Maximilian Buddenbohm's Blog, page 66
October 24, 2023
Währenddessen in den Blogs
Hier die Erwähnung des mehrdimensionalen Product-Placements. Faszinierender Gedanke, und technisch dummerweise schon gut vorstellbar.
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Stellvertretend für eine umfassende Diskussion in den sozialen Medien: Über Abo-Kündigungen und Umverteilungen. Hätte ich ein Spiegel-Abo gehabt, es wäre jetzt gekündigt worden, und zwar mit deutlichen Worten. Wie auch bei einigen anderen Medien gilt, ich habe es schon mehrfach erwähnt – ich folge etlichen ihrer Autorinnen in den sozialen Medien und schätze sie sehr, finde aber ihr gemeinsames Produkt oft schier unerträglich. Ich hätte auch schon längst kein Zeit-Abo mehr, keines der SZ, der FAZ eh nicht. Unvorstellbar, dass ich einmal die NZZ im Abo hatte, in einem Land vor unserer Zeit, und was fand ich die damals gut. Siehe in diesem Zusammenhang auch SPD und Grüne, nach wie vor sind so viele vernünftige, großartige Menschen in diesen Parteien, aber in der Gesamtheit, im Ergebnis – nein danke. Und das gilt sogar schon auf der lokalen Ebene.
Überhaupt zahle ich beim Medienkonsum, apropos Abos, lieber für Einzelnes, auch wenn ich Abos wirtschaftlich natürlich verstehen kann. Ich finde aber die Methode, die hier auch im Blog seit Jahren anwende, dass man also mal eben etwas einwerfen kann, wenn man gerade möchte und kann, klar am sympathischsten. Das ist allerdings nur mein Geschmack, keine Abwertung anderer Lösungen, und das Schreiben ist auch nicht mein Brot-, sondern mein Butterjob. Ich habe also gut reden, schon klar.
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Robin Detje über die Lage, Mastodon und Bluesky
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Und dann noch Lars Fischer über das Verschwinden der Kastanien:
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
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October 23, 2023
Pilze bewundern, Bücher lesen
Am Morgen gelesen: Patrick Breitenbach über den Journalismus und seinen „Purpose“ in dieser Zeit.
In Hamburg bleiben propalästinensische Demonstrationen verboten, und was mich daran gerade interessiert, ist die Begründung. Denn der Schutz der Meinungs- und Versammlungsfreiheit ende, so sagt es ein Sprecher der SPD, „wo das fundamentale Menschenrecht und die Würde des Menschen verletzt werde“, so lese ich es beim NDR. Nach der Logik müssten dann wohl demnächst auch rechte Demos mit entsprechenden Parolen verboten werden können, wenn nicht gleich der ganze Wahlkampf der rechtsauslegenden Parteien, also mittlerweile fast aller. Ich habe keine durchdachte Meinung zum Demonstrationsverbot, ich weiß nicht, was da richtig ist, ich weiß nur, nur dass es dünnes Eis ist, aber die Argumentation der Stadt und der SPD dazu sollte man sich vielleicht mal merken.
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Am Montagmorgen im Garten gewesen und dort Wasser abgestellt. Das ist ein schwieriges Unterfangen, jemand muss dafür in einen schmalen Schacht auf einem Nachbargrundstück steigen, der halb unter Wasser steht und von zahlreichen verschiedenen Kleinlebewesen mit gar keinen oder entschieden zu vielen Beinen bevölkert wird, und dieser jemand ist stets ein davon nicht so begeisterter Sohn, der also vorher überredet, bestochen oder wie auch immer genötigt werden muss. Es ist kompliziert, aber es ist auch diesmal wieder gelungen und wir können das Thema nun bis etwa April vergessen, wenn wir das Wasser für den nächsten Sommer wieder anstellen.
Nebenbei stellten wir fest, dass die Fliegenpilze auf unserer Parzelle malerischer denn je ausfallen. Man möchte sich auf den Rasen vor den Pilzen werfen und sie innig bewundern, allerdings ist der Rasen gerade herbstlich nass und kalt, man lässt es also dann doch lieber und macht nur wieder ein Foto aus der Hocke.
Wir könnten demnächst einmal Laub harken, zum späten ersten Mal in dieser Saison, aber es hat noch keine Eile, so viel liegt da bisher nicht. Ein paar Blätter von Weide und Birke nur wurden locker eingestreut. Die Luft ist an diesem Tag angenehm in den Gärten, ein wenig Nebel hängt am Morgen noch über der Insel und über der Bille, es ist ein ausgesprochen schöner Herbsttag und die letzten Äpfel und Birnen leuchten dekorativ in den Ästen über den Hecken, wie für ambitionierte Landschaftsmaler arrangiert. Vereinzelte Schmetterlinge fliegen immer noch die letzten verblühenden Büsche an, und eine Handvoll Himbeeren fällt für uns auch noch ab.
