Maximilian Buddenbohm's Blog, page 262
December 30, 2016
Die Herzdame war im Kino: Sing
Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame. Im Text ein Interview mit Johnny Buddenbohm, auch bekannt als Sohn II, und Jojo Buddenbohm, auch bekannt als Sohn I.
Zwischen den Weihnachtsfeiertagen musste der Gatte ins Büro und ich die Stellung zu Hause halten. Um dem Lagerkoller zu entgehen und um zu verhindern, dass die Wohnung in Schutt und Asche gelegt wird, habe ich mir die Jungs geschnappt und sie zusammen mit ihren Freunden ins Kino geschleppt. Der Trailer hat mich zwar nicht so richtig vom Hocker gerissen und Animationsfilme mit Gesinge sind nicht so meins, aber in der Woche vormittags um 11 Uhr darf man nicht so wählerisch sein. Meine Freundin und ich haben uns dann der Herausforderung gestellt, mit vier vollkommen unausgelasteten und überdrehten Jungs das Kino zu rocken.
Ich hatte dann aber schon lange nicht mehr so einen Spaß im Kino und die Erwachsenenfilme, die ich kürzlich gesehen habe, können echt einpacken dagegen. Etliche Eltern um mich herum haben ganze Songs mitgesummt. Und ich hatte ständig das Bedürfnis, am Ende der Auftritte der Künstler zu klatschen.
Kurz zum Inhalt des Films: Der Koala Buster Moon versucht sein Theater mit allen Mitteln vor dem Bankrott zu retten und veranstaltet eine Castingshow. Mit dabei sind die 25fache Mutter und Haussau Rosita, das schüchterne Elefantenmädchen Meena, das Punk-Girl Stachelschwein Ash, die arrogante Maus Mike sowie der Gorilla Johnny, der aus der Gang seines kriminellen Vaters aussteigen will. Jeder hat seine eigene Geschichte, warum er den Contest gewinnen will. Unterstützt wird Buster von seiner Sekretärin Miss Crawly, sie ist ein uralter Leguan mit einem Glasauge, sowie seinem Freund, dem Schaf Eddie.
Ich habe mich ein bisschen mit den Söhnen über den Film unterhalten:
Herzdame: Wie fandet ihr denn den Film?
Jojo: Gut und ein bisschen traurig.
Herzdame: Traurig? Was war denn traurig?
Jojo: Wo das Theater eingestürzt ist.
Johnny: Und wo der Freund vom Stachelschwein mit einer neuen Freundin weggegangen ist.
Jojo: Und als Mike, die eingebildete Maus, das Elefantenmädchen einfach weggeschickt hat. Am besten fand ich den Schweine-Auftritt.
(Foto: Universal Pictures)
Herzdame: Worum ging es in dem Film denn überhaupt?
Johnny: Um Musik, um Musik, um Musik. Yeah!
Jojo: Um den Koala Buster Moon. Der will sein Theater retten, was ihm aber irgendwie nicht gelingt. Also am Schluss schon. Aber erst mal nicht.
Herzdame: Wie versucht denn Buster Moon das Theater zu retten?
Jojo: Mit einer Castingshow.
Johnny: Nein, mit dieser komischen „Prumzessin“, die immer so komisch guckt. Also zuerst. Und dann mit der Show.
Herzdame: Du meinst die alte Diva, Nana Noodleman?
Jojo: Genau, Nana Nudeldingsbums. Und die Frau von der Bank wollte ständig Geld von Buster Moon. Und die wollte dann auch das ganze Theater.
Herzdame: Richtig, weil er der Bank noch Geld schuldete.
Jojo: Und fast am Ende hat sich Buster Moon noch dazu entschieden, Autos zu waschen, um an Geld zu kommen. Da hat sein Freund Eddie ihm geholfen. Buster Moon hat gewischt und das Schaf hat abgetrocknet.
Herzdame: Und wie haben die beiden gewischt und abgetrocknet?
