Maximilian Buddenbohm's Blog, page 166
June 2, 2020
Trinkgeld Mai, Ergebnisbericht
Der zweite Monat – oder waren es schon mehr? – in dem die Leserinnen und Leser, die ich jetzt übrigens auch LuL abkürzen könnte, wie es an den Schulen für die Lehrerinnen und Lehrer üblich ist, in dem Sie also freundlicherweise unsere Lebensmittel bezahlt haben, was ganz außerordentlich reizend von Ihnen ist und nicht unerheblich dazu beiträgt, dass wir halbwegs heil durch dieses Jahr kommen, also finanziell gesehen. Ich blogge also weiterhin eher mehr, statt anderen Aufträgen nachzujagen. Es kommt im Moment so hin und ich freue mich riesig darüber, Bloggen ist eh die beste Beschäftigung. Oder, wie ich ich es neulich wieder bei einem Pressetermin erlebt habe:
“Von welchem Medium sind Sie denn?”
“Ich bin Blogger.”
“Ach. Na ja.”
Es gab sogar Trinkgeldspargel, wofür ich besonders danke. Andere Ausgaben standen im Monat Mai wiederum kaum an, Ausflüge, Theater, Kino etc. fanden weiterhin nicht statt. Mit einer bescheidenen Ausnahme, die Tageskarte für die unlängst verbloggte Kreisfahrt mit der U3, die wurde auch vom Trinkgeld bezahlt, außerdem der ebenfalls im Blog erwähnte Eiskaffee für die erweiterte Familie in Eppendorf, auch wenn der leider so gar nichts getaugt hat. Das war dann schon der Action-Teil des Monats, wir lassen es mit den Lockerungen wirklich langsam angehen. Wobei, das kann ich auch nicht anders sagen, die Kombination aus Home-Office und Home-School viele Möglichkeiten nimmt und über die Wochen ein bei mir eher ungewöhnliches “Ich will hier raus”-Gefühl erzeugt. Aber Wollen und Können, ne, da haben wir es wieder.
Ich habe ferner ein Buch erworben und leider noch nicht gelesen: Sascha Michel, Die Unruhe der Bücher. Vom Lesen und was es mit uns macht. Ich werde dann später getreulich berichten, was das Buch mit mir gemacht hat.
Die Söhne kauften sich vom Trinkgeld zweimal etwas, von dem ich dachte, es sei bereits wieder ausgestorben: Bubble Tea. Unaussprechlich ekelhaft war das, aber für sie war es ein Traum, sie kannten das noch nicht. Sohn I hat weiterhin seine lila Haarfarbe mit dem Trinkgeld finanziert, Sohn II auch einige Bände Mangas, ich habe da gar eine genaueren Kenntnisse. Er kaufte sich außerdem etwas Zauberzubehör, denn bei ihm geht es gerade magisch zu, sogar schon so, dass ich einen Trick hartnäckig nicht verstehe. Noch zehn solche Tricks, und er kann sich damit in die Mönckebergstraße stellen und auf andere Art zu Trinkgeld kommen. “Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?” “Hinter einem Hut.”
Die Herzdame hat in einem unbeobachteten Moment doch wieder Lampions gekauft, eine Suchtberatung wird von ihr aber bisher standhaft verweigert. Schlimm.
Beweisbild Lampions:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Mai 21, 2020 um 5:22 PDT
Es gab wie fast immer mehrfach Eis (Im Betreff der Summen stand “Eis”, “Leckeres”, “Draußen”, “Spaß”), denn auf der Billerhuder Insel fährt ein Eiswagen herum, das ist einfach und geht schnell, das ist viel besser als ein Eiscafé.
“Terrassengrün” war ein weiterer gut einlösbarer Betreff, der wurde in Salbei umgesetzt und blüht schon hummelfreundlich vor sich hin.
Einen Ausblick auf den Juni wage ich nicht. In drei Wochen, also gleich, beginnen in Hamburg schon die Sommerferien, dann haben die Söhne schulfrei, und das war auch schon die Pointe. Die Nerven liegen hier mit jeder Woche mehr blank, mir fehlt die Vorstellungskraft, wie dieser Sommer ablaufen wird. Jeden Tag gucken, was geht. Mehr geht nicht, aber so kommt man auch durch den Kalender.
