Maximilian Buddenbohm's Blog, page 160
July 13, 2020
Links am Morgen
Heute nur etwas Versorgung in Sachen Sommermusik.
Da kam hier neulich doch das Singer/Songwriter-Genre vor, da habe ich noch etwas, nämlich eine recht rätselhafte Dame aus der Steinzeit dieser Musikschublade: Connie Converse, über deren Verbleib nichts bekannt ist. Kann man aber mal hören, besonders wenn einem im Sommer etwas dreamy wird, so vierteltraurig vielleicht auch, wenn also der Moment etwas seltsam und das Wetter vielleicht zweifelhaft ist, dann passt das womöglich. Hier ein Lied bei Youtube (ohne Film), hier ein Album bei Spotify. Etwas verwehte, heute schräg anmutende Musik.
Connie Converse taucht auch auf Playlists auf, die den Titel “Cottagecore” haben, da kann man wieder etwas lernen, was ist das nun wieder. Und die Aufnahmen von Connie erinnern manchmal etwas an die ebenso bemerkenswerten Aufnahmen von Molly Drake, die hatte ich hier schon einmal, ich empfehle aber schon wieder besonders den Song “I remember” auf diesem Album bei Spotify.
Und eine dritte Dame noch, von der gibt es überhaupt nur ein Album, Tia Blake. Das Album hier bei Spotify, auch das eine Empfehlung für den Sommer. Etwas kräftiger in der Stimmlage und etwas robuster begleitet. “I’m a man of constant sorrow”!
Alle drei Künstlerinnen passen, so will es mir scheinen, auch sehr gut, wenn man sich etwa gerade in einem wie auch immer gearteten Gefährt über ein Wasser treiben lässt. Probieren Sie es aus, aber treiben Sie nicht ab.
Wenn Sie aber einfach nur zu Fuß ziellos durch die Großstadt streifen, was fraglos auch schön sein kann, empfehle ich zum wiederholten Male ein hervorragendes, ein wirklich wunderbares Album von Gert Westphal, nämlich das, auf dem er Jazz und Gottfried Benn zusammenbringt, hier bei Spotify.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
Die Herzdame sagt Danke und backt Kirschkuchen
Irgendwie wurde der Spagat zwischen Homeoffice und Homeschool und der damit verbundene Stress immer schwieriger, so dass der neue Vorsatz, hier wieder mehr und öfter zu schreiben, sich schon nach kurzer Zeit wieder in Wohlgefallen auflöste. Und bei Stress habe ich auch gar keinen Kopf dafür. Dann möchte ich einfach nur die Tage überstehen, in meinem Garten buddeln und dann möglichst früh ins Bett.
Umso mehr ziehe ich den Hut vor meinem Gatten, der nach wie vor jeden Morgen um 5 Uhr am Schreibtisch sitzt und beständig einen Artikel nach dem anderen produziert. So viel, dass ich nicht mal mit dem Lesen hinterherkomme. Bin gerade irgendwo bei Mitte Mai.
Schön, dass es viele andere LeserInnen gibt, die seine Texte mehr wertschätzen. Und dass so viele dafür auch noch ein Hutgeld springen lassen, ist wirklich unfassbar. Das Großartige hier dran wiederum ist, dass ich auch davon profitiere, obwohl ich gar nichts dazu beitrage, außer ihn in Ruhe an den Schreibtisch zu lassen.
So kam ich also doch noch zu meinen Lampions und Lichterketten für den Garten, obwohl wir eigentlich sparen wollten. Da hat jemand extra für meinen Lichterkettenfetisch gespendet, wie toll.
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Zu meinen dringendsten Wünschen gehörten auch so ein kleiner Backofen und ein Lammfell für den Garten. Seit März waren wir eigentlich jede freie Minute im Garten und weil wir so gerne selbstgebackenen Kuchen essen, musste ich dauernd wieder nach Hause fahren, nur um da Kuchen zu backen. Besonders nervig, wenn man im Garten frisches Obst erntet und damit nach Hause fahren muss, um dann mit dem fertigen Kuchen gleich wieder in den Garten zurückzukehren.