Jojo: Die haben sich mit Wasser abspritzen lassen und dann ist Buster Moon auf dem Auto hin und her gerobbt und das Schaf hat sich am Auto hin und her bewegt und so das Auto abgetrocknet.
Johnny: Jaaa, und das Schaf hat so gemacht…. wisch, wisch, wisch.
Herzdame: Ich fand das war die witzigste Szene am ganzen Film, wie sie das Auto gewaschen haben.
Jojo: Fand ich nicht.
Herzdame: Echt? Ich fand das war mit Abstand das Allerlustigste. Ich habe Tränen gelacht.
Johnny: Das fand ich auch am allerwitzigsten. (Achtung Spoiler!) Aber cool fand ich auch, wie das Gebäude am Ende so schnell wieder aufgebaut wurde. (Spoiler aus) Und was ich auch noch cool fand, die Polizisten, so bum bum bum, und….
Jojo: … das waren die Gauner.
(Foto: Universal Pictures)
Herzdame: Und Jojo, was fandest du denn am allerwitzigsten?
Jojo: Kann ich auch sagen, was ich am allerbesten fand? Am allerbesten fand ich diese Show wo die leuchtenden Tintenfische waren, bevor das Theater eingestürzt ist. Ich fand eigentlich nichts witzig, nur alles sehr cool.
Herzdame: Ach? Ich fand eigentlich ziemlich viel witzig. Ich habe echt viel gelacht. Und wisst ihr, was mir noch gut gefallen hat? Mir hat gut gefallen, dass da ganz viele Lieder gesungen wurden, die man auch aus dem Radio kennt.
Jojo: Ja, das fand ich auch gut.
Johnny: Aber das dööfste Lied war „Oh, mein Gott!“ (Anmerkung der Redaktion: „Oh, my Gosh!“) mit den Hasen. [Im folgenden Trailer bei 0:29]
Herzdame: Aber du singst es die ganze Zeit. Und was meint ihr, für welches Alter der Film gut geeignet ist?
Johnny: Ab 8.
Jojo: Ab 6.
Herzdame: Also ich finde auch schon früher. Und ist er denn auch für Erwachsenen geeignet? Haben die auch Spaß?
Jojo: Ja, Eltern haben auf jeden Fall auch Spaß.
Herzdame: Und hast du eine Idee, woran die am meisten Spaß haben?
Jojo: Das sind auch die vielen Lieder. Und es ist gibt so viele tolle Stellen.
Johnny: Oh, mein Gott! Ähäm Ähäm Ähäm! Uuuu Uuuu Uuuu! (Auf dem Bett hüpfend und ausflippend)
Foto: Universal Pictures)
Herzdame: Und auf einer Skala aller Animationsfilme, die ihr so schon gesehen habt, wo befindet er sich da?
Jojo: Eher hier ganz oben.
Herzdame: Also es war schon einer der richtig guten Animationsfilme?
Jojo: Ja.
Johnny: Das war der beste, den ich jemals geguckt hab. Oh Yeah! Oh Yeah!
Und hier noch der Link zum kompletten Soundtrack bei Spotify:
December 29, 2016
Was schön war
Auf der Fahrt ins nordostwestfälische Heimatdorf kommen wir auf der Autobahn und auf den Landstraßen an Werbe- und Protestschildern vorbei, die irgendwelche Botschaften verbreiten. Die werben beleuchtet auf hohen Masten für die Filialen von Schnellimbissketten an den Autobahnausfahrten, die werben im Winter handgeschrieben auf Brettern an Bauernhäusern für glutenfreie Weihnachtsbäume und ja, das steht da wirklich. Die protestieren in wütenden Großbuchstaben auf halbzerfetzten Bettlaken gegen Umgehungsstraßen oder auch dafür, die sind gegen neue Spuren durch irgendeinen Ortsteil oder auch dafür, da blickt eh keiner durch, das sind die Abgründe der Lokalpolitik, da möchte man bloß schnell weiter. Die werben als kleines, handbemaltes Holzschild am Straßenrand für immer geschlossen aussehende Antikläden in Dörfern. Die werben mit manchmal nicht ganz so gelungenen Wurstzeichnungen auf Tafeln für heißes Essen in einem Grill am Rand der Durchfahrtstraße oder sie verkünden nur knapp und leicht zu übersehen die allgemeine Wohlfühlformel “Kaffee & Kuchen”.
