Maximilian Buddenbohm's Blog, page 311

May 10, 2015

Woanders – diesmal mit einer Republik, Bismarck, Belohnungen und anderem

Geschichte: Für Menschen meines Alters geht es bei diesem Artikel um eine Enttäuschung in der Jugend oder in der späten Kindheit. Im Grunde hat zwar niemand je geglaubt, dass der Staat wirklich auf eine Räumung verzichten würde, aber es war für uns dann doch eine tragische Nachricht, als man die Republik Freies Wendland beendete. Ich war nie selbst da, ich habe aber die etwas Älteren sehr beneidet, die da hingefahren sind. Für uns war damals vollkommen klar – da haben die richtigen Leute für die richtige Sache eine Weile richtig Spaß gehabt. Eine Meinung, die einem immerhin bis heute nicht peinlich sein muss. Und das Ende der Republik Freies Wendland ist auch einer der Gründe, warum manche, die damals jung waren, die spätere Entwicklung von Helmut Schmidt zum guten Onkel der deutschen Politik etwas überraschend fanden – to say the least. Man beachte übrigens auch Bild 14 in der Fotostrecke. Oder, wie es in anderen Medien heißen würde – bei Bild 14 musste ich laut lachen.


Hamburg: In der Zeit geht es um die Menschen, die zu Füßen des riesigen Bismarck-Denkmals in Hamburg leben, schlafen oder arbeiten. Womit in diesem kurzen Text jetzt schon drei Kanzler vorkommen, wie isses nun bloß möglich.


Familie: Ein ausführlicher Artikel über Belohnungssysteme in der Erziehung. Eines dieser Themen, die einem immer wieder begegnen – und die äußerst leicht aus dem Ruder laufen oder eine befremdlich merkantile Richtung nehmen. Und über die man vielleicht etwas länger nachdenken sollte. Überhaupt gutes Blog, kann man ruhig mal etwas zurücklesen. Sehr informativ.


Familie: Ein Artikel über Elternabende an Unis. Dann kann man also auch noch über die Kinder schreiben, wenn sie schon aus dem Haus sind, total praktisch. In der nächsten Stufe gibt es dann Elternabende bei Arbeitgebern: “Ist die Kantine auch bio? Paula verträgt so vieles nicht.”


Schule: Ein Artikel in der FAZ über Mathe als Angstfach. So, wie ich es gerade beim Erstklässler Sohn I mitbekomme, ist mir der moderne Matheunterricht bisher übrigens ziemlich sympathisch. Während bei mir damals quasi sofort eine Drohkulisse aufgebaut wurde und man schon in der ersten Klasse lernte, dass Mathe bald richtig, richtig schwer werden würde, eine fest eingeplante Gemeinheit, ist das heute ein ziemlich freundlicher Einstieg, das kann sehr gut etwas werden. Bisher jedenfalls haben beide Söhne ein völlig entspanntes Verhältnis zu Zahlen. Sohn II muss wohl zumindest phasenweise schon als mathematisch interessiert gelten, Sohn I findet Mathe gerade spannender als Deutsch. Ich erzähle den Kindern tunlichst niemals irgendwas über meine frühere Aversion gegen das Fach, schon gar nicht von meinem blanken Horror davor. Ich arbeite heute im Büro mit Zahlen, ich habe meinen Frieden mit ihnen gemacht, aber das war doch ein ziemlich weiter Weg.


Schule: Noch einmal Mathe. In der Zeit geht es um die Zahlen, die in der deutschen Sprache unsinnig kompliziert ausgesprochen werden – was man auch ändern könnte. Wenn man sich beruflich größere Zahlen oft und schnell diktiert, merkt man, dass man die Ziffern lieber gleich alle einzeln benennt. Es klappt sonst einfach nicht.


Feuilleton: In der taz geht es um ein neues Buch von Sven Regener, in dem er Geschichten erzählt, die Andreas Dorau wiederum ihm erzählt hat, was nur bedeuten kann, dass man das Buch haben muss.


Feuilleton: Seltsam beeindruckend: Gegenstände aus dem Besitz von Frida Kahlo.


 


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 10, 2015 12:31

May 9, 2015

Gratiscomictag

Ein Terminhinweis, der für viele zu spät kommen wird, ich habe aber auch erst gestern von der Aktion erfahren – heute Gratiscomictag. da werden bei einigen Händlern bestimmte Comics verschenkt, welche, wo und wie erfährt man hier. Wir haben das eben im Presseshop im Hamburger Hauptbahnhof ausprobiert, das war sehr ergiebig und erfreulich. Im Hauptbahnhof  ist die Aktion allerdings auch schon wieder beendet. Auf der eben verlinkten Seite findet man weitere Gelegenheiten, nicht nur in Hamburg.


 


Comichefte

 

Und nächstes Jahr weise ich dann hoffentlich früher auf den Tag hin.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 09, 2015 03:40

May 7, 2015

Cap San Diego

Ich habe einen Artikel über die Cap San Diego beschrieben, den Text findet man hier.


Cap San Diego

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 07, 2015 22:13

May 6, 2015

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Man denkt bei Mode und Wirtschaft meist an Baumwolle, an Oberbekleidung, an die vergleichsweise bekannten Probleme in den Fabriken – vor ein paar Tagen war übrigens gerade der Jahrestag des Rana-Plaza-Einsturzes. In der Wiwo-Green gibt es ein langes Special zum Thema Leder, das ist eine ganz andere Geschichte. Aber, man ahnt es natürlich, keine bessere.


