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Kolumne
Lydia Zoubek
wurde als Kind arabischer Eltern in Jordanien geboren. Im Alter von vier Jahren kam sie nach Deutschland, besuchte die Schule und machte das Abitur. Auf ihrem Blog schreibt sie über den praktischen Alltag als blinde Frau. Theoretische Inhalte werden nebenbei vermittelt.



Hindernisse sind manchmal wichtig
Gerade komme ich vom Einkaufen. In der rechten Hand der Blindenlangstock, der die direkte Umgebung vor mir abtastet, und hinter mir der Shopper auf zwei Rädern, der meinen halben Familieneinkauf beinhaltet. Dazu kommt, dass ich ziemlich schnell unterwegs bin. Ich laufe auf eine Absperrung zu, um dann nach rechts abzubiegen. Vorher schreibt eine Frau Vorsicht, und will mich festhalten.
Dies ist eine Situation, die ich immer wieder an dieser Stelle erlebe. Die Leute sehen, dass ich gleich mit dem Stock gegen diese Absperrung laufe, und sehen mich wahrscheinlich schon darüber fliegen.
Leute, entspannt Euch, heute wird nicht geflogen. Ich brauche diese Absperrung zur Orientierung. Sobald ich die entsprechende Stange berühre, weiß ich, dass ich jetzt nach rechts abbiegen muss. Das ist für mich quasi ein markanter Punkt. Also eine Beschaffenheit meiner Umgebung, die sich nicht verändert.
Da ich meine Umgebung nicht sehen kann, brauche ich Anhaltspunkte, die mir helfen meinen Weg im Straßenverkehr zu finden. Das können Laternenpfähle, Ampelpfosten, Hauseingänge oder Blumenrabatten sein. Wege sind für die meisten blinden Fußgänger so was wie auswendig lernen. Und diese Punkte sind eine Rückmeldung dafür, dass ich hier richtig laufe.
Ein weiteres Problem bei der Orientierung sind die wohlmeinenden Rufe von sehenden Personen, wie „Vorsicht“, oder „Rechts“, „Jetzt Links“. Getoppt wird das nur noch von denjenigen, die blinde Menschen einfach mal versuchen ungefragt in eine bestimmte Richtung zu dirigieren. Das nervt nicht nur, sondern verunsichert viele blinde Fußgänger. Erst recht, da wir nicht wissen aus wessen Perspektive die Richtungsanweisung kommt. Geschieht dies aus der Perspektive des Helfers, der anders steht als der Blinde, so kann dieser auch mal wohl gemeint auf die Straße gelenkt werden. Ich kann also nicht wissen, ob mein Helfer so intelligent ist, um sich in die Perspektive des Blinden hinein zu denken. Wenn Ihr meint helfen zu wollen, dann fragt einfach. Und dann respektiert die Antwort des Blinden, und lasst ihn unkommentiert seiner Wege gehen. Damit helft Ihr uns am besten.
Ich vergleiche es gern mit einer Prüfungssituation. Da steht jemand da, der beobachtet was ich wie mache, um es dann zu bewerten. Das schafft einen Ausnahmezustand, der sich auf die Konzentration auswirkt. Denn nicht jeder kann souverän damit umgehen. Erst recht nicht, wenn er oder sie den Umgang mit dem Blindenlangstock gerade erst erlernt hat.
Für diejenigen, die sich fragen was man mit dem Blindenstock überhaupt wahrnimmt, habe ich den Beitrag Der Blindenstock in der Praxis gemacht.
Handgepflückte Links
Video: 19. Folge von „KRAUTHAUSEN – face to face“ mit Julia Probst
https://krauthausen.tv/gaeste-sendungen/sendung-19-mit-julia-probst/
Zu Gast bei KRAUTHAUSEN – face to face: Julia Probst, Inklusionsaktivistin & Lippenleserin. Wir unterhalten uns über ihren Werdegang und die Hindernisse, die überwunden wurden und über die Gehörlosenkultur.
Was ist denn wirklich anders als vorher?
https://www.diekinderderutopie.de/was_ist_denn_anders
Wenn Schulen Schwierigkeiten mit der Inklusion haben, wird die Ursache schnell bei einem Personalmangel oder bei der fehlenden Ausbildung der Lehrer*innen gesucht.
Video: Teilhaben – was ist es uns wert?
https://www.zdf.de/gesellschaft/sonntags/teilhaben—-was-ist-es-uns-wert-102.html
2009 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Sie verspricht gleiche Chancen für Menschen mit Behinderungen. Aber wie sieht es mit der Umsetzung aus?
Video: “Ich bin behindert, aber ich bin nicht…”
https://www.facebook.com/watch/?v=616527525463002
Menschen mit Behinderung klären auf Deutschland 3000 auf: “Warum denn immer ‘trotz’? Ich gehe MIT meiner Behinderung feiern!”
