Maximilian Buddenbohm's Blog, page 299
October 11, 2015
Zwischendurch ein Dank …
… an die Leserin A.H., die den Jungs eine Cro-CD geschickt hat. Darauf ist sogar ein Lied für mich, sagt Sohn I, es trägt den überaus sinnigen Titel “Papa schüttelt den Kopf”. Keine Ahnung, was das mit mir zu tun hat, sie dürfen Cro hier eh nur hören, wenn die Kinderzimmertür geschlossen ist. Aber selbstverständlich sollen sie ruhig ihren eigenen Geschmack haben, gar keine Frage. Ich höre ja auch Musik, die sie nicht mögen, das ist alles vollkommen in Ordnung so, es ist auch zu erwarten, dass man sich irgendwann auseinander entwickelt.
Und sie freuen sich sehr über die CD und haben sie bereits tausendmal gehört. Was womöglich nur ein von mir gefühlter Wert ist, mag sein.
Vielen herzlichen Dank! Sohn I sagt, ich habe super Leserinnen. Recht hat er.
October 10, 2015
Woanders – Die neunte Sonderausgabe Flucht und Fremdenfeindlichkeit
Deutschland: Dieser Link muss vorne stehen, wer nur Zeit für einen Text hat, der nimmt bitte diesen, macht sich einen Kaffee und liest. Es dauert etwas länger, aber das ist bei Herrn Fischer schon in Ordnung. Der Herr denkt noch selbst, das ist keine gedankliche Massenware, das gehört so.
Deutschland: Auch ungemein wichtig und bisher kaum thematisiert, ist das Thema Trauma. Bei Spektrum.de dazu ein langer Artikel, wirklich aufschlussreich und besonders interessant sicher für Helferinnen und Helfer, die sich dazu bisher keine Gedanken gemacht haben.
Deutschland mit Ausblick nach Schweden: Gesa fährt Zug.
Deutschland: Im Sprachlog geht es um Komposita mit -kultur “Dabei bekommt man fast den Eindruck, einziger Inhalt der Willkommenskultur sollte eigentlich das Nichtanzünden von Flüchtlingsheimen sein.”
Deutschland: Geflüchtete erzählen, was ihnen an und in Deutschland auffällt.
Familie: Das Buch werden viele kennen, ich habe auch schon einmal darüber geschrieben, dennoch ein weiterer Hinweis darauf, weil es wirklich gut ist und man Kindern viel damit erklären kann: eine kleine Rezension zu “Akim rennt”. Auch für Kinder: 5 Kinder erzählen von der Flucht (Trickfilme für die Klassen 3 bis 7).
Deutschland: Eine Richtigstellung, die kanadische Reisewarnung vor Ostdeutschland gibt es gar nicht. Qualitätspresse, doo.
Deutschland/Mecklenburg-Vorpommern: Mit Richtigstellungen kann man bald eine ganze Ausgabe dieser Linksammlungen füllen, hier geht es um die Flüchtlingskriminalität in Mecklenburg-Vorpommern. Und für die Richtigstellungen der Aussagen des Bundesinnenministers kann man auch bald eine eigene Rubrik einführen. Man muss gerade dabei aber auch beachten, wie sehr die Medien wieder mitspielen und nichts korrigieren, obwohl man genau das eigentlich von ihnen erwartet. Korrigieren kann man übrigens auch immer wieder und wieder einige falsche Vorstellungen von Zahlen, wenn es um Migration geht.
Deutschland: Carolin Emcke über liberalen Rassismus und die modernen Islamgegner.
Brandenburg: Nachrichten, die einen irgendwie gar nicht mehr wundern. Und die doch vor gar nicht langer Zeit noch Schlagzeilen in der überregionalen Presse gemacht hätte. Womöglich sogar tagelang.
Deutschland: Hier geht es um verharmlosende Sprache, es sind Fragen, die vermutlich immer noch nicht laut genug gestellt werden.
Hamburg: Die taz ist angesichts der Lage bei der Unterbringung der Geflüchteten einigermaßen fassungslos. Und hat einen Verdacht, den vermutlich mittlerweile die halbe Stadt hat.
Hamburg: Man redet in dieser Stadt währenddessen an jeder Ecke über die Beschlagnahmung von Immobilien. Soll das so, kann das so, darf das so? Da entsteht so leicht gar keine Meinung, denn das Wegnehmen von Besitz ist zwar, da sind sich so ziemlich alle einig, völlig unmöglich, aber den Leerstand z.B. in den Bürovierteln kann andererseits auch niemand übersehen, der ab und zu seine Wohnung verlässt. Die Gespräche kommen nicht zum Punkt, es gibt keine Lösung. Jan Freitag erinnert bei HH-Mittendrin an den Allgemeinwohlgedanken. Und auch in der Zeit hat man Verständnis für das Gesetz: “Es geht darum, dass Menschen nicht erfrieren.”
Sachsen: Komplett fassungslos ist man auch beim MDR, weil der Job der Journalisten immer gefährlicher wird. Aber ob jemand wirklich durch diese Entwicklung überrascht wurde?
Deutschland: Denn in der Herberge war eben doch Platz für sie … Nur ein kurzer Hinweis darauf, dass auch die Jugendherbergen sich beteiligen. Es dauert also nur noch ein paar Wochen und alle Medien machen Wortspiele mit der Weihnachtsgeschichte und der Herberge und reisenden Paaren, inklusive Babyfotos und mariengleichen Frauenbildern. Aber vermutlich doch ohne Stroh, Ochs und Esel. Einen Stern am Himmel über dem Dach dagegen werden sie je nach Wetter schon hinbekommen, die Pressefotografen, auf einige Titelbilder im Dezember könnte ich jetzt tatsächlich schon Wetten abgeben.
Europa: Henning Mankell hat kurz vor seinem Tod noch in einem Interview mit der FAZ etwas über die Situation der Geflüchteten gesagt. “Ich glaube, dass es in Europa viel Heuchelei in der Art gibt, wie gezählt wird. Auf fünfhundert Einwohner kommt hier vielleicht ein Flüchtling, das ist sehr wenig. “
Österreich: Es zeichet sich erwartungsgemäß ab, dass etliche freiwilligen Helfer nicht mehr können, ganz egal, ob man nach Wien, Hamburg oder sonstwohin guckt. Hier ein beispielhafter Artikel über eine Helferin in Wien, die Lage wird überall ähnlich sein.
Deutschland:Bei SPON geht es um die Unterbringung von Geflüchteten in Privatwohnungen.
Syrien: Marc Pitzke kommentiert, was sonst kaum noch jemandem auffällt: Das Versagen der Uno am Beispiel Syriens.
October 8, 2015
Und noch eine Ergänzung zu “Der Rest von Hamburg”
Falls das jemand nicht kennt – ich habe vor längerer Zeit eine Sammlung von Texten zu Hamburger Stadtteilen initiiert, daraufhin haben ganz erstaunlich viele Menschen angefangen, ihre Stadtteile zu beschreiben, manche in diesem Blog, manche in anderen Blogs. Und weil das Nachdenken über die eigene Gegend wohl Spaß machte, schwappte das dann auch noch auf andere Städte über, es gab dann bald Texte über München, Riad, London usw.
Die Hauptlaufzeit der Aktion ist schon eine ganze Weile her, dennoch werden die Texte immer noch rege gelesen. Und jetzt gibt es auch noch einen Text über Hohenfelde, ganz frisch von Clara, die normalerweise hier bloggt und mir den Text heute geschickt hat. Hohenfelde, das ist ein Nachbarstadtteil unseres kleinen Bahnhofsviertels, und eine Ecke von Hamburg, die vermutlich auch viele Hamburger auf einem Stadtplan nicht korrekt einzeichnen könnten. Hohenfelde ist so ein Schnipsel der Stadt, bei dem man nach genauer Definition immer “Ach, das ist Hohenfelde” hört.
Es sind übrigens nach wie vor nicht alle Ecken der Stadt durchdefiniert, wer noch Lust hat, seinen Kiez zu betexten – immer her damit, per Link oder Artikel, das kann gerne immer noch weiter wachsen.
Und nun aber er Text von Clara Moring:
Hohenfelde – my hood!
Ich habe rüber gemacht – nach Hohenfelde! Nach 7 Jahren in der Papenhuder Strasse auf der Uhlenhorst ging es vor fast 10 Jahren auf die andere Seite des Kanals – in die Armgartstrasse. Direkt neben das ehrwürdige Gebäude, in dem bereits meine Mutter vor mehr als 50 Jahren Gestaltung studierte! Am Verkehrsknotenpunkt. Halb Hamburg fährt an unserem Wohn- und Esszimmer vorbei! Aber was soll es – ich mag Hohenfelde. Ein völlig unterschätzter Stadtteil!
„Wo wohnst Du?“
„Hohenfelde“
„Ach da fahr ich immer vorbei – das ist doch in der Nähe von Elmshorn“
„…äh.. nein“
Hohenfelde liegt mitten in der Stadt! Zwischen St-Georg, Uhlenhorst, Eilbek und Borgfelde – sogar an der Alster. Es ist ein beschaulicher Stadtteil mit mehreren kleinen Tante-Emma-Läden, inhabergeführten kleinen Apotheken und der Schwimmoper – der Alsterschwimmhalle. Ich liebe das Dörfliche in meinem Stadtteil. Charakteristisch ist der Kolonialwarenladen, der von zwei Brüdern im Hohenfelder Teil der Papenhuder Straße betrieben wird. Dort trifft man sich. Sucht man eine Wohnung – Andreas und sein Bruder wissen Bescheid. Möchte man Panini-Karten tauschen – kein Problem. Braucht man noch ‘ne Zutat zum Abendessen – die Herren haben es. Aber Obacht – es gibt hier noch Mittagspausen. So wie früher …
Mein Leben findet in dem Viertel statt. Wir wohnen hier, ich habe mein Büro in der Neubertstrasse und radel täglich mit dem Fahrrad durch den Stadtteil. Entlang am Kanal – unter der U-Bahn entlang – vorbei an der Maiboomschen Liebesbuche an die Liebende und Einsame ihre Verse gepinnt haben.
Sogar für die medizinische Versorgung ist hier gesorgt. Meine Tochter ist geborene Hohenfelderin – im Marienkrankenhaus.
Aber ich gebe es zu – ich mache auch mal rüber. Zweimal pro Tag ein paar Schritte über den Mundsburger Damm auf die Uhlenhorst zur KITA, auf die andere Seite vom Kanal zum Wochenmarkt am Immenhof und zum Einkaufen in die Lange Reihe. Da geht es über den Graumannsweg und die Barcastrasse – dort wo ein alter Herr eine Verkehrsinsel als Garten auserkoren hatte. Inzwischen ist er verstorben. Aber der Kellersche Garten wird nach wie vor von Anwohnern gepflegt! Ich mag mein Dorf in der großen Stadt.
In der Kopfsteinpflasterstraße, in der mein Büro liegt, steht eine Pinnwand. Eine einfache Pinnwand! Dort tauscht sich die Nachbarschaft aus – verabredet sich zu Flohmärkten oder White Dinners und auch unser Büro im Hinterhaus war damals dort angeschlagen. Man grüßt sich! Bin ich nicht im Büro, ist es mir auch schon mehrfach passiert dass der DHL Bote mir das Paket nach Hause brachte. „Sie waren nicht im Büro – ich dachte ich bring es Ihnen mal kurz rum“
Danke Hohenfelde – ich mag Dich!