Wenn man diesen Artikel gerade gelesen hat, merkt man vielleicht bei der Erwähnung der Gerbereien auf, die in einem Bericht aus dem Reiseteil der Zeit erwähnt werden. Denn auch Gerbereien kann man im Urlaub besichtigen, bei diesen etwas speziellen Stadtführungen durch Slums. Das fällt dann wohl unter Bildungsreisen. Im Untertitel fällt zwar schon das böse Wort “Armutsporno” für diese Art von Besichtigungen, allerdings kann die Kenntnis der Zustände vermutlich auch nicht schaden. Oder sagen wir so – Nichtwissen kann nicht besser sein.


Um eine sehr spezielle Bildungsreise einiger Schweizer geht es in einer äußerst lesenswerten Reportage. Da fragen sich interessierte Bürger, ob sie das Geld, das ihrer Gemeinde vom Konzern Glencore zufließt, eigentlich annehmen sollen. Und sehen einfach mal nach, was dieser Konzern mit dem Abbau von Kohle z.B. in Kolumbien so anrichtet. Und das ist natürlich kompliziert.


Die vorhin schon erwähnte Baumwolle gibt es auch in Bio, da nehmen wir noch schnell eine deprimierende Zahl zur Kenntnis – der weltweite Marktanteil der Biobaumwolle liegt bei unter einem Prozent, aber daran kann man ja gleich beim nächsten Einkauf etwas arbeiten. Oder ist es noch sinnvoller, gar nichts zu kaufen?


“Konsum kann niemals nachhaltig sein”, so heißt es beim ORF. Gefordert wird vielmehr Verzicht, und so unlogisch klingt das erst einmal nicht. Etwas mehr im Sinne des nachhaltigen Konsums argumentiert wieder ein Artikel in der FR, der Text kommt sogar zu einem vergleichsweise positiven Ende.


Zwischen nachhaltigem Konsum und gar keinem Konsum ist der Minimalismus, die in manchen Kreisen fast schon volkssporthafte Form der Konsumverweigerung. Weniger von allem, weniger Ballast, leichter leben, leichter reisen, leichter alles. Bei Anne Schüßler kann man eine Gegenrede nachlesen, das kann vielleicht auch einmal guttun. Wer es dann dennoch unbeschwerter haben möchte – in der Zeit wird der Bildband “The new nomads” vorgestellt. Da kann man sich das leichtere Leben zumindest einmal ansehen.


Und selbstverständlich ist es auch sinnvoll, sich die Funktionsweisen des enthemmten Konsums anzusehen, man sollte ja wissen, wogegen man ist. Weswegen man ruhig einmal, da sind wir schon wieder bei der Mode, etwas über Läden wie Primark nachlesen kann, etwa hier bei den Krautreportern.


Noch im Modekontext und quasi zur Erholung ein amüsanter Artikel über den Alpaka-Boom, da kann man sehen, wie eine Preisentwicklung geradezu lehrbuchgemäß funktioniert – und wie sie irgendwann auch wieder enden wird.


Zum Schluss wie fast immer der Link für den Freundeskreis Fahrrad, der diesmal gar kein Link ist, sondern sogar 50 Links, was soll der Geiz. Denn im Fahrradjournal werden 50 deutschsprachige Fahrradblogs empfohlen, da sollte wirklich für jeden etwas dabei sein.


GLS Bank mit Sinn


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 06, 2015 21:43

May 5, 2015

Zur Hetlinger Schanze

Hetliger Schanze/Elbe mit Boot


Wir haben neulich beim Besuch der Langen Nacht der Museen festgestellt, dass wir da sieben Jahre lang nicht mitgemacht haben, das war tatsächlich eine etwas irritierende Erkenntnis. Kaum bekommt man ein, zwei Kinder, zack, sind schon sieben Jahre um? Hat man denn womöglich noch mehr Unternehmungen sieben Jahre lang einfach ausfallen lassen, nur weil man zu nichts kam? Es sieht ganz ganz so aus.


Die Hetlinger Schanze – hier die Wikipediaseite dazu - ist ein Elbstrand und Naturschutzgebiet kurz hinter Wedel, von Hamburg aus betrachtet. Da waren wir früher öfter, da waren wir immer gerne. In einem Früher, das fast schon ein Damals geworden ist. Jetzt fuhren wir also mit den Söhnen dahin, denn es ist immerhin auch eine Art Bildungsauftrag, ihnen die die obligatorischen Ausflugsziele ihrer Heimat nahezubringen.


Wenn man nicht gerade an den strahlenden Feriensommertagen hinfährt, an denen ganz Norddeutschland rudelweise überall grillt, wo man sich auf Sand oder Wiese setzen kann, dann ist das ein verblüffend menschenleerer Strand. Vor allem, wenn man ihn mit dem Elbstrand bei Hamburg vergleicht, mit den Massenwimmelszenen vor der Strandperle. Und wenn der Himmel etwas bedeckt ist, so dass etliche Ausflügler gleich zu Hause bleiben, dann ist es ein perfekter Tag für die Hetlinger Schanze.


