Frank Rehfeld: Der Weg des Inquisitors
Lieber Herr Rehfeld,
Die Inquisition verfolgt Ketzer und sieht dunkle Mächte wieder erstarken. In einer Welt, die auf den ersten Blick aussieht wie unser Mittelalter, will der Waisenjunge Torin sein Leben der Kirche widmen, aber nicht als Priester, sondern als Inquisitor. Er wird eines Tages gegen Visha und Dämonen kämpfen müssen; ein dringenderes Problem aber bekommt er in der Ausbildung, weil einige hochgeborene Mitschüler sich vom ersten Tag an zu seinen Feinden erklären. Die adeligen Söhnchen wissen nicht, was sie mehr juckt: dass ein Findelkind kostenlos in eine Schule kommt, für die ihre Eltern teures Geld bezahlt haben, oder dass in ihrem Jahrgang zwei Mädchen mit im Klassenzimmer sitzen. Natürliches und Übernatürliches hält die Spannung hoch.
Ein paar Dinge möchte ich zu Ihrem Erzählstil bemerken: Sie verwenden gelegentlich Begriffe, die zur Mittelalter-Atmosphäre nicht passen wollen. Raubbau, Verwerfungen als geologischer Fachbegriff, Drogen - warum nicht Kräuter? Andenkenläden - das moderne Rom ist voll davon, aber das mittelalterliche Aurelia? Repräsentationsaufgaben ist staubtrockenes Beamtendeutsch. Letzteres beherrscht mitunter Ihren Satzbau.
Ihre Geschichte geht schwer an Ballast-Wörtern. Lassen Sie mich ein Stück von der ersten Seite zitieren:
Die Hitze war unerträglich, dazu kam die stickige Luft im Raum. Dennoch blieb er sitzen; die Alternative wäre noch unangenehmer gewesen. Er spürte ein Stechen hinter seiner Stirn, hob die Hände und massierte sich geistesabwesend mit zwei Fingern die Schläfen.
Augenblick, sagen Sie, wo ist der Ballast? Ich sehe nur leichten, natürlichen Erzählton.
Sie haben Recht, Herr Rehfeld. Ich habe mir erlaubt, den Text ein bisschen abzuwandeln. Hier ist Ihr Original:
"Die Hitze war wirklich nahezu unerträglich, dazu kam die verbrauchte, stickige Luft im Raum. Dennoch blieb er vorläufig noch sitzen, denn die Alternative wäre noch unangenehmer gewesen. Er verspürte ein leichtes Stechen hinter seiner Stirn, hob seine Hände und massierte sich geistesabwesend mit Zeige-und Mittelfinger seine Schläfen."
Welche Version klingt besser? Ich finde, Sie hätten das Buch straffen und alle unnötigen Wörter weglassen können. Der Weg des Inquisitors hätte dabei gewonnen.
Insgesamt eine packende Handlung in einer interessanten Welt. An der Sprache können Sie im Laufe der Serie feilen. Ich freue mich auf den nächsten Band.
Hochachtungsvoll
Christina Widmann de Fran

Der Weg des Inquisitors ist der erste Band der Inquisitor-Reihe von Frank Rehfeld.
Erschienen: 2016 bei Blanvalet.
Ich danke für ein Rezensionsexemplar.
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ISBN: 978-3734160561
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