Maximilian Buddenbohm's Blog, page 317
February 15, 2015
Prost
Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, dass immer mehr kleine Brauereien entstehen und es eine ganz neue Bierszene gibt. Das ist wunderbar, dass man das Brauen nicht mehr nur den Konzernen überlässt, deren Produkte oft ganz okay sind, aber längst nicht so gut, wie ein Bier sein kann. Ich trinke gerne Bier, ich mag es, wenn es da Vielfalt gibt. Andererseits nehme ich mit Sorge zur Kenntnis, dass in Getränkekarten bei Bierspezialitäten immer öfter verdächtige Vokabeln auftauchen. Da liest man von Karamellaromen, von fruchtigen Noten und Obstsorten. „Anklänge von grünem Apfel“, ja nee, ist klar. Was machen denn diese Begriffe bitte beim Bier? Das ist doch, als ginge man auf ein Rockkonzert und der Sänger würde vor Beginn ans Mikro treten, die Arme heben und ganz ernst erklären, dass der erste Song noch piano sei, der zweite eher capriccioso und dann ginge es aber so richtig furioso weiter. Statt es einfach krachen zu lassen.
Wenn man diese Entwicklung weiterdenkt, muss man bald seitenlang Bierbeschreibungen lesen und mit fachkundigen Obern Diskussionen über Hopfenanbaugebiete führen, bevor man in der Kneipe endlich etwas ins Glas bekommt. Und womöglich muss man dabei so kultiviert gucken, wie es die Weintrinker immer schon tun. Nichts gegen Weintrinker, versteht sich, ich mag ihre stets bemühte Grundhaltung. Aber möchte man sich denn bemühen, wenn man Durst hat? Möchte man nicht einfach nur ein Bier? Ein sehr, sehr gutes Bier meinetwegen.
Nein, ich will mein Bier nicht erklärt bekommen. Ich will nichts von tannenzapfig im Abgang oder über Anklänge von Brombeer und Moos lesen. Ein so beschriebenes Bier kann man doch nicht mehr auf ex trinken, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Und dann denkt man wehmütig zurück an damals, als Bier noch gegen Durst half.
Was war das schön.
(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)
February 14, 2015
Woanders – diesmal mit einem Witz, einer Zeitschrift, Noten und anderem
Familie: Ein Kind erzählt einen Witz. Das ist, wie alle Eltern wissen, hochkompliziert.
Familie: Anmerkungen aus Vatersicht zur neuen Version der “Eltern”-Zeitschrift.
Familie: Die Tollabox hat ein kleines Finanzproblem. Ein Grund mehr, gleich eine zu bestellen. Feines Unternehmen, nette Leute, großartige Pakete, wir haben das getestet. Wenn Sie die Tollabox nicht kennen – nur zu. Jetzt erst recht.
Schule: Ein Lehrer über die Reaktionen auf normale Noten. Wir haben damals eine Drei ja noch wild gefeiert. Aber wir hatten auch nichts. Jedenfalls keine Einsen.
Irgendwasmitmedien: Ich mag übrigens das gute alte Tagebuchbloggen. Wie etwa hier bei Liisa.
Irgendwasmitmedien: Wie die Empfehlungen bei Spotify zustande kommen. Das ist für Eltern allerdings nicht relevant, denn wenn die Kinder auch über den Papa-Account mithören, dann bekommt man natürlich höchst seltsames Zeug empfohlen. Gerade nachgesehen – möchte ich “Conni und der Dinoknochen” hören? Eher nicht.
February 13, 2015
Fragen an die Söhne
Ich wurde hier gebeten, Fragen zu notieren, die Fremde an meine Kinder richten. Da musste ich erstaunlich lange nachdenken, was vielleicht daran liegt, dass wir in Hamburg wohnen. Wenn man sich hier fremd ist, dann spricht man sich nun einmal nicht an. Nein, auch Kinder nicht. Weder Sohn I, noch Sohn II werden dauernd von irgendwem irgend etwas gefragt, nicht beim Einkaufen, nicht auf dem Schulweg, nicht auf dem Spielplatz. Das scheint in anderen Gegenden anders zu sein.
Damit es dennoch eine Antwort gibt, nehme ich dafür die beiden häufigsten Fragen, die den Jungs von Erwachsenen gestellt werden – die dann allerdings eher keine fremden Erwachsenen sind.
Wenn wir mit dem Auto irgendwo hinfahren, etwa um jemanden zu besuchen, dann fragt man aus guten Gründen, wenn wir aus dem Auto steigen, Sohn II: “Und? Haste gekotzt?” Seine Antwort darauf ist in nahezu jedem Fall wahrheitsgemäß: “Jo.”