Hier kommt alle paar Minuten ein Radfahrer vorbei, zwei, drei Familien liegen im Sand herum, ein einsamer Spaziergänger starrt sinnend in die Wellen – das war es. Sonst trifft man nur Schafe, die auf den Deichen grasen, ganz so, wie man es vielleicht aus Nordfriesland gewohnt ist. Irritierenderweise kann man hier übrigens Schafe und Deiche sehen und dennoch Netz auf dem Handy haben, das ist für den Eiderstedtliebhaber eine höchst verblüffende Erfahrung.


Man kann Schafe und Schiffe gucken, man kann Hände und Füße ins Wasser halten. Und mehr brauchen Kinder auch nicht für ein, zwei perfekte Stunden.


Hetliger Schanze/Sohn I gräbt


Hetliger Schanze/Sohn Imit den Füßen in der Elbe


Zwischendurch etwas Treibholz zurück ins Wasser befördern und zusehen, wie es langsam Richtung Nordsee treibt. Schon hat man einen wunderbaren Nachmittag.


Hetliger Schanze/Die Söhne am Strand


Man kann die beiden höchsten Strommasten Europas, die hier am Ufer der Elbe stehen, ignorieren oder auch bewundern. Ich halte es wie die Schafe, ich gucke da gar nicht hin. Man kann immerhin in zwei Richtungen von den Strommasten wegwandern, dann sieht man sie sowieso nicht mehr. Man könnte natürlich auch ganz herausragend gut radfahren, wenn man denn Räder dabei hätte.


Hetliger Schanze/Strommast und Radweg


Ich finde das ja äußerst entspannend, Schafe und Deiche und Schiffe. Ganz ohne weitere Zutaten. Na gut, etwas Wind, etwas aufblitzendes Sonnengefunkel auf dem Wasser noch. Man fühlt sich so angenehm norddeutsch dabei, so küstennah. Und man hat fast unweigerlich so ein kleines erholungsurlaubsähnliches Gefühl. Auch wenn man nur zwei Stunden da ist.


Hetliger Schanze/Schafe


Und wenn man einen lernwilligen Nachwuchsblogger dabei hat, dann kann er sich sehr schön darin üben, geduldige Schafe zu instagrammen. Sohn I macht das hier gerade vor.


Hetliger Schanze/Sohn I fotografiert


Es ist nicht ganz der freie Blick, denn man von Eiderstedt kennt, aber es ist so nah dran, wie man dem eben kommen kann, wenn man nur ein ganz kleines Stückchen aus der Stadt hinaus fährt.


Hetliger Schanze/Schafe


Es gibt einen Bauernhof an der Hetlinger Schanze, den man nicht übersehen kann, weil man geradezu zwingend vor ihm parkt. Was man aber leicht übersehen kann, ist das Café auf dem Hof.


Hetliger Schanze/Hinweisschild Café


Da sitzt man entweder im Garten oder quasi beim Bauern im Wohnzimmer, bekommt Kaffee und hausgemachten Butterkuchen und Eis für die Kinder. Und das Café ist so dermaßen unspektakulär, dass man es schon dafür lieben muss. Besonders wenn man aus einem Szeneviertel kommt, in dem mittlerweile jedes Etablissement gnadenlos durchgestylt und inszeniert ist. Hier ist gar nichts gestylt. Hier stehen einfach Tische und Stühle. Und das kann auch einmal erholsam sein.


Ringsum ist reichlich Natur, man kann endlos gehen und wandern, wenn die Kinder denn endlos können. Können sie aber nicht, sie müssen z.B. Blumen pflücken. Das ist dann eben wichtiger, versteht sich.


Hetliger Schanze/Sohn II pflückt Blumen


Und das macht auch nichts. Dann hat man eben noch mehr Gelegenheit, sich die Schafe anzusehen. Das passt schon.


Hetliger Schanze/Schafe


Ich glaube, wir fahren da jetzt wieder öfter hin.


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 05, 2015 12:53

May 3, 2015

Die Timelines als Milchvieh betrachtet

Untitled


Ich habe bei Christoph Kappes einen Text gelesen, über das Lesen von Printmagazinen. Da beschreibt er, wie fremd ihm einerseits Print geworden ist – und wie selbstverständlich ihm anderseits das Sharing geworden ist, das Weiterreichen von Links, das mit Print nun einmal nicht geht, wenn man nicht gerade Rundbriefe per Kopierer und Fax versenden möchte. Das kann ich bestens nachvollziehen, das geht mir genauso.


Ich gehöre zu den Leuten, die auch beruflich mit dem Sharing von Content zu tun haben, ich sammele die Links für den wöchentlichen Wirtschaftsteil gegen Honorar. Für mich ist daher ein Text zum Thema Wirtschaft, den ich nicht teilen kann, nichts wert – nicht einmal meine Aufmerksamkeit. Ich lese online verwertungsorientiert, ob das nun gut ist oder schlecht. Zum Vergnügen lese ich im Bett, im Bett lese ich Bücher. Wenn ich online lese, habe ich immer irgendwie die Frage nach dem ganz direkten Nutzen der Lektüre im Kopf. Wenn eine Seite hinter einer Paywall verschwindet, dann findet sie für mich nicht mehr statt, mir fällt auch beim besten Willen kein Beispiel einer Seite ein, die ich für unersetzlich halten würde. Weder im lokalen noch im überregionalen Bereich. Ich möchte damit gar nichts gegen Paywalls sagen, sollen sie bloß alle alles versuchen, was dem Journalismus dient und ihm weiterhilft. Ich stelle nur fest, dass ich da im Moment nicht mitspiele. Ich brauche keine Seiten hinter Paywalls, es gibt immer genug andere Quellen, die ich verlinken kann. Immer und zu jedem Thema.


Und da es vielleicht auch für andere interessant ist, wie ich gerade zu meinen Links kommen, schildere ich mal einen der Vorgänge dabei, nämlich die Auswertung der Timelines auf Twitter und Facebook. Da muss man vielleicht etwas vorwegschicken, was einigen nicht bewusst ist, dass man nämlich auf Twitter Accounts gar nicht folgen muss, um ihnen zu folgen. Man kann sie einfach in Listen packen, die man thematisch sortiert. Dann erscheinen ihre Tweets in diesen Listen, nicht aber in der eigentlichen Twitter-Timeline, in der man vielleicht nur die persönliche Kuschelgruppe haben möchte, die Online-Hood, die Heimatmannschaft. Ich habe z. B. Listen für Elternthemen, für das Feuilleton, für den Wirtschaftsteil, für das Regionalthema Hamburg und Nord, für Irgendwasmitmedien. Ich habe auch eine Liste “Südtirol”, weil ich da im Sommer hinfahre, da kann man sich schon im Social-Media-Bereich etwas für die Reise warmlaufen. Eine eigenartige Art der Urlaubsvorbereitung, aber übrigens gar nicht so schlecht, wie ich gerade merke. Wenn die Listen jemanden interessieren – die öffentlichen sind in meinem Twitterprofil verlinkt.


Listen liefern zum Teil überraschende Erkenntnisse, wenn man etwas Zeit investiert. So habe ich jetzt, nachdem ich mich ein paar Stunden mit meiner Twitter-Liste “Hamburg und Nord” beschäftigt habe, endlich mal den Eindruck, die Nachrichtenlage in der Stadt und aus dem mich interessierenden Umland halbwegs komplett mitzubekommen. Das ist mir vorher mit den einzelnen Medien nicht einmal annähernd gelungen, das ist über eine Twitterliste aber ziemlich gut möglich. Das gilt auch, und das ist gar nicht so unwichtig, für die Termine in der Stadt.


Man hat aber selbstverständlich gar nicht immer Zeit, die Timelines zu lesen, man will sie vielleicht einfach nur ausbeuten, man will sie nur melken, man will nur die Links. Also die Links zu den geteilten Artikeln pro Themengebiet. Welche Meldungen wurde von den diversen Hamburger Accounts am häufigsten geteilt? Welche von den Accounts, die ich für den Wirtschaftsteil beobachte, zu den Spezialthemen Nachhaltigkeit, grüne Landwirtschaft, Klimawandel, Radverkehr etc.?


Da gibt es den äußerst praktischen und kostenlosen Service Nuzzel (nein, keine bezahlte Werbung). Der wertet die Timelines (auch die Listen!) aus und sortiert einem die dort geteilten Links nach Häufigkeit. Wenn man das morgens aufruft, sieht man also auf einen Blick, was die eigene Onlinemannschaft gerade beschäftigt. Siebzehn “Freunde” teilen dies, zehn teilen das und so weiter. Das kann man sich für die gesamte Timeline ansehen, der man folgt – oder aber für die Twitterlisten, und da wird es immer noch praktischer.


Weil man dann, wenn man es als morgendliche Zeitungslektüe betrachten möchte, plötzlich wieder einen Lokalteil hat, einen Wirtschaftsteil, ein Feuilleton, einen Reiseteil und so weiter. Und den Sportteil muss man sich ja nicht basteln, das ist auch gut. Ich mache das jetzt seit Monaten so und es funktioniert ganz hervorragend.


Man kann übrigens, da man diese Linkfeeds öffentlich teilen kann (aber nicht muss), auch die am häufigsten geteilten Links der Freunde von anderen ansehen, etwa die Timeline-Ausbeute von Sascha Lobo oder von Felix Schwenzel, das kann ja eventuell aus guten Gründen interessant sein. Für den Wirtschaftsteil ist, um ein Beispiel zu nennen, der Feed des Urbanist-Mag interessant, hier zu finden. Und diese Feeds kann man dann noch als tägliche Mailzusammenfassung abonnieren, das kann auch manchmal hilfreich sein.


Wenn man online auf Content aus ist, auf Links, auf Futter, dann kann man sich mit Nuzzel die Arbeit deutlich erleichtern. Und wenn man wie ich einen kleinen Zähltick hat, dann kann man auch mal eine Weile festhalten, welche Medien da eigentlich jeden Tag in welcher Häufigkeit von den Timelines geteilt werden. Denn man spricht ja immer von seiner Filterblase, weiß aber vielleicht gar nicht genau, wie die eigentlich ist. Zumindest bezogen auf das, was sie teilt, kann man das aber ganz leicht messen. Ich habe eine Weile lang einfach jeden Morgen aufgeschrieben, welche Medien, wie oft unter den zehn am häufigsten geteilten Links waren. Da kommt dann ein Ranking heraus, das einem annähernd verrät, wie die Timeline in dieser Beziehung tickt. In meinem Fall ergibt das die irgendwie fast erheiternde Erkentnnis, dass sich das Leserverhalten der Bekannten und Freunde quasi seit meinen Schulzeiten nicht verändert hat. Am häufigsten geteilt werden die Zeit (weit, weit vorne) und die SZ, das waren damals schon die Zeitungen, die “man” gelesen hat. Auf Platz drei die FAZ, das kommt auch noch halbwegs hin, auf Platz vier, schon eine erste Überraschung, die Krautreporter.


Die Krautreporter haben für ihren Auftritt viel Kritik einstecken müssen, aber ihre Links werden enorm stark geteilt – auch ein Erfolg, und kein kleiner, denke ich. Das erfolgreichste Blog in dem Ranking ist das von Stefan Niggemeier, das in diesem Sinne erfolgreichste norddeutsche Medium ist der NDR – und so kann man sich das Ergebnis der Zählung nach vielen Kriterien gruppieren und ein wenig darüber nachdenken, was die persönliche Filter- und also Timeline-Auswahl eigentlich ausmacht. Schon interessant. Buzzfeed ist viel erfolgreicher als ich dachte, Wired Deutschland ist, wenn man bedenkt, wie jung das Angebot ist, sehr weit oben eingestiegen. Man sieht auch, welche privaten Blogs besonders gut verteilt werden, im Fall meiner Auswahl sind das Das Nuf und Frau Novemberregen.


Alle zwei Tage habe ich einen Link in der Liste, dessen Seite ich noch nie hatte, in einem Monat wächst die Liste also im Schnitt um 15 Blogs/Medien/Seiten, die mich vielleicht auch noch interessieren können. 180 neue Quellen im Jahr. Ich finde es interessant, sich diese Mengengerüste einmal anzusehen. Natürlich bleibt einem nur ein Bruchteil dieser Quellen erhalten, aber es lohnt doch, auch immer nach noch unbekannten Seiten zu suchen.


Es hat Folgen, die Timelines als Milchvieh zu betrachten, keine Frage. Man baut sie anders zusammen, man fängt an themenbezogen zu basteln und zu justieren, es hat etwas Spielerisches. Wenn ich Journalisten in eine Liste werfe, immer mehr und mehr, was sind die häufigsten Themen, die sie teilen? Da ist schon der Plural in der Frage falsch, denn Journalisten teilen, wenn man sich die häufigsten Links ansieht, ganz offensichtlich ausschließlich Medienthemen – und das ist ist nur dezent polemisch überzogen. Wobei einen diese Meta-Medienthemen natürlich auch lebhaft interessieren können, schon klar.


Wenn man Medien in eine Liste sortiert, die großen Zeitungen etc. – kommt dabei etwas Spannendes raus? Nein. Dabei kommt nur raus, dass alle großen Medien nach wie vor nur sich selbst verlinken, das kann man gleich lassen.


Aber wenn man die Wirtschaftsexperten verschiedener Redaktionen und Blogs etc. zuammen in einer Liste gruppiert, die Feuilletonisten, die Journalisten der norddeutschen Medien oder die aus der eigenen Stadt, aus dem Stadtteil – dann wird es doch sehr, sehr interessant.


Nachtrag: Wenn das jemand nachspielt und sich dafür Listen in Twitter anlegt – es dauert etwa einen Tag, bis diese von Nuzzel aufgegriffen werden.


 

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 03, 2015 12:12

Woanders – diesmal sehr norddeutsch mit Streaming, Plattdeutsch, Sylt und anderem

Hamburg: Was ich bisher gar nicht wusste – als Mitglied der Hamburger Bücherhallen kann man auch Musik streamen. Kostet nix extra und klappt. Guck an.


Norddeutschland: In meinem immer schon multikulturellen Heimatland Schleswig-Holstein gibt es vielleicht bald ein paar Amtssprachen mehr. Un denn heet dat Sleswig-Holsteen. Man beachte bitte, dass die Wikipedia in der plattdeutschen Version Nakieksel heißt. Ist das schön? Das ist wunderschön.


Norddeutschland: Es geht gleich mit den Sprachen weiter, bei kwerfeldein geht es um die Ureinwohner der Insel Sylt. Im eingebetteten Video kann man die Sprache auch hören.


Norddeutschland: In der FAZ geht es um den noch zu bauenden Fehmarnbelttunnel. Warum war ich eigentlich noch nie auf Fehmarn? Und muss man da überhaupt hin?


Feuilleton: Antje Schrupp über salziges Essen und Buchpreise. In den Kommentaren kollabieren einige geistig, aber ich finde die Basisforderung, dass eine Jury mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Perspektive etc. besetzt sein sollte, doch ziemlich einleuchtend und logisch.


In eigener Sache: Im Mindener Tageblatt ist ein Artikel über die Herzdame und mich erschienen. Der Text ist so nett, dass ich nie wieder über die Stadt lästern kann, das ist also ein klarer Fall von “Print wirkt”. Online wirkt das allerdings nur begrenzt, der Artikel ist nämlich größtenteils hinter einer Paywall. Wer es dennoch sehen möchte – bitte hier entlang.


 


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 03, 2015 02:35

May 1, 2015

Gelesen, vorgelesen, gesehen, gehört im April

Uwe Timm: Montaignes Turm. Essays. Das habe ich als eBook gelesen, daher ohne schickes Bild. Dabei fiel mir auf, dass sich Essays ganz hervorragend als eBooks eignen, das fühlt sich viel besser an als Romane, die Sachlichkeit der Gedanken harmoniert so nett mit der Technik. Vermutlich entwickelt man bei der Wahl der Medien irgendwann drollige Ticks, es gibt dann eben Bücher, die müssen gedruckt sein, die passen auf das iPad, die passen auf das Handy usw. Und warum auch nicht.


