Maximilian Buddenbohm's Blog, page 111
June 22, 2022
Lange irgendwo hinsehen
Heute höre ich, morgen lese ich, übermorgen schreibe ich dem Blog einen neuen Beitrag.
Ich höre Dumala von Keyerling, es ist erlesen schön, geradezu meisterhaft und es fällt viel Schnee, das kühlt in langen Fieberphasen auch etwas den Coronahasen. „So geht man liebevoll durch den hübschen Abendschein, und einer legt dem anderen seine Lügen ans Herz.“ Ein Buch mit einer lapidaren Liebesgeschichte und einem nur fast ausgeübten Kapitalverbrechen, ein Buch über Menschen, die wenig verstehen und sehr viel zu verstehen meinen, ein Buch über Menschen wie wir. Es endet mit grandiosen, eiskalten Sätzen, sie sind so desillusionierend wie das Älterwerden, das Rauswachsen, das Vernünftigwerden selbst.
Ich lese „Wer wir sind“, das ist von Lena Gorelik. Ein sprachlich schönes Buch, sehr gelungen, nehmen Sie sich das doch auch vor, es lohnt sich. Wie ich überhaupt empfehlen möchte, Bücher bereit zu legen, Bücher, nicht Essen. Ich habe keinen Hunger, ich schmecke nichts, also tatsächlich überhaupt nichts, das nimmt den Appetit, das macht Essen egal und beiläufig und zu einer Sache der bloßen Vernunft, ab und zu etwas kauen, muss ja, aber es ist ganz gleich, was es ist.
Essensvorräte sind überschätzt. Also in meinem Fall, aber wer weiß, vielleicht gilt es auch für andere. Sorgen Sie sicherheitshalber für Bücher, wenn Sie die Infektion noch vor sich haben, wenn Sie sie also morgen erst erwarten, übermorgen, was weiß ich. Wenn ich die Meldungen aus dem Umfeld richtig deute, kann es viel länger nicht mehr dauern. Das Land legt sich hin, das Land wird krankgeschrieben, dem Land geht es gar nicht mal so gut. Von Betrieben höre ich, von Abteilungen, Kliniken und Klassen – da geht jetzt nichts mehr, einfach gar nichts, es ist niemand mehr da.
Hier geht auch weiterhin nichts, nur dieses Buch ging, es ist, wie gesagt, sehr gut, eine Rezension finden Sie hier, eine andere hier. Ein Genuss, es zu lesen.
Am Nachmittag das Saxofon. Jeden Nachmittag spielt einer Saxofon, entweder übend an einem Fenster im Haus gegenüber oder unten auf dem Spielplatz neben der gerade nicht bespielten Tischtennisplatte im Schatten der Bäume, einmal auch auf irgendeiner lustig sein sollenden Veranstaltung für Kinder mit Zauberer und allem oder natürlich auch von Tisch zu Tisch ziehend hinten bei den Restaurants auf dem Platz vor der Kirche, immer wieder dieses Saxofon, unweigerlich. Oh, when the saints.
I want to be in that number, denke ich und gucke auf die beiden Streifen auf dem Test, I want to be in that number, und ich bin es ja auch.
In einer Vase vor meinem Bett drei Pfingstrosen, die gehen nacheinander auf. Ein etwas hinfälliges Pink ist die Blütenfarbe, die Keramikvase dagegen in einem altrosa Ton. Davor steht, wie für einen Zeichenkurs arrangiert, eine andere Vase, kleiner und leer, in einem Mittelmeerreiseprospektblauton. Das ist ein schönes Bild und es verändert sich. Eine Blüte nach der anderen geht nämlich auf, und wie die aufgehen, es gibt kaum eine Blume, die so wahnsinnig aufgeht wie eine Pfingstrose, es ist im Grunde eine Orgie der Entfaltung. Ich sehe immer wieder hin, denn sie gehen so spektakulär und barock auf, dass ich meine, ich müsste sie doch in der Bewegung erwischen, wenn ich nur lange genug hinsehe, aber dann schlafe ich doch wieder ein dabei, wache auf und sie haben sich prompt verändert, heimlich, während ich schlief. Es ist ein ausgesprochen ölbildhafter Anblick, dieses Pfingstrosentrio in der Vase da, es ist stimmungsaufhellend wie es kaum je ein Blumenstrauß war und ich sehe zu, wie das Tageslicht sich und sie wandelt und mit den Farben und Schatten spielt, shades of pink. Dazu muss man auch erst krank werden, um so etwas wirklich sehen zu können, dazu muss alles andere erst gründlich wegfallen und wahrhaftig nicht mehr gehen.
Lange irgendwo hinsehen, es wird vielleicht auch unterschätzt.
Wenn Sie krank werden, lassen Sie sich Blumen bringen, man braucht etwas Nettes um sich oder vor sich.
