Maximilian Buddenbohm's Blog, page 340
May 20, 2014
“Was machen die da” – das Dienstagsupdate
Drüben bei “Was machen die da” geht es heute um Markus Trapp, den sicher viele von seinem Blog kennen. Er kümmert sich beruflich um das Social-Media-Gedöns bei der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek, offiziell heißt das dann “Stabstelle Social Media”. Und dieses Gedöns, unter dem man sich vielleicht zunächst gar nicht so viel vorstellen kann, wird in dem Text mit jedem Absatz bunter, sympathischer und interessanter. Finde ich jedenfalls. Es ist auf jeden Fall deutlich mehr dahinter, als man nach der Nennung des Berufes annehmen möchte. Den Text findet man hier.
Die Bilder entstanden in der Kaffeeküche und in anderen Räumen der Staatsbibliothek Hamburg.
May 18, 2014
Woanders – diesmal mit einem Lama, E-Books, dem Kreisverkehr und anderem
Feuilleton: Ein Limerick.
Feuilleton: Wolfgang Michal über E-Books und das Ende der Stadtbüchereien.
Feuilleton: Bov Bjerg über Kreisverkehre. Ein Text von 2006, durch Twitter wiedergefunden. Twitter ist toll.
Fotos: The black series. Das hat doch was.
Politik: Man wird auch im Wald beobachtet und überwacht. Wer rechnet denn mit so etwas?
Gelesen, vorgelesen, gesehen, gespielt und gehört im April
Gelesen
Saša Stanišic: Vor dem Fest. Das ist natürlich schon so gut wie überall besprochen worden, da muss man nicht ganz vorne anfangen. Ich kann mich da eh nur noch dem Reigen der Gratulanten anschließen, das ist ein großartiges Buch. Eine Dorfgeschichte aus dem Osten Deutschlands, eine erzählerische Großtat nach jahrelanger Arbeit, eine Lesefreude. Ein Buch, bei dem man nach dem ersten Drittel mit Vergnügen auf den Rest guckt und sich denkt: “Hach, schön dick noch.” Wenn Sie es nicht schon gelesen haben und in diesem Halbjahr nur ein Buch kaufen – nehmen Sie dieses. Das erste dicke deutsche und moderne Buch seit langer Zeit, das mir richtig Spaß gemacht hat. Zu dem Buch später im Monat noch mehr.
Sherhij Zhadan: Hymne der demokratischen Jugend. Aus dem Ukrainischen von Juri Dokor und Sabine Stöhr. Das sind Geschichten aus der Zeit des Umbruchs nach dem Zerfall der Sowjetunion. Harte Geschichten aus einem harten Land und aus einer harten Zeit. Das Buch hat es in sich, Spaß geht anders. Das ist diese Art von Härte, die wir uns in unserem Plüschland vermutlich gar nicht vorstellen können.
Heinrich Heine: Memoiren. Unter anderem deswegen interessant, weil Sohn I es so interessant findet. Weil der Herr nun einmal das Gedicht von der Loreley geschrieben hat, das ihm ganz außerordentlich zusagt, ist er auch an dem Leben von Heine interessiert. Und fasziniert von dessen Schicksal, auch wenn er nur wenig davon weiß. Von den Reisen, von der Krankheit, von der Matratzengruft. Von der Verbindung zu Hamburg. Ich habe ihm aus den Memoiren ein paar Sätze vorgelesen, ich musste dabei mehrmals bestätigen, dass das wirklich Sätze von Heine waren und er ist damit also der erste Dichter, der dem Kind als historische Figur halbwegs vorstellbar wird. Den gab es also in echt. Der hat irgendwo gelebt, als hier alles noch ganz anders war. Mit Adel und König und so. Der hatte Eltern, der hatte Krankheiten, der hatte ein Leben. Den gab es ganz richtig wirklich – die Loreley aber nicht. Man sortiert es sich so allmählich zurecht. Ein Märchen aus alten Zeiten.
Rüdiger Safranski: Goethe – Kunstwerk des Lebens. Klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade wie beste Unterhaltung, ist es aber. Rüdiger Safranski gehört zu den hochgebildeten Menschen, die sich in wunderbar einfacher Weise verständlich machen können. Ein bemerkenswert flüssiger Stil, da perlt das Wissen, es ist die reinste Freude. Keine Bildungshuberei, kein Standesdünkel, keine Sekundärliteraturhölle, sondern einfach Goethe aus den Quellen der Zeit. Kein simples Buch, Goethe war eben auch kein simpler Typ, aber es wird auch nichts verkompliziert. Das Buch richtet besonderes Augenmerk auf Goethes Bemühungen, nicht nur das Werk, sondern auch das Leben als Kunstwerk einzurichten und man bekommt beim Lesen durchaus Lust, sich selbst weniger mit Unfug abzugeben und seine Zeit sinnvoller zu nutzen. Schadet also vermutlich nicht. Auch wenn aus dem eigenen Leben ganz sicher kein Kunstwerk mehr, sondern nur noch das Pendant zu Gekritzel wird. Egal. Wer immer strebend sich bemüht und so.
Isabel Kreitz: Die Entdeckung der Currywurst. Ein Comic nach einem Roman von Uwe Timm. Wohl das einzige Buch, das ich jetzt als Roman, als Theaterstück und als Comic kenne. Oder ist es auch schon verfilmt worden und ich habe das verdrängt? Bestimmt, oder? Mit Veronica Ferres als Frau Brücker, wie sollte es anders sein. Klingt schon so nach ZDF-Zweiteiler. Hat mir gefallen, dieser Comic, ausgezeichnete Bettlektüre. Macht glatt Lust auf weitere Literaturumsetzungen dieser Art. Wobei mir wirklich jede Sachkenntnis fehlt, um den Comic irgendwie im Rahmen seines Genres zu beurteilen. Keine Ahnung von der Materie. Bekomme bei so etwas aber doch verlässlich heftigen Neid auf Menschen, die zeichnen können. Schlimm.
Vorgelesen
Twitter und Facebook. Klingt natürlich komisch, aber tatsächlich wollte Sohn I jetzt doch einmal genau wissen, was da so passiert und wer da was schreibt und wie das geht. Und was der Unterschied zu einer Mail ist und wieso es bei Instagram nur Bilder gibt und wieso da eigentlich auch Google Plus offen ist, aber nie von mir angesehen wird. Und warum ich bei Watchever nicht den ganzen Tag Filme gucke, ich dürfte das doch? Alle? Und warum er bei der App der Tagesschau eigentlich nicht alle Filme anklicken darf, Nachrichten sind doch wichtig? Und dann das mit dem Feedreader, da wird es aber schnell zu kompliziert. Ich habe ihm also ein paar Facebookmeldungen und Tweets vorgelesen, von den Menschen, die er kennt. Fand er alles total logisch. Und einfach. Habe ich wohl die richtigen Stellen ausgewählt.
James Krüss: Der Leuchtturm auf den Hummerklippen. Das ist noch ein Spezialfall, denn Sohn I kennt einen Neffen von James Krüss, darüber wird auch lange nachgedacht. Ob das Helgoland in dem Buch nun identisch mit dem Helgoland unserer Reisen ist? Wen gab es wirklich, wen nicht, was gab es wirklich, was ist echt, was ist ausgedacht. Und macht das was aus? Davon abgesehen ist es natürlich sowieso immer eine Freude, James Krüss wieder zu lesen. Ich habe die Bücher als Kind gelesen und alle paar Seiten dämmert eine Erinnerung, das macht Spaß.
Gesehen
Nichts. Macht nichts.
Gespielt
Viele Buchstaben- und Zahlenspiele, das finden gerade beide Söhne toll. Was fängt mit welchem Buchstaben an, was hört mit welchem auf, wie viele Silben hat dieses Wort. Wenn das drei Silben sind und ich lasse eine weg, dann bleiben wie viele übrig? Und wie heißt das Wort dann? Wie spät ist es, welcher Monat ist es und welcher Tag kommt morgen. Im Grunde das ganze Vorschulprogramm, das gilt hier gerade als Freizeitvergnügen. Die Sache mit der Anlauttabelle. “Sag mal Wörter mit K am Anfang?” “Couch, Clown, Cars.” Läuft.
Uno. Immer wieder Und noch einmal und noch einmal. Im Grunde ist das hier die reinste Zockerhölle.
Und Fußball. Die WM macht sich bemerkbar, das Fußballinteresse der Söhne steigt doch deutlich an. Da kann man den Sport als Eltern noch so sehr ignorieren, da kommt man nicht gegen an. Und während die Söhne sonst wenigstens für den FC St. Pauli sind, spielt jetzt doch die Nationalmannschaft eine Rolle. Nun ja. Es ist alles nur eine Phase.
