Schwarz Rund's Blog, page 4

November 19, 2017

Podcast: Musik, Familie und Migration – Distanzverkettungen


Distanzverkettung Transkript

Biographien die durch Musik bewegt wurden werden geschildert durch reiche, erfolgreiche, auffällige oder populäre Linsen. Berichte

ermöglichen zu sehen wie Musik das Zentrum eines Lebens sein kann, das wir nur durch den Fokus der Musik erkennen lernten.

Doch wie erklingt Musik und die Frage nach Biographie wenn wir diesen Faktor, den Punkt des Musiklebens in Verbindung setzen mit Biographien

die nicht oder nicht mehr im Zentrum stehen? Wenn die Grenzen zwischen Konsum, Produzieren und Spielen verschmelzen?

Die Sozialisierung durch Musik ist eine vielschichtige Erfahrung, deren Reflektion sich finden lässt in Zeilen, Klängen und in den verschwitzen

Konzertsälen die die Musik beheimten und ihr einen Ort der vollständigen Konzentation schenken.


Die Geschichtsschreibung, Wissenschaften und Literatur verlässt sich oft auf eine lineare Erzählung. Gestern heute und morgen sind klar

getrennte Elemente eines Plots der mit den jeweiligen Methoden rekonstruiert, kollagiert und archiviert wird. Der*die Rezipient*in liest die

Wörter, sortiert die eigenen Erinnerungen neu, es wird altes Wissen überschrieben und neues ignoriert.

Im Gespräch mit einem Merengue-Sänger und Musiker aus Bremen, antworte er auf die Frage was der Ursprung der

gemeinsamen Geschichte von ihm und der Musik sei:


»Ohne Vater zu sein brachte mich zur Musik. Ich musste von Kind an

arbeiten, mit 11 Jahren half ich in einer Bar aus in Tamayo. Die ganze

Zeit lief Musik, von Schallplatten oder aus dem Radio. Strom gab es in

meinem Elternhaus [Anm.d.A.: In den Favelas ist die Strom, Wasser und

Telefonverbindung damals nicht existent gewesen, es gab meist ein

einziges Telefon für eine ganze Hüttengruppe, dies änderte sich erst in

den 200er Jahren] nicht, hier kam ich in Kontakt mit Musik die ich bis

heute liebe. Kuba, Venezuela, Kolumbien, und Russland, alles erklang.

Zwischen Kumbia, Llanera und den großen Gefühlen der russischen

Musik von der ich kein Wort verstand und doch /verstand/. Peru, Mexiko,

Equador … All das an einem Ort zu hören ist das, was für mich

dominikanisch klang.«


Doch wann er zum Musikmachen fand, daran erinnert er sich nicht mehr. Klänge zu erschaffen wenn sich die Gelegenheit bat, war schlicht

»selbstverständlich.«


»Meine Musik ist in meiner Erinnerung, sie ist wichtig. Wenn ich an die

Musik denke, bin ich bei meinem Vater.«


Er berichtet davon, dass dieser Abwesend war in seiner Kindheit, es kaum positive Verbindungen gab, aber Musik gute Momente einfror,

zugänglich macht für sein jetziges ich.


»Musik bringt dich nicht an einen Ort zurück, Musik steht immer für

einen ganz expliziten Menschen und einen ganz expliziten Moment.«


Führt er aus und ergänzt »Und wenn dieser Mensch dann in der USA lebt

und ich in Deutschland, dann ist der Moment halt dort.«


Er lacht, wechselt ins Spanische, als ich frage, was er sagte, beginnt er

zu erzählen:

»Meine zweite Frau ist Deutsche, ich mochte die Musik die sie mir

zeigte. Ich dachte sie ist wichtig für sie. Es war aus dem Süden

Deutschlands, so bayerisches.« er unterbricht und jodelt »ich habe ganz

viele Schallplatten gekauft, für mich waren das Erinnerungen an uns,

gute Momente. Nach der Scheidung sagte sie mir, sie wollte es damals

zeigen um zu zeigen wie schrecklich Deutsche Musik ist.«


Selbst spielt er bis heute unzählige Instrumente: Klavier, Violine,

Saxophon und Bass sind seine liebsten Klänge.


»Aber ich kann nur wenige Noten schreiben, komponieren ist eine unnötig umständliche

Sache: Ich erzähle das Gefühl gleich durch die Klänge. Aber ein paar  kann ich schon schreiben und lesen.«


Er verscheucht diesen Gedanken durch ein Husten, erzählt davon wie es war nach Deutschland zu kommen, mit einer Musikkarriere im Gepäck

die auf regionalen Klängen beruhte.


»Damals, Ende der 80er gab es einen richtigen Trend. Zehn Jahre lang

war alles aus Lateinamerika angesagt, Salsa, Merrengue. Köln, Jena,

Oldenburg… wir traten überall auf.«


Auf die Nachfrage, wie es sich anfühlte die Musik vor Deutschen zu

spielen, unterbricht er mich:


»Total toll, großartig. Die haben garnix verstanden, aber gefühlt. In der dominikanischen Republik konnte ich

nur wenig von mir spielen, alle wollen da die Klassiker hören, die Lieder gegen die Diktatur von Trujillo. Hier konnte ich eigene Lieder spielen,

eigene Melodien.«


Merengue war unter Trujillo die Nationalmusik, wurde gefördert und

vom Diktator kontrolliert und beeinflusst. Das gerade in dieser

Musikrichtung unterschwellige Revolutionäre Elemente zu finden waren

und sind, ist in der langen Geschichte begründet. Tanz und Musik sind

schon seit der Zeit in der die indigine Bevölkerung vor der westlichen

Kolonialisierung entstanden, die Einflüsse der afrikanischen versklavten

Menschen formte den Merengue tipico und ist selbst bis heute im

Merengue Hip Hop stilprägend.


»Am Anfang gab ich jede Mark für Schallplatten aus.« Erzählt der

mitsechziger, »Ich holte mir all die Klänge in meine Wohnung,

Deutschland ist sehr leise. In dieser Stille hier fand ich wieder zur Musik.