Und seit ein paar Monaten fragen nahezu alle Erwachsenen, die uns in egal welchem Kontext begegnen, Sohn I: “Und? Wie ist die Schule?”
Worauf die Antwort übrigens auch in jedem Fall “Jo” ist. Mehr hat er dazu nämlich nicht zu sagen. Schule ist zwar eindeutig super, aber die Frage nervt ihn allmählich doch sehr. Er fragt ja auch nicht jeden Erwachsenen bei jedem Treffen, wie es im Job so ist.
Die Söhne lernen hier also sehr früh, dass “Jo” eine sowohl zureichende als auch universal brauchbare Antwort ist. Das ist pädagogisch sicher nicht verkehrt.
February 11, 2015
Woanders – der Wirtschaftsteil
Volkswirtschaft haben wir hier eher selten, das kann aber auch einmal interessant und unterhaltsam sein, besonders wenn es um die Querschläger dieser Wissenschaft geht.
In diesem Interview geht es unter anderem auch um Monopoly, also um das Spiel, das so aufdringlich einige wichtige Aspekte unseres Systems spiegelt. So aufdringlich, dass man die Symbolik immer noch weiter denken kann, bis hin zu Monopoly Planet Earth.
Monopoly ist ein Spiel der Ungleichheit, der radikalen Gewinne und Verluste. Radikale Gewinner gibt es, das muss man sich ab und zu klarmachen, nicht nur im Spiel. Und was Verluste im wirklichen Leben ausmachen können, das liest man in dieser Meldung zu Griechenland, in der es einmal nicht um das Outfit und das Charisma des Regierungspersonals geht. Sondern um eine Zahl, die auf grauenvolle Weise ausdrückt, was in diesem Land los ist: die Selbstmordquote. Wobei man nicht nur an Griechenland denken muss, versteht sich.
Um Gewinner und Verlierer geht es auch im Text über Yuval Harari. Ein Mann mit der durchaus eleganten Berufsbezeichnung Universalhistoriker und es geht tatsächlich noch einmal um quasi alles.
Nach solchen Texten tut es immer gut, zu praktischen Problemen zurückzukehren, denn wir können nun einmal nicht in die Zukunft sehen, wir können auch das Gesamte vermutlich nicht verstehen. Wir können aber konkrete Fragen klären, etwa “Wie baut man ein Atomkraftwerk ab?” Da ist man dann wieder im Bereich des Handelns, da geht wieder was.
Und man kann sich auch handelnd um die Zukunft kümmern, versteht sich. Etwa mit Themen wie Cradle-To-Cradle. Etwas mehr dazu noch hier. Und wer noch Motivation braucht, sich mit solchen Themen zu beschäftigen, der erinnert sich am besten kurz mal an das Plastikproblem, das wir als Gesellschaft so großartig verdrängen. Wobei man sich immer noch entscheiden kann, ob man solche Meldungen frustrierend oder doch eher motivierend findet.
Zum Schluss wieder der übliche Link für Radfahrer. Da geht es um die Frage, was eine Stadt braucht, um radfreundlicher zu werden, um in der Verkehrsplanung neue Ideen zuzulassen. Die Antwort ist wohl einfach, aber im Einzelfall evtl. ziemlich schwer umzusetzen: Man braucht einen Bürgermeister, der gerne Rad fährt. Wie in London.
Beim Herumschieben der Möbel
Mir geht es mit dem Blog fast schon wie Isa, was angesichts unserer Projektpartnerschaft kein Zufall ist, aber auch noch mit weiteren Gründen erklärt werden kann. Zum Beispiel damit, dass die Herzdame und ich zum Jahreswechsel angefangen haben, Möbel umzusortieren, ich berichtete hier. Und das hat immer noch nicht aufgehört. Es wird auch so leicht nicht aufhören. Da wir offensichtlich keine größere Wohnung finden können, die für uns auch nur halbwegs bezahlbar ist, müssen wir wohl an dieser Wohnung herumoptimieren, bis alles in der denkbar besten Weise genutzt wird. Das ist nicht so einfach.
Wir schieben also weiterhin Sachen durch die Gegend. Wir überlegen, was wo wie hineinpasst, was man nicht mehr braucht, was man wohin auslagern kann, was in welcher Farbe besser oder sogar größer aussieht, wie die Wohnung besser genutzt werden kann. Das ist ein ungeheuer ergiebiges Thema, damit kann man etliche Tage und Abende verbringen und nebenbei noch etwas über Mathematik nachdenken. Ja, Mathematik.