Video: „Crazy – Leben mit psychischen Erkrankungen“ Fotoausstellung in Berlin
Mehr als jeder vierte Erwachsene erkrankt im Laufe seines Lebens an einer psychischen Störung. Knapp 18 Millionen Menschen sind akut davon betroffen – mit Auswirkungen auf ihr soziales Umfeld, auf ihre Familien und Freunde. Obwohl Angstzustände, Depressionen und andere psychische Leiden so weit verbreitet sind, bleiben ihre Symptome rätselhaft und für viele schwer zu begreifen. Fünf international renommierte Fotografinnen und Fotografen haben sich damit auseinandergesetzt und zeigen ihre Werke jetzt in der Ausstellung "CRAZY – Leben mit psychischen Erkrankungen" im Berliner "f³ – freiraum für fotografie".
Video: Komm zur Welt, auch wenn Du stirbst – schwanger mit todkrankem Kind
Alles läuft zunächst so, wie es Leslie und Tobias sich vorgestellt haben: Nach der Hochzeit wird Leslie schwanger. Sechs Monate lang sind sie überglücklich. Doch dann erfahren die Eltern bei einer Ultraschalluntersuchung, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt. Zunächst ist nur von „Auffälligkeiten“ die Rede. Nach der Fruchtwasseruntersuchung steht fest: Ihr Kind, das sie Lou nennen, hat Trisomie 13, eine schwere Chromosomenstörung, die unheilbar ist. Ihre Lebenserwartung ist gering, vielleicht wird sie sogar schon im Mutterleib sterben. Die Ärzte raten zu einer Abtreibung.
Bitte bringen sie ihr Kind nicht in den Kindergarten – von der Angst vor Eltern mit Behinderungen
Ein neues Kind wird in den Kindergarten gebracht. Es sitzt mit seiner Begleitung an der Garadarobe und das Kind bekommt seine Hausschuhe angezogen. Bevor das Kind in die Gruppe gebracht wird, hört Wheelymum eine Stimme „Entschuldigen Sie. Mein Kind ist neu hier und klein. Es erschrickt, wenn es sie und den Rollstuhl sieht. Bitte bringen sie ihr Kind nicht in den Kindergarten, das kann bestimmt auch jemand anders tun.“…
Video: Bilingual – Annas Weg in die Inklusion
Als Anna vor 5 Jahren gehörlos geboren wurde, war das für ihre hörenden Eltern erst einmal ein Schock. Kathrin und Manuel Löffelholz waren völlig verunsichert und sahen sich vor eine enorme Herausforderung gestellt. Nach reiflicher Überlegung haben sie sich entschieden, Annas Entwicklung mit Gebärdensprache zu begleiten.
Gemeinsames Lernen lernen: Inklusion auf Mallorca
In Sachen Inklusion sind Mallorca und Spanien viel weiter als Deutschland – zumindest auf dem Papier. Dennoch hat die UN Spanien dazu angehalten, Schüler mit Behinderungen nicht mehr getrennt zu unterrichten. Das Ende der Förderschulen?
“Förderschulen bilden nicht für ein selbstbestimmtes Leben” sagt die UNESCO
Ute Erdsiek-Rave war von 1998 bis 2009 Bildungsministerin von Schleswig-Holstein – heute engagiert sie sich als Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission für mehr Inklusion im deutschen Bildungswesen. Warum Förderschulen nicht ausreichend qualifizieren und wieso es einen Planungsrahmen für Inklusion braucht, erklärt die SPD-Politikerin und frühere Lehrerin im Interview.
Schulische Inklusion in Deutschland stagniert – Ergebnisse einer aktuellen Studie
https://inklusion.hypotheses.org/4783
Statt Kinder mit Behinderung aus den Förderschulen herauszuholen und inklusiv zu beschulen, werden immer mehr Schülerinnen und Schüler an allgemeinen Schulen als Behinderte deklariert. Die aktuellen Zahlen der Bildungsstatistik zeigen, dass dies mittlerweile mehr als 90.000 Kinder betrifft – diese „neuen Behinderten“ verschaffen den Schulen zusätzliches Personal und damit Entlastung. Auf der Strecke bleiben die Kinder an den Förderschulen, die nicht bzw. nur unter schlechten Rahmenbedingungen in die allgemeinen Schulen integriert werden; ihre Integration stagniert – auch das zeigen die aktuellen Daten der Statistik…
Video: Gemeinsam in Schule und Freizeit
Inklusion, die gelebte Teilhabe. In der Theorie alles schön und gut, aber können Menschen mit und ohne Behinderung wirklich Freunde auf Augenhöhe sein? Wie denken junge Menschen darüber?
Architektur – Sie machen den Weg frei
https://www.sueddeutsche.de/stil/architektur-sie-machen-den-weg-frei-1.4330272
Wie können Architekten formschön und barrierefrei bauen, damit auch Rollstuhlfahrer keine Probleme haben? Ein paar grundlegende Ideen zum alters- und behindertengerechten Wohnen der Zukunft.