Wieder, nachdem ich in meiner ersten Ehe die Musik hinten anstellte.

Meine Frau und meine Kinder waren wichtiger. Du kannst nicht Musiker

sein und Vater, das geht nicht.«


Er erzählt wie daran jede seiner Bands

zerbrach, er oder andere Musiker begannen mit der Musik weil sie ihre

Heimat vermissten, und verließen die Band um sich mit einer Familie

nieder zulassen.


»Es ist in Deutschland immer ein hin und her. Du kannst nicht beides sein, wenn du es richtig machen willst. Jetzt sind alle Kinder groß, meine vierte Ehe vorbei. Jetzt ist wieder die Musik dran, sie ist geduldig und bereit dich zu den Momenten und Menschen zurückzubringen. Dann  schwälgst du einige Jahre in deiner Heimat über deine Heimat und dann musst du wieder in die Gegenwart und die Musik verlassen.«


 



berichtet von der Liebe eines armen Mannes zu einer Frau, der er gesteht das er nicht besäße auser seiner Liebe.

Mit seinen 60 Jahren arbeitet er nun im Hafen, die Ausbildung erkannte der deutsche Staat nicht an, den Pass hat er aber nun in der Tasche.

Gerade gründet er eine neue Band, schreibt an neuen Texten. Das Internet verschiebt aber auch dies:»Alle schreiben mir. ›stell was auf Youtube!‹ New York, Santiago, Santo Domingo – jetzt singe ich auf Youtube, für die Familie.« und bis er neue Lieder geschrieben hat, singt er Klassiker. Merengue, Salsa, Bachata. Es geht um gebrochene Herzen und gescheiterte Revolutionen. Und das was die russische Musik für ihn bis heute wichtig macht: Das ganz große

Gefühl.


 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on November 19, 2017 02:56

November 17, 2017

The Bridge called my back detaillierte Review

WIN_20171117_08_27_15_ProDerzeit lese ich This Bridge Called my Back- Writing by radical Women of Color – jeden Tag 10 Seiten oder ein Gedicht! Da ich meinen morgen mit Routinen strukturiere-und aufs Lesen das schreiben folgt, werde ich hier Gedanken festhalten. Vielleicht bekommt ihr ja dadurch Lust alte und neue Klassiker mitzulesen? Vorher las ich die Verschriftlichung von James Baldwin- I am not Your Negro, jeden Tag 10 Seiten, das scheint zu klappen. Ein paar Infos gibt es auf Goodreads zu This Bridge Called my Back, ich verlasse mich aber darauf, dass das Buch sich mir selbst vorstellt. Ich habe die Ausgabe von 1983, es gibt viele Vorworte die ich bereits vor einiger Zeit gelesen habe. Alle denkbaren Textformen sind im Buch vertreten, bisher kenne ich nur die englische Ausgabe.


 


 


16.11.17 Preface


Gerade geht es ja viel um die Diskussion der Rolle von Lesben in LGBTQAI /queer. Erst mit dem leidigen Blogpost der Mädchenmannschaft, welcher aus trans und/oder Schwarzer Perspektive bereits vielschichtig kritisiert wurde, dann mit dem neuen Reisser des Querverlages (Lesben raus. aha.).  Nun stoße ich direkt wieder auf diese Thematik, erfrischender weiße aber ebennicht aus weißer Perspektive-juchey! Cherrie  Moraga berichtet auf Seite 14 davon,wie sie von einem weiß-dominierten Lesben-treffen nachhause fährt:


I hear there are some women in this town planing a lesbian revolution. What does this mean about the boy shot in the head is what i want to know. I am a lesbian. I want a movement that helps me make some sense of the tripfrom Watertown to Roxbury, from white to Black.


Ich denke das ist der Link, der mir die ganze Zeit in den Debatten fehlte. Das beklagen, dass lesbische politische Anliegen zu leise, ungehört usw. sind schmerzt, wenn aus deiner Position in der Gesellschaft und in gequeerten Räumen weiße Lesben mit weißen cis-normativen Schönheitsprivilegien unerträglich laut sind, es ist schwer, einen Schritt zurückzutreten, aus dem Fokus der angeblichen Sichtbarkeit, wenn meine identitäten (Pan, Femme, Schwarz; Fett) bereits den Rücken in der Wand haben und nicht Sichtbar sind. Keine fertigen Gedanken hier, nur das Gefühl das ein Buch aus dem Jahr 1986 micheher mit denkt wie der weiße Feminismus 2017, denn es benennt Latina sein, es geht um Chicanas, spanischsprachige Kulturen und Klassismus.


17.11.17 Donna Kate Rushin -The Bridge Poem


Weiter ging es dann mit dem Gedicht von Donna Kate Rushin auf Seite 21 The Bridge Poem. Ich sas schnipsend daheim, weil ich jedem einzelnen Buchstaben gratulieren wollte. „Dort, wo du stehst, ist es genau richtig, wow!“ In dem zweiseitigen Gedicht geht es darum, dass mensch als Schwarze Feministin ständig der einen Community erklären muss warum eine andere Community wertzuschätzen ist, neben der eh schon ständigen Notwendigkeitkeit sich zu erklären. Sie benennt eben diese Übersetzung als „Bridge“ Brücke, die sie ungewollt darstellt.


I do more translation


than the Gawdamn U.N.


Forget it


I’m sick of it


Ich finde dieses Gedicht ja eh schon wunderbar, aus rein technischen Gesichtspunkten (uhhh meine lieblingsstruktur-lass es mich laut vorlesen!) aber außerdem auch Impulsgebend für jetzige Diskurse rund um Femmecare, also die Frage wer welche Arbeiten innerhalb von zwischenmenschlichen Beziehungen und innerhalb von Communities übernimmt.


I am sick


of having to remind you


to breathe


(…)


I must be the bridge to nowhere


Außerdem geht es in dem Gedicht auch um die Frage nach Tokenism, wie Schwarze Körper die Brücke darstellen zwischen „langweiligen weißen“ und „woken weißen“ und das weiterhin gilt: hinter jeden politisch coolen weißen Person stehen Schwarze Femmes deren Aufwand und verbrauchte Ressourcen nicht gesehen werden.