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Ein Beitrag geteilt von Maret Buddenbohm (@hildchen77) am Jul 13, 2020 um 7:00 PDT
Und leider machen auch die Temperaturen und der Wind schon seit längerem nicht so richtig mit. An vielen Tagen ist es einfach zu kalt, um in Frieden draußen zu sitzen. Weil ich es aber sehr liebe, an der frischen Luft zu liegen und zu lesen (wenn ich denn mal Zeit dafür habe …), ist so ein kuscheliges Lammfell als Unterlage genau das Richtige bei einem kalten Sommer.
Und jetzt kommt’s. Es gibt Leser, die haben uns von unserer Amazon Wunschliste beides geschenkt. Ich bin immer noch geplättet. Leider stand nicht dabei, wer es war, so dass ich mich nur bei Unbekannt bedanken kann. Also vielen, vielen Dank, ich freue mich wie ein Kind!
Im Übrigen auch vielen Dank im Namen der Jungs für das Bit-Set und das Fahrradschloss. Die Söhne haben in den letzten Monaten eine neue Leidenschaft entwickelt und bauen im Garten mit den Jungs von nebenan unzählige Rampen, über die sie dann mit allerlei Fahrbarem drüber brettern. Der Verschleiß an Holz, Schrauben, Nägel und Werkzeug ist dabei natürlich enorm. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Schrauben und Bits schon im Rasen verschwunden sind und wie viele der Rasenmäher inzwischen geschluckt hat. Um nun richtig ausgestattet zu sein, hat sich Sohn 2 von seinem gesparten Taschengeld ein neues Mountainbike gekauft. Für ein Schloss hat es aber nicht mehr gereicht, deshalb vielen Dank dafür.
Derweil sitze ich auf meinem Lammfell und genieße meinen ersten, in der Laube gebackenen Kuchen. Und weil gerade Sauerkirschenzeit ist, gibt es einen Kirschkuchen mit Schokostreuseln.
Um mein kleines Glück auch zu teilen, kommt hier das Rezept.
Zutaten
125 g Butter
125 g Zucker
250 g Mehl
2 Eier
1/2 EL Backpulver
1/8 l Milch
100 g Schokoladenraspel
500 g – 600 g Sauerkirschen oder 1 Glas Sauerkirschen
Puderzucker
Zubereitung
Das Rezept ist wirklich pappeinfach und geht super schnell.
Weiche Butter und Zucker verrühren bis die Masse schön fluffig ist.
Dann die Eier unterrühren.
Als nächstes Mehl und Backpulver vermischen und dazugeben.
Die Milch einrühren und zum Schluss die Schokoraspeln vorsichtig unterheben.
Den Teig in eine gefettete Springform füllen. Die entsteinten und abgetropften Kirschen darauf verteilen und leicht eindrücken.
Und dann bei 170° für ca. 30 Minuten in den Backofen. Stäbchenprobe machen und fertig.
Ach ja und den Puderzucker vor dem Servieren nicht vergessen.
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July 12, 2020
Links am Morgen
Es ist etwas weniger zu finden zur Zeit, was zum einen am üblichen Sommerloch, zum anderen auch an meinem Urlaub liegt, den ich nicht komplett vor dem Computer verbringe. Ein wenig aber doch, versteht sich.
Ich habe also heute zum Beispiel fast nichts für Sie, nur einen Text und einen Song, aber was heißt nur.
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Ein guter Sommer für Teenager.
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“Es artet jeder Wassersport zumeist in Liebe aus” – noch einmal Dota Kehr mit Mascha Kaléko, eine kleine Havelansichtskarte. Ein sehr entspanntes Lied, am besten wohl bei verträglichen Temperaturen am frühe Abend zu hören, entweder bei Youtube oder bei Spotify.
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July 11, 2020
Keine Angst vor gar nichts
Die @Herzdame hat sich einen Ruck gegeben und geschafft, was ich noch Wochen apathisch ausgesessen hätte, sie hat tatsächlich alles Homeschoolzeug auf- und weggeräumt. Stellt sich raus: Darunter lag ein komplett eingerichtetes Wohnzimmer!