October 7, 2015
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Kaum passt man kurz nicht auf, schon hat man wieder einen Trend verpasst, versteht ein Schlagwort nicht und guckt seltsam, wenn die gesellschaftlichen Gruppen neu durchdefiniert werden. Es gibt jetzt also die Lovos. Das sind die Nachfolger der konsumfreudigen Lohas, die wiederum der Nachfolger von, ja, von was eigentlich waren? Und, wenn wir schon dabei sind, kennen Sie noch die Parkos? Das ist oder war eine Untergruppe der Lohas, so wird es jedenfalls bei der Wikipedia unter Lohas erklärt. Was es alles gibt! Oder gab, wer blickt da schon durch.
Bei der Deutschen Welle gibt es ganz passend dazu einen kleinen Rückblick auf das Umweltbewusstsein in der deutschen Gesellschaft, unter besonderer Berücksichtigung der Autoausnahme. Der Artikel erschien noch vor dem aktuellen Abgasskandal, der aber auch nur bestätigt, dass der blinde Fleck beim Thema Auto in Deutschland weiterhin ziemlich groß ist. Egal, wie super wir alle die Umwelt finden. Wir verlinken hier zwar oft Meldungen zur alternativen Verkehrspolitik – aber die Wahrheit ist tatsächlich, dass der Autoverkehr immer noch zunimmt. Wir grüßen an dieser Stelle auch die Leserinnen aus Köln.
Zu den Lohas übrigens noch schnell eine spaßig klingende Meldung, fast klingt sie ein wenig nach einem Drehbuch, nach einer Komödie über Gentrification und zusammenstoßende Kulturkreise: “Müsli-Fans bringen Londoner East End auf die Palme.”
Was ist man, wenn man nicht zu diesen Gruppierungen gehört, ist man dann womöglich Mainstream? Das Wort hat einen entsetzlichen Klang, es verbreitet Angst und Schrecken, Mainstream, nein, das möchte man nicht sein. Es gibt da einen älteren Text von Antje Schrupp, in dem es um den Sinn des Mainstreams geht, der ist in diesem Zusammenhang interessant. Da wird nämlich festgestellt, dass der Mainstream ein Wert für eine Gesellschaft ist. In dem Artikel geht es zwar um Jerusalem und um den Feminismus, das passt auf den ersten Blick nicht hierher – und doch muss man nur ein ganz klein wenig weiterdenken, um die Argumente auf unsere Standardthemen hier zu beziehen. Richtet sich alternative Wirtschaftspolitik, die wir hier so oft besprechen, überhaupt auf den Mainstream? Will man mit dem, was man sinnvoll findet, die Mehrheit überzeugen oder nur ohnehin willige Splittergruppen? Auch die Kommentare zum Text sind gar nicht uninteressant, darauf muss man ja immer besonders hinweisen.
Während man den Lovos und den Parkos und Lohas und selbstverständlich auch dem Mainstream noch mit Humor begegnen kann, sich vielleicht auch selbst ein wenig in den Meldungen zum Verhalten der Gruppen wiederfindet, gibt es auch gesellschaftliche Gruppen, bei denen einem der Humor umgehend vergeht, etwa Neonazis. Haben die denn auch etwas mit unseren Themen hier zu tun, mit nachhaltiger Wirtschaft, Landwirtschaft, Umweltschutz? Ja, leider ist das so.
Genug von den Gruppen, es gibt noch einen Buchtipp, der ganz ausgezeichnet zu dieser Kolumne passt, in der wir so oft Texte verlinken, die uns mehr oder weniger ratlos und staunend zurücklassen. John Lanchester hat ein Buch über die Sprache des Geldes geschrieben, über die Entschlüsselung von Wortungetümen aus der Hochfinanz. In der Zeit ist ein lesenswertes Interview mit ihm. Was hat ihm das jahrelange Erforschen wirtschaftlicher Zusammenhänge gebracht? “Ich kann heute viel besser dumme Fragen stellen.” Understatement ist schon eine feine Sache, nicht wahr. Auch wenn man das Buch nicht lesen möchte, das Interview macht auf jeden Fall Spaß.
Für den Freundeskreis Fahrrad zum Schluss auch einmal ein amüsanter Link, es kann ja an dieser Stelle nicht immer nur um das Negative gehen. Hier gibt es eine herrlich sinnlose Erfindung, man möchte sie quasi sofort bestellen. Endlich mit angenehmer Geräuschbegleitung zur Arbeit traben, radeln, wie auch immer!
Terminhinweis: Manfred Maurenbrecher in Hamburg
Nächste Woche Mittwoch, das ist der 14.10.: Manfred Maurenbrecher gastiert solo im Polittbüro auf dem Steindamm in unserem kleinen Bahnhofsviertel. Wenn jemand Manfred versehentlich nicht kennt, hier ein Wikipedia-Artikel über ihn, besonders schön unten die Zitate zu ihm und seinem Schaffen.
Manfred am Klavier, das sollte man erlebt haben, wenn man sich für Lieder interessiert, für Texte mit ordentlich Kawumm und Abgrund, wenn man sich für Lyrik interessiert. Wenn man es etwa mag, dass jemand aus dem Fenster guckt, wo gar nichts ist, nichts außer einem alten Mann mit einem Fahrrad im morgendlichen Nieselregen, und dass dann aus diesem tristen, banalen Anblick ein Lied von Format wird (hier im Video ab 2:13). Das ist wunderschön. Und ebenso beeindruckend ist es, wenn der Sänger wütend wird, weil er an der Lage verzweifelt, was man in seinem Beruf selbstverständlich ein Leben lang tun kann, wer würde das nicht verstehen. Er kann es eben nur wesentlich besser ausdrücken als wir. Da lebt einem jemand am Klavier etwas vor, es geht dabei nicht zimperlich zu, die Texte und die Lieder reißen einen rauf und runter und mittendurch, und so gehört es auch.