 


19.11.17


Introduction


In der einführung wird zunächst erklärt, dass der Impuls für das Buch entstand aus einer Intervention gegen eine weiße feministische Self Care Woche, welche anhand von rassistisch geprägtem Klassismus (das buch verwendet die Selbstbezeichnung third-world-women)  Ausschlüsse produzierte. Dieser brief endete bereits mit den Worten:


We want to create a definition that expands what „feminist“ means to us.


Dies wurde dann zum leitspruch des Buches. im weiteren wird die Arbeitsweise am Buch erläutert, dieses entstand unter extrem präkarisierten Bedingungen.


we have sorely learned why so few women of color attempt this kind of project – no money to fall back on.


sie berichten davon wie sie, als herrausgeberinnen, aber eben auch die Autor*innen damit kämpften neben 3 Jobs und femmecare arbeit die Zeit zum Schreiben zu finden, also Poesie als luxusvorwurf? Nö, das wäre diesem Buch einfach mal viel zu schlicht.


Some of us do not see  ourselves as writers, but pull the pen across the page anyway or speak with the power of poets.


Dieses Zitat erinnerte mich gleich an den später entstandenen Aufatz von Audre Lorde, Poetry is not a Luxury (Poesie ist kein Luxus, 2 seitig, englisch, hier nachzulesen). zu Schreiben kann eine überlebensnotwendige Strategie sein, Geschriebenes anderer hat mir schon verdammt oft das Leben gerettet!


The Roots of our Radicalism


Beginnt zunächst mit einer einseitien Texteinführung in den Abschnitt. Und während in Deutschland 2015 Leute denken die Debatte um Shadeism und Colorism erfunden zu haben, berichtet dieser alte Scmöcker davon in einem ganz eigenen Kapitel, ha! Es geht um die differenzierte Erfahrung in einem rassistischen System, jeh nachdem wieviel weiter entfernt vom weißen Schönheitsideal Mensch of Color / Schwarze Menschen kolonial eingeordnet werden. Es geht um Haarstruktur, how dark/lihtskin you are und wie sehr, oder eben nicht dies ein Hinweis darauf ist wie mensch sozialisiert wurde. Das eben auch light-skin personen in einem Schwarzen Eklternhaus großgewiorden sein können, nebst Geschwistern die Shadeism erfahren.


Es geht also um vielschichtige komplexe Verletzungen und Privilegien innerhalb von Communities. Zunächst mit einigen Gedichten, den Anfang macht Nellie Wong, chinese-us-anmerikanerin.Sie wurde innerhalb der weißen Norm und der chinesischen Schönheitsnorm als „too dark“ makiert als Kind, Das Gedicht „When I Was Growin Up“ berichtet von der Sehnsucht weiß sein zu wollen, integriert und unmakiert in Ablenung der eigenen Identität, wie sie sich danach sehnte nicht als eine der anderen gelesen zu werden, weil of asian decent nur verbunden wurde mit negativen Eigenschaften. Sie berichtet wie leute versuchten sie einzuordnen in Natonalitäten die nicht die ihren waren.


Mein Lieblingsabsatz beschäftigt ich mit Begehrenspolitiken:


When i way growing up and a white men wa


to take out, I thouht I was special,


an exotic gardenia, anxious to fit


the stereotype of a oriental chick


 


Mary hope lee  berichtet in ihrem Gedicht „on not bein“ von dem Begehren, Dark skin sein zu wollen ,davon wie es ist Schwarz sozialisiert zu sein aber zu hell, als das dies gesehen werden würde.


Sie berichtet davon, wie es war weiß-sein zu begehren, gesagt zu bekommen „fast weiß zu sein“ und doch nie in einer weißen Gruppe einblenden zu können, ständig makiert als nicht-ganz und doch zu-sehr.


Ein Liebesgedicht an ihre dark-skin Schwestern, wie auch eine kritische Analyse dieser eigenen Sehnsucht. das gedicht endet mit einem Epilog:


The man she married/cuz he was the first to ask/her bein afraid no body else would/said he thought he was gonna hafta marry hisself white cuz/he couldn find him no colored girl was/in-teli-gent-e-nufff/ but with her bein the next best thing to white …


Zwei gedichte, die sich unfasbar erweitern und vervollständigen  durch ihre Nähe im Buch. In der Einleitung artikulieren die Autorinnen den Wunsch danach, das ihr Buch rezipiert werden soll in feministischen weißen Räumen, in Unis und in andere aktivistischen Zusammenhängen. Can we please make that happen? es wäre so, so wichtig!


***


Wenn ihr mögt, steigt doch ein! Ihr könnt in der Kommentarspalte auch gerne eure Gedanken zu dem Buch teilen

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on November 17, 2017 00:02

Derzeit lese ich This Bridge Called my Back- Writing by r...

WIN_20171117_08_27_15_ProDerzeit lese ich This Bridge Called my Back- Writing by radical Women of Color – jeden Tag 10 Seiten oder ein Gedicht! Da ich meinen morgen mit Routinen strukturiere-und aufs Lesen das schreiben folgt, werde ich hier Gedanken festhalten. Vielleicht bekommt ihr ja dadurch Lust alte und neue Klassiker mitzulesen? Vorher las ich die Verschriftlichung von James Baldwin- I am not Your Negro, jeden Tag 10 Seiten, das scheint zu klappen. Ein paar Infos gibt es auf Goodreads zu This Bridge Called my Back, ich verlasse mich aber darauf, dass das Buch sich mir selbst vorstellt. Ich habe die Ausgabe von 1983, es gibt viele Vorworte die ich bereits vor einiger Zeit gelesen habe. Alle denkbaren Textformen sind im Buch vertreten, bisher kenne ich nur die englische Ausgabe.


