Maximilian Buddenbohm's Blog, page 308

June 22, 2015

Die Herzdame backt: Tarte Tatin – featuring Patricia

Die Tarte Tatin ist natürlich nicht irgendein Kuchen, das ist eine sehr, sehr französische Angelegenheit mit dazugehörigem Mythos von den beiden Damen Tatin. Da ist es besser, man lässt Fachleute ran, in diesem Fall also z.B. eine Französin. Wir haben dafür Patricia besucht, eine langjährige Freudin der Herzdame. Patricia hat die richtige Nationalität, sie hat außerdem damals eine wichtige Rolle bei unserer Hochzeit gespielt, sie ist Patentante von Sohn II und der Familie also auf so manche Art verbunden – und jetzt auch per Blogeintrag.


Patricia


Patricia hat ein Händchen für Deko und Einrichtung, weswegen man nach einem Besuch bei ihr immer ein seltsames Gefühl empfindet, wenn man wieder nach Hause kommt und das eigene heruntergewirtschaftete Chaos betritt, das man so Wohnung nennt. Sie wohnt irgendwie immer dekorativer als wir, obwohl sie auch zwei Kinder hat.


Dekoklimbim


Bei Patricia sieht immer alles gut aus, ist nett arrangiert und wohlüberlegt. Bei Patricia schmeckt auch immer alles, was sie wie nebenbei in der Küche zusammenrührt, ich bewundere das sehr.


Nüsse


Ich rede mir manchmal ein, dass das mit dem Essen daran liegt, dass sie dauernd so viel Lebensmittel aus Frankreich mitbringt, aber im Grunde kann man das natürlich nicht glauben.


Dekoklimbim


Sie kann es einfach. Jedesmal, wenn wir bei ihr waren, denken wir hinterher ein paar Tage lang, das wir das doch auch können müssten! So mit Liebe kochen, alles so nett anrichten und einrichten, überhaupt so gepflegt herumleben. Zumindest ein wenig! Dann legen wir zaghaft zwei Weintrauben neben den Käse auf dem Abendbrottisch, aber es ist irgendwie doch nicht vergleichbar. Wir bleiben stets bemüht, mehr ist es nicht.


Wasser mit Zeug


Tarte Tartin also, wir brauchen zunächst mal einen Mürbeteig, Pâte Brisée, wie die Fachfrau sagt. Es geht los.


Patricia und die Herzdame


Für den Mürbeteig brauchen wir:


200 g Mehl

100 g Butter

10 g Zucker

1 Ei

1 Prise Salz


Zutaten Mürbeteig

Teig in Schüssel


Butter in Flöckchen in eine Schüssel geben. Mehl dazusieben (Patricia siebt wirklich, war klar), das Ei, Zucker und Salz dazugeben. Alles sehr gut verkneten, zu einer Kugel rollen und in Frischhaltefolie etwa eine Stunde kaltstellen.


Teig in Folie


Patricia backt übrigens nach diesem Buch hier, es macht schon einen etwas abgelebten Eindruck, wie es sich für wirklich anwendbare Kochbücher gehört.


Kochbuch


Wir brauchen außerdem:


Etwa 600 Gramm Äpfel

150 Gramm Zucker

75 Gramm Butter

Etwas Zimt


Pommes


Die Äpfel werden in wirklich dünne Scheiben geschnitten, nicht etwa in norddeutsche Apfelkuchenkeile. Dünn!


Äpfel schneiden


Die Herzdame schneidet Äpfel


Butter in einer Pfanne erhitzen, Zucker zugeben und schmelzen lassen. Dann kommen die Äpfel und der Zimt dazu.


Geschnittene Äpfel


Äpfel in Pfanne


Äpfel in Pfanne


Das sieht gut aus, das riecht auch gut, da kommen, wenn die Fenster offen sind, sämtliche Kinder aus dem weiteren Umkreis des Hauses wie zufällig vorbei und fragen, ob es vielleicht bald Kuchen gibt. Die Äpfel sind nach kurzer Zeit hübsch bräulich karamellüberzogen.


Den Teig auf einer bemehlten Fläche ausrollen, was Patricia hier übrigens nur wegen des besseren Lichts auf dem Wohnzimmertisch macht, normalerweise machen das auch Menschen aus Frankreich eher in der Küche. Prüfen ob die Größe reicht!


Teig ausrollen

Teig ausstechen


Teig auslegen


Teig auf Tisch


Die karamellisierten Äpfel kommen in die Kuchenform, der Teig kommt auf die Äpfel, es wird kunstvoll ein Rand gebastelt und alles wird vorsichtig festgedrückt. Ich hoffe, die Bilder sprechen hier einigermaßen für sich.


Äpfel in Form


Äpfel in Form


Teig über Äpfeln


Rand schneiden


Teig in Form


Patricia und Maret und Teig


Teig andrücken


Backofen vorheizen. Nach dem Backen – bei 180 Grad etwa 20 Minuten, Patricia backt nach Gefühl – wird die Form beherzt gestürzt, ein Moment, der nicht ohne Spannung ist.


Patricia an Ofen


Gebackener Mürbeteig


Tarte Tatin stürzen


Tarte Tatin stürzen


Im besten Fall sieht das Ergebnis etwa so aus:


Tarte Tatin schneiden


Man isst es mit Vanilleeis und Sahne. Und mit erheblicher Begeisterung, versteht sich.


Tarte Tatin


Die Herzame mit Kuchen


Laut Original-Rezept isst man es in Frankreich übrigens mit Crème fraîche, bzw. mit geschlagener Crème fraîche. Da sagt Patricia aber, es müsse gute Crème fraîche sein, womit sie vermutlich eine Qualität meint, die hier nicht im Kühlregal steht. Es gibt anscheinend etliche Möglichkeiten zwischen Crème Fouettée und Crème Chantilly, gerade bei Milchprodukten gibt es doch ein paar entscheidende Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland, man rede nur einmal über Butter. Mit Vanilleeis und banaler geschlagener Sahne schmeckt es auf jeden Fall großartig.


Und das alles ist, so sagt Patricia, total einfach und macht sich nebenbei, während man kocht. Die Herzdame denkt darüber noch nach.


Die Herzdame


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Published on June 22, 2015 12:13

June 21, 2015

Woanders – diesmal mit Wearables, Wildschweinen, Weckern und anderem

Technik: Die Wearables wollen ins Bett und ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Allein die Vorstellung, wie das Ding Daten sammelt und analysiert und dann womöglich noch Vergleichstabellen ausspuckt! Wo die Daten doch da sind – das ist ja genau wie bei der Vorratsdatenspeicherung.  Was man hat, wird auch genutzt, alles andere glaube doch bitte kein Mensch. “Bitte geben Sie eine neue Partnerin ein”. “Diese Partnerin unter Favoriten speichern?” Das liefert für einen Stand-Up-Comedian doch Stoff für einen ganzen Abend, wenn nicht für eine Woche. “Diese Stellung ist in deinem Land nicht verfügbar.” 7 Stunden Akkulaufzeit hat das Teil! Man möchte sofort Witzeschreiber fürs Fernsehen werden, möglichst mit Jahresvertrag. Ob es auch so grandiose Push-Nachrichten schickt, wie andere Sport-Apps? “Zeige allen Deinen Freunden, wie schnell Du bist – jetzt teilen!”  Diese Möglichkeiten! Eine absurder als die andere. Ich kriege mich gar nicht mehr ein.


Familie: In der FAZ ein Artikel über Rollenklischees und warum die Mütter mit den Kindern basteln. Alles ziemlich klar, was da steht – und immer wieder verblüffend, wie  vielen das offensichtlich vollkommen unklar ist.


Sport: Ha, schon wieder eine Sportmeldung! Das wird noch eine feste Rubrik, wenn das so weitergeht. Es geht um die Abschaffung der Bundesjugendspiele, alles weitere hier.


Gesellschaft: Thomas Fischer über Zufälle und Wildschweine, man möchte fast sogar sagen: besonders über Wildschweine. Ein grandioser Text.


Schule: Die SZ über den zu frühen Schulbeginn. Das ist so ein Thema wie die Sommerzeit oder die Bundesjugendspiele – alles wissen, dass es totaler Quatsch ist, eine Änderung werden wir dennoch nicht mehr erleben.  Irgendwie auch faszinierend.


Feuilleton: Im Skizzenblog wird die schöne rhetorische Figur Hendyadyoin gut und schön erklärt.