Und irgendwo steht eine baufällige Hütte mitten auf einem Acker, eine kleine Scheune oder so etwas, sie steht nahe der kleinen Ortschaft Bockel. Da hängt ein großes Schild dran, man kann es von der Autobahn aus lesen. Das wirbt für einen Puff oder für einen Sexshop, ein Sexkino vielleicht, genau erschließt sich das gar nicht, aber da steht jedenfalls in großen roten Buchstaben: “Erotik-Bockel.” Das klingt für mich ein wenig wie eine niedersächsisch-profane Version von Venushügel, nicht wahr, dat is de Erotik-Bockel.
Ich habe das vor längerer Zeit einmal gegoogelt, dieses Bockel, und dabei festgestellt, dass es dort einen Ortsteil Flottwedel gibt. Und seitdem habe ich immer, wenn ich an diesem Werbeschild für “Erotik-Bockel” vorbeifahre, einen kleinen Detlev-Buck-Moment, wobei es natürlich um den ganz frühen Detlev Buck geht, die Älteren erinnern sich. Da sehe ich männliche Hauptdarsteller mit markanten Gesichtern vor mir, Landbewohner in Gummistiefeln und Arbeitshosen, die eben gerade noch auf einem Trecker gesessen und vielleicht Gülle gefahren oder Schweine verladen haben. Sie blicken mit völlig unbewegten Gesichtern über die Äcker und Weiden, sie sehen kurz in den ebenfalls völlig unbewegten grauen Himmel über der Tiefebene. Hinten fliegen ein paar Krähen durch kahles Geäst am Feldrand, daneben grasen Schwarzbunte. Am Bildrand eine Windkraftanlage, die Flügel stehen still. Der Himmel hängt so tief, es wird wohl Regen geben. Die Männer steigen in einen etwas heruntergekommenen Mercedes und murmeln in gemächlichem Platt etwas davon, dass sie noch mal eben rüber nach Flottwedel fahren, dann schwenkt die Kamera langsam über die Äcker auf das Werbeschild für Erotik-Bockel. Schnitt.
Auf diesen Moment freue ich mich immer, wenn ich ins Heimatdorf fahre. Und für ein paar Kilometer mag ich dann alles an Niedersachsen, an der Provinz, an meinem Norddeutschland. Doch, das ist immer wieder schön.
December 23, 2016
Weihnachten 2016
Ich war, wo man jetzt eben hingeht. Einerseits sowieso, andererseits dennoch und überhaupt, ich war also auf einem Weihnachtsmarkt. Und dieser Spaziergang war schon ein kleiner Vorgriff auf 2017, auf ein Jahr, das ich ausnahmsweise doch einmal mit guten Vorsätzen angehe. Nachdem 2016 nämlich für mich ein Jahr mit rekordmäßiger Schreibtischklebrigkeit war, möchte ich im nächsten Jahr doch wieder wesentlich mehr rausgehen, mehr Menschen treffen, mehr Kultur mitbekommen, mehr von dem sehen, was dann hier im Blog als “kleine Szene” landen kann. Denn die sind ja recht beliebt, was mich immer wieder maßlos freut. Aber für kleine Szenen muss man auch Gelegenheiten schaffen, die entstehen nicht, wenn man stundenlang auf einen Bildschirm starrt. Im Grunde lautet der Vorsatz genau: Weniger am Schreibtisch sitzen, viel mehr schreiben. Das klingt doch herrlich challenging, wie man heute sagt. Das wird Änderungen im Zeitmanagement erfordern, Umbauten im Alltag usw., aber das ist dann eben so.
Das ging mir gerade alles durch den Kopf, als ich über diesen Weihnachtsmarkt ging, überall um mich herum glühweintrinkende Menschen, Schmalzgebäckduft, Weihnachtsmusik von einem Kinderkarussell. Wobei ich das Wort Karussell eben gerade vermutlich zum ersten Mal im Leben richtig geschrieben habe, das Jahr hat also doch noch Potential, aber das nur am Rande. Es ist immer wieder spannend, wenn man so mehr oder weniger ziellos wie ein Jäger und Sammler herumläuft und eigentlich doch die ganze Zeit nur hofft, etwas Erzählbares zu finden. Der letzte gute Fund ist schon zwei Tage her, es wird Zeit, es wird Zeit – und man geht und man sucht, man geht zurück, geht im Kreis, steht und guckt, man weiß ja nicht einmal, was genau man sucht. Blogsport eben. Aber Glühweintrinker und Schmalzgebäckesser geben eher nichts her, nicht einmal jetzt.
Dann auf einmal eine allgemeine Bewegung in der Menge, mehrere Menschen gehen auf andere Menschen zu, warum machen sie das, was gibt es da? Da gehe ich natürlich auch hin. Ah, da steht eine Gruppe, die haben Trikots in gleichen Farben über ihre Wintersachen gezogen, und das sind auch gar nicht so wenig Leute. Da geht man also hin, mal gucken, was es da gibt. Es könnte ja eine Artistengruppe sein, eine Street-Dance-Gruppe oder so etwas, eine Schulprojektgruppe vielleicht. Die könnten ja gleich einen weihnachtlichen Chorgesang anstimmen oder immerhin Panflöten oder Posaunen dabei haben, die könnten auch volkstanzen oder Theater spielen oder Gott weiß was machen, irgendwas Sehenswertes eben, warum sollten die da sonst stehen, auf dem Weihnachtsmarkt in der Fußgängerzone.
Und dann stehen die da aber wirklich nur und halten einfach Pappschilder hoch, auf denen steht “Muslime gegen den Terror.”
Der junge Mann neben mir guckt, die Muslime gucken zurück, er guckt noch etwas genauer und wartet einen kleinen Moment, es passiert aber nichts. Dann sagt er zu seiner Freundin, die er an der Hand hinter sich hergezogen hat, einen Satz, bei dem ich plötzlich laut loslachen muss, was er sicher nicht verstanden hat, aber das macht auch nichts. Der Satz war einfach zu drehbuchartig richtig formuliert, zu theatermäßig in den richtigen Moment gesprochen, zu literarisch schlicht und konzentriert, um nicht zu lachen. Wie da ein vermutlich deutscher junger Mann vor einer Gruppe arabisch aussehender Menschen mit Friedensbotschaftpappschildern steht und mit einem Anflug von leichter Enttäuschung in der Stimme ungeduldig zu seiner Freundin sagt: “Die machen ja gar nichts.” Und dann weitergeht. Für so etwas lohnt es sich doch unbedingt, wieder öfter vor die Tür zu gehen, finde ich.
Und damit ab ins Weihnachtsfest, wir wollen es machen wie die Leute mit den Pappschildern, wir machen ein paar Tage einfach gar nichts, um damit mal etwas ganz anderes zu machen. Machen Sie es sich und Ihren Lieben bitte schön – und sonst vielleicht auch nichts. Ich glaube, das ist ein ganz guter und sehr friedlicher Plan. Frohe Weihnachten!