Essays also, es geht in dem Band hauptsächlich um Literatur und dabei wiederum um ältere. Da habe ich wieder gemerkt, dass ich, ohne recht zu wissen warum, Sekundärliteratur manchmal wahnsinnig gemütlich finde. Ja, gemütlich. Es fühlt sich seltsam heimelig an, über den Konjunktiv bei Kleist zu lesen, obwohl mich der wirklich nicht brennend interessiert. Ich habe auch nicht den Eindruck, mir besonders viel vom Inhalt zu merken, als Bildungsarbeit geht das also kaum durch, aber ich finde es irgendwie beruhigend und erbaulich. Die Raumform bei Montaigne, das nationale Identitätsgefühl bei Kafka, das klingt doch schon alles so herrlich unaufgeregt. so bibliothekslastig, so ruhig und ungestört erarbeitet in einem stillen Akademikerzimmer. Und das kann einem auch einmal guttun, sich in eine solche gelassen-gelehrte Stimmung zu begeben. Oder mir jedenfalls.


Und Uwe Timm ist natürlich ein ausgezeichneter Stilist, an seinen Sätzen denkt man gerne entlang, zumal er immer wieder so faszinierend wort- und detailverliebt ist. Wer ihn einmal auf der Bühne erlebt hat, der weiß, wie sich das auf die Zuhörer überträgt, diese Liebe zum Wort, zum Satz, zum Klang, zur Kleinigkeit. Und weil ich das so nett fand, diese Essays zu lesen, habe ich, ebenfalls als eBook, gleich darauf noch ein Sachbuch angefangen:


Karl-Markus Gauß: Lob der Sprache, Glück des Schreibens. Das sind kleine Stücke, irgendwo zwischen Glosse, Kolumne und Essay. Glänzend geschrieben und gedacht, es liest sich ein wenig so, als hätte man ein sehr, sehr gutes Blog entdeckt. So thematisch wild durcheinander, teilweise auch so kurz, meistens aber doch interessant. Ein ausgezeichnetes Zwischendurchbuch, von diesen Texten passen manchmal auch drei zwischen bei S-Bahnen. Im Freitag eine schöne Rezension zum Buch.


Gleich noch ein paar mehr Essaybände vorgemerkt, denn mit anderen Leuten quasi gemeinsam herumzudenken, das hat ja den Vorteil, dass man sich mal wieder fragt, ob man selbst eigentlich genug denkt. Gründlich genug denkt. Elegant genug denkt. Und die Fragen schaden ja nicht.


Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt

Wir haben Raketen geangelt


Das habe ich in Wahrheit noch gar nicht angefangen, das wollte ich nur anfangen. Ich habe Karen Köhler aber schon mehrfach daraus lesen hören und war jedesmal komplett hingerissen, ich fand die Geschichten wirklich außerordentlich gut. Und, weswegen ich das Buch auch schon erwähne, die Herzdame hat es bereits komplett durchgelesen und mir dann mehrfach Vorträge darüber gehalten, was das für ein tolles Buch sei. Und ich glaube fast, dass hat sie noch nie bei irgendeinem Buch gemacht.


Robert Seethaler: Die weiteren Aussichten


Die weiteren Aussichten


Bei Robert Seethaler reden alle vom Trafikanten und vom ganzen Leben, die beiden Titel scheinen ja gerade auf jedem Nachttisch zu liegen. Und bei mir ist es nun so – ich fand das hier noch besser. Das ist eine höchst spezielle Liebesgeschichte, ein abgedrehtes Road-Book, eine Hymne auf das Anderssein, ein durchgeknalltes Provinzstück, das ist ganz wunderbar und außerdem ein enormer Spaß. Zwischendurch klingt der Seethaler streckenweise wie Wolf Haas, das ist ein wenig irritierend, passt aber hervorragend zur Story und man möchte überhaupt nicht, dass das Buch aufhört. Ich weiß nicht, ob es bereits verfilmt wurde, es müsste aber ganz dringend verfilmt werden, ich würde dafür sogar ins Kino gehen. Es ist ja gar nicht selbstverständlich, dass man ein Buch beim Lesen so komplett als Film vor sich sieht, mit allen Details, aber hier ist das der Fall. Wirklich dicke Empfehlung! Grandioses Buch!


Nebenbei habe ich bemerkt, dass die drei Seethaler-Bücher, die ich jetzt kenne, jeweils einen vollkommen anderen Sound haben, als wären sie von drei Autoren geschrieben worden. Ich weiß nicht, ob mir das schon jemals bei einem Autor so aufgefallen ist. Wie isses nun bloß möglich?


Mai – Gedichte. Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell.


Mai-Gedichte


Im Mai kriegen sich die Damen und Herren der Lyrikbrigade vor Freude natürlich gar nicht mehr ein, das ist auch nicht anders zu erwarten, das soll auch so sein. Sogar der olle Karl Krolow in “Neues Wesen”:


[…]

Frühling, ja, du bist’s!

Man kann das nachlesen.

Die grüne Hecke ist ein Zitat

aus einem unbekannten Dichter.

Die Leute streichen auch

ihre Familien an, die Autos,

die Boote.

Ihr neues Wesen

gefällt allgemein.


Der Satz mit der grünen Hecke, der hätte mir auch gerne einfallen dürfen. So schön.