Etwa am Beispiel unseres Wohnzimmers. In dem stehen fünf Möbelstücke. Diese fünf Möbelstücke stehen an den fünf Standorten, die im Raum überhaupt für Möbel in Frage kommen, wenn man absurde Lösungen einmal ignoriert. Wenn man fünf Möbel auf fünf Plätze verteilt, dann hat man wie viele Möglichkeiten? Das sind 5! Was jetzt keine 5 mit einem Ausrufezeichen ist, sondern “Fünf Fakultät”, die mathematische Schreibweise für die erstaunliche Lösungsvielfalt von 5x4x3x2x1. So viele Möglichkeiten gibt es nämlich tatsächlich, das sind also 120. Erstaunlich, nicht wahr? 120 Möglichkeiten? Wenn man im Wohnzimmer vor den Möbeln steht und sich umsieht, was wie wo hinpassen könnte, dann kommt man zunächst nicht auf so eine hohe Zahl. Man denkt eher an zehn Möglichkeiten, vielleicht an fünfzehn. Wenn man aber darüber nachdenkt, wird es mathematisch schnell klar. Man hat für den ersten Platz fünf Möglichkeiten, für den zweiten vier, für den dritten drei und immer so weiter und wieder von vorne, mit dem zweiten Möbel auf Platz eins. Aber wenn man nicht nachdenkt, sondern nur kurz hinfühlt, dann liegt man völlig falsch.
Wir wollen aber keine Möglichkeit auslassen, also denken wir zumindest etwas intensiver nach, wenn auch sicher nicht bis zur vollen Zahl aller Möglichkeiten. Am Grundproblem, dass es nur ein Kinderzimmer gibt, ändert sich ohnehin nichts, da ist nichts zu machen. Aber sonst – wir spielen jetzt Möbelschach auf der vollen Grundfläche. Verloren hat dabei, wer keinen Platz für seinen Schreibtisch mehr hat.
Mein Schreibtisch steht jetzt plötzlich im Schlafzimmer, so dass ich zum ersten Mal seit Jahren etwas schreiben kann und dabei Tageslicht sehe. An meinem alten Platz im Flur, da gab es kein Fenster.Ich hatte ja nichts! Nicht einmal Licht. Aber egal, so sind in den letzten Jahre alle Texte hier entstanden, gebloggt aus fensterloser Ecke, wer weiß, was das alles erklärt.
Jetzt steht mein Schreibtisch im Schlafzimmer, direkt neben dem Bett. Wenn ich den Arm ausstrecke, kann ich das Bett sogar fühlen, so dicht steht es. Ich kann, noch während ich mit der rechten Hand weitertippe, mit der linken Hand ganz nebenbei ertasten, wie weich das Bett ist, wie warm, wie einladend. Wenn ich mich ganz leicht mit dem Oberkörper nach links kippen lasse
[…]
Wo war ich? Es ist jetzt jedenfalls ein ausgesprochen nickerchenfreundlicher Arbeitsplatz, das kann man nicht anders sagen. Ich muss mich hier erst ein wenig eingrooven, glaube ich. Und dann gibt es auch wieder mehr Texte.
February 10, 2015
Ein Update bei “Was machen die da”
Wir haben ein neues Interview online, es geht um Equality Dancing und nein, den Begriff kannte ich bis vor ein paar Wochen auch nicht. Das ist aber eine interessante Sache, da kann man etwas über Normalität nachdenken und was warum getrennt wird und was nicht, das ist und bleibt ein spannendes Thema.
Und es gibt heute nicht nur ein Update, es gibt auch noch eine kleine Neuerung bei “Was machen die da” – nämlich einen Spendenbutton unter den Artikeln. Wir freuen uns über jeden Betrag, versteht sich. Herzlichen Dank und viel Spaß bei der Lektüre – zum neuen Interview hier entlang.
February 8, 2015
Die Bochum-Texte und ein Telefonat
Nach der Lesung bei der GLS Bank am Freitag in Bochum gab es einige Nachfragen, ob die dort von mir gelesenen Texte online zu finden sind. Sie sind natürlich, und zwar hier:
Der Uralt-Text aus gegebenem Anlass “Selbstbild, Fremdbild, Rock’n Roll” noch unter alter Blogadresse und in zerschossenem Design genau hier.
Der Liebestext über die beiden jungen Menschen vor der S-Bahn ist hier.