Deine berufliche Zukunft in der Selbstvertretungsorganisation – Workshop für Interessierte
Behindertenpolitik aktiv mitgestalten: Selbstvertretungsorganisationen werden von Menschen mit Behinderungen geführt, geleitet und verwaltet. Sie beschäftigen überwiegend Menschen mit Behinderungen und setzen sich auf politischer Ebene für ihre Interessen ein. Hierfür wird talentierter Nachwuchs gesucht, der sich vorstellen kann, beruflich in diesem Bereich aktiv zu werden. Ziel des Seminars ist es, den Kreis möglicher Bewerber*innen auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene zu vergrößern und Teilnehmenden die Gelegenheit zu geben, ihre Talente kennenzulernen und zu entwickeln. Die Teilnahme an diesem Seminar wird Türen für spätere Bewerbungen öffnen.
Beratung zu Wahlrechtsausschluss erneut verschoben
https://kobinet-nachrichten.org/de/1/nachrichten/39586
Die erneute Absetzung der Beratung im Innenausschuss zum gemeinsamen Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Wahlrecht sorgt bei Britta Haßelmann, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, und bei der Sprecherin für Behindertenpolitik der Grünen Bundestagsfraktion, Corinna Rüffer für großen Unmut.
Kampagne: „Verstehen statt hören“
https://www.verbavoice.de/verstehen-statt-hoeren
Inklusion ist keine Mitleidstat. Menschen mit Hörbehinderung "leiden" nicht an Hörbehinderung. Sie brauchen kein Mitleid, sondern Teilhabe! Gehörlose und schwerhörige Menschen arbeiten, engagieren sich und übernehmen Verantwortung in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft.
Offener Brief: Hilfeleistungen auf Bahnreisen
der Deutsche Behindertenrat (DBR) fordert mit diesem offenen Brief alle Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die Deutsche Bahn sowie die verantwortlichen politischen Entscheidungsträger auf, umgehend dafür zu sorgen, dass die Koordinierung von Hilfeleistungen für Menschen mit Behinderungen und Mobilitätseinschränkungen auf Bahnreisen durch einen zentralen und für alle Bahnunternehmen einheitlichen Ansprechpartner gewährleistet wird.
Warum ein Rollstuhlfahrer während eines Bombenalarms im ICE bleiben musste
Ein ICE steht im Bahnhof Frankfurt Süd, weil die Polizei darin eine Bombe vermutet. Alle Fahrgäste steigen aus – bis auf Oskar Sommer aus Lörrach, dem niemand hilft.
Taras Geschichten-App
Taras Geschichten ist eine Geschichten-App für Kinder von 4-8 Jahren, zum Vorlesen, selber Lesen und Anhören. Die Geschichten gibt es auf Deutsch, Englisch und Schweizerdeutsch und werden mit Bastelanleitungen, Spielideen oder Kochrezepten abgerundet. Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung gehören selbstverständlich zur Philosophie.
Changing focus: people with Down’s syndrome in a remarkable art project
A project by fine art and fashion photographers and models with Down’s syndrome is challenging concepts of beauty.
The Triple Cripples: Meet the duo fighting to make disabled women of colour seen and heard
https://inews.co.uk/opinion/the-triple-cripples-women-disability-race-gender/
Jay Abdullahi and Kym Oliver are raising awareness of the often overlooked intersection of race, disability and gender.
Black History Month disabilities disability advocates
https://advopps.org/black-history-month-prominent-african-americans-disabilities-2019/
For Black History Month, we recognize six African Americans with disabilities who took on the challenge to benefit humankind. Some were also disability and civil rights advocates.
Accessible Travel Online Resources – 2019 edition
https://shop.lonelyplanet.com/products/accessible-travel-online-resources-2019
Hard of hearing or vision-impaired? A wheelchair user or slow walker? Fibromyalgia, MS or spinal-cord injury? None of these should stop you from experiencing the joy and benefits of travel. Lonely Planet believes that travel is for all, no matter what their abilities or limitations.
Holman Prize
https://holman.lighthouse-sf.org/apply/
In 2017, LightHouse for the Blind and Visually Impaired in San Francisco launched the Holman Prize to support the emerging adventurousness and can-do spirit of blind and low vision people worldwide. This endeavor celebrates people who want to shape their own future instead of having it laid out for them. Created specifically for legally blind individuals with a penchant for exploration of all types, the Prize provides financial backing – up to $25,000 – for three individuals to explore the world and push their limits. Apply by February 28 to follow in the footsteps of other ambitious blind people from all over the world and pursue the project of your dreams as a 2019 Holman Prizewinner.
Weitere Beiträge entstanden durch die Unterstützung zahlreicher Supporter auf SteadyHQ.com. Hier kannst auch du mich bei meiner Arbeit unterstützen: