hat, er gehört dennoch unbedingt hierher.
Deutschland: Währenddessen machen die Waffenhändler in Sachsen mehr Umsatz, da reicht einem eigentlich die Schlagzeile, da braucht man schon keinen Artikel mehr. Apropos Sachsen, dieser Artikel über Sachsen wurde schon überall reichlich geteilt, dennoch soll er erwähnt werden, der Text über die missbrauchte Stadt.
Deutschland: Der Herr Fischer hat da mal ein paar Fragen und Frau Beck eine kleine Anmerkung.
Italien: Martin Gommel über Saliou.
Deutschland: Eine Anekdote über den Volkstrauertag im Odenwald und einen angenehm langweiligen Abend.
Deutschland: Eines der vielen kleinen Probleme, die wenigstens lösbar sind: Menschen, die im falschen Eisenberg landen. Aber dennoch, was für eine Situation für die Betroffenen.
Großbritannien: Die ersten Geflüchteten aus Syrien landen in Schottland (englischer Text). Und wenn man schon an die Inseln denkt: London war immer schon multikulti (englischer Text), von Anfang an.
Deutschland: Georg Diez hat ein nachvollziehbares Problem mit deutschen Medien.
November 28, 2015
Gelesen, vorgelesen, gesehen, gehört im November
Der November ist, was den Medienkonsum angeht, so gut wie gelutscht, da kann die Liste ruhig schon erscheinen. Im Dezember gibt es vermutlich zwischendurch mal eine Vorabliste, denn die Weihnachtsvorlesebücher dieses Haushalts machen nach dem Fest eher keinen Sinn mehr. In Kürze mehr dazu.
Gelesen
Weiter im Knausgård, den hatten wir hier schon. Ich bin aber immer noch im ersten Band, da liegt also noch einiges vor mir. Die Lektüre ist natürlich etwas unfroh, da kommen mir unterwegs immer ein paar leichtere Bücher dazwischen. Aber ich sehe auch noch keinen Grund, den Herrn nicht durchzulesen.
Alex Capus: Eigermönchundjungfrau
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 29. Okt 2015 um 1:11 Uhr
Kurze Texte und Erzählungen, locker, leicht und fluffig, Capus gefällt mir nach wie vor sehr. Das perlt. Und: es ist noch Capus da, es gibt es noch etliche ungelesene Bücher von ihm.
Alex Capus: Glaubst du, dass es Liebe war?
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 11. Nov 2015 um 11:48 Uhr
Also gleich der nächste Capus. Im Klappentext heißt es: “Alex Capus schreibt Geschichten, die das Leben schriebe, gäbe es nicht schon Alex Capus.” Das ist erstens sehr nett und zweitens sehr schön formuliert und drittens gar nicht abwegig. Ein kleiner, schnell zu lesender Liebesroman über verunglücktes Timing in der Liebe, langen Atem und die Möglichkeiten, seinem Leben erst zu entkommen und dann irgendwann wieder einzusteigen.
Sonja Heiss: Das Glück geht aus
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 1. Nov 2015 um 3:25 Uhr
Kurzgeschichten, die völlig in Ordnung sind, gute Ideen. Die vielen Superlative aus den Besprechungen kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber doch sehr gerne gelesen.
Gerbrand Bakker: Der Umweg – übers. von Andreas Ecke
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 12. Nov 2015 um 7:19 Uhr
Das habe ich bisher etwa bis zur Hälfte durchgelesen, eine kleine, wie immer bei Bakker auch gemeine und schmerzhafte Geschichte, eher zurückhaltend und leise erzählt, ein ganz ausgezeichet wintertaugliches Buch. Eine Frau verschwindet nach einer bestimmten Geschichte und einer bestimmten Diagnose aus ihrem Leben, das kam oben beim Capus auch schon vor, fällt mir gerade auf. Seltsam. Der eine verschwindet nach Mexiko, diese hier nach Wales, natürlich gehen die Geschichten dort weiter, natürlich streckt das alte Leben immer weiter die Finger nach den Figuren aus. Beim Capus geht das leichter über die Bühne als beim Bakker, aber wenn man Bakker und Capus kennt, dann erwartet man das auch nicht anders.
Jean-Yves Ferri & Didier Conrad: Der Papyrus des Cäsar – übers. von Klaus Jöken
Früher war alles besser, wenn ich das einmal krückstockfuchtelnd anmerken darf. Den Witz von damals erreicht wohl niemand mehr, ich sage nur Korsika oder Spanien – man möchte doch gleich die Luft anhalten, bis wieder ein richtig guter Asterix erscheint. So etwas bleibt unerreicht, damit muss man sich eben abfinden. Aber doch immerhin schön, Obelix dabei zu beobachten, wie er Konflikten aus dem Weg geht, das hat dann doch Spaß gemacht.
Vorgelesen
Jutta Bauer & Arnhild Kantelhardt: Es war eine dunkle, stürmische Nacht
Das hatten wir schon einmal, eine Vorlesegeschichtensammlung, die den Jungs so gut gefällt, dass wir sie schon mehrfach aus der Bücherei mitgenommen haben. Und es gab zu dem Satz “Diese Geschichte ist eine wahre Geschichte” immerhin eine nette kleine Diskussion über Wahrheit in Texten und Erzählungen. Was ist wahr, was kann wahr sein, gibt es Wahrheit überhaupt usw., mit sechs und acht Jahren wird das allmählich spannend.
Christian Loeffelbein: Willkommen in Professor Graghuls geheimer Monsterschule. Mit Illustrationen von Ina Hattenhauer
Grusel, Spuk, Fantasy und Monster stehen hier gerade sehr hoch im Kurs und dieses Buch ist da ein seltener Glückstreffer, weil es tatsächlich beiden Jungs gleich gut gefällt. Das kommt gar nicht so häufig vor, die Geschmäcker gehen doch weit auseinander. Die Kapitel haben ideale Bettkantenlänge und manchmal nette Cliffhänger am Ende, ich war auch zufrieden.
Sadie Chesterfield: Minions – übers. von Antje Görnig
Man kann sich nicht immer alle Bücher aussuchen, die vorzulesen sind. Die Söhne waren sehr angetan, ich fand es furchtbar. Aber ich kenne auch den Film oder die Filme nicht und weiß daher nicht, was an diesen Figuren toll sein soll.
Martin Grolms: Pinipas Abenteuer – mit Illustrationen von Annika Kuhn
Das Buch hat uns der Verfasser zugeschickt. Pinipa ist die Geheimfreundin von Greta, sie fliegt in einer Seifenblase über Deutschland, das bei der Gelegenheit in detailreichen Bildern gezeigt und erklärt wird. Hamburg, Berlin, München, das Ruhrgebiet, die Lüneburger Heide usw. Die Söhne fanden: “Die Idee ist sehr gut, das mit der Seifenblase ist super. Und Geheimfreundinnen sind auch gut, die braucht man manchmal, und dass Erwachsene die nicht sehen können, das ist ja normal. Die Bilder haben viele Details, fast wie bei Wimmelbildern, da haben wir auch richtig was erkannt, etwa bei Berlin oder Hamburg.” Laut Klappentext ist das Buch für das Grundschulalter, ich nehme an, erste und zweite Klasse passen perfekt. Allerdings wollen die Söhne nach der Lektüre jetzt einmal das Ruhrgebiet besuchen und eine Zeche besichtigen, es ist kompliziert. Wann soll ich das bloß machen?
Gesehen
Viele Filmausschnitte aus Filmen mit Katharine Hepburn, weil die Dame in der Reihe “Die Herzdame backt” vorkam. Ich hätte mich ohne diese Ausschnitte gar nicht mehr daran erinnert, dass ihre Auftritte auch modisch durchaus interessant waren. Und ich habe jetzt doch große Lust, mir diese Filme noch einmal ganz und in Ruhe anzusehen.
Gehört
Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen, gelesen von Lutz Görner
Das gibt es hier auf Youtube. Heine kann man ähnlich wie Tucholsky ruhig mal wieder lesen oder hören, man stößt auf befremdlich aktuelle Sätze über dieses Land. Überhaupt Vormärz, das könnte man sich alles mal wieder näher ansehen. Wenn man denn Zeit hätte.
Ich habe mir auf Spotify mittlerweile eine nett tanzbare Lindy-Hop-Playlist für noch nicht ganz so weit Fortgeschrittene angelegt, wer bei Spotify ist – bitte hier entlang:
Slim Gaillard
Auf Entdeckungstour durch die Musik der Swingära mache ich immer noch fantastische Entdeckungen, auch Interpreten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte – etwa Slim Gaillard. Sehr abgefahrenes Zeug.
Slim Gaillard war auch an dem heiligen Film der Swingszene beteiligt, also an Hellzapoppin, wie man hier sehen kann.
Falls der Filmtitel dunkel bekannt vorkommt – wie hatten da mal eine Erwähnung in unserem “Was machen die da”-Interview mit den Swinglehrern Mareil und Ole.
Dalida
Bei der Recherche zu einem anderen Blogartikel blieb ich wieder – ich neige im Herbst zu so etwas – an dem vermutlich traurigsten Lied aller Zeiten hängen. Nein, das ist es natürlich nicht, das ist auch gar nicht auszumachen, da gibt es entschieden zu viele Kandidaten, zu viele herzzerreißende Texte. Aber es ist ganz sicher ein vernichtendes Lied über die Unmöglichkeit der rettenden Liebe, über das Alleinsein des Menschen. Und wenn man weiß, wie Dalida endete, sieht man die Darbietung eh noch einmal mit anderen Augen. Ein wirklich grausamer Text. Pour ne pas vivre seul – um nicht allein zu sein.