Und der Text über die Sehnsucht nach dem Klack, den anscheinend erstaunlich viele Leute gut nachvollziehen können, der ist hier.
Die Lesung mit Isa, Patricia und Johannes wurde aufgezeichnet, der Stream wird vermutlich auch noch online gestellt, ich sage dann Bescheid.
Ich bedanke mich bei den Organisatoren von der GLS, das lief alles bemerkenswert großartig und fluffig ab. Danke auch für die ungewöhnlich zahlreichen positiven Rückmeldungen auf Twitter etc., so etwas hebt die Stimmung tatsächlich nicht unerheblich. Und ich habe vor Ort bestimmt wieder Gäste nicht erkannt, obwohl ich ihnen seit Jahren auf irgendeinem Kanal folge, das tut mir aufrichtig leid, ich bin da aber komplett chancenlos.
Am Morgen nach der Lesung war ich mit Isa und Johannes in Bochum unterwegs, als mein Handy klingelte. Ich hatte damit schon gerechnet, denn ich bin wirklich nicht oft von zu Hause weg, natürlich vermissen mich die Söhne, sobald ich aus der Tür bin.
Ich: “Moin.”
Sohn I: “Hier ist Jojo Buddenbohm, wer ist da bitte?”
Ich: “Ich bin dein Vater.”
Sohn I: “Ah. Der.”
Ich: “Und? Wie ist so? Was macht ihr?”
Sohn I: “Mein Bruder schlägt auf seine Gitarre ein, Mama macht sich gerade einen Kaffee und ich ich würde viel lieber lesen, sollte dich aber unbedingt mal anrufen.”
Ich: “Ihr fehlt mir auch.”
Sohn I: “Tschüss Papa.”
February 4, 2015
Woanders – Der Wirtschaftsteil
Wir fangen mit einem kleinen Nachtrag zur letzten Folge an. Da ging es mit dem aufsehenerregenden Text von Bauer Willi los, der für viele Diskussionen und schier endlose Kommentare unter dem Originalpost gesorgt hat (wer es nicht gesehen hat – das war hier). Bei “enorm” kommt der Bauer in einem Interview jetzt noch einmal mit einigen Ergänzungen zu Wort.
Es bleibt also kompliziert in der Landwirtschaft, auch wenn die aktuellen Appelle an die Verbraucher oft ganz einfach klingen. Etwa der von Christian Hiss, dem Gründer der Freiburger Regionalwert AG. Bewusster einkaufen also, regionaler einkaufen. Mit dem Geld anders umgehen. Mit mehr Kenntnis und Interesse einkaufen womöglich, da helfen manchmal auch Geschichten weiter. Vor dem nächsten Sauerteigbrot etwa vielleicht einfach mal das hier lesen, da wird das Brot gleich viel spannender, und man möchte gar kein Industriebrot mehr.
Und damit genug von Landwirtschaft und Lebensmitteln, es gibt auch noch andere Branchen, Industrien und Themen, wir wollen einmal etwas origineller sein. Es soll nicht immer nur um das Essen und seine Produktion gehen, auch wenn man dazu endlos viele interessante Links findet. Andere Produkte sind ebenfalls spannend – und die kann man sogar auch mit dem Präfix “regio-” anteasern, das geht öfter, als man denkt. Regiorohstoffe wie Stahl, Aluminium, Kupfer zum Beispiel? Doch, die haben wir in Deutschland. Für den Smalltalk merken wir uns die Vokabel “Urban Mining”.
Finden wir noch mehr ganz andere Themen als sonst? Aber ja. Faire Kondome, die hatten wir hier auch noch nicht. Die gibt es auch noch gar nicht, aber vielleicht ja in Kürze.
Beim Thema “Sharing” denken wir meistens an Autos, vielleicht auch einmal an Ferienwohnungen oder an kleine Geräte wie Bohrmaschinen. Aber an Hunde?
Wenn wir an Stadtplanung denken, geht es hier meist um Verkehr, also schon wieder um Autos, vielleicht auch einmal um Fahrräder. Ein Stadtplaner sagt, es sollte eher um Kinder und Senioren gehen. Übrigens ein Text mit wunderbaren Detailinformationen – ohne Fahrradträger am Auto gibt es in Kopenhagen keine Taxilizenz. Guck an!