 


 


16.11.17 Preface


Gerade geht es ja viel um die Diskussion der Rolle von Lesben in LGBTQAI /queer. Erst mit dem leidigen Blogpost der Mädchenmannschaft, welcher aus trans und/oder Schwarzer Perspektive bereits vielschichtig kritisiert wurde, dann mit dem neuen Reisser des Querverlages (Lesben raus. aha.).  Nun stoße ich direkt wieder auf diese Thematik, erfrischender weiße aber ebennicht aus weißer Perspektive-juchey! Cherrie  Moraga berichtet auf Seite 14 davon,wie sie von einem weiß-dominierten Lesben-treffen nachhause fährt:


I hear there are some women in this town planing a lesbian revolution. What does this mean about the boy shot in the head is what i want to know. I am a lesbian. I want a movement that helps me make some sense of the tripfrom Watertown to Roxbury, from white to Black.


Ich denke das ist der Link, der mir die ganze Zeit in den Debatten fehlte. Das beklagen, dass lesbische politische Anliegen zu leise, ungehört usw. sind schmerzt, wenn aus deiner Position in der Gesellschaft und in gequeerten Räumen weiße Lesben mit weißen cis-normativen Schönheitsprivilegien unerträglich laut sind, es ist schwer, einen Schritt zurückzutreten, aus dem Fokus der angeblichen Sichtbarkeit, wenn meine identitäten (Pan, Femme, Schwarz; Fett) bereits den Rücken in der Wand haben und nicht Sichtbar sind. Keine fertigen Gedanken hier, nur das Gefühl das ein Buch aus dem Jahr 1986 micheher mit denkt wie der weiße Feminismus 2017, denn es benennt Latina sein, es geht um Chicanas, spanischsprachige Kulturen und Klassismus.


17.11.17 Donna Kate Rushin -The Bridge Poem


Weiter ging es dann mit dem Gedicht von Donna Kate Rushin auf Seite 21 The Bridge Poem. Ich sas schnipsend daheim, weil ich jedem einzelnen Buchstaben gratulieren wollte. „Dort, wo du stehst, ist es genau richtig, wow!“ In dem zweiseitigen Gedicht geht es darum, dass mensch als Schwarze Feministin ständig der einen Community erklären muss warum eine andere Community wertzuschätzen ist, neben der eh schon ständigen Notwendigkeitkeit sich zu erklären. Sie benennt eben diese Übersetzung als „Bridge“ Brücke, die sie ungewollt darstellt.


I do more translation


than the Gawdamn U.N.


Forget it


I’m sick of it


Ich finde dieses Gedicht ja eh schon wunderbar, aus rein technischen Gesichtspunkten (uhhh meine lieblingsstruktur-lass es mich laut vorlesen!) aber außerdem auch Impulsgebend für jetzige Diskurse rund um Femmecare, also die Frage wer welche Arbeiten innerhalb von zwischenmenschlichen Beziehungen und innerhalb von Communities übernimmt.


I am sick


of having to remind you


to breathe


(…)


I must be the bridge to nowhere


Außerdem geht es in dem Gedicht auch um die Frage nach Tokenism, wie Schwarze Körper die Brücke darstellen zwischen „langweiligen weißen“ und „woken weißen“ und das weiterhin gilt: hinter jeden politisch coolen weißen Person stehen Schwarze Femmes deren Aufwand und verbrauchte Ressourcen nicht gesehen werden.


***


Wenn ihr mögt, steigt doch ein! Ihr könnt in der Kommentarspalte auch gerne eure Gedanken zu dem Buch teilen

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on November 17, 2017 00:02

July 19, 2017

Konsens in der Praxis

Das Kollektiv um Konsens in der Praxis startet heute mit einem YouTube Channel durch!

Auch ich kam zum quatschen vorbei, es ging im ersten Teil um Konsens in queeren Räumen, Neurodiversität und vieeeles anderes!



 


 


 


Im zweiten Teil ging es dann um Rassismus, Traumata und Lernmomente:


 



 


 


Den Roman Biskaya könnt ihr direkt hier bestellen!

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on July 19, 2017 11:15

May 24, 2017

Gratulieren myself. Vom Überleben.

Wir rasen verdammt schnell in deiner alten Gurke,


du klemtest deine Fuß immer so ein, dass dein Knie in die Höhe ragte. 


„Teddy“ nanntest du mich und fragtest „was ist bei dir die nächste grenze?“


„18! mit 18 aus dem Leben gehen ist irgendwie so klischee, das es verlockend ist“


du nicktest, „hauptsache halt selbst gewählt, nicht durch irgendwas.“ ich war mir sicher, dass du bald aus dem Leben gehen würdest.


Es geschah erst einige Jahre später.


Du hattest deinen Suizidwunsch überlebt, und ein Auto entschied das du sterben solltest. Das ist bis heute etwas, das sich mir nicht erklären will.


Dein viel zu altes Auto, dein hochgestelltes Knie, dein Wunsch zu gehen… nichts davon hatte etwas mit deinem Tod zu tun, nut lauter Dinge die jeden anderen eben so erwischt hätten.


Seit dem hat jeder überlebte Tag den bitteren Beigeschmack gehabt mich um die Freiwilligkeit des selbstgewählten Todes zu bringen.


Das klingt düsterer als es ist, durch irgendetwas irgendwann zu sterben ist ein verdammt entmächtigendes Gefühl.


„Soziopathie, ihre Mutter.“ und mein Gehirn ratterte. Die nächsten Jahre waren Recherchearbeiten. Viel verstehen, entzerren dessen, was dies mit mir machte.


„Kinder die alleinig  von Soziopath*innen groß gezogen werden gehen in überwältigender Anzahl selbst entschieden aus dem Leben um der völligen Entmächtigung durch Manipulation und Lügen einen ermächtigenden Akt des frei gewählten Befreiens aus der Situation zu entgehen“ oder so ähnlich stand es in einem Fachbuch.


Und da sas ich mit 24 Jahren, hatte endlich eine Erklärung warum nicht meine Gedanken zum Sterben das Problem, sondern immer Teil des Überlebens waren.


Bipolar, Künstler*in… für alle gab es Sterbeprozente, Todesgrenzen, mit 27, dort bringen sich viele um oder gehen aus dem Leben. Mit 25 war ich verstrickt in einrem Lügengesprinst eines neuen Menschens, hatte meine Mutter aus meinem Leben gehen lassen.


