Maximilian Buddenbohm's Blog, page 233
January 26, 2018
Süddeutsche Zeitung – Familie (Werbung)
Ein Text von Johnny Buddenbohm, acht Jahre alt, auch bekannt als Sohn 2 und von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die schon ewig keine Elternzeitschriften mehr gelesen hat.
Wie Ihr wisst, gibt es gelegentlich Reklame im Blog, die gekennzeichnet werden muss, das hier ist so ein Fall.
Johnny:
Wir haben die Süddeutsche Zeitung Familie [und zwar die Ausgaben November/Dezember 2017 und Januar/Februar 2018, Anmerkung der redaktionellen Mutter] zum Testen bekommen. Das Besondere ist, dass es ein Kinder- und Erwachsenenheft in einem ist. Wenn sie geliefert wird, ist sie eine einzige Zeitung und dann kann man sie auseinanderreißen. So zack! Man hat dann zwei Hefte und die Kinder können ihre Zeitung lesen und die Erwachsenen die andere. Ich denke, das Kinderheft ist für Grundschulkinder.
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Mir gefällt das Kinderheft gut, am liebsten mag ich die Bastelsachen. Da waren schon Fingerpuppen drin und eine Wegschaubrille und Aufkleber, mit denen man Luftballons bekleben kann. Wir haben damit einen Karton beklebt und hinterher war der Karton ein Monster. Das hat Spaß gemacht.
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Am zweitbesten fand ich die Rätsel. Am Anfang gibt es ein Suchrätsel, da sind kleine Bilder und die muss man im Heft suchen und die Seitenzahl dann aufschreiben. Das habe ich immer als erstes gemacht. Oder die, wo man Zahlen verbinden muss, also von der 1 zur 2 und von der 2 zur 3 und am Ende kommt ein Bild raus. Das ist richtig nice. Ich mag alles mit Zahlen wirklich gerne.
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Die Geschichten finde ich auch gut. Das sind Texte mit Bildern, also die Eltern lesen den Text und die Kinder die Bilder.
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Und dann gibt es noch wichtige Themen im Heft, zum Beispiel „Was soll der Müll?“ Da geht es um Müll im Meer. Und im vorletzten Heft war ein Klimavertrag. Den haben wir zusammen mit der ganzen Familie ausgefüllt und unterschrieben. Und jetzt versuchen wir uns auch an den Klimavertrag zu halten. Und bei manchen Artikeln lernt man was dabei, zum Beispiel wie andere Kinder leben. Es gibt da Kinder, die im Internat leben oder in anderen Ländern.
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Auf der letzten Seite gibt es auch immer ein Comic zum Mitraten. Da geht es um Inspektor Sadie Lavone. Das ist eine Frau und die löst Kriminalfälle. Das mag mein Bruder sehr gern.
Mir hat das auch gut gefallen, dass meine Mama und ich die Kinderzeitung zusammengelesen haben. In den Weihnachtsferien haben wir es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht und haben die Zeitung gelesen. Das fand ich sehr schön.
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Herzdame:
Zur Kinderzeitschrift ist eigentlich ja schon alles gesagt. Aus Elternsicht möchte ich aber noch kurz ergänzen, dass ich es gar nicht mal so einfach finde, eine Kinderzeitschrift zu finden, die MEINEN Kindern gefällt und die ICH auch gerne kaufe. Was die Kinder meistens gut finden, sind die Zeitschriften mit billigem Plastikspielzeug, das nach spätestens 30 Minuten Schrott ist. Und die Zeitschriften landen nach weiteren 5 Minuten ungelesen im Müll. Oder auch schon vorher. Was ich gerne kaufen würde, sind diese Zeitschriften mit viel Wissen, was die Söhne aber nicht wirklich interessiert. Auf diese Zeitschrift hier können wir uns alle einigen. Und das Schöne ist, das Kinderheft ist auch noch werbefrei.
Nun zum Elternheft. Fangen wir mal wie bei Johnny an, was mir am besten gefallen hat. Es klingt etwas seltsam, aber es ist die letzte Seite und die heißt „Blick zurück“. Da ging es in der Vorweihnachts-Ausgabe darum, dass der Tannenbaum früher nicht aufgestellt, sondern aufgehängt wurde. Und in der Januar-Ausgabe geht es um den früher sehr verbreiteten Eintopf. Also ein Topf in der Mitte des Tisches aus dem die ganze Familie gegessen hat. Und ganz ohne Extrawurst, nix mit Laktose- oder Glutenunverträglichkeit. Alles in einem Topf und alle aus einem Topf. Mit solchen Artikeln kann man mich immer glücklich machen.