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Ansonsten fällt doch sehr auf, dass alle möglichen Infekte in ungemein schneller Folge durch die Gesellschaft rauschen, in der Familie, im Bekanntenkreis, bei den Kolleginnen. Man ist kurz krank, man ist nächste Woche schon wieder krank, jeden Morgen Symptomlotterie, wer hat heute Hals. Und die Pandemie war so dermaßen gründlich in der Verwüstung der Normalität, ich weiß gar nicht mehr, ob das im Herbst immer schon so war oder doch etwas anders, etwas leichter, milder. Wie mir auch sonst manchmal auffällt, dass ich mir bei einigen Themen nicht mehr ganz sicher bin, wie das früher war, also damals, vor den Coronajahren.
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Ich mache am Nachmittag Tiktok auf, ich sehe sofort Werbung für das Bündnis Sahra Wagenknecht. Ich habe dann keine Lust mehr auf Weiteres in dieser App, auf der ohnehin viel zu viel Propaganda aus finstersten Richtungen läuft. Aber auch sonst, merke ich, lässt die Lust am Onlinesein bei mir deutlich nach, ich bin immer öfter offline. Etwas anderes machen, wieder mehr Bücher lesen, mit der Hand schreiben, rausgehen, Musik hören. Doch mal kurz etwas posten, aber auf jeden Fall deutlich weniger online lesen als früher. Es ändert sich gerade, und es ist ekelbedingt.
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Es kam Geschenkpost ohne beiliegenden Zettel, ganz herzlichen Dank für die Tagebücher von Stefan Zweig!
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October 22, 2023
Teile der Wirklichkeit
Sonntag, der 22. Oktober. Gesehen: Diese Dokumentation über Otfried Preußler. Seine Bücher spielten in meiner Kindheit keine große Rolle, ich kann nicht sagen, warum das so war. Krabat habe ich erst kennengelernt, als es die Söhne es in der Schule gelesen haben und beide dann sogar gut fanden, was mir ungemein beachtlich vorkam. Keine andere Schullektüre hat das geschafft, hat diesen Test bestanden, die anderen Autoren (es kamen nur Männer vor, glaube ich) haben ziemlich gründlich verloren. Der Herr Preußler muss da also etwas getroffen haben.
Er schrieb zehn Jahre lang an einem Buch, das dann nie erschienen ist, und auch das ist eine gute Geschichte.
Einen Sonntagsspaziergang durch die Hafencity und die Speicherstadt gemacht. Es ist immer noch wenig Wasser da, man sieht hier und da den aufgetauchten Müll im Schlick, allerdings weniger, als ich vermutet hätte. Hier und da ragen Stühle und dergleichen aus dem Grund, und werden bald wieder von der Elbe zugedeckt. Noch staksen Möwen durch den Schlamm.
Eine ausländerfeindliche Parole an einer Wand, frisch hingesprüht, und groß ist sie geworden, ich zitiere sie nicht. Vorbeigehende Menschen schütteln mehrheitlich den Kopf, immerhin. Das ist auch ein Teil der Wirklichkeit. Nichts in dieser Stadt würde ohne Menschen ausländischer Herkunft funktionieren, gar nichts, es gäbe nicht einmal die Wand, auf die da jemand geschrieben hat.
In den Medien die mit dem Hamburger Niedrigwasser korrelierenden Bilder der Zerstörung von der Ostseeküste. Es sind Bilder aus Gegenden, die ich gut kenne, daher kann ich sicher sagen: So etwas habe ich damals nicht erlebt. Schlimme Stürme gab es, seltene Sturmfluten auch, aber so etwas nicht, nicht einmal annähernd.
Und apropos kenne ich nicht – es gibt weiterhin keine leuchtende Herbstfärbung an den Bäumen, es ist Ende Oktober. Bei Kästner etwa, ich bemühe Zeugen aus der Lyrik, sind die Bäume in Oktober bunt und blumenschön, „Buketts für sanfte Riesen.“ Tatsächlich werden die Blätter vorm Balkon und im Garten zusehends blasser und gelber, aber die kräftigen Farben bleiben noch aus, das sattsam bilderbuchbekannte Illustrationsmaterial zum klischeehaft goldenen Oktober, es kommt in diesem Jahr einfach nicht hin oder doch erst auf den letzten paar Tagen des Monats.
Vielleicht gibt es dann einen goldenen November, und alle nachfolgenden Monatsstimmungen verschieben sich entsprechend, Störungen im Betriebsablauf, man kennt das von der Bahn.