Manfred Maurenbrecher solo im Polittbüro – sehr große Empfehlung von mir. Ich bin auch da und ich freue mich riesig auf den Abend.
Foto: Christian Biadacz
October 6, 2015
Kurz und klein
Me: What’s your address?
3-year-old: There’s nothing on my dress
Me: Your address is where you live
3: I keep all my dresses where I live
— Exploding Unicorn (@XplodingUnicorn) 3. September 2015
"Oh, Kind, jetzt musst Du Dich aber beeilen!"
Zack, Zeitlupe.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 11. September 2015
"Mama?" "Mh?" "Wollteste früher morgens auch manchma ausflippen weil du zur Schule musstest und deine Mutter hatte gute Laune?" "Ja." "Gut."
— alles b. (@alles_b) 11. September 2015
K2: "ich hoffe, du hast während meiner geburt keinen alkohol getrunken, das ist nämlich sehr schlecht für kinder"
— Frau Bruellen (@FrauBruellen) 11. September 2015
Kinder. Diese Pushnachrichten auf zwei Beinen.
— Johannes Korten (@jkorten) 13. September 2015
Ab heute nennt mich bitte Frau Klassenlehrerin. Das war keine Bitte, das war….
Entschuldigt, ich bring mich nur eben in Stimmung.
— Heikeland (@Heike_land) 14. September 2015
Kinderklamottenabteilung:
"Ich suche weiße Langarmshirts."
"Junge oder Mädchen?"
"Unterschied?"
"Die für Mädchen sind aus dünnerem Stoff"
????
— DamnedSnob (@DamnedSnob) 14. September 2015
„Da hinten sind die Sportplätze, die Jungs können da Fußball spielen, die Mädchen sich hinsetzen.“
Vorstellung des Ganztags am Untermain.
— Heinrich R. Bruns (@hrbruns) 17. September 2015
“Mama ich bin so aufgeregt“
“Das wird alles toll. Und jetzt nimm den Löffel aus der Nase“
Sätze, die ich niemals vermutet hätte je zu sagen.
— Y (@Gehirnkram) 15. September 2015
Hallo Kinder, mit den Worten "ja", "gut" und "nichts" könnt Ihr 90% der Fragen Eurer Mutter beantworten. Für den Rest müsst Ihr studieren.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 15. September 2015
"Wozu braucht man eigentlich Primzahlen?" "Umse durch sich oder eins zu teilen." "Was ist das denn fürn Quatsch." "Ja was weiß ich."
— alles b. (@alles_b) 15. September 2015
Bekannter ist drei Tage nach der Geburt seines Kindes wieder am Arbeitsplatz. “Mit so einem Baby kann man am Anfang ja eh nichts anfangen.”
— Frische Brise (@_frischebrise) 15. September 2015
"Schatz, wir skalieren."
(Wenn Internetmenschen schwanger sind)
— Dr. Konrad Tornado (@silvestah) 9. September 2015
Vorbei. Vorbei. VORBEI. Der Elternsprechabend ist vorbei. Es gibt keine Sieger.
— Raubtier den Atem* (@freikampf) 16. September 2015
Die Schwangerschaft macht mich emotional sehr vielseitig.
— Helena (@SchlimmeHelena) 16. September 2015
Ich wurde heute spontan zum Frühstück eingeladen.
Hallo?! Ich habe zwei kleine Kinder. Ich bin spontan wie ein Baum.
— Lilli Marlene (@Marlenehelene79) 20. September 2015
Wie der Vierjährige gerade beim Sehtest gedankenverloren statt 'Herz' 'lieb Dich' sagte, und alle vor Niedlichkeit am Boden lagen.
— M?i?j? ƒü? ???? (@und_jeden) 22. September 2015
Zweijähriger: „Morgen bringe ich mein scharfes Messer mit und schlitze Dich auf.“
Vierjähriger: „Morgen ist kein Mitbringtag.“
— Ben (@stadtneurotikr) 23. September 2015
Fun-Fact: Mir folgen hier mehr Schüler als im Unterricht.
#Schule #Lehrer #Schüler
— Kerstin Brune (@BruneKerstin) 26. September 2015
Du kannst so alt werden, wie du willst. Wenn deine Mutter dich mit vollem Vornamen anspricht, musst du aufräumen.
— Schusseltier (@42Farbstifte) 24. September 2015
Wenn ich die Dialoge abziehe, die von Aufräumen, Zähneputzen und am Tisch sitzen handeln, habe ich pro Kind und Tag noch 3 Sätze frei.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 26. September 2015
"Anne, ich kann das reparieren."
"Es ist nicht mal kaputt."
"…"
"…"
"Ich reparier das mal."
Väter. Meiner.
— Hübscherei (@Huebscherei) 27. September 2015
Überbleibsel aus der Kindheit.
Ich repariere nach 10 Pils noch den Sicherungskasten, aber nach Kirschen würde ich kein Wasser trinken.
— Felltomate (@felltomate) 26. September 2015
Mich würde interessieren, auf wen die Familienmitglieder alle gleichzeitig einreden, wenn ich nicht da bin. Wahrscheinlich den Schrank.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 27. September 2015
Son looking at stars: "Wow it looks like Space!"
Kazu: "It is Space."
Son: ???
Kazu: "Space is real."
Son, eyes bulging: "Space is real?!"
— Amy Grim KiBOOishi (@amykibuishi) 28. September 2015
Je länger man Kinder hat, desto souveräner wird man.
*Kastanienmännchenbastelverweigerungsgeräusch*
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 28. September 2015
Herbstferien. Alle stürmen kreischend und jubelnd aus der Schule. Auch die Schüler.