Im Spalt der Balkontür einmal eine Schwalbe, halbkreist da durch. Es gibt hier sonst keine Schwalben, nie sehe ich Schwalben in der Stadtmitte. Aber jetzt sehe ich eine, eindeutig ist das eine, und sie macht mir den Mittsommer, schnörkelt ihn einwandfrei in den Abendhimmel, dann holt sie noch ihre Freunde dazu.
Wo die hier wohl ihre Nester haben? Ich kenne hier keine Schwalbennester, ich freue mich immer nur auf die am Dach des Hofes auf Eiderstedt. Da also mal drauf achten, wenn ich wieder um den Block gehe. Wenn ich aus meinem eigenen Nest wieder herauskomme.
Ich höre das nächste Buch: „Der Russe ist einer, der Birken liebt“, von Olga Grjasnowa. Das hier.
Auf dem Balkon die Tauben. Ringel- oder nicht, die kacken da alles voll. Ich binde ein Stück Schnur an eine große Gießkanne, ich führe die Schnur über Haken bis zum Bett. Eine leichte Armbewegung nur und die Kanne rumpelt da draußen, das Geflügel stiebt davon, Federchen in der Luft. Ich liege herum und vergräme Tauben, immer in allen Lebenslagen sinnvoll bleiben, wo kommen wir sonst hin.
Ja, wohin eigentlich. Da auch mal drüber nachdenken.
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June 19, 2022
Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 19.6.2022
Ich dagegen habe einen Ort, einen rechtlich klar definierten sogar, denn ich liege mit Corona flach, weswegen hier auch vermutlich in den nächsten Tagen etwas weniger erscheinen wird. Ich finde durch die Bank alles etwas anstrengend, auch das Sitzen, auch das Tippen. Keine empfehlenswerte Krankheit ist das, sicher auch keine, die man mal eben flott mitnehmen könnte, wie es einige auch in meinem Umfeld zu denken scheinen. Tatsächlich war ich lange nicht so krank, und ich sehe nicht, wieso man so etwas leichterhand in Kauf nehmen sollte, das kann nicht richtig sein. Es fühlt sich eindeutig danach an, was es vermutlich auch ist, es fühlt sich also an wie ein verdammt gefährliches Virus.
Im Nachbarhaus gab es dazu noch einen Kabelbrand mit fatalen Folgen für die Haustechnik, deswegen gibt es hier gerade keinen Strom auf der Leitung zum Herd und kein heißes Wasser, ich mache also Corona auf Campingniveau, auf die Idee muss man auch erst einmal kommen. Wie gut, dass ich ohnehin nichts essen möchte.
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Der Herr Praschl bloggt wieder (die Älteren erinnern sich).
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Und hier, die Freibadbeschreibung. Unser Freibad, es fällt mir leider dann wieder ein, hat die Lokalpolitik ja abreißen lassen, ich finde es immer noch unglaublich und auch unverzeihlich. Man sitzt und trägt nach, auch im Namen der Kinder.
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June 15, 2022
Oder ich habe es vergessen
Ich höre „Schwüle Tage“ von Keyserling, obwohl ich es schon gut kenne, aber wie auch in der Wikipedia steht: „Sowohl die schlichte Sprache des Autors als auch der unaufdringliche Vortrag der Sommergeschichte erscheinen als makellos. Treffsichere Naturschilderungen beleben – gerade wegen ihrer unsentimentalen Kürze – die Lektüre.“ Und genau so ist es. Freundinnen und Freunde des situativ angepassten Lesens greifen jetzt zu dieser Erzählung, noch während die Temperaturen steigen.
Ich lese „Auf der Straße heißen wir anders“ von Laura Cwiertnia, hier eine Rezension dazu. Ich habe vermutlich bisher noch keinen aktuellen Roman mit Armenienbezug gelesen – oder ich habe es vergessen. Das ist ein Satzteil, den ich immer zweimal denke – oder ich habe es vergessen, oder ich habe es vergessen -, denn es ist ein Zitat, so unscheinbar es auch ist. Aus der deutschen Übersetzung des „Ce gens-là“ vom Brel, Klaus Hoffmann war das, die herzzerreißende Liebeserklärung an Frieda, schön wie die Sonne:
„Und dann …
Und dann, da ist Frieda
Schön wie die Sonne
Die mich genauso liebt
Wie ich Frieda liebe
Und wir sagen uns oft
Dass wir reich sein werden
Und es wird schön sein!
Die anderen sagen,
Du bist zu schön für mich.
Ich wäre gerade gut genug um Katzen zu töten.
Ich habe nie Katzen getötet –
Oder ich habe es vergessen,
Oder ich habe es vergessen.“
Wobei er das mit dem Geruch im Originaltext unterschlagen hat, aber das ist egal. Es wird dann jedenfalls nichts mit den beiden, natürlich nicht.