Gehört
“Nancy & Lee 3”. Das Album, das Nancy Sinatra und Lee Hazlewood nach langer Trennung wieder gemeinsam aufgenommen haben. Das ist vermutlich auch sehr gute Automusik. Ich habe sie nur am Schreibtisch gehört, aber das wird demnächst auf der Fahrt ins Heimatdorf gestestet. Wenn ich dabei nicht wieder so schlimme Dinge wie die “Drei Fragezeichen Kids” oder so etwas hören muss. Natürlich sind aber die ganz alten Aufnahmen von Lee und Nancy auch schön, keine Frage. Schön und seltsam.
Ansonsten abendelang unentschlossenes Herumhören, ich komme gerade auf nichts, das mir wirklich gefällt. Schlimm.
May 16, 2014
Kurz und klein
“Papa, warum brauchst du keinen Fahrradhelm?”
“Bei einem Aufprall schützen mich meine dicken Kopfhörer.”
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 3. Mai 2014
"Es ist nicht so, wie es aussieht" kauft dir auch kein Kind ab. An der Papiertonne mit einem Haufen gemalter Kinderbilder.
— Ti Na (@werdenundsein) 3. Mai 2014
Ich belohne meine Kinder immer mit Gummibärchen, wenn sie lustige Sachen machen über die ich twittern kann.
— der Jan (@Jan11K) 2. Mai 2014
Wenn-Dann-Verknüpfungen. Kindererziehung ist Excel, wer hätte das gedacht. Kind 2 sitzt jedenfalls heulend ohne Skateboard in Tabelle 2.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 3. Mai 2014
"Mama, wenn die Katze auf mich springt, kitzelt das. Wenn du auf mich springst, bin ich tot."
Dem Kind fehlt das Urvertrauen.
— Tomster (@namenlos4)
Über 90% der Kinder bei uns hören irgendwann Rolf Zuckowski, aber wenn wieder was passiert reden alle nur über Heavy Metal und Killerspiele.
— Rocki Löw (@rock_galore) 4. Mai 2014
An guten Tagen: kinderreich
An schlechten Tagen: bekindert.
— Mama arbeitet (@Mama_arbeitet) 4. Mai 2014
"Was hast du am Wochenende gemacht?"
"Ich habe versucht meiner Tochter (1 ½) einen Sonnenhut aufzusetzen"
"Und dann?"
"Dann war Montag"
— Rita Kasino (@RitaKasino) 5. Mai 2014
Kleinen Kindern einen Pulli anziehen hat ja auch immer was von einer Geburt. Erst ganz viel Geschrei und irgendwann sieht man das Köpfchen.
— Robot Redford (@lucky_mushroom) 8. Mai 2014
Kinder hören so oft “Vorsicht!“, bevor sie sich weh tun … sicher denken sie irgendwann: ‘Hör doch mal auf, das zu sagen!’.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 5. Mai 2014
„Sie müssen mit Ihrem Kind jeden Tag zehn Minuten Blockflöte üben.” So muss es sich anfühlen, wenn man zu einer Haftstrafe verurteilt wird.
— Verena Mayer (@ve_mayer) 5. Mai 2014
Die Generation “lass das Kind doch mal schreien” hat es überraschenderweise nicht so gern, wenn das Kind genau das auch mal tut.
— Frische Brise (@_frischebrise) 5. Mai 2014
Ich frage mein Patenkind eigentlich nur so oft was sie mal werden will, wenn sie groß ist, weil ich selber noch nach ein paar Ideen suche.
— Jesse Custer (@jesscuster) 1. Mai 2014
Mein Sohn fragte gerade nach der Bedeutung von Positiv und Negativ. Nach meiner Erklärung sagte er: "Dann fühle ich mich heute mitteltief."
— Karsten Kneese (@karstenkneese) 7. Mai 2014
Da denkt man, wenn die Kinder klein sind, dass das Geschrei so einen Lärm macht, und dann sind sie 9 und gründen eine Band (mimimi).
— Novemberregen (@novemberregen) 7. Mai 2014
Ich kann auf eine Art "Doch!" sagen, die alle zusammen zucken lässt.
Also alle bis auf meine Kinder.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 7. Mai 2014
"Mama, um wieviel Uhr bin ich geboren?"
"Um 4 Uhr nachts, Jüngste."
