Maximilian Buddenbohm's Blog, page 61

December 21, 2023

Ein grollendes Knurren im Wind

Kiki über die sozialen Medien.

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Ich habe für das Goethe-Institut doch noch einmal einen Text geschrieben, für eine Kafka-Sonderausgabe, es geht um Bürokratie.

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Man möchte ansonsten keinen Hund vor die Tür jagen, so sehr kübelt es am Donnerstagmorgen, nur die Söhne schicken wir selbstverständlich wie immer los. Die haben noch einen halben und wie immer eher sinnlosen Schultag zu absolvieren, das war bei uns damals auch schon so, vorlesendes Lehrpersonal in den letzten Stunden. Manchmal wollten sie damals auch gemeinsam singen, sogar noch in den höheren Klassen. Wir hatten es auch nicht immer leicht.

Am Vormittag höre ich irgendwo aus dem Haus das Bach-Gounodsche Ave Maria, ganz leise nur, es kommt vermutlich durch die Lüftung im Bad und unter den Türen durch, an den Staubmäusen vorbei oder mit denen in harmonischer, tänzelnder Bewegung, stelle ich mir vor. Gerade eben so viel höre ich davon, dass ich der Melodie halbwegs folgen kann, ganz schwach, ganz dezent. Und das wird dann abgelöst durch die Kirchenglocken, die sich um zehn Uhr massiv darüberlegen, die schließlich wieder verklingen und an die klatschenden Regengüsse auf den Fenstern abgeben, die wie immer eher nach Jazz und schneller Percussion klingen, und dann, kaum wahrzunehmen, doch noch einige restliche Töne Gounod in den Pausen. Endlich unten die Müllabfuhr, wummernde Mechanik und brummende Motoren, der profane Alltag. So geht es hier klanglich zu vor dem Fest.

Den folgenden Clip dazu kennen zwar sicher alle, aber was soll’s, den kann man sich alle paar Monate wieder ansehen (oder eine der anderen Versionen dieses Auftritts) und einen kleinen Moment lang wieder an die Menschheit glauben, die immerhin auch so etwas zustande bringt. Das auch ab und zu bedenken.


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Im Laufe des Tages dann noch draußen immer öfter ein grollendes Knurren im Wind, ein seltsam tiefes, mächtiges Geräusch, und dann weiß man hier, es ist Orkan.

Ansonsten Spaß mit Viren. Ich pflege die deutsche Leidkultur, aber das tun wir ja alle. Wie unoriginell kann man sein? Dank tiefergelegter Stimme kann ich die Ivan-Rebroff-Klassiker aus meiner Kindheit schön nachsingen, das ist auch nicht ohne Reiz. Immer die Vorteile bei allem bedenken, eine Krankheit ist am Ende auch nur eine dornige Chance, wie Sohn II sicher erneut sagen würde, der es wiederum von diesem Politiker hat, Sie wissen schon.

Eigentlich sollte ich das Kind mit solchen Sätzen in den Wahnsinn treiben, nicht umgekehrt, hier ist doch mittlerweile einiges entglitten. Nächstes Jahr mal mehr dagegenhalten.

Im Bild noch eben der Weihnachtsmarkt bei der Rathausschleuse. Wobei man heute vielleicht nachsehen müsste, ob das alles noch steht, nachdem Zoltan da durchgewirbelt ist.

Die abendlichen Lichter an der Rathausschleuse, man sieht die Weihnachtsbaumskulptur vor dem Rathaus

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

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Published on December 21, 2023 21:57

December 20, 2023

Was in diese Zeit passt

Vorweg ein herzlicher Dank für die Zusendung des Großen Sommers und der Sagen des klassischen Altertums in der Köhlmeier-Version – der Stapel auf dem Nachttisch erreicht wieder eine angenehme, also markant kippgefährdete Höhe. So muss es da aussehen, eh klar.