Feuilleton: Die Welt erklärt, dass E-Book-Singles nicht funktionieren. Für mich funktionieren sie auch nicht, ich hatte bis zu diesem Text nicht einmal den Begriff je gehört. Also als Begriff funktionieren sie schon mal gar nicht. Inhaltlich sehe ich allerdings nicht, warum das nicht funktionieren soll, besonders bei den Fortsetzungsromanen finde ich die Entwicklung ganz logisch. Der Dickens der Moderne wird das vielleicht genau so machen wie der Klassiker, alles schubweise verkaufen, alle paar Wochen oder Monate frischer Text. Warum auch nicht. Ein durch und durch nachvollziehbares Geschäftsmodell.


Feuillleton: Jugendgefährdende E-Books dürfen nur nachts verkauft werden. Hihi. Und in diesem Fall muss man darauf bestehen, “Hihi” als qualifizierten und vollkommen  ausreichenden Kommentar zu betrachten.


Hamburg: Kirchen zu Kitas. Das ist doch mal eine sinnvolle Umwidmung sakralen Raums.


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Published on June 21, 2015 11:49

June 20, 2015

Shopping

Die Herzdame ist nach wie vor vom Ehrgeiz besessen, die Wohnung bis hin zum Idealzustand zu verschönern – was auch immer dieser Idealzustand eigentlich sein mag, ich weiß es gar nicht. Sie hat so ein Bild im Kopf, sagt sie. Ich kann aber nicht in ihren Kopf gucken, deswegen ist mir nicht klar, was bei der Renovierung herauskommen soll. Ich kann nur immer wieder auf ihren Computer gucken, auf dem sie mir Möbel zeigt, die für gewisse Ecken der Wohnung vielleicht in Frage kommen.


Das sind Möbel, die man online bestellen kann, man kann ja mittlerweile alles online bestellen, aus einer schier unfassbaren Auswahl. Dieses Übermaß an Angebot führt dazu, dass für den sehr übersichtlichen Wandmeter hinter meinem Schreibtisch eine geradezu unendliche Anzahl Kommödchen in Frage kommt, immer noch eine und noch eine. Ich sehe teilweise nicht einmal mehr die Unterschiede zwischen den nahezu identischen Möbeln, worauf hin die Herzdame streng guckt und an meinem Verstand zweifelt: “Die Fassung der mittleren Schublade ist doch unten einen winzigen Tick dunkler weiß als bei der anderen!” Ich habe aber vergessen, wie die andere aussah, wir sind gefühlt mindestens bei Modell Nummer 150. Ich habe längst keine Lust mehr auf Möbelseiten, ich könnte mir auch einfach eine Apfelsinenkiste oder einen Pappkarton hinter meinen Schreibtisch stellen, wie damals in der WG. Ging doch auch!


Der ganze Onlinehandel geht mir überhaupt auf die Nerven, ich finde Auswahl immer anstrengender. Um endlich und tatsächlich eine Kommode zu kaufen, brauchen wir eigentlich einen Shop mit ganz kleiner Auswahl und am besten auch keiner Beratung, die verwirrt nur. Reingehen, auf eine von den beiden vorrätigen Kommoden zeigen, bezahlen, rausgehen. Das ist mein Traum.


Ach, das gibt es? Ach, das heißt Ladengeschäft? Dann gehe ich da mal hin. Einer muss ja wieder damit anfangen.


(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)


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Published on June 20, 2015 23:35

June 17, 2015

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Es geht um Wachstum, es geht also um das, was auch in Ihrer Firma vielleicht gerade gepredigt wird. Mehr, schneller, besser, öfter, proftabler usw. Um das Wachstum zu messen, braucht man erst einmal Indizes, Benchmarks, Messlatten. Und es ist immer wieder sinnvoll,über diese Zahlen nachzudenken, die tatsächlich oder vermeintlich etwas über unseren Erfolg aussagen. Etwa über das BIP, um mal mit einer großen Zahl für uns alle anzufangen, wie hier in einem sehr aufschlussreichen Interview. Da sind ganz einfache Sätze mit enormer Auswirkung drin, man beachte etwa: “Wir haben im Westen einfach keinen großen Nachholbedarf mehr”. Das muss man eben auch verstehen, wenn man über Wachstum spricht.