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Sehr schön finde ich auch die Verbindung zwischen den beiden Heften. Nicht nur, dass man sie erst auseinanderreißen muss, es gibt einige Parallelartikel. Es werden zum Beispiel Familien vorgestellt, bei denen im Elternheft die Eltern zu Wort kommen und im Kinderheft natürlich die Kinder. Oder die Erklärkolumne „endlich verstehen“. Im Elternheft wurden zum Beispiel der Bottle Flip oder das Phänomen Einhorn erklärt, im Kinderheft der Diaabend oder die Grenze (also die mit Grenzkontrollen und Stau früher).
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Die Kolumne „ankommen“ von der afghanischen Journalisten Sharmila Hashimi mag ich auch sehr. Sie lebt jetzt mit ihrem zehnjährigen Sohn in Berlin und schreibt über das Ankommen in ihrer neuen Heimat. Außerdem gibt es sowas wie ein Dr. Sommer-Team für Eltern mit Erziehungsfragen. Hier antworten drei Experten, u.a. Jesper Juul, auf Erziehungsfragen von Lesern.
Rezepte wie Ottolenghi für alle und DIY-Ideen gibt es auch, das ist aber eher nichts für mich. Fürs Kochen ist hier mein Mann zuständig und DIY-Anleitungen ohne Kettensäge sind laaangweilig.
Besonders gern gelesen habe ich aus dem Dezember-Heft den Artikel über Handynutzung. Das ist in den meisten Familien ja leider so ein Dauerbrenner und funktioniert selten ohne Streit. Hier gibt es neben ein paar Tipps von der Autorin auch Interviews mit einigen Eltern, die berichten, wie es bei ihnen läuft. Auch gerne gelesen habe ich den Artikel über ein Paar, das in einer offenen Beziehung lebt und wie sie als Eltern damit umgehen.
Im aktuellen Heft fand ich den Leitartikel sehr spannend „wie man Kindern beibringt, sich um die Welt zu kümmern“. Neben einem langen Interview mit der Autorin Juli Zeh, gibt es hier auch noch ein paar Tipps für ein gutes Miteinander.
Interessant fand ich noch den Bericht über Patchworkfamilien. Ein Familienmodell, von dem viele berichten, wie bereichernd es ist und wie gut es läuft. Die Erfahrungen der Autorin klingen allerdings nicht nach Sonnenschein. Sie findet Patchwork „zum Kotzen“.
Alles in Allem kommt mir Konzept gut durchdacht vor, es sind auch für mich viele lesenswerte Artikel dabei und die Frage, ob wir die Zeitschrift noch mal kaufen, muss ich mir nicht einmal stellen. Sohn 2 besteht sowieso darauf.
Kennenlern-Angebot:
Aktuell bietet die Süddeutsche Zeitung ein Kennenlern-Abo an, da könnt Ihr 3 Ausgaben zum Preis von 2 bestellen. Der Preis beträgt 15,90 € und wäre auch ein super Geschenk für Patenkinder und Ihre Eltern oder befreundete Familien.
Eltern, die schon Abonnenten der Süddeutschen Zeitung sind und Ihren Nachwuchs entsprechend einnorden wollen, zahlen für das SZ Familie Jahresabo nur 39,90 € statt 46,80€.
January 25, 2018
Vorfrühling
Auf dem Weg zur Arbeit liegen wieder Bücher am Straßenrand, Dürrenmatt, Kafka und irgendwas über Microsoft Projects, dazu ein rückenschiefes Englisch-Deutsch-Lexikon. Die Taschenbuchausgabe von “Der Richter und sein Henker” ist genau die, die ich auch damals in der Schule lesen musste, da hat vielleicht jemand aus meiner Generation dann doch noch seine Schulbücher entsorgt.
Mir kommen morgens die ersten Menschen im T-Shirt entgegen, Frühlingserwachen. Ich habe gestern bereits das Ende der S-Bahn-Saison beschlossen und gehe jetzt wieder zu Fuß zur Arbeit und zurück, quer durch St. Georg und Hammerbrook, ein Weg bar jeder Schönheit und durch städtische Stiefgegenden, ungeliebt, vernachlässigt und verbaut, Einfallstraßen, Ausfallstraßen, aber hey, es geht um meine Bewegung. Neben, vor und hinter mir gehen zahllose Menschen zur Arbeit, wirklich erstaunlich viele, und sie gehen aufrechter als sonst, weil sie sich nicht mehr unter der Kälte wegkrümmen müssen, weil es gerade einmal ein paar Stunden nicht regnet und weil es auch fast schon hell ist, nehme ich an. Manche sehen geradezu gutgelaunt aus, als gäbe es in Hammerbrook Lustbarkeiten und Kurzweil, nicht nur die grauen Verwaltungszentralen großer Konzerne und acht oder mehr Stunden Bürozeit.
An der großen Kreuzung zwischen den beiden Stadtteilen nageln die Autos vielspurig an den Ampeln vorbei, über die Köpfe der dort gerade wartenden Passantenschar rauscht die aufgeständerte S-Bahn weg, es ist laut und dreckig und betonöde, aber es ist doch irgendetwas in der Luft, es ist nicht zu überfühlen, irgendwas, das die Stimmung hebt.