Ansonsten gewinnen in der Schweiz die Rechten Wahlen, es ist leider wenig originell. Ich zähle nach wie vor mit, welche Regionen in den sozialen Medien, also in meinen Timelines, als Auswanderungsziel genannt werden, für den Fall, dass die Nazis hier den Laden übernehmen, da ist die Schweiz auf Platz 2 der Nennungen, knapp hinter Dänemark. Na ja.
Im Bild heute etwas dazu Passendes, ein Straßenschild. Ein kleiner Gang ist es nur, der hier so betitelt ist, ein Durchgang, nicht die beste Ecke des Stadtteils, eher im Gegenteil. Ein Pissgang, wie meine Mutter abfällig sagen würde. Aber immerhin benannt nach einem wenig bekannten Widerstandskämpfer, der hier um die Ecke gewirkt hat, im Bieberhaus, in dem heute das Ohnsorg-Theater ist: Helmuth Hübener, das ruhig mal nachlesen. Oder im neu gelernten Kohortativ: Lasst uns des Widerstandes gedenken. Helmuth war zu jung für das Todesurteil durch den Volksgerichtshof: „Da die Todesstrafe für Minderjährige nicht vorgesehen war, hatte der Richter Hübener für volljährig erklärt.“
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Also hier ist nichts
Um auch mal einen anwendbaren Tipp zu geben, bei dem ich oft überrascht bin, wie viele schreibenden Menschen ihn nicht anwenden: Wenn man niemanden hat, der für einen Texte Korrektur liest, ist es ungemein hilfreich, sich die Texte von Word (etc.) einmal vorlesen zu lassen. Man hört jeden Grammatikfehler, man hört viele sonstige Fehlleistungen und auch Wortwiederholungen, wenn man sie schon hartnäckig nicht sieht. Ich mache das oft, wenn ich denn die Zeit und die Gelegenheit dafür habe, es wären sonst sicher noch viel mehr Fehler hier zu finden. Es kommt so gut wie nie vor, dass ich beim Hören mit einem Text voll einverstanden bin und ihn ohne weiteren Eingriff abnicke. Ich höre und finde immer etwas.
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Es wurden wieder Pro-Palästina-Demos um die Ecke aufgelöst, da alle Veranstaltungen dieser Art bis Sonntag in Hamburg verboten sind. In den Medien sehe ich kritische Kommentare dazu, es ist kompliziert. Von den Einsätzen bekommen wir nichts mit, obwohl es hier wieder überall von Polizei nur so wimmelt, Wagen an jeder Ecke, aber der Geräuschkulisse nach zu urteilen, wird es nicht fürchterlich hoch hergegangen sein. Wobei es hier auch den Effekt geben kann, den einige vielleicht von anderen Nachrichtenlagen kennen – in irgendeiner Gegend ist Weltuntergang, die Medien verteilen schreckliche Bilder, man ruft besorgt den einen bekannten Menschen an, den man dort hat, der sieht aus dem Fenster und sagt: „Also hier ist nichts.“ Das beweist dann keine Lüge, das beweist auch keine Propaganda, das beweist nur, was die Entfernung von einem Block, von ein paar Metern ausmachen kann. Ein leicht unterschätzter Effekt.
Am Bahnhof Hammerbrook, ich sah es im Laufe der Woche, hat jemand klein an eine Wand „Free Palestine“ geschrieben, es ist eine vereinzelte Wortmeldung. Sonst fiel mir nichts Neues in den Straßen auf. Aber wie bei jedem dieser Themen gilt, dass die allfälligen Sticker, Flyer etc. dazu auch erst einmal designt, bestellt und geliefert werden müssen. Sie werden sicher bald zu sehen sein, mit Ausprägungen in die eine und in die andere Richtung.
Am Abend auf einer Tanzveranstaltung, die Musikauswahl ist schlecht, sehr schlecht. Die Herzdame tanzt mühsam und engagiert dagegen an, aber es ist doch ein wenig so, als hätte man auf einer Fahrt durch Niedersachsen versehentlich einen Oldiesender mit einem berufsmäßig fröhlichen Boomer-Moderator eingestellt, der sogenannte Partykracher spielt, die in seiner Jugend schon alt waren. Man kann nicht immer Glück haben, und es ist auch okay.
Immerhin wird einmal die Tanzfläche spontan voller, als eine Discoversion von Hava Nagila läuft, ein kleiner Soli-Moment, und wenn ich schon dabei bin, zeige ich hier noch einmal die bemerkenswerte Version, die in diesem Blog bereits einmal vorkam:
Ich lese später den Text des alten Liedes in der Wikipedia nach, und dort steht, dass die Aufforderung in der ersten Zeile, Hava nagila, lasst uns glücklich sein, ein Kohortativ sei, den Begriff habe ich noch nie gehört. Faszinierend.