December 22, 2016
Demnächst …
Sohn I: „Papa, ich will in der Schule ein Referat halten, das kommt bestimmt gut. Und ich dachte, ich blogge dann erstmal über mein Thema, dann kommen nämlich bestimmt voll schlaue Kommentare, die ich verarbeiten kann.“
Wir mussten damals ja noch in der Stadtteilbibliothek nachfragen und suchen, wir hatten ja nix. Na, er wird seinen Weg schon machen, glaube ich. Und ich zähle dann demnächst auf die kommentierenden LeserInnen hier, versteht sich. Also nach dem ganzen Weihnachts- und Jahresendprogramm.
December 21, 2016
Der Wirtschaftsteil
Es ist Donnerstag, es gibt den 194. Wirtschaftsteil, heute zum Thema Ernährung – und weil man Traditionen auch mal durchlüften soll, gibt es ihn nur im Blog der GLS Bank, nämlich hier drüben.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 16. Dez 2016 um 3:48 Uhr
Und dazu gleich noch eine gute Nachricht – das Blog der Bank ist bei den Goldenen Bloggern nominiert, das freut mich sehr, denn ein gewöhnliches Firmenblog ist das wirklich nicht.
Beifang vom 21.12.2016
Erinnerungen an einen Platz. Und hier der Platz in der Gegenwart. Manchmal sind good old Blogs einfach erträglicher als die Liveblogs auf den Nachrichtenseiten.
Ein wenig beachtetes Stück Kulturgeschichte: Hundert Jahre Wundertröte.
Ich habe mit den Tagebüchern des Anarchisten und Poeten Erich Mühsam begonnen, der als Jugendlicher wegen “sozialdemokratischer Umtriebe” von der Schule geflogen ist. Ein paar Jahrzehnte später hatte ich auf eben dieser Schule Probleme wegen des Tragens “sozialistischer Symbole an der Kleidung”. Ein roter Stern, das trug man damals so. Man hat aber auch Phasen! Mein Erdkundelehrer wollte es allerdings nicht kampflos hinnehmen. Der erste Band dieser Tagebücher beginnt damit, dass Erich Mühsam ein anderes Tagebuch liest, nämlich das von Varnhagen, wobei er die Zeit, in der das spielt, als eine große empfindet, historisch aufgeladen, voller bedeutender Persönlichkeiten, großer Dichtung und politischer Dramatik, nicht so hohl und flach wie seine Zeit. Wir reden da über das Jahr 1910 einerseits und den Vormärz andererseits. Das liest man nun also 2016 und hütet sich sehr, die eigene Zeit geringzuschätzen, in welcher Hinsicht auch immer. Außerdem liest Mühsam in einem Sanatorium mangels anderer verfügbarer Lektüre Hesse, den er nicht mag: “Er schleimt. Er salbadert.”
Es gibt übrigens eine hervorragende Seite zu den Tagebüchern, nämlich hier. Eine starke Leistung vom Verbrecher Verlag, wirklich beeindruckend. Man könnte auf den Seiten alles auch gratis lesen, wahlweise sogar in der Handschrift, das passt hervorragend zu Mühsam. Es ist aber auch nach wie vor schön, ein Buch in der Hand zu haben.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 20. Dez 2016 um 3:20 Uhr
John Grant kannte ich noch nicht, aber dieses Lied hier ist sehr schön. Und traurig. Aber schon schön. Wer Spotify hat, findet dort eine weitere interessante Version des Songs, da singt er im Duett mit Sinéad O’Connor.
December 20, 2016
Zwischendurch ein Dank …
… an Brigitte K. und Thomas D., die beide den Jungs Filme zu Weihnachten geschickt haben. Filme, die ich hier neuerdings leider nicht mehr explizit benennen möchte, seit nämlich auch der zweite Sohn lesen und sich damit potentiell selbst um Überraschungen bringen kann.
Aber es sind gute Filme, gar keine Frage, ich schreibe dann nach dem Familienfilmabend vielleicht noch etwas darüber. Oder ich gebe die Aufgabe an die Söhne weiter. Herzlichen Dank jedenfalls!
December 19, 2016
Beifang vom 19.12.2016
Fast schon eine Weihnachtsgeschichte. Passend dazu gibt es bei Isa ein Weihnachtslied. Mehr zu Tim Minchin hier.
