Maximilian Buddenbohm's Blog, page 36

September 3, 2024

Gänsedisteln, Strohblumen, Bach

Abgesehen vom Geburtstag des ersten Sohnes gibt eine zweifache Abkühlung am Montagmorgen. Zum einen sind wir nachts wieder bei der kalendarisch ausnahmsweise passenden Standardeinstellung 12 Grad angekommen, der Fußboden ist zum ersten Mal in der neuen Saison kühl an den Füßen.

Zum anderen weiß offensichtlich niemand mehr, wie man eine positive Stimmung nach den Wahlen des Wochenendes bewahren soll. Ich lese die Nacht und den Abend nach. Gallenbittere Timelines, die Zeiten werden ernster und ein Patentrezept für heitere Gelassenheit will mir auch nicht einfallen. Aber das ist eh nicht mein Spezialgebiet, war es nie.

Ich arbeite mich im Home-Office in den September hinein und fege noch eben die Reste des Augusts zusammen, ich räume auf, sichte und plane. Manchmal wäre es schön, wenn der Rest des Alltags und überhaupt des Lebens und der Gesamtsituation so verlässlich sortierbar wäre wie die Zahlen im Büro.

Die Politiknachrichten vom Vortag spiegeln sich an diesem Tag in keinem einzigen Gespräch, ich führe aber auch nicht viele. Lediglich online wird in den diversen Gemeinschaften immer weiter diskutiert und erörtert, mit einem deutlich erschöpften, wehen Grundton. Nicht resigniert, nur reichlich desillusioniert – man könnte wieder ein Lied von damals im Kopf abspielen.

Beim Spaziergang des Tages höre ich weiter den Victor Klemperer. Wobei dann das Wort Gestapo in dem Moment fällt, in dem ich gerade an dem Gebäude vorbeigehe, in dem die Hamburger Gestapo-Zentrale (Stadthausbrücke) war, mein Blick fällt auf die Erinnerungsinschrift. Das ist mir dann doch zu viel, ich wechsele für eine halbe Stunde zu Musik, wenn auch zu getragener. Wir wollen nichts übertreiben, denke ich mir, und der Herr Bach passt eh bald wieder in die Jahreszeit. Da kann schon einmal versuchsweise etwas georgelt werden und ja, es wird bald passen, ich merke es schon. Trotz der wieder stark gestiegenen Temperaturen in der Nachmittagssonne.

Für das Wohnzimmer kaufe ich später Nachschub für die große Vase, denn man muss sich nachdrücklich auch um Erfreuliches kümmern. Orangefarbene Gänsedisteln und rote Strohblumen. Septemberstauden mit herbstlicher Farbanmutung, es ist Zeit. Die Strohblumen entscheiden sich allerdings nach Kontakt mit dem Wasser in der Vase größtenteils für den spontanen Freitod und lassen sich final hängen.

Es ist nicht immer einfach, den Alltag verlässlich aufzuhellen.

Am Nachmittag dann immerhin noch Geburtstagskuchen mit Sohn I. Den Kuchen hat die Herzdame gebacken und er ist wiederum sehr gut, wie niemand anders erwartet hat. Dunkler Schokoladenkuchen ist es, so dunkel, dass er kaum instagrammable ist. Ein schwarzer Klecks im Bild mit einer Kuchengabel daneben. Aber man muss auch nicht jeden Teller fotografieren.

Im Bild stattdessen ein Blick von der Kennedy-Brücke, über die Lombardsbrücke in Richtung Rathaus.

Blick von der Kennedybrücke auf das Rathaus, auf den Gleisen davor ein ICE. Wolkiger Himmel, man erkennt auch die Alsterfontäne.

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Published on September 03, 2024 20:40

September 2, 2024

Im ersten Moment nichts

Vorweg noch einmal ein herzlicher Dank für die überaus freundliche Zusendung von weiterem Schreibgerät vom Wunschzettel!

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Es gibt ein neues Update zum Thema Tourismus, Massen etc.. Diesmal kommt es aus Norwegen: „Interest in the the Nordic region as a whole has risen this summer as tourists have sought cooler destinations amid high temperatures in southern Europe.“

Es geht nun alles recht schnell. Wir könnten in flotter Folge Land um Land durchgehen und die Verlagerung in den Norden in den nächsten Jahren live verfolgen und reporten. Aber was heißt könnten – es wird so kommen.

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Sohn I wird am Montag 17, was auch heißt, dass er dann nächstes Jahr schon … also man staunt doch etwas.

Wir haben am Sonntagabend zur Vorbereitung auf den Geburtstagsmorgen die Party-Girlande mit den bunten Elefanten zum siebzehnten Mal aufgehängt. Nachdem wir sie zuvor noch einmal an etlichen Stellen geflickt haben, wie in jedem Jahr. Es kommt mir vor wie ein kleines Wunder, dass es sie überhaupt noch gibt, so ein fragiles, billiges Konstrukt. Am Ende ist sie ein Relikt, das wir unbedingt vererben müssen, ein Stück aus der besonders wichtigen Erinnerungskiste.

Aufbewahren für alle Zeit. Oder zumindest noch der nächsten Generation zeigen: So war das damals bei uns, so wurde dann immer dekoriert.

Eine Kindergeburtstagspartygirlande, bunte Elefanten aus Pappe

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Am Sonntagmorgen habe ich angefangen, die Tagebuchauszüge von Victor Klemperer beim Deutschlandfunk Kultur nachzuhören. Ich kenne sie aus den Büchern, aber nicht komplett, und eine Wiederholung etlicher Stellen schadet nicht in diesen Zeiten: „Unheimlich, schrittweise geht Deutschland zugrunde.“

Es ist keine einfache Übung und tendenziell stimmungsschädlich, diese Texte am Tag der Sachsen- und Thüringenwahl zu hören. Wie ich überhaupt viele Texte aus den 20ern, 30ern und 40ern gerade schwer verdaulich finde, mit den furchtbaren Zerrspiegelungen durch die Zeit. So auch beim Remarque am Sonnabend, es zieht sich durch.

Beim Klemperer erläutert ein Historiker zwischendurch die „elektorale Selbstgefährdung“ der Demokratie, die wir dann später am Tag in zwei Bundesländern live beobachten können. Es wird mir erneut alles zu passend zu meinem Medienkonsum gestaltet, etwas mehr Dezenz in der Realität wäre mir oft angenehm.

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Aber ich will es genau festhalten. Am Sonntag um 18 Uhr bin ich da, wo viele Gäste der Stadt in der Außengastro sitzen, ununterscheidbar werden auch Hamburgerinnen darunter sein. Eine typische Flanier- und Sitzmeile, eine Ausgehzone. Aperolszenen, dieser Drink ist in den letzten Jahren zum Sommerpflichtgetränk geworden. Auf jedem Tisch muss verbindlich etwas in Orange stehen. Der Sommerabend ist sonst vermutlich ungültig und kann als solcher weder gezählt noch erinnert werden. Bilder wie aus Kaltgetränkwerbeclips sehe ich um mich herum, Alkoholgenussinszenierungen im frühen Abendlicht. Die Stadt glüht noch nach.

Viele Menschen sind im Bild, das mag aber ein Zufall des Ausschnitts sein, die ausgesprochen lässig ausgestreckt sitzen. Sich fläzen nennt man es wohl und ich glaube, ich habe das Wort noch nie benutzt. Nachgeschlagen: „Sich unmanierlich entspannt hinlegen“, und ja, so sieht es aus. Wer gibt sich schon noch manierlich, wer kennt dieses Wort überhaupt noch, meine Hand will wieder nach dem Krückstock greifen und fuchteln. Aber ich habe das passende Fuchtelzubehör noch immer nicht routinemäßig bei mir, obwohl der Bedarf doch fortwährend spürbarer wird.

Es ist achtzehn Uhr, ich sehe auf mein Handy, die Wahlergebnisse aus Sachsen und Thüringen. In den Timelines sofort die ersten und fortgeschritten bitteren Kommentare. Ich sehe mich um und halte für die Chronik fest, dass die Nachrichten um mich herum in diesem Moment kein Schwein interessieren. Womit ich niemandem einen Vorwurf mache, ich beobachte nur und berichte von dem Ausschnitt, den ich sehe, wie immer. Ein wichtiges Fußballspiel hätte sicher deutlich mehr Menschen, zumindest mehr Männer, dazu gebracht, immer wieder auf das Handy zu sehen. Es ist, wie es ist, die Demokratie geht als Volkssport kaum durch.

Ein paar Meter oder einen Stadtteil weiter mag es aber anders aussehen und später am Tag gibt es auch prompt eine spontane Demo vor der Parteizentrale der Unsäglichen. Später am Tag werden die Politiknachrichten des Tages vermutlich auf vielen Sofas und Sesseln Thema sein. Nehme ich stark an.

Aber im ersten Moment – nichts. Nur die Balkendiagramme und die Kommentare auf meinem Handy, und die sind schlimm genug.

Blick auf die Hamburger Rathausarkaden an einem Sommernachmittag. Ein Stand-Up-Paddler auf der Kleinen Alster davor, von hinten aufgenommen, er trägt ein leuchtend grünes T-Shirt ud sitzt auf seinem Board.

Die Kleine Alster, die Rathausarkaden. Der Sommer wird durch Freizeitsport dargestellt.

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Published on September 02, 2024 20:54

September 1, 2024

Das Gelb im Laub zur Kenntnis nehmen

Nach wie vor sehe ich noch keine Lebkuchen beim Einkaufen, nur die Meldungen anderer dazu in den Timelines. Aber erste Plakate kleben in den Hotelfenstern in der Nähe des Discounters und werben bunt für einen Weihnachtsmarkt: Täglich ab dem 1.11., so steht es da. Man kann sich noch eine Weile darauf einstellen.

Unten an der Alster geht es weiter hochsommerlich zu. Touristen und Einheimische in lässiger Minimalbekleidung, das Prinzip Sommermode wird bis zum letzten Sonnenstrahl voll ausgereizt. Überall joggende, japsende Menschen mit hochroten Köpfen kurz vor der Überhitzung. Mir ist der Anblick unangenehm, am Ende fallen sie einem noch vor die Füße, denke ich oft, und wer möchte dann diese vollkommen verschwitzten Sportfanatiker beatmen müssen.