— Max.Buddenbohm (@Buddenbohm) July 11, 2020
Die nächste Frage ist ja, was man damit macht, mit so einem wieder aufgetauchten Wohnzimmer. Wie geht das denn bloß noch einmal, dieses Wohnen? Ich weiß es gar nicht mehr recht, ich war aber auch, wenn ich das noch korrekt im Gedächtnis habe, nie wirklich gut darin. Ich stehe vor dem Sofa und denke nach, das Sofa sagt: “Verweile doch!” Und spart sich dann das “Du bist so schön”, welches doch nach Goethes Willen stets im Anschluss zu folgen hat. Und dabei war ich doch gerade direkt zum Urlaubsanfang beim Friseur und sehe also tatsächlich wenn schon nicht schön, so doch immerhin entschieden schöner als gestern aus, zumindest von außen in Form gebracht. Diese Frisur reicht bis weit über den nächsten Lockdown hinaus, der kluge Mann baut vor. Und am Ende wirkt es sich ja auch auf das Innere aus, wenn man außen besser aussieht. Wer weiß, ich lasse ja nichts unversucht.
Ich stehe sinnend vor dem Badezimmerspiegel, ich sehe aus, als würde ich mich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten, so mit Anzug und neuer Frisur. “Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?” frage ich mein Spiegelbild, und das Spiegelbild sagt, es habe immer noch die Schnauze voll von Aufsatzthemen und ob ich mal mit dem Scheiß aufhören könne und wenn es mal ehrlich sein solle – ich nicke zustimmend, denn wir sind hier ja unter uns – dann fühle es sich, so sagt es, nach den letzten paar Monaten seelisch nicht unerheblich defizitär. Ich sage: “Aber die Frisur sitzt”, denn ich spende Trost, wo immer ich kann. Dann gehe ich wieder zum Sofa.
“Verweile doch” denke ich. Ich sehe mir das Sofa und die Kissen darauf an, und dann denke ich “von wegen”, denn so leicht ist das ja nun wirklich nicht und im Grunde ist mir das Faustische gar nicht so fremd, denke ich mir weiter, nur eben in der Version für Arme und in geistig leider eher durchschnittlicher Ausprägung. Ich sehe das sofort online nach, diese Szene, ich muss immer alles nachsehen. Diese Szene aus dem Faust also, und meine Güte, nie im Leben hätte ich mir dermaßen viel Text merken können. Was ein Stück, was eine Szene, das vielleicht auch mal wieder lesen.
Die Sonne scheint, das ist ein mittlerweile ungewohnter Anblick, wir fahren sofort in den Garten. Wir steigen aus dem Auto, es fängt an zu regnen. Die Regentonnen neben der Laube laufen über, es tropft aus den Dachrinnen endlos nach und das aufspritzende Regenwasser glitzert gleißend in einem durchbrechenden Sonnenstrahl, in die Luft wölbt sich Sekundengeschmeide aus Wasser. Ich stehe im Regen vor einer Tonne und gucke mir Spritzwasser an, warum auch nicht, ich habe Urlaub.
Es nieselt immer weiter, es tröpfelt, es pladdert, ab und zu schüttet es auch. Wir ernten nasse Johannisbeeren, feuchte Himbeeren und Kirschen mit höchst malerischen Tropfen darauf. Mit bloßen Händen und schnellen Bewegungen ernte ich Schlangengurken, man darf im Garten keine Angst vor gar nichts haben.
„Ich aber führe mein Journal hier getreulich.“ Sarah Kirsch hat das geschrieben, von der kann ich auch immer noch etwas lernen, deswegen lese ich die, wann immer ich im Garten bin, da liegt die gesammelte Prosa.
Ich lege mich in der Laube aufs Bett, ich schlafe sofort ein, es fühlt sich an wie ein Versinken in Narkose. Ich wache nach zwei Stunden wieder auf und habe immer noch Urlaub. Es ist nicht alles schlecht, wirklich nicht.
