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eigentlich ein zeitverschobenes selbstgespräch, das den jüngeren thomas mit dem alten bernhard zusammentreffen lässt; so ordnet sich das buch für mich neuerdings ein.

der famulant notiert sich (?) die gedanken des alten ex-malers, die sich von aphorismenfragmenten über aphorismenpartikel bis hin zu über viele seiten ausgewalzten aphorismenergüssen, eingebettet in diversen erinnerungen und reflexionen über die antiidyllische frostlandschaft. dabei fällt durchgehend auf, dass der famulant erstaunlich akribisch notiert für einen angehenen mediziner

dritter tag rum, und ich bin ein wenig überrascht, wie viel an text der famulant bereits am zweiten tag des kontakts mit dem maler festhält. das lyrische ich hat hier deutliche glaubwürdigkeitsschwächen abseits der durchaus stabilen qualität des sprachgestaltung.

immer noch sehr unterhaltsam, die harmlosen, fast kindlichen verbalinjurien zu den diversen städten zu lesen, die dieser lächerlichste aller spaßmacher in seiner geschliffen selbstübersteigerten kunstsprache von sich gegeben hat. ich kann immer weniger verstehen, wie jemals wer den bernhardiner zu seinen lebzeiten auch nur ansatzweise ernst nehmen konnte und nicht mit bauchschmerzen vor lachen zusammengebrochen ist.

es ist ein kurzweiliger spaß mit den gesammelten städtebeschimpfungen des weitgereisten dichterlings, bei dem man sich zunehmend fragt, warum er nicht ständig und dauerhaft in seiner ohlsdorfer denkkerkerkloake geblieben ist, wenn die ganze welt so ein widerlicher ort ist, naturgemäß. aber schriftsteller quälen sich ja gerne, das macht ja auch irgendwie spaß, nicht?

liest sich sehr gut. mir gefällt daran, dass die historie hier in keiner weise von der gegenwart "getrennt" betrachtet wird und sehr oft sprünge stattfinden. das ist ein gewagtes konzept, aber es passt zur idee der "lebendigen geschichte", die hier auch poetisch nahezu völlig frei imaginiert wird (natürlich auf fakten aufruhend) und so lebendiger wird als bei staubigen berichten, die "in der zeit" bleiben.

keine besonderen höhe- aber auch keine tiefpunkt in den weiteren hier gelieferten storys. bei einer geschichte war die "pointe" am ende derart unredlich in der geschichte selbst am leser vom lyrischen ich vorbeigeschummelt worden, dass kurz ein wenig groll in mir hochsteigen wollte, ich das aber noch rechtzeitig unterbinden konnte... also selbst von dieser seite her geschah nichts erwähnenswertes.

weitere drei storys durch. irgendwie schafft schirach es nicht, dass mich die geschilderten protagonisten oder ihre taten auch nur im geringsten interessieren. das buch dümpelt daher immer noch bei drei sternen herum.

die ersten beiden storys schon mal durch - die erste ist ganz ok, obwohl sie im grunde nur von der pointe des letzten satzes lebt und darauf zusteuert; die zweite krankt leider an einem essentiellen kriminaltechnischen fehler, der entscheidendes von der wirkung abzieht. bisher also nur 3 sterne, trotz der gewohnt knappen und klaren sprache.

sobald ich das buch in händen habe, werde ich es lesen - und hoffe sehr, dass er in seinen kurzgeschichten wieder die alte größe zeigt, die ich in den meisten seiner romane, essays und dem kläglichen theaterstück sehr vermisst habe.

jetzt gehen die drei freunde in mailand langsam so richtig ab mit der verrücktesten und fundiertesten verschwörungstheorie aller verschwörungstheorien (auf basis im ende von nichts...) über die rosentemplermaurer.

wunderbar, der organische abstieg in die niederungen esoterischer scheinwissenschaften bei dieser multimedialen feierlichkeit im italienischen schlösschen, wo wirklich alles culminiert, was da an kruden ideen und projektionen denkbar und unglaublich ist. großes kino.

wie eco hier über wenigen seiten zunächst die templergeschichte bei allem witz und esprit dennoch auf historischen fakten aufruhend erzählt (um dann natürlich bösartig & aus guten gründen in welt der verschwörungstheorien überzuleiten, die er geschickt durch das auftreten einer neuen figur markiert) ist schon großes romankino mit tiefem bildungsanspruch, das sogar wahnsinnigen spaß generieren kann.

weil der name der rose so schön war, nehm ich gleich den zweiten, in der erinnerung nicht minder beeindrucken eco erneut in die arbeit. wie aus butter schon bei seite 91, macht wieder viel spaß.

um mich von der finalen "nullnummer" in ecos werk zu erholen, begebe ich mich an ecos hand erneut in die benediktinische abtei im ligurischen appenin und bin von der ersten seite weg gefesselt wie beim ersten mal: es ist immer wieder schön, diese zeitlosigkeit bei großen büchern zu erleben.

liest sich recht vergnüglich; ist wohl auch bei weitem der vom umfang her übersichtlichste von ecos romanen.

bissl zäh zum lesen; aber es tut auch gut, so viele details aus seinem leben erfahren zu können.

liest sich leicht, viel zu leicht, absolut zu leicht, nur leicht. das wort "seicht" hebe ich mir für die rezension auf. oh, zu spät!

*seufz* - das 19. buch, das ich anfange und ich hoffe sehr, dass ich endlich wieder einmal eines zu ende lese... diese monumentale biographie über maria theresia liest sich jedenfalls sehr gut bisher und ich bin guter hoffnung, dass ich es schaffen könnte.
ich könnte auch das gefühl gut brauchen, wieder einmal etwas "ganz" gemacht zu haben, und sei es nur ein buch zu ende zu lesen.

agathe liest einfach so in den lose aufgeblätterten tagebüchern ihres bruders... das ist nicht sehr nett, auch wenn deren wohlformulierter inhalt nur kaum über die philosophischen kernsätze ihrer diskurse hinausgreift.

canetti schwerst überrollt von musil... da fällt die wahl nicht schwer.

da ich beim ersten lesen des MoE nur die veröffentlichten ersten 1041 seiten mit viel genuß gelesen habe, wende ich mich nun der zweiten hälfte "aus dem nachlass" zu und fand bereits köstliche passagen, funkelnde formulierungen, sprühende gedanken und weitere wertvolle abschnitte... und beim vorausblättern sah ich schon ausgeformte skizzen und tiefgehende ideen. daher lebe ich mal vorerst wieder mal im MoE b.a.w.

das ganze wirkt bisher so, als ob jemand unbeschreibliche mühe damit hat, einen witz zu erzählen, der dann am ende keine unvorhersehbare pointe hat

macht immer noch spaß, schön überdreht... bizarr.

nachdem mir dieses buch immer wieder empfohlen wurde und ich neulich die (großartige) bühnenadaption im TAG gesehen habe, hab ich mir dieses buch nun als "opener" 2017 hergenommen. nach den ersten seiten bin ich, ehrlich gesagt, bissl enttäuscht, weil die figuren so sehr überdreht dargestellt werden, dass der geschichte selbst eine skurrile glaubwürdigkeit abhanden kommt. aber... sehr lustig ist es allemal.

der condor: ziemlich klassisch, aber interessant konstruiert ... 3 sterne

da der von mir gar nicht geschätzte arno schmidt ja adalbert stifter gehasst hat, habe ich dadurch gleich 33 sehr gute gründe, dieses buch gleich an den witiko anzuhängen. Yippee ki-yay, motherfucker!