Ich halte vorsichtig Abstand von allen, die mir allzu gefährdet aussehen, und es laufen viele davon herum.

Man muss zwischendurch die laufende Trainingsgesellschaft bewusst aus dem Blick lassen, den Kopf in den Nacken legen, hoch in die alten Bäume am Ufer sehen und das jetzt überall aufscheinende erste Gelb im Laub bemüht zur Kenntnis nehmen. Für den September in Gedanken. Oder, nach einer Weile und vielen Schritten fällt es mir erst auf, man muss auf einigen Wegen das erste Rascheln vor den Füßen beachten.

Erstes gelbes Herbstlaub von Linden an einem Straßenrand. Noch keine große Menge, aber man kann es beim Gehen schon rascheln lassen.

Ich gehe am Sonnabend etwas ziellos im Stadtteil und an der Alster herum. Ich habe Zeit, es ist ein ungewohntes Gefühl. Die Söhne machen irgendwo irgendwas mit irgendwem und sind aus dem Alter heraus, in dem ich noch dauernd wissen möchte oder müsste, was es wohl gerade sein mag. Sie wurden bereits am Morgen von mir bekocht und freundlich mahnend an die Kunst des Aufwärmens der Bolognese erinnert. Es steht alles bereit für sie, ich bin mit dem Thema Haushalt, Ernährung und Erziehung durch für diesen Tag.

Die Herzdame entschwand währenddessen in Richtung Bremen, um dort etwas mit anderen Menschen zu machen, wonach mir gerade nicht ist. Zumal sie das zu Zeiten macht, in denen ich gewöhnlich schon schlafe.

Ein Hörbuch lasse ich mir auf meinen Wegen vorlesen: „Der Feind“, das ist ein thematisch bedingt wenig erbaulicher Erzählband von Erich Maria Remarque. Geschichten aus dem Ersten Weltkrieg oder aus der Zeit direkt danach. Ein schauderhaft gutes Buch, auch das Pathos muss man als angemessen hinnehmen. Es ist so beeindruckend, wie man es bei Sujet und Autor eben erwarten kann, treffend gelesen mit rauer Stimme von Henner Quest.

Sommerlicher Nachmittag, ein mit einer Plane zugedecktes Segelboot liegt an einem Außenalstersteg

***

Am Abend gehe ich auf dem Rathausmarkt, wo Kent Nagano auf großer Bühne das Philharmonische Staatsorchester und mehrere Chöre dirigiert, den der Staatsoper, die Alsterspatzen und den Hamburger Knabenchor. Es ist gut besucht, der Platz ist voll besetzt, und es wird während der Aufführung noch voller, zuströmende Mengen. Ich nehme an, dass auch viele Passanten hängenbleiben, die von der Veranstaltung nichts wussten. Wenn da so viele stehen und gucken und hören, dann stellt man sich eben dazu.

Ein schöner Anblick ist das jedenfalls, diese friedliche Menschenmenge vor dem Rathaus und vor der Bühne. Man denkt die Politik überall mit in diesen Zeiten, hier also ein buntes Miteinander. So geht es doch, und so schwer sieht es gar nicht aus. All diese konzentriert zuhörenden Menschen, natürlich auch fortwährend filmend und fotografierend.

Oder leise telefonierend, wie direkt neben mir, eine junge Frau, die jemandem mitteilt, dass der Kent Nagano das hier macht, „Der Kent Nagano! Ja, der! Der macht das hier! Kent! Nagano! Den kennt man doch.“ Und dann, hörbar entrüstet: „Na, wenn ich es doch sage!“ Daraufhin das Gespräch beendet, Beweisbilder gemacht und prompt verschickt. Wenn sie es doch sagt!

Der Herr Kent Nagano, so wird es von der Bühne herab angesagt, hat diese Open-Air-Konzerte initiiert. Das hat er gut gemacht, finde ich.

Direkt vor mir tanzen zwei kleine Mädchen ausgelassen zum tosenden Chorgesang der Carmina Burana um ihr Elternpaar herum. Weil man als Kind noch zu allem tanzen kann. Eine Fähigkeit, welche die meisten von uns später verlieren, verdrängen oder bewusst ablegen.

Im Laufe des Konzertes kommt etwas Bewegung auch in die Menge der erwachsenen Besucherinnen, die aber durchaus nicht tanzen. Es stellen nämlich etliche, die noch aus der Sonne des Nachmittags hierherkamen und sich in T-Shirt und kurzen Hosen zu den anderen gesellt haben, ein mittlerweile äußerst ungewohntes Gefühl fest, es wird allgemein etwas gefroren. Ich merke es auch, es ist im ersten Moment eine angenehme Empfindung.

Der Abend kühlt überraschend schnell ab und die paar Gäste mit den Pullovern aus der Herbstkollektion, die haben doch Recht gehabt. Manche von denen sagen es auch ihrer zu knapp bekleideten Begleitung, siehste, siehste, und ich sag noch! Und sich dann so über die bestrickten Arme streichen und grimmig zufrieden nicken, denn es ist schon schön, einmal richtig zu liegen. In wie vielen Beziehungen die gleichen Dialoge aufgeführt werden, alle paar Meter wiederholt sich das.