Ein von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) gepostetes Foto am 18. Dez 2016 um 5:47 Uhr
Heute morgen war ich in einem ziemlich speziellen Supermarkt in unserem kleinen Bahnhofsviertel. Speziell ist er nicht wegen seines Angebotes, das ist ein ganz gewöhnlicher Discounter einer großen Kette. Speziell ist er, weil er die Grundversorgung der Alkoholikerszene vorm Hauptbahnhof sicherstellt, das kam hier schon einige Male vor. Man kann dort nicht ohne Begegnungen der besonderen Art einkaufen gehen. Manchmal sind die Szenen so schrecklich, wie man es sich bei dem Thema nur vorstellen kann, trostlos, bitter und bedrückend. Manchmal sind sie auch amüsant oder immerhin ganz nett. Die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls groß, dass die Menschen, die da an der Kasse vor oder hinter einem stehen, noch schlechter aussehen und drauf sind als man selbst. Je nach eigener Stimmung kann man das ja manchmal tröstlich finden. Im Grunde hat man sich trotz allem noch halbwegs im Griff, sogar im Jahr 2016, denkt man da vielleicht.
Der Herr, der heute dort hinter mir stand und eine große Flasche No-Name-Orangenlimonade sowie eine große Flasche Wodka kaufte, hatte jedenfalls eine wirklich beeindruckende und meterweit reichende Fahne, mit so etwas läuft man wohl nur herum, wenn man schon tagelang beinhart durchgesoffen hat. Er stand dennoch ziemlich gerade, sah sehr vergnügt aus und war einem kleinen Smalltalk nicht abgeneigt. Er kam aus London, und auf meine Frage, warum er in Hamburg sei, antwortete er freundlich: “Heavy drinking”, als sei das eine vollkommen normale und beruflich etablierte Angelegenheit, die einen von hier nach dort treibt, wie Handlungsreisen oder Kongresse. Ich erfuhr, dass man sich hier wesentlich billiger als in London betrinken kann, deswegen ist er irgendwann in dieser Stadt gelandet, ich konnte nicht verstehen, vor wie langer Zeit. “Do you want to go home again?” “I’m always too drunk to find my way back home. But that’s okay, I like Hamburg.”
Dann wechselte er den Tonfall und amüsierte sich mit plötzlich viel klarerer Artikulation über den bemerkenswert hässlichen Markt, in dem wir da standen. Dass diese Märkte alle so aussehen müssen in Deutschland! Er zeigte auf die Regale mit den aufgerissenen Kartons, auf das wild zerzauste Zeitschriftenregal, auf die Grabbeltische mit lädierter Ware, auf die Ständer mit grell ausgezeichneten Sonderangeboten, die so aufdringlich nah an der Kassenschlange aufgestellt waren. So billig und lieblos, das alles! In England machen sie das ja netter, mit der Deko und so, sagte er. Viel, viel netter.
“Have a nice day” sagte ich nach dem Bezahlen meines Familieneinkaufs und er antwortete, während er hinter der Kasse schon die Flasche aufdrehte: “I sure will have, my friend.” Ein leichtes Klopfen auf die Schulter, bye. Und deswegen gibt es hier heute zum Ende seines nice days noch eine alte Nummer von Tom Waits. Manchmal brauche ich etwas mehr Anlauf, pardon.
Geschenktipp für Erwachsene: USA vegetarisch
Den Herrn Trific haben Isa und ich mal interviewt, den Text findet man hier. In das Restaurant von ihm gehe ich nach wie vor gerne, für mich ist das ein Hamburger Benchmark beim Preis-/Leistungsverhältnis, genau so muss das.