Irgendwie es noch 2 Jahre schaffen, ein Buch vorher schreiben, dann darfst du.


Wenn du willst.


Doch ich wollte nicht mehr -gehen.


Ich will nicht mehr -gehen.


Heute ist der erste Tag an dem ich 28 bin.


was mich am Leben hielt war die bedingungslose Liebe meines Vaters, meiner Schwarzen Familie. Dass sie warten, bis ich bereit bin und sehen wie sehr es mich zereisst Familie zuzulassen, weil Familie eben für jene Nazis stand, die sich meinen Tod wünschten und für jene Mutter die ihn zu oft foccierte.


Was mich im Leben versicherte war, ihre Diagnose zu kennen, zu wissen, dass mir keine Gerechtigkeit widerfahren wird, sie nicht eines Tages ihr Verhalten reflektieren und ändern wird, weil sie es nun mal nicht kann, aber alles was an mir disfunktional erscheint, überleben garantierte.


Die Suizidgedanken und Planungen, Versicherungen über eine Sache Macht zu besitzen.


Die Ängste und Panikatacken, die physisch schreien ohne sich mir zu erklären, mein fantastisches Warnsystem welches mich vor neuen Betrügern schützen will, wenn mein Bewusstsein es nicht schafft, zu begreifen, dass wieder die Wahrnehmung der Wirklichkeit verändert werden soll um mich zu kontrollieren.


und, und, und.


Ich gratuliere mir. Heute. 28, verdammt. Mit einem Buch voller Plänen für die Zukunft und dem Verständnis, dass Suizidgedanken kein Problem sind, sondern liebevolle Warnsignale meines selbst an mich, das mir sagt „My dear, dieser Mensch, der tut dir nicht gut. Bitte bring mich in Sicherheit.“


Mach ich, bin ich mir wert, wieder und wieder! Hier. für mich, und andere die überleben oder überlebten und dann gingen, ein Geburtstagsständchen:



 


 


Nina Simone, Suizid und der Black History Month



 


Viele der Gespräche zu Suizid flossen in meinen Roman BISKAYA ein

„Suizid – es fühlte sch wie heim kommen an.“

Biskaya Roman








 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 24, 2017 23:57

May 16, 2017

Femme – Queer, lesbisch oder Theoriemonsta?




Femme ist glaube ich der komplexeste Begriff der mich beschreibt. Ob das so stimmt? vermutlich nicht. Ich denke eher: der Begriff der am wenigsten zu greifen ist.

Gerade lese ich viele Theorietexte zu dem Thema, verbleibe beeindruckt wie verflucht unzugänglich diese sind. Als Ursprung der Identität wird oft nur die französische Bedeutung (Frau) und die lesbische binäre Rollenverteilung genannt (Femme/Butch). Doch ist dies wirklich der Ursprung der Genderverortung als Femme, der meinem Femme am nächsten kommt?


Der Begriff Femme ist gefüllt mit verschiedensten Attributen. Während weiße Feministinnen einer Schwester auf die Frage was Femme-sein ausmachen würde antworteten:

lange glatte Haare


gibt es Schwarze Femmes und Femmes of Color die es eher an einem ganz bestimnt unbestimmten Gefühl zum eigenen Körper, dem eigenen Wert in der Gesellschaft und der Wertschätziung sexistische verpöhnter Charaktereigenschaften ausmachen:

weich-sein.

Verletzlich sein.

Wütend hxysterisch sein.

Sexpositiv sein.

Ace sein.


undoderundoderund….

Verflucht viel Lippenstift in unpassenden Momenten tragen – Räume agressiv beschmeissen mit süßheit und sexyness.


Doch auch das gilt bei weitem nicht für alle, wird nicht von allen Femmes geteilt.


Schwarze Geschwister/ of Color ohne cis-Privilegien benennen es als radikale Aneignung von verbotenem. Nicht unauffälig verblenden wollen sondern in der ehrlichsten Variante des selbst kreischend bunt auffallen.


Und genau dort harkt dann viel Femmefeindlichkeit ein. Feministinnen die gerade noch leidenschaftlich gegen R*pe culture argumentierten, finden plötzlich, dass Femmes an erfahrener Gewalt selber Schuld sind. Zwingt sie ja keine*r so auffällig zu sein.

Femme ist immer ein extra, welches zwar gewählt werden kann, begehrt und gesehen wird aber doch als unnötiger Schnickschnack gilt. Eben wie bei Comicfiguren. Jener berühmter Schokoriegel der der Typ by default ist, während das Milchglas durch Lashes und Lippenstift als Femmy makiert wird:




Kritiken richten sich gegen die Paar-normativität, gegen die Genderdarstellung des Milchglases usw…. selten aber dagegen das Maskulinität als „ohne“ dargestellt wird. Wenn wir schon verflucht binär bleiben müssen, warum trägt der Schokoriegel kein schönen Hut, ein Cappy oder eine klumpige Armbanduhr?


Femme stammt aber wohl weder von Milchglasdarstellungen, noch alleinig aus der lesbischen Bewegung. Ein Ursprung könnte eben die femme fatale sein, dieser*m geht Hilmes nach, in einem Text der so zugänglich ist wie die Uni in deren Rahmen ich den Texte lese – nämlich gar nicht.


Femme fatales wurden entworfen als Gegenteil der Femme Fragile. Beide in der weißen westlichen linearen Geschichtschreibung zur Zeit des fin de siecle, so eine Vorgängerbewegung des Jugendstils.


Da geht es schon los, das ist verflucht unzugänglich! Ich möchte mehr über mich und meine Geschichte lernen ohne jedes zweite Wort nachzuschlagen. Da ich das nun aber musste, will ich wenigsten versuchen das ganze runter zu brechen für meinen Blog. Mit der Sicherheit sehr daran zu scheitern es beim ersten Versuch zu schaffen, daher: bitte, bitte fragt nach!


Vor dem fin de siecle also vor 1890 wurden Frauen vor allem als Tod dargestellt. Typ liebt sie, sie stirbt, er ist traurig. Typ liebt sie, sie stirbt er holt sie aus dem Totenreich, sie stirbt wieder er ist traurig. Auch die Eigenschaften waren cis-sexistisch: sie ist eine Jungfrau die dann im Nachspann tolle Kinder gebehrt, Wenn sie Glück hat. Vermutlich ist sie aber eher Tod. Damit der Held traurig sein kann.