Fröstelnde Kleinkinder in fürsorglich gereichten Elternjacken. Ärmel, die bis auf den Boden hängen. Frauen, denen die Männer freundlich ihre Sakkos umgehängt haben. Und eine Frau in ausgesprochen damenhafter Kleidung, man sieht da glatt zweimal hin, in einem Mantel, mit eleganten Lederhandschuhen, Wollmütze und Schal.

Die friert nicht.

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Published on September 01, 2024 20:50

August 31, 2024

Dem September freundlich zugeneigt

Wir haben es geschafft, es ist September. Und während, wie bereits ausführlich verhandelt, ein Großteil der Lyrik zum Monat noch nicht recht passt, können wir das nach alter Tradition nun zu singende Lied dennoch gelten lassen, es kommt ohne Wetter aus. Try to remember the kind of September when life was slow …

In den Kommentaren bei Youtube schreiben manche, dass ihre Mütter ihnen dieses Lied vorgesungen haben. In einem Fall war es auch der Mathelehrer bei einer Schulübernachtung, was es alles gibt. Es kommt mir fast vor wie ein kurzgeschichtentaugliches Szenario, der Lehrer mit Gitarre, vermutlich guter Stimme und diesem Text.

Meine Mutter sang es mir nicht, glaube ich. Nach den frühen Gutenachtliedern sang sie gar nicht mehr, oder ich habe es vergessen. In ihrem Plattenschrank stand aber ein Live-Album von Belafonte, und auch dieses Lied war darauf.

Andere erwähnen in den Kommentaren unter dem Video, dass sie das Lied bei der Beerdigung eines geliebten Menschen gespielt, gesungen oder gehört haben. Das ist eine weitere, eher unerwartete Begleiterscheinung des Alterns: Wann immer ich einem Lied nachforsche, das mir einmal etwas bedeutet hat oder das mir immer noch wichtig ist und in meinen aktuellen Playlists weiterhin vorkommt, stehen in den Kommentaren dazu Beerdigungsgeschichten, Hospizerzählungen, tieftraurige Erinnerungen und wehmütige Rückblicke. Es wird außerdem furchtbar viel geweint.

Na, es gehört wohl so. Without a hurt a heart is hollow, wie es in dem heutigen Lied treffend heißt. Der Text ist von Tom Jones, aber nicht vom dem Tom Jones, sondern von einem anderen.

Ich habe eine Weile herumgesucht, mir gefällt diese Version nach wie vor am besten. Kurz geforscht, es ist eine Aufnahme aus meinem Geburtsjahr, guck an. Harry Belafonte sang damals bei einer Gala in Paris. Es war ein Benefiz-Konzert für Martin Luther King, mit dem er befreundet war. Im Grunde kommt man ohne Politik und Geschichte durch kaum einen Absatz, nicht wahr, so wie wir heute auch nicht ohne Politik durch diesen Tag kommen werden.

Es gibt auch, das wird die eine oder den anderen vielleicht am Rande interessieren, eine Version des Liedes von Roy Orbison auf Youtube, die kannte ich bisher nicht. Auch Youtube wird nicht alle. Nie wird man mit seinen musikalischen Vorlieben dort durch sein, man kann es beruhigend finden.

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Gehört: Ein kurzes Kalenderblatt zu Ferdinand Lassalle, „Vordenker der Sozialdemokratie“. Es ist wohl ein passendes Wochenende, um sich etwas mit der deutschen Demokratiegeschichte zu beschäftigen.

Außerdem gehört habe ich ein Zeitzeichen: „Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin am 31.8.1994“. Worinnen Putin prominent vorkommt, er war dabei und hatte eine Textrolle als genau der Finsterling, der er nun einmal ist.

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In den Bildern heute diverse Rudbeckien aus unserem Garten. Sie geben sich endsommerlich und sind dem September schon freundlich zugeneigt. So auch ich, so auch ich.

Im Wetterbericht für die nächste Woche aber steht wiederum etwas von 29 Grad. Der August hat eine Nachspielzeit zugewiesen bekommen und es ist wie beim Sport, man sieht sich das dann auch noch an.

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Published on August 31, 2024 22:23

August 30, 2024

Eine Frage der Wahrscheinlichkeit

Den Troller endlich durchgelesen, das Tagebuch mit Menschen. Jetzt Nicole Seifert: „Einige Herren sagten etwas dazu“ – Die Autorinnen der Gruppe 47. Bei den vorkommenden Schriftstellerinnen besteht bei mir Lektürenachholbedarf. Einige Namen gleich einmal vormerken, etwa Ruth Rehmann, und ihren Roman „Illusionen“ aus dem Jahr 1959. Dieses Buch demnächst einmal aus der Bücherei holen.

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Beim Guardian gibt es ein weiteres Update zum Thema Overtourism, diesmal geht es um Santorin: „Everywhere jam-packed.“ Mit Bildern, bei denen man den Diskussionsbedarf sofort versteht, bzw. ein Reiseziel gleich streichen möchte.

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Den August haben wir also abgehakt, zumindest im Brotberuf. Privat laufen noch ein paar Stunden nach, die energisch vertändelt werden wollen. Im nächsten Monat dann wieder ein Quartalsschluss und danach bereits Q4, den Jahresresten eine Chance. Nanu!

