Christina Widmann's Blog, page 48
October 10, 2017
Noch zehn Minuten
Schon den ganzen Tag über haben die Mossos d'Esquadra (katalanische Polizei) den Park um das katalanische Parlament herum für den Publikumsverkehr gesperrt. Man hört von einer Verteidigungskette um das Parlamentsgebäude herum. Was wird geschehen?
Im schlimmsten Fall, eine offene Schlacht zwischen den Mossos und der spanischen Nationalpolizei. Falls die Polizei denn kommt, um Carles Puigdemont festzunehmen. Falls er in zehn Minuten im katalanischen Parlament erscheint und die Unabhängigkeit verkündet. Falls die Mossos sich weiterhin auf die Seite der katalanischen Separatisten schlagen.
Puigdemont kann seinen Kurs nicht mehr ändern. Rajoy hätte schon lange handeln müssen und hat es nicht getan. Ein Polizeieinsatz jetzt, in letzter Minute, wäre gefährlich solange niemand weiß, auf wessen Seite die Mossos stehen.
Puigdemont ist angekommen. Es geht los.
Noch acht Stunden für Mariano Rajoy
Um sechs Uhr heute Abend wird Carles Puigdemont, der Präsident der katalanischen Generalitat, im dortigen Parlament sprechen. Wird er die Unahbängigkeit Kataloniens ausrufen? Wird er einen "Übergangzustand" erklären? Er wird sich auf die Abstimmung vom ersten Oktober berufen, auf den größten Betrug, dem in diesem Jahrhundert ein Volk aufgesessen ist. Nach 35 Jahren der Indoktrination, 35 Jahren Unterricht auf Katalanisch in allen öffentlichen Schulen, 35 Jahren pausenloser Propaganda, 35 Jahren Rachegedanken für eine angebliche Unterdrückung unter Diktator Franco, Unterdrückung die es in Wahrheit nie gegeben hat - kurz, nach 35 Jahren Gehirnwäsche ist jetzt eine Generation herangewachsen, die das Märchen von Katalonien glaubt. Diese Generation glaubt an eine gemeinsame katalanische Kultur mit der Sardana als Volkstanz. Dass die Sardana vor vierzig Jahren noch der lokale Tanz eines einzigen Bergtales war, hat diese Generation nie gewusst, und die älteren wollen es vergessen. Wer heute in Katalonien unter 50 Jahre alt ist, der glaubt an eine gemeinsame katalanische Sprache, die in Wahrheit ein Sammelsurium von Dialekten ist. Den Dialekt von Barcelona hat man zum Standard-Katalanisch erklärt und unterrichtet ihn in allen Schulen. (Theoretisch haben Eltern und Schüler das Recht, sich die Unterrichtssprache auszusuchen. Praktisch habe ich das Recht, in meinen Prüfungen an der Universitat de Barcelona die Antworten auf Spanisch zu schreiben, aber die Fragen bekomme ich immer auf Katalanisch. Und nur, weil ich Ausländerin bin, sprechen die Dozenten spanisch mit mir, wenn ich darum bitte.)
Der jungen Generation versprechen die regionalen Parteien das Blaue vom Himmel herunter, wenn sich Katalonien nur von Spanien löst. Am ersten Oktober, so erzählte man den Katalanen, würden sie abstimmen dürfen über ihren Staat. Über zwei Millionen Stimmen zählt man aus, das wären etwa 40 % der wahlberechtigten Bevölkerung. Vermutlich waren es deutlich weniger, der Grund steht hier beschrieben. Aber selbst wenn es 40 % gewesen wären - die anderen 60 %, die Mehrheit der Katalanen, haben weder die Abstimmung anerkannt, noch wollen sie diese Art von Unabhängigkeit.
Nicht nur das Ergebnis der Abstimmung war Betrug. Schon die Abstimmung selbst war einer, denn es ging nicht darum, das katalanische Volk nach seiner Meinung zu fragen. Es ging darum, das katalanische Volk den Wölfen vorzuwerfen, um möglichst brutale Fotos an die internationale Presse schicken zu können. Puigdemont wollte Märtyrer. Er hat keine bekommen. Nur zwei Stunden lang war die spanische Nationalpolizei im Einsatz. Fazit: ein paar blaue Flecken und ein Mann im Krankenhaus. Einer. Die achthundert Verletzten, von denen Puigdemont am nächsten Tag sprach, haben kein Krankenhaus betreten. Sie wurden auf der Straße erstversorgt. Wie das wohl ausgesehen hat? Die Vanguardia, größte Tageszeitung von Barcelona, zeigte auf der Titelseite eine junge Frau, der spanische Polizisten angeblich vier Finger gebrochen hatten, einen nach dem anderen. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass beide Hände der Dame heil waren bis auf eine kleine Entzündung an einem Finger, eine Entzündung, die sie wahrscheinlich vorher schon hatte. Und die Ersthelfer auf der Straße hatten der Dame die falsche Hand verbunden.
Ada Colau, die Bürgermeisterin von Barcelona, hat einen psychologischen Notdienst eingerichtet für Personen, die "traumatisiert sind von der Polizeigewalt am ersten Oktober." Die selbe Bürgermeisterin vergleicht Barcelona mit Nordkorea. Der Gipfel der Respektlosigkeit gegenüber den Nordkoreanern und jedem Volk der Welt, dem es wirklich schlecht geht.
Letzten Sonntag ging in Barcelona die bisher schweigende Mehrheit auf die Straße, unter spanischen Fahnen und dem Motto "Prou! Recuperem el seny!" - Es reicht! Werden wir wieder vernünftig!
Die Stadtpolizei zählt 350.000 Teilnehmer, vielleicht waren es mehr. Eine Massendemonstration, die Carles Puigdemont ignorieren wird.
Ratlose Gesichter währenddessen in Madrid. Manche fragen laut, andere fragen sich im Stillen: "Warum tut Rajoy nichts?" Präsident Rajoy könnte, sollte, müsste den Artikel 155 der spanischen Verfassung erfüllen. Er könnte, sollte, müsste die Kompetenzen der Autonomía Cataluña, der katalanischen Regionalregierung, aufheben und die katalanische Polizei unter den Befehl der spanischen Regierung stellen. Er könnte, sollte, müsste die Putschisten von Barcelona verhaften lassen. Er tut es nicht. Die katalanische Komödie geht weiter, weil Mariano Rajoy es zulässt. Er lässt zu, dass die spanische Börse ins Bodenlose fällt, dass Firmen aus Barcelona flüchten. Rajoy lässt zu, dass der große Betrug weitergeht in Barcelona. Er spielt dabei mit dem eigenen Leben: Übermorgen, am zwölften Oktober, ist spanischer Nationalfeiertag. Sollte heute Puigdemont in Barcelona die Unabhängigkeit erklären, wird es übermorgen in Madrid eine Massendemonstration geben vor dem Haus des Präsidenten Rajoy. Sollte Rajoy drinnen sein, und sollte draußen nicht genug Polizei die Türen bewachen, dann kann es passieren, dass der Präsident von Spanien übermorgen an einer Straßenlaterne hängt.
Rajoy hat acht Stunden, um zu handeln.
October 8, 2017
Nouw-Wochenrückblick #27
Die deutschen Blogger erobern ihr Nouw zurück. Noch sind die Schwedinnen in der Überzahl, aber wir holen auf.
@piavon lässt uns wissen, in welchen Online-Läden sie einkauft. Von den meisten nennt sie nur den Namen. Einzelheiten wären schön: Was kauft man am besten wo?
@Anymiller schreibt über ein Vitamingetränk. Liest sich wie ein Werbetext. Kein Wunder: Nach dem ersten Absatz ist der Rest Wort für Wort von der Herstellerseite abgeschrieben.
Neue Blogs
@meouw scheint ein Blog voller Katzenfotos zu werden.
@Nicolekn wird ein Mode-Schminke-Essen-Blog auf Englisch. Weil wir davon noch nicht genügend haben.
@HalloweenCostumes will uns im Oktober sämtliche Kostüme verkaufen, die im Frühjahr von Fasching übrig geblieben sind.
@EatTravelJam hat Surf-Fotos aus Australien für uns.
@richrd fotografiert gerne und wird seine Bilder nicht nur bei Instagram teilen, sondern auch auf seinem Blog.
Und von mir gab es letzte Woche einen doppelten Wochenrückblick, #25 / #26. Außerdem einen Eintrag darüber, was ich von den Ereignissen in Barcelona letzten Sonntag weiß, und auf Spanisch meine Meinung zu dem riesigen Betrug, dem viele Katalanen aufgesessen sind. Auf Deutsch die Rezension zu einem Krimi. Außerdem mache ich Werbung für mein erstes selbstveröffentlichtes Buch: eine englisch-lateinische Ausgabe von Bram Stokers Dracula's Guest.
Das war der inoffizielle Wochenrückblick auf das deutschsprachige Nouw vom 1. bis zum 7. Oktober 2017. Wer mehr solcher Einträge lesen will, kann mich abonnieren. Wer eine Meinung loswerden möchte, lasse einen Kommentar da. Der Gefällt-mir-Knopf ist das Herzchen. Und wer wissen will, wie es mit Barcelona und den Katalanen weitergeht, der schaue im Laufe dieser Woche herein. Ich werde weiter berichten, was ich von der Nachbarregion Aragón aus mitbekomme.
October 6, 2017
Hospes Draculae - Dracula's Guest von Bram Stoker zweisprachig lateinisch-englisch
Dracula's Guest war ursprünglich das erste Kapitel von Bram Stokers Dracula. Aus der endgültigen Version des Buches wurde es gestrichen. Erst nach Stokers Tod veröffentlichte seine Witwe Florence das Kapitel als eigene Geschichte in der Sammlung Dracula's Guest and Other Weird Stories.
Hospes Draculae ist meine lateinische Übersetzung von Dracula's Guest. Für Schüler, die nicht immer nur über Kriege lesen wollen; für Lateinlehrer, die ihren Schülern um Halloween herum etwas Gruseliges präsentieren möchten; für jeden, der moderne Literatur auf Latein liest. Ihr könnt die Übersetzung kostenlos online lesen. Für die zweisprachige Version müsst ihr mir entweder das Buch abkaufen - auf das Cover klicken, dann kommt ihr zu Amazon; das zweisprachige eBook gibt's für 1,99€ hier - oder ihr sponsert mich auf Patreon mit 2 USD (heute 1,71€) und ladet euch von dort Hospes Draculae als PDF oder ePub herunter, einsprachig lateinisch oder zweisprachig lateinisch-englisch. Viel Spaß beim Lesen!
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October 5, 2017
Kathy Reichs: Die Sprache der Knochen
Wer "Bones" im Fernsehen anschaut, dem könnte "Die Sprache der Knochen" gefallen. Der Krimi um die forensische Anthropologin Temperance Brennan ist der achtzehnte in der Serie. Ich habe keinen der vorherigen Bände gelesen und fand mich trotzdem gut zurecht mit den Figuren. Nur hat mich Temperance' Privatleben gestört. Ihre Steuererklärung hat in diesem Buch nichts zu suchen. Und die Fern-Romanze nimmt mir zu viel Raum ein. Vielleicht sähe ich das anders, wenn ich die Vorgeschichte kennen würde.
Der Krimi-Handlungsstrang ist spannend: Eine Hobbyschnüfflerin bringt Temperance auf eine Spur, und wird später selbst ermordet. Zu wem die Jahre alten Knochen in diesem Band gehören, kommt erst spät heraus. Und selbst dann ist noch nicht klar, wer Täter und wer Opfer ist. Viele Wendungen für so einen kurzen Krimi.
Der gemeinsame Stil von Kathy Reichs und ihrem Übersetzer ist unauffällig. Alles in allem ein mittelmäßiger Genre-Krimi für Serienleser, überraschend erst durch sein doppelt gewendetes Ende.

Die Sprache der Knochen von Kathy Reichs, übersetzt von Klaus Berr
Deutsche Erstausgabe: 2016
Taschenbuch: Heyne
eBuch und gebundene Ausgabe: Blessing
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
Original: Speaking in Bones, erschienen 2015
ISBN: 978-3896674548
Leseprobe herunterladen
Amazon: hier klicken
Die Sprache der Knochen gibt es auch als gekürztes Hörbuch, eine Hörprobe bekommt ihr hier.
October 1, 2017
Estimado Pol Vilaseca,
Me llamas una ignorante por burlarme de las urnas y de las papeletas del 1-O. Es verdad que no te conozco, no sé qué piensas ni por qué. Sé una cosa: Del día de hoy se avergonzará mucha gente.
Sí, se avergonzarán los políticos españoles. Han quedado mal ante el mundo.
Se avergonzarán los organizadores de este referéndum porque con todo, con toda su publicidad y con todas las banderas en la calle no han conseguido que siquiera un 20 % votase. Los demás se han quedado en casa. Han votado con los pies. Han votado NO.
Se avergonzarán quienes han programado el sistema electrónico para garantizar el censo, para asegurar que nadie votase dos veces. La app falló horas antes de que la policía desactivase la red. ¿Quién te va a garantizar que nadie haya votado dos veces? ¿O doce? De hecho, en el referéndum anterior - que este ya es el cuarto o el quinto que ha habido - hubo gente votar siete veces. Parece más seguro el sistema de los Kurdos con la tinta en el dedo.
Y se avergonzará Ada Colau, o debería hacerlo, por haber comparado Barcelona con Korea del Norte. En Korea del norte no habría 700 moratones. Habría 7000 desaparecidos de noche, y no habría una sola urna abierta. Aquello sería represión. Aquí... Mi abuelo, tras ver las imágenes de hoy, ha dicho: "Hacíamos más nosotros cuando nos peleábamos de niños."
Pero ya está hecho. ¿Ahora, qué? Quizá se independizará Cataluña. Pero ¿tú has visto los planes que tienen? Quieren salirse del Estado Español, pero de la Seguridad Social española, no. ¿Será porque saben que Cataluña cobra más de lo que contribuye? Tampoco quieren que dejéis de votar en las elecciones españolas. O sea, quieren que tú puedas votar sobre quién le gobierna a Fulanito en Madrid, pero Fulanito en Madrid no podrá votar sobre quién te gobierna a tí. ¿Esto es democracia, acaso?
Un saludo desde el Somontano
C. Widmann
Die sogenannte Volksabstimmung von Katalonien im Liveticker
Das Referendum über die Unabhängigkeit von Katalonien ist ein Witz. Es gibt kein Wählerverzeichnis, keine Wahlbenachrichtigungskarten, nicht einmal blaue Tinte am Daumen. Wer eine Dauerkarte für die Metro und heute nichts anderes vor hat, kann von einem improvisierten Wahllokal zum anderen fahren und siebzehnmal sein "Sí" abgeben. Und am Nachmittag, nachdem die sogenannten Wahlhelfer Schichtwechsel hatten, das ganze noch einmal. Es hat schon mehrere solcher "Volksbefragungen" in Katalonien gegeben, und jedesmal ist es das gleiche. Jeder Kurde, der zum Abstimmen seinen Esel vor der Tür anbindet, ist fortschrittlicher als die Großstadt Barcelona.
Was ich von der Nachbarregion Aragón aus mitbekomme vom Bananen-Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens, könnt ihr hier mitverfolgen.
+++ Vorspiel +++
Sowohl das spanische als auch das katalonische oberste Gericht befinden die Abstimmung für illegal. Kein öffentliches Gebäude darf Wahllokal sein. Bürgermeister von Dörfern und Kleinstädten sagen im Radio, wie leid es ihnen tut, dass sie das Rathaus nicht aufsperren dürfen. Die Separatisten haben einen Trick in petto: In jeder öffentlichen Schule organisieren ein paar Lehrer und Schüler ein Wochenendprogramm, damit die Türen offen bleiben für den Sonntag. Dumm sind sie ja nicht.
+++ 8:00 +++
Die Wahllokale sind aufgebaut, ein paar Ungeduldige warten seit fünf Uhr früh vor der Tür. Um neun soll es losgehen. Drinnen gibt es dann Schokolade und Kekse, nicht nur für die Helfer, sondern für alle.
+++ 9:00 +++
Kurz bevor die Türen aufgehen sollten, ist die spanische Nationalpolizei mit zwei Schiffen in Barcelona gelandet und geht zu den Wahllokalen, um Urnen und Stimmzettel zu beschlagnahmen und die Leute nach Hause zu schicken. Im Radio hören wir, dass die Schule, wo der Präsident der Generalitat sein "Sí" einwerfen wollte, zu ist. Kein Problem, kommentiert der Moderator, dann geht der Präsident eben in ein anderes Abstimmungslokal.
Die Leute vor der Tür protestieren laut, aber nur mündlich. Eine Person ist hingefallen; der Moderator weiß nicht, ob umgestoßen oder selbst gestolpert.
+++ 10:00 +++
Ein Foto geistert durchs Netz: Eine alte Frau mit Blut im Gesicht. Die Separatisten haben ihren Märtyrer.
Unterdessen ist die Handy-App, mit der man sicherstellen wollte, dass jeder nur einmal abstimmt, ausgefallen. Was zu erwarten war. Die Mossos d'Esquadra (katalonische Polizisten) haben die Schulen kurz angeschaut und sind nach Hause gefahren. Was ebenfalls zu erwarten war. Die spanische Nationalpolizei beschlagnahmt weiter Urnen.
+++ 10:30 +++
Präsident und Vizepräsident von Katalonien haben ihren Zettel irgendwo einwerfen können. Die Bürgermeisterin von Barcelona steht noch Schlange und twittert fleißig gegen die spanische Regierung an.
+++ 11:30 +++
Die katalanische Regierung hält an der Abstimmung fest, obwohl es keinerlei Möglichkeit gibt, die Leute zu registrieren oder zu zählen. "Cualquier voto,independientemente de procedencia o lugar de residencia de la persona,sería también aceptado." - Jedwede Stimme, unabhängig von der Herkunft oder dem Wohnort der Person, würde auch angenommen.
Zu Deutsch: Wer will, kann siebzehnmal oder siebzehn Dutzend Mal abstimmen gehen, siehe oben.
+++ 16:00 +++
Fast drei Viertel der improvisierten Wahllokale waren und sind immer noch offen. Schlägereien mit der Polizei hat es gegeben, sogar Gummigeschosse. Katalanische online-Zeitungen sprechen von etwa 100 leicht Verletzten. Ein Mann musste nach einem Herzinfarkt ins Krankenhaus.
Das Fußballspiel FC Barcelona gegen Las Palmas wird ohne Zuschauer stattfinden.
+++ 18:00 +++
Katalanische Separatisten haben Barrikaden um einige Abstimmungslokale errichtet. Sie wollen verhindern, dass die Polizei die Urnen beschlagnahmt.
Öffentliche und private Theater in Barcelona haben für diesen Abend ihre Vorstellungen abgesagt aus Protest gegen "die Situation in der Stadt." In Katalonien gibt es heute ohnehin genug Theater.
+++ 20:00 +++
Seit sieben Uhr sind die Urnen zu. Die Abstimmung ist vorbei. Beteiligung? Keiner weiß es. Das Ergebnis dagegen ist klar, war von vornherein klar, denn nur die Separatisten sind überhaupt zur Abstimmung gegangen. (Ein paar Barceloneser Bekannte von mir waren dort und haben "No" angekreuzt. Damit es kein einstimmiger Sieg wird.)
Jetzt zählt man die Stimmen aus. Nicht zentral, sondern jedes Komittee für sich. Und wenn eines sein Ergebnis ein bisschen verschönert, oder aufrundet um des leichteren Rechnens willen, dann wird das nie ein Mensch erfahren.
September 30, 2017
Nouw-Wochenrückblick #25 und #26
Liebe Mitblogger!
Dass ich im Urlaub war, merkt man nicht an einer Fotosammlung, sondern an einem fehlenden Wochenrückblick. Ersatzweise gibt es heute die doppelte Portion: alle neuen Blogger seit dem 17. September, und meine Eigenwerbung. Letztere wird kurz, keine Sorge. Bemerkenswerte Einträge konnte ich unter dem Schweden-Spam keine ausgraben. Hoffentlich nächste Woche wieder. Ich zähle auf euch!
@CreamyCoconut ist eine Medienstudentin, die mit ihrem Blog einen Feldversuch unternimmt. Man darf Großes erwarten.
Ist die Liste wirklich so kurz? Ein einziger neuer Blog in 14 Tagen? Dann lasse ich die Eigenwerbung weg und verabschiede mich. Das war der inoffizielle Nouw-Rückblick vom 17. bis zum 30. September 2017. Wer mehr solcher Einträge lesen will, der schreibe etwas, das ich kommentieren kann.
C. Widmann
September 29, 2017
Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden
Lieber Herr Dr. Leuthner, liebe Frau Leuthner,
wie lange mussten Sie sammeln für diese Sammlung? Sie haben in diesem Band nicht nur Stilblüten aus Gesetzestexten und EU-Verordnungen gepflückt, sondern auch aus dem Fußball-Regelwerk. Dazu liefern Sie sarkastisch-lakonische Kommentare. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass uns die EU extra vorschreiben muss, dass Blütenhonig aus Blütennektar gemacht sein muss? Auf den zweiten Blick sieht man zwischen den Zeilen, was die EU-Verordner mit diesem Satz wollten, nämlich verhindern, dass findige Imker ihren Bienen einfach Zuckerwasser geben und das Endprodukt als Eins-A-Blütenhonig verkaufen.
Dass Edmund Stoiber - der einzige Politiker, dessen Reden deutsche Kinder noch heute auswendig lernen - in Brüssel die Bürokratie abbauen sollte und dazu fast eine neue Behörde eingerichtet hätte, bringt mich zum Schmunzeln, genau wie das Kapitel über situationskomische Gerichtsurteile und Polizeiberichte.
Eine bunte Mischung präsentieren Sie in diesem Buch, und sie mundet vorzüglich. Nur eines verstehe ich nicht: Ist Ihnen wirklich kein besserer Titel eingefallen als dieser, Herr und Frau Leuthner?
Hochachtungsvoll
C. Widmann

Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden: Gesetzliche Kuriositäten & bürokratische Monster von Dr. Roman Leuthner und Alexander Leuthner
erschienen: 2011 als Buch und eBuch bei Bassermann
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
Eine Leseprobe könnt ihr hier herunterladen.
ISBN: 978-3809427636
Amazon: hier klicken
September 28, 2017
Rod Raglin: Harry's Truth
Dear Mr. Raglin,
who names a girl Alexus instead of Alexis? Must be the latest trend among Canadian socialites, just like serving hor d'oeurves and walking the talk.
Harry's Truth is a play about five of these socialites. New money, fashionable clothes, a lot of work to do for Harry and Philip, the two business partners who started off selling doves to chinese restaurants and slowly made it big. Now they're past fourty and Harry has had enough. Enough, that's the keyword here: He wants to downsize the firm and his expenses because he knows that more money can't make him happier anymore. Although Harry doesn't know it, science is on his side. Whenever and wherever social psychologists ask people about their income and their happiness, they always find a certain treshold sum. Below it, more income makes people happier. Above it, more money makes no difference anymore. Harry is experiencing this effect firsthand and wants to escape. But his wife won't have it. Neither will Philip and his wife. Only Alexus, Philip's still-teenage daughter, is equally fed up with the lifestyle and wants to work at a small local newspaper instead of going to college.
You show the interactions between the five of them and let us have a glance at everybody's past. A lot gets revealed in every scene. I like the detailed stage instructions and the symbolism in the last scene. One can read Harry's Truth as if it were a short story. I'd really like to see this play on a stage someday, Mr. Raglin. It's generous of you to offer it for free to readers and theatre companies until the end of this year. Thanks for the good read.
+++Spoilers ahead+++
The ending stays open. Harry hasn't convinced his business partner to downsize. He'll have to sell his share if he wants to work less. If he does, his wife will divorce him and keep the condo, the car and most of his money. He'll be right back in a one-room apartment. But he'll be happier there, won't he?
+++End of spoilers+++
Sincerely
C. Widmann

Harry's Truth: A Play in One Act by Rod Raglin
published: 25.07.2016
You can download it for free from Smashwords until December 31st of 2017 or get your copy on Amazon.
For a free reading sample, visit the author on www.rodraglin.com.