Jap, das klingt wie 99% der Plots von Actionfilmen, Märchen oder Videospielen.


Was daran nicht schnarch-öde ist: hier wird schon festgelegt: der Dude kann nur weich sein wenn es von der Frau erweckt wird. er ist ein krass harter Hund, sie ist Tod, er darf weinen.


in dieser fin de siercle Geschichte dann wurde die femme fragile und die feme fatale einander entgegengesetzt.


Während die femme fragile zerbrechlich durch ihre AUAs dem Held erlaubt weich zu sein, eine Gesprächspartnerin sein darf und irgendwann geziemt gebährt, ist die femme fatale jene die den Helden völlig kirre macht. er weiß gar nicht mehr wohin mit sich, sie macht ihre eigene Kohle und ist plietsch (nicht ableistische bezeichnung für „schlau“) und lässt ihn meist fallen, was ihn völlig zerstört, der Dude darf trauern.


Also ist deren Funktion wieder die selbe, der Dude darf trauern, er darf weich sein – jene Eigenschaften haben die cis-sexistische Weltbilder an Maskulinität verbieten.


Dort hört dann aber auch der Hilmes-Text irgendwie auf.


Carola Hilmes, Seite 41: „(Nun) wird auch verständlich, warum die femme fatale (..) kein Modell der Emanzipation liefert.“


giphy


So als wäre die Verbindung zu dem Mann das Einzige, was diese Charaktere hätten. Klaro, sexistische Literatur ist damit schon recht gut angefüllt (er-sie-fertig), aber meist gibt es kleine Szenen die die femme fatale zeigen mit anderen femmes, Koleg*innen, anderen Sexarbeiter*innen, femme fragiles usw. der Dude wird eben nicht mehr Epi-zentrum ihres Handelns, sie verführt ihn und Krams aber macht auch anderen Shit in ihrem Leben.


Genau dem wird aber feministisches Potential abgesprochen „OMFG sie will cute für einen Typ sein, wie krass antifeministisch!“ was übersetzt heißt „OMFG wenn Femmes Femmy sind sind sie ja auch selber Schuld das sie Sexismus erfahren!“


Das ekelt mich krass an. Why? weil das keine Legitimation ist.


Nur weil Leude sich schminken und kokettieren heißt es nicht das sie ihre Menschenrechte völlig unnötig finden. Eine Sex-feindliche sexistische Gesellschaft ist der Grund warum anhand von Gender_darstellung entschieden wird, ob jemensch das anrecht hat Menschenrechte zu haben, nicht knall-lila Lippenstift, eine Handbewegung oder oder oder.


Femmes sind powerful, aber jetzt auch nicht so krass powerful wie ein Jahrtausende altes Gesellschaftsbild, welches ständig nach Ausreden sucht Menschen die nicht weiß cis hetero Dudes sind ihre Rechte auf Sicherheit und Wertschätzung abzusprechen.


Das ist etwas, das aber in weißen Feminismen sehr tief verwurzelt ist, thats ur pretty Leidkultur. Herzlichen Glückwunsch! Die altägyptische Spynx z.B. wird in so Mythologischen Zusammenhängen auch als Femme Fatale benannt, sie ist eine viel coolere Held*in (Mythengestalten waren nämlich nicht immer krass Cis-normativ

2 likes ·   •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 16, 2017 08:37

May 11, 2017

Kurzgeschichte 1.ter Teil der Kurzgeschichte KLIMA

Als sie begann zu lesen, waren es Magazine. Heimlich, denn neben der zu frühen Einschulung drohte auch die Belehrung. Mit vier Jahren fingen Wörter an ihre Umgebung zu bilden, in der sie sich zu bewegen wusste. Diese vielen Gesichter und Posen…


liebevoll und doch erbost erklärte ihre Mutter, warum dies keine „richtigen“ Frauen sein, mit all dem Make Up. Das machte es nur noch verlockender. Sie lernte die Vokabeln, die Techniken wie Haare zu sein hätten, probierte heimlich mit Cremes aus ihre Haare mit den Zaubersprüchen zu verzaubern, vergeblich,, natürlich. Die weißen Hände die über ihre Schwarzen Locken zeterten hatten nichts übrig für Frisuren nutzten jede Ausrede, jeden knoten, um die Locken wegzuschneiden. Die Haare machten wütend, die Knoten ihr Schmerzen und der weißen Hände-Trägerin Wut. Die Art von Wut die in Alkoholgestank, zerschmissenem Geschirr und halb nacktem Geschrei auf der Straße endete. Die kleinen Kringel brachten Scham, auf allen Ebenen. Dabei kannte sie sich doch aus!


Nun war sie 11, wusste alles über „lockere Zöpfchen“ und wie glatte blonde Haare gekämmt und gestylt werden müssten.


Ihre eigenen Haare blieben ihr fremd,


Ihre eigenen Haare machten sie fremd.


Zur Fremden.


Und doch lernte sie weiter die Vokabeln, Schulhofschnack erforderte das.


Die eigenen Haare zerknotet versteckt, weil die weißen Hände kapituliert hatten.


Eine von denen mit den weichen glatten Haaren sah sie an, als erkenne sie erst jetzt wer dort bei ihnen mit redete.


„Wenn du sie einfach oft genug rasierst …“


Diese 7 Wörter waren ihre Zeitmaschine, wieder 6 saß sie auf dem Stuhl unter den weißen Händen.


„Wenn ich die einfach oft genug rasiere…“ Betete ihre Mutter.


Manchmal beschwor sie:“wenn du sie nur oft genug um deine Finger drehst wird die Krause zu großen locken“


Sie sagte nie: Prinzessinnen locken zu der Kleinen, dafür war sie zu emanzipiert.


Sie sagte nie weiße locken.


Denn Farben? Nein die sah sie nicht.