In den Bürogesprächen kommt nun das Jahr 2025 immer öfter vor. Wir greifen weit vor, aber es ist noch etwas befremdlich.

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Beim Abendspaziergang habe ich Herrn Kent Nagano beim Üben zugesehen, das ergab sich nebenbei und ungeplant auf dem Rathausmarkt. Heute Abend gibt es dort ein Konzert, umsonst und draußen, bei trockenem Wetter. Carmina Burana, auch für Klassikbanausen wie mich erkennbar.

Da könnte man nachher unverbindlich vorbeigehen, ich ziehe das in Erwägung.

Uhr und Schild an der Treppe, die hinab zur U3 am Rathausmarkt führt

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Im Bild unten sehen wir wiederum die Außenalster, diesmal mit einem besinnlichen Angler. Die wirken immer herrlich entspannt auf solchen Bildern, diese Angler, aber wer weiß. Das Bild täuscht wie stets schon deswegen, weil Sie den Verkehrslärm im Rücken des Betrachters nicht hören. Und auch die telefonierenden Jogger nicht, die aufgeregt, laut und keuchend über Berufe und Projekte reden und, ich höre es exakt im Moment der Aufnahme, demnächst dringend etwas „wegmanagen“ wollen.

Am Ende ist auch in diesem Angler, den wir hier sehen, keine Spur von Ruhe zu finden, wer weiß. Man darf seinen ersten Annahmen niemals trauen, alte Regel.

Und auf den Segelbooten im Bildschirmhintergrund – welche Dramen sich da wohl abspielen mögen. Von Ehestreit über schwere Teambuildingdefizite bis hin zu giftig gärenden Generationskonflikten. Es wird schon verlässlich alles dabei sein, eine bloße Frage der Wahrscheinlichkeit.

Aber wenn man es nur als friedliches Bild nehmen möchte, dann ist das auch in Ordnung. Die Freiheit kann man sich gewiss ab und zu nehmen.

Blick auf die Außenalster von der St-Georg-Seite aus. im Vordergrund ein Angler am Ufer, er sitzt in einem Klappstuhl, bene sich zwei aufgestellte Angeln. Im Hintergrund etliche weiße Segel.

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Published on August 30, 2024 21:50

August 29, 2024

Alles entschlossen umbenennen

Nur versuchsweise, nebenbei und ein wenig auch wieder aus routinierter Lust an sinniger Vorarbeit habe ich noch einmal in den schmalen Band mit den Septembergedichten hineingesehen. Aber nichts von dem, was ich da flüchtig angeblättert habe, war auch nur ansatzweise passend, trotz der zeitlichen Nähe zum nächsten Monat. Aber gut, ich las die Verse bei 30 Grad Außentemperatur. Halb zerschmolzen am Schreibtisch hielt ich das Buch, während der Smalltalk in der Stadt den ganzen Tag über ausschließlich aus Hinweisen auf die Luft bestand. So schwül, so heiß, so unfassbar drückend, alle erwähnten das, und kaum noch etwas anderes.

Vermutlich beginnt der September, also der Zeitraum, den wir assoziativ traditionell derart mit Bildern belegen, dass die Wetter- und Naturbeschreibungen in der althergebrachten Lyrik damit fein harmonieren, in diesem Jahr etwa am 15.9.. Wenn nicht noch etwas später.

Die große Fracht des Sommers ist verladen,

das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit,

wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit,

die große Fracht des Sommers ist verladen.

Ingeborg Bachmann schrieb das, und diese große Fracht des Sommers, sie fühlt sich heute durchaus nicht verladen an. Sie liegt viel mehr weiterhin direkt vor der Haustür herum und wartet auf die überfällige Abholung. Die Möwen stürzen und schreien bei uns eh ganzjährig, die kommen als Zeigevögel nicht in Betracht.

In Kürze dann der Septober, vielleicht auch noch der Oktember, bevor es ernstlich herbstlich werden kann. Wir müssen alles entschlossen umbenennen, neu verstehen und deuten. Wir müssen alles anpassen, den Wandel bewusst erleben und mitmachen. Den Klimawandel im Kopf gestalten! Dieser Satz wiederum ist heute schon ausreichend für ein Wahlplakat, ist fast schon ein vollständiges Programm. Ich sollte mir dringend die Rechte am Slogan sichern.

Aber meine Grundgenervtheit, siehe gestern, auch von der Politik und der allgemeinen Lage spottet weiterhin jeder Beschreibung. Also lieber nicht über Programme nachdenken. Es wird mit den nächsten Wahlen vermutlich auch nicht besser werden. So viel an prophetischer Gabe kann ich mir wohl zutrauen.

Meine Timelines bestehen währenddessen aus erstaunlich vielen Topcheckerinnen, die alles jederzeit erklären können, auch die seltsamsten sozialen Verwerfungen im Lande und in der Welt. Während ich längst nicht mehr mitkomme und mich ab und zu fühle wie damals in Mathe, als es um die Vektorrechnung ging. Ich weiß bis heute nicht, was das ist. Sie ist mir nur in Erinnerung geblieben, weil es da Stunden gab, in denen ich so wenig verstand, dass es fast schon wieder lustig war.

