Die Sache mit den Prioritäten – oder – Scheiße aber auch!

Ich entschuldige mich vorweg. Im Prinzip sollte ich den dritten Teil der Bündnis-Trilogie längst beendet haben und jetzt am zweiten Teil von Geflügelte Seelen tippen – was ich in Abständen auch mache – aber …


Mit den Geschichten ist das so eine Sache, zumindest bei mir. Sie lassen sich nicht zwingen.


Kaum sitze ich an der Arbeit, schweifen meine Gedanken ab und sehen mit verklärtem Blick der Horde Plotbunnys zu, die wie verrückt um mich herumhoppeln.


Eines davon hoppelt schon seit über einem Jahr. Ich konnte es bisher verdrängen, doch es zwängt sich immer dreister zwischen mich und meine primären Aufgaben.


Ich gebe ihm jetzt nach, weil es sonst nie aus meinem Arbeitstag verschwindet.


Dass ich damit den ein oder anderen, mir sehr lieb gewordenen Menschen enttäusche, ist mir klar. Dass mein Verhalten nicht gerade von überbordender Professionalität spricht, auch.


Aber wenn ich eines in den Jahren meiner Schreiberei gelernt habe, ist es das: Es lässt sich nichts erzwingen.


Eine nicht nur sehr erfolgreiche, sondern auch sehr liebe Kollegin hat mir in Leipzig Folgendes dazu geraten:


Ich soll Projekte, die sich im Moment sperren, noch ein wenig ruhen lassen. Irgendwann ist es so weit und der Elan, sie zu beenden, springt mich an und alles flutscht, wie es sich gehört.


So wie sie klang, kennt sie das Problem ebenfalls.


Dennoch wispert eine miese, fiese, leise Stimme in mir. Mensch Swantje, du wirst deine Leser enttäuschen und deine Verlegerin obendrein. Solche Zicken muss man sich leisten können.


Kann ich eigentlich nicht.


Oder doch. Kann ich. Aus einem ganz simplen Grund.


Schreiben ist für mich ein Spagat zwischen Genuss und dezenter Qual. In diesem Spannungsbereich glimmen die Inspirationsfunken, die sich einen Scheiß um meine Prioritätenliste kümmern. Wenn sie schmollend verlöschen, ist es Essig mit den Ideen.


Ich kann mich nicht an den Tisch setzen, und einen Roman abarbeiten, weil er an der Reihe ist.


Das tut mir leid. Da fehlt es mir einfach an Routine und das, obwohl ich seit Jahren täglich stundenlang meine Tastatur bearbeite.


Ich will mich nicht in den Frust schreiben. Meine Arbeit soll fließen, was in dem Moment geschieht, wo ich ihr Spielraum gebe. Sonst wird sie zum Krampf und jeder weiß, dass der Inspiration im Keim erstickt.


Wie traurig.


In meinem Alter *Achtung! Pathos!* zwinge ich mich zu nichts mehr. Wozu? Zwang, wie und wo auch immer, dimmt die Lebensfreude und die ist mir heilig. Eben weil sie ein zartes Pflänzchen ist, das gehätschelt und gegossen werden muss. Sonst verdorrt es im Alltag schneller, als wir zur Zartbitterschokolade greifen können.


In diesem Sinne mein Standardspruch: Haut mich, wenn euch danach ist und ihr euch danach besser fühlt. Ich bleibe brav ruhig stehen und ducke mich nicht weg.


Aber ich werde trotzdem, auch mit blauem Auge und blutender Lippe, genau das machen, was ich will.


Diesen Egoismus leiste ich mir einfach. ;-)


Euch allen ein wundervolles, sonniges, sportliches, leseintensives, schreib-manisches, Glück verheißendes, saugutes Wochenende!


Eure Swantje


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Published on April 17, 2015 23:48
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