Und dann stößt man wieder auf Videos, die man gar nicht suchen wollte, aber die eben ab und zu doch wieder gefunden werden wollen, ich kann es ja auch nicht ändern. Zum Beispiel dieses Filmchen, das einen mit der nagenden Frage zurücklässt, wie um Gottes willen jemals so viel Talent in so einen schmalen Menschen passen konnte. Mr. Sammy Davis Jr.
Aber im November dürfen die Lieder auch langsamer sein und länger dauern, versteht sich. Und die Sänger dürfen auch etwas beschädigt aussehen. Chet Baker.
Und zwischendurch immer wieder Diana Krall, bei der man ja durchaus einmal Klaviertaste sein möchte. Hach.
Und überhaupt, die ruhigeren Stücke. Der ganz späte Paul Kuhn mit “Almost the Blues”, das hatten wir hier auch schon einmal, warum auch nicht. Ein hervorragendes Stück, um Regentropfen an Scheiben zu beobachten. Und auch sonst, ein sehr schönes Konzert.
Und ganz zum Schluss der unerwartete Ohrwurm des Monats: Lou Rawls mit “See you when I get there”. Auch ein sehr aparter Anzug, nicht wahr.
November 25, 2015
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Wir starten mit einem Komiker, allerdings ist das Interview mit ihm unbedingt auch betont ernsthaften Menschen zu empfehlen, Politikern etwa oder Leuten aus dem Business. Aus welchem auch immer. Es ist ein Interview mit einem Komiker, der Bürgermeister der nicht ganz so unbekannten Stadt Rejkjavik wurde und der einige höchst bemerkenswerte Statements zur Politik, zu wirtschaftlichen Aufgaben und auch zu seinem Karriereweg äußert.
Da hängen wir gleich noch einen politischen Text drunter, der greift sogar etwas höher, da geht es um Utopien und um die Frage, welche Probleme wir eigentlich lösen sollen. Keine triviale Frage, versteht sich. Der Text beleidigt rundherum alles, was dem Verfasser unterwegs in den Sinn kommt, man muss das nicht unbedingt mögen. Die Schlussfolgerung ist dennoch einen Gedanken wert.
Aber um Politik sollte es gar nicht gehen, wir sind in dieser Woche eigentlich bei Landwirtschaft und Ernährung, da haben sich nämlich wieder ein paar spannende Texte angesammelt. Und da fangen wir mit einem Text an, der noch ein klein wenig politisches Vokabular aufweist, es geht dabei um die demokratischste Mahlzeit des Tages, um das Abendbrot.
Politisch sind Fragen der Ernährung und der Erzeugung von Lebensmitteln aber sowieso, auch wenn es nicht dezidiert im Text erwähnt wird. Siehe dazu etwa dieser Artikel über Schweine, die aus der Mastanlage auf einen vergleichsweise idyllischen Hof entlassen werden, mit Suhle und Gras und Sonne und Wetter. Also mit allem, was so ein Mastschwein eben nicht kennt. Fast könnte man auch dabei von einer Utopie sprechen.
Wer noch oder doch wieder oder nur kurz mal oder wie auch immer Fleisch isst, der wird diesen Test bei Nutriculinary interessant finden, es geht um Fleisch per Post. Und weil es korrekterweise nicht mehr anders sein kann, geht es dabei auch um die Produktionsbedingungen. Immerhin ist es wohl so, dass die Kunden dieser Versender sich Gedanken darum machen, was sie warum konsumieren. Wie auch die Anleger der Regionalwert-AGs, einer Form der Geldanlage, die in der Zeit sogar als Weiterbildungsinvestment bezeichnet wurde.
Und interessant war ferner noch dieser Text über die Firma Voelkel, also die mit den Bio-Säfte, da lernt man nebenbei noch etwas über die ganze Saftbranche und deren Marktgefüge. Und über Qualität und was man warum macht. Worüber auch Meike Winnemuth schreibt, in einer Kolumne, die alle interessieren sollte, die beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben.
Zum Schluss wie fast immer der Link für den Freundeskeis Fahrrad, bei dem wir heute den Bogen zur ganz großen Krise gerade schlagen, es geht um Flucht und Migration. Und um Fahrräder? Aber sicher doch. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber es ist doch auch ein Zeichen der Zeit und deswegen interessant genug – die deutschen Fahrradverkehrsregeln auf Farsi, Arabisch, Albanisch ….
Falls das aber noch nicht Fahrrad genug war, hier kommt schnell noch etwas. Dabei muss dann doch einmal wieder Kopenhagen erwähnt werden, obwohl es hier sicher häufig genug vorkommt. Aber an dieser Brücke kommen wir einfach nicht vorbei.
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