So weit die Zahl und das Prinzip – sicher helfen solche Zahlen aber mittlerweile nur noch weiter, wenn man sie mit einigen globalen Randbedingungen in Verbindung bringt. Denn wir haben da bekanntlich erstens ein paar Probleme, und . Und das Problem hat immer noch ein paar Seiten mehr, als man zunächst vielleicht denkt. Es ist eben nicht egal, ob da noch ein paar Elefanten dekorativ herumlaufen oder nicht. Es ist auch nicht egal, ob es noch Regenwald gibt oder nicht.


Ein paar große Wildtiere in Afrika oder Asien weniger, ein paar kleine in Deutschland mehr. Sehr kleine sogar. Das Umweltbundesamt zu den Folgen des Klimawandels, der Bericht enthält u.a. eine Warnung vor der Tigermücke. Auch wegen solcher Meldungen wird der Kampf gegen die Verwendung fossiler Energien immer heftiger, wir merken uns für den Smalltalk an dieser Stelle den Begriff Dekarbonisierung. In den Schulbüchern Ihrer Kinder wird er vielleicht schon vorkommen, man möchte fast darauf wetten.


Wobei man auch darauf kommen kann, dass es weiterhin Wachstum geben muss – nur eben “richtiges” Wachstum. Sollen wir also tatsächlich freiwillig schrumpfen oder sollen wir uns eher um Korrektheit bei allem bemühen? Dazu ein Streitgespräch in der Wiwo Green.


Als Konsument steht man eh einigermaßen ratlos vor den Problemen, was ist nun richtig? Sollen wir weniger konsumieren, anderes konsumieren, sollen wir sharen, was denn nun? Das wissen manchmal wohl nicht einmal die, die es wissen müssten.


Beim Thema “richtiger Konsum” wird es natürlich kompliziert, da reichen weder der erste Blick noch der erste Gedanke. Man versucht, sich sinnvoll zu benehmen, man versucht, sein Geld sinnvoll auszugeben. “Es scheint fast, dass die allgegenwärtige Sinnhuberei den Mangel an Zielen und Zwecken kaschieren soll.” Das ist ein interessantes Zitat aus der brandeins, aus einem Artikel über Ziele. Bezogen auf unser Leben und unseren Alltag heißt es da weiter: “Unser Problem ist, dass wir kaum noch Probleme haben.” Und das gilt dann vermutlich solange, bis die Probleme aus dem oberen Teil dieser Kolumne uns alle doch noch einholen. Und sei es nur in Gestalt eines sehr kleinen Wildtieres in Deutschland. Der Artikel endet mit dem “ethischen Imperativ”, der ein wenig Nachdenken allemal wert ist: “Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird.“ Klingt vielleicht erstaunlich, wird aber nachvollziehbar begründet, Es lohnt sich wirklich, das nachzulesen, da sind viele interessante Gedanken drin.


GLS Bank mit Sinn


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Published on June 17, 2015 21:42

Ein Update bei “Was machen die da”

Isa und ich waren neulich essen, wir waren sogar herausragend gut essen. Und dienstlich war es auch noch, wir haben da nämlich sehr viel essen müssen, um genug Bilder für das neueste Interview bei “Was machen die da” zu haben – ein Interview mit Oliver Trific vom Hamburger Restaurant Trific. Der ganze Text hier.


Detail Restaurant Trific

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Published on June 17, 2015 08:17

June 15, 2015

Warten, warten

Es wird eine Zeit kommen, wer weiß wann, da werde ich wieder leichter meine Wege gehen, unbeschwerter. Schneller auch, ja, schneller und etwas froher womöglich und vielleicht sogar wieder mit einem leicht hüpfenden Gang, wie damals auf dem Heimweg nach der Schule, als ich zum Strand eher flog als ging. Ich werde endlich das Gefühl haben, um Tonnen erleichtert zu sein, ich werde mich vollkommen ungehindert bewegen und nur noch manchmal seufzend zurückdenken an die lange Zeit der Mühsal und Beschwernis. Es dauert noch etwas, ich weiß, ich muss Geduld haben, das habe ich verstanden. Ich füge mich ja auch. Monate, vielleicht auch Jahre muss ich warten, ich warte, ich warte, oh, wie ich warte. Und doch weiß ich ganz sicher , dass es irgendwann soweit sein wird. Irgendwann – vielleicht sogar bald! – werden die Söhne doch noch endgültig aus dem Alter raus sein, bei jedem zweiten Stein am Wegesrand zu rufen: „Wow, so ein toller Stein! Da, noch einer – und da! Ganz viele! Papa, steckst du die für uns ein? Bitte?“


Doch, das wird schön.