Und drüben auf dem brachliegenden und martialisch eingezäunten Gelände des ehemaligen Autohändlers, wo neulich noch die Obdachlosen aus Osteuropa im jetzt abgeräumten Sperrmüll übernachtet haben, da wächst ein arm Kräutchen hellgrün aus dem steinigen Boden. Ganz klein noch.
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January 24, 2018
Mit Grüßen, mit Beil, mit Messpunkt
Vorweg schon wieder vielen Dank, diesmal an die Leserin Lihabiboun, die uns Gartenhandschuhe geschickt hat. Grandios!
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Neuerdings bekomme ich Post und Mails mit seltsamen Grüßen drunter, die bekam ich sonst nicht so. Da steht z.B. “… mit Schrebergrüßen”. Oder “… mit grünen Grüßen.” Das ist doch seltsam, dieses ausgeprägte Bedürfnis, seine Vereinshaftigkeit, seine Zugehörigkeit zu irgendwas oder sogar seine Haltung in die Grußformel zu packen, das macht man doch sonst nicht? Ich schreibe im Büro jedenfalls nicht “… mit Controllergrüßen” unter meine Mails, das würde auch eher seltsam wirken. Oder ob ich meine Texte einfach mal “mit kolumnistischen Grüßen” an die Zeitung sende? Was für eine Vorstellung.
Außerdem bleibt die Frage, warum diese Spezialgrüße bei einigen Vereinen/Gruppen auftauchen, bei anderen aber kategorisch nicht. In der Lindy-Hop-Szene etwa bekommt man keine Nachrichten “mit swingenden Grüßen” drunter, auch keine Tänzergrüße oder so etwas. Wie und warum also kommen Gruppen zum eigenen Gruß? Da mal drüber nachdenken!
Mit Bloggergrüßen …
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In unserer Kleingartenanlage gibt es jetzt einen Luftmesspunkt, den man online checken kann, das sieht dann so aus, es geht um den Punkt oben rechts auf der Insel in der Bille. Sehr schick und am Puls der Zeit und so. Und gute Luft ist da! Zumindest jetzt gerade. Wenn man in die Mitte vom Stadtteil Rothenburgsort klickt, dann sieht das schon ganz anders aus, eher betrüblich.
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Heute interessante Gespräche über Beile geführt, warum auch nicht. Es wurde mir ein handgeschmiedetes Beil empfohlen, mir werden, seit wir den Garten haben, überhaupt ziemlich faszinierende Dinge empfohlen. Ich habe dann natürlich kurz recherchiert, was man darüber finden kann. Es handelt sich beim empfohlenen Produkt um ein “Sportsbeil”, das stand da wirklich so, auf der Seite eines Händlers. Und gehst Du zum Sport, vergiss das Beil nicht! Dann musste ich lange lachen über diesen trockenen Satz in einer Kundenrezension: “Ich benutze das Beil als Zweitaxt.” Ganz großes Kino. Vielleicht hat man wesentlich mehr Spaß in der Freizeit, wenn dabei eine Zweitaxt erforderlich wird? Da kann doch irgendwas mit Zweitbildschirm unmöglich mithalten! Was mich übrigens wieder daran erinnert, dass ich noch die Geschichte weiterschreiben muss, in der ich mit drei riesigen Astscheren, von denen sich eine nicht schließen ließ, in die S-Bahn stieg und alle mir sehr schnell sehr viel Platz gemacht haben, aber das ist ein anderes Thema, das gehört hier gar nicht hin. Funkdisziplin! Ein weiterer Kunde schreibt jedenfalls auf der Rezensionsseite: “Ich nehme es als Outdoor-Beil.” Was natürlich sofort zur Frage führt, was er denn im Indoorbereich nimmt und wozu, da kann man dann auch eine Weile drüber nachdenken, es ist doch immer wieder herrlich, auf welche Abwege man im Internet gerät.
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Den besten Vers mit einem Beil darin hat übrigens Bodo Wartke geschrieben, falls sie den Song versehentlich nicht kennen: “Ja, Schatz.” Man beachte auch den Wahnsinnslichteffekt gegen Ende des Liedes, wirklich beeindruckend.
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January 23, 2018
Krank, Dank, Grün
Heute bleibt die Herzdame mit dem kranken Kind im Home-Office, ich gehe ins Büro, komm, wir spielen Vereinbarkeit. Wobei wir noch sensationelles Glück haben, denn wir können beide fast jederzeit Home-Office machen, Arbeitszeiten verschieben, regulären Urlaub nehmen, unbezahlten Urlaub nehmen, was auch immer. Da durchschreiten andere viel tiefere Jammertäler.
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Zwischendurch herzlichen Dank! Und zwar an völlig unbekannt, jemand hat mir nämlich den Kosmos-Gartenkalender geschickt, es lag aber kein Zettel bei.
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Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 23, 2018 um 7:01 PST
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Ich war gestern noch bei der Vorstellung der drei Kandidatinnen für den Bundesvorsitz der Grünen und wüsste jetzt dennoch nicht, welche oder welchen davon ich wählen würde, wäre ich denn Delegierter beim Parteitag. Da hat sich niemand disqualifiziert und qualifiziert wirkten sie alle. Robert Habeck wurde mit “Robert fällt aus dem Rahmen, er ist ein Mann” vorgestellt, das fand ich amüsant. Und in den Hamburger Medien findet eine seltsame Umkehr statt, da wird nämlich in gewissen konservativen Blättern nur bei Habeck erwähnt, wie er angezogen war und auf sein gutes Aussehen angespielt. Während die Frauen einfach da waren und irgendwas anhatten, who cares. Da kann man mal sehen, wie das andersherum funktioniert, auch interessant.
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Der politische Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, sagte zwischendurch einen Satz, den ich bemerkenswert fand, dass nämlich immer, wenn Parteien etwas digital machen, sich eher die Älteren daran beteiligen, nicht die Jüngeren. Etwa bei parteiinternen Umfragen. Er sagte Parteien in der Mehrzahl, vermutlich meinte er nur die eigene, das kann schon sein, aber der Satz ist dennoch erstaunlich genug und der Inhalt ein Fall von Ironie der Geschichte, wenn es denn so stimmt. Als das Digitale in der Politik endlich selbstverständlich wurde, da fanden es also nur noch Senioren wie ich interessant? Das darf man doch ein wenig witzig finden, darf man nicht?
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Aus der Reihe “Kein Tag ohne Demütigung”: Das kranke Kind hört über meinen Account Musik und ich werde von Freunden bei Spotify auf meinen seltsamen Geschmack hingewiesen. Schlimm. Immerhin aber diente mir die Musikwahl des Sohnes als Beleg einer spontan eingetretenen Heilung. Auch gut, manchmal muss man kein Arzt sein.
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Zwei Links noch, einmal über die Huder-Bloggerei und Patricia geht baden. Das mit dem Baden kommt mir alles sehr bekannt vor, besonders das mit den fünf Minuten.
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Wetterbericht: Kleine Wasser ändern die Betonung. Ja, zweimal im Jahr darf man Rilke zitieren, das ist so. Alte Regel.
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Am Nachmittag dann noch mit einem Sohn Mathe gemacht: “Der LKW transportiert Zuckerrüben zur Zuckerfabrik. Um das Gewicht seiner Ladung festzustellen, wird der LKW zweimal gewogen.” Nämlich mit und ohne Ladung. Na, das kriegt man ja noch hin. Ich bin gespannt, wann ich endgültig abgehängt werde, vermutlich ereilt es einen in Klasse 7. Oder vorher?
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January 22, 2018
Ein wenig Taube …
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 21, 2018 um 11:49 PST
Kurz ins Büro gefahren, nach nur einer Stunde außerplanmäßige Tagesablaufänderung: Ich bin wieder mit einem darbenden Bauchwehkind im Home-Office, man gewöhnt sich an alles. Vor dem Wohnzimmerfenster grauer Schneeregen aus farblosem Himmel, ich begucke mir verstimmt das endlose Januarelend. Auf dem Balkongeländer hockt eine Ringeltaube, die noch viel verstimmter ist als ich, denn sie ist nass und der Schnee fliegt ihr um den Kopf, ihr ist kalt und der Wind verdreht ihr so dermaßen die Federn, Bad-Hair-Day nichts dagegen. Alle paar Minuten kommen Kohl- und Blaumeisen vorbei, immer abwechselnd, und führen der voluminösen Taube wieder und wieder vor, dass Meisen in das Vogelhäuschen reinpassen, also im Gegensatz zu manchen größeren Vögeln. Es folgen freche Seitenblicke und demonstratives Gehüpfe, rein raus, rein raus, natürlich immer Futter im Schnabel dabei, wer hat, der hat. Die Taube sitzt da lange reglos aufgeplustert mit herausgedrückter Brust, ignoriert das verdammte Meisenpack komplett und guckt mich unverwandt an, wie ich da am Computer sitze und tippe, und sie guckt mit einem vernichtenden Blick: “Du sitzt wenigstens drinnen!” Und da hat sie auch wieder Recht, die Taube. Gleich Sonnenblumenkerne in den Blumenkasten gestreut, da kommt sie auch dran.
