Gegen die Ohnmacht Quotes

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Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich by Luisa Neubauer
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Gegen die Ohnmacht Quotes Showing 1-8 of 8
“Für den Regenwurm vor uns ist es noch nicht zu spät. Auch nicht für die Lerche da drüben, oder das kleine Wäldchen die Straße runter. Oder für die Birke. In der Klimabewegung sagen wir oft, wir kämpfen für jedes Zehntelgrad weniger Erderwärmung. Aber es ist viel mehr als das. Wir kämpfen auch für jedes Ökosystem, jeden stürmischen Herbsttag, an dem noch Blätter gesunder Bäume durch die Luft fliegen. Für die Flüsse, die auch nächstes Jahr noch Wasser tragen müssen, ganz egal wo auf der Welt.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
“Krebs ist ein Arschloch" wird in diesen Tagen zu einem beliebten Satz von Menschen in meinem Umfeld. Er hat etwas Wütendes, Impulsives - und man kann ihn sagen und so tun, als hätte man gerade über die eigenen Gefühle gesprochen.
"Krebs ist ein Arschloch" ist toll, es leitet die Energie auf die Schuldfrage und beantwortet sie. Wer war schuld am Tod meines Vaters? Der Krebs. Und warum? Weil er ein Arschloch ist. Achso. Eine gute Erzählung, sie funktioniert. Gegen die Ohnmacht hilft sie zwar nicht, schließlich gibt es nichts, was meinen Vater wieder zurückbringen könnte, und laut den Einschätzungen diverser Ärzte mit diversen Auszeichnungen in diversen Einrichtungen auch keine Behandlung, die sein Sterben hätte verhindern können. Aber es hilft gegen die diffuse Wut. Man muss nicht hilflos sein, man kann gegen den Krebs anbrüllen.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
“Fossile Infrastruktur ist selbstverständlich, umweltfreundliche muss sich beweisen. Diese Paradoxie hat auch dazu geführt, dass Menschen, die über problematische Aspekte von E-Autos lesen, daraufhin gern erklären, dass Verbrenner-PKWs dann ja doch nicht SO schlecht sind, statt festzustellen, dass Autos aktuell unterm Strich einfach grundsätzlich nicht nachhaltig sind.
Hohe Ansprüche auch an ökologische Innovationen zu haben, ist gut, nur funktioniert es nicht, wenn für fossile Infrastruktur nicht dieselben gelten. Ein Windrad hält man in vielen Teilen Deutschlands mit 1000 Metern Abstandsgrenzen von Häusern fern, Kohlebagger dürfen Häuser bis heute wegbaggern.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
“Meine Großmutter kann nichts, oder vor allem: will auch nichts wegschmeißen. Und vor allem keine Lebensmittel. Weil sie noch weiß, wie es ist, nichts zu haben.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
tags: oma
“Mein erster Eindruck von Politik war der: Sie ist ganz schön weit weg und sie ist nicht so wichtig wie der HSV.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
“Ohnmacht sorgt dafür, dass meine Großmutter morgens nicht mehr die Zeitung aufschlagen mag, dass Familien an Weihnachten nicht mehr über das Klima reden, weil alle sonst streiten. Ohnmacht schaltet gleich: lässt kaum Nuancen zu, keine Widersprüche, keine Unebenheiten. Ohnmacht heißt: Alles ist vergebens, die Welt und ich in ihr gleichermaßen. Ohnmacht übersieht, ignoriert, leugnet die Widerstände an anderen Orten, zu anderen Zeiten, von anderen Menschen.
Und so ist Ohnmacht zuweilen auch ein Privileg. Es ist ein Privileg derjenigen, die von Krisen und Katastrophen nur indirekt betroffen sind und es sich leisten können, in Verzweiflung oder Gleichgültigkeit zu versinken. Wer vor dem Hurrikan flieht, der Flut oder dem Brand entkommen muss, gegen den Hunger kämpft, der kann sich keine Ohnmacht leisten. Der muss handeln.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
“Den ersten Satz schreibe ich für mich. Um mich zu beruhigen, um die Lage zu entspannen. Mein Vater ist nicht gestorben, nein. Er ist eingeschlafen. Und vor allem friedlich. Was friedlich ist, kann mich nicht zerdrücken, was friedlich ist, kann mich nicht in Dunkelheit stürzen. Was friedlich ist, kann ich aushalten.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich
“Solidarität ist keine liebe Geste. Solidarität ist gelebte, gemeinschaftliche Resilienz. Solidarität erkennt an, dass Gesellschaften nur so frei sind, wie ihre Minderheiten frei sind, nur so sicher sind, wie die Sicherheit, die die Marginalisiertesten erfahren.”
Luisa Neubauer, Gegen die Ohnmacht: Meine Großmutter, die Politik und ich