 


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Published on June 15, 2015 09:00

June 14, 2015

Woanders – diesmal mit Hymnen, Schritten, Hirnen und anderem

Norddeutschland: Nordfriesland ist nun der erste deutsche Kreis mit einer offiziellen Hymne. Es ist ein Liebeslied das, natürlich, in vier Sprachen verfügbar ist. Man kann das im verlinkten Text nachlesen und auch hören, das ist sogar ein ganz nettes Lied. In diesem Haushalt gibt es übrigens eine gewissse Hymnenverwirrung. Die Deutschlandhymne ist den Söhnen eher unbekannt, wir sehen einfach zu wenig Fußballspiele und sonst begegnet sie einem eher nicht. Die Hamburghymne kennt hier definitiv keiner. Die gibt es zwar, die bleibt aber nicht hängen und die hört man auch nie irgendwo. Ich mag die Schleswig-Holstein-Hymne. Die wurde, als ich Jugendlicher war, immer zum Sendeschluss vom ersten Privatradio in meiner Heimatgegend abgespielt, die haben wir damals natürlich jeden Abend total ironisch lauter gedreht und ebenso mitgesungen. Eine Hymne, höhö, wie schräg ist das denn! Aber immer Vorsicht, welchen Dingen man in der Jugend mit Ironie begegnet – man trifft solche Themen oft mehrmals im Leben. Heute wird mir bei der Hymne ganz unironisch heimatlich und nostalgisch. So kann es gehen.


Die Herzdame wiederum hält das Weserbogenlied für die einzig richtige Hymne. “Wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus”, das hat tatsächlich einen faszinierend passenden Text für die Gegend. Wobei spätestens die Zeile “Da ist meine Heimat” natürlich auch wieder an eine weitere meiner Hymen gemahnt, nämlich an die Ostseeewellen (Und eben nicht Nordsee! Nein! Nein!) und “Mine Heimat” von Martha Müller-Grählert, dazu gibt es übrigens ein übles und romantaugliches Urheberrechtsdrama.


Sport: Eine etwas ungewöhnliche Rubrik hier, schon klar. In der Wired geht es um die 10.000 Schritte pro Tag, die so viele neuerdings mittels Smartphone oder anderen Geräten tracken. Dass die 10.000 Quatsch sind, das konnte man sich vermutlich ohnehin denken. Eine Zahl für alle, das kann kaum keinen Sinn haben. Ich habe das jetzt eine Weile bei mir beobachtet – wenn das Gehen etwas bringen soll, müssen es wenigstens 15.000 am Tag sein, besser 17.000 oder aufwärts. Sonst fällt das alles nicht einmal unter “ich bewege mich jetzt mehr”. Unter 10.000 kann ich an einem normalen Tag mit Kita, Schule, Büro und Einkauf eigentlich gar nicht sein, da ich das alles zu Fuß mache. Für 20.000 Schritte muss man aber schon richtig Zeit einplanen, das erfordert dann doch die abendliche Alsterrunde.


Familie: In der FAZ ein sehr interessanter Artikel über Väter und Söhne und Hirne und die Gesellschaft. Wirklich lesenswert.


Feuilleton: In der Zeit geht es um die Rolle der Lyrik in der Literatur und um Dodo-Vögel und Regentonnen.


Hamburg: Der ganz gewöhnliche Rassismus.


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Published on June 14, 2015 02:37

June 12, 2015

12 von 12 im Juni

Ein ganz normaler Tag diesmal, kein Ausflug, kein Geheimprojekt, kein gar nichts. Nur etwas Sommer und eine Ahnung von Wochenende.


Nüsse


 


Ich ernähre mich am Morgen wie gewohnt von dem, was Sohn I aus dem Müsli sortiert, ich bin ein genügsamer Familienvater. Drei Nüsse für Buddenputtel, ist schon recht. Ich brauche ja nix.