Lasst uns immer alles nachlesen, auch Kohortative.
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Im Bild die Außenalster. Die Aufnahme ist schon 11 Tage alt, aber die Färbung der Bäume hat sich seither nicht bedeutend geändert.
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October 21, 2023
Währenddessen in den Blogs
Vanessa über Südtirol und Menschen im Gebirge
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Jasmin Schreiber über Biodiversität und Endlinge und alles.
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Es ist wirklich keine Neuigkeit mehr, dass es mit der Bahn nicht so läuft bei uns, auch ausländische Medien berichteten bereits ausführlich und staunend darüber, aber da ich die Verkehrswende in den Blogs weiter beobachten möchte, muss leider auch vorkommen, was klemmt. Schlimm.
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Die Kaltmamsell über ihren letzten Einsatz als Schöffin
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October 20, 2023
Nichts mehr reinlassen
Freitag, der 20. Oktober. Am Morgen so ein Wetter, bei dem man kurz den Kopf testweise aus dem Fenster hält, und ihn dann sofort und einigermaßen eilig wieder einzieht, das Home-Office und die Ferien preist und sich weiter fragt, ob man wirklich noch einmal zum Einkaufen raus muss oder ob nicht doch noch irgendwo eine Dose, Erbseneintopf vielleicht … Ja so war das am Morgen. In den norddeutschen Medien währenddessen die Newsticker zur Flut an der Ostseeküste, die Bilder der untergehenden Häfen, die Häuser im Wasser, die immer wieder aktualisierten Pegelstände. Schaulustige behindern überall Feuerwehr und THW, der Mensch ist dem Menschen ein im Weg stehender Depp.
Im weiteren Verlauf des Tages mache ich noch mehrmals den Versuch, aus dem Fenster zu sehen, aber das Wetter will dann gleich mit großer Dringlichkeit zu mir rein, mit Wind und Wasser und umherfliegendem Laub und allem, und es ist doch kein gern gesehener Gast am Schreibtisch, bei aller Naturbegeisterung. Alles zumachen, alles verrammeln. Nichts mehr reinlassen, am besten auch keine Nachrichten mehr, für die man jetzt auch eine Warn-App braucht, Achtung, es kommt am Wochenende zu einem neuen Spiegel-Cover, und dann meidet man das Ereignis besser, so gut man es eben kann. Es besteht Gefahr für die geistige Gesundheit. Alles weiträumig umfahren. Aber wie umfährt man eine Weltlage.
Die Herzdame und ich gehen mittags raus, in ein vietnamesisches Restaurant, das schnelle Essen zwischendurch. Wir machen die Tür auf und mit uns drängt der Regen mit Vehemenz in den Gastraum, der Sturm. Die Herzdame macht eine Bemerkung über das schlechte Wetter und der Wirt sagt ernst: „Ja. Wir sind hier in Hamburg.“ Und verbeugt sich ein wenig.
Dann weiter am Schreibtisch. Wenn ich online zwischen Bluesky und Mastodon schnell hin und her schalte, sehen die kurz auf verschiedenen Positionen des Bildschirms aufpoppenden Bilder von Scholz und Thunberg beim Runterscrollen in den Timelines aus wie bei einem Polit-Memory-Spiel, aber nicht einmal so hält man das alles noch aus. Es alles gar nicht mehr wissen wollen. Man erreicht dieser Tage leicht seine Kapazitätsgrenzen, nicht wahr.
Das Wetter ist unfassbar schlecht, die Lage ist es auch. Ich mache die Heizung an, ich esse Lebkuchen und Mandarinen, sich verlässlichen Trost zuführen. Ich lese den Sturmflut-Ticker der Lübecker Nachrichten, da kommt keine Politik drin vor. Wassermassen klatschen immer wieder an die Dachfenster, am Haus nebenan zerreißt es am Nachmittag die riesige Plane am Gerüst unter infernalischen Geräuschen, und auf dem Hotel gegenüber zerlegt es heute die Deutschlandfahne. Die gestern zerrissene Hausfahne wurde noch nicht ersetzt, nur die rote Hamburgfahne hält dem Südost noch Stand.