Vorgelesen


Jutta Richter: Das Tontilon


Das Tontilon


Das ist ein Buch aus der Kindheit der Herzdame, sie hat noch eine ganze Menge der alten Kinderbücher, die auf die Söhne sehr anziehend wirken. Beim Wiederlesen kommt einem das Buch dann gar nicht mehr so toll vor, sagt sie, die Zielgruppe war aber gleichwohl sehr angetan. Und darum geht es ja.


Arnhild Kantelhart (Hrsg.): Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Vorleseklassiker. Mit Bildern von Jutta Bauer,


Es war eine dunkle und stürmische Nacht


Es war eine dunkle und stürmische Nacht


Das habe ich tatsächlich wegen des Titels aus der Bücherei mitgenommen, weil gerade Sturm aufkam und es draußen dunkel wurde, als ich das Buch in die Hand nahm. So etwas kann man ja nicht ignorieren, da muss man den Zeichen folgen. Ich fand die Auswahl sehr ansprechend, in dem Buch findet man u.a. Brecht, Calvino, Krüss, Kipling, Tolstoi, eine wilde Mischung mit Geschichten, die auch dem vorlesenden Elternteil Unterhaltung bieten, weil sie manchmal etwas neben dem Erwartbaren liegen. Und Gott sei Dank tun sie das. Es ist nämlich gar nicht so leicht, gute Vorlesebücher mit vielen möglichst verschiedenen Geschichten zu finden. Wenn man die Regalmeter in Buchhandlungen und Büchereien entlangguckt, werden gerade immer mehr Bände nach Themen zusammengestellt, Jungsgeschichten, Mädchengeschichten, Mutgeschichten, Lachgeschichten, Schulgeschichten, Piratengeschichten und immer so weiter. Bei uns funktioniert Abwechslung aber viel, viel besser.


Und apropos Piratengeschichten, da muss ich auch einmal erwähnen, dass diese ganzen Reihen für Erstleser, diese Leselernbücher für Erstklässler – dass die allermeisten von denen ganz furchtbar sind. Die Geschichten sollen einfach sein, versteht sich, sie sind aber meist auch noch witzlos und bieder bis zum Anschlag, wirklich, das ist ein einziges Desaster. Ich verstehe auch gar nicht, wieso es in diesen Büchern immer noch dauernd um Indianer und Piraten und Ritter geht, die Erstklässler hier interessiert das gar nicht mehr, das ist doch Kindergartenkram, sagen sie. Sohn I und ich lassen diese Bücher jetzt wieder weg und lesen lieber ganz normale Geschichten.


Von dem Fischer und seiner Frau. Ein Märchen von Philipp Otto Runge, nacherzählt von Uwe Johnson, illustriert von Katja Gehrmann.


Von dem Fischer und seiner Frau


Das Buch hat Sohn II ausgesucht, der gerade strikt darauf aus ist, dass Bücher möglichst dünn sein müssen und gerne auch nur EINE Geschichte enthalten. Da bieten sich zahlreiche Märchenbände an. Die Herzdame und ich waren, Johnson hin oder her, etwas pikiert, denn das Märchen gehört doch eigentlich plattdeutsch erzählt, zumindest an einigen Stellen, aber nun gut. Wir sind hier ja tolerant und weltoffen. Die Illustrationen sind aber auf jeden Fall super.


Und weil Sohn II so besonders an kurzen Geschichten interessiert ist, gab es noch, ebenfalls aus dem Altbestand der Herzdame:


Ursula Wölfel: Siebenundzwanzig Suppengeschichten. Mit Bildern von Bettina Anrich-Wölfel. Das sind Geschichten, die so kurz sind, dass man sie vorlesen kann, während die noch zu heiße Suppe etwas abkühlt. Also ultimativ kurze Geschichten und das begeistert den Sohn wirklich sehr. Vielleicht sollten wir demnächst zu getwitterten Geschichten übergehen? Die eigentlich angepeilte Zielgruppe liegt vermutlich eher bei drei, vier Jahren, die Geschichten sind auch sehr einfach zu verstehen. Um nicht zu sagen sehr schlicht.


Gesehen


Nichts. Macht nichts. Ich habe den ungenutztesten Netflix-Account, den man sich vorstellen kann, immer wieder denke ich, ich könnte doch mal. Irgendwann. Bei Gelegenheit. Tja.


Gehört


Liebe, Schaps und Tod: Wader singt Bellmann. Ein Album, das eine eigene Wikipedia-Seite hat, wie praktisch. Bellmann ist vielleicht nicht so bekannt, mehr zu dem schwedischen Dichter kann man hier nachlesen. Er gehörte zu den Leuten, aus denen druckreife Lyrik nur so herausperlte, man kennt das z.B. von Goethe, der konnte das als junger Mensch auch schon. Bellmann ist von vielen, vielen deutschen Künstlern aufgenommen worden, wenn man etwas sucht, findet man die erstaunlichsten Stücke, etwa “Juhnke singt Bellmann”, das ist allerdings ziemlich schrecklich. Ich neige ja immer wieder zu schwerem Ohrwurmbefall und in diesem Monat bin ich “Weile an dieser Quelle” einfach nicht mehr losgeworden, das fiel schon unter zwanghaftes Nachsingen, kurz vor Behandlungsbedarf. Allmählich lässt es aber doch nach, ich habe die Hoffnung, im Mai wieder anderes hören zu können. Und beim Frühstück nicht mehr von Bekassinchen trällern zu müssen, die man ohnehin nicht mehr essen darf.


