Folgen Sie bitte dem Dodo...

In den meisten Buchhandlungen fühle ich mich nicht wohl, und ich frage mich, warum das so ist. Immerhin bin ich Autor und habe Dutzende von Büchern publiziert und herausgegeben oder im Prozess des Entstehens begleitet. Eigentlich sollte ich Bücher lieben!
Ich mag Inhalte, nicht das Medium, das diese Inhalte transportiert. Deswegen kann ich nicht sagen, dass ich Bücher liebe oder "brauche", wie man es oft von Kollegen hört. Bücher sind in meinen Augen kein Selbstzweck - und deswegen bin ich im Hinblick auf Buchläden unsentimental.
Und wenn ich zum Geburtstag von wohlmeinenden Freunden ein Buch geschenkt bekomme, frage ich immer, ob die Betreffenden einem Bäcker zum Geburtstag einen Laib Brot schenken würden (es sei denn es handelt sich bei dem Geschenk um ein wirklich teures Buch).
Ich mag Buchläden aus folgendem Grund nicht: Dort werden vor allem wirtschaftlich attraktive Titel präsentiert, weil es sich sonst für die Läden nicht lohnen würde, sie im Sortiment zu haben. Je erfolgreicher ein Titel ist, desto mehr trifft er den Geschmack der Mehrheit und die ist, per Definition, durchschnittlich. Genau das macht die meisten Buchläden aber komplett überflüssig. Sie tun nichts, was das Internet nicht auch kann, und die viel gepriesene “Beratungskompetenz” der Buchhändler ist ein Mythos. Welcher einzelne Buchhändler vermag es gegen die "Wisdom of the Crowds" in Blogs und Foren aufzunehmen?
Nein, Buchläden sterben zu Recht - vor allem die Mittelmäßigen, die Einfallslosen und die allzu Angepassten und Flugunfähigen. Die Dodos der Branche. Überleben werden indessen Giganten, wie wahrscheinlich Dussmann in Berlin, wenn sie über den Buchdeckelrand hinauszuschauen verstehen und einige bemerkenswerte und erfinderische Exoten, also diejenigen, die sich auf Nischen spezialisieren wie etwa lebendige moderne Antiquariate oder Fachbuchhandlugen, wo sowohl Kunden als auch Verkäufer voneinander gegenseitig Kompetenz erwarten.
Published on January 14, 2013 11:59
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über Bücher, Filme und Publikationen
Albrecht hat in Heidelberg und Berlin Geschichte, Philosophie und Politik studiert. Seit 1999 ist er Autor für Film, Print, Radio und TV, unter anderem für UTB, SR, ARTE, Pro7Sat1 und den RBB. Er lebt
Albrecht hat in Heidelberg und Berlin Geschichte, Philosophie und Politik studiert. Seit 1999 ist er Autor für Film, Print, Radio und TV, unter anderem für UTB, SR, ARTE, Pro7Sat1 und den RBB. Er lebt seit 2012 mit seiner Frau Afraa und seinem Sohn Wieland im Schwarzwald. In diesem Blog geht es um Bücher, Publikationen und kreative Prozesse.
In einigen wissenschaftlichen Arbeiten befasst Albrecht sich mit Themen der Geistesgeschichte, aber auch mit der griechischen Antike, sozialen Mythen aus der jüngeren deutsch-europäischen Vergangenheit und mit den Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens. Albrecht ist überzeugt davon, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen wissenschaftlicher Literatur und Unterhaltungsliteratur gibt - vorausgesetzt sie sind gut geschrieben und recherchiert. ...more
In einigen wissenschaftlichen Arbeiten befasst Albrecht sich mit Themen der Geistesgeschichte, aber auch mit der griechischen Antike, sozialen Mythen aus der jüngeren deutsch-europäischen Vergangenheit und mit den Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens. Albrecht ist überzeugt davon, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen wissenschaftlicher Literatur und Unterhaltungsliteratur gibt - vorausgesetzt sie sind gut geschrieben und recherchiert. ...more
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