Wenn wir an Bücher denken, dann denken wir “toll!”, denn das Buch an sich ist gut, das Buch ist Kultur und Bildung. Man kauft vielleicht ein gedrucktes Buch in der guten alten Buchhandlung, und denkt sich, man macht damit etwas richtig. Man überlegt, ob nun Buch oder Ebook besser, vernünftiger, richtiger ist, das wird schnell sehr kompliziert, wie alle Fragen des Konsums. Das gedruckte Buch an sich ist gut, ja. Sein Rohmaterial ist es allerdings nicht unbedingt.
Eine Nachricht, bei der man auch zuerst “toll!” denkt: Eine Stadt zahlt Schadensersatz für fehlende Kita-Plätze Aber ist das wirklich so toll? Antje Schrupp denkt weiter. Auch die Kommentare unter dem Text sind lesenswert.
Zum Schluß wieder etwas für die Freunde des Fahrrads – bei Lego gibt es Design-Entwürfe für Hipster-Figuren. Und Hipster, eh klar, fahren Fahrrad. Und zwar nicht irgendein Fahrrad, sondern ein Fixie. Falls Sie nicht hip genug sind, um den Begriff Fixies zu kennen, falls Sie also so altmodisch sind wie ich, das sind Eingangräder, sagt die Wikipedia. Wieder was gelernt!
February 1, 2015
Woanders – diesmal mit Nichtschule, digitaler Unfreiheit, Tablets und anderem
Schule: Die Reicherts schreiben über Reisen und leben davon. Ihre Kinder gehen nicht zur Schule. In diesem Interview ist ganz am Ende wiederum ein Interview mit dem ältesten Sohn verlinkt, der in Deutschland externes Abitur gemacht hat. Eine ganz erstaunliche Angelegenheit.
Schule: Ein Hamburger Lehrer berichtet über das Lernen mit Tablets im Unterricht. Völlig überraschend erweisen sich die Geräte als nützlich.
Familie: In der Wirtschaftswoche geht es um die digitale Unfreiheit der Kinder, deren Eltern sie mit modernsten Methoden fürsorglich belagern. Es graut einem.
Gesellschaft: Erzählungen über die Flucht aus Syrien. Langer Text, kaum vorstellbare Schicksale.
Feuilleton/Foto: Spaß mit Buchcovern.
Feuilleton: Der Fuchs sagt: “Tach!” – vom Kleinen Prinzen erscheinen gleich mehrere Neuübersetzungen und auch neue Hörfassungen.
Der tiefere Sinn des Februars
Ein allgemeines Formtief ergreift mein Umfeld. Alles kränkelt, schwächelt, dümpelt lustlos durch die grauen Tage. Man wartet auf den Frühling, auf bessere Zeiten, auf was weiß ich. Es gibt aber jedes Jahr einen dunklen Januar, es gibt jedes Jahr einen sinnlosen Februar, da muss man eben durch. Kein Grund, sich hängen zu lassen! Niemand sagt, dass man nicht auch die trüben Wochen mit etwas Phantasie für sinnvolle Projekte nutzen kann. Ich mache das jedenfalls.
Ich beobachte das Wetter, ich beobachte die Söhne. Ich warte ab, nein, ich lauere, denn ich muss für meinen Plan den perfekten Moment erwischen. Ich warte auf die ideale Kombination aus all den unerfreulichen Zutaten dieser Jahreszeit. Es muss draußen stundenlang schneeregnen oder graupeln, die Straßen und Wege müssen unangenehm matschig sein. Alles muss nass sein. Richtig, richtig nass. Und windig darf es auch gerne sein, so windig, dass die gefühlte Temperatur weit in den Keller geht und der Regen überall hinkommt. Und am besten wäre es, wenn es drei Tage hintereinander oder noch länger so ein Wetter gäbe. Die Kinder müssen sich, damit mein Plan funktioniert, noch mit irgendeinem Virus anfreunden, das ist ja in diesen Wochen eh kaum zu vermeiden. Am besten genau dann, wenn das Wetter endgültig so wirkt, als würde es sich nie mehr ändern wollen. Dann wird alles perfekt, dann geht der Plan problemlos auf. Dann werde ich den geschwächten Kindern liebevoll die Betten aufschütteln, ich werde ihnen honigsüßen Tee machen und dicke Bücher zum Vorlesen bereit legen. Und ganz nebenbei, während ich ihnen über die heiße Stirn streichele, werde ich ihnen zuflüstern: “Wenn ihr einen Hund hättet – ihr müsstet jetzt mit ihm raus.”
Und dann werden sie das Thema monatelang nicht mehr erwähnen. Das wird schön.
(Dieser Text erschien als Sonntagskolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung)
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