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Ich höre mir auf meinen Wegen an, was in diese Zeit passt, auch wenn uns die Zeit unmöglich passen kann – die Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy, in der neuen Aufnahme von Igor Levit. Hier erklärt er etwas dazu:

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Am Morgen wird der Strom bei uns abgestellt, größere Bauarbeiten vor dem Haus. Für ein paar Stunden ist alles aus, die armen Nachbarn, die schon irgendwas für Weihnachten im Tiefkühlfach haben, das könnte schwierig werden. Wir haben da nichts liegen, ich habe das natürlich alles eingeplant, Haushaltsführungsstreber, der ich nun einmal bin. Die letzten Kartoffelpuffer aus dem Vorrat habe ich rechtzeitig verbraten, den letzten Fisch gab es gestern, just in time.

Um acht Uhr morgens wird es also bei uns also schlagartig wieder dunkel, so dunkel wie draußen. Spitze Schreie hören wir aus dem Treppenhaus, da wird es jemanden zwischen zwei Etagen erwischt haben. Kein Licht mehr, kein WLAN, kein gar nichts. Die Herzdame macht einige Kerzen an, eine batteriebetriebene Lichterkette glimmt noch an der Adventsdekoration, wir legen uns wieder hin.

Was soll man auch machen. Es ist ein Fall von Notwehr, da auch die Heizung zwischendurch ausgeht und die Temperatur in der Wohnung schnell fällt. Man kann sich in solchen Situationen nur unter eine Decke zurückziehen und dort dann sicherheitshalber gleich bis zum Mittag bleiben, auch wenn die Lampen schon längst wieder angegangen sind. Bloß keine unnötigen Risiken eingehen, wer weiß denn schon, ob der Strom dauerhaft bleibt. Erst einmal lange die Lage prüfen, erst einmal sichernd abwarten.

Die Wagen der Elektrikfirmen stehen immerhin noch vor dem Haus, es wird auch noch Werkzeug durch die Gegend getragen, es wird noch in der Erde gewühlt, es sieht weiterhin nach Gefahr im Verzug aus.

Regen rauscht währenddessen unentwegt auf das Dach, unter dem wir liegen, große Mengen von Regen. Der Wind pfeift dazu an den Fenstern, draußen an der Nordsee kommt wieder Sturm auf und macht sich landeinwärts auf den Weg. Er sieht hier später kurz vorbei, um dann schnell nach Schweden abzubiegen, guten Tag und guten Weg.

Die Unwetterwarnungen werden auf meinem Handy heute wie immer in der Reihenfolge Helgoland, Eiderstedt, Hamburg eintreffen. Das mal gelassen abwarten und nebenbei ausführlich genießen, dass wir endlich kein großes Trampolin im Garten mehr haben, welches wir bei herananrauschendem Orkan neu vertäuen und mit ekelhaft nasskalten Kompost- oder Erdsäcken beschweren müssten.

Nein, wir können hier liegenbleiben. Und wir machen das auch. Es kann nicht einmal jemand klingeln bei uns, denn auch das geht nicht ohne Strom. Wie aber kommen wir in nächster Zeit zu mehr langen Stromausfällen? Dieser hier kam mir jedenfalls außerordentlich nützlich, angenehm und erholsam vor.

Am Nachmittag dann doch kurz zum Einkaufen, und wenn der Eindruck nicht sehr täuscht, liegt die Krankheitsquote im Stadtteil nun bei etwa 75%. Kollektive Hinfälligkeit, jeder Gang im Supermarkt ein Krankenhausflur. Ich denke nicht, dass ich das schon jemals in dieser Ausprägung erlebt habe.

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Im Bild die Kunsthalle um die Ecke, jetzt mit der großen Ausstellung zu Caspar David Friedrich. Das auch mal einplanen. Auf das stählerne Kunstding im Vordergrund mussten die Söhne früher bei den Spaziergängen dort vorbei unbedingt klettern, bei jedem Wetter. Heute sagt immer jemand von uns, wenn wir es passieren: „Weißt du noch …“ und erinnert dann an diese langwierige Kletterei. Es ist eines unserer Familienmerkzeichen im Stadtteil.