Irgendwann bin ich dann nicht mehr hingegangen, aber das ist auch keine Lösung fürs Leben, wie ich mittlerweile weiß.

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Bei der Kaltmamsell Erinnerungen an Frau Kelef. Der Name wird sicher denen noch etwas sagen, die sich schon länger oder sogar seit den Anfängen in grauer Vorzeit mit Blogs beschäftigen. Ihr letzter Blogeintrag war aus dem Januar. Aus dem Jänner, wie es bei ihr hieß.

Da sie an Covid-19 starb, dazu passend noch die Beobachtung aus den letzten paar Monaten, dass gar nicht wenig Menschen auf die Erwähnung der möglichen Schwere der Krankheit mittlerweile mit überraschend heftiger Abwehr reagieren – weil doch nicht sein kann, was nicht sein darf.

Verdrängungsleistungen können ein wenig unheimlich ausfallen, to say the least.

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Die übernächtigten und bleichen Söhne, passend zum ersten Absatz könnte ich fast vom „novembrig gestimmten Nachwuchs“ reden, haben wir am Donnerstagmorgen aus dem Haus geschoben. Es war der ernsthafte Beginn des nächsten Abschnitts, es ging um die Forderungen des unnachgiebigen Stundenplans. Händeringen und großes Drama.

Aber wenn dieser Text erscheint, wenn Sie diese Zeilen lesen, wissen die beiden mit etwas Glück schon wieder, wer sie sind, wo sie wohnen und was es mit diesem Konzept „Schule“ auf sich hat. Mein Mitgefühl ist den beiden in jedem Fall sicher, aber davon können sie sich, wie sie sofort und treffend anmerken würden, auch nichts kaufen.

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Im Bild ein Bahnsteig in der riesigen Station Jungfernstieg. Sie wird täglich von 73.000 Menschen frequentiert, keiner von denen ist hier im Bild. Wie isses nun bloß möglich.

Ein menschenleerer Bahnsteig in der U-Bahnstation Junfernstieg

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Published on August 29, 2024 20:58

August 28, 2024

Grundgenervtheit

Zwei aktuelle Folgen Radiowissen gehört, die auch als Weiterbildung für Tirolreisende durchgehen, es muss nicht der Südteil der Gegend sein: Einmal über Seilbahnen (mit Bezug zur Verkehrswende auch im flacheren Land), einmal über Margarete Maultasch. Diesen Namen hat man schon einmal gehört, wenn man im kleinen Bergland Schlösser, Burgen etc. angesehen hat.

Außerdem gehört: Eine Sendung über die Familie Bosch und ihr Weltunternehmen.

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Es war ansonsten wiederum zu warm und es gab zu viel Alltag, zu viel Brotberuf und auch zu viel nebenbei. Nach den Gesichtern der Leute in der S-Bahn, im Bahnhof und auf den Wegen zu urteilen, ging es zur Wochenmitte allen so, natürlich in jeweils leicht verschiedenen Ausprägungen.

Diese unübersehbare Grundgenervtheit, die in diesen Tagen auch deswegen stärker auffällt, weil mittlerweile weniger Touristen mit entspannten Feriengesichtern zwischen uns allen und im Weg herumstehen. Die Reisesaison ist so gut wie durch, die Stadt wird an manchen Stellen deutlich lichter. Die Arkaden am Rathaus waren nahezu menschenleer und durch die Fußgängerzonen kam ich ohne Zickzackkurs. Nicht einmal den Weg blockierende Schlangen vor den Eisständen gab es, auch der Jesusbrüller predigte ins Leere.

Die erste Schulmail erreichte uns, pünktlich wie früher die Bahn. Ich habe Termine bis weit in den Januar in den Kalender übertragen.

Abends dann weiter die alte Maigret-Serie gesehen. Der Herr kümmert sich beruflich um Mordfälle, hat aber einen viel entspannteren Alltag als ich, es fällt doch sehr auf. Unfassbar, wie ruhig und bedacht es da zugeht. Aber gut, es liegt auch an den dienstbeflissenen, servilen Assistenten und selbstverständlich an der Ehe- und Hausfrau, die rund um die Uhr klaglos Service leistet und bedient und in jeder Beziehung durch und durch farblose Nebenfigur ist. Diese Optionen sind geschichtlich durch, und das ist auch gut so.

Den letzten Absatz habe ich situativ korrekt beim Bügeln gedacht, die Serie lief nur nebenbei. Eine Tischdecke für die Laube habe ich da gebügelt, und die innere Großmutter nahm lebhaft Anteil.

Blick über die Außenalster von der St-Georg-Seite aus. Im Hintergrund Segelboote, ein Tretboot, im Vordergrund das Laub der Bäume am Ufer.

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Published on August 28, 2024 21:02

August 27, 2024

Was das Leben geschmeidiger macht

Ein Update zum Thema Algen, wir bleiben da jetzt dran: „Die Erhitzung des Wassers schafft für die Alge einen optimalen Lebensraum, den es hier unter normalen Bedingungen nicht gäbe …“

Ich habe übrigens, eine vielleicht doch wichtige Randbemerkung für die große Chronik des Ganzen, in diesem Jahr zum ersten Mal nach der Sommerreisesaison mehrfach im Smalltalk Bemerkungen gehört, die in etwa übereinstimmend aussagten, dass man da ja gar nicht mehr hinkönne. Womit jeweils der europäische Süden gemeint war, Italien, Spanien etc. Wegen der übermäßigen Hitze, auch wegen anderer Unwetter auf dem Weg dorthin, wegen der Strände, auch wegen des Over-Tourism-Problems.