"Hast du da geschlafen?"
Äh, nein.
— Mama arbeitet (@Mama_arbeitet) 7. Mai 2014
Kind (weinend): “Ich will noch nicht ins Bett!”
Ich (verständnisvoll): “Aww, du weinst. Du bist müde.”
Perfide wie ein Anstaltspsychologe.
— Gebbi Gibson (@GebbiGibson) 8. Mai 2014
Am Frühstückstisch mit der Frau über stringente Erziehung gesprochen. Beide herzlich gelacht.
— M4gnu5 N13m4nn (@grindcrank) 9. Mai 2014
"Und? Was willste machen?"
"Ich versuch erstmal zu kackern."
Das Babysitterkind (7) setzt Prioritäten.
— Marsha (@wortistihrhobby) 9. Mai 2014
5 Uhr, ein aufgeregtes Kind schreckt hoch: "Maaaama? Is heute Mamatag? Muss isch disch lieben?"
— p47r1c14 c4mm4r474 (@dasnuf) 10. Mai 2014
"Hast Du gerade beim Nivea Muttertags Spot geheult?"
"Nee, ich hab Zwiebeln geschnitten. Vorgestern. Musste ich gerade dran denken."
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 9. Mai 2014
Familienfest. Wie krieg ich bloß diesen milden Gesichtsausdruck je wieder weg.
— Madame de Larenzow (@Larenzow) 10. Mai 2014
Du kannst nicht alles essen, was du in deinem Nabel findest!
Dinge, die man im Alltag so zu seinem Kind sagt.
— Katja La Sonrisa (@annaundpaul) 26. April 2014
"Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, darfst du nicht Computer." – Kind (7):"Wer von uns beiden kommt nicht ohne Rechner klar?"
— Pia Ziefle (@FrauZiefle) 12. Mai 2014
Aufs Herrenrad mit Kindersitz aufsteigen ist eine der wenigen LEBEN AM LIMIT Dinge im Leben mit Tendenz Richtung UMWERFEND.
— Sven Dietrich (@svensonsan) 15. Mai 2014
Sohn I: "In der Steinzeit sind auch ziemlich viele Menschen gestorben, was?"
Ich: "Ja. Alle."
Sohn I: "Schlimm."
Ich: "Jo."
#dasgutegespräch
— Max. Buddenbohm (@Buddenbohm) 16. Mai 2014
Warum höre ich diese Geräusche im anderen Zimmer? Hab ich etwa schon wieder vergessen die Kinder ins Bett zu bringen?
— p47r1c14 c4mm4r474 (@dasnuf) 10. Mai 2014
May 14, 2014
Woanders – Der Wirtschaftsteil
In dem Wirtschaftsteil geht es immer hin und her, wir betrachten mal das Gesamte, das System, das Land, dann doch wieder die Details, die Wirtschaftspolitik, die Regionen, die Produkte. Immer in der Hoffnung, irgendwo etwas zu finden, das uns einleuchtet, das sofort plausibel ist, das nicht für noch mehr Komplikationen sorgt. Denn Komplikationen haben wir schon genug am Hals.
Fangen wir einfach, um uns ein wenig aufzuwärmen, mit der Ungleichheit in der Gesellschaft an. Diesmal mit einem Vergleich zu des Kaisers Zeiten. Das Barock erreichen wir aber sicher auch noch irgendwann, wenn wir nur so weiter machen. Wie man diese wachsende Ungleichheit interpretiert, ist natürlich eine Frage der Denkschule. Ob man neoliberal alles okay findet, der Markt wird es schon noch regeln, oder ob man weiter denkt, kritischer ist und Lösungen sucht. Das fällt mittlerweile auch an den Unis auf, dass man solche Themen auf verschiedene Arten behandeln kann und vermutlich auch sollte. Aber falls jemand annimmt, dass das an Universitäten selbstverständlich schon lange so gehandhabt wird, denn zum Denken sind die ja da: dem ist anscheinend nicht so.
Apropos Universitäten und Denken und Wirtschaft, wir haben hier einen wunderbaren Artikel über Korrelationen. Passiert etwas nur gleichzeitig oder begründet es sich? Wieso korreliert eine Scheidungsrate mit dem Margarinekonsum? Man kann natürlich Hypothesen darüber anstellen, dann könnte man auch einen Artikel darüber schreiben, warum denn nicht, Journalismus funktioniert oft so – man kann aber auch bezweifeln,dass eine Kausalität vorliegt.