Blick auf die Kunsthalle (alter Teil)

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Published on December 20, 2023 05:30

December 19, 2023

Tuesday afternoon

Die Herzdame hatte Geburtstag, ich überreichte am Morgen etliche Rosen. Die Rosensorte hieß Moody Blues, ich wies beiläufig auf die Band hin, drei zu junge Familienmitglieder sahen mich leer an – und dann darf man ja keine spontanen Vorträge halten, weil man nicht noch sonderlicher als ohnehin schon wirken möchte. Es ist manchmal nicht einfach.

Es gibt da sogar ein Lied zur Tageszeit, fällt mir ein, es passt gerade:


Tuesday afternoon
I’m just beginning to see
Now I’m on my way
It doesn’t matter to me
Chasing the clouds away.

Na ja. Das entspricht textlich nicht exakt der Situation hier, aber egal.

Die Söhne gingen dann zur Schule, die Herzdame und ich waren mittags in einem Restaurant. Die Bedienung dort sprach kein perfektes Deutsch, sie fragte nach dem Essen in liebenswertester Weise bemüht: „Haben Sie gut geschmeckt?“ Diese Frage haben wir sehr gemocht, mehr noch als das Essen.

Am Montagnachmittag habe ich dann drei Stunden still auf dem Sofa gelegen und Bach gehört. Die letzten Wochen waren mir nennendwert zu anstrengend, in meinem Hirn fand die dringend notwendige Resteverwertung von angerissenen Gedankenschnipseln, halbgaren Ideen, allerlei unausgegorenen Einfällen und halbdeutlichen To-Dos der Zukunft statt. Ich ließ das alles brodeln und abspulen und gab mich möglichst unbeteiligt, wie so ein ausgebuffter Meditationsprofi.

Das hat zwar etwas geholfen, gegen alles sozusagen, aber es kommt mir doch deutlich so vor, als müsste ich das etwa ein Quartal lang täglich wiederholen, wenn es sich nachhaltig positiv auswirken sollte. Und wer hätte die Zeit dazu.

Weitersuchen also, nach Möglichkeiten und Auswegen, immer weitersuchen.

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Den letzten Kolumnen-Text des Jahres abgeschickt. Und in dem Moment, in dem ich am frühen Dienstagmorgen auf „Send“ klickte, gingen auf der Straße vor dem Haus die ersten Silvesterdinger hoch, die zu dieser Jahreszeit immer irgendwer verfrüht aus dem Keller kramt oder schon neu Gott weiß woher neu bekommen hat. Pyrotechnologia praecox.

Der nächste Text für die Zeitung erscheint dann schon in diesem, Moment … 2024, ja, so wird es heißen. Na, auf die geraden und attraktiven Zahlen ist auch kein rechter Verlass mehr, wie wir alle spätestens seit 2020 wissen. Davon lassen wir uns nicht mehr blenden.

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Im Bild die Skulpturen „Mann und Frau“ von Stephan Balkenhol. Sie stehen vor der Zentralbücherei und blicken am Hauptbahnhof vorbei unentwegt auf die Innenstadt, und vorbildlich stoisch ertragen sie ihre Rolle als Selfie-Hintergrund für Büchereibenutzerinnen und Touristenschwärme.

Die großen Skulpturen

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Published on December 19, 2023 05:42

December 18, 2023

Währenddessen in den Blogs

Bei Frau Novemberregen gibt es eine originelle Sichtweise zu Back-Ups.

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Die logische Verbindung zwischen der Schlagersängerin Nicole und Homer Simpson.

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Die Glasmetalltanne von Bordeaux

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Jochen schreibt eine Reihe über die WG, die es noch gar nicht gibt. Es erinnert ein wenig an die Zeiten, als es noch serielle Formate in Blogs gab, die Älteren erinnern sich vielleicht. Meine Güte, sind wir gut abgehangen, denke ich in solchen Momenten wieder, und ich denke es recht vergnügt und gleich unten noch weiter.

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Noch eine Anmerkung zur neu sortierten Lage in den sozialen Medien.

Wenn man Threads, Bluesky und Mastodon jetzt in drei Browserfenstern öffnet, wenn sich die Timelines also auf dem Bildschirm aufblättern und entwickeln, sitzt man vor einem Triptychon der sensationell schlechten Laune. Zynismus, boshafter Spott, bierernste Belehrungen und wüste Weltuntergangsvorhersagen aller Art und Dringlichkeit. Ich bin sicher nicht anders oder gar besser, ich werde da selbstverständlich auch gespiegelt und mache immer noch mit, und ich teile auch etliche der eher finsteren Annahmen über die nähere Zukunft. Ich sehe aber auch, dass es uns nicht weiterhilft, dass es uns eher weiter runterzieht.

Es dient weder der Laune noch irgendeiner guten Sache dort, es fehlt in aller Regel der Bogen zum Konstruktiven, er ist meist nicht einmal zu erahnen.

Schwierig, schwierig. Vielleicht ist es nur noch ein eher schrulliges Hobby für ergraute Twitter-Nostalgiker und Online-Veteranenvereine, die Timelines lesen sich zumindest im Moment sehr so.

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Published on December 18, 2023 09:44

December 15, 2023

Seitlich aus dem Jahr kippen

Es ist vielleicht nur ein Zufall, aber ich habe am Freitag, nach einem zu langen Arbeitstag, einen seltsam überzeugenden Dreiklang in meinen immer mehr zerfransenden Timelines. Da schreibt eine, sie sei urlaubsreif wie nie, eine andere postet kurz darauf, sie sei müde wie nie und dann kommt noch, etwas weiter unten, jemand mit der Formulierung „durch wie nie“, alles innerhalb von etwa zehn Minuten. Am Ende ist es auch wieder ein mehrheitsfähiger Zustand, man möchte nun allgemein am liebsten seitlich aus dem Jahr kippen. Und erst einmal eine Weile ruhig liegenbleiben.

In meinem Umfeld viel Krankheit, sehr viele Infektionen, viel Stress und arg wenig Weihnachtsstimmung, und es fällt doch auf, wie wenig irgendeine Vorfreude erwähnt wird. Nicht auf das Fest, nicht auf irgendeine Art von Besinnlichkeit und bisher in keinem einzigen Fall auf das nächste Jahr. Das spiegelt sich auch in Umfragedaten, sehe ich, die Gesellschaften, nicht nur die in diesem Land, sind eher skeptisch, vorsichtig, misstrauisch, eine hoffnungsvolle Haltung geht anders. Und ich sehe nicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird, man wird zu einem fundamentalen seelischen „Dennoch“ finden müssen.

Eine kleine Szene aus den Tagen davor noch. Da saß ich zwischendurch am Schreibtisch und zweifelte wieder einmal erheblich sowohl an meinem eigenen als auch am Verstand aller anderen, so viel misslingende Kommunikation fiel da gerade an, so viele logische Brüche fielen mir auf. Ich stand irgendwann mit dem Standardgedanken „Alle bekloppt“ auf und ging kurz zum Fenster, denn manchmal hilft es noch, hinauszusehen und zu atmen. Unten ging gerade jemand die Straße entlang, der kräftig gegen jede Autotür trat, an der er vorbeikam. Gründlich machte er das, mit Schwung. Er brüllte dabei nicht herum, er gestikulierte nicht, er war nur ernsthaft mit zügigem Gehen und Treten beschäftigt. Passanten riefen schon die Polizei, sah und hörte ich, was ihn allerdings nicht störte, er war viel zu beschäftigt.

Mit anderen Worten, es hilft nicht immer, einen Moment aus dem Fenster zu sehen und bloß durchzuatmen. Man muss sich manchmal etwas anderes suchen, das noch hilft, aber einfach ist das nicht immer. Denn am Ende werden wir gerade tatsächlich alle bekloppt und man steht allzu lange und auch zu tief grübelnd vor der Frage: Würde man es eigentlich merken wollen?