Wie immer, ich danke jedenfalls herzlich für jeden Euro und jeden Cent! Jedes Klimpern im Hut, das ich mir selbstredend bei jeder Überweisung tatsächlich vorstelle, ist mir ein Fest, ein großes.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
June 1, 2020
Links am Morgen
Bei der Gartenarbeit gerne gehört, lesen geht aber auch: Der Mensch erscheint im Anthropozän.
***
Joseph-Philippe Bevillard beschäftigt sich auf Instagram mit den Irish Travellers.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Ein Beitrag geteilt von Joseph-Philippe Bevillard (@jpbevillard_colour) am Apr 13, 2020 um 11:52 PDT
***
“ Das Haus brennt und die Regierung reicht den Zündlern Geldbündel. Das muss endlich aufhören. ”
***
Nun ja. In den Nachrichten gestern las ich, dass mehrere Orte an der Ostsee für Tagestouristen wieder gesperrt wurden, die Heerscharen von Besuchern waren dort nicht mehr zu bewältigen. So etwas wie Haffkrug überrennt man eben schnell.
***
Das ewige Schulthema: “Trotzdem fehlt es vielerorts noch an Grundsätzlichem: Noch immer haben nicht alle Lehrerinnen und Lehrer dienstliche E-Mail-Adressen oder überhaupt Laptops und Computer, auf denen digitale Software störungsfrei läuft.“
Und:
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
May 31, 2020
Links am Morgen
Ich halte dieses Tempolimit schon ein, mich stören beim Genuss nur die anderen.
***
The hidden life of Georgia. Was für großartige Bilder! Bitte auch den Instagram-Account beachten. Gefunden via Kwerfeldein.
***
Fritz: “Herr Mu, der nicht Herr Mu ist, heißt jetzt Fritz. Obwohl ich mir sicher bin, dass er nicht wirklich Fritz heißt, passt der Name zu ihm. Zu Herrn Mu passen viele Namen und sie alle wurden ihm von Menschen gegeben, die ihn zufällig trafen, während sie auf den Bus warteten.”
***
Die Lage in New York: “Es ist alles wie immer. Das ist ja vermutlich das Irritierendste an dieser Lage, dass sich nichts ernsthaft verändert hat. Es ist noch nie der Müll nicht abtransportiert worden, noch nie kein Wasser aus dem Hahn gekommen, noch nie habe ich etwas, das ich einkaufen wollte, nicht einkaufen oder bestellen können. Ich lebe nach wie vor an dem Ort auf der Welt, der wohl die höchste Dichte der besten Restaurants hat, und bei allen kann ich umstandslos mein Essen bestellen.”
***
Gefunden via Heike Flemming auf Twitter.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
Buddenbohm in Bewegung
Wo ich gestern gerade das Wort Chronistenpflicht erwähnte – ich denke, ich muss mehr raus. In den letzten Wochen habe ich außer der Wohnung, den Discountern und den anderen Läden im Stadtteil und dem Garten nichts gesehen. Und auch wenn man selbst über diese geringe Auswahl theoretisch endlos schreiben könnte, mir ist doch allmählich nach anderen Eindrücken. Das ist kein Fernweh, das ist eher ein mäßiger Lagerkoller. Das ist kein großes Gefühlskino, das ist nur so eine mittlere Wallung. Aber ich denke, ich müsste mal vor die Tür und vor die Hecke, ich müsste wieder etwas in Bewegung sein.
Mir fällt aber nichts ein, denn ich will zwar irgendwohin, ich will oder kann aber nichts aussuchen. Hamburg, das kenne ich doch alles. Ein Gedanke, der selbstverständlich vollkommen unsinnig ist, was mich aber nicht davon abhält, ihn stundenlang wiederkehrend zu haben. Also fahre ich erst einmal einfach U-Bahn. Die U-Bahn ist so ein herrlich unverbindliches Unterwegs, man ist nicht hier und nicht da, man kommt aber herum. Und zwar fahre ich mit der U3. Das ist die Linie, die in jedem Reiseführer über Hamburg steht, weil sie so schön am Hafen entlangfährt – „Guck mal, guck mal!“ -, außerdem fährt sie praktischerweise im Kreis und man kann einfach sitzenbleiben, falls einem an der theoretischen Endstation gerade etwas einfällt und man weiterschreiben möchte.
