Maximilian Buddenbohm's Blog, page 145

January 11, 2021

Randbemerkungen

Auf der Straße vor dem Haus rollt mir ein kleiner Tannenbaum entgegen, das deutsche Tumbleweed des Winters. Allerdings bewegt sich dieser tote Baum nicht windgetrieben, sachte und fast lautlos, er wird vielmehr von zwei johlenden Kindern schwungvoll getreten, dass die Nadeln nur so fliegen. Was ich insofern mit einer gewissen Freude und entspannt betrachte, als es nicht meine Kinder sind, das ist auch einmal schön. Die lieben Kleinen! Die wertvolle Beschäftigung im Freien! Am Ende der Straße liegen noch mehr Bäume, der Spaß wird gleich noch größer, wenn sie die erst finden. Ich bleibe stehen und sehe noch ein wenig zu, gutgelaunte Menschen sieht man gar nicht so oft in der aktuellen Situation.

***

An der Hauswand weht ein Einkaufszettel entlang und bleibt vor meinen Füßen liegen, so dass ich ihn gut lesen kann. Auf dem stehen, blauer Kuli auf weißem Grund, so Sachen wie Butter und Brokkoli. Oben drüber aber hat jemand mit einem schwarzen, dicken Stift, in Großbuchstaben und mit mehreren Ausrufezeichen SCHOKOLADE!! geschrieben, das sieht nach einer gewissen Dringlichkeit aus. Ich nicke dem unbekannten Menschen, der das geschrieben hat, im Geiste zu, ich verstehe ihn, ich unterstütze seinen Wunsch und hoffe, er hat in ausreichender Menge bekommen, was er benötigt hat; ich hoffe, er oder sie hatte nach dem Einkauf die volle Gönnung, wie die Söhne so treffend sagen würden.

***

Vor der Kirche stehen zwei Menschen und fotografieren erst diese und dann sich. Ob das Touristen sind? Gibt es noch Touristen, gibt es schon wieder Touristen? Und wenn ja, von wo? Das weiß man alles nicht und man fragt ja auch nicht. Also ich jedenfalls nicht. Am Ende ist es einfach ein Ehepaar, das in dieser Kirche vor 25 Jahren oder so geheiratet hat, und die machen da heute ein Erinnerungsfoto, das wird es sein. Wir wollen nicht nach abwegigen Erklärungen suchen, wir nehmen die naheliegende Vermutung, die ist meistens richtig – und Touristen waren damals.

***

Im öffentlichen Bücherschrank stehen Werke von Hans-Georg Gadamer. Die lasse ich stehen, die sind mir zu kompliziert. Aber wenn es danach geht, was mir alles zu kompliziert ist – meine Güte, was müsste ich alles stehen lassen. Personen, Dinge, Systeme, Weltlagen. Alles lassen und weitergehen.

One minute you’re here, one minute you’re gone, das shuffelt mir Spotify genau bei diesem Gedanken in den Gehörgang. Algorithmen haben manchmal auch einen speziellen Humor.

Weiter unten im Bücherschrank, verdeckt von den Münzkatalogen und dem Steuerrecht, liegt ein Lustiges Taschenbuch. Das nehme ich mit.

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Published on January 11, 2021 10:46

Nur ganz schnell …

… der Text steht heute wieder woanders, nämlich drüben beim Goethe-Institut. Ich habe dort eine Gesellschaftskolumne geschrieben. Gewissermaßen.

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Published on January 11, 2021 10:01

January 9, 2021

Anmerkungen zur Home-School

Ich versuche gar nicht erst, das vollständig aufzuzählen, aber in der Home-School kommen PowerPoint, Word, Excel, mehrere Chatprogramme, mehrere Tools für digitale Meetings, mehrere Plattformen, zwei Mailprogramme, eine Software für Stopmotionfilme und eine App für die Erfassung sportlicher Leistungen zum Einsatz, natürlich auch sämtliche Funktionen des Smartphones und ich habe sicher irgendwas vergessen und müsste an den Fingern beider Hände abzählen, wie viele Accounts mittlerweile von uns eingerichtet worden sind.