„Les autres ils disent comme ça
Qu’elle est trop belle pour moi
Que je suis tout juste bon
À égorger les chats
J’ai jamais tué d’chats
Ou alors y’a longtemps
Ou bien j’ai oublié
Ou ils sentaient pas bon
Enfin ils veulent pas
Enfin ils veulent pas“
Was kann ich Ihnen erzählen. Gestern Abend, als der Spielplatz kinderleer war, als die riesige Krähe in ihrem amtlich wirkenden Schiedsrichterschwarz über den verlassenen Sand stolzierte, als hätte sie dort zu gesetzter Uhrzeit akribisch zu prüfen, ob auch alle Butterkekskrümel und Reiswaffelreste korrekt von den Tauben beseitigt wurden, da blieb sie neben der Schaukel stehen, die noch ein wenig schwang, im Abendwind oder weil das letzte Kind gerade erst abgesprungen war, ich weiß es nicht, ich trat gerade erst ans Küchenfenster und sah nach unten. Der Vogel besah sich die Schaukel mit schiefgelegtem Kopf, ernst und lange. Sprang dann entschlossen darauf und schaukelte etwas. Wollte vermutlich doch einmal sehen, was diese Menschenkinder da immer machen. Und die Krähe schwang etwas hin und her, legte den Kopf nach links, legte den Kopf nach rechts, sprang wieder herunter und besah sich die leere Schaukel noch einmal von unten, während eine andere Krähe von der großen Eiche aus ihr etwas zurief, das wie eine Frage klang, die sie aber nur einsilbig und achtlos beantwortete, sie musste wohl noch weiter über das Schaukeln der Menschen nachdenken und wollte dabei nicht gestört werden.
Ich habe noch nie eine Krähe auf einer Schaukel gesehen, das wollte ich nur eben sagen. Oder ich habe es vergessen. Ou bien j’ai oublié.
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June 13, 2022
Partynächte und Konzeptfiguren
Am Wochenende die postpandemischen Partynächte. Also um mich herum, ohne meine Beteiligung, und zwar ganz so, als sei das hier der zentrale Partykiez der Stadt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Nächte dort gewesen sein müssen, wo in diesem Jahr wirklich der zentrale Partykiez der Stadt ist. Nicht dass ich wüsste, wo das gerade ist. Hier ist jedenfalls nur eine Nebenstelle. Aber laut war es dennoch, und wie, noch um eins, noch um zwei Uhr zerklirrten leere Flaschen auf dem Pflaster, dröhnte die unvermeidliche Achtzigerjahremusik aus Autos und von Balkonen, kicherten, kreischten, grölten und lallten nachtberauschte Menschen aller Altersgruppen und Schichten durch die Gassen und Straßen, zogen von der Alster zum Bahnhof und umgekehrt, stritten sich, schlugen sich, küssten sich, fielen sich in die Arme und lachten hysterisch.
Am frühen Morgen, noch vor fünf Uhr, zu meinem Tagesbeginn, stehen drei immer noch laut diskutierend unter meinem Balkon, eine Frau und zwei Männer sind es, einer davon ist weiß geschminkt, eine Theaterfigur. Sie umarmen sich reihum, alle Konstellationen einmal durch, dann diskutieren sie, stoßen mit Getränken in Dosen an, fangen wieder von vorne an und ahnen vermutlich nicht, wie laut ihr Dialog nach oben übertragen wird, in alle Wohnungen rings um den Platz, der Amphitheatereffekt. Übernächtigte Gestalten, überdreht immer weiter redend und redend, damit sie nicht nach Hause müssen, nur das nicht.
Ich überlege, wann ich zuletzt eine Nacht durchgemacht habe. Das ist lange her, ich weiß es nicht mehr.
Tagsüber in den Nachrichten und auch in den Meldungen der Bekannten das Gegenteil. Die Infektionen, die Sorgen, die Mahnungen zur Vernunft. Es sind wieder mehr krank um mich herum, viel mehr sogar, und wenn man es jetzt bekommt, so scheint es, dann fällt man mindestens eine Woche, eher aber deutlich länger aus und will von mildem Verlauf nichts mehr hören. Hier und da Personalmangel in Abteilungen und Betrieben, hier und da Reiheninfektionen nach Branchen-Events. Ganz Twitter hat wohl nach der Republica eine rote Warnapp, das kommt nicht unerwartet.
Ich lese weiter in Kristine Bilkau, „Nebenan“, ich lese auch Kritiken dazu. Da wird ihr mehrfach vorgeworfen, die Figuren seien zu sehr Konzept, das finde ich lustig. Also wenn es danach geht – gleich mal drei Viertel der Weltliteratur aussortieren, von Emma Bovary bis Captain Ahab und Konsul Buddenbrook und noch viel weiter – alle viel zu sehr Konzept.
Ich lese „Elefanten treffen“ von Kristina Schilke (der Titel wird in der Rezension gleich mehrfach falsch geschrieben, es heißt Elefanten treffen, nicht Elefantentreffen) und mag den Ton. Ich bin immer schon sehr zufrieden, wenn ich den Ton mag, im Grunde bin ich ein Klangleser. Oder wenn ich, wie etwa bei der Bilkau, die Gegend mag. Im Grunde bin ich ein Klang- und Kulissenleser.
Wie gut, dass ich damals doch nicht Germanistik studiert habe, ich hätte am Ende auf Inhalte achten müssen.
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June 12, 2022
Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 12.6.2022
Es gibt eine neue Monatsnotiz der geschätzten Nicola, die dauernd das macht, wozu ich nie komme, nämlich Podcasts hören. Sie erwähnt da auch den Roman „Nebenan“ von Kristine Bilkau, den lese ich ebenfalls gerade, was für ein Zufall. In dem Buch spielen leerstehende Häuser eine zentrale Rolle. Etwa solche in der Innenstadt, in denen einmal Läden waren, also die mit den blinden oder schon schadhaften Schaufenstern und dem unklaren Schicksal. Läden also, die Sie vermutlich auch in nächster Nähe haben, ob Sie nun in einem Dorf leben, in einer Kleinstadt oder in einer Millionenstadt wie ich (wenn ich durch den Hauptbahnhof in die Hamburger Innenstadt gehe, gleich auf den ersten Metern: Karstadt Sport weg, Kaufhof weg, C&A weg).
Das ist mir bisher noch nicht als Thema in einem deutschen Roman begegnet, glaube ich, dieser urbane oder ländliche Strukturwandel der neueren Zeit, aber es ist ein einladendes Thema. Umweltthemen kommen auch im Buch vor, bei denen denke ich aber, dass die nicht recht in einen Roman passen. Mikroplastik etc., Klimawandel und Bauschäden. Ich vermute, dieser Gedanke ist komplett irrational und abwegig, denn selbstverständlich gehört so etwas in Romane, auch wenn mir die Begriffe nicht literarisch genug vorkommen oder was mich da nun genau stört, ich kann es ja nicht einmal exakt benennen, es ist einfach ein Unbehagen. Ich habe jedenfalls nicht Recht mit diesem Unbehagen, glaube ich. Warum soll man immer alles gut finden, was man selbst denkt.
Apropos Strukturwandel, ich schwenke eben in den Alltag vor der Haustür – hier macht neben einem Coffeeshop gerade ein neuer Laden auf, es ist ein, ich halte auf dem Fahrrad extra an, um nachzusehen, es ist ein weiterer Coffeeshop. Das ist gut, denke ich, weil ich doch gerade direkt neben dem Coffeeshop oft Durst auf Kaffee hatte, wer kennt es nicht.
Ansonsten gilt hier seit ein, zwei Jahren übrigens das Prinzip der halbherzigen Eröffnung, es machen also dauernd Läden auf, nur um nahezu sofort wieder zu sterben. Es gab sie dann immerhin einen Tag, zwei Wochen oder einen Monat, manche sogar ein Quartal. Egal, es wird sich niemand jemals an sie erinnern können. In einem dieser Eintagsfliegenlädchen steht eine Schale im Schaufenster, verschrumpeltes Obst liegt darin und ein Schild steht daneben: Vegane Häppchen. Der Laden, ein Café soll es wohl sein, hatte einen Tag geöffnet, dann wieder doch nicht, dann Tage später noch einmal, der Laden flackerte. Jetzt ist er wieder weg, seit Tagen war da kein Licht mehr an. Am Ende war es bloß kurz Kulisse für ein Filmteam, was weiß ich.
An einem anderen Laden schrauben zwei Männer auf Leitern gerade ein Schild ab, als ich vorbeikomme, und in dem Moment, in dem sie es herunterheben, habe ich schon vergessen, was darauf stand.
Ich kann auch keine Podcasts hören, das wollte ich noch eben sagen, weil ich doch Bücher höre. Bücher beginnen gleich mit dem Inhalt, das ist sehr gut eingerichtet. Podcasts dagegen beginnen mit Smalltalk, viele jedenfalls, und ich komme mir doch etwas irre vor, wenn ich Smalltalk im echten Leben kunstvoll vermeide, nur um ihn mir dann medial gezielt zuzuführen, das geht doch nicht.
Ich höre „Wellen“ von Keyserling, den ich mit Vehemenz mag, wie vermutlich bereits häufig genug erwähnt. Keyserling gehört zu den Autoren, die im Grunde immer das Gleiche geschrieben haben, in jedem Buch, immer nur leicht anders betonte Nuancen und sacht abweichende Varianten, aber das ist alles sehr gut so und reicht aus.