Für die oben erwähnten Wirtschaftsstudenten ist auch der Atomausstieg ein erlesen großartiges Thema. In der Zeit gibt es gerade einen Artikel zu den Ausstiegsmodellen, hier wird die Meinung von Greenpeace gegen die der Konzerne gestellt. Und wenn man meint, das sei schon Gegensatz genug, dann achte man doch einmal auf die Kommentare der Leserinnen und Leser zum Artikel. Faszinierend, welche Abgründe sich da auftun – wer hat wann was bezahlt, gemacht, geregelt. Mit welchen Folgen, Kosten, Gewinnen. Da fliegen die Behauptungen tief. Tausende von Abschlussarbeiten und Klausuren, die man allein mit diesem Thema generieren kann. “Ordnen Sie die Kommentare unter dem Artikel dem politischen Spektrum zu”… ach nein, das ist dann doch zu einfach.
Im Grunde sehnt man sich nach Logik und Klarheit, es wäre so schön, wenn irgendein Thema einmal simpel wäre und einleuchtend entschieden werden könnte. Ohne Lobbyismus, ohne Parteiinteressen, ohne Wahlkalkül – einfach nur richtig. Aber was kommt eigentlich am Ende einer Reihe richtiger Entscheidungen? Das Glück jedenfalls nicht. Das ist übrigens durchaus kein Larifari-Lifestyle-Text, der hat tatsächlich klaren Bezug zu unseren Themen hier, man beachte auch den letzten Absatz: “Wir dürfen Konsumentscheidungen nicht so ernst nehmen…”
Und da kommen wir dann auch gleich zum Smalltalkbegriff der Woche: “Fauxsumerism”. Nie gehört? Wir auch nicht. Und man muss ja auch nicht alles verstehen. Aber anscheinend werden auch dabei jedenfalls die Konsumentscheidungen nicht ganz ernst genommen.
Über den Konsum nachzudenken, das kann dennoch so verkehrt nicht sein. Es gibt einfach zu viel, was man nicht weiß, wenn man sich nicht informiert. Etwa über den Lachs, den man sich aufs Brot legt. Oder überhaupt über Fische, etwa aus der Ostsee. Oder aus anderen Meeren, es gibt keinen Mangel an Meldungen. Und selten, ganz selten sind sie positiv, so wie diese hier, in der es um Lösungen zum Thema Plastikmüll geht.
Sachlich sind die Meldungen zum Konsum und zu den Produkten natürlich auch nicht immer. Die Fakten in diesem Artikel hier zum Beispiel passen nicht recht zum Alarmismus, der das Thema Gluten im Moment in vielen Medien begleitet.
Sowieso muss man stets wachsam sein, was einem als Information untergejubelt wird. Und auch bei den Zeugen, die da oft aufgerufen werden, ist höchste Vorsicht geboten: “”.
Aber manchmal darf man sich auch einfach freuen, wenn man eine Nachricht findet, die einem gefällt. Etwa diese hier vom Supermarkt ohne Verpackungen, die von vielen ziemlich begeistert aufgenommen wurde.
So etwas muss man wollen, dann kann es das anscheinend auch geben. Das ist erreichbar. Aber da muss man dann doch etwas ernst nehmen, etwas durchsetzen, für etwas streiten. Es gibt eh nur eine Methode, allen Streit zu vermeiden. Und das will man ja nicht.
Herrje, in der letzten Woche der Degenhardt, jetzt dieser Herr – wo soll das denn noch enden? Bei Hannes Wader? Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein!
May 13, 2014
Neues von der Wohnungssuche
Wir haben übrigens tatsächlich eine Wohnung nicht genommen, die wir vermutlich hätten haben können. Sie wäre größer als unsere gewesen und gar nicht so viel teurer, sie hätte das rettende Zimmer mehr gehabt und ein Wohnzimmer in geradezu fürstlicher Größe, Ballsaal nichts dagegen, sie wäre auch noch im geliebten Bahnhofsviertel gewesen – aber stockdunkel. Wirklich bemerkenswert finster, ein Traum für Gothics. Sind wir aber nicht. Und die Wohnung war im Erdgeschoß, was mir in der Großstadt nicht ganz geheuer ist.