Vieles, was mit diesen Tools produziert wird, muss irgendwie und irgendwo gespeichert werden, abgelegt werden, hochgeladen werden, archiviert werden.


Aber: Sich digital vernünftig organisieren zu können, das ist auch für viele Erwachsene eine kaum zu lösende Aufgabe.


Die Vorstellung geht dahin, dass die Kinder über längere Zeit selbständig arbeiten, etwa bei der Beschäftigung mit einem Arbeitsblatt. Nahezu unweigerlich wird da in Kategorien von Schulstunden gedacht.


Aber: Sich länger als, na, etwa 20 Minuten durchgehend konzentrieren zu können, das ist auch für viele Erwachsene eine kaum noch zu lösende Aufgabe.


Es gibt nicht nur die oben genannten Tools, es wird auch viel ausgedruckt, gemalt, gezeichnet, markiert etc. Die Ergebnisse davon werden wiederum gescannt, abgelegt oder weiterverwendet. Nach ein paar Tagen geht es schon um sehr viel Papier, locker ein großer Wohnzimmertisch und ein, zwei Quadratmeter Fußboden voll, dazu kommen noch Bücher, Hefte etc.


Aber: Ordnung in so einem Wust zu halten, das ist auch für viele Erwachsene eine kaum zu lösende Aufgabe.


Die Kinder sollen sich an einen Stundenplan halten, die Kinder sollen sich selbst einen Stundenplan ausdenken, beide Varianten kommen vor. Sie sollen jedenfalls ihre Woche strukturieren.


Aber: Sich selbst zu strukturieren, das ist auch für viele Erwachsene eine kaum zu lösende Aufgabe. Besonders in Pandemiezeiten sind, wie man lesen konnte, gerade daran viele Menschen fast schon erstaunlich gründlich gescheitert.


Man könnte vermutlich noch auf weitere Punkte kommen. Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass die Leistungsfähigkeit, die ganz abgesehen von den Ergebnissen in den Fächern notwendig ist, um zu Hause überhaupt erfolgreich arbeiten zu können, in der allgemeinen Diskussion nicht recht wertgeschätzt wird.


Schon gar nicht wird irgendwas davon gelehrt. Das muss man alles, wie die Kinder sagen, „aus der Luft können.“ Und man muss es dringend können, denn die Schule besteht auch in diesen Zeiten hauptsächlich aus Forderungen, nicht aus Angeboten.


Für die nächste Pandemie – immer hoffnungsvoll enden! – würde ich mir eine Lernplattform wünschen, die unter Berücksichtigung dieser Punkte entwickelt wird. Ich glaube, dass das geht. Ich glaube aber auch, dass, pardon, kein Schwein bei der Entwicklung der jetzigen Plattformen daran gedacht hat. Es gibt zum Thema Usability ein paar nachlesbare Standards, es gibt ziemlich klare Erkenntnisse und auch Testverfahren. Man kann geregelt herausfinden, was läuft und was nicht läuft. Und man kann, das ist am wichtigsten, Wert darauf legen, dass alles möglichst leicht verständlich ist und Struktur gibt, nicht verlangt.


Egal. Jetzt erst einmal herausfinden, was es mit der seltsamen Datei 17-2 auf meinem Notebook auf sich hat, in der ein paar wirre Zahlen stehen und die ich erst einmal einem Sohn zuordnen muss, um dann vielleicht weiter zu kommen.