#Schule #Lehrer
— Kerstin Brune (@BruneKerstin) 2. Oktober 2015
also ich weiß ja nicht… pic.twitter.com/tPCOGWRpwJ
— luzilla (@luzilla) 14. September 2015
Was den Lebenshunger betrifft sind meine Kinder erst bei der Vorspeise, schätze ich.
Ich beim Käse.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 3. Oktober 2015
Früher: "Fernsehverbot!"
Heute: "Kein Handy, kein iPad, kein Facebook, kein Twitter, kein Instagram, kein Netflix, kein Snapchat, kein…"
— truthuhn (@diepebbs) 5. Oktober 2015
UNO LETZTE KARTE.
Ja, da guckt ihr jetzt.
— Sven Dietrich (@svensonsan) 22. September 2015
Woanders – die achte Sonderausgabe Flucht und Fremdenfeindlichkeit
Deutschland: Jemand reicht ein paar Scheiben Käse über eine Theke und der Knoten ist geplatzt.
Deutschland: “Ich habe mich selten in meinem Leben so glücklich gefühlt.” Vermutlich einer der wichtigsten Sätze in den Artikeln der heutigen Sammlung.
Europa: John OIiver erklärt die Flüchtlingskrise. Selbstverständlich etwas speziell.
Deutschland: Im Spiegel erzählen Prominente mit Fluchthintergrund von ihren Erfahrungen. Man beachte den Teil mit der Fremdheit bei Frau Weisband.
Österreich: Tu felix austria – in Österreich geht der Präsident demonstrieren, ohne reflexmäßig in immer gleicher Weise von Freiheit und Verantwortung zu faseln. Auch mal schön.
Hamburg: Eine Frau vom NDR erzählt von einer Nacht am Hauptbahnhof. Nach dem Bericht versteht man auch, wieso man, wenn man morgens durch den Bahnhof geht, manchmal gar nicht weiß, wer da eigentlich fertiger aussieht, die Helferinnen oder die Menschen auf der langen Reise.
Deutschland: Apropos Dank, das ist auch ein neues Bild in diesem Land: Dankesdemos. Klingt wie ein griechischer Philosoph, hm?
Deutschland: Und in der taz bedankt sich Hilal Szegin und stellt dabei noch so einiges richtig, was “Helferkritiker” gerade von sich geben.
Sachsen: Und ich danke Neli, die per Kommentar zur letzten dieser Sammlungen auf diesen Artikel von Kitty Koma hinwies, ein weiterer Versuch, die Lage in und um Dresden zu erklären.
Deutschland: Zur Frage, ob das Gutmenschentum sich mit Willkommensaktionen an Bahnhöfen gefeiert habe, lang , ausführlich und recht besonnen die FAZ.
Deutschland: Gute Menschen auch in den kleinen Zeitungen, teils mit Begriffen benannt, die man so noch gar nicht wahrgenommen hat, etwa ehrenamtliche Makler.
Hamburg: Es herrscht weiterhin Chaos in der Stadt, wobei sich, wenn man genau aufpasst und mit Leuten spricht, die mit der Hilfe etwas zu tun haben, etwas abzeichnet, was man vielleicht auf den ersten Blick falsch verstehen könnte. Es liegt sehr oft gar nicht daran, dass irgendeine Ressource nicht da ist, erschöpft ist, verbraucht ist, wenn etwas nicht funktioniert. Es liegt oft schlicht daran, dass Behörden die Absprache untereinander nicht auf die Reihe kriegen und nach wie vor niemand zentral und übergreifend zuständig für die Lage ist, es liegt auch daran, dass der Bürgermeister im frühzeitigen Winterschlaf ist und ein funktionierendes Staatswesen einfach etwas anderes ist. Das finde ich schon wichtig.
Deutschland: Meike Winnemuth schreibt über das Aber und die Hilfe und Menschen, die von Tiefgarage zu Tiefgarage fahren, ein Bild übrigens, das vermutlich erschreckend wörtlich zutrifft.
Hamburg: Wie viel Arbeit und Engagement in scheinbar profanen Vorgängen steckt, das kann man wieder bei Sven nachlesen, der immer noch dabei ist, eine Unterkunft mit WLAN zu versorgen. Es ist sehr kompliziert.
Hamburg: Eine Begegnung der besonderen Art: Obdachlose besuchen die Massenunterkunft in den Messehallen, die mittlerweile schon wieder aufgelöst wurde.
Deutschland: Wer noch einmal über die Bürokratie in diesem Land staunen möchte – Näheres zum Märchen vom beschleunigten Asylverfahren.
Deutschland: Der Bundesinnenminister gab Sätze von sich, die man auch beim dritten Nachlesen nicht für möglich halten möchte. Die taz schreibt ebenso überdeutlich wie nachvollziehbar: “Dieser Minister ist widerlich.” Die Zeit etwas gemäßigter: “De Mazière ist nüchtern besser.” Noch einmal zur Erinnerung: Der Herr Minister ist Nachfahre französischer Flüchtlinge, die womöglich damals mit Postkutschen durch das ganze Land gefahren sind. Schlimm!
Deutschland: Der Spiegel kümmert sich derweil um Herrn Söder. Auch das völlig verdient.
Deutschland: Passend dazu ein Komentar mit dem offensichtlich notwendigen Hinweis: Refugees und Migrantinnen sind handelnde Subjekte. Eine Sichtweise, die manchmal etwas zu kurz kommt.
Deutschland: Etliche Texte zum Fremdsein bei einer Blogparade, alle gelistet beim sowieso immer lesenswerten Landlebenblog.
Berlin: Wie Geflüchtete und Sofas zusammenfinden.