Eine schwere, schwere Entscheidung, da sitzt man tagelang herum und denkt nach, grübelt, sortiert Argumente. Denkt auf den drei Zimmern herum, auf dem Licht, auf der Lage, auf allem. Gibt sich endlich zufrieden, verzichtet noch einmal, verschiebt die Entscheidung, verschiebt die Nachteile, die man in Kauf nehmen kann oder muss.
Und guckt dann wieder, wenn man andere besucht, neidisch in fremden Wohnungen herum. Dabei haben wir es doch warm. Es ist kompliziert.
Wir werden noch wochenlang aus diesem Video zitieren. Und hätten weiterhin gerne eine 4-Zimmer-Wohnung in Sankt Georg.
Was machen die da – das Dienstagsupdate
Anna Magdalena Bössen radelt ein Jahr lang durch Deutschland und rezitiert Gedichte, ein nicht gerade alltägliches Vorhaben. Wir haben sie einen Tag vor der Abfahrt besucht und mit ihr über das Projekt gesprochen. Den Text findet man hier.
Wenn Sie die Chance haben, sie unterwegs bei einem Auftritt zu erwischen, sie kommt ja immerhin fast überall vorbei – die Frau ist großartig.
May 12, 2014
Ohrwürmer
( Es folgt ein Gastbeitrag von Patricia Cammarata, die viele auch von ihrem Blog kennen werden)
Wenn man sich für ein Kind entscheidet, dann weiß man eigentlich gar nicht was auf einen zukommt. Weniger Schlaf, das ahnen die meisten. Windeln wechseln. Gegebenenfalls Besuche beim Kinderarzt. Aber sonst? Niemand sagt einem vorher die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Nur ich. Ich bin so nett. Ich mache sogar eine Serie daraus.
Heute: Wie sich die Musik in eurem Zuhause verändert
Als das erste Kind kam, packte der gute Musikgeschmack seine Sachen und verließ mich. Nein, eigentlich ist das falsch. Er ging nicht von heute auf morgen. Er verließ mich schrittweise. Jeden Tag ein bisschen mehr. Wobei, auch das ist unpräzise. Genau genommen blieb der Musikgeschmack – aber die passende Musik verließ uns.
Das erste Baby ward geboren, und in mir wuchs der Wunsch für mein Kind zu singen. Ich denke, ein Nebeneffekt der Hormone, denn eine große Sängerin war ich noch nie. Nicht mal unter der Dusche. Ich hatte lediglich die Entwicklungsphase pubertierender Mädchen mitgemacht, in der man gemeinsam Popsongs hört. Immer und immer wieder. Bis man sie auswendig konnte. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, da gab es kein Internet. Wir konnten nie googeln “Lyrics Madonna Vogue”. Wir saßen damals vor dem Radio und warteten darauf, dass das Lied gespielt wird. Wenn es endlich passierte, drückten wir hektisch den Aufnahmeknopf am Kassettendeck. Das Lied wurde dann zerstückelt gehört. Satz für Satz wurde abgehört und transkribiert.
Strike a pose
Strike a pose
Vogue, vogue, vogue
Vogue, vogue, vogue
Ok, das war nicht so anspruchsvoll, aber es war nötig, um das Lied hinterher auswendig zu lernen.
Hey, hey, hey
Come on, vogue
Es dauerte je nach Lied Stunden, bis man alle Zeilen zusammen hatte. Am Ende konnte ich Melodie und Text auswendig, aber ich hatte das Lied so oft gehört, dass ich eigentlich keine Lust mehr hatte, es zu singen. Ich beschränkte mich auf die Sängerinnen und Sänger, die man noch halbwegs gut verstehen konnte. Damals, in den frühen 90ern gab es eine Menge, die man kaum verstehen konnte und von denen man nur die Lautsprache notieren konnte.
Whitney Houston war für mich sehr schwer zu verstehen, und so wunderte ich mich jahrelang, warum sie in “Saving All My Love For You” “‘Cos I’m shaving off my muff for you?” sang.
Jetzt da ich diese Zeilen tippe, wird mir auch klar, dass mein Musikgeschmack der 90er nicht so wahnsinnig anspruchsvoll war, aber die Sache ist folgende: Im Vergleich mit dem, was ich heutzutage hören muss, sind Madonna und Whitney Huston wirklich unfassbar komplex.
