David Jonathan's Blog, page 5
August 16, 2016
Schonungslose Auseinandersetzung

NeugierDas Bedürfnis, lebenslang zu lernen und sich ständig in neue Themen einzuarbeitenDer Drang, unterwegs zu sein und zu reisenDie Kraft zur wiederkehrenden Auseinandersetzung mit anderen MenschenEin wechselndes Umfeld verändert das Lebensgefühl - und es ist letztlich ihr Lebensgefühl, das Künstler in ihre Büchern und Bildern, in ihrer Musik und ihrem Tanz ausdrücken. Wer zufrieden ist, drückt Zufriedenheit aus, wer ängstlich durch die Straßen geht, Angst und wer hasst, der transportiert den Hass durch seine Kunst, genauso wie der Gleichgültige Gleichgültigkeit und Liebende Liebe ausdrückt.
Arbeiter der KulturindustrieWas ein Künstler zu sagen hat, ist die Summe seiner Lebenserfahrung. Jeder Künstler ist der Resonanzkörper seiner Kunst. Deshalb kommt ein Künstler auch aus der Zeit und geht wieder in die Zeit - was wir heute erleben, interessiert in ein paar Jahrzehnten nur noch Historiker, doch es wird nicht mehr dem Lebensgefühl einer zukünftigen Generation entsprechen. Wir haben den Menschen nach uns einfach nichts zu sagen.
Nutzen wir als Künstler also die Chance und teilen, was wir zu sagen haben, den Menschen heute mit. Doch dabei sollten wir uns stets kritisch hinterfragen: Haben wir wirklich etwas zu sagen oder geht es uns nur um die persönliche Aufmerksamkeit, um Ruhm und um Geld? Künstler dürfen wir uns nur nennen, wenn wir ernsthaft unser Lebensgefühl mitteilen, andernfalls sind wir nur normale Arbeiter der Kulturindustrie. Als Künstler haben wir die Verpflichtung, ehrlich zu anderen, vor allem aber zu uns selbst zu sein. Ein vielseitiges Umfeld, das sich nicht scheut, unsere Werke offen zu kritisieren, hilft uns dabei. In der Kunst sollte es nicht um Gefallen gehen, sondern um eine schonungslose Auseinandersetzung. Das aber gelingt nur im richtigen Umfeld.
Published on August 16, 2016 08:30
August 15, 2016
Der Wert der Skizze

Zunächst erfüllen sie eine Filterfunktion. Jeden Tag gehen viele Gedanken durch den eigenen Kopf, doch nur wenige werden festgehalten. Diese wenigen scheinen besonders interessant und wertvoll zu sein. Was also als Skizze auf irgendeinem Zettel landet, repräsentiert die Essenz des eigenen Denkens. Indem sie aufgezeichnet wird, gewinnt sie einen eigenen Wert. Denn sie transportiert neben den geronnenen Gedanken noch eine weitere Information: die Vorgehensweise desjenigen, der die Skizze anfertigt. Aus diesem Grund werden manche Aufzeichnungen selbst zu Kunstwerken - als Zwischenstufe auf dem Weg zu einem Werk.
In Skizzen zeigt sich die PersönlichkeitDer praktische Wert von Skizzen liegt einerseits in der Erinnerung an Gedanken, aber auch in ihrer Unfertigkeit. Sie sind Bausteine weiterführender Arbeiten, ohne den Anspruch auf einen besonderen Ausdruck zu erheben. Eine Skizze ist einfach, sie verpflichtet zu nichts und bedarf keiner speziellen Form. Sie ist die freieste Erscheinung, die ein jeder seinen Gedanken geben kann. Dennoch - oder gerade deswegen - manifestiert sich die Persönlichkeit dessen, der eine Skizze anfertigt, in ihr. Welche Art von Papier benutzt er, scheint oder zeichnet er, arbeitet er mit Bleistift, Kugelschreiben, Füllfederhalter oder Buntstiften? Wie jemand denkt, lässt sich an der Qualität einer Skizze ablesen - bei einigen sind Gedanken schon fast ausformuliert, bei anderen gehen sie durcheinander und springen auf verschiedene Themen.
Wertvoll sind Skizzen allemal. Schon gar mit einigem Abstand. Manchmal ist man doch über seine eigenen Gedanken sehr erstaunt und noch nach Jahren können sich daraus weiterführende Projekte entwickeln. Deshalb sind es nicht nur die fertigen Werke, die interessant sind, sondern auch der skizzierte Weg dorthin.
Published on August 15, 2016 05:10
August 14, 2016
Seismograph der Gesellschaft

Kunst kann Orientierung bietenDas heißt natürlich nicht, dass jedes Buch, jedes Gemälde, jede neue Kunstrichtung gut ist. Aber künstlerische Avantgarde ist neugierig auf den nächsten Schritt gerichtet. Sie bewahrt nicht, sondern zerstört im Zweifel Altes und baut auf den Trümmern von einstigem Neuen auf. So sind ihre Ideen eine Bedrohung für alle, die Erreichtes erhalten wollen und ihre Privilegien nicht loslassen können.
In einer Zeit der Umwälzungen, in der wir uns zweifellos befinden, kann Kunst Orientierung bieten. Wir müssen uns nur darauf einlassen. Wie? Indem wir uns mit Kunst auseinandersetzen und neue Gedanken zulassen. Indem wir nicht jede Veränderung ablehnen und auf dem beharren, was uns in unseren Augen zusteht. Indem wir uns in Diskussion einbringen und mit offenen Augen unseren Weg gehen.
Kunst hilft, die Welt in dem Augenblick zu verstehen, in dem wir in ihr leben. Sie ersetzt allerdings nicht eigenes Denken und handeln. Sie gibt jedoch Anstöße und macht immer wieder deutlich, dass wir mit unseren Ideen nicht allein dastehen - und dass es keine Grenzen für unsere Gedanken gibt.
Published on August 14, 2016 08:05
August 10, 2016
Werkstattbericht

Letztlich haben beide Ansätze nicht funktioniert. Für einen fruchtbaren Austausch gab es eine zu geringen inhaltliche Auseinandersetzung und meine Bücher verkaufen sich auch ohne einen aktiven Blog, wie ich in dem halben Jahr meiner Auszeit bemerken konnte. Ich habe mich also gefragt: Welchen Sinn hat dieser Blog, der jeden Tag mindestens eine Stunde Arbeit erfordert?
Ich habe die Auszeit genutzt, um einen neuen Roman zu schreiben, den ich noch in diesem Jahr veröffentlichen werde. Es sind viele Kurzgeschichten entstanden. Außerdem habe ich einige Bilder gemalt und festgestellt, dass sich für mich Literatur und Malerei sinnvoll ergänzen. Es war eine gut, eine sehr produktive Zeit.
Ausformulierte Sätze sind verbindlicher als lose GedankenWeshalb dann jetzt plötzlich eine Fortführung des Blogs? Auch darüber habe ich im vergangenen halben Jahr nachgedacht. Die Antwort ist verblüffend: Aus egoistischen Gründen. Das Schreiben der Posts zwingt mich, über manches aus Kunst und Philosophie nachzudenken und zu „Papier“ zu bringen. Ausformulierte Sätze sind dabei verbindlicher als lose Gedanken. Der Blog ist für mich also eine geistige Werkstatt, ein Labor, in dem ich experimentiere, vieles versuche, einiges davon verwerfe und manches in meine Bücher übernehme.
Sie als Leser dieses Blogs kommen dabei nur dann ins Spiel. wenn Sie es möchten. Lesen Sie meine Werkstattberichte, wenn Sie die Artikel interessieren. Schreiben Sie Kommentare oder treten Sie anders mit mir in Kontakt. Sie dürfen sich auch gerne als Gastautor beteiligen. Ich erwarte es aber nicht und ich strebe nicht mehr ein Publikum an. Diesen Blog entwickle ich einzig und allein für mich selbst. Wenn ich damit Ihr Interesse wecke, freut es mich und ich tausche mich nach wie vor gerne mit meinen Lesern aus. Es ist aber nicht mehr das wichtigste Ziel dieses Blogs.
Ein geschlängelter Weg ist interessanterSelbstverständlich werde ich auch weiter mit der Form des Blogs experimentieren. Es gibt neue Werbung und vielleicht wird auch gelegentlich ein sogenannter „Sponsored Post“ dazukommen. Ich möchte die Möglichkeiten der modernen Kommunikation ausloten. Die neue Zielrichtung des Blogs gibt mir die Freiheit dazu, ohne auf Klickzahlen und Kommentare Rücksicht nehmen zu müssen.
Sollte Ihnen mein neuer Ansatz zusagen, beteiligen Sie sich gerne und zeigen Sie Ihre Unterstützung, indem Sie meine Posts teilen und gelegentlich auf eines der Werbebanner klicken. Spannend ist es - zumindest für mich - allemal, wie sich der Blog inhaltlich entwickelt. Wenn ich die alten Posts durchblättere, bemerkte ich, dass der Weg nicht gerade, sondern sehr geschlängelt ist - und das macht ihn natürlich weitaus interessanter.
Es geht also weiter, rasant und mit neuem Schwung - bis zur nächsten Auszeit, wer weiß ;-))
Zu meinen Büchern und Bilder geht es übrigens hier entlang:
David Jonathan
tosmalerei
Published on August 10, 2016 01:26
August 9, 2016
Die Kunst liegt in der Einfachheit