Wenn sie sich verschnoddert bei den weißen Händen für ihre AufWendigkeit entschuldigte,  zog diese an ihrem Glimmstengel, seufzte und beschwichtigte:deine Haare, die sind halt nicht für dieses Klima gemacht.


Und die Kleine verstand:


Du du bist halt nicht für dieses Klima gemacht.


Denn wo auch immer sie verweilte, sie wurde nie gesehen, nur ihre Haare. In den Augen der anderen war sie nur diese Masse an trockenen Verwirbelungen.


Sie verstand: ich habe dich nicht für dieses Klima gemacht.


Sie schluckte, fand ihr elfjähriges Ich wieder. Die blonden Haare Städten sie erwartungsvoll an


„Bin halt nicht für dieses Klima gemacht!“ sie kicherte unsicher, die anderen fielen kreischend ein, gerettet.


Die Magenssäure,die ihre Speiseröhre erobert hatte, sank ab, gefolgt von einem flauen Gefühl sich selbst verraten zu haben.


Sie drückte ihr Cappy fester auf den Schädel, Wind und locken hatten es Richtung Himmel gedrückt, die anderen merkten es zu ihrem Glück nicht.


Es schnodderte neben ihr, unterbrach das Gekiecher „ey EY ich weiß wie wir die nennen können!“


 


Und statt der Silben, die sich nicht um die Zungen in den weißen Mündern legen wollten, hieß sie jetzt KLIMA.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 11, 2017 13:52

May 3, 2017

Alle an Board? Koloniales Trauma, Studium und Chai

Sehr inspiriert von den Chai Chat Podcasts, empowert durch den Workshop an der ASH von mir (hööhöö) saß ich heute das erste mal seit langem wieder in einem Seminarraum.


Mit vielen einschränkungen muss mensch oft Endscheidungen treffen die irgendwie auch kacke sind .So musste ich nun endscheiden doch einen Master anzustreben. Don’t get me wrong, ich liebe es zu lernen, meine Fachrichtungen sind eigentlich cool nur white Academia macht mir halt zu schaffen.


Mein Körper dreht am Rad, schon die Tage und Nächte davor, auf dem hinweg und dan im Raum. Ich kam extra zu spät um die „Small-Talks“ vor Seminarbeginn zu verpassen. Die Tür ging viel zu laut auf und das erste Wort was mir entgegenschallt:


„I-WORTGESCHICHTEN“ (klaro, ausgesprochen.) Puls gleich auf tausend, Übelkeit, verengtes Sichtfeld, alles pumpt.


Dann meldete sich der weiße Typ im Seminar. Einmal. Nochmal.Nochmal. Ich wollte was sagen, aber als meine Hand schon in der Luft war dachte ich an den Chai Chat Podcast.


dort besprechen sie viel zu Konsens. Was mich umhaute: konsens mit sich selbst! Sind die einzelenen Körperteile und Emotionen in dir gerade alle am start? Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, nein also eher icht. Ich nehme die Hand runter, höre auf meinen Körper.


Ich schließe die Augen, nutze meine Zwangsgedanken-taugliche Meditationsstrategie.


Meine Aufgabe ist nicht: SAG NICHTS ( dazu empfehle ich beide folgen des Essential Self Podcasts)


Meine Aufgabe ist nicht unglaublich krass zu beweisen das Schwarze sowas auch können.


Meine Aufgabe ist im Konsens mit mir zu bleiben soweit es geht.


Ist mein Puls an Board? Wie würde es sich anfühlen jetzt etwas zu sagen? Alle Teile in mir stimmen zu, ich melde mich, sage etwas.


Es fühlt sich gut an, danach checke ich wieder in mich ein: weiterhin alle an Board? Nein? Gut, dann lasst uns nochmal meditieren, wegdriften unsere kolonialen Verletzungen anerkennen. Danach geht es weiter. Die weißen studuierenden kriegen davon nichts mit. Während ich atme und überlebe, schnellt wieder seine Hand in die Luft. Heute ist mir das egal, ich habe nach sechs Jahren das erste mal das Gefühl auf mich zu hören und Macht zurückzugewinnen, weil wenigstens ich meinen Konsens einfordere.


Und das fühlt sich verdammt fair an.


 


Hier geht es direkt zum Chai Char Podcast, der auf Englisch und aus Canada ist.


Hier gehts zum Patreon der Chai Chatter!





biskaya-cover-v08
 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on May 03, 2017 06:59

April 17, 2017

Stadt – Land- Bruch

Bei diesigen 39 Grad Innenraum-Temperatur schmilzte ich damals in einem schlecht besuchten Seminarraum. Es waren 7 Studierende, die sich trotz der Hitze und des wenig verlockenden Themas in diese bekleidete Version der Sauna begeben hatten.

Das Thema klang auch wenig verlockend „Kulturarbeit auf dem Land“ – das gegenteil aller berliner Kultur*arbeiterinnen träume. Nicht das krasste Stadtheater, oder der neue Elektroschuppe -weder das krasse Elektrofestival noch sonst etwas waren Thema. Sondern Bauern und Bäuerinnen – und mein 22 jähriges ich fand.es.ätzend.


Heute würde ich gerne in die Vergangenheit reisen und mich dafür ein bisschen ohrfeigen. Denn nach der US Wahl, nach dem Türkeireferendum klingt dieses Seminar in mir immer wieder nach.


Nicht das ihr mich falsch versteht, ich bin mir ziemlich sicher das der Hauptgrund für die US Wahl white supremicy war und ist. In der Türkei wage ich gar nicht erst den Hauptgrund zu benennen, viel zu wenig Verständnis meinerseits für die politische Situation dort.


Ich denke einfach viel an dieses Spaltungsgefühl zwischen Städter*innen und Menschen auf dem Land, dass nun auch im Bezug auf die USA und die Türkei immer wieder erwähnt wird. In Ankara und Istanbul sind selbst nach den jetzigen (eher hanebüchenen) Auszählungsmethoden die Mehrzahl für das Nein gewesen, die Prozente auf dem Land, eher anders verteilt.