Und dieser Herr Trific hat nun also ein Buch in der sowieso lobenswerten Vegetarisch-Reihe von Katharina Seiser geschrieben, die Dame findet man hier. Die habe ich zwar noch nicht interviewt, aber im Blog hier kam sie schon diverse Mal vor, die Bücher aus ihrer Reihe haben sich alle als sehr brauchbar erwiesen. Also brauchbar im Sinne von: die stehen hier nicht nur hübsch herum, die sind tatsächlich in häufiger Anwendung.
Bei der Kombination von USA und Vegetarisch scheinen auch intelligente Menschen mit profunder Allgemeinbildung kurz zu zucken, als wäre es nun so ungewöhnlich, dass ein solches Riesenland neben Burgern und Steaks auch noch ein paar andere Rezepte hervorbringt. Aber selbstverständlich gibt die Küchengeschichte da auch reichlich interessante Gerichte ohne Fleisch her, warum auch nicht, da wachsen ein paar Gemüsesorten.
Ich bin beim Probekochen noch nicht weit gekommen, weil ich das erste probierte Gericht gleich dreimal nacheinander zubereitet habe, und zwar aus reiner Gier. Das Gericht ist pappeinfach, das macht sich quasi von selbst, das könnten Sie also auch schon heute und Sie wollen es doch auch. Es gibt nämlich gebackenen Butternusskürbis.
Butternusskürbis habe ich, das ist womöglich etwas peinlich, überhaupt zum ersten Mal in der Küche gehabt, wie alle Menschen kaufe ich normalerweise nur Hokkaido, denn den muss man ja nicht schälen. Schälen kostet Zeit, Zeit habe ich nie, also ist die Sache damit schon entschieden. Butternusskürbis schmeckt aber doch ein klein wenig anders und muss für dieses Rezept gar nicht geschält werden. Was daran liegt, dass man ihn halbiert, backt und dann auslöffelt, und für die nächste Zeit möchte ich Kürbis bitte nur noch so. Hokkaido kann ja jeder.
Den Butternusskürbis also einfach mit kühnem Schwung halbieren, die Kerne entfernen und beide Hälften auf ein Backblech setzen. Salzen und pfeffern, ruhig üppig. In die Kernmulden kommen jeweils 1 EL Ahornsirup, 1 TL Zitronensaft und 2 Zweige Thymian, ein paar sehr dünne Scheibchen Knoblauch und etwas Butter.
Dann wird das im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad etwa 50 Minuten weich gebacken, bei mir dauerte das allerdings etwas länger. Nach 15 Minuten soll man etwa alle 5 Minuten die Schnittflächen mit der in der Mulde geschmolzenen Gewürzbutter einpinseln. Und weil man dabei dauernd die Ofentür aufmacht, riecht die ganze Wohnung in kurzer Zeit ziemlich appetitanregend.
Und das Ergebnis ist ein Knaller. Diese Kombination aus Thymian, Ahornsirup und Knoblauch auf leicht nussigem Kürbis, die ist wirklich großartig. So einfach! Und auch noch fotogen, damit kann man auf Instagram prima herumhipstern, wenn man denn an so etwas Bedarf hat.
Gerne wieder, gerne bald. Oliver Trific empfiehlt dazu Wildreissalat, wir haben das einfach pur und zwischendurch gegessen. Eben schrieb ich übrigens versehentlich Trifix, das klingt dann wie ein kochender Gallier. Als Getränk empfiehlt der Experte zum Kürbis Riesling Kabinett, ich hatte ein Schwarzbier, das war auch nicht verkehrt.
Und zu einigen anderen Rezepten aus dem Buch komme ich dann in diesem Blog auch noch irgendwann. Wenn die Butternusskürbisernte vom Markt ist.
December 17, 2016
Beifang vom 18.12.2016
Zehnjährige Bloggeburtstage waren auch schon mal lustiger.
Guerilla Loving. Jo.
Der verblichene Herr Gernhardt hatte auch gerade Geburtstag, am gleichen Tag wie Heine. Da fand ich dieses alte Interview mit ihm, man beachte die Stelle über Fried. Sehr schön.
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