Ich steige am Hauptbahnhof ein und klappe das Notebook auf meinem Schoß auf, wobei ich mich frage, ob ich mit Maske überhaupt schreiben kann. Das ist nur auf den ersten Blick eine alberne Frage, auf den zweiten ist es nämlich tatsächlich so, dass das Schreiben ein doch recht körperlicher Vorgang ist und jede Veränderung dabei etwas ausmacht. Ich schreibe im Anzug ja auch anders als im Hoodie und diktierte Texte sind etwas anders als geschriebene Texte, handgeschriebene sind wieder anders als getippte. Aber das hier sind schon die ersten Absätze, damit ist das also geklärt, das Schreiben läuft. Manchmal ist es einfach und damit bin ich auch schon am Rödingsmarkt und habe gar nicht raus- und kaum hochgesehen, so wird das wohl eher nichts mit den Eindrücken.
An den Landungsbrücken, ja was wohl, genau – raus.
Und gleich wieder rein, denn mein Gedanke, mich da irgendwo im Schatten auf die Treppenstufen zu setzen und einfach weiterzuschreiben, nur mit Hafenidyll oder neiderweckendem Panorama im Hintergrund, den kann ich vorerst gepflegt vergessen. Es bewegen sich touristische Menschenmassen wie v.C. an der Elbe entlang, kollektives Herumgehen wie früher, Schiffegucken wie früher, Fischbrötchen wie früher, Barkassenfahrt wie früher, alles wie früher. Wäre ich Virus – ach, egal.
Nun ist es aber so, dass mir die Stadt ohne Menschenmassen ganz gut gefallen hat. Ich brauche daher noch eine Weile, um mich wieder an diesen normal genannten und dabei eindeutig schon überfüllten Zustand zu gewöhnen. Erst einmal steige ich etwas geschockt wieder in die nächste Bahn. In der Bahn ist es mäßig voll, das geht. Es gibt Plätze, es gibt Beinfreiheit, es gibt sogar die empfohlenen 1,50 Meter, im Grunde ist das eine Luxus-U-Bahn.
Hamburg ist übrigens der einzige Nordstaat, der ausdrücklich auch komplett für Tagestouristen offen ist, man merkt es, es sind alle, alle da.
Ich habe aber wieder zu lange nicht hochgesehen, ich bin schon am Eppendorfer Baum. Mir sitzt ein knutschendes Pärchen gegenüber, papierenes Mundschutzgeknister, das ist im Zusammenhang mit der aktuellen Situation ein Geräusch der Verheißung, also nach neuartiger Erotik. Sie gucken sich verliebt in die Augen und halten Händchen und denken sich gewiss bei jedem Blick die lächelnden Lippen dazu und was man noch alles könnte, wenn es denn nur ginge. Beide strahlen oberhalb der Masken so verliebt, wie es überhaupt nur denkbar ist, seine Hand auf ihren Knien und ihr Mundschutz wirkt jetzt auf einmal etwas zerknüllt. Ich schreibe nur, was ich lieber nicht laut sage: „Romantik!“ Und hätte ich die Herzdame dabei, ich würde sie jetzt glatt auch einmal küssen, so viel unausgelebte Spontaneität muss sein.
An der Kellinghusenstraße unterhalten sich zwei ältere Damen über einen abwesenden Herrn, die eine sagt: „Er hat ja so einen Helikoptersohn“, die andere macht: „Oh, oh!“ Einen Helikoptersohn. Es gibt Gefahren in der Erziehung, auf die bin ich bisher noch gar nicht gekommen.
Sierichstraße, hier habe ich einmal eine Wohnung besichtigt, fällt mir ein. Ich könnte überhaupt einfach mit dem ÖPNV durch Hamburg gondeln, mehr oder weniger zufällig, und überall Erinnerungen oder Bemerknisse abtippen oder mit der Hand schnell mitschreiben. An Content ist so leicht kein Mangel, wenn man nur lange genug in einer Stadt gelebt hat. Eine Spur der Verbloggung könnte ich durch Hamburg ziehen. Irgendwo hingehen und lauernd abwarten, entweder es fällt mir etwas ein oder es passiert etwas, vielleicht ist das auch ein Projekt. Es gibt eigentlich wenig Stellen in dieser Stadt, an denen ich tatsächlich etwas geschrieben habe, ich habe nur immer über diese Stellen geschrieben. Da mal drüber nachdenken! Als ich damals jedenfalls die Möglichkeit von Kindern erwähnte, da war die Besichtigung auch ganz schnell vorbei. Egal, lange her. Und Sierichstraße, als ob ich da jemals wohnen wollen würde. Manche Sachen merkt man sich eben.