Ich schreibe auch immer das Gleiche, nur nicht so gut wie Keyserling. Kein fishing for compliments, eher ein Erkennen des Problems. Ich fahre aus dem Garten (erste Erdbeeren, Zucchini wachsen, Stachelbeeren in Bälde) nach Hause, weil ich nicht nur das Gleiche schreibe, sondern auch immer das Gleiche mache, womöglich besteht da ein Zusammenhang. Immer wieder die Wege zwischen der Wohnung und dem Büro und dem Garten, dazwischen das Einkaufen und die Bücherei, mehr passiert hier einfach nicht. Ich fahre über eine Brücke, unten liegt ein Fleet. Stand-Up-Paddler in träger Bewegung darauf, am Ufer malerische Schrebergärten. Überhängende Bäume spiegeln sich im Wasser, schön sieht das aus. Kleine Boote liegen vertäut an Stegen, es ist ein Sommerromantikbild, es ist das Postkartenhamburg abseits von Alster und Elbe. Aus einer Laube kommt laute Schlagermusik, da hat die ganze Gartenkolonie etwas davon und auch die Menschen, die vorbeikommen oder über die Brücke fahren, so wie ich, die also irgendwo hinwollen, denen singt Udo Jürgens laut nach: „Ich weiß, was ich will!“
Ja, schön für dich, denke ich mit immerhin nur geringer Bitternis, „dass jede Nacht für uns zum Karneval wird“, die Phase habe ich doch längst hinter mir. Ich aber will meine Ruhe, denke ich. Dieser Satz kommt bei Hüsch irgendwo wörtlich als Pointe vor, ich aber will meine Ruhe, es ging da um den Text auf seinem Grabstein, wenn ich mich richtig erinnere. Es gibt viele Sätze beim Hüsch, bei denen nicke ich ihm so zu, vage in Richtung Himmel.
„Sag mir nur eins“ singt Udo, und dann höre ich ihn nicht mehr, „will ich zu viel?“
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Ach, und ich habe hier für das Goethe-Institut etwas über Menschen im ÖPNV geschrieben.
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June 6, 2022
Eine Dankespostkarte
Rückseite
Ich habe zu danken für die Zusendung der gesammelten Lyrics von John Prine, wunderbar, sehr erfreulich ist das. Da ich unlängst auch schon die gesammelten Texte von Brassens erhalten habe, muss ich eigentlich ein neues Regal anfangen, Liedtexte, aber so etwas endet dann vermutlich wieder im Umbau der ganzen Wohnung, Sie kennen das. Ich zögere also noch etwas. Vielen Dank jedenfalls!
Vorderseite
Ein Bild aus dem ÖPNV, mit dem ich gerade deutlich mehr Zeit verbringe als in den letzten zwei Jahren, und ich habe viel Spaß dabei. Man muss sich nur hinsetzen und notieren, es passiert dauernd etwas, es laufen unentwegt Menschen durchs Bild, die irgendwie agieren, mit denen man aber meistens nicht interagieren muss, es ist ganz wunderbar. Eine kleine, eine winzige Szene nur aus dem Hamburger Hauptbahnhof, ein Sekundenclip, wie auf diesen Karten, die eine gif-artige Bewegung zeigen, wenn man sie hin- und herdreht.
Ein kleines Mädchen, noch vor dem Grundschulalter ist sie vermutlich, höchstens in der ersten Klasse wird sie sein. Sie steht neben ihrer Mutter, die gerade Brötchen kauft, sie steht auch neben ihrem kleinen Bruder, der den Daumen noch im Mund und die Augen geschlossen hat, der ist gar nicht ganz da. Eine Taube fliegt auf die kleine Gruppe zu. Es ist eine ausgesprochen tief fliegende Taube, wie es sie in diesem Bahnhof oft gibt. Es empfiehlt sich manchmal, lieber in Deckung zu gehen, besonders rund um die Bäckereien, in die sie hinein und hinaus fliegen. Über die Jahrzehnte haben sie es in der Wandelhalle gelernt und können es jetzt sehr gut, es kommt aber doch gelegentlich noch zu Kollisionen mit diesen Menschen, die da auf dem Boden überall herumlaufen, wo das ganze Essen bereitliegt. Diese Taube also rast auf die Familie zu, schnurgerade wie ein Geschoss, auch Tauben können ein wenig segeln und sehen dann sogar halbwegs elegant aus, flotter Flug, starke Beschleunigung. Das Mädchen aber geht nicht in Deckung. Das Mädchen sieht die Taube auf sich zukommen und macht einen kleinen Karate-Move. Einen Arm schiebt sie dabei als Block nach vorne, der andere geht im gleichen Moment nach hinten und die Faust holt mit Schwung aus. Gekonnt sieht das aus, sie wird Unterricht haben, und sinnlos ist der absolut nicht. Sie hat diese Bewegung verinnerlicht, das sieht man. Sollte die Taube nicht sofort abdrehen, die würde dermaßen auf den Schnabel bekommen. Die Bewegung geht aber noch weiter, es wird noch besser, denn als die Taube knapp über den Kindern wegzieht, schiebt sie in wahrhaft großer Geste mit dem rechten Arm, mit dem sie dann doch nicht zuschlagen musste, ihren kleinen Bruder hinter sich. Kein Held aus einem Actionfilm könnte Schwächere lässiger in die Sicherheit hinter seinem Rücken überführen, so gekonnt sieht das aus, so selbstverständlich, so stark. Und sie sieht der Taube ernst nach, die Gefahr im Blick behaltend.