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Im Tagesbild immerhin noch einmal ein Beleg für die Nützlichkeit des Hafens in dieser Stadt – die Farben der Schiffe leuchten auch an den durchgehend grauen Tagen noch. „Sei wie ein Schiffslack“, das mal irgendwo ins Poesiealbum schreiben. Vielleicht vorher noch irgendwas drumherum reimen.

Blick auf de Rickmer Rickmer und die Cap San Diego, die Schutzlacke leuchten rot und grün an einem sehr grauen Tag

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Published on December 15, 2023 21:47

December 13, 2023

Währenddessen in den Blogs

Zur Inflation, ein Erfahrungsbericht, bei dem wir sicher alle etwas Text anlegen könnten.

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Nils Minkmar: „Es liegt im Interesse der Feinde der offenen Gesellschaft, ihr Ende vorherzusagen. Aber nicht in unserem.“

Das könnte man doch einmal für einen wichtigen Satz halten.

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Christian zum Thema der Saison, mit Verweis auf den Artikel im Manager-Magazin, den schon alle überall verlinkt haben, der aber auch tatsächlich lesenswert ist.

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Die Kaltmamsell bespricht ausführlich Grete Weils „Weg zur Grenze“

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Published on December 13, 2023 21:11

December 12, 2023

Es wird dieses Jahr auch nichts mehr

Eine Kleinigkeit beim morgendlichen Brötchenholen. Ich frage, ob die Brotschneidemaschine, die schon seit 14 Tagen kaputt ist, endlich wieder benutzbar ist, die Verkäuferin winkt nur ab und sagt: „Nein, und es wird dieses Jahr auch nichts mehr. Alle krank.“ Wir reden noch ein wenig darüber, dass diese Bäckerei immerhin noch regelmäßig öffnet, andere nicht mehr, denn es geht ja nun einmal nicht, ohne Leute.

Das ist nur eine Lappalie, aber es ist eine von vielen, sie spiegelt sich in zahlreichen anderen Erfahrungen, etwa in der mit einem nicht funktionierenden Gerät in einem Büro, einem Kaffeeautomaten, an dem dann typischerweise steht: „Techniker ist informiert“, so kennt man das. Neu und sehr 2023 ist, dass der Techniker, der vielleicht auch eine Technikerin ist, zwar in der Tat kommt, aber erst in vier, fünf Wochen.

Es zieht sich so durch. Das Land lahmt, hinkt und kränkelt, so fühlt es sich an, und wir verabschieden uns also nicht nur immer deutlicher von dem früheren Hocheffizienz-Image, dem wir eh lange nicht mehr gerecht wurden, wir bewegen uns vielleicht sogar schon auf das Gegenteil zu und nähern uns bei vielen Gelegenheiten einem Szenario und einer Haltung, die wir früher gerne dem Ostblock und dem globalen Süden nachgesagt haben: Hinnehmendes Abwarten in bröckelnden Kulissen.

Vielleicht auch ein Fall von ausgleichender Gerechtigkeit der Geschichte. Und wenn man es so sieht, betrachtet man es doch gleich viel gelassener.

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Am Dienstag habe ich nichts erlebt oder gefunden, dass schön gewesen wäre, wenn ich vom geschätzten Hörbuch absehe, mit dem ich jetzt durch bin. Ansonsten viel Arbeit, viel Alltag, viele Probleme. Viel Unerfreuliches. Krankmeldungen in der Familie, eigene Wehwehchen. Der Einkauf zu teuer, das Wetter mau, die Musik unpassend und nervtötend, wie lange ich auch suche. Unangenehme Termine tauchen auf, die mir den Weihnachtsurlaub zuverlässig versauen werden, es ist insgesamt ein Tag für die Tonne und ich maule abends mein Spiegelbild an, was das denn jetzt wieder gewesen sei? Hm?

Mein Spiegelbild guckt nur müde zurück und weiß es doch auch nicht. Wir winken beide ab und gehen unserer abendlichen Wege. Der meine führt schnell ins Bett.