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Published on January 09, 2021 23:51

January 7, 2021

Ein tieferes Grau

Man kommt gar nicht mehr raus, wenn man den Wahnsinn von Home-Office und Home-School mitspielt, man kommt gar nicht mehr vor die Tür. Und wenn doch, dann ist es da eklig. Schneeregen, was soll das, was will man da? Nur auf dem Kirchturm, da bleibt ganz oben – hauchdünn! – ein wenig Schnee liegen. Ich sage im Vorbeigehen zu Sohn II: „Guck mal, Schnee“, und ich zeige dahin. Er guckt mäßig interessiert hoch, er weiß natürlich, dass Schnee in Hamburg nur irgendwelche grauweißen Fitzelchen in Schleierstärke oder aber eine halbdurchsichtige matschige Masse mit Spuren von Hundekacke darin meint, nichts Spannendes.


Die Kinder in seinem Alter und aus der Stadtmitte, die kennen das gar nicht, was Sie und ich uns unter Winter vorstellen. Die kennen weder den Zauber noch die Stille eines allumfassend weißen Schneetages, die kennen auch das Frieren nicht, die kalten Hände vom Schneeballrollen, die kalten Füße in durchnässten Schuhen an langen Rodelnachmittagen, die roten, brennenden Wangen nach einem eisigen Tag da draußen. Die haben keinen einzigen Schneeengel in ihrer erinnerten Zeit gemacht und keinen Schneemann je gebaut. Die haben nie am Morgen eine allererste Spur in eine weite Schneefläche gestapft und dann zurückgesehen. Als es zuletzt Gelegenheit dazu gab, da war er noch zu klein, um sich jetzt daran erinnern zu können. So lange ist das her. Diese Kinder haben also auch einen anderen und aus unserer Sicht etwas seltsamen Bezug zu dem ganzen Dekokrempel, den wir gerade wieder in die Keller geräumt haben. Das ganze Weihnachtszeug mit den Winteraccessoires, mit dem gemalten oder modellierten Schnee daran und darauf, mit dem also, was für uns einmal Winter war. Alles Märchenland. Als das Wünschen noch geholfen hat! Das war einmal und ist nicht mehr.


Es kann sein, dass es dennoch den einen oder anderen Schneetag in Hamburg gegeben hat, ich weiß es gar nicht genau. Vermutlich aber waren es bestenfalls halbe und da hat der Sohn gerade in der Schule festgesessen oder anderweitig Pech gehabt. Es gab jedenfalls nicht genug Schnee, dass er sich daran freudig erinnern könnte. Es gab keinen Schnee, für den er ausreichend kindliche Verwendung hatte.


Ich sage dem Sohn, dass im Wetterbericht Schnee steht. Er reagiert nicht auf diese Nachricht, er glaubt einfach nicht daran. Schnee ist etwas, das nicht stattfindet. Der Winter ist ein tieferes Grau, und mehr ist er nicht. Der Winter ist vor allem furchtbar langweilig. Wie gut, dass es da Home-Office und Home-School gibt, da hat man immer etwas zu tun. Toll!


Na, wie auch immer. Nun zurück zur Bruchrechnung, zu englischen Uhrzeiten und zur Umwandlung von Märchen in Theaterdialoge. Was man so macht, an den langen Winterabenden, die wir Älteren früher sinnlos am Kamin verbracht haben, dümmlich ins Feuer starrend.


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Published on January 07, 2021 12:10

January 6, 2021

Wir machen Kunst

Währenddessen in der Homeschool, es geht um das Fach Kunst. Ja, auch die Nebenfächer finden bei uns statt und werden getreulich bearbeitet, übrigens auch Sport. Wobei die Söhne allerdings etwas sparsam gucken, denn dafür sollen sie raus. Vor die Tür! Bei dem Wetter! Und ich darf wieder nicht von damals reden, von 78/79, als es wirklich Winter war. Nein, ich sage nichts. Ich gucke nur mit hochgezogenen Augenbrauen auf die albernen Schneeflöckchen, die in sehr überschaubarere Anzahl am Fenster vorbeitrudeln, und ich denke mir meinen Teil. Bei mir lag ja damals der Schnee auf dem Schulweg hoch bis zur Hüfte … schon gut.