Borgweg, ein Obdachloser steigt ein und sagt seinen langen Spruch auf, den man aber wegen seiner Maske nicht versteht, das ist nur ein gedehntes Genuschel. Entsprechend bekommt er auch von niemandem etwas. Kein Text, keine Almosen, da kennt man hier nix, das ist ja, als wenn die Kinder am Heiligabend keine Gedichte aufsagen würden, wo kommen wir denn da hin. Neulich war ich in der Innenstadt, Fußgängerzone, da formte ein bettelnder Mensch, der mutmaßlich aus Südosteuropa kam, gerade einen Hund aus Sand. Ein paar Menschen sahen zu und ein kleiner Junge sagte mit vermutlich von den Eltern vermittelter Neunmalklugheit: „Der macht aber immer den gleichen Hund!“ Es reicht nämlich nicht, dass man arm ist und in der Fußgängerzone betteln muss, man muss schon auch etwas machen, so ist das in unserer Leistungsethik nun einmal vorgesehen, und wenn man etwas macht, dann muss das auch gut sein und zwei, drei verschiedene Hunde, also bitte, das ist ja nun nicht zu viel verlangt. Andererseits kann ich zum Beispiel gar keinen Sandhund.
Ich glaube übrigens, ich habe nie am Heiligabend Gedichte aufsagen müssen. Oder ich habe es vergessen. Der letzte Satz gerade war geklaut, immer ehrlich bleiben. Es gibt einen alten Song von Klaus Hoffmann, in dem singt er davon, dass die Leute sagen, er sei gerade gut genug, um Katzen zu töten und dann: „Ich habe nie Katzen getötet. Oder ich habe es vergessen.“
Barmbek. Eine Frau steigt ein, an der ist alles, was sie trägt, farbenfroh gebatikt, nur ihr Mundschutz nicht. Ich habe jetzt schlimme Trendbefürchtungen, denn immer, wenn ich irgendwas modisch ganz furchtbar finde, zack, ist es das Highlight der Saison.
Ein Poster auf dem Bahnsteig sagt zu mir: „Schade, dass du bei uns keine Pflegekraft bist.“ Es werden Gehalt und Urlaubstage genannt, alle Mittel sind recht, um da an Personal zu kommen. Nur von den Überstunden und Arbeitsbedingungen sagen sie nichts. 3700 brutto steht da, aber da ist bestimmt ein kleingedrucktes Sternchen dran mit zwanzig Einschränkungen, das kann ich aber nicht sehen, der Zug fährt schon wieder.
Dehnhaide. In der Bahn, das sehe ich jetzt erst, wirbt direkt neben mir ein Plakat, ich möge doch bitte Experte werden, etwa für „IT & Cybercrime“. Früher, so denke ich, früher rutschte man in die Kriminalität noch allmählich ab, heute wird man also ganz offiziell dafür angeworben. Ts.
Mundsburg. Ich habe jetzt dauernd Klaus-Hoffmann-Lieder im Ohr: „Schau, ich hab‘ für dich vier Perlen aus Regen, aus einem Land, wo Sonne nur brennt.“ Die Sonne brennt hier in Hamburg auch, aber ich mache kein Gedicht und kein Liebeslied daraus. Besser ist das.
Eine Frau versucht hektisch, die Türen mit dem Ellenbogen zu öffnen, verheddert sich dabei aber in ihrer Handtasche und nimmt schließlich entnervt und leise fluchend doch den Finger, um den Knopf zu drücken. Die Türen öffnen übrigens auch automatisch, aber dafür müsste man etwas mehr Geduld haben, um das zu erleben. Ein paar Sekunden Geduld nur, zu viel für den Großstadtmenschen, zu viel für uns.