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Im Tagesbild die Inszenierung der Hafencity als Hamburgensie, man lege dazu einfach alte Schiffe mit trauten Namen vor neue Häuser, schon wird es irgendwie maritim heimelig und man tritt am Morgen wie Hans Albers auf den Balkon seines Glaskastens, vermutlich La Paloma pfeifend.

Alte Schiffe vor neuen Bauten in der Hafencity

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Published on December 12, 2023 21:06

December 11, 2023

Die Fülle, die Leere

Auch der Montag beginnt piwarm, dazu regnet es immer weiter, après nous, le déluge, und es scheint schon loszugehen. Gut, wenn man für die Zeit am Abend genug Bücher, Hörbücher und auch leere Notizbücher vorrätig hat. Der Füller von Faber-Castell übrigens, das ist immer noch keine bezahlte Werbung, der hier neulich als Geschenk ankam, er ist überraschend gut, wirklich sehr gut. Ein überaus angenehmes Schreibgefühl.

Und, versteht sich, vielen Dank auch immer wieder für die Summen via Paypal etc., ich schaffe es leider nicht, die teils mitgeschickten und oft überaus freundlichen Nachrichten einzeln zu beantworten, aber ich freue mich.

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Neulich habe ich, obwohl ich doch einiges gewohnt bin, meinen Rekord an Bahnhofsfülle erlebt, der auch kaum noch zu steigern sein wird, weil es dabei nun einmal physikalische Grenzen gibt. Da war der ganze Südsteg (das ist, wenn Sie den Bahnhof vielleicht flüchtig kennen, nicht die Seite mit der großen Wandelhalle, sondern die andere) eine kompakte Masse Mensch, eine Masse von so viel Menschen, Tausenden gewiss, dass sie sich nicht mehr bewegte, dass sie für einen Moment wie ein Gesamtblock stand und stockte und man kaum noch mehr als einen Schritt machen konnte. An dem einen Ausgang dieser Passage war eine größere Polizeiaktion, an dem anderen Gott weiß was, vielleicht nur die querstehende Schlange vor dem Dönerladen im Tunnel zur Innenstadt, es ging jedenfalls nichts mehr, ein veritabler Fußgängerstau.

Für Menschen, die zu Panikreaktionen in Mengen neigen, wäre das ein überaus passender Moment für eine erinnerungswürdige Attacke gewesen, aber auch ohne solche Neigungen schien es dringend ratsam, sich vorsichtig nach Fluchtmöglichkeiten umzusehen, etwa über die Treppen runter zu den Gleisen. Es fühlte sich deutlich falsch an, dort zu sein, und da musste man nicht einmal an die allfälligen Infektionsrisiken denken und Masken zählen, wozu man aber ohnehin nur die Finger eine Hand gebraucht hätte.

Ich bin, fällt mir gerade auf, durch meine Bahnhofsspaziergänge mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit derjenige unter uns, der regelmäßig die größte Anzahl von Menschen pro Tag sieht. Dabei kontaktscheu wie ein alter Dachs, es ist schon auch eine seltsame Fügung.

Kurz darauf dann abends ein überraschend leerer Bahnhof. Es kam mir vor wie in einer Zeitmaschine, ruckartig einige Jahre zurück in die erste Hochphase der Pandemie geschaltet, Sie erinnern sich vielleicht, als die ganze Stadt auf einmal nicht mehr draußen stattfand, und ich stand einen Moment staunend – bis mir einfiel, dass es selbstverständlich am Bahnstreik lag. Man rechnete an diesem Abend kaum mit fahrenden Zügen, leere Gleise sah ich, leere Treppen und Tunnel, leere Wege. Also verhältnismäßig leer zumindest, für Hamburger Hauptbahnhofsverhältnisse. Für kleinstadt- oder dorfgewohnte Augen wäre dort immer noch Betrieb gewesen.