Es fing, wie gesagt, im Babyalter an. Da wollte ich den Kindern Einschlaflieder vorsingen. Leider kannte ich keine. Also tätigte ich Verzweiflungskäufe. Zunächst spontan aus dem Drogerieregal mit dem Titel “Süße Einschlaflieder für Babys” für nur 2,99 Euro. Es war g r a u e n h a f t! Also suchte ich auf Amazon nach Kinderlieder-CDs und las stundenlang gewissenhaft Rezensionen.
“Mein Sternchen liebt die Lieder, wir hören sie rauf und runter. Die Kinder werden auch im Kindergarten zum Mittagsschlaf gesungen und so können wir das Ritual zuhause weiterführen. Selbst wenn wir die CD auf langen Autofahrten hören, verfehlen die Songs ihre Wirkung nicht. Sie beruhigen und machen schläfrig, ohne dabei je langweilig zu werden.”
Doch entgegen aller Hoffnungen, zeigten auch diese Käufe nur eines: Die ganze Babyliedereinschlafwelt besteht aus Kopfstimmenkinderchören. Manchmal unterstützt durch eine fiepsende Frau, welche die Hauptstrophen singt. Für mich mit meiner Alt-Stimme unmöglich nachzuahmen. Fiiiep! Schlimmer als in jeder “Deutschland sucht den Superstar”-Sendung. Ich beschränkte mich also aufs Babyschaukeln, beschmusen und das Geschichten vorlesen.
Die Kinder wurden größer und spätestens mit dem ersten Bibliotheksbesuch, wo man bedauerlicherweise auch Musik-CDs ausleihen kann, kamen die wirklich schlimmen Dinge in unser Haus.
Conni mit der Scheiße im Haar… Ich weiß, dass da “Schleife” gesungen wird, aber ganz ehrlich? Das versteht man doch nicht. Egal wie sehr man sich anstrengt. Oder die neue Bibi Blocksberg Titelmelodie? Däng däng ding! Da ist ja Bibi! Sie fliegt auf ihrem Besen! Und das ganze im flotten Foxtrottrhythmus in Schlagermanier geträllert.
Alles schrecklich.
Es muss auch gar nicht echte Musik sein. Ich grusele mich nämlich nicht nur vor Kopfstimmen. Auch Ohrwürmer als solches sind nicht zu unterschätzen. Seit 2007 trage ich z.B. den Text der Jahreszeitenuhr mit mir herum. Immer wenn jemand einen Monatsnamen sagt (zum Beispiel weil wir in einem Meeting einen Folgetermin ausmachen), setzt der Text an der Stelle ein und singt in meinem Kopf weiter, meistens über Stunden (“Gut, dann treffen wir uns im Juni…” “JULI AUGUST! WECKT IN UNS ALLEN DIE LEBENSLUST!!!” “Frau Cammarata?” “SEPTEMBER! NOVEEEMBER! DEZEMBER! UND DANN! UND DANN! FÄNGT DAS GANZE…” “FRAU CAMMARATA?!?!”
Varianz gibt es nur je nach Saison. Stichwort “In der Weihnachtsbäckerei!” Lalalalalala lala la la la! Oder “Stups, der kleine Osterhase…”. Gehirnschmerzen-Evergreens! Ich wette, ich kann einfach einige Worte als Stichwort nennen und schon setzt in jedem Elternkopf die passende Melodie ein. Nein? Doch!
Eine Rolle Klopapier!
Emma, die Ente!
Ok, ich höre auf.
Ich dachte, die Kinder wachsen, das wird besser! Alles nur eine Phase. Aber ganz ehrlich. Wenn die Kindergartenzeit überstanden ist, dann kommt die Schulzeit mit all ihren Learning – Englisch – with the little witch! und dann wird es richtig schlimm. Dann sind die Kinder nämlich alt genug, sich selbst Radiosender einzustellen und man wird mit gängigen Popsongs beschallt. Glück hat man, wenn die Kinder Peter Fox oder Sportfreunde Stiller mögen. Jedenfalls wenn man sich klar macht, dass andere Kinder Frida Gold oder Helene Fischer hören wollen!
Das geht natürlich gar nicht. Das ist ja was ganz anderes als Madonna in den frühen 90ern oder Whitney Houston. … OH!