Alle diese Bemerkungen waren eher scherzhaft gemeint. Aber sie wurden doch jeweils in einem Tonfall vorgebracht, bei dem man schon merkte, dass Scherze dieser Art vielleicht nicht mehr allzu weit tragen werden.

Und apropos Over-Tourism: Beim Deutschlandfunk gab es neulich einen Kommentar, der mir etwas zu kurz vorkam, besonders das Ende fand ich arg unbefriedigend – aber zwischendurch war doch einiges richtig gedacht, ob es uns nun passt oder nicht: Infantiler Selbstbetrug. Ich kann mir die Leserbriefe dazu gut vorstellen.

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Am Nachmittag ein Routinebesuch bei der Zahnärztin. Ich bin schon im Behandlungszimmer, während sie noch an einem der Söhne arbeitet, und ich stelle im weiteren Verlauf fest, dass es mir nennenswert unangenehmer ist, den Zahnreinigungsgeräuschen bei anderen zuzuhören, als selbst auf dem Stuhl zu liegen. Körperlich unangenehm ist es, so etwas hören zu müssen, es kribbelt unschön im Rückenmark. Es ist dann fast angenehm, endlich selbst dran zu sein.

Vielleicht sollte ich also immer einen Sohn mitnehmen und den dann vor mir drankommen lassen. Im Grunde ist es ein naheliegender und auch überzeugender, leicht anzuwendender Trick, um mir selbst alles erträglicher zu gestalten. Und man muss unbedingt alles beachten, was das Leben geschmeidiger macht.

Dumm ist dabei nur, dass beide Söhne eigentlich längst zu groß für diese Übung sind. Es fällt mir um Jahre verspätet ein, da habe ich nicht rechtzeitig aufgepasst. Sollte ich die nächste Zahnreinigung alternativ erst mit Enkelbegleitung einplanen? Oder andere Personen für diese Zwecke einplanen, aber wie überredet man die dazu.

Ich überlege noch.

***

Der Mittelkanal in Hammerbrook, am rechten Ufer moderne Hausboote

Im Bild noch einmal der Mittelkanal in Hammerbook. Spränge man von dieser Brückenseite und schwömme dann immer geradeaus durch das allerdings verdächtig grüne Wasser, in dem man zwischen zwei Schwimmzügen schon wieder über Algen nachdenken müsste, man käme bis zur Hafencity, etwa Richtung Oberhafenquartier und Lohsepark.

Rechts im Bild liegen moderne Hausboote, wie sie an mehreren Stellen in Hamburg vorkommen. Sie haben heute, man erkennt es wohl, keinerlei romantische Anmutung mehr, die man mit dem Begriff Hausboot vielleicht noch reflexmäßig verbindet, weil man sich assoziativ eher bei alten Filmen als an der Gegenwart bedient.

Man gerät auch bei so etwas leicht aus der Gegenwart, eine Art generationsbedingter Assoziationsnachklapp.

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Published on August 27, 2024 21:12

August 26, 2024

Von der Sinnfrage freigestellt

Die Herzdame hat Pflaumenkuchen gebacken. Der schmeckt nennenswert besser als der saure Spaß neulich aus der Bäckereikettenfiliale, was aber auch nicht allzu schwer zu erreichen war. Wir nehmen den Kuchen mit in den Garten.

Ein Pflaumenkuchen mit Streuseln, noch in der Springform, auf einem Bretterstapel im Gras des Gartens

Wir essen ihn von dem aus dem Heimatdorf der Herzdame geerbten Geschirr mit dem Großmutterdesign, wir besitzen da eine große Vielfalt, und unterhalten uns. Das Gespräch hat womöglich eine etwas schmollende Anmutung, da es neben unserem Pflaumenbaum stattfindet, der auch in diesem Jahr wieder keine Früchte trägt. Wir reden laut über wohlschmeckende Pflaumen, große Früchte und die besten Kuchenvarianten.

Ein angeschnittenes Stück Pflaumenkuchen auf einem sehr altmodischen Kuchenteller, der im Gras steht

Ich weiß allerdings nicht, ob dieser Baum überhaupt noch empfänglich für unser Schmollen oder überhaupt für irgendwelche Botschaften ist. Er wirkt doch insgesamt nicht nur etwas frühherbstlich verkahlt, sondern eher spontan verstorben. Was mich nach dieser insgesamt verlorenen Saison auch nicht mehr wundern würde.

Im späteren Herbst werden wir wohl wieder etwas Neues pflanzen, vielleicht etwas weiter vorne im Garten. Es ist ein wenig wie früher mit den Zimmerantennen. Man muss immer nach den besten Stellen suchen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Es dauert bei Gartenthemen nur etwas länger. Ein paar Jahre länger manchmal.

Egal. Guter Kuchen ist das jedenfalls.