Berliner Tor. Ich höre jetzt Musik über Handy und Kopfhörer, gerade wird mir dabei ein Song von Kevin Johansen zugeshuffelt, in dem verstehe ich die Zeile: „If you want to give a kiss – just give a kiss.“ Ein Song über Timing ist das. Zu und zu schade, dass der Song nicht am Eppendorfer Baum lief, siehe oben. Aber ein gutes Lied ist es doch.
Hauptbahnhof, ich steige wieder aus. Der Bahnhof ist voll wie nur je, die altbekannte Fülle und das Gedränge und Geschiebe und Gerenne, es fühlt sich um mich herum original wie 2019 an, nur die Maskenträgerinnern sind anders, aber andererseits gibt es jedes Jahr irgendein neues Accessoire. Sonst ist eh alles wieder im alten Muster, im alten Fahrplan und Groove. Man macht alles, man darf alles, die Stadt findet wieder ihren Rhythmus und ihren Beat, ihre Lautstärke und auch ihre Öffnungszeiten. Auf dem Handy sehe ich Ankündigungsmails von den Vereinen der Söhne, alles findet wieder statt, sogar der Indoor-Sport läuft an.
Nur regelmäßig in die Schule darf man auf keinen Fall und zu Prostituierten darf man gar nicht. Was für eine überaus abgefahrene Kombination.
Wie auch immer, ich war dann mal draußen.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
May 30, 2020
Links am Morgen
Reinhard Mey über sein neues Album “Das Haus an der Ampel”.
***
Zum Geschichtsunterricht, heute geht es lang und interessant um den Begriff der Krise:
***
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
Ohne Pointe, lieblos angebittert und durchterminiert
Auf dem Weg zum Garten fahre an einem aufwändigen Kreidebild auf dem Radweg vorbei, da geht es um vegetarische oder vegane Ernährung, ich habe mich mit den Details gar nicht befasst. Ich habe nur kurz das bunte “Eat fruit not friends” gesehen, bin abgestiegen und habe routinemäßig ein Foto machen wollen, quasi Chronistenpflicht, siehe Bildbeweis anbei. Oder, wie es im Business-Kontext heute oft in eher seltsamer Englischübersetzung geschrieben wird: Bitte finden Sie unten das Bild dazu. Ich denke da immer an Ostern, bitte finden Sie Eier. Egal.
Wobei die Pointe auf dem Bild allerdings fehlt, denn so interessant ist das ja nun auch nicht, dass da jemand irgendwelche Parolen auf den Radweg malt, aber es ist leider, wie es ist, die Pointe ist zu früh weggehoppelt.
Die saß da nämlich in Gestalt eines Wildkaninchens, ein ganz kleines Stück neben dem großen F von friends. Saß da in aller Ruhe, kaute an einem Kräutchen und sah dabei eher beiläufig zu mir hoch, ob ich das da denn auch lese? “Okay”, sagte ich, holte das Handy raus und wollte gerade das Bild knipsen, da hat sich das Kaninchen grußlos verdrückt, seitwärts ins Straßenbegleitgrün.
Dabei hätte ich ihm doch noch zeigen können, dass ich eine monströse Melone und Erdbeeren im Fahrradkorb hatte, total passend zum Schriftzug! Na, egal.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Ein Beitrag geteilt von maximilian buddenbohm (@buddenbohm) am Mai 30, 2020 um 1:19 PDT
Das erinnerte mich daran, dass neulich ein Sohn den längst vergessenen Manfred Kyber aus dem Regal zog und darin las. Ich habe eine Ausgabe seiner wunderbaren Tiergeschichten in Frakturschrift, das fand er interessant.
“Manfred Kyber”, sagte ich, “der hat bestimmt entscheidend dazu beigetragen, dass ich in meinen Texten manchmal mit Tieren rede. Und die Herzdame sah mich groß an und fragte: “Du machst bitte was?!”
Ich erklärte, dass ich in den Blogartikeln gelegentlich mit Tieren, also nicht oft und nur so nebenher, aber eigentlich dann doch und jedenfalls – die Herzdame sagte: “Du machst was?!”
Ich habe es, das wollte ich nur eben noch anfügen, auch nicht immer leicht hier.