Der Bruder aber lutscht Daumen und merkt nichts. Er muss auch gar nichts merken, er hat ja diese Schwester.
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June 4, 2022
Währenddessen in den Blogs, die Pfingstausgabe
Herr Kid37 hat mein Bild gemalt, also das, welches ich neulich in der einen Gartenszene beschrieben habe, wie schön ist das denn? Und sehr gut getroffen ist es auch noch. Toll, ich bin begeistert.
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Ich habe noch nie etwas von Ruth Rehmann gehört, aber das kann man ja ändern. Vorgemerkt.
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Die neuen Fundstücke aus den Literaturblogs. Diesmal sind sogar Blogneuentdeckungen für mich dabei, hervorragend.
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Es ist Pride Month, ich habe ein neues Wort gelernt, das passt dazu: Matelotage. Hier das Tiktok-Video, in dem ich es gehört habe, hier die Wikipedia dazu. Wie abgefahren ist das denn? Was man alles nicht kennt und weiß! Astrid Lundberg, die Frau in dem Video, ist überhaupt oft interessant und sie ist, falls Sie Tiktok meiden, auch auf Youtube.
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Frau Herzbuch meint, nirgendwo mehr hinzumüssen, eine Folge oder besser eine Erkenntnis der Pandemie. Man kann das, wie alles, auch anders sehen, aber so ist es ebenfalls interessant und bezogen auf den sogenannten Brotberuf sehe ich es tatsächlich auch so. Bezogen auf meinen Kuchenberuf, auf den lustgewählten Zweitberuf also, auf den mit dem Schreiben, sehe ich es vollkommen anders. Zwei Jobs wohnen, ach, in meiner Brust, oder wie das heißt.
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June 1, 2022
Flies in the kitchen
Ich gehe Wassermelone kaufen, denn Teile dieser Familie leben im Sommer größtenteils von Wassermelonen, was ich als Koch sympathisch finde, das spart viel Zeit. „Was wollt ihr essen?“ „Wir haben schon!“, und dann liegen da überall die abgenagten Melonentrümmer und die halbe Küche klebt fruchtzuckerwässrig. Im Laden mit den besten Melonen gibt es zwei Kassen, an beiden sitzt gerade niemand. Ich frage also den Chef, der aus dem Hintergrund dienstbereit auf mich zueilt, an welche Kasse ich gehen soll. „Gehen Sie nach rechts“, sagt der Obstundgemüsemann, strahlt mich an und macht eine einladende Geste zur Kasse hin, „immer nach rechts, nur nicht politisch!“ Okay. Da mal öfter einkaufen.
Wassermelonen sind allerdings verflucht teuer in diesem Jahr, wenn mich die Erinnerung an die Preise im letzten Jahr nicht trügt.
Ich gehe danach zum Edeka. Da kann man nach wie vor nicht mit der EC-Karte bezahlen, immer noch scheiternde, schimpfende Kunden in der Schlange vor mir, die kein Bargeld dabeihaben. Ich frage, wie lange das wohl noch dauern wird, die Antwort ist: „Da ist kein Ende in Sicht.“ Dann wird vermutet, die Medien hätten „wieder an allem Schuld“, das erschließt sich mir argumentativ eher nicht.
Haben Sie es gelesen, der Herr Delius ist verstorben. Wenn Sie nichts von dem kennen, ich habe die Birnen von Ribbeck in guter bis sehr guter Erinnerung.