Frisur von Sohn II


 


Die Herzdame stylt derweil die Frisur von Sohn II mit einem Zeug, das tatsächlich wörtlich “krassen Halt” verspricht. Was es alles gibt! Sohn II orientiert sich frisurtechnisch gerade an Sascha Lobo und an einem Kuschelrentier, das versehentlich im Januar nicht mit der Weihnachtskiste in den Keller gezogen ist. Warum das Rentier und Herr Lobo die gleiche Frisur haben, man weiß es nicht. Sohn II jedenfalls geht stolz mit Iro zur Kita, ihm ist in geradezu bewundernswerter Weise vollkommen schnurz, was andere davon halten. Was seine Erscheinung betrifft, ist er immer schon über alles Feedback erhaben, es ist faszinierend. Er ist er. Fertig. Ich hätte das als Kind nicht so gekonnt.


Himmel über dem Mariendom


 


Draußen findet derweil ein Wetterchen statt, sogar inklusive halbwegs warmer Temperaturen.


Aprikosen


 


Ich gehe ins Büro, aus dem Büro gibt es wie immer keine Bilder. Fast keine Bilder, denn mein rustikaler Obstsalat kann wohl ruhig abgebildet werden. Im Sommer stelle ich die Ernährung tagsüber auf Obst um, das gehört so. Von regional kann hier aber keine Rede sein, schlimm.


Bier


 


Nach der Arbeit in den Park. Wir haben in diesem Stadtteil, was sicher nicht alle haben, wir haben einen wirklich funktionierenden Park. Also einen Bilderbuchpark, in den alle gehen. Um zu spielen, um sich zu sonnen, um zu lesen, zu essen, zu trinken, Gitarrre zu üben, Fußball zu spielen, in die Gegend zu starren, zu reden. Der Park ist weder besonders groß, noch besonders schön, aber es ist unserer. Es gibt Gastronomie, es gibt Stühle, es gibt Toiletten. Und wenn man lange genug dort herumsitzt, dann trifft man den ganzen Stadtteil – das ist in der Kommunikation manchmal sogar wesentlich effizienter als Facebook. So ein Park ist das.


Stefan Zweig: Balzac


 


Da kann man also sitzen und lesen, zum Beispiel das letzte Buch von Stefan Zweig, von dem mir die erste Seite zwar sehr bekannt vorkommt, der Rest aber überhaupt nicht. Vermutlich vor Jahren schon einmal angefangen und dann doch davon abgekommen. Jetzt aber!


Pommes


 


Dazu ein wenig Gemüse, der Mensch lebt nicht von Obst alllein.


Erdbeere


 


Wobei etwas Obst aber auch noch geht.


Herzdame


 


Es ist heute übrigens etwas irritierend, ganz schnell zwischen der Herzdame und einer Erdbeere hin und herzusehen. Gucke ich also lieber wieder ins Buch. Mache zwischendurch die Augen zu und höre mir diese Parkgeräuschkulisse an, dieses Gemisch aus Stimmen und Straßenverkehr und Vogelsang und auftippenden Bällen und aufploppenden Flaschen und bellenden Hunden und Flugzeugen und Musik von irgendwo. Zu und zu schön.


Schriftzug


 


Auf dem Heimweg sehe ich überall diese Schrift, von einer Künstlerin großzügig im Stadtteil verteilt. Alle paar Meter sieht man diesen Hinweis, diese Frage, diese Mahnung, was auch immer. Man kann das larifari-eso-trallala-mäßig finden, man kann natürlich auch darüber nachdenken.


Illegal gepartkes Fahrrad


 


Am Straßenrand derweil die katastrophalen Folgen von zu viel Freiheit, die reine Anarchie. Die Gegend verkommt immer mehr, je gentrifizierter sie ist.


Pflanzsets von Meinwoodie


 


Zuhause wartet Post von Ozan. Ozan ist erstens supernett und zweitens der Gründer von meinwoodie, einem Öko-Startup, das gerade in der Crowdfundingphase ist. Und nein, das ist keine bezahlte Werbung, die Idee des Unternehmens finde ich einfach sympathisch. Die Söhne haben jetzt jeder einen Topf, mal sehen, was daraus wird. Eigene Zucchini! Demnächst hier also auch ein Gartenblog, warum auch nicht.