Drinnen geht es heute um das Zeichnen von Schatten, auf welcher Seite ist ein Gegenstand dunkler, auf welcher heller, wie stellt man das korrekt dar, von wo kommt das Licht und guck mal, dann sieht es alles gleich plastischer aus und eine Kugel auf einmal wie eine Kugel, nicht mehr wie ein Kreis. Toll!


Der Sohn hat allerdings noch Fragen. Wie macht man das, wie sieht man das, wo ist denn da jetzt der Schatten genau? Da muss man richtig lange hingucken, das nervt schon einmal, das ist wieder was mit Geduld. Wo hat das Kind diese innere Unruhe her? Das ist unerfindlich, aber ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, was soll ich noch alles machen und wann. Ich erinnere mich jedenfalls noch gerne an den Kunstunterricht von damals und dass ich solche Aufgaben einmal ganz interessant fand. Ich finde auch, dass es erstrebenswert ist, ein wenig zeichnen zu können und so ein paar Schatten irgendwo lässig zu skizzieren, doch, das kann man ruhig mal geübt haben, finde ich. Das ist genau genommen sogar sinnvoller als manche Textaufgabe aus einem gewissen Hauptfach. Ich hebe also an zu einer kundigen und mitreißenden Erklärung, denn ich kannte mich mit Kunst immerhin einmal aus. Wissensreste sind noch vorhanden, Begeisterung allemal. Der Schattenwurf ganz allgemein und speziell hier auf diesem Tisch, wie kommt das, wie geht das – das kann ich alles.


Ich gehe also von der Seite auf den Tisch zu und sage: „Gut, mein Sohn, stell dir vor, ich sei dein Licht …“


Nun ja.


Soweit.


Wir machen dann weiter, wenn der Sohn nicht mehr lachend auf dem Boden liegt.


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Published on January 06, 2021 11:05

January 5, 2021

Eine Dankespostkarte

Rückseite


Ich habe zu danken für die freundliche Zusendung eines Mangas, einer ganzen Menge Sticker (Sticker sind den Söhnen wichtig, es muss unbedingt alles beklebt sein) und dieses Buches über die Mittagsruhe. Ganz herzlichen Dank!


***


Vorderseite


Das Bild ist schon einige Wochen alt, es ist noch aus dem letzten Jahr. Es entstand in der Weihnachtszeit, als wir hier einige Tage wilden Spaß mit der unseligen Kombination von Home-School und Home-Office hatten, die, ich erwähnte es hier und da, übrigens nicht geht. Mein Nervenkostüm war in diesem Monat etwas ausgedünnt.


Ich sitze bei diesem Bild auf dem absurdgrünen Sofa im Flur, ich habe mein Notebook auf dem Schoß. Ich wollte da gar nicht hin, ich habe mich da nur selbst kurz geparkt, weil alle anderen Slots, wollte sagen Arbeitsplätze, gerade besetzt waren und alle um mich herum irgendwelche Calls hatten, wobei ich mich nicht konzentrieren kann, schon gar nicht, wenn es fröhlich eskalierende Kindercalls mit 27 lautgestellten Stimmen sind. Ich habe aber auch gleich einen Call und überlege gerade, wo ich jetzt hingehe, denn im Flur sitze ich äußerst ungünstig, da kommt dauernd jemand vorbei, der mich anspricht. In der Küche wäre es vielleicht gut, aber da ist der Tisch nicht freigeräumt, da stapelt sich alles und ich arbeite ungern zwischen benutztem Geschirr und Essensresten von gestern. Ich werde ungeplant angerufen. Ich gehe sogar ran, denn ich wollte genau diesen Kollegen schon länger sprechen, es ist auch halbwegs dringend. Die Herzdame geht vorbei und sagt etwas, ein Sohn geht vorbei und sagt etwas. Ich sage „Was“, ich sage „Hallo“, ich denke, ich muss hier weg. Ein Sohn stupst mich an und fragt nach einem Passwort, ich wedele ihn weg, er sagt „Aber!“


Ich stehe halb auf, denn ich muss wirklich dringend den Platz wechseln, das geht so alles nicht. Ich mache einen vorsichtigen Schritt, denn an dem Notebook hängen gerade die Kabel von Maus, Headset und Strom, die sich nur allzu gerne um meine Beine und Füße winden, damit ich die Laokoonszene in der Trivialausgabe 2.0 nachspielen kann.