Kosovo: Ein Migrationsforscher mit Hintergrundwissen zum Kosovo. Wer keine Zeit hat, liest vielleicht dennoch den letzten Absatz.
Deutschland: Beim mehrsprachigen Refugee-Guide für Deutschland kann man mal den deutschen Text nachlesen und sich fragen: Sind wir so? Hätte man selbst das auch so geschrieben? Oder hätte man ganz andere Aspekte betont? Schöne Aufgabe auch für die Oberstufe, sollte man meinen. Wie erklärt man dieses Land?
Deutschland: Die FAZ über die Situation der hochqualifizierten Flüchtlinge, die alle so dringend haben wollen.
Deutschland: Einer von denen, die vielleicht noch hier ankommen werden: Ateeq, 12 Jahre alt.
USA/Europa: Kann man eigentlich etwas von der Situation an der Südgrenze der USA lernen? Der Mediendienst-Integration mit Zahlen und Fakten.
Fotos: Bilder aus Südeuropa.
Fotos: Bei der Time gibt es nachkolorierte Bilder von Flüchtlingen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Und natürlich kommt man zur einzig möglichen Erkenntis: Es hat sich nichts geändert.
October 5, 2015
Anmerkung zum Straßenbau
Ich bin neulich durch die Gegend gefahren, in der meine erste Ehe spielte. Das war nicht Absicht, das war eher wie bei Degenhardt, einige werden das noch kennen: “Du wirst umgeleitet, von der großen Straße musst du ab, fährst kreuz und quer durch die Landschaft, und dann bleibst du stehen …” Ein schönes Lied, kann man ruhig mal wieder hören, es heißt “Umleitung”.
Ich fuhr an dem Gericht vorbei, in dem diese Ehe vor vielen Jahren endete, ich habe in dem Buch mit der Marmelade im Titel eine Geschichte über diesen Tag geschrieben. Ich fuhr da vorbei, ich sah das Landgericht – hieß es Landgericht? – aus dem Augenwinkel, und die Straßenführung war etwas anders als früher. Das bog nicht da ab und schwenkte nicht dort herum, wo ich es erwartet hatte, das lief irgendwie anders, ich habe es gar nicht recht verstanden. Der Weg zu der Wohnung damals, der war nicht da wo er hingehörte, rechts war links und alles seltsam vertauscht. Das geht mir übrigens auch in Travemünde so, da passt auch nichts mehr zusammen, meinen Jugendort gibt es teilweise gar nicht mehr. Aber der Strand ist immerhin noch da, wo er hingehört.
Und dann merkt man doch, wie sehr Geschichten, wie sehr die eigene Geschichte zumindest auch an kartografierter Gegend hängt, wie man immer “hier war das” und “dort war jenes” denkt, das fällt plötzlich auf. Weil da nicht mehr dort ist. Wie fest man doch die Kurven und Kreuzungen abgespeichert und mit Inhalt verbunden hat. Wie irritierend das ist, wenn man aus dem einen Bild der Erinnerung nicht mehr nahtlos ins andere Bild gehen kann, weil dazwischen nichts mehr ist oder die Ränder einfach nicht mehr richtig aneinanderliegen. Wenn das alles nicht mehr passt, dann kommen nämlich all diese Geschichten ins Rutschen, da fallen plötzlich Inhalte durcheinander und haben keinen Halt mehr, die neuen und gerade gesehenen Bilder stehen quer im Hirn wie grelle Umleitungswarnungen. Und im halb unterbewussten Denken versucht man vergeblich noch tagelang, die Gegend wieder geradezubiegen, die Straßen zurück zu verlegen, alles wieder ins Lot zu bringen und Wege freizuschaufeln. Wo ging es denn bloß von da nach da? Wie war das noch? Unwillkürlich geht man doch die alten Wege wieder im Geiste ab, steht grübelnd an den Kurven und Kreuzungen. Die Erinnerungen sollen nicht schief im Rahmen hängen, da war doch alles so schön aufgeräumt und gerade gerückt, an dieser Wand da hinten im Eck. Da purzeln sonst noch Inhalte raus, aus diesen alten Bildern, die einem dann durch die Tage spuken wie nicht geschriebene und unerlöste Kurzgeschichten. Und ich habe weder die Zeit noch überhaupt die Absicht, diese Geschichten zu schreiben.
Und man muss ja auch nicht alles erzählen. Auch wenn einiges noch in Geschichten gepasst hätte, so ist es ja nicht. Die Wirtin in dem Imbiss neben dem Supermarkt, die furchtbar schlechtes Essen servierte, aber mit mütterlicher Anteilnahme an meiner Beziehung interessiert war und immer besorgt nach der Lage fragte, die wäre eine gute Nebenfigur. Die Geschichte aus dem einzigen Hotel im Ort, diese Geschichte mit dem Vorfall beim Schützenfest damals, die habe ich tatsächlich nie aufgeschrieben, warum eigentlich nicht? Und all die Geschichten vom kleinen Pendlerbahnhof, auf dem an jedem Morgen dieselben Typen rauchend in der Morgenkälte standen und sich standhaft jahrelang norddeutsch ignorierten, bis der Zug einmal bei Orkan mitten im Wald stehenblieb und man gemeinsam überlegte, ob man nicht zu Fuß, wie ein Trupp Pioniere … solche Geschichten. Von damals. Will ich wirklich nicht schreiben, nein.
Ich wollte nur sagen: ich finde es furchtbar unsensibel und rücksichtslos, die Straßenführung in Orten einfach zu ändern.
October 4, 2015
Apfelernte im Alten Land
Das ist auch schon Ritual geworden, dass wir im Herbst ins Alte Land fahren, und uns Äpfel von den Bäumen holen. In den letzten Jahren waren wir auf einem der kleineren Höfe, jetzt waren wir auf einem ganz großen, auf dem Herzapfelhof in Jork.