Falls ihr mir Ideen schenken wollt, was sich mit Kindern noch ändert, worüber aber nie jemand spricht – immer her mit den Inspirationen. Von mir wird hier in Bälde erscheinen:
Wie sich Eure Ernährung verändert
Wie sich die Art zu kleiden verändert
Warum ihr Hocker und andere Gegenstände hassen lernt…
Patricia Cammarata ist IT-Projektleiterin, Psychologin und Mutter. Seit Mai 2004 bloggt sie unter dem Pseudonym dasnuf. Dort erzählt sie einer langen Familientradition folgend gerne Geschichten. Es fehlt ihr gelegentlich an Ernsthaftigkeit aber so ist das eben, wenn man morgens gemeinsam mit den Kindern Clowns frühstückt.
May 11, 2014
Das alte Spiel
Ich habe Sohn I von der Vorschule abgeholt, dabei kam ich gerade noch rechtzeitig. Er kam mir nämlich in panischer Flucht entgegen gelaufen, Schrecken im Blick, schnell wie ein Hase. Ihm dicht auf den Fersen ein Mädchen, die Arme nach der Beute schon ausgestreckt. „Sie will mich knutschen“ rief er mir zu, dann sauste er in solcher Geschwindigkeit um den Block, dass das Mädchen nach Atem ringend zurückblieb und bald aufgab.
Er ist also in dieser etwa 6 Jahre dauernden Phase angekommen, in der Mädchen igitt sind. Gegen Ende der Phase wird er sich, wenn ich ihn an diesen Vorfall erinnere, innigst wünschen, dass er damals bloß stehengeblieben wäre, er würde sich dann sicher gerne an den verpassten Kuss erinnern, so ist wohl die Regel. Und dann wird er selbst irgendeinem Mädchen hinterherjagen, vielleicht sogar dem von heute, wer weiß, das dann aber vermutlich eher abgeneigt sein wird – und dann dauert es noch ein wenig und es wird schließlich kein Jagen mehr, sondern endlich ein Finden sein. So jedenfalls könnte es sein. Das ist ein altes, ein sehr altes Spiel.
Das guckt man sich als erfahrener Erwachsener im fortgeschrittenen Alter lächelnd an, schüttelt den Kopf und denkt zurück. Und freut sich, wie praktisch und entspannend es ist, wenn man irgendwann in einer festen Beziehung landet und diese Spielchen endlich hinter sich hat. Wenn man nach Hause gehen kann und da ist jemand. Jemand der bleibt. Und dieser andere Mensch kriegt vielleicht keine roten Bäckchen mehr, wenn man die Wohnung betritt, er hat auch kein irres Glitzern in den Augen, wenn die Blicke sich treffen – aber er haut auch nicht mehr kreischend ab. Das ist schon alles gut eingerichtet.
Ich meine, so schnell bin ich nun wirklich nicht mehr.
Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung.
May 10, 2014
Woanders – diesmal mit einer Insel, U-Bahnen, spinnerten Büchern und anderem
Hamburg: Der Herr Schneider war auf einer Elbinsel. Also wieder ein Punkt mehr auf meiner To-do-Liste. Schlimm.
Hamburg: Bei der Elbmelancholie werden den U-Bahnlinien Songs zugeordnet.
Hamburg: Hier ist übrigens wieder Hafengeburtstag, die zweitdümmlichste Großveranstaltung nach dem Alstervergnügen. Und immer tief durchatmen dabei!
Feuilleton: Von Sarah Kirsch gibt es ein Buch aus dem Nachlass, das kann man schon mal für den Winter vormerken, denn da gehört es anscheinend hin. Ich mochte die bisher von ihr erschienenen Prosaschriften von ihr sehr, diese etwas spinnerten Bücher.
Feuilleton: Ein wenig Grammatikunterricht bei der Wiesenraute. Und morgen schreiben wir dazu einen Test. Huah.
Feuilleton: Jörg Albrecht demonstriert gerade unfreiwillig was passiert, wenn man in Abu Dhabi an der falschen Stelle ein Foto macht.
Familie: Georg Cadeggiani über das Leben mit sieben Kindern.
Familie: Verdachtsunabhängige Kontrollen bei Kindern. Man staunt. Oder staunt man schon nicht mehr?
Familie: passend zum Datum läuft hier natürlich: “Deine Mudder” in heavy rotation.
Essen: Gekocht habe ich in der letzten Woche z.B. das hier, das ist pappeinfach und gut.
Essen: Die App “Go Veggie” vom geschätzten Stevan Paul gibt es endlich auch für Android. Kann ich empfehlen, hab ich schon oft erfolgreich benutzt, das ist eine feine Sache.
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