Ich sehe nach unten, ich sage „Scheiße“, der Kollege und ein Sohn sagen: „Was?“


Die Herzdame reicht mir im wiederholten Vorbeigehen einen Kaffee zu, das ist wahnsinnig nett von ihr. Ich brauche nämlich dringend einen Kaffee und sie macht den allerbesten. Ein Kind sagt aus irgendeinem Grund „Scheiße“, ich sage „Was?“ Ich merke eine Sekunde zu spät, dass ich mit dem Kaffee in der einen Hand und dem noch aufgeklappten Notebook in der anderen und den Kabeln um meine Beine unweigerlich eine slapstickartige Entwicklung zu erwarten habe und denke kurz, wirklich nur ganz kurz, aber doch immerhin ausreichend lang für ein Bild, darüber nach, einfach alles fallen zu lassen und dann vielleicht noch auf allem, was dann da so am Boden liegt, ein klein wenig herumzutrampeln. Es ist ein enorm befriedigender Gedanke, vielleicht lächele ich dabei sogar, das habe ich im Dezember nicht oft gemacht.


Ich glaube jedenfalls, diese kleine entspannende Fantasie spiegelte sich recht deutlich in meiner Mimik und wenn ich ein Denkmal für mein Jahr 2020 entwerfen sollte, wenn ich es in einer Gestalt versinnbildlicht haben wollte, ich habe mir in dieser Sekunde Modell gestanden.


Ich sage: „Gottverdammt, das geht so alles nicht!“ Die Herzdame, Sohn I und Sohn II und der Kollege sagen: “Was?“


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Published on January 05, 2021 09:02

January 4, 2021

Links am Morgen

Gabriele Reuter. Nie gehört, und das ist es eben.


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Vanessa spricht mit … eine weitere Folge mit dem Notarzt Daniel Dreyer. Sehr guter Podcast, dicke Empfehlung.


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Marina Weisband über die Schule in der aktuellen Situation.


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Frau Herzbruch über die Schule in der aktuellen Situation. Ich suche währenddessen immer noch die Antwort, wie es denn diesmal bitte gehen soll, die Kinder und die Berufe gleichzeitig zu betreuen. Es muss ja eine geben, der März ist lange her und es gab Zeit genug. Ich habe die Lösung sicher einfach übersehen oder komme nicht darauf oder … ja, schon gut.


Dennoch wird es in diesem Jahr bei uns anders laufen. Vonne Psyche her. Die Herzdame und ich haben nämlich einen Dreh gefunden, der Situation offensiver zu begegnen, aktiver zu sein und uns selbstwirksamer vorzukommen, wir haben jetzt ein ganz anderes Mindset, wie manche Menschen sagen. Und zwar haben wir diesmal der Schule eine Mail geschrieben, bevor sie uns welche schreiben konnte. Gleich am ersten Januar haben wir das gemacht, da haben die nicht mit gerechnet. Und was immer jetzt noch passiert – wir führen immer um einen Punkt.


***



Davon abgesehen halte ich es für geradezu wahnhaft, wirklichkeitsfremd und vernagelt, dass das Schulsystem weiterhin stur auf alle Anforderungen, Lehrpläne, Noten und Prüfungen besteht.


Aber das sagte ich vermutlich bereits mehrfach, pardon.