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Published on June 12, 2015 12:11

Sommerlektüre

Es wird wohl doch wieder Sommer, zumindest fühlt es sich heute einmal so an. Es geht sogar schon auf die Urlaubszeit zu. Ich habe in wenigen Wochen ein paar Wochen Urlaub, ich fahre erst in die Berge, dann ins platte Binnenland, dann ans Meer. Eine ausgefeilte Planung, man macht sich keinen Begriff. Und auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegt bei näherer Betrachtung gar nicht genug geeignete Ferienlektüre, ich bin da ja ein wenig jahreszeitenempfindlich. Da liegt leider eher Herbst und Winter, da liegt Regen und Nebel und Dunkelheit und Sofakuscheln und hochseriös. Ich brauche aber Sommer und Licht und Reise und Hollywoodschaukel – gibt es überhaupt noch Hollywoodschaukeln? –  und warm und lässig.


Vorzugweise Erzählungen, zur Not auch Romane. Vorzugsweise aus Europa, sehr gerne aus den kleineren Staaten, sehr gerne nicht komplett trostlos, aber auch keine reine Comedy. Gerne aktuell, das muss aber nicht sein. Wenn jemand Empfehlungen hat – ich freue mich, vielen Dank. E-Book oder Print ist vollkommen egal, Hauptsache Buchstaben.


 

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Published on June 12, 2015 03:54

June 10, 2015

Woanders – Der Wirtschaftsteil

Es ist ein interessanter Trend in deutschen Medien, ab und zu gewaltige Projekte online zu stellen, denen man ansieht, dass viele Menschen viele Stunden damit verbracht haben. Projektseiten, die völlig aus dem Rahmen der gewöhlichen täglichen News-Show fallen. Bei der SZ gab es das gerade wieder, zum Thema “Tiere töten”. Eine Schwerpunktseite, die es in sich hat.


Bei den Krautreportern gibt es ein Interview, in dem es auch um Fleisch geht, allerdings zu der noch weiter führenden Frage, wie wir alle satt werden sollen. Befragt wurde Valentin Thurn, bekannt vielleicht auch durch seinen vorletzten Film “Taste the waste”.


Da sind wir also bei der Frage nach dem Großen und dem Ganzen, da geht es um Fragen, die für die ganze Welt Bedeutung haben. Die weltweite Ernährung, der weltweite Hunger – das ist auch ein Thema für Philosophen, Spezialgebiet Ethik.  Dazu wird hier bei der Zeit Thomas Pogge befragt. (Das ist übrigens einer, der auch sonst Ideen hat, die im Zusammenhang mit der Wirtschaft interessant sind, aber das sei heute nur am Rande erwähnt.)


Bei dem ethischen Aspekt eben gerade ging es um den Menschen, viele Leserinnen denken beim Thema Essen aber sicher auch unter ethischen Aspekten an die Tiere. Auch dazu gibt es einen bemerkenswerten Text, denn wenn der Bundesrichter Thomas Fischer über Tiere und Recht nachdenkt, dann gründlich wie immer in seinen ohnehin sehr empfehlenswerten Kolumnen.


Währenddessen steigt die Fleischproduktion in Deutschland, das sollte man sich wohl auch ab und zu wieder klarmachen. Und der Marktanteil von Biofleisch liegt nach wie vor bei nur etwa zwei Prozent. Es ändert sich wenig. Auch nicht bei den Arbeitsbedingungen in dieserBranche.


Reden wir also noch weiter übers Essen, es ist wichtig. Reden wir mit Menschen, die sich auskennen, etwa mit diesen beiden. Oder mit dem hier, der von Wirtschaftsingenieur auf Landwirt umgeschwenkt ist. Die Kleinbauern, sie kamen auch schon oben bei Valentin Thurn vor, die Kleinbauern hat man auch vor der Haustür – oder zumindest doch auf dem Wochenmarkt. Da kann man etwas tun, und sei es nur beim Einkauf.


Da es aber auch bei den letzten Texten wieder um Fleisch ging, können wir das hier nicht so stehenlassen, ohne schnell noch das Gemüse zu würdigen. Und das tun wir mit einem Artikel über Königinnen. Also zum Beispiel über die Kartoffelkönigin.


Und ganz zum Schluss werfen wir noch für den Freundeskreis Fahrrad einen Blick auf die Fahrraddemo Critical Mass – und zwar diesmal von innen. Da hat nämlich jemand aufgeschrieben, wie es sich anfühlt, da mitzufahren.


GLS Bank mit Sinn

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Published on June 10, 2015 21:56

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Maximilian Buddenbohm
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