***
Ein erstes Mal, wie es viele Menschen in diesen Wochen haben: Ich war zum ersten Mal seit dem 13. März wieder in einem gastronomischen Betrieb. Es gab Eiskaffee in Eppendorf, wo ich meine Mutter besucht habe, die während der ganzen Coronazeit so gut wie niemanden gesehen hat. Und dieser Eiskaffee war so unfassbar schlecht, der schmeckte wie Konditoreikaffee 1987 in Scharbeutz oder so, das war lieblos angebittertes Wasser in kalt, mehr nicht. Da weiß man wieder, was einem eigentlich gar nicht gefehlt hat.
***
Ich kam, weil ich bei der Arbeit an einem ganz anderen Text assoziativ abglitt, auf alte Werbespots, etwa auf den ollen Jever-Clip, in dem sich, Sie werden sich gewiss erinnern, der Mann im sandfarbenen Trenchcoat rückwärts entspannt in die Dünen fallen lässt – obwohl er die bestimmt gar nicht hätte betreten dürfen – und die Erzählstimme sagt gerade: “Keine Termine.” Mir fällt, da ich trotz der letzten Wochen schwer und nachhaltig termingeschädigt bin, auf, woran ich damals nie gedacht habe, mir fällt also auf, dass es sowohl für den Sprecher als auch für den Schauspieler natürlich jeweils ein Termin war, diese Claim gewordene Terminlosigkeit zu inszenieren, die damals ein ganzes Land dauernd zitiert hat, sobald die Küste in Sicht war, und auch dieser Besuch der Küste war dabei für alle nur ein Termin, was sonst.
Tiefsinniger wird es heute aber nicht mehr, Tiefsinn hat frühestens morgen wieder einen Termin.
***
Sie können hier wie bei einem Straßenmusiker Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ohne Musik und ohne Straße, aber mit ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
May 29, 2020
Links am Morgen
Links am Morgen
“Eine Seuche ist eben kein Uhrwerk, das einem gleichmäßigen Takt gehorcht.”
***
Vielleicht nur etwas für Menschen, die sich geradezu hardcore für Kunst, Kreativität und die Finanzierung der Zirkusartistinnen interessieren, für die ist es aber auf jeden Fall etwas: Judith Holofernes lang und länger – in online-untypischer Gründlichkeit – über Patreon, die Crowd-Finanzierung und das Künstlerdasein.
Für mich ist Patreon nichts, glaube ich, schon weil ich als Nutzer eine gewisse Aversion gegen Abos und auch gegen exklusive Inhalte habe, ich bin durch die Art meiner Blogposts und Linksammlungen gewohnheitsmäßig auf die Möglichkeit des offenen Teilens von Inhalten aus. Aber das soll keine Kritik sein, es gibt viele Möglichkeiten.
***
By the way, Sie können hier wie bei einem Straßenmusiker Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ohne Musik und ohne Straße, aber mit herzlichem Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
May 28, 2020
Links am Morgen
***
Man beachte bitte den letzten Satz im Text. Apropos seltsame Hygienekonzepte: Sohn II darf wieder reiten, aber nur ohne Handschuhe. Hä?
***
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
Verfilzungen
Ich erinnere dunkel, dass in einem der Bücher von Charles Bukowski, die ich mit etwa siebzehn Jahren der Reihe nach weggelesen habe, der Satz stand: “Die Tage galoppierten wie Mustangs über die Hügel.” Vielleicht erinnere ich das aber auch völlig falsch, vielleicht ging der Satz ganz anders oder er war aus anderen Büchern, das mag alles sein, es ist immerhin verdammt lange her und schon gar nicht mehr wahr. Und warum überhaupt habe ich ausgerechnet diesen Satz behalten? Nur um jetzt festzustellen: Die Tage wehen wie Staubmäuse durch die Wohnung.
(Nachgelesen: Ein Buchtitel von ihm war es, The days run away like wild horses. So falsch lag ich gar nicht, mein Gedächtnis kann manchmal coole Sachen.)
Die Zeit franst aus und verfilzt sich, die Tage werden immer unübersichtlicher und füllen sich ganz von selbst auf eine Weise, die mir nicht ansatzweise recht ist, die schon gar nicht selbstbestimmt ist, es gärt alles so vor sich hin. Die Herzdame fragt, ob ich jetzt mal eben einen der Söhne begöschen könne, vielleicht aber habe auch ich sie das gefragt, es ist auch völlig egal, es geht alles durcheinander. Begöschen, das Wort habe ich lange nicht mehr gehört. Wir begöschen hier seit dem 13. März durchgehend und es wäre ganz reizvoll, wenn man sich einmal wieder selbst begöschen könnte, vorzugsweise durch ein paar komplett leere Tage oder wenigstens Stunden mit eingehender Betrachtung der Raufaser im Schlafzimmer.