Ich höre immerhin einen sehr guten Podcast, der jetzt etwas schwierig anzukündigen ist, denn ich nehme an, dass bei dem Wort Neurodiversität einige gleich die Flucht ergreifen, es ist doch medial etwas totgeritten, to say the least. Es ist aber ein aufschlussreicher wissenschaftlicher Vortrag darüber, wie verschieden wir alle denken, mit Ableitungen zur Inklusion und auch zu Themen wie Rassismus und wirklich, die Stunde lohnt sich: Zwar anders, aber völlig richtig im Kopf. Mit dringender Sonderempfehlung für Lehrerinnen und Lehrer, aber wie gesagt, auch sonst. Im Grunde relevant für alle Menschen mit Hirn.
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Im Bild ein Fliegenpilz im Garten. Warum auch nicht.
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October 19, 2023
Lachen im Sturm
Donnerstag, der 19. Oktober. Ich habe „Junger Mann“ von Wolf Haas durchgelesen, das Buch stand neulich im öffentlichen Bücherschrank, hier eine freundliche Rezension in der SZ dazu. Eine angenehm schnelle Lektüre war es, ich habe es in einem Rutsch konsumiert, was mir unerfreulich lange schon nicht mehr bei einem Roman gelungen ist. Die Zeitprobleme, die Konzentrationsdefizite. Früher, so denke ich immer, früher habe ich viel mehr am Stück gelesen, aber das scheinen nach den letzten paar Jahren nahezu alle Menschen um mich herum zu denken, man ist da vermutlich in bester Gesellschaft. Wolf Haas habe ich jedenfalls wieder gerne gelesen, wie bisher jedes Buch von ihm, wenn ich mich recht erinnere. Ein schmaler Roadnovelband, man braust so durch.
Einen Stummfilm von 1923 auf arte habe ich außerdem gesehen, Varieté mit Emil Jannings, Warwick Ward, Lya de Putti und Maly Delschaft, die Regie von Ewald André Dupont. Sehr empfehlenswert kam mir das vor, ungemein viele Details gab es da zu entdecken, eine großartige Kameraführung und wildestes Schauspiel, man kann sich die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts nebenbei noch einmal ganz neu bebildern und ausstaffieren, ich fand es bereichernd.
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Im Bild heute ein neues Wandbild im Stadtteil, wenn es schon der Herbst nach wie vor nicht zu leuchtenden Farben in der Natur bringt, dann doch immerhin die Streetart an den Wänden: Colors.
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Die Rabenkrähe auf dem Balkongeländer guckt, ob ich nicht vielleicht endlich einmal gucke. Sie legt den Kopf schief und geht auf dem Geländer auf und ab, sie flattert kurz mit den Flügeln, es könnte ja etwas nützen, kurz auf sich aufmerksam zu machen. „Ja“, sage ich, „ich komme gleich.“ Ich hole noch einmal Erdnüsse aus der Küche, ich öffne die Balkontür und es ist jetzt endlich so weit, der Vogel fliegt nicht mehr weg. Die Krähe bleibt neben mir sitzen, die Krähe sieht interessiert zu, wie ich die Erdnüsse in den Blumentopf lege und sagt dann ein betont freundliches, leises „Krah“, sie sagt vermutlich einen Krähendank. Ich wünsche guten Appetit und gehe wieder rein, denn es ist heute ein Wetter, man möchte keinen Rabenvogel vor die Tür jagen. Orkan aus Ost, Südost ist angesagt, das kommt hier nicht allzu häufig vor, das ist die verkehrte Richtung für so etwas, der Wind wird schon stündlich stärker. Und an den Küsten, liest man, wird die Flut steigen, nur eben diesmal an den falschen Küsten, in Lübeck werden Häuser tief in der Trave stehen.
Auf dem Balkongeländer landen etwas später zwei junge Elstern und ein Eichelhäher und rätseln, wie die Krähe das mit der Extraration wieder gemacht hat. Aber viel Zeit für ihre Gedanken haben sie nicht, denn es ist ein unruhiges Volk und in steter Bewegung, kaum da, gleich wieder weg, kein Beharrungsvermögen haben sie, nicht die Spur davon. auch keine Zeit, etwas zu lernen.
Oben, neben dem Kirchturm und seiner wild pendelnden Wetterfahne, lässt sich die Krähe vom Sturm gerade einen Block weiter werfen, zu anderen Menschen vielleicht, die sie auch erfolgreich dressiert hat. Ich höre ihr Lachen im Sturm.