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Ich war im Theater und da wurde u.a. Christian Lindner parodiert, was mir wenig sagte, da ich den Herrn nicht kenne. Also als Nachrichteninhalt kenne ich ihn schon, eh klar, aber ich habe kein Bild von der Art wie er spricht oder sich bewegt, ich wüsste auch nicht, ob er irgendeinem Dialekt nahesteht oder wie groß er ist, ob er vielleicht einen Bewegungstick hat, ob er am Ende auch mal sympathisch aussehen kann und dergleichen. Ich sehe einfach viel zu wenig fern, fiel mir dabei auf, und am Ende kommt es dabei doch zu Bildungslücken. Vielleicht wäre es besser, wenigstens ein paar Bilder am Tag anzusehen? Deswegen gibt es hier jetzt ab sofort nach jahrzehntelanger Pause abends wieder die Tagesschau, die ist sowieso praktisch, denn die ist kurz und sie läuft zum richtigen Zeitpunkt, danach können die Herren Söhne dann bitte ins Bett, das hat sich in meiner Kindheit auch schon bewährt. Damals, als wir Kinder bei der bloßen Erwähnung von Bonn im Fernsehen todmüde wurden, und so begannen die Nachrichten damals immer: “Bonn.” Ein Wort, ein Satz.
In der Tagesschau sahen die Söhne dann erstmalig Frau Nahles, die sie sehr befremdlich fanden, dieses pathetisch eifernde Sprechen kommt bei Kindern wohl nicht so gut an. Bei mir allerdings auch nicht. Ansonsten fragten sie, ob der GroKo-Beschluss nun gut oder schlecht sei, die Frage wurde von mir wahrheitsgemäß und umfassend mit “Es ist kompliziert” beantwortet.
Die Presseschau heute früh hat diese spontane Zusammenfassung von mir dann weitgehend bestätigt, da habe ich mich gefreut.
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January 21, 2018
Marotten und Möbelbretter
Nebel in Hamburg, dazu ist es saukalt. Aber immerhin ganz hübsch.
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 21, 2018 um 6:42 PST
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Ich werde den ganzen Vormittag das Gefühl nicht los, irgendwas vergessen zu haben. Nicht im Sinne einer Kleinigkeit, eher im Sinne von Kunde vergessen, Kolumne nicht abgeschickt, wichtiges Date komplett ignoriert, so etwas. Mir fällt aber nichts ein, auch nach zwei vergrübelten Stunden nicht, also suche ich Trost in Übersprungshandlungen, was man eben so macht, man kümmert sich um Zeugs.
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 21, 2018 um 2:50 PST
Die Küche ist jetzt also sehr aufgeräumt und die Tütchen mit dem Saatgut sind nach Aussaatmonaten und Gemüse/Kräuter/Blühzeug sortiert, das war eine ungeheuer befriedigende Stunde. Ich habe selbstverständlich zu viele Sämereien, aber das macht nichts, ich werde sogar noch mehr kaufen. Ich möchte im ersten Gartenjahr nämlich ganz sicher zu viel von allem haben, ich möchte dringend z. B. auch zu viele Zucchini im Beet haben. Ich finde, man hat als Anfänger geradezu ein Recht auf zu viele Zucchini und all das.
Die Herzdame hat immer leichte Zweifel an meinem Verstand, wenn ich in neuen Themen so aufgehe, sie hält mich mit anderen Worten für leicht wahnhaft, was Interessen angeht. Darüber habe ich pflichtgemäß etwas nachgedacht, denn man kann in Partnerschaften ja auch hier und da sinnvoll korrigiert werden, das ist nicht auszuschließen und war auch schon oft so. Aber, und ich sage das nach reiflicher Überlegung, ich bin bei neuen Themen jetzt schon ein paar Jahrzehnte lang so, wie ich bin. Und unterm Strich, ich gucke da auf viele, viele höchst unterschiedliche Themenbegeisterungen zurück, war das immer richtig so. Ich habe ab und zu Lust, mich voll und ganz auf ein Thema zu werfen, und ich kann mich dann tage-, wochen, oder monatelang intensiv theoretisch und praktisch damit beschäftigen, gerne auch non-stop. Ich werde sozusagen lerngeil, ich möchte möglichst bald möglichst alles über das neue Spielzeug wissen. So weit der Spaß mich trägt. Das wirkt seltsam, das verstehe ich, besonders da mir in diesen Phasen andere, also alte Themen ziemlich egal sein können.
Tatsächlich ist es allerdings so, dass es im Nachhinein immer richtig war. Ich habe in diesen Phasen bisher immer großartige Menschen aus der neuen Themenwelt kennengelernt, ich habe auch schon oft auf irgendeine Art mit dem jeweils neuen Thema Geld verdient. Ich habe immer Sachen gelernt, die ich auch Jahre danach nicht vermissen möchte, und ich habe bestimmte Aspekte aus diesen Phasen mitgenommen, die mich heute irgendwie ausmachen. Ich komme tatsächlich auf kein einziges Thema, das in der Rückschau vollkommen sinnlos war, nicht einmal die Astrologie, das hatte schon alles seine Berechtigung. Und deswegen stelle ich für mich fest, ohne es irgendwie verallgemeinern zu wollen, dass es für mich eher unvernünftig wäre, diesem Spleen nicht zu folgen, um dadurch vernünftiger zu wirken. As my whimsy takes me. Passt schon. Es muss doch auch einmal zu den Vorzügen des fortschreitenden Alters gehören, sich selbst bei irgendwas Recht zu geben. Schon morgen dann wieder Selbstzweifel galore, versteht sich! Egal.