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July 9, 2020
Links am Morgen
Falls Sie mal ganz vorne einsteigen möchten – hier ein frisch gestartetes Blog, es geht um Alkoholismus und Entzug. Wie man anderweitig lesen konnte, trinken wegen Corona viele Menschen viel mehr, da passt es womöglich ganz gut, dort mal mitzulesen. Von hier jedenfalls die besten Wünsche, herzliche Grüße und gutes Gelingen nach drüben in den Wald!
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Lars ist meiner Empfehlung gefolgt, hat den Essay von Franzen gehört und schreibt etwas dazu.
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Falls Pickleball auch hier eine Trendsportart wird, sie haben es von mir zuerst gehört. Aber auch nur, weil ich es von Jochen zuerst gehört habe.
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Noch ein Bürotag, dann Urlaub. Falls hier morgen nichts steht, schlafe ich zwei Tage durch.
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July 8, 2020
Links am Morgen
In Baden-Württemberg wird die Schulbesuchspflicht fürs nächste Schuljahr aufgehoben.
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Das Wetter an Nord- und Ostsee ist weiterhin schlecht, aber immerhin werden die Meere vorgewärmt. Ja, ich weiß, Zynismus hilft auch nicht.
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Sohn I macht immer noch Parkour, ist aber in einem Alter, in dem wir natürlich längst nicht mehr mitgehen. Deswegen gucken wir gelegentlich auf Instagram, was da in der Halle so passiert – hier einer der Trainer. Ist das krass? Es ist.
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Ein Beitrag geteilt von Die Halle (@diehallehamburg) am Jul 8, 2020 um 11:05 PDT
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Ich habe mir einen Essay von Jonathan Franzen angehört, “Wann hören wir endlich auf, uns etwas vorzumachen? Gestehen wir uns ein, dass wir die Klimakatastrophe nicht aufhalten können” (Link zu Spotify) Das ist nicht unbedingt ein weltbewegender Essay von umwerfender Brillanz, das kann man aber dennoch gut mal mitnehmen, es dauert auch nur schlanke 37 Minuten. Ich mochte etwa die Stelle, an der er von den Hoffnungen spricht, die man als Mensch so hat und einsetzt, und dass man diese wie in einem Aktienportfolio anlegen müsse, nämlich immer so, dass auch ein paar ganz sichere Nummern dabei sind. Kleine Projekte etwa, die man beeinflussen kann. Da hat er wohl Recht, denke ich.
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Ich habe ferner “24 Stunden aus dem Leben einer Frau” gehört (Link zu Spotify), das ist ein Stück von Stefan Zweig und keines seiner drei besten Bücher, aber es wird gelesen von Dieter Mann, und Dieter Mann ist für mich ein Held der Vorleserei, ein wahrer Großmeister. Daher nur bedingt – aber eben doch empfehlenswert.
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Und weil es hier in den Kommentaren von Dörthe gerade empfohlen wurden, habe ich auch einmal einen Podcast gehört, und zwar Hotel Matze mit dem Gast Ferdinand von Schirach (Link zu Spotify). Der Herr hat eine angenehme Denkgeschwindigkeit, das kann man sehr gut beim Gehen hören und auch etwas lernen. Nicht nur die Stelle über das Schreiben ist interessant.
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July 7, 2020
Links am Morgen
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Was wir auch nach sechs Monaten noch nicht wissen
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Apanten
Es ist nicht möglich, auf Spotify einmal in Ruhe ein Lied von einem Herrn mit Gitarre zu hören, der es womöglich noch zu etwas Sinngehalt im Text gebracht hat, denn dann verkrallen sich die strunzdummen Algorithmen dort auf Wochen hinaus unausweichlich in der Schublade Singer/Songwriter und empfehlen in schier endloser Folge einen Winselpriester nach dem anderen, also junge Männer mit hohen Stimmchen, die von ihrem ach so schlimmen Leid singen und dabei so zaghaft Saiten zupfen, dass man zu Beginn immer ernste Zweifel hat, ob sie jemals heil über das Intro hinauskommen können oder vielleicht doch schon vor der ersten Strophe zusammenklappen.