— Max.Buddenbohm (@Buddenbohm) January 4, 2021




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Published on January 04, 2021 21:28

Erst kommt der Titel, dann kommt der Rest

Man bekommt den Start des Jahres nicht recht mit, wenn man nur Home-Office macht. Man sieht die Stimmung der Stadt nicht, fühlt sie nicht, hört sie nicht. Ich sehe am Morgen nur den dunkelgrauen Himmel vorm Dachfenster des Zimmers von Sohn I, das ich okkupiere, weil er den besten Schreibtisch für meinen Rücken hat. Den Sohn habe ich ausquartiert, schlaf doch mal bei deinem Dauerkontakt. Der Himmel da draußen sieht kalt aus, aber woran sehe ich das? Ich werde mir das nur einbilden. Ich höre nichts, die Straße liegt ruhig, viel zu ruhig für einen Montagmorgen zur Zeit des Bürobeginns. Sohn II räumt nebenan etwas herum, die Herzdame geht über den Flur. Dann wieder Stille. Das Werkjahr beginnt mit aller Zurückhaltung, es schleicht sich ein.


Als ich Kind war (immer „als das Kind Kind war“ bei dem Satz im Kopf) habe ich mich immer fürchterlich aufgeregt, wenn es einen Film im Fernsehen gab und nach fünf oder zehn Minuten erst der Titel des Films eingeblendet wurde, es also für mein Gefühl dann erst richtig losging und alles vorher damit abgewertet wurde zu einem mehr oder weniger sinnlosen Vorgeplänkel, dass im Nachhinein betrachtet keinen Sinn haben konnte und überhaupt unzulässig war. Bei Büchern schwebten ja auch keine Buchstaben vor der ersten Seite im Raum herum, das ging so nicht. So konnte man doch nicht erzählen! Mich hat das so wütend gemacht, meine Mutter lacht da heute noch drüber.


Dieses Jahr hat auch ein Vorgeplänkel, denke ich. Wir werden es vielleicht erst als beginnend empfinden, wenn wir ins Café gehen und danach ins Kino und dann noch zu Freunden, dann erst wird die Jahreszahl 2021 eingeblendet, dann erst geht der Film wirklich los. Und bis dahin ist, was weiß ich, immer noch März 2020, bis dahin ist alles irgendwie dazwischen, bis dahin hat Bobby Ewing am Ende alles nur geträumt.


Ich klappe das Home-Office spontan entschlossen noch einmal zu und gehe um den Block. Ich mag es nicht, wenn ich morgens nichts draußen war, das ist schlimmer als ungeduscht zu sein. Ich brauche meinen Arbeitsweg, ich brauche irgendwelche Eindrücke und ich brauche Frischluft. Also so frisch, wie sie hier eben sein kann. Ich brauche auch Menschen auf der anderen Straßenseite. Näher müssen sie mir nicht unbedingt kommen, aber das dann doch. Die Straßen liegen still, höchstens eine Handvoll Menschen mehr als gestern ist unterwegs, mehr nicht. Haben die alle noch Urlaub oder was. Über dem Kirchturm hängt ein noch fast voller Mond, Wolken ziehen flott an ihm vorbei, das ist ein Bild aus einem Schauerroman aus dem 19. Jahrhundert, das ist nicht Hamburg in diesem Jahr. Ein Hund bellt, das auch noch, natürlich. Ich gehe zur großen Kreuzung vor dem Bahnhof. Da ist auch nichts los, es fahren kaum Autos. Nicht einmal die von den Lieferdiensten. Die Leute haben zu Weihnachten vermutlich alles bekommen, jetzt ist nichts mehr unterwegs. Nur beim Dönerladen tragen sie gerade etwas rein, Gemüse und Fleisch, das immerhin, da arbeitet jemand, geht doch.


Ich gehe zurück ins Home-Office. Ich sehe kurz vor unserem Haus durch ein helles Fenster wie sich ein Nachbar anzieht. Der ist jung und schwungvoll, der springt geradezu in seine Klamotten, der hüpft in seine Jeans, der wirft das T-Shirt über, der reckt die Arme mehrmals. Vielleicht hört er Musik dazu und macht das alles im Takt, das kann gut sein. Dann dreht er sich um und geht schnell aus dem Zimmer. Ich stelle mir vor, wie er aus dem Haus und in den Tag stürmt und das nehme ich jetzt einfach, dieses Bild, das ist der richtige Anfang. Jetzt geht der Film erst los.


Ich gehe wieder ins Kinderzimmer und klappe das Home-Office auf.


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Published on January 04, 2021 05:13

January 3, 2021

Alles kreist und kurvt

Ich gehe am Sonnabend durch die Stadt. Der Tag ist ungeheuer grau, da bricht heute nichts Farbiges durch und Hamburg verbleibt komplett ereignislos und wartet erst einmal ab. Das ist noch kein richtiger Werktag, das ist bestenfalls ein halber. Es geht alles noch nicht richtig los, gehen Sie nicht über Start. Das Jahr drückt sich am Anfang des Kalenders herum und zögert. Die wenigen Menschen, die durch die Stadt gehen, Pärchen zumeist, sie gehen entschlossen spazieren, sie bummeln nicht. Es werden keine Schaufenster begutachtet, wozu auch, man kann eh nichts kaufen. Man geht eher stramm durch, heute wollen wir Strecke machen, wir gehen mal etwas weiter, Hauptbahnhof bis Dammtor, Jungfernstieg bis Stadthausbrücke und dann runter zum Hafen, solche Wege werden gewählt. Komm, wir gehen mal durch die Stadt. Einige Läden in den Fußgängerzonen haben jetzt an den Eingangstüren Schalter eingerichtet, da kann man etwas bestellen und jemand holt es dann aus den Tiefen des Geschäftes und reicht es den Kunden durch die Tür. Viel Zulauf haben diese Schalter nicht, das Verkaufspersonal sitzt da, sieht auf die leere Straße und wartet. Aber die Schalter sind auch noch neu und ungewohnt. Da guckt man erst einmal, da geht man erst einmal vorbei und dreht sich nicht einmal um, lass mal weiter. Kann man ja auch nicht ahnen, dass da jetzt so Schalter sind, darauf war man wieder nicht vorbereitet und hat keine Wünsche dabei.


Die Bettler mit den Bechern vor sich, die bekommen heute kaum etwas. Es gehen nicht genug Menschen durch die Stadt, das kann so nichts werden. Und kein Straßenmusikant spielt nirgendwo, nur der übliche Prediger missioniert am Jungfernstieg lauthals ins Leere und ruft den vorbeifahrenden Bussen etwas über die Sünde zu.  Reinigendes Feuer! Das wird helfen, sagt er. Neben ihm verteilt jemand Prospekte mit Jesus darauf, die will keiner haben.


Drei Polizisten schlendern sehr aufrechten Ganges die Straße entlang und gucken gelangweilt, die Entgegenkommenden rücken die Masken zurecht oder zupfen sie hoch. Ich gehe durch eine der Passagen. Ein Mann im fortgeschrittenen Rentenalter und in der Uniform eines Sicherheitsdienstes geht in Gedanken versunken, die Hände auf dem Rücken, langsam durch die Gänge. Sonst ist da niemand. Er nickt mir zu.


Über der Binnenalster kreisen die Möwen, um die Binnenalster kreisen die Spaziergänger, auf der Binnenalster kreist ein Kanufahrer, der paddelt energisch und kraftvoll und sehr alleine rundherum, ein paar Blesshühner sehen ihm nach. Und alles kreist und kurvt durch das lastende Grau. Man muss am Ufer einen Moment still stehenbleiben, um diese weit ausholenden Bewegungen zu sehen. Nur die schweren Wolken oben ziehen quer durchs Bild und über die Kreise und den Stadtplan hinweg von Ost nach West. Im Wetterbericht stehen mehrere Schneesymbole, und diese Wolken heute, aus denen gelegentlich ein paar harmlose Tropfen fallen, gegen die niemand auch nur einen Schirm aufspannt, die sind nur die Vorhut. Da kommt noch was. Das gilt auch für das Jahr.