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Am Nachmittag mit drei Kindern im Garten gewesen. Sohn II hat in einem geradezu wüstem Arbeitseinsatz, wo mag er das nur her haben, noch etliche Bretter der jetzt zerstörten Einbaumöbel aus der halb abgerissenen Laube gerettet oder wie ein Terrier knurrend aus bereits aufgeschichteten Schuttstapeln gezogen und hinterm Schuppen in Sicherheit gebracht. Denn genau wie ich sieht er da gar keine schnöden Bretter, er sieht wunderbare Beetumrandungen. Wir werden Spaß haben, im Sommer.
Sohn I hat währenddessen fleißig und konzentriert mit einem Kumpel Pokémons aus der Gartenanlage weggefangen, und das ist auch gut und richtig so, denn Pokémons sind immerhin eine invasive Art, die möchte man in einem naturnahen norddeutschen Kleingarten gar nicht haben.
Bretter aus der halb abgerissenen Laube retten. #schrebergarten
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 21, 2018 um 8:08 PST
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January 20, 2018
Tapetenwechsel, quasi
Manche Themen sind mit einem Satz auf Twitter auch schon erledigt, dem ist gar nichts mehr hinzuzufügen.
Die Wohnung meiner Mutter wurde verkauft und der neue Eigentümer ruft sie an mit dem schönen Satz: „Wollen Sie denn wirklich bis zu ihrem Ende in der Wohnung bleiben?“
— Max.Buddenbohm (@Buddenbohm) 19. Januar 2018
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Ansonsten ein unergiebiger Tag, langweiliges Wetter, langweiliges Einkaufen, langweilige Kopfschmerzen und sonst gar nichts, das kommt natürlich auch vor. Hier aber noch ein kleiner Beitrag zur Frage, ob die Buddenbohms mit der neuen und noch zu bauenden Gartenlaube eigentlich irgendwelche romantischen Vorstellungen verbinden. Das kann ich ganz kurz fassen und durch ein Kunstwerk von Sohn II darstellen. “Laube bei Sonnenuntergang”, Johnny Buddenbohm, Buntstifte auf Pappe, 2018.
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Die alte Laube wurde währenddessen vom Bagger endlich etwas angeknabbert, ein Anblick grässlich und gemein, die ganze Parzelle nähert sich erwartungsgemäß dem Vollchaos. In der nächsten Woche hat sie vermutlich schon die ansprechende Optik eines Truppenübungsplatzes, die Älteren erinnern sich.
Ein Beitrag geteilt von Maret Buddenbohm (@hildchen77) am Jan 20, 2018 um 8:40 PST
In der halben Laube kann man immerhin einen Blick in die 70er werfen, unter drei Holzschichten tauchten die Tapeten von damals wieder auf, die Laube war tatsächlich ziemlich alt. Die Wände bestanden zum Teil aus bis zu vier Schichten Holz, der Vorbesitzer hat da unentwegt und über Jahrzehnte irgendwas angenagelt, reingebastelt, dazugebaut, in den Wänden waren sogar ausgediente Schranktüren verbaut, was eben so anfällt. “Im Garten kannst du alles gebrauchen”, das sagt mein Gartennachbar bei jedem Treffen. Ich verstehe den Satz immer besser.
Ein Beitrag geteilt von Maret Buddenbohm (@hildchen77) am Jan 20, 2018 um 8:45 PST
Der Garten, soweit nicht ohnehin verwüstet, ansonsten immer noch januarplatt, ein paar Knospen, ein paar Frühblüherblattspitzen, aber bis jetzt nur wenige. Sehr wenige. Na gut, eine.
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January 19, 2018
Hamburger Winter
Vor der Grundschule steht gestern Nachmittag ein kleines Kind, ein Kind höchstens im Vorschulalter, das geht sicher noch nicht einmal in die erste Klasse, so klein ist es. Ein Geschwisterkind könnte es sein, der große Bruder oder die große Schwester werden vielleicht gerade abgeholt. Das Kind tritt mit Hingabe gegen einen großstadtgrauen Schneematschhaufen am Straßenrand, wieder und wieder tritt es dagegen, dass der Schmodder nur so wegspritzt und Passanten sich fluchend und springend in Sicherheit bringen. Das Kind ist auch schon selbst ganz durchnässt, aber hey, da liegt Schnee, also zumindest die Hamburger Innenstadtversion davon, damit wird man ja wohl was machen dürfen, so als Kind. Der kleine Stiefel wird energisch in den trostlosen Haufen gebohrt, in dessen Mitte jetzt schwarzes Pfützenwasser zu erkennen ist, schwarz wie der Asphalt darunter. Dann noch einmal richtig Schwung geholt und ein letzter Tritt in die Pampe, das Kind guckt den hochfliegenden Matschspritzern nach und singt mit glöckchenheller Stimme: “Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst Du geschneit?”