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October 18, 2023
Alt, aussortiert oder gerade nicht in Gebrauch
Dienstag, der 17. Oktober. Ich arbeite im Home-Office in der Abstellkammer, die nach der Sommerhitze wieder erträglich temperiert ist, mein etwas seltsamer Rückzugsort steht mir wieder zur Verfügung. Der Raum ist groß für eine Abstellkammer, und voller Gerümpel, in das ich mich harmonisch einfüge, will ich meinen. Es stehen viele Bücher neben mir, eine ganze Wand, die im Wohnzimmer keinen Platz mehr hatte, wir haben sie vor Jahren hierhin verschoben, auf Augenhöhe der Graham Greene. Auch Kalligraphiezubehör im Regal, aus der Phase, als sich ein Sohn intensiv dafür interessiert hat, Federn und Tintenfässer. Ich mag es, diese Dinge um mich zu haben, ich benutze sie auch gelegentlich, schönes Spielzeug ist das. Ein aus der Zeit gefallener Raum, trotz des Notebooks auf dem Schreibtisch nicht modern wirkend. Der alte Sessel, noch von den Urgroßeltern der Söhne, auf dem ein reparaturbedürftiges Fahrrad geparkt ist, die Leiter, die wir so selten brauchen, all die Rollen mit Geschenkpapier für Weihnachten oder Geburtstage. Ein nicht montiertes Regalsystem aus der alten Wohnung meiner Mutter, das war in den Sechzigern einmal ganz weit vorne. Die Altkleider in Warteposition, bis sie endlich einmal abgeholt werden, die vielen Aktenordner mit der ganzen Ordnung des Lebens und auch der Vergangenheit. Fotos in kaputten Rahmen aus der Zeit noch vor den Kindern, damals der Urlaub in Dänemark. Oder weißt du noch, als wir in Dänemark waren, sang Ulla Meinecke, es ist lange her. Stapelweise Kochzeitschriften, ganze Jahrgänge, immer schon habe ich die Herzdame bekocht, seit 20 Jahren oder länger. Ich ziehe ein Heft aus dem Stapel, es gibt herbstliche Eintöpfe, so steht es auf dem Titelblatt, es passt. Gummistiefel, Winterstiefel, Werkzeuge. Abgeliebte Stofftiere der Söhne, eine große Freiheitsstatue aus Lego und zerbrochener Dekoklimbim. Loses Vogelfutter und auch Meisenbälle in großen Eimern, schwarze Regenschirme, der Koffer für die Dienstreisen der Herzdame. Eine unlängst erst abmontierte Klimmzugstange, Kartons, von denen ich nicht weiß, was sie enthalten. Eine großformatige Madonnendarstellung aus Ministeck, Dosen mit Kidneybohnen und Kichererbsen, Reispackungen, Nudeln und Mehl, daneben Leergut, das mal weggebracht werden muss. Es ist alles entweder alt, aussortiert oder gerade nicht in Gebrauch, es ist alles mehr oder weniger meins, es hat vieles auch Geschichten an sich.
Der Raum ist fensterlos und deswegen nur in der dunklen Jahreszeit zu genießen, wenn es draußen eh nichts zu sehen gibt und der Bildschirm des Notebooks den buntesten Ausblick bietet. Leise Musik bei der Arbeit laufen lassen, man hört es sonst im Treppenhaus, denn die Lüftungsschlitze über der Tür lassen etwas Sauerstoff sowie Cannonball Adderley und Miles Davis durch, ganz schmal macht sich die Melodie und verströmt sich auf dem Weg zum Fahrstuhl:
Die Söhne haben Ferien und Besuch, die Herzdame macht auch Home-Office. Die Wohnung ist mir viel zu voll und belebt, die Schreibtische sind heute auch alle besetzt. Ich ziehe mich zurück und da sind wir also wieder, das Gerümpel und ich, das wollte ich nur eben sagen.
„Na“, sage ich freundschaftlich zur Klappleiter, „auch hier?“
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Im Bild noch eben eine Botschaft der Straße:
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October 17, 2023
Clapps Liebling und Gerlinde
Am Sonnabend war ich noch kurz im Hafen, denn es fehlte mir Bewegung, ich musste dringend etwas Strecke machen. Um mich herum die große Regenjackenauslaufparade der touristischen, volksfesthaften Mengen, man erging sich energisch auch bei Regen und Wind und aß unverdrossen Fischbrötchen, wie neulich erst die Herren Scholz und Macron, nur vielleicht etwas besser gelaunt aussehend. An einer Stelle blieben mehrere Menschen stehen, um ein Straßenschild mit den hochgereckten Handys zu fotografieren, warum machten sie denn das? Es war das noch neu wirkende Schild, das auf die Jan-Fedder-Promenade hinwies, habe ich das also auch einmal gesehen.