Peter Härtling ist schon länger nicht mehr bei uns (seit 2017), ich lese gerade Herzwand von ihm, Untertitel „Mein Roman“. Es ist ein Zufall, dass es schon wieder ein Buch ist, in dem Herzprobleme vorkommen, wie neulich erst bei Ortheils Ombra. Ich suche das nicht aus, weil ich betroffen bin, es war eine eher beiläufige Mitnahme in der Bücherei, in der ich gerade wieder öfter bin, weil das abendliche Lesen auf einmal wieder gut geht. So gut geht es, ich könnte jetzt Wochen mit Lesen zubringen. Na, es sind alles nur Phasen. Betroffen bin ich vom Buchinhalt jedenfalls, indem ich auch älter werde, also auch ein alter weißer Mann bin, das schon. Mit der Härte der Härtlingschen Erfahrungen hatte ich bei diesem Buch nicht gerechnet, im Klappentext stand etwas von „weicher, fast zarter Prosa“. Ich wusste nicht viel über ihn, ich wusste gar nichts über die besondere Bitternis seiner Nachkriegszeit, man kann hier die Kurzfassung des Lebenslaufs nachlesen, das erschlägt einen schon. Ich lese also schon wieder vom Krieg und von seinen Folgen. Wenn ich zwischendurch auf eine Nachrichtenseite gehe, steht dort die moderne Version davon und es ist wenig überraschend, dass im Zuge der im Buch geschilderten Verbrechen aus dem letzten Weltkrieg wieder das Wort Ukraine fällt, es werden Verbrechen dort beschrieben, wo sie jetzt auch passieren.
Das erste Drittel des Buches fand ich schon einmal lesenswert.
Ich habe außerdem „Die Liebe unter Aliens“ gelesen, Terézia Mora. Kurzgeschichten mit passender Länge für die Abendlektüre, das ist ja nicht unwichtig. Ein mittelmelancholisches Buch, der Spiegel hat es als „durchweg klug“ bezeichnet. Ich fand die Stimmung in einigen Geschichten sehr gut, in einige bin ich nicht hineingekommen und habe sie daher frühzeitig abgebrochen. Aber ich bin eben nicht „durchweg klug“, daran wird es vermutlich liegen. Oder ich war zu müde.
Es ist ansonsten schon Donnerstag, wie kann es sein, was ist überhaupt passiert.
„How the hell can a person
Go to work in the morning
Then come home in the evening
And have nothing to say?”
John Prine hat das geschrieben, in seinem vielleicht bekanntesten Song „Angel from Montgomery“, besonders erfolgreich war damals die Version von Bonnie Raitt. John Prine hat durchweg kluge Lyrics geschrieben. In diesem Lied singt er die Rolle einer Frau, „I am an old woman named after my mother“, das schien damals spektakulär zu sein, so etwas machte man nicht.
„There’s flies in the kitchen
I can hear ‚em there buzzin‘
And I ain’t done nothing
Since I woke up today.”
Der Mann konnte Bilder, und wie er die konnte.
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May 30, 2022
Eigentliche Enten
Am Sonntagmorgen ist es herbstlich kalt im Garten, nein, fast schon winterlich kalt ist es in der Laube am frühen Morgen, und ich krümme mich zitternd um den dampfenden Kaffeebecher wie damals dieser frierende Mensch im nassen Zelt der Yes-Torty-Werbung, die Älteren erinnern sich gewiss. Ich verwünsche diese ganze unvernünftige Aktion. Was für eine selten abwegige Idee, bei diesem Wetter im Garten zu übernachten. Der Sohn dagegen, der nie friert, liegt selig ausschlafend im Bett und grinst träumend.
Vor dem Fenster Regen, Wind, großes Grau, der Wetterbericht sagt, es wird heute nicht mehr besser, morgen auch nicht, lass alle Hoffnung fahren Und dann landet da ein Vogel, ein seltsamer. Groß, bunt – noch nie habe ich so einen Vogel gesehen, er sieht fast unwirklich aus. Er sitzt auf einem Holzverschlag, ganz dicht vor meinem Fenster, und sieht in die Laube zu mir. Er ist eindeutig zu groß und zu fremd aussehend, um eine gewöhnliche Erscheinung zu sein, solche Vögel gibt es hier doch gar nicht. Was bitte ist das denn? Ich googele das später, das ist nicht sehr schwer, es war eine Brandgans. 153 Paare davon sollen in Hamburg leben, da hat jemand aber genau gezählt. Und einer von diesen nur 306 Vögeln also fliegt zu uns in den Garten, sieht sich dort einmal um und guckt dabei auch in die Laube, wer da so sitzt. Okay.
Tadorna tadorna, so heißt der Vogel mit der lateinischen Fachbezeichnung, das klingt wie ein Fluch in einem Fantasyroman: „Tadorna tadorna!“ Und dann zerfällt jemand zu Staub oder so, nachdem er diesen Spruch gehört hat, ich sehe es gleich vor mir. Tadorna tadorna, so etwas murmeln alte Männer mit sehr langen Bärten und seltsamen Hüten.
