Christina Widmann's Blog, page 16

July 30, 2019

Robert Hofrichter: Die Geheimnisvolle Welt der Meere

Eine Reise ins Reich der Tiefe

Lieber Autor,

"Das kommt mir doch bekannt vor," dachte ich auf den ersten Seiten. Im zweiten Kapitel: "Hat sich Herr Hofrichter selber plagiiert?" Erst nach drei Kapiteln blätterte ich zurück auf die Copyright-Seite und merkte: Im Bann des Ozeans hat einen neuen Titel bekommen und ein schönes Bild vorne drauf. Sonst scheint alles gleich zu sein. Sogar der Tippfehler im ersten Kapitel ist noch drin.

Ich verweise also auf meine Rezension zu Im Bann des Ozeans und wünsche Ihnen weiter frohes Schaffen. Wann erscheint Das Mittelmeer?

Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Die Geheimnisvolle Welt der Meere: Eine Reise ins Reich der Tiefe
Robert Hofrichter

erschienen im Juli 2019 beim Penguin Verlag
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

ISBN: 978-3-328-10430-8

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Erhältlich auf Amazon.de.

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Published on July 30, 2019 13:07

July 25, 2019

Jacopo Pasotti: Wie viel wiegt ein Berg?

Wissenschaft über der Baumgrenze
Lieber Leser,

Jacopo Pasotti fängt an mit Geologie, erzählt uns von Platten, Vulkanen und Gesteinen und lässt Gletscher die Bergflanken ausschleifen. Dann geht es um Bäume, Grünalgen, Steinböcke und den Gletscherfloh. Ein Kapitel über Wind und Schnee. Dann, endlich, der Mensch im Berg: Höhenkrankheit, Tibeter, Andenbewohner, Skifahrer. In den meisten Kapiteln gibt es nur Wissen mitzunehmen, im letzten einige nützliche Einzelheiten zu Lawinen und Peilsendern.

Grafiken machen die Seiten bunt und die Daten anschaulich. Von den Gebirgsblumen hätte ein Foto drin sein dürfen. Und wie sieht ein Gletscherfloh aus? Einen Quellenteil vermisse ich auch.

Pasotti macht neugierig, beantwortet unsere Fragen und geht zum nächsten Thema über, wo er uns gleich wieder neugierig macht. Auf fast jeder Seite steht eine Überschrift. Nicht ausführlich, aber lehrreich führt uns der Wissenschaftsjournalist durch die Gebirge der Welt. Manches hat man im Erdkundeunterricht schon gehört, aber dieses Buch bringt es eingängig wieder ins Gedächtnis.

Leseempfehlung für Bergsteiger, aber auch für neugierige Flachlandbewohner.

Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Wie viel wiegt ein Berg? Wissenschaft über der Baumgrenze von Jacopo Pasotti

Original: La scienzia in vetta, erschienen 2015 bei Codice edizioni, Turin.

Deutsche Übersetzung: Johannes von Vacano für Blanvalet. Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

ISBN: 978-3734103681

Leseprobe vom Verlag

Erhältlich auf Amazon.de.

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Published on July 25, 2019 10:29

Pierre Lemaitre: Trois jours et une vie

Cher Auteur,

J'ai aimé beaucoup la première moitiè de Trois jours et une vie. Le pauvre chien ! Le pauvre enfant! Le pauvre garçon ! Antoine, de 12 ans, a frappé son ami Remi, de 6 ans, sur la tête et Remi est mort. Antoine est devenu assassin. Sa mère en morira. Vous decrivez magistralement la première heure après la mort de l'enfant. Ensuite, trois jours d'angoisse. On cherche Remi.

L'autre moitié du roman m'a deçu. Antoine devient ennuyeux. Pourquoi il ne s'informe pas sur les épreuves de paternité, les lois? Il est medecin mais il ne pense pas comme un homme intelligent. Il se comporte comme s'il avait toujours douze ans. La fin aussi m'a deçu un peu.

Je recommends à mes lecteurs de commencer Trois jours et une vie. Lire la fin, c'est optionel.