Es regnete, es schien die Sonne, es wechselte alle paar Meter, es windete heftig. Gleißendes Licht in den trockenen Minuten, wenn die Wolken kurz aufrissen, ein überblendeter Hafen, ein jäh aufleuchtender Fluss, das Weiß einiger Schiffe so hell, dass man kaum hinsehen konnte. Ich zitiere Ihnen eben eine Strophe von Rose Ausländer, aus „Herbstlicher Ausschnitt“:
„Sieh, der Himmel ist gespalten:
Dort ein düstrer Wolkenstrom
Geisterhafter Nachtgestalten,
hier: ein stolzer Sonnendom. –
Fluß und Fenster widerblitzen,
Gassen wiegen sich im Tanz,
und es lächeln selbst die Pfützen
silberklar im jähen Glanz.“
Ein kleiner Trupp demonstrierender Menschen aus der Ukraine auf der Promenade in Gelb und Blau, sie verteilten Flugblätter und sammelten Spenden. Währenddessen verschwanden weiter unten tiefer liegende Wege langsam im Wasser der Elbe. Es war der erste Sturmfluttag der Saison, er fiel aber alles noch harmlos und vor allem dekorativ aus. Das Thermometer sank weiter, die Elbe stieg, der Wind nahm zu.
Ich fuhr wieder nach Hause, im Hauptbahnhof schaukelten am Donut-Stand die ersten Deko-Gespenster, Kinder blieben davor stehen und fragten nach Halloween. Wann? Wann?
Wieder zuhause sah ich aus dem Fenster, dass der Wind die Hausfahne auf dem Hotel Atlantic zerrissen hatte, weiße Fetzen im Sturm.
Am nächsten Morgen beim Bäcker schon die Kunden in den Winterjacken: „Na, gestern auch alles rausgeholt?“ Die Übergangsjackenzeit war in diesem Jahr einen Tag lang, die Übergangsjackenzeit ist ein Opfer des Klimawandels.
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In den Timelines gehen im Laufe des Wochenendes überall die Heizungen an, werden Mützen, Schals und Handschuhe erwähnt. Ich gehe mir Mandarinen kaufen, wir schalten alle gleichzeitig um. In den Foodblogs sehe ich währenddessen Apfelkuchen, Zwiebelsuppe, Kürbis- und Wildgerichte, wir sind im Vollherbst und Winter is coming. That escalated quickly.
Zum Frühstück am Wochenende gibt es auch eigene Birnen, die überschaubare Ernte des Jahres, ein paar Exemplare von Clapps Liebling. Falls Sie einen Garten und die Gelegenheit haben, ich würde die Sorte empfehlen wollen, in Geschmack und Konsistenz ist sie überzeugend. Es hat sich doch gelohnt, das junge Bäumchen sorgsam gehegt, gepflegt und noch einmal umgepflanzt zu haben. Dazu einige Äpfel der Sorte Gerlinde, welche eine Abzweigung von Elstar ist. Sehr hübsch sind sie, im Geschmack keine Offenbarung, wenn auch vollkommen in Ordnung.
In der Küche liegt noch eine letzte Lieferung Steckrüben, von der Herzdame neulich geerntet, wobei einige nur feigengroß geworden sind, sie sehen aus wie seltene Delikatessen, wie irgendein asiatisches Spezialgemüse, das hier niemand kennt. Egal, ich kann den Steckrübenanbau jedenfalls auch empfehlen, das machen wir sicherlich wieder. Kein Aufwand, wir hatten sie vorgezogen gekauft, einwandfreies Ergebnis, und überhaupt kein Zeitdruck bei der Ernte, was für uns besonders wichtig ist. Entspannt irgendwann mitnehmen, so muss das sein.
Jetzt wartet nur noch der Topinambur in der Erde, demnächst mal die Knollen herausholen.
Und falls Sie einen norddeutschen Schrebergarten haben, hier noch eben der Servicehinweis: In den nächsten sieben Tagen ist Bodenfrost nicht gänzlich ausgeschlossen, vielleicht lieber mal das Wasser abstellen.
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October 16, 2023
Gewidder
Sonntag, der 15. Oktober, haben wir diesen Monat auch schon wieder halb geschafft, wie isses nun bloß möglich.
Am Morgen gelesen: Ein Update zur Lage der Hilfen am Hamburger Hauptbahnhof: Es ist kompliziert.
Und dann, noch viel komplizierter, dieses Interview bei der Republik zur Lage in Israel und Gaza, das vermutlich nach ein paar Tagen nun schon veraltet ist. Dennoch lesenswert.