Der Vogel ist, so steht es in der Wikipedia, eine Halbgans, die aber auch einige Merkmale der „Eigentlichen Enten“ aufweist. Ist das nicht schön? Eigentliche Enten. Die haben wieder eine eigene Seite in der Wikipedia, auch das ist also eine Fachbezeichnung, ich könnte ganze Tage in der Wikipedia zubringen. Wobei das auch eine gelungene Bezeichnung für eine Schülerband wäre, von denen wenigstens eine oder einer im Bioleistungskurs ist, denn irgendwo muss die Kenntnis des Begriffs ja herkommen. Es gibt eine Oberstufenparty, es spielen die Eigentlichen Enten. Sie spielen ihren bekannten Hit „Tadorna tadorna.“
Habe ich also auch an diesem Wochenende wieder etwas gelernt im Garten, hat es alles dennoch wieder Sinn gehabt und Huck Finn fragt schon zum fünften Mal, wann wir da wieder schlafen können. Bald, sage ich, bald. Es darf nachts aber gerne Temperaturen im zweistelligen Bereich geben, dann bin ich vermutlich etwas entspannter.
Am Sonntagabend führe ich, wieder in der Wohnung und annähernd aufgetaut, mit der Herzdame ein Gespräch, in dem ich sie aus Gründen, die schnell in Vergessenheit geraten, wie es bei Beziehungsgesprächen so üblich ist, mit Excel vergleiche. Es geht darum, so viel ist klar, wer welche Vor- und Nachteile hat, und es geht auch darum, warum ich eigentlich nicht mit Excel verheiratet bin, das nämlich will die Herzdame einleitend wissen. Womöglich klingt in der Frage leise irgendein absurder Vorwurf an, wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke, möchte ich das nicht vollkommen ausschließen. Aber im Moment des Dialogs bilanziere ich selbstverständlich erst einmal die verschiedenen Eigenschaften, immerhin geht es um eine klare Frage.
Und jedenfalls nenne ich sie im Laufe des weiteren Gesprächs, um sie in ihrer charakterlichen Vielfalt deutlich von der kühlen und stets berechenbaren Logik des Kalkulationsprogramms abzuheben, „wildes Bioding“, merke dann aber sofort, weil ich ja stets ein aufmerksamer Beobachter zu sein versuche, dass sie das nicht eben schmeichelhaft findet. Kommunikation! Es ist dermaßen kompliziert.
Ich dagegen finde die Bezeichnung auch nach etwas Nachdenken gar nicht mal so unzutreffend, fast schon lobend eigentlich und womöglich auch im erotischen Kontext anwendbar … ach, lassen wir das. Aber es ist doch deutlich besser als Eigentliche Ente oder Halbgans, vielleicht können wir uns noch schnell darauf einigen.
Tadorna tadorna, murmelte er, kraulte seinen Bart und ging kopfschüttelnd aus dem Raum. Egal. Jetzt wieder was mit Excel.
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May 28, 2022
Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 29.5.2022
Ein Update der geschätzten Korrespondentin aus Frankreich, in etwa dreifacher Blogartikellänge, vielleicht vorher einen Kaffee holen, dann liest man das entspannter. Es geht da auch um Geflohene aus der Ukraine, also um den Krieg, und nur einen Blogeintrag weiter, im gleichen Blog, sind wir schon beim Klima, und zwar nicht, weil dass das Thema herbeigezerrt worden wäre. Nein, es ist einfach da, weil das Wasser nicht da ist.
Ich schreibe dies an einem kalten, saukalten Maimorgen, es sind nur acht Grad in der Laube, in die ich doch wieder gefahren bin, nachdem es mit dem laubenverrückten Sohn gestern etwa folgenden Dialog gab:
Sohn II: „Übernachten wir wieder im Garten?“
Ich: „Es ist rattenkalt, es stürmt, es regnet, nein, es schüttet sogar die ganze Zeit, das ist eine komplett irre Idee.“
Sohn II: „Also übernachten wir jetzt im Garten?“
In der Laube also. Von hier aus, das wollte ich nur eben sagen, sehe ich keine Krise, von hier aus sehe ich die Elster, die lange den Meisenball beäugt und nachdenkt. Ein Mann geht hinter der Hecke vorbei, er führt einen kleinen Hund aus. Mehr nicht. Aber wenn ich von diesem Word-Dokument kurz zu Twitter rüberklicke – alles Elend der Welt. Ich schalte es an, ich schalte es ab, das ist die Calm-Crisis-Balance. Morgen ist wieder ein Werktag, ein Bürotag, Wohnungstag, unweigerlich wird mir alles begegnen. In Zahlen, in Symbolen, Gesprächen, Szenen, Artikeln. Ich werde gar nicht hinterherkommen, es alles aufzuschreiben, aber hier gerade – nichts.
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Etwas Nachhilfe zum Thema Kommunikation. Anders als Sie denken, versprochen. Ich jedenfalls hatte von dieser Wortherkunft noch nie etwas gehört.
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Findet Corona eigentlich weiterhin statt? Ja.
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