Ein großer Hof hat den Vorteil, dass es dort auch ein Hofcafé und also auch Apfelkuchen gibt, er hat aber auch den Nachteil, dass an einem sonnigen Wochenend- und auch noch Feiertag die ganze Metropolregion Hamburg dorthin fährt. Und da auf dem Hof keine S-Bahn hält, fahren alle mit dem Auto, Idylle geht wirklich anders. Aber man verschuldet das natürlich selbst, schon klar.
Auf dem Hof kann man auch Sorten finden, die einem nicht gerade im Discounter begegnen werden, das ist natürlich erfreulich.
Die Kinder mögen diese Ausflüge sehr, ohne Apfelernte ist es kein Herbst.
Und es tritt auch wieder der seltsame und ausgesprochen lehrbuchmäßige Effekt ein, dass die Jungs plötzlich Unmengen Obst essen.
Sie nagen sich durch diverse Sorten, sie probieren links und rechts, vom Boden und von ganz oben, es ist so, wie man sich das Essverhalten der Kinder immer wünscht und sonst nie erlebt. Offen, interessiert, neugierig.
Kein Kind fragt nach geschälten Äpfeln, niemand verlangt geschnittene Stückchen in Tupper, alles läuft ganz natürlich ab. An immerhin einem Tag im Jahr, da muss man auch dankbar sein, erntedankbar.
Und wenn man sich komplett mit Äpfeln vollgefressen hat, dann kann man sich landlustmäßig ausruhen, das passt da alles zusammen.
Die Eltern pflücken weiter, wobei man da übrigens leicht in einen gewissen Erntewahn gerät und sich am Ende fragt, was genau man eigentlich mit einer Schubkarre voller Äpfel vorhat.
Aber egal, man kann ja nichts hängen lassen, was so gut aussieht.
Und sie schmecken eben auch so, wie sie aussehen.
Zwischendurch singt man pflichtgemäß die alte Hamburger Hymne vom Äpfelklauen, allerdings sind weit und breit keine Zäune, über die man ruckzuck könnte. Egal.
Nächstes Jahr wieder. Eh klar.
October 3, 2015
Gelesen, vorgelesen, gesehen, gehört im September
Gelesen
Ich habe verblüffend wenig gelesen im September, ich hing nur noch vor Nachrichtenseiten und las permanent Updates zur Situation der Geflüchteten in Südosteuropa, in Deutschland und natürlich vor unserer Haustür. Das lässt mich immer noch nicht los, ich komme dadurch wirklich seltener zu Büchern.
Kristine Bilkau: Die Glücklichen
Auf dem Schutzumschlag geht der Blick über eine Wohngegend, Dächer und Zimmer an einem blaudunklen Winterabend, es wird einem schon kalt vom Bild und die Kälte passt natürlich zu dem, was dann kommt. Die beiden Hauptfiguren wohnen in gentrifizierter Gegend, sie haben gerade ein Kind bekommen und gehen kreativen Berufen nach, er in den Medien, sie als Cellistin. Man lebt auf hohem Niveau, es ist alles goldrichtig oder fast. Dann verliert er seinen Job, wie das bei den Medien mittlerweile so ist, sie hat plötzlich ein Zittern in der Hand, die doch souverän den Bogen führen soll. Das wird dann geradezu grausam detailliert geschildert, wie sie langsam aus dem Netz der wohligen Sicherheit und der feinen Gewohnheiten fallen, wie sie merken, dass es nicht sofort fröhlich weitergeht, dass es womöglich überhaupt nicht weitergeht. Oder nur ganz anders. Wie sie allmählich realisieren, dass sie sparen müssen, dass sie über Geld nachdenken müssen, dass sie vielleicht wegziehen müssen, dass die Situation die Beziehung ruiniert, dass all die anderen um sie herum ganz normal weiterleben. Exzellent dargestellt, wie sie nicht miteinander reden oder aneinander vorbei, wie sie sich Gedanken über den anderen machen, die nicht treffen, wie das Gemeinsame jeden Monat mehr zerfällt. Die Sprache unprätentiös und ohne jede Ausschweifung, das kann man so auch mal wieder gut vertragen. In der Wohnung der beiden findet sich unter den alten Tapeten ein Tresor, den man nicht öffnen kann, man sieht die armen Germanistikstudentinnen geradezu vor sich, die sich an diesem Bild in den nächsten Jahren abarbeiten werden. Ich habe das Buch hier überall empfohlen, feine Lektüre. Ein Horrorroman für die Bewohner der Szeneviertel, es wird einem Angst und Bange bei der Lektüre und ab und zu überlegt man, ob man selbst auch so … Wirklich schlimm. Also ja, ein wirklich gutes Buch. Über uns und unsere Ängste.
Thomas Meyer: Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse
Mordechai Wolkenbruch, ein Züricher Jude aus sehr traditionsverbundener Familie, entzieht sich den Verkuppelungsversuchen seiner Mame, also seiner Mutter. Das hat natürlich fatale Folgen, wie immer, wenn man nicht auf seine Mutter hört. Zumindest in diesen eng geschnürten Traditionsgeflechten. Der Humor des Buches ist vorhersehbar und etwas flach, es finden sich dennoch etliche schöne Szenen. Es ist wie bei einem lustigen Film im Kino, bei dem man alle 15 Minuten lacht – wenn man alle fünf Minuten lachen würde, wäre er eben besser. Mir hat das Buch dennoch Spaß gemacht, weil es in einem Gemisch aus Jiddisch und Deutsch geschrieben ist. Man entdeckt Wortperlen wie etwa Blizbrif für E-Mail, alleine diese Vokabel hat schon die Lektüre gerechtfertigt. Blizbrif, wie schön ist das denn. Außerdem ist es faszinierend, sich in diesen Tonfall einzulesen. Am Ende des Buches ein langes Glossar mit jiddischen Begriffen, man kommt aber auch ohne dauerndes Nachschlagen recht weit.