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Im Tagesbild der Kirchturm, der hier bereits in unzähligen Texten vorkam, mein geschätzter Nachbar. Im Moment mit leuchtendem Stern daran, wie in jedem Winter, und mit höchst attraktiven Schneerestdekostreifen. Das Bild ist schon ein paar Tage alt, merkt man daran.

Der Turm der Dreieinigkeitskirche in St. Georg bei Nacht

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Published on December 11, 2023 21:22

December 10, 2023

In Eintracht mit der Amsel

Es regnete den ganzen Sonntag über, feiner, lästiger Stadtregen. Und warm ist es dabei, acht Grad, schon wieder zu viel für die Winterjacken, an die wir uns doch gerade erst gewöhnt haben. Ein unerfreuliches Wetter ist es, ich gehe zehntausend Schritte durch Pfützen, Matsch, über modernde, rutschige Herbstlaubreste und an nassem Müll vorbei. Es ist alles nicht sehr attraktiv heute und die Schmutzspritzer reichen nach einer halben Stunde Marsch bis über die Knie, die Menschen tragen Sprenkel. An den Wegrändern und unter den Brücken die aufgeweichten Lager der Obdachlosen, in der Fußgängerzone die verlaufende Schrift auf den Pappschildern der Bettelnden.

In der Deutschstunde schildert Lenz gerade den letzten Einsatz des Volkssturms, und während mein Hörbuch durch dieses Kapitel läuft, gehe ich an der zerschossenen Gedächtniskirche St. Nikolai vorbei, es ist fürchterlich passend.

Ich gehe dann tatsächlich, wie gestern erwähnt, runter zum Hafen, um wenigstens Bewegung zu haben, und auch um Bilder für die nächsten zwei, drei Tage und Blogeinträge zu organisieren. Wie etwa dieses hier, mit dem ich vielleicht plausibel belegen kann, dass es gewisse ästhetische Mängel gibt, wenn der Stadtschnee allmählich aufgebraucht ist und der Winter graue Wochen einlegt.

Ein schmuddeliger Schneerest auf der Hafenpromenade, kurz vor der Rickmer Rickmers, im Hintergrund die Elbphilharmonie vor grauem Himmel

Es sind nicht viele Touristen unterwegs, für Hamburger Verhältnisse ist es fast leer im Regen an der Elbe. Man kann zügig geradeaus gehen und muss nicht alle zwei Meter jemandem ausweichen, das ist auch einmal schön. „Es wird langsam Zeit, über Glühwein nachzudenken“ steht auf einem Schild vor einem Restaurant, und das mache ich dann also auch und koche später am Tag das hier, Zimthähnchen in Glühweinsauce, das hatte sich früher bereits bewährt. Es ist auch als für die Köchin oder den Koch eher simples Weihnachtsessen brauchbar, denke ich, falls Sie da gerade einen Tipp brauchen. Nicht alle wollen wahnsinnig viel Aufwand treiben.

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Auf unseren Balkon kommt neuerdings auch eine Amsel, und sie kommt nicht nur, sie bleibt auch, im Gegensatz zu allen anderen Vögeln. Sie isst ein wenig und setzt sich dann mitten auf den Balkontisch, guckt sich um, guckt auch zu mir herein, plustert sich etwas auf und scheint es sich gemütlich zu machen, sofern das für Amseln eine überhaupt sinnvoll anwendbare Kategorie ist – und sitzt dann da. Lange. Ich sitze auch, nur eben drinnen, ich tippe am Notebook. Ab und zu sehe ich raus zum Vogel, ab und zu guckt der Vogel rein zu mir, und ich denke, wir finden das beide gut. Dann sehen wir beide einen Moment in den öden hellgrauen Himmel über uns, dann wieder einander an.

Näher komme ich hier nicht an ein Haustiergefühl. Es reicht mir allerdings auch so und ich freue mich sehr über die Amsel, der ich später noch etwas Nachschub hinstelle, was sie ohne Fluchtgedanken freundlich zur Kenntnis nimmt und dann ohne Hast noch etwas davon zu sich nimmt. Ich fühle mich, ohne recht zu wissen, ob ich auf Gegenseitigkeit hoffen darf, in Eintracht mit der Amsel.