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Gestern Abend beim Elternrat der Grundschule gewesen, das könnte man auf Twitter gar nicht erzählen, weil da alle aus prinzipiellen oder humoristischen Gründen, das ist ja manchmal schwer zu unterscheiden, diese Elternarbeit ganz furchtbar finden. Aber hey, Demokratie und so. Wenn man bestimmte Entwicklungen in der Gesellschaft falsch findet, kann man ruhig auch mal über Pausenhofregeln und deren Einhaltung diskutieren, das ist jetzt nicht so abwegig.
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Seit ich mehr und dauernd schreibe, gibt es auch dauernd mehr Kommentare, das ist sehr schön, vielen Dank. Und so tolle Hinweise darin! Gestern etwa der auf das Als-ob-Zimmer, das ist ganz großartig.
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Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 18, 2018 um 5:57 PST
Ich lese abends Saatgutkataloge. Und was für eine entspannende Lektüre das ist, fünf Seiten nur Kartoffelsortenbeschreibungen! Danach ist die Welt wieder in Ordnung und man träumt von der Duke of York, einer alten schottischen Sorte, benannt nach dem Vater der Queen und mit “hervorstechend gutem Aroma”. Möchte man doch haben, so etwas, Kartoffeln mit hervorstechend gutem Aroma, die kriegt man nicht beim Discounter.
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January 18, 2018
Als ob!
Der Abriss der Laube verzögert sich etwas, der Neubau der Laube verzögert sich also auch, das ist ein klein wenig nervtötend. Und wenn ich bedenke, wie sehr der Herzdame und mir schon diese Umstände beim Ab- und Aufbau eines ziemlich kleinen Holzhäuschen auf den Geist gehen, dann bin ich noch im Nachhinein froh, dass wir niemals auf die Idee gekommen sind, ein richtiges Haus zu bauen, das hätte uns nicht gutgetan. Wobei der freundliche Abrissunternehmer in dieser Woche vielleicht bei der Arbeit gegrillt worden wäre, der Strom war nämlich wider Erwarten doch nicht von der Ruine abgeklemmt. Insofern ist immerhin alles richtig gelaufen.
Und die anderen Hagebutten-Nerds, wie Sohn I die Schrebergärtner gerade irritierenderweise zu nennen beliebte, sie können jetzt vermutlich für längere Zeit einen Bagger auf unserer Parzelle bewundern. Es hat nicht jeder einen Bagger auf seinem Rasen stehen!
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Währenddessen wurden ein paar Samen geliefert, ich werde die dann zur gegebenen Zeit spontan und eher wildwestmäßig dahin pflanzen, wo gerade kein Baufahrzeug steht und kein Baumaterial liegt. Gartenplanung leicht gemacht.
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Jan 16, 2018 um 8:02 PST
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Es gab unter meinem Text zur Kerbelrübe einen Kommentar mit einem Link, den ich noch einmal herausheben möchte, wirklich lesenswert, bitte hier entlang. Ich bin jetzt doch sehr neugierig auf das Zeug. Ein Tütchen Samen kostet etwa acht Euro plus Versand, ziemlich speziell. Nächstes Jahr, ist mir jetzt alles zu kompliziert.
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Beim extrateuren Edeka bitten mich vier Mädchen im Grundschulalter an der Kasse, sie doch bitte vorzulassen. Sie halten mir zur Erklärung ihre Kaugummipackung hin, die den ganzen Einkauf darstellt. Ich lasse sie vor, sehr freundliche Kinder sind das, das freut einen doch. Sie bezahlen und die eine sagt, als die Kassiererin ihr das Rückgeld geben will, mit einem Hauch, mit wirklich nur einem Hauch von gönnerhafter Herablassung in der Stimme, vermutlich bei den Eltern exakt abgehört: “Den Rest können sie behalten.”
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Nachdem das hier nun ein paar Tage als Vielschreiberblog läuft, wird es Zeit für ein erstes Update zum Trainingszweck der Übung, ich schrieb darüber. Es geht eigentlich darum, mir das Schreibvermögen in allen Lebenssituationen und ungeachtet jeder Stimmungsschwankung zurückzuerobern. Wie sieht es nun damit aus? Während ich hier sitze, eskalieren um ich herum drei Kinder, von denen eines bereits jede geistige Bodenhaftung verloren hat, zumindest den Geräuschen nach zu urteilen. Dummerweise gehört es zur Familie und ist nachher also irgendwann wieder einzufangen, aber nachher ist nachher, jetzt ist jetzt. Aus der Küche, die sie ausnahmsweise mit festen Kochabsichten betreten hat, das ist sonst ja kategorisch mein Revier, ruft die Herzdame mir alle paar Minuten irgendwas zu, von dem ich vorgebe, es nicht zu verstehen, ich habe Kopfhörer auf, also bitte. Aus den Kopfhörern singt ein alter Johnny Cash von den Härten des Lebens, ich bin nach einem bestenfalls mediokren Tag mit grauenvollem Wetter und nervtötender Terminhetze fortgeschritten schlecht gelaunt und breche außerdem gleich in der Mitte durch, weil ich auf so einem penetrant wackelnden Gesundmöbel ohne Lehne sitze, von dem die Herzdame findet, es würde mir und meiner Haltung garantiert guttun. Als ob! Wie die Söhne vermutlich sagen würden, die haben “Als ob!” nämlich gerade als Antwort auf alles entdeckt. Das könnten Sie auch mal probieren, das klappt tatsächlich super. “Guten Morgen, Kollege!” “Als ob!” “Schatz, kommst du auch ins Bett?” “Als ob!”