Den Erskine Childers endlich durchgelesen, Rätsel der Sandbank. Ich habe den seglerischen Teil vermutlich vollumfänglich nicht verstanden, aber das machte nichts, ich mochte immerhin das Fachvokabular, das Gefühl kennt man vielleicht auch von der Lektüre der Werke von Joseph Conrad. Jetzt wieder weiter in den Briefen von Bukowski, der gerade seine Bio und ein Bild von sich an einen Verlag schicken soll und sich und den Briefempfänger fragt, was Bio und Bild denn bitte mit seinem Werk zu tun haben sollen. Ja, so kann man das auch sehen. Ein belesener Mann mit einer Vorliebe für Bier und Bach war er, der Bukowski. Belesener jedenfalls als man womöglich denkt, wenn man zunächst nur den vulgären Part der Gedichte im Sinn hat. Als ich ihn damals gelesen habe, mit siebzehn vielleicht, da war es sozusagen noch ein Akt des Widerstandes, solch verkommenes Zeug zu konsumieren. Wenn man sich heute die allgemeine und rapide fortschreitende Verspießerung der Welt so ansieht, dann wird es das auch bald wieder sein. Kulturgeschichtliche Loops, bei denen mich nur überrascht, dass sie innerhalb meiner Lebensspanne passieren. Ich hatte schon verstanden, dass es diese Loops nahezu unweigerlich gibt, aber dass sie so schnell durchlaufen werden, binnen so weniger Jahrzehnte, damit hatte ich wahrhaftig bis vor kurzer Zeit nicht gerechnet.
Auch etwas Lyrik gelesen, die Herzdame hat mir sämtliche Bücher mit Gedichten aus dem Garten mitgebracht, es ist ein Segen. Und ich sehe gerade, es gibt die Tonspur von Peter Rühmkorf zu „Bleib erschütterbar und widersteh“ auf dieser Seite, vom Dichter selbst eingelesen, das vielleicht einmal kurz anhören. Es könnte gerade als passend empfunden werden.
Neulich bin ich in Övelgönne an dem Haus vorbeigegangen, in dem er gewohnt hat, der Rühmkorf, oben das Mansardenzimmer, da hat er am Schreibtisch gesessen und getrunken, gekifft und gedichtet. Aber er hätte sich wohl nicht träumen lassen, welche Unzahl von Touristinnen da jetzt täglich vorbeiströmt, der Weg an der Elbe entlang ist voll wie der Hauptgang einer Einkaufspassage zwei Wochen vor Weihnachten, man rempelt sich da so durch, und dann noch die irren Radfahrer, die dort gar nicht fahren dürfen, die ausschließlich männliche Form passt in diesem Fall schon. Eine Gedenktafel steht vor dem Haus, die nimmt allerdings kaum jemand zur Kenntnis, man guckt doch eher zu den Schiffen auf dem Fluss, guck mal, guck mal, Container.
Dann noch Down by law von Jim Jarmusch bis zum Ende gesehen, ich finde die Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler und die des Kameramanns nach wie vor ganz und gar hinreißend. Das märchenhafte Ende hätte ich nicht mehr gewusst, es ist nebenbei auch interessant, was das Hirn einem alles an Erinnerungen streicht. Am Ende hat man mehr Gutes erlebt, gehört, gesehen und gelesen, als es einem klar ist, stellen Sie sich das bitte mal kurz vor.
Und auf arte diese Doku über Italo Calvino gesehen, die, so nehme ich an, vermutlich nur für die interessant ist, die seine Bücher gelesen und gemocht haben – dann aber schon. „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ halte ich immer noch für ein sehr gutes und auch empfehlenswertes Buch über das Lesen und Schreiben, ich könnte glatt noch einmal hineinsehen. Es ist mir auch als gutes Winterbuch in der Erinnerung geblieben, es fiel Schnee auf den Seiten.
Außerdem die Deutschstunde von Siegfried Lenz weiter gehört. Der Sprecher, Reiner Unglaub, spricht die norddeutschen Figuren sehr breit, also so breit, wie man eben reden kann, wenn man nicht plattdeutsch spricht, und ich muss aufpassen, dass ich nicht auch in diesen Slang verfalle, es ist doch sehr anziehend und auch heimatlich für mich. Gewidder statt Gewitter, fast schon Gewiddä. Allerdings beim Hören dadurch auch immer wieder vollkommen unpassende Assoziationen an Meister Röhrich aus den Werner-Filmen, der doch literarisch eindeutig in eine etwas andere Kategorie fällt.
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Im Bild heute die Alster an den Arkaden vor dem Rathaus, mit einem dekorativen Schwan, bei dem ich allerdings ganze sechzehn Minuten warten musste, bis er passend stand. Ich habe genervt auf die Uhr gesehen, bis er Kopf und Hals endlich einmal dekorativ und erwartungsgerecht gehalten hat, der wollte nämlich lieber sein Untergefieder dauerhaft mit unschön verrenktem Hals durchschnubbeln.
Na, was tut man nicht alles für ein Bild.
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