Ein Mann geht an mir vorbei, während ich am Geländer stehe und über die Wasserfläche der Binnenalster sehe. Er spricht ein lautes Französisch, das nach arabischer Herkunft klingt, in sein Handy. Er spricht schnell, von seinem Französisch verstehe ich kein Wort. Aber zwischendurch benutzt er eine deutsche Wendung, mehrmals kommt die vor, routiniert wird sie eingestreut: „Alles Scheiße.“ Es fügt sich hervorragend in seinen Redeschwall ein und es klingt nicht so, als sei er wütend deswegen. Es klingt mehr so, als sei es nun einmal so, eine beiläufige Feststellung. Alles Scheiße, mais oui.


Ein Spaziergangspärchen geht an mir vorbei. Sie schiebt einen Kinderwagen und sagt zum Mann: „Wenn du dich scheiden lassen willst, dann lassen wir uns eben scheiden. Meine Güte.“ Er sagt: „Ja, nein.“ Das Kind im Wagen schläft und wird erst später wach. Das Jahr auch.


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Published on January 03, 2021 08:14

January 2, 2021

Links am Morgen

Welt auf Abstand – eine wunderbar ruhige und schön gefilmte Doku über die aktuelle Situation des letzten Jahres. Wenn Sie nah am Wasser gebaut sind – es kommen mehrere Tränenmomente vor, die Sie erwischen werden. Dicke Empfehlung, hat mir sehr gefallen, der Film. Vielleicht auch geeignet, um noch ein wenig zu verarbeiten, was da alles war.


***


Bei der Kaltmamsell geht es unten im Text um Kausalität und Korrelation, da finden Sie das schöne Beispiel mit der Migräne und der etwas abgedrehten und auch aufwendigen Heilmethode, die bei ihr seit drei Monaten wirkt – bzw. eben nicht. Zur Korrelation schiebe ich schnell ein Beispiel aus meinem Erleben hinterher, das mir neulich erst auffiel: Von meinen ehemaligen Chefs sind zwei tot, einer hört Stimmen aus der Wand, einer ist ausgewandert. Das liegt natürlich nicht an mir, das korreliert nur so vor sich hin. (Behauptete er mit einem seltsamen Lächeln.)


***


In der vierten Folge vom “Lob des Gehens” von Nicola Wessinghage (Audio) geht es um “Walkable Cities”. Man beachte die Formulierung der “durch die Straßen quellenden Fußgänger”, das ist ein spaßiges Bild, das kann man mal auf sich selbst anwenden, wenn man morgens aus dem Haus quillt.


***


Auf der wichtigsten Straße im kleinen Bahnhofsviertel war gestern beim Abendspaziergang alles geschlossen, wirklich alles, kein einziger Laden hatte auch nur ansatzweise auf, kein Imbiss, kein nichts. Das war höchst ungewöhnlich, das gibt es sonst nur “in the wee small hours of the morning”. Ich habe zu dem gleichnamigen Song mal eine Playlist gemacht, gerade fällt es mir wieder ein. Verschiedene Interpreten, nur dieses eine Stück, immer wieder. Es ist ein ungemein beruhigendes Lied und alle Interpreten nutzen ihre besonders sachte Schlafzimmerstimme und im Hintergrund spielt eine abgedimmte Instrumentalisierung, es ist also eine ungemein sedierende Playlist auf Spotify. Zur Entspannung kann man außerdem auf die geringen Textvariationen achten, die sich einige leisten, nur hier und da ist ein Wort anders, spontan oder geplant, wer weiß. Bevor man da zum Schluss kommt, schläft man im besten Fall schon längst. 


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Published on January 02, 2021 21:27

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