Ich höre nicht gerne junge Männer mit hohen Stimmen, ich höre alte Männer mit tiefen Stimmen, die scheinen aber keine gesonderte Schublade zu füllen. Schlimm. Vielleicht trete ich doch noch zum Blues über, da läuft das besser.
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Sohn I sitzt auf dem Sofa und kichert, warum kichert der? Den amüsiert, dass in einem Buch, das er gerade liest, die Formulierung vorkommt, dass etwas “abhanden kommt”. Abhanden, sagt der Sohn und er sagt es mehrfach. “Ich habe immer gedacht, es heißt apanten”, sagt er und kriegt sich gar nicht wieder ein, dass er das sein Leben lang falsch verstanden hat, es ist ein ganz anderes Wort! Mit Hand drin! Da staunt er aber. Er hat sich nie etwas bei apanten gedacht, er hat das nie geschrieben gesehen, er hat das immer nur so gehört und gedacht.
Ich aber finde apanten eigentlich auch ganz schön. Ich möchte der Welt apanten kommen, denke ich, das ist doch ein ganz reizendes Fremdwort, ich will sehen, ob wir es nicht behalten können.
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Was auch irritiert, als ob ich in diesem Jahr nicht längst irritiert genug wäre – die Stadt ist gar nicht leer. Nicht einmal halbwegs. Es sind Sommerferien, die Stadt hat also eigentlich leer zu sein, es sind jetzt eigentlich die Anwohnerparkplatzfestwochen, in denen man traditonell nahezu überall einfach parken kann. Es sollte eigentlich spürbar mehr Luft in der Stadt sein, hier und da sogar etwas Ruhe.
Aber die Straßen sind nicht leer. Die sind vielmehr rappelvoll, wie erklärt sich nun dieses? Vermutlich ist es so, dass all die Menschen, die den ÖPNV jetzt seltsam und ansteckungsgefährlich finden, da in ihren Autos unterwegs sind und damit sehr schön beweisen, wozu man eigentlich den ÖPNV braucht. Das geht nämlich gar nicht, dass alle mit dem Auto fahren, die stehen dann nur herum und beschimpfen sich gegenseitig, das ist seelisch mit großer Sicherheit ungesund. Weiter sind sicher viele, viele in diesem Sommer gar nicht verreist, sondern noch hier. Warum die jetzt aber dabei auch noch dauernd um den Block fahren – keine Ahnung. Und schließlich kommen wohl all die Menschen, die dieses “Urlaub in Deutschland” testen, versuchsweise hier vorbei, mal sehen, wie Stau in Hamburg so ist. Spoiler: Es ist wie Stau überall, nur mit mehr Regen.
Fahrradstadt Hamburg, was haben wir gelacht.
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Ich gebe es zu, ich bin womöglich etwas gereizt, verbraucht und unleidlich. Und noch drei Tage bis zum Urlaub.
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July 6, 2020
Links am Morgen
Es gibt hier eine neue Kolumne von mir beim Goethe-Institut.
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Machen Sie mal einen Waldspaziergang. Das werde ich im Urlaub übrigens wörtlich nehmen und nachsehen. Wenn ich so drüber nachdenke, ich war seit Ewigkeiten in keinem Wald mehr, und das ist ja auch nicht richtig.
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July 5, 2020
La dolce vita
Am Sonntagvormittag ergibt sich auf einmal eine Terminlücke, sie ist sogar mehrere Stunden groß. Das kann ich am Samstagabend bereits absehen, also denke ich, genau da kommt jetzt das mit der Entspannung rein, in diese schöne Lücke, da passt das doch mal, da stört das auch gar nicht. Sogar am Sonntag, wie passend ist das denn! Und ich gehe extra eine Stunde später als sonst ins Bett und stelle mir ausnahmsweise auch keinen Wecker. Der steht bei mir sonst unweigerlich auf 05:30, denn ich schreibe und arbeite wirklich gerne frühmorgens,wenn sonst noch niemand wach ist. Jetzt aber mal diese Langschläfernummer! Nennt mich Relax-Max! Denke ich mir so und strecke mich extra lang aus.