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Es beginnt die Woche, in deren Verlauf wir die Teenager wieder mühsam auf den regulären Alltag umstellen müssen. Was jedes Mal viel schwieriger und herausfordernder ist als die vergleichsweise kinderleichte Uhrumstellung im März oder Oktober. Die beiden Söhne auf einmal um halb sieben zu wecken, nachdem sie wochenlang einen eulengleichen Biorhythmus hatten – es wird erneut ein entsetzliches Drama, es ist kaum anders zu erwarten.

Aber wie auch immer – wir werden damit einen großen Schritt weiter in diese Jahreshälfte machen. Dann noch eben die Wochen abzählen, bis in Hamburg die nächsten Ferien beginnen, und das Ergebnis als aufmunternd sein sollende Botschaft an den Familienkreis weitergeben.

Es ist vollkommen zwecklos. Aber es ist auch Tradition, und damit von der Sinnfrage freigestellt.

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Published on August 26, 2024 20:53

August 25, 2024

Keramikkürbisse und Pilzskulpturen

Nils Minkmar berichtet uns Erstaunliches von den französischen Stränden.

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Das Hörbuch am Wochenende, verstörend gut: „Bereitschaftsdienst – Bericht über eine Epidemie“, von Hans Erich Nossack. Gelesen von Helmut Zhuber, klare Empfehlung.

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Ich ging an einem Deko- und Geschenkeladen in der Innenstadt vorbei, dessen Fläche nun zu einem Teil auf den Herbst ausgerichtet wurde, was immerhin saisonal angemessener ist als die Lebkuchenauslagen im Supermarkt. Besinnlich und zierend sein sollender Tinnef in hokkaidofarbenen, modergrünen und oktoberlaubgoldenen Farbvarianten gab es im Schaufenster und im Laden zu sehen. Ich blieb als pflichtbewusster Chronist kurz stehen und nahm Notiz. Keramikkürbisse und kleine Pilzskulpturen für Wohnzimmervitrinen oder Arztpraxisempfangstresen und dergleichen. Gartenzwergverschnitte mit Erntewerkzeugen auch, sie sind wohl unausrottbar. Alles mit etwas spießiger Anmutung, also aus meiner Sicht.

Für Herbstdeko haben wir bei uns gar keine Tradition, fällt mir auf. Diese Art von Verschönerungen ließen wir stets aus, selbst in der Kleinkindphase der Söhne. Es gab nicht einmal verstaubende Kastanienmännchen in den Kinderzimmeregalen. Jahreszeitenzubehör gibt es hier nur für Ostern und Weihnachten, das muss reichen. Man will auch nicht dauernd in den Keller und Dekokisten von dort heraufholen und wieder hinunterbringen, und das Basteln ist dieser Familie stets fremd geblieben.

Jahreszeitliche Wechsel drücken sich bei uns durch den regelmäßig von mir erneuerten Blumenstrauß auf dem Wohnzimmertisch aus, das muss reichen.

Nicht einmal in unserem Garten gibt es in diesem Jahr einen dekorativ leuchtenden Kürbis, der in ein schlüssiges Frühherbst-Szenario passen könnte. Keinen einzigen gibt es, wegen der Schneckensaubande und sicher auch wegen irgendwelcher Wetterphänomene, was weiß ich.

Es gibt nur nach Atomunfall aussehende Zucchini-Unglücke in unwirklichem Ausmaß, deren grüngelb gezackte Färbung beim besten Willen nicht als attraktiv bezeichnet werden kann und eher verdächtig giftig wirkt. Sie wachsen direkt in Richtung Kompost. Da gehören sie meiner Meinung nach auch hin und erfüllen final immerhin einen guten Zweck.

Schön sind im Garten allerdings die Himbeeren und die tausendfachen Früchte des Weißdorns, die schon fallen und das Gras sprenkeln wie Rubinstreu. Schön sind auch die späten Kornelkirschen. Diese sind viel üppiger als in den Vorjahren und in einem beachtlich intensiven Rot gehalten, unglaublich schmackhaft sehen sie aus. Früchte, die so edel und perfekt aussehen, liegen in japanischen Delikatessengeschäften in kleinen Schälchen auf kunstvoll verflochtenen Strohhalmen aus und kosten Unsummen, könnte man meinen.

Der Geschmack kommt zwar mit der Optik nicht mit, aber egal. Wunderbare Früchte sind es jedenfalls, und ich stelle mich für das 2024er Erntedankgefühl vor diesen noch jungen Baum, kaum größer als ich, und sehe ihm unters Laub, wo es rot glänzt.

Es ist alles nur eine Frage des Bildausschnitts, wie fast immer im Leben.

An den Rändern der großen Kronen der Laubbäume auf der Billerhuder Insel septembert es währenddessen schon sachte. Man kann es aber noch leicht übersehen, wenn man das lieber möchte. Wenn man nur flüchtig hinsieht, ist alles weiterhin sommergrün.

Der August ist also weiterhin gültig und kann zweifelsfrei bis zum Ende verwendet werden.

Ein gefallener Apfel im Gras des Gartens, Klee um ihn herum, er ist wurmstichig und hat braune Stellen

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Published on August 25, 2024 21:00

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Maximilian Buddenbohm
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