Avec les compliments de
Christina Widmann de Fran


Pierre Lemaitre: Trois jours et une vie

Albin Michel, 2016
ISBN: 2226325735

En vente sur Amazon.fr.

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Published on July 25, 2019 08:05

July 18, 2019

Eva Meijer: Das Vogelhaus


Lieber Leser,

es gab sie wirklich, die Engländerin, die sommers wie winters die Fenster offen ließ, damit die Blaumeisen auf ihrer Vorhangstange sitzen konnten. Eva Meijer erzählt die Lebensgeschichte von Gwendolen Howard. Sie sprach dazu mit Nachbarn und las die Aufzeichnungen der Vogelforscherin. Wo sie nichts fand, erfand sie sich Kapitel. Deshalb ist das Vogelhaus ein Roman, keine Biographie.

Die meisten Tage im Leben der meisten Menschen sind eintönig. Große Rätsel und spannende Geschichten begegnen uns selten. Aber musste Meijer ihren Roman gar so langweilig machen? Wenn Len Howard als junge Frau nichts Besonderes erlebte, warum ließ Meijer diese Jahre nicht weg? Und wenn sie sich Kapitel ausdachte, warum keine spannenden? Kein einziges Mal habe ich mich gefragt, was als nächstes passieren würde. Der Stil abgehackt, farblos, leblos. Weitergelesen habe ich nur wegen der Zwischenkapitel, der Texte von Len Howard selbst. Hier erzählt die Vogelforscherin, wie eine Blaumeise namens Sternchen ihre Freundin wurde.

Das Vogelhaus ist seine Lesezeit nicht wert. Besser, lieber Leser, Du liest gleich die Bücher von Len Howard. Zur Zeit werden sie nicht verlegt, aber hier findest Du ihr Werk Alle Vögel meines Gartens.

Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran


Das Vogelhaus von Eva Meijer

Original: Het Vogelhuis, erschienen 2016 in Amsterdam

Deutsche Übersetzung: Hanni Ehlers für btb.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

Leseprobe hier herunterladen

ISBN: 978-3-442-75794-7

Erhältlich auf Amazon.de.

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Published on July 18, 2019 12:06

July 16, 2019

Maja Böhler: Die Wehenschreiberin

Geschichten aus dem Kreißsaal
Liebe Autorin,

wie viele Kinder sind nach Ihnen benannt? In Romanen liest man es immer wieder, dass nach einer schweren Geburt das Baby den Namen der Hebamme bekommt, aber wie oft gibt's das in echt?

Ich hatte Ihr Buch schon lange auf der Liste, bin aber erst jetzt dazugekommen, wo meine Jüngste schon Zähne kriegt. Sind Badewannen, Sprossenwände und Stereoanlagen denn Grundausstattung in allen deutschen Kreißsälen oder nur bei Ihnen? Hier in Spanien gab es keinen solchen Luxus. An der Wand hing ein Plakat mit verschiedenen Stellungen, aber die Hebamme turnte mir keine vor. Stattdessen hieß es die Knie in die Hand nehmen und pressen. Fester, das Baby muss raus.

Sie erzählen Anekdoten von Vor- und Nachsorge und vom Geburtsvorbereitungskurs. Ich bekam die Hebamme vor der Entbindung nicht zu Gesicht, nachher auch nicht mehr. Zur Vor- und Nachsorge musste ich zu einer anderen Hebamme hingehen, ein-, zweimal: "Alles in Ordnung? Läuft die Milch? Wunderbar. Auf Wiedersehen, bis zum Nächstenmal."

Beim Vorbereitungskurs haben Sie eine Gruppe vergessen: die Fernbleiber.

Väter im Kreißsaal, auch eine Quelle für Geschichten. Aber bekommen Sie gelegentlich Mütter, die ihren Mann draußen warten lassen? Diese letzte Frauensache können uns die Feministen nicht wegnehmen, gebären dürfen wir noch selber.

Von Ihrer Zeit in Madagaskar erzählen Sie nur kurz. Ich hätte gerne mehr gelesen. Überhaupt könnte ich von Ihnen noch ein paarhundert Seiten vertragen.

Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Die Wehenschreiberin: Geschichten aus dem Kreißsaal

erschienen: 2019 bei Goldmann
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

ISBN: 978-3-442-15972-7

Leseprobe

Erhältlich auf Amazon.de.

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Published on July 16, 2019 07:43

July 12, 2019

Sofia Lundberg: Das rote Adressbuch

Lieber Leser,

eine alte Frau schreibt ihre Erinnerungen auf. Gleichzeitig geht es um die Gegenwart: ihre Großnichte Jenny, die einzige lebende Verwandte, kämpft um ihre Unabhängigkeit und um ihre Ehe. Sofia Lundberg erzählt die Geschichte der beiden Frauen in klarem Stil, den man gerne liest. Wir begleiten Doris durch die dreißiger und vierziger Jahre: als Dienstmädchen in Schweden, dann in Paris. Ihre Madame verkauft sie weiter, Doris wird Mannequin. Den Rücken durchgedrückt, die Schuhe zwei Nummern zu eng, muss sie im Kaufhaus stehen wie eine Kleiderpuppe. Kein Model-Leben, von dem man träumen würde. Auch die große Liebe bringt Doris zwar Abenteuer, aber nicht das große Glück.

Während Doris' bewegtes Leben mich durch das ganze Buch in Atem hielt, fand ich Jennys Teil der Geschichte zu einfach. Die Teile, die Doris' Gegenwart als Sechsundneunzigjährige erzählen, schlugen mich wider Erwarten in ihren Bann. Ich empfehle das rote Adressbuch als den Lebensroman einer beschreibenswerten Frau.

Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Das rote Adressbuch: Roman von Sofia Lundberg

Originaltitel: Den röda adressboken, erschienen 2017 bei Forum, Stockholm.

Deutsche Übersetzung: Kerstin Schöps für den Goldmann-Verlag, 2018.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

ISBN: 978-3-442-31499-7

Leseprobe

Erhältlich als gedrucktes Buch, eBuch und Hörbuch bei Amazon.de.

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Published on July 12, 2019 13:32

Dexter Palmer: Version Control

Dear Author,

For many pages you don't let us know whether or not Version Control is science fiction: We're a few decades in the future where cars drive themselves and computers generate ever more realistic speech and images. But is time travel possible? Or is Philip wasting his time on a dead-end research path? Both sound possible in this character-driven novel.

You take your time to show us Rebecca and Philip: How they live now, how they got to know each other and fell in love. How the death of their son Sean pried them apart. And while we come to understand Rebecca's grief and regret, we watch Philip bury himself in his research until he loves his work, his causality violation device more than his wife.

I'm finding it difficult to review Version Control without spoiling it for other readers. So let me just say that I enjoyed most chapters. Some sidelines, like the president and the dating website, got too much space. It's captivating at first when Philip explains how a dating service, in order to make the most profit, must be bad but just good enough so people will stay. I don't see why you gave it quite so many pages later. I loved how exasperated Alicia and Carson get when somebody asks them about being a woman in science or a black man respectively. "Can we just agree that I talk about gravitation without having to point out the existence of my vagina before I begin?" That's a future I hope we will reach soon: a future where one's sex and skin colour become boring topics.

Yours sincerely
Christina Widmann de Fran


Version Control: A Novel by Dexter Palmer

first published in 2016 by Pantheon

ISBN: 9780307907592)

Get your copy on Amazon.co.uk.

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Published on July 12, 2019 08:31

July 5, 2019

Jorge Cham, Daniel Whiteson: No idea - was wir noch nicht wissen

Vorletzte Antworten auf die letzten Fragen des Universums
Lieber Leser,


haben Sie aufgepasst im Physikunterricht? Nein? Dieses Buch können Sie trotzdem lesen. Cham und Whiteson erklären alles leicht und schlüssig. Sie malen uns Bilder und spaßige Diagramme. Sie zitieren viele, viele Filme und Bücher. (Die eine oder andere Anspielung scheint der Übersetzer übersehen zu haben: Man erkennt sie daran, dass sie wörtlich übertragen ein bisschen komisch klingen im Deutschen.) Fußnoten führen zu kurzweiligen Einzelheiten. Der ausführliche Quellenteil steht hinten im Buch.

