Like water in your hands Quotes

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Like water in your hands (Like This, #1) Like water in your hands by Mehwish Sohail
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Like water in your hands Quotes Showing 1-30 of 50
“Was, wenn Heimat ein ewiger Kreislauf des Suchens, Findens und wieder Verlierens ist?”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Ich ertrinke an mir selbst, während ich mit meiner Mutter telefoniere, und sie bekommt nichts davon mit.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Tariq: Lieblingsfarbe?
Ich: Blau.
Tariq: Welches Blau?
Ich: Jedes. Blau ist Blau ist Blau. Deine?
Tariq: Blau.
Ich: Wirklich?
Tariq: Jetzt schon.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Als ich noch bei meinen Eltern lebte, habe ich selten mit meiner Familie in Pakistan telefoniert. Meine Verbindung zu Pakistan war für viele Jahre gekappt, was zum großen Teil an meinen Eltern selbst liegt, die sich von all ihren Verwandten zurückgezogen haben. Asma Aunty redet dagegen regelmäßig mit meinen Großeltern, weswegen es auch für mich immer mehr zum Alltag wird. Anfangs haben mir meine Probleme mit der Sprache und mein nervöses Selbst die Kommunikation schwer gemacht, aber die beiden füllen nur zu gern meine Lücken aus und freuen sich allein schon darüber, mich zu sehen, ohne dass ich etwas sagen muss. Es ist fast schon befremdlich, wie gern sie mich noch haben. Sie kennen diese Person, die ich heute bin, doch gar nicht. Wie können sie so lieb zu mir sein? Ich habe nie irgendwas getan, um diese Sanftheit zu verdienen.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Das ist alles sehr überwältigend, oder? So ein Umzug und all die neuen Menschen.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Wien ist…" Ich versuche mich an die richtigen Vokabeln auf Urdu zu erinnern, merke aber, dass ich nicht mal auf Deutsch so genau wüsste, wie ich fortfahren soll. Wien ist… groß? Ernüchternd. Ermüdend. Irgendwie schäbiger als erwartet, irgendwie schöner auch. Vor allem ist es sehr viel und sehr schnell und ziemlich überwältigend, auch nach den vier Wochen, die ich schon hier bin. "Wien", beende ich meinen in der Luft schwebenden Satz. "Wien eben.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Wenn ich könnte, würde ich den Leuten gern schon bei unserem ersten Zusammentreffen erklären, wie es um mich steht. Dass ich die meiste Zeit über keine Ahnung habe, was ich mache oder machen sollte. Ich weiß nicht, was von mir erwartet wird, welche Wörter ich zusammensetzen muss, damit sie Sinn ergeben. Und genauso wenig weiß ich, wie man andere Menschen liest – es ist, als ob alle bei ihrer Geburt eine Gebrauchsanweisung für soziale Interaktionen installiert bekommen haben, nur mich hat man übersprungen. Und jedes Mal, wenn ich versuche, mich mit anderen zu verständigen, sind da tausend Fragen in meinem Kopf: Soll ich weiter lächeln? Den Blickkontakt aufrechterhalten, etwas sagen, nichts sagen – und wohin mit meinen Händen, meinen Füßen, mit meinem Körper? Wohin mit mir?”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Ich versuche immer jede Stille, aber auch jeden Satz mit einem Lächeln zu füllen, das ich selten so meine.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Glaubst du eigentlich an Seelenverwandtschaft?", fragt sie mich.
Ich zucke mit den Schultern. "Na ja…" Einem Menschen wie mir, ohne jegliche Seelenverwandten, ist so ein Konzept ziemlich suspekt.
"Ich schon", gesteht Maya. "Aber nicht nur auf romantische Art und Weise, sondern allgemein. Ich glaub, wir alle haben so ein Dutzend Seelenverwandte, mit denen es einfach klickt, weißt du, was ich meine?"
"Ich denke schon…”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Wenn ich dich in Tokio besuche, will ich auch auf so ein fancy Date", bemerkt sie abwesend. "Wenn", nicht "falls". Und da ist es wieder – das Wir in jedem Satz.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Mir wurde in der Ambulanz gesagt, ich sei eine mutige junge Frau, weil ich mich getraut habe, Hilfe anzunehmen. Im ersten Moment wollte ich protestieren, weil es sich nicht wie Mut angefühlt hat, sondern eher wie Aufgeben. Aber daran zu arbeiten, besser zu werden, ist eigentlich das Gegenteil von Aufgeben. Ich habe es ja schon Tariq gesagt: Es fühlt sich eher so an, als könnte ich nach langer Zeit wieder daran glauben, dass alles wirklich gut werden kann. Es fühlt sich auch ein klein wenig wie damals an, als ich mit den Sadeem-Geschwistern und Hama auf dem Dach stand und auf Wien runtergeblickt habe. Als wäre ich unverwüstlich.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Wisst ihr, was ich machen will?", fragt Abi in die Runde. "Ich will einer dieser Leute sein, die in Katastrophen- und Zombiefilmen umgebracht werden. Die, die keinen Namen haben und die man nur ganz kurz schreien sieht, bevor sie brutal abgeschlachtet werden. Muss sicher auch ein Beruf für sich allein sein.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Manchmal habe ich Angst, zu viel Hoffnung zu haben."
"Kann man zu viel Hoffnung haben?", fragt er.
"Ich hab Angst, dass so viel Hoffnung gleich ebenso viel Enttäuschung bedeutet.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Weißt du, früher hatte ich voll die Schwierigkeiten mit dem steirischen Dialekt", murmle ich und betrachte jeden Millimeter seines Gesichts. "Zu Hause haben wir ja nur Urdu oder Punjabi gesprochen und im Fernsehen und im Unterricht sprachen alle immer hochdeutsch. Manchmal in Reality Shows mit diesem deutsch-deutschen Akzent halt. Aber Steirisch hörte ich nur von den anderen Kindern, die es wegen ihrer Eltern sprachen, und es gab echt viele Ausdrücke, die ich nicht verstand. Und da war dieses eine Mädchen, das sich immer darüber lustig gemacht hat, wenn ich nachfragte. Sie hat in der ganzen Klasse rumgeschrien, wie dumm es von mir war, dass ich es nicht besser wusste."
"Als ob man sich dafür entschuldigen müsste, dass man mehrsprachig aufwächst", murrt Tariq.
"Oder?"
"Nuh hatte früher auch viele Probleme mit seinen Mitschülern. Die haben ihn immer wegen seines Namens geärgert, deswegen nennt er sich jetzt lieber Noah."
"Oha. Als ob er sich selbst white washed."
"Jap. Kinder können grausam sein.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Mein Herz stolpert, ich kann mich nicht regen. Ich muss an Arwas Worte denken, dass sie sich kein Mitgefühl erlauben, sich nicht das Recht zusprechen kann, unglücklich zu sein. Es ist schwer für uns, unsere Position nicht mit der von unseren Eltern zu vergleichen und uns für unsere Privilegien nicht schuldig zu fühlen. Ich kann die Ängste und Sorgen meiner Eltern nachempfinden, aber die Linie zwischen Dankbarkeit und Selbstaufopferung ist fein. Gefühlt mein Leben lang habe ich versucht, den Ausgleich zu finden.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Weißt du, welche Gedanken mir gerade kommen? Dass ich einfach nicht das Recht habe, so unglücklich zu sein. Ich bin nicht diejenige, die solche Dinge durchmachen musste wie meine Mutter. Ich hab eigentlich nie direkt irgendwas Schlimmes erfahren. Und dann taucht sie plötzlich bei mir auf und sagt mir so Sachen wie die, dass sie stolz auf mich ist und wie leid ihr alles tut. Als wäre sie schuld. Dabei wäre sie eigentlich so viel besser dran ohne mich. Und ich weiß nicht –"
"Es geht aber nicht um Schuld", unterbreche ich sie. "Es fühlt sich so an, aber es geht nicht darum, Arwa. Du hast es auch gesagt, dass eine Beziehung zwischen Kindern und Eltern nicht so sein sollte.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Würdest du gern?", frage ich.
"Ja." Ein Wort und tausend Gefühle.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Wenn meine Eltern diese Geschichten von ihrer Erfahrung als Ausländer hier in Österreich mit uns teilen, spüre ich den gleichen Frust, den ich in Arwas Augen jetzt sehe. Es bricht nur immer Stück für Stück und in unerwarteten Momenten aus ihnen heraus, weil sie sonst immer darauf bedacht sind, ihren Kindern diese Erfahrungen zu ersparen. Aber wenn ich diese Bruchstücke mal zu hören bekomme, fühle ich mich einfach hilflos, weil ich nicht weiß, was ich tun könnte, um es leichter für sie zu machen.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Ich weiß nicht so recht, wie ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht deuten soll. Er wirkt mir zu ruhig, zu nüchtern.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“»Was, wenn du jemand anderen findest?«
»Was, wenn du jemand anderen findest?«
Ich will ihm sagen, dass das sehr unwahrscheinlich ist, denn mein Glück mit der Liebe habe ich mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit bei ihm aufgebraucht.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Aber in den letzten Monaten habe ich erkannt, dass das eine meiner Schwachstellen ist: Wahrheiten auszusprechen.
