Erlkönig (Die dunklen Fälle des Harry Dresden, #7)

by Jim Butcher

Er hielt inne und hob ein Exemplar von Dean Koontz’ Brandzeichen auf. Er

Das ist auch der Grund, warum Leute eine Mauer um die letzte Ruhestatt der Toten bauen, und sei sie nur einen Meter hoch – nicht um Menschen draußen, sondern um Dinge drinnen zu halten. In der Welt der Gespenster kann Mauern eine gewisse Macht innewohnen. In die Mauern um Friedhöfe hat man so gut wie immer den unausgesprochenen Vorsatz fließen lassen, die Lebenden und die Toten auf zwei verschiedenen Seiten der gemeinschaftlichen Festtafel zu halten.

Der Tod ist nicht das, worüber man gerne nachdenkt, aber wie man es auch dreht und wendet, man entkommt ihm nicht. Egal, was auch immer man anstellt, wie verbissen man sich in Form hält, wie fanatisch man Diät hält, wie sehr man meditiert, betet oder wie viel Geld auch immer man der Kirche spendet, am Ende bleibt dennoch nur diese einzige, kalte Gewissheit, der sich jeder auf Erden stellen muss: Eines Tages ist alles aus. Eines Tages wird die Sonne aufgehen, die Welt wird sich weiterdrehen, die Leute werden ihrem täglichen Trott nachgehen – aber man selbst wird nicht mehr dabei sein. Man wird ganz still und leise und kalt sein.

„Wenn ich dir jetzt etwas verrate“, flüsterte ich, „könnte das ziemlich schlecht für dich ausgehen.“ „Inwiefern?“ „Es könnte dich zwingen, Geheimnise zu bewahren, für die dich gewisse Leute töten würden. Es könnte verändern, wie du denkst und fühlst. Es könnte dir wirklich das Leben versauen.“ „Mein Leben versauen?“ Er fixierte mich eine Sekunde und sagte dann mit einem Schafsgesicht: „Ich bin Gerichtsmediziner. Eins sechzig, siebenunddreißig Jahre alt, Jude, Single, der morgen seine Lederhose aus der Reinigung holt, damit er auf dem Oktoberfest in einer Einmannband spielen kann.“ Er schob seine Brille mit dem Zeigefinger die Nase hoch, verschränkte die Arme und sagte: „Hau rein.“ Die Worte waren flapsig, aber ich sah, wie Angst und Entschlossenheit unter der ruhigen Oberfläche brodelten. Butters war schlau genug, sich zu fürchten. Aber er war auch ein Kämpfer. Ich respektierte ihn wegen beidem. „Gut“, seufzte ich. „Lass uns reden.“

Als Gattung können wir ein ganz schöner Haufen Vollidioten sein. Wir sind mehr als begabt darin, Fakten zu ignorieren, wenn uns die Schlussfolgerungen daraus zu unangenehm werden. Oder wenn sie uns Angst machen.“

„Ich glaube fest daran, dass es für jedes Licht auch einen Tunnel gibt“,