Dunkle Materie, dunkle Energie, wie kommen die Physiker überhaupt darauf? Unsere beiden Autoren erzählen, wie die heutige Physik zustande gekommen ist. Nicht nur Fragen nimmt man mit aus diesem Buch, sondern eine Menge neues Wissen. Und ein Science-Fiction-Autor könnte No idea - was wir noch nicht wissen als Wegweiser lesen, sich Antworten auf die Fragen ausdenken und dann wissenschaftlich korrekt ein paar Aliens in den Krieg schicken.

Dringende Leseempfehlung.

Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran


No idea - was wir noch nicht wissen. Vorletzte Antworten auf die letzten Fragen des Universums
von Jorge Cham und Daniel Whiteson

erschienen 2017 als We Have No Idea, A Guide to the Unknown Universe bei Riverhead Books, New York.

Deutsche Übersetzung: Hainer Kober für Bertelsmann.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.

Leseprobe vom Verlag: hier klicken

ISBN: 978-3-570-10320-3
Erhältlich auf Amazon.de.

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Published on July 05, 2019 10:10

June 29, 2019

Thomas Hardy: Under the Greenwood Tree

orThe Mellstock Quire
A Rural Painting of the Dutch School
Dear Reader,

My first Victorian novel has been a short and pleasant journey. The author intended it to be a true picture, he writes in the preface, of the customs in English villages some fifty years before his time. And it does read like a true story. There's the church musicians - Thomas Hardy imitates their dialect throughout - and a new parson and the young school headmistress that everybody wants to marry. She falls in love and gets engaged with a man who isn't rich enough to get her father's approval at first, but what almost undoes the betrothal is the woman's own vanity.

Dialect apart, Thomas Hardy wrote an easy, readable style. The church choir that seemed so important in the first chapters soon leaves the stage to the love story. That, too, happens in village life: matters are closed, new matters arise. The choir must give way to the organ, but the villagers bear no ill will.

Yours sincerely
Christina Widmann de Fran

Under the Greenwood Tree or The Mellstock Quire: A Rural Painting of the Dutch School by Thomas Hardy

first published in 1872

Several editions available at Amazon.co.uk.

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Published on June 29, 2019 23:13

June 28, 2019

Ben H. Winters: The Last Policeman

A Novel
Dear Author,

I like your premise: An asteroid is about to hit the earth, but the end of the world won't keep Detective Henry Palace from solving his first murder case. If a murder it is; people are killing themselves left and right. Others are getting high or running off to sail yachts while they can. The police and the forensics lab are understaffed, the assistant attorney general wants to file the case as another suicide. An intriguing setting for an unusual whodunnit. As a side plot, Henry's sister gets involved in some conspiranoia about secret government bunkers.

It surprised me how everybody is just waiting for doomsday. Your asteroid is big, but not big enough to wipe out all humans, you write. After tsunamis and a global ash cloud there will be a new spring for the survivors. So why aren't scientists running computer simulations: If it hits in the Indian Ocean, the safest place would be X, if it hits Europe, the safest place would be Y, and so on. In those possibly safe places, create several depots of crop seeds and humanity's knowledge. Build flood dams against the tsunamis in case it hits the sea. Build earthquake-proof houses. Try to get the largest possible harvest in and stockpile food. Butcher and can most of the livestock. In short - why isn't mankind working to give itself a chance?

I like the main character, Detective Palace. He gets things done. The case has its twists and turns. I don't like how Palace, our viewpoint character, gets to keep secrets from the reader. It's an awkward way of keeping up tension and setting up your final reveal.

Why did you write the epilogue? Why mention the tape if we don't get to hear what's on it? And did you need that cheesy final scene with Henry's sister?

All together, a mediocre read that sparks some thought.

Yours sincerely
Christina Widmann de Fran

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Published on June 28, 2019 03:06