Selbstbewusstsein
Seit Wochen denke ich immer wieder über folgende Begegnung nach:
Ich wurde auf eine Fachtagung zum Thema “Bildung und Inklusion” in einer “inklusiven” Förderschule (ist das nicht eigentlich ein Widerspruch?) eingeladen.
Kurz nach meiner Ankunft bekam ich eine Führung durch die Schule und wurde einer JüL-Klasse vorgestellt. Die Kinder waren sichtlich nervös und aufgeregt und trauten sich nicht, die vorbereiteten Fragen an mich zu richten…
Ich versuchte die Atmosphäre mit eigenen Fragen an die Schüler aufzulockern und witzelte rum. Dann meldete sich ein 12jähriger Junge im Rollstuhl zu Wort und haute mich mit seiner Frage um:
Können Sie mir Tipps geben, wie ich selbstbewusster werden kann?
Ich schluckte kurz. Er brach mir das Herz. Ein zwölfjähriger Junge, der so klar und reflektiert im Kopf war wie ich noch nichtmal mit 30. Ein Junge, der sich traut vor seinen Freunden einen Fremden eine so intime Frage zu stellen!
Nach einer Denkpause stammelte ich an alle Kinder der Klasse einen Satz, der in etwa so ging:
Lasst Euch von NIEMANDEM sagen, was ihr nicht könnt! Weder von Euren Lehrern, von Euren Eltern, noch von sonst Irgendjemandem. Ihr sollt EURE EIGENEN GRENZEN selber spüren/erreichen/erfahren dürfen. Nur dann wisst ihr, was geht und was nicht. Wer sagt denn dass ihr nicht Erzieher oder Reiterin werden könnt wegen Eurer Behinderung? Euer Körper oder ‘die Erwachsenen’? Probiert es aus. Ihr könnt nichts verlieren. Nur gewinnen!
Was hättet ihr den Kindern mit auf den Weg gegeben?
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