Genau um Einfachheit geht es häufig in der Malerei, wie in der Literatur. Jeder kennt das selbst aus allen möglichen Zusammenhängen: Wenn man etwas wirklich begriffen hat, kann man es auch anderen in einfachen, leicht verständlichen Worten erklären. Doch um dahin zukommen, bedarf es in der Tat viel Wissen, Übung und Erfahrung.
Einfachheit ist nicht trivialIch habe gerade gelesen, dass Lebensmittel umso schlechter sind, je mehr Inhaltsstoffe sie enthalten. Im übertragenen Sinn, lässt sich das aus meiner Sicht auch für die Kunst festhalten. Ernsthaftigkeit, ehrliches Gefühl und handwerkliches Können führen zu einem künstlerischen Ergebnis, das durch Einfachheit und Geradlinigkeit überzeugt.
Dabei meine ich mit Einfachheit nicht Trivialität. Triviale Literatur zum Beispiel bestätigt Leser eher in ihren Vorurteilen, während Autoren, die einen ernsthaften Ausdruck in einer eigenen einfachen Sprache finden, Leser in ihrer Weltsicht sinnvoll versunsichern und mögliche andere Sichtweisen aufzeigen, um zum Nachdenken anzuregen. Insoweit ist Einfachheit vielleicht am anschaulichsten zu definieren als: das Können, mit bewusst wenigen künstlerischen Mitteln zu einem vielschichtigen Ausdruck zu finden.
Eine besondere AusstrahlungKünstler sollten nicht aufhören, nach dieser Einfachheit zu streben. Wer einmal vor einem „einfachen“ Bild gestanden, ein „einfaches“ Gedicht oder einen „einfachen“ Roman gelesen hat, wird die Ausstrahlung nicht mehr vergessen, die solchen Kunstwerke zu Eigen ist. Vielleicht versuchen Sie es mit einem späten Picasso oder einem van Gogh, einem Gedicht von Ingeborg Bachmann oder Hemingways „Der alte Mann und das Meer“. Einfachheit findet sich in vielen Werken - und sie geht meist einher mit großer Kunst.
Published on August 09, 2016 04:19
August 7, 2016
Die "Malweiber" von Paris

Published on August 07, 2016 04:28
August 4, 2016
Kurven der Zeit

Ein interessantes PanoramaDoch der Grund, weshalb ich ihn erwähne, ist seine Autobiographie „Zeitkurven“. Darin offenbart er sich als exzellenter Beobachter des kulturellen und politischen Lebens in den Vereinigten Staaten. Beginnend mit der Kindheit und Jugend des 1915 in New York geborenen Schriftstellers, spannt sich der Bogen bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Auf knapp 800 Seiten entfaltet sich ein interessantes Panorama an Eindrücken, Beschreibungen und Zeitgeschehen, das einen spannenden Kontrast zum Bild Amerikas darstellt, wie es damals in die Welt hinausgetragen wurde. Miller schildert ein zerrissenes Land voller Widersprüche und Selbstzweifel. In seiner vierjährigen Ehe mit Schauspielerin Marilyn Monroe durchlebt er exemplarisch diese Haltung im Privaten.
Wirkungsvolles ZeitkoloritGerade die Verbindung des öffentlichen und privaten Lebens, des Zeitgeschehens mit dem Leben eines Einzelnen, macht „Zeitkurven“ zu einer Lektüre, die es vermag, das Große im Kleinen zu finden und dem Kleinen so eine Bedeutung in der Zeit zu geben. Millers Einsichten in sein Leben und die Ereignisse um ihn herum, sind leise, unaufdringlich, aber dafür umso wirkungsvoller. Denn sie stehen Beispielhaft für die Quintessenz in vielen Leben - und ein bisschen beantworten sie die ewigen Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem ganzen Rest.
Arthur Miller, Zeitkurven. Ein Leben, Fischer, 2. Auflage 2005, 815 Seiten, € 9,90.
Weitere Informationen zum Buch gibt es bei Amazon und in jeder Buchhandlung.
Published on August 04, 2016 02:07
August 3, 2016
Neue Blickwinkel

Die Grenzen in unseren KöpfenDoch die weitaus bedeutenderen Grenzen sind die in unseren Köpfen. Haben Sie schon einmal versucht, sich eine Zivilisation von Außerirdischen vorzustellen? Sie werden ihr unweigerlich ähnliche Strukturen geben, wie die menschliche Gesellschaft sie aufweist - weil Sie sich aus Ihrem Erfahrungshorizont heraus schwerlich etwas anderes ausdenken können. Deshalb sind Aliens in Filmen bei aller fremdartigen Ausschmückung doch immer irgendwie den Lebensformen angenähert, die wir im entferntesten kennen.
Die Grenzen in unseren Köpfen sind es also, die wir einerseits akzeptieren, aber auch immer weiter hinausschieben müssen.
Spannung und Faszination durch verschobene GrenzenNur wer neue Blickwinkel findet, schafft in der Kunst etwas von Wert, das über Unterhaltung oder Dekoration hinausgeht. So setzte Philip K. Dick zum Beispiel gegen die Technikgläubigkeit seiner Zeit mit seinen Romanen ein Gegengewicht, das erst heutige Leser und Zuschauer verstehen und würdigen. Arthur Miller wiederum fand in der weit zurückliegenden Geschichte Parallelen zur Kommunistenhetze im Amerika der 1950er Jahre und schrieb sein Theaterstück „Hexenjagd“.
Künstler sollten keine Grenzen akzeptieren, sich aber sehr wohl bewusst sein, dass sie Zeit ihres Lebens an Grenzen stoßen werden. Aus dieser Diskrepanz ergibt sich Spannung und die Notwendigkeit zum Schreiben. Daraus entwickelt sich die Faszination für einen Künstler. Das ist es letztlich, was Schriftsteller, Maler und andere Kunstschaffende ihrem Publikum mitzuteilen haben: Grenzen, die in Frage gestellt und verschoben werden.
Published on August 03, 2016 08:35
August 2, 2016
Unvollendet perfekt

Wenn ich einen älteren Text von mir lese, bin ich einerseits verwundert, dass er von mir stammt, da ich ihn fast mit fremden Augen wahrnehme. Andererseits fällt mir vieles auf, das ich jetzt anders schreiben würde. Genauso ergeht es mir mit meinen Bildern: An einigen gehe ich jeden Tag vorbei und finde zielsicher die Stellen, die meines Erachtens nicht so gut gelungen sind.
Das ist auch richtig. Nur auf diese Weise entwickelt sich ein Künstler fortlaufend weiter. Sobald er mit sich zufrieden ist, wiederholt er ständig Themen und Stil. Selbst herausragende Künstler können ihr Niveau dann nicht mehr halten. Wer bei der Suche nach Neuem in der Kunst innehält und sich etabliert, verliert gewöhnlich an Originalität und Ausdruck.
In den Augen eines Künstlers sollte sein Werk also nie vollendet sein. Er beendet ein Bild oder ein Buch stets in dem Bewusstsein, es weiter verbessern zu können. Mit diesem Wissen beginnt er seine nächste Arbeit und wird einen Schritt vorankommen - bis er an seine eigenen Grenzen stößt.
Published on August 02, 2016 04:10
July 29, 2016
Ein kleiner Gedanke über die Zeit

Mir geht es so vor allem beim Schreiben. Ich lebe dabei in zwei Welten. Die eine Welt ist die des Buches, das ich gerade schreibe. Es ist eine sehr langsame Welt, in der jeder Satz, jedes Wort gut überlegt sein muss. Ich benötige ungefähr ein Jahr, um ein neues Buch zu schreiben.
Doch in diesem Jahr lebe ich gedanklich auch in einer zweiten, sehr viel schnelleren Welt. Die Welt meiner Fantasie und der Planung. Hier prasseln Ideen auf mich ein und Geschichten. In dieser Welt plane ich mindestens schon zwei weitere Bücher, die in meinem Kopf schon fertig sind.
Jeden Tag wieder ist es eine Herausforderung, die beiden Welten produktiv zusammenzubringen, mich auf das Schreiben zu konzentrieren, während ich gedanklich schon viel weiter bin. So arbeite ich in gewisser Weise parallel: notiere meine Gedanken in Notizbücher, recherchiere, skizziere Handlungsabläufe, füge zusammen und verwerfe. Gleichzeitig schreibe ich in stoischer Gelassenheit am aktuellen Buch. Ich finde Ruhe in neuen Ideen und indem ich sie auch im Arbeitsprozess nicht beiseite schiebe oder gar unterdrücke, wirken sie positiv auf meine Arbeit ein. Nicht selten ergeben sich spannende Wendungen in einem meiner Bücher aus diesem integrierten Schaffensprozess. Manches dauert dadurch zwar etwas länger, aber die Qualität meiner Arbeit ist höher - und ich bin wesentlich entspannter.
Published on July 29, 2016 02:54