Ich wache dann am nächsten Morgen auch prompt erst nach meiner üblichen Weckzeit auf, und zwar um 05:32, also ganze zwei Minuten später als sonst. So geht das bei mir nämlich los mit dem Dolce Vita.
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Nicht nur im Garten, auch auf unserem Balkon sehen wir gerade eine unerwartete Zunahme der Artenvielfalt, ich komme mit dem Nachschlagen der Vögel gar nicht mehr hinterher. Ein Stieglitz, der war da in den letzten Jahren kein Gast, ein Rotkehlchen, das war nur ganz selten da. Dann sehe ich etwas, das muss eigentlich eine Tannenmeise sein, sagt jedenfalls das Bestimmungsbuch, aber ich weiß nicht recht. Eine Gartengrasmücke, die ist immerhin sicher. Und dann, da gucken wir alle mehrmals hin, ein Grünspecht, den gab es bei uns noch nie. Wo kommen die jetzt alle auf einmal her, ist das Landflucht? Wie weit spricht sich denn bitte unser halber Meisenknödel noch herum?
Ich erinnere mich rechtzeitig an meine guten Entspannungsvorhaben, setze mich vors Fenster und mache nichts. Ich gucke nur, ob Vögel gucken und ob Wolken ziehen und wie die Bäume im Wind vom Nordwestwind gezaust werden. Das mache ich ganze zwanzig Minuten lang, dann fällt mir auf, dass ich das wahnsinnig anstrengend finde, nur so herumzusitzen. Wie man’s macht, isses verkehrt.
Ich gehe zum Fenster und sehe runter zum Spielplatz, da steht eine Mutter und schaukelt ihr Kind, und zwar macht sie das verkehrt. Nämlich nur an einer von den beiden Ketten, so dass das arme Kind da ganz unharmonisch schaukelt, immer so leicht angeruckelt und schief im Schwung, kein schönes Durchschwingen, keine Eleganz in der Bewegung, kein stilvolles Sausen – ich möchte da runtergehen und der Mutter das Anschwunggeben verbieten, so sehr nervt mich dieser unschöne Anblick, wirklich, was ist denn bloß mit den Leuten los, die einfachsten Dinge machen sie falsch, ich kann so nicht entspannen.
Ich gehe zum Kühlschrank und sehe nach essbaren Dingen, denn Essen kann auch entspannen. Aus dem Kühlschrank tropft es und es riecht etwas seltsam, das kommt, wie mir nach eingehender Prüfung klar wird, weil jemand ein nicht richtig geschlossenes Glas mit Sardellenfilets in Öl umgekippt hat. Das Glas stand ganz oben, das Öl ist jetzt aber nicht nur ganz unten, sondern auch überall sonst, es hat, als ich die Kühlschranktür nur kurz geöffnet habe, sofort die ganze Küche kontaminiert, es ist schnell und raumgreifend. Ich habe Öl an den Fingern und kurz darauf also auch in den Haaren, ich rieche nach Urlaub in der Bretagne. Also mit etwas Fantasie jedenfalls.
Auch auf dem Boden ist Öl, man gleitet hier jetzt sehr schön über das spiegelnde Laminat, aber das kann so natürlich nicht bleiben. Eine Stunde später ist die Küche komplett geputzt, alles sieht aus wie neu, bei näherem Hinsehen vielleicht aber auch wie eingeölt, besonders der Fußboden.
Ich bin nach dieser Aktion etwas erschöpft und also wirklich entspannt, wie ich interessiert feststelle. Ich merke mir daher für weitere entspannte Stunden in diesem Sommer vor: Sardellen. Immer auf dem Bekannten aufbauen, dann wird es wesentlich einfacher.
Noch fünf Tage bis zum Urlaub.
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