Etwas, was ich in Tariq auch erkenne. Statt Schwächen zuzugeben, reißen wir uns zusammen und lügen:
"Ja. Alles gut.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Ich wünsche, ich könnte meinen Kopf aufschrauben und dieses Chaos darin auf die Leinwand in meinem Zimmer auszuschütteln, um Raum zu schaffen, das Gefühl, aufatmen zu können.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Du hast dich also schon entschieden", sagt er schließlich. "Was möchtest du jetzt noch von uns hören?"
Ja, was denn, Tariq? Was willst du? Du weißt doch, woran sie glauben, wie sie zu alldem stehen. Du kennst sie. Und dennoch sage ich:
"Ich will eure Erlaubnis."
Es ist etwas zutiefst Kulturelles und womöglich unmöglich für andere zu verstehen, aber es ist das, was ich am Ende brauche, um mit einem möglichst leichten Herz auszuziehen. Die Antwort meiner Eltern entscheidet nicht darüber, was ich machen werde, aber ich möchte sie dennoch haben.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Als ich drei Tassen Chai vor meine Eltern auf den Tisch stelle, sie um ein Gespräch bitte, mache ich mir keine Illusionen. Trotzdem bin ich ruhig, als ich mich ihnen gegenüber niederlasse, meine Stimme zittert nicht und ich sitze aufrecht.
Ich ziehe aus, sage ich.
Ich bin unsicher, sage ich.
Ich bin verliebt. Das sage ich nicht.
Aber ich sage: Ich will an meinem Fundament rütteln.
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Aber manchmal brauche ich auch die Stille. Ich brauche Raum und Zeit. Ich bin trotz allem ein Winterkind. Vielleicht ist das auch ein Ausdruck dieser Zwischenbereiche: Wie kann ich beides haben, den Winter und die Wärme, ohne auf das eine verzichten zu müssen? Welche Art des Lebens ist meine Art des Lebens, des Lebens für Kinder, die in den Spalten aufwachsen?
Wie durchbricht man den Kreislauf?”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Ibrahim findet es einfach, dieses Erbe von sich zu weisen. Er kann sagen: Das hier will ich nicht. Aber das bringt weder ihm noch unseren Eltern Frieden. Maya findet es einfach, den vorgegebenen Weg zu gehen. Sie weiß, wie man Kompromisse schließt. Und trotzdem ergrauen ihre Haare, wo sie doch noch keine neunzehn ist. Aber wo ich stehe, das weiß ich nicht. Wieder in den Zwischenräumen, denke ich.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Wenn deine Eltern für dich ein Leben aufbauen, weil sie wissen, wie unsicher die Welt sein kann und wie wichtig es ist, einen Ort der Zuflucht zu haben; wenn deine Eltern, bevor du überhaupt einen Schritt machst, die Steine aus dem Weg schaffen und dann ebendiesen Weg mit Pflaster verlegen, damit du nie stolpern musst; wenn dir deine Eltern ihr Dasein verschreiben– wie kannst du reuelos beschließen, an der nächsten Kreuzung abzubiegen und alles, was sie für dich getan haben, hinter dir zu lassen? Wie begleicht man eine lebenslange Schuld?
Und wenn man die Zeit umkehren könnte, zurück in die Vergangenheit, um zu verhindern, dass sich die sich Dinge so entwickeln– wo fängt man an, wenn diese Schuld generationsbedingt und ebenso in deinen Eltern und in deren Eltern verankert ist?”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Maya hebt die Augenbrauen. "Uff."
"Ja, Mann. Uff."
"Ich bin kein Mann.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Dort auf den Treppen, auf denen man ganz Wien überblicken kann, schlage ich Emily Dickinson auf und lese über das Niemandsein, über die Wahrheit, die dich wie ein Blitz trifft, und die Lügen, wie Donnerschläge.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands
“Ich wünschte, ihre Gedanken könnten wie die Tränen vorhin aus ihren Augen sickern, dann würde ich sie auffangen, um sie zu lesen.”
Mehwish Sohail, Like water in your hands

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