 


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 01, 2015 10:18

April 29, 2015

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Es geht um das, was Sie vielleicht gerade beiseite geschoben haben, um diese Kolumne zu lesen, es geht um die Arbeit. Und da fangen wir gleich mit einem besonders schwierigen Aspekt an. Zumindest ist es ein Aspekt, der uns in den Medien immer wieder begegnet, es ist eine Frage, die offensichtlich viele Menschen umtreibt, die Frage der Vereinbarkeit.


Die Vereinbarkeit ist manchmal schon schwierig, bevor überhaupt ein Kind geboren wird, dazu ein Text in der Zeit. Und wenn die Kinder da sind, dann geht die Sache mit dem Nichtfinden los. Zum einen finden Eltern keine Kitaplätze, zum anderen finden die Kitas kein Personal, wobei der letzte Aspekt etwas seltener in den Nachrichten vorkommt. Dabei sind Erzieher mittlerweile so gefragt wie früher Informatiker – es hat nur leider keine vergleichbaren finanziellen Folgen.


Und während man so allerseits nichts findet, kommen einige Eltern auf die Idee, nicht mehr zu suchen. Sie gründen selber einen Coworking-Space mit Kinderbetreuung. Und das ist dann vermutlich so ein Fall, wo eine ganz neue Idee ganz weit zurückweist, denn was stellt man da her? Ist das nicht eine Art Großfamilienbetriebssituation? Die Kinder sind in der Nähe der Erwachsenen, quasi auf dem Hof, und sie haben immer eine Bezugsperson greifbar. Die Eltern machen, was sie machen müssen, um von irgendwas zu leben, sie sehen zwischendurch nach dem Kinderrudel und trösten, wenn es aufgeschlagene Knie gibt. Zu den Mahlzeiten kommen alle zusammen… das kommt einem doch bekannt vor? Es fehlt eigentlich nur noch die angeschlossene Seniorenbetreuung und etwas Urban Gardening. Haben wir nicht die letzten hundert Jahre damit zugebracht, genau dieses an ein Dorf erinnernde Idyll Stück für Stück und ziemlich gründlich abzuschaffen? Womöglich war es ein Irrweg? Vielleicht sollten wir es einfach wieder herbeibasteln – nur ohne die ganzen Nachteile von damals, versteht sich. Und natürlich mit WLAN.


Aber man muss bei Vereinbarkeit gar nicht immer nur an Kinder denken, man kann auch anderes mit der Arbeit vereinbaren oder eben nicht, beispielsweise schlicht das eigene Leben. Also den Teil davon, den man traditionell schöner findet als die Arbeit. Die FAZ vermisst in diesem Zusammenhang eine Teilzeitkultur in Deutschland.


Im Text über die Teilzeitarbeit werden die Niederländer erwähnt, die im Schnitt viel stärker von der Vollzeit abweichen als wir, in den Niederlanden ist aber auch sonst einiges anders. Zum Beispiel die Sache mit dem Home-Office.


Unter uns Effizienzmicheln arbeitet man aber lieber die volle Zeit und beim Arbeitgeber, versteht sich, in Deutschland neigt man zum – und wir haben da gleich ein besonders schönes Wort für den Smalltalk auf der Arbeit – Präsentismus. Wir gehen auch krank zur Arbeit, wir denken wie Unternehmer, wir opfern uns auf. Das sagt jemand, der in der Zeit als “Stressexperte” vorgestellt wird, ein Begriff, der zweifellos auf sehr vielen Visitenkarten stehen könnte.


Auch in dem italienischen Unternehmen Loccioni werden die Mitarbeiter als Unternehmer im Unternehmen bezeichnet, in dem folgenden Artikel aus der brandeins ist genau dieser Aspekt aber positiv belegt. Denn in dem Betrieb läuft einiges anders als üblich. Und wenn man sich etwas umsieht, findet man selbstverständlich noch mehr Betriebe, auch in Deutschland, in denen man die Struktur der Organisation aufbricht und ganz anders wieder zusammenbaut, als wir es gewohnt sind. Vielleicht sind neue Antworten zur Frage der Vereinbarkeit auch ein Nebenprodukt dieser Veränderungen, wer weiß.


Und in der FR gibt es gerade ein üppiges und lesenswertes Special zum Thema Arbeit, darauf weisen wir noch eben hin und beenden damit den Schwerpunkt: Arbeit – unsere Religion.


Zum Schluss wie fast immer noch der Link für den Freundeskreis Fahrrad. Diesmal ein englischer Text aus der New York Times, den wir unbedingt schon wegen der Schlagzeile zitieren müssen: “Families ditch cars for cargo bikes”.


GLS Bank mit Sinn


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on April 29, 2015 21:39

April 28, 2015

Ein Update bei “Was machen die da”

Wir haben Daniel Beskos und Peter Reichenbach vom Mairisch-Verlag interviewt. Die haben nicht nur einen sympathischen Verlag mit äußerst lesbarem Programm, die haben auch eine interessante Firmengeschichte, die sich ziemlich wohltuend von einigen anderen abhebt.


Zum Interview bitte hier entlang.


Programmheft Mairisch-Verlag


 

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on April 28, 2015 10:15

Maximilian Buddenbohm's Blog

Maximilian Buddenbohm
Maximilian Buddenbohm isn't a Goodreads Author (yet), but they do have a blog, so here are some recent posts imported from their feed.
Follow Maximilian Buddenbohm's blog with rss.