Ich schreibe neben der Homeschool etliche Mails und Nachrichten und erhalte, egal in welchem Kontext und von wem, es zieht sich einfach so durch, nur komplett irre Antworten. Es gibt so Tage und gestern und heute waren solche. Ich frage jemanden nach einer Zahl und er antwortet sinngemäß: “Die Zahl weiß ich nicht, aber ich kann dir den Wetterbericht vom letzten Jahr vorlesen.” Solche Antworten. Ich lese sie einmal, ich lese sie zweimal, ich sehe lange aus dem Fenster.
Ich gehe um den Block, die Stadt hängt voller Plakate, die alle falsch gehen. Werbung für Veranstaltungen in den letzten Wochen, das Beste aus dem März, dem April und dem Mai, nichts davon hat stattgefunden. Es werden keine neuen Plakate mehr geklebt, alles geht nach, die ganze Stadt läuft nicht nach Fahrplan. Einige Hinweise auf Termine im Juni, die finden auch nicht statt. Ich gehe an den Plakaten vorbei und sage: “Nein.”
Dabei klingelt mein Handy, eine unbekannte Rufnummer. Ich gehe ran. “Sie verkaufen da ja online Leckmuscheln”, sagt jemand, ich sage: “Ach?” Er sagt: “Also wegen der Leckmuscheln …” Ich frage mich, was ich mich in solchen Momenten immer frage und was man sich gewiss auch tatsächlich ab und zu fragen sollte, nämlich wer ich eigentlich bin und was ich hier mache, es fällt mir aber gerade nicht ein. Mir fällt auch nichts zu Leckmuscheln ein, also rein gar nichts.Ich sage, dass ich keine verkaufe, auch nicht online, der Anrufer sagt: “Doch.”
Ich mache diese 4-7-8-Atemübung, die kennen Sie bestimmt, danach ist immer alles super oder man ist eingeschlafen, was will man mehr. Ich denke sofort wieder klarer, der Anrufer sagt: “Sind Sie noch da? Also wegen der Leckmuscheln …”, ich lege auf.
Vielleicht sind das alles nur Hinweise, überlege ich, vielleicht sollte ich ja wirklich online Leckmuscheln verkaufen, was weiß ich denn. Letzte Ausfahrt Leckmuscheln, schon ist beruflich alles geritzt. Aber gibt es da denn eine Nachfrage, nach gebrandeten Modellen oder dergleichen vielleicht? Möchten Sie das Logo Ihres Arbeitgebers ablecken? Oder möchten Sie vielleicht Ihr Porträt auf Leckmuscheln drucken und die dann so als Give-Away unter die Leute streuen, also ich weiß ja nicht, aber die Geschmäcker sind eben verschieden. Hipster-Leckmuscheln mit Basilikum-Ziegenkäse-Feige-Geschmack. Die gibt es noch nicht, glaube ich, lassen Sie mich durch, ich bastel einen Business-Plan
Ach, egal. Falls der Anruf ein Hinweis war, so einer wie in einem Game, dann habe ich ihn dummerweise nicht verstanden. Macht nichts, wir singen gemeinsam mit Udo Jürgens: Und immer, immer wieder geht ein Level auf.
Morgen zum Beispiel, morgen ist noch so ein Tag.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
May 27, 2020
Links am Morgen
Ein faszinierender Zufall, gleich zwei Bloggerinen schreiben über das Riechen mit Maske. Hier geht es um Freesien, hier um Deo. Andererseits ist es aber auch ganz nett, gewisse Düfte mit Maske gar nicht erst wahrzunehmen, etwa wenn man durch den Hauptbahnhof geht.
***
Till Raether hat die “Kinder vom Bahnhof Zoo” noch einmal gelesen, mit interessanten Bemerknissen.
***
Die Schulen im nächsten Halbjahr: “Statt eines großen Wurfs dürfte es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinauslaufen.“ Alles andere wäre aber auch ein Wunder, ein großes.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
Maximilian Buddenbohm's Blog
- Maximilian Buddenbohm's profile
- 2 followers