Es sind die kleinen Freuden, wissen Sie, die man höher gewichten, die man immer ausführlicher beschreiben muss.

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Published on December 10, 2023 20:55

December 9, 2023

Die Wirklichkeit in aller Härte

Manchmal auch interessant, wie lange ein Highlight im Internet kursieren kann, ohne dass man es mitbekommt. Was für eine absonderliche Aneinanderreihung von Zufällen das sein muss. Wenn etwas wieder und wieder durch die Timelines geistert und man es aber nach Jahren erst sieht – so geht es mir gerade mit der Leipziger WG-Version des Weihnachtsoratoriums von Bach, immerhin schon zehn Jahre alt. Ich habe es mir ganz angesehen und fand es deutlich stimmungsaufhellend, nehmen wir es als Advent-Highlight heute:

Nebenbei habe ich beim Sehen dieses schon etwas abgehangenen Videos wieder gemerkt, dass ich die letzten zwei Jahrzehnte bis zur Gegenwart modisch nicht recht auseinanderhalten kann. Ich sehe da keine Anhaltspunkte, um zu sagen: „Ah ja, die Nuller“, wie ich es bei den Sechzigern, Siebzigern, Achtzigern doch deutlich zu sehen meine. Ich weiß nicht zuverlässig, wie sich die Zehner von den Zwanzigern unterscheiden, es fällt mir nicht auf. Die Gegenwart beginnt für mich kurz nach 2000 und ist ein einziger Block, was den Look angeht. Aber vielleicht geht es Ihnen ja anders, vielleicht fehlt mir da etwas in der Wahrnehmung.

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Auch interessant: Über die Geschichte der Weihnachtsmärkte. Gefunden via Nicola Karnick auf Bluesky.

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Ich bin in der Bücherei gewesen und habe mir Bücher für den allerdings eher unwahrscheinlichen Fall besorgt, dass im Dezember irgendwann überraschend noch einer dieser langen Winterabende eintritt, an denen auch Zeit für die dickere Romane anfällt, etwa für Volter Kilpi mit „Im Saal von Alastalo“, Deutsch von Stefan Moster, das ich schon einmal begonnen und dann doch in Richtung Winter verschoben habe.

Über tausend Seiten sind das, die an einem einzigen Nachmittag spielen, und die man sicher nicht an einem einzigen Abend lesen kann. Ich finde das ansprechend.

Bis dahin lese ich zwischendurch die Erzählungen von Siegfried Lenz und höre weiter seine Deutschstunde, ich bin im letzten Drittel. Vermutlich ist es dann nach Moby Dick das umfangreichste Werk, das ich als Hörbuch konsumiert habe.

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Auf arte gesehen und gemocht: Undine von Christian Petzold, mit Paula Beer und Franz Rogowski in den Hauptrollen. Etwas zu sommerlich für die Jahreszeit, aber irgendwas ist ja immer. Hier ein Interview mit dem Regisseur über die Dreharbeiten und die Geschichte.

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Im Tagesbild noch einmal winterliche Schönheit an der Alster, von der in Wahrheit allerdings nichts mehr da ist, wir sind in einer ziemlich hässlichen Winterphase, wie meistens kurz vor und auch an Weihnachten. In den Timelines klagen vor allem Menschen aus Berlin über das Wetter und die Aussichten vor den Fenstern, als sei es da noch furchtbarer als anderswo, noch dunkler, kälter, grässlicher. Ich weiß nicht, ob das so ist, aber hier kann man immerhin zur Not runter zum Hafen gehen, dem das Grau irgendwie steht.

Die Schneebilder sind damit leider verbraucht, entweder das Wetter legt bald nach oder die Wirklichkeit wird in aller Härte abgebildet werden müssen. Schlimm.

Ein eingeschneites Segelboot unter einer Persenning an der Alster

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Published on December 09, 2023 23:18

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Maximilian Buddenbohm
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