Genau dort wollte die Kulturarbeit auf dem Land ansetzen, und ich fand es SO fragwürdig. Warum sollte ich mich, als Schwarze queere Person, dort aufs Land wagen und mit ihnen -nicht etwa pädagogisch für sie – Kultursachen machen die denen da auch noch gefallen? Tze. (Ja, wie gesagt, ohrfeige.)

Aber vielleicht ist genau das auch diese Spaltung, wenn auch in Deutschland so kontinuierlich und dramatisch noch nicht benannt. Einerseits kann ich mich dort nicht sicher bewegen (andererseits: in Berlin ja auch nicht, bin ja trotzdem hier.) Anderanderseits ist ein berufliches Setting nochmal etwas anderes. Auch dort gibt es Schwarze und PoC die sich abgeschnitten fühlen, genau wie in Deutschen Städten durch die ich deswegen WE-Schwarze Posie auf Reisen touren lies.


Die Frage die sich mir gerade stellt ist: Ist diese Abgeschnittenheit wirklich eine krasse Einbahnstraße? Sind nur die Städter*innen schuld die sich vom ländlichen so gut es geht distanzieren wollen? Sind nur die Menschen auf dem Land schuld weil sie sich so verhalten, dass marginalisierte dort nicht arbeiten wollen?


Ich frag ja bloß, bleib dabei aber ratlos. Merke aber auch, dass meiner früheren Begeisterung „schnell mit dem Rad nach Brandenburg rein und Wildcampen“ mittlerweile keine Taten mehr folgen, in Zeiten von AFD etc. ist die Angst dann doch stärker wie die Sehnsucht nach Landluft.

Naja und wenn ich Kultur (dieser Begriff allein schon) sehen will, dann sollte ich danach eh nicht auf dem Land su – zack, ohrfeige.












Zum Abschluss aber ein Projekt, dass mir sehr gefallen hat, ist „Ein Dorf tut nichts“, 2000 entstandem im Rahmen des Festivals der Regionen. es geht um die Teilung zwischen Arbeit und Freizeit, die städtische Arbeit sehr prägt, während es auf dem Dorf eher ein ständiger Tätigkeitsmodus ist -und nun macht ein Dorf nichts, für eine Woche (oder: versucht es

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on April 17, 2017 02:13

April 11, 2017

Die Relevanz Schwarzen Lebens

Dieser Text entstand nach einem Seminar, in dem der tote Körper einer Schwester im Mittelmeer ewig über den Beamer gezeigt wurde. Als das Bild aufleuchtete verfielen alle in Schweigen, nur ein weißer Mann sagte und fragte folgendes, menschenverachtendes, in die Stille:


Schwipp, Schwapp.


 


 


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


te es in deiner Hand

lernst DU SO

was ich – so

bin.


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


hälst du die

Kolaflasche in deinen

schwap-p-penden Händen

hälst sie neben meine Haare

um zu sehen

ob die Farbe

stimmt.


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


wie flüssiges Öl

schließe ich die augen


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-

wie zu viel ozean

verkleben meine augen


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


wie zu viel Weg

von meinem Leid ins andere


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


»von einem leid ins andere« tönen sie

über das leise


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


in denen die Körper versinken


schnips schnips schnips

„Herr PROFESSOR können sie denn nichtmal zeigen wie das so aussieht?


So echte- … im Mittelmeer? So zum aufrütteln?“


 


eine tote schwester die versinkt


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


legst du deine Kolaflasche

auf den Projektor

um zu sehen ob auch durch den Strahler

die –  F.a.r.b.e.  – stimmt


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


te es in deinen Zellen


„Schau DIE ist echt Schwarz!“


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-

Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


Das bedeutenste für dich an dem Bild

das bedeutenste für dich im Tod

das bedeutenste ihres Todes

ist dein

Vergleich dein

Beweis dein

Paperback-Stift-in-die-Lockensteck Test


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


hälst du die Flasche neben meinen Arm

um zu sehen das die Farbe nicht

stimmt

zu hell


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-

hälst du die Flasche neben ihr Gesicht

um zu sehen

das die Kola

das ihr Gesicht


das jedes Schwarz nicht stimmt


Schwipp -p-p-p [schnippsen mit links]

Schwapp-p-p- [schnipsen beide]


—stille—


schnips


Bildet sich ein dreieck zwischen uns,

dazwischen dein weißer

Zeigefinger

zeigt

auf

mich schnips

»und desswegen bist du nicht Schwarz«


auf die Schwester

Zeigt dein Meinefinger schnips

»und desswegen seit ihr nicht eins«


auf den Projektor, auf sie schnips

»wäre doch das gleiche wäre sie weiß«


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


legst du die Kolaflasche


in unsere Mitte

»Flaschendrehen mit

zwei Verschiedenen und einer Toten«

„kein wunder, das ihr immer so

-traurig seid.“


„Ist nun mal nicht besser hier wie dort.“


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-

„Nur mit dem Bötchen mal rüber machen, Afrika ist doch nicht die DDR!“


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p-


stehen wir im dreieck, du im zentrum

fragst

warum »Schwester«

warum »ich kann es nicht sehen«

warum »ihr leid ist mein«


fragst

wo die verbindung liegt

zwischen

syrien

Mittelamerika

kongo


stehst im Fadenkreuz

bist die Spinne im Netz

unserer Verbindung


bist das Band

zwischen uns


das leid

unserer Verbindung

ist geknüpft

an deine

weiße historische

erwartung


die Kraft unseres Wiederstandes

liegt begründet

in unserem Mitfühlen


unsere Familie

spannt sich

weil deine Geschichte

unsere Geschichte

zu einer gemeinsamen machte.


Deine Übermacht

kreeierte

die Geschweisternschaft

die sich dir nicht erschliest


Deine Machtaneignung

führte

zu

dem Netz


Und mit jeder Verbindung die wir um dich herum legen, an dir vorbei

mit jeder Freundschaft die ohne

dich als Definitionsgrundlage auskommt

mit jedem einzelnen erkennen

erkennen wir

deine irrelevanz

und

dann


Schwipp -p-p-p

Schwapp-p-p


stehen wir dort.

Ohne dich.

 •  0 comments  •  flag
Share on Twitter
Published on April 11, 2017 00:12