Mordechai wird von seiner Mutter von einem der endlos vielen erfolglosen Dates abgeholt, sie fragt ihn, wie es gewesen ist. Er will nicht sagen, dass er die Frau abstoßend fand, weil sie genau wie seine Mutter aussah.
Also sagte ich: “Da war nischt kejn funk zwischen uns, mame.”
“Kejn funk!” rief die mame. “Was brauchst du a funk! Du brauchst a froj!”
Doch, die Sprache ist schon wirklich schön.
Türkei vegetarisch
Ich gehöre ja zu den Leuten, die Kochbücher durchlesen, auch dann, wenn ich gerade nicht auf Rezeptsuche bin. Kochbücher sind beruhigend, in Kochbüchern ist alles gut, es wird wieder einen Morgen geben, es wird wieder Essen geben, es wird aus der Küche gut riechen und alle werden satt. Kochbücher sind super. Demnächst wird hier im Blog auch wieder gekocht, und zwar z.B. aus “Türkisch vegetarisch”, dem nächsten Band in der herausragend guten Serie der Herausgeberin Katharina Seiser. Diesmal in Kooperation mit Orhan und Orkide Tançgil. Die türkische Küche wird eh immer unterschätzt, für mich ist sie eine der besten – ich freue mich sehr aufs Nachkochen.
Claudia Seifert, Gesa Sander, Nelly Mager und Julia Hoersch: Kinder an den Herd: Wir kochen, experimentieren und staunen
Das ist der Fortsetzungsband von “Kinder kocht!, den hatten wir hier im Blog auch schon. Nelly, eine der Autorinnen, ist eine Mutter aus unserem kleinen Bahnhofsviertel, das hat den Nebeneffekt, dass die Söhne hier einige der im Buch abgebildeten Kinder kennen. Immer schön, wie ein Buch dann plötzlich sehr, sehr interessant wird. Auch aus diesem Buch gibt es dann demnächst etwas.
Vorgelesen
Heinz Janisch und Aljoscha Blau (Bilder): Rote Wangen
Das Buch ist ein Wunder, es ist nämlich pädagogisch wertvoll und funktioniert tatsächlich. Ein Großvater erzählt seinem Enkel Geschichten aus seiner Jugend er wird dabei immer älter und durchsichtiger, irgendwann ist der Enkel gar nicht mehr so sicher, ob der Großvater noch da ist, die anderen sagen, er sei schon vor einem Jahr … Das ist ein Buch, das hier tatsächlich und programmgemäß zu ganz wunderbaren Gesprächen geführt hat. Große Empfehlung.
Simon Mason: Die Quigleys, Band 1. Bilder von Susann Opel-Götz, Deutsch von Gabriele Haefs
Geschichten über das irrsinnige Familienleben der Quigleys, das auch nur so irrsinnig ist, wie bei uns allen. Die Geschichten, pro Band sind es vier, sind nicht in der typischen Vorleselänge, sie sind deutlich länger, darauf muss man sich einstellen. Bei den Jungs kam das Buch sehr gut an, ich fand die Schlusspointen der Geschichten etwas unterwältigend. Aber um mich geht es dabei ja nicht unbedingt.
Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz. Bilder von Ilon Wikland, Deutsch von Anna L. Kornitzky
Da fehlte beim Vorlesen immer noch das Ende, ich hatte da gewisse Hemmungen, das Ende vorzutragen. In Erinnerung an meine eigene Kindheit, das Ende hat mich damals doch etwas mitgenommen. Für die Söhne allerdings ist dieses Ende heute nur die Ankündigung eines weiteren Levels. O tempora o mores!
Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz
Das kennen die Jungs jetzt als Theaterstück, Film, Hörbuch, Hörspiel und Buch – und es funktioniert in allen Varianten. Da hat er sich schon eine ziemlich tolle Geschichte ausgedacht, der Herr Preußler.
Daniel Napp: Schnüffelnasen an Bord
Eine ziemlich spannende Geschichte für Kinder ab 6, das Buch kam sehr gut an und die Fortsetzungen wurden mit einer gewissen Dringlichkeit eingefordert. Sohn I sagt: “Das war aufregend und lustig, von dem können wir mehr lesen.”
Sebastian Lybeck: Latte Igel reist zu den Lofoten. Mit Bildern von Daniel Napp
Noch ein Fortsetzungsbuch, Latte Igel ist hier mittlerweile sehr beliebt. Sohn I sagt: “Das ist auch sehr spannend und lustig und mehr muss man dazu ja nicht sagen. Gut ist eben gut.” Und wir Eltern haben klammheimlich nachgesehen, wo denn noch einmal diese Lofoten genau liegen. Schlimm!
Gesehen
Nichts. Macht nichts.
Gehört
Harry Belafonte: September
Ich bin musikalisch ja Traditionsmensch durch und durch. Und im September hört man eben September, gerne auch öfter. Wobei ich von diesem sanften, schönen, melancholischen September in diesem Jahr tatsächlich überhaupt nichts gespürt habe. Draußen war eben irgendein Wetter und für Melancholie war überhaupt keine Zeit. Goldener Oktober anyone?
Ansonsten höre ich natürlich viel Musik, die zu meinem Tanzkurs passt, also ziemlich altes Zeug. Wobei ich nach bisher nur vier Stunden bisher natürlich immer noch bei “I can’t dance” bin. Aber es wird.
Eines der besten Stücke um Lindy Hop zu üben ist übrigens das textlich gar nicht mal so vergnügliche Sixteen Tons. Den Song kennt jeder, die Geschichte vielleicht nicht – die gibt es hier.
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