Aber ich halte trotz aller Unbill die Tastatur verbissen fest wie damals John Maynard das Steuerrad, das klappt nämlich, das mit dem Schreibmuskel, das klappt jeden Tag besser, noch zwei Zeilen bis Buffalo. Und merkt man diesem Text die schlechte Laune etwa an? Nichts merkt man dem an! Gar nichts! Und wehe, hier kommentiert jemand abweichend.
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January 17, 2018
Inbox zero, Blogversion
Ein weiterer Vorteil dieser täglichen Schreiberei zeigt sich gerade, ich habe nämlich gestern alle Notizen für mögliche Einträge verbraucht. Das ist das Blog-Pendant zu inbox zero beim Mailverkehr, davon träumen doch immer alle. Ich habe also keine unverbrauchten Ideen mehr im Blognotizdokument, es gibt da auch keine unerwähnten Bücher oder Filme mehr, keine halbangefangenen Pointen, keinen Vielleicht-Termin, kein Man-könnte-mal und auch kein Man-müsste-mal, keine kryptischen Stichwörter, deren Bedeutung ich mir selbst längst nicht mehr erklären kann, da ist nichts, da ist alles blanko, es fühlt sich an wie schuldenfrei.
Und wenn mir jetzt nie wieder etwas einfällt, dann habe ich auch gleich einen wichtigen Nachteil dieser Methode entdeckt. Toll!
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Andererseits braucht man gar keine Ideen, man muss ja nur irgendwo hingucken. Auf einem U-Bahnsteig am Hauptbahnhof sehe ich eine Mutter mit Kinderwagen, das Kind darin schläft selig schnullernd. Sie schiebt den Wagen auf und ab, sie geht einem Mann hinterher und fährt ihm in die Hacken. Entschuldigt sich bei ihm mit einem etwas karikaturhaft überzogenen XXL-Lächeln, als wäre im Grunde der Mann das Problem, was lungert der da auch im Weg herum, also wirklich. So eine Art der Entschuldigung ist das. Sie dreht um und geht in die andere Richtung, jetzt einer Frau hinterher. Fährt ihr nicht gerade langsam in die Hacken, entschuldigt sich, es sieht ähnlich aus wie beim ersten Fall. Und das wiederholt sich dann noch mehrmals, so dass ich mir bald sicher bin, hier liegt ein Fall von Absicht vor. Die fährt da mit Vorsatz Menschen an und entschuldigt sich dann süßlich überzogen, wer weiß, wie lange sie das schon macht oder wie oft. Ist das nun dringend notwendiger Aggressionsabbau oder hat sie einfach nicht alle Latten am Zaun? Vielleicht hat sie den schlechtesten Tag des Jahrzehnts erwischt, vielleicht hat sie auch seit sieben Tagen nicht geschlafen, kann ja sein, das bekommt dem Menschen nämlich nicht, da wird man seltsam, ich erinnere mich dunkel, ich hatte auch einmal Kleinkinder. Ich steige in meine U-Bahn, die Frau mit dem Kinderwagen steigt aber noch nicht ein. Vermutlich will sie auch gar nicht U-Bahn fahren, zumindest nicht so bald, sie hat da noch zu tun. Sie beachtet die Bahn also überhaupt nicht und bleibt auf dem Bahnsteig, sie schiebt den Kinderwagen gerade einer Gruppe Jugendlicher hinterher. Während sie aus meinem Blickfeld verschwindet, holt sie auf und ist schon ziemlich nahe hinter ihnen, nur ein paar Zentimeter noch bis zu ihren Fersen. Und den Rest der Geschichte wird man niemals herausfinden, damit muss man dann natürlich auch klarkommen, wenn man gerade keine Ideen mehr übrig hat und einfach nur irgendwo hinguckt. Irgendwas ist immer.
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Neues Hörbuch angefangen: John Galsworthys Forsyte-Saga, gelesen von Thomas Dehler, übersetzt von Luise Wolf (für die ich hier einen Stolperstein einfügen kann) und Leon Schalit. Thomas Dehler liest wunderbar und trifft genau den Tonfall, den ich vor einigen Jahren beim Lesen des Buches im Kopf hatte. Perfekt.
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