»Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.« Quotes
»Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000
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Walter Boehlich0 ratings, 0.00 average rating, 0 reviews
»Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.« Quotes
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“Natürlich möchte ich das Angebot wiederholen, daß ich Ihnen über eine Übersetzung gemacht habe. Aus vielen Gründen. Erstens glaube ich, daß Sie es könnten [...], zum andern weil ich felsenfest davon überzeugt bin, daß man für die eigene Sprache jedes Mal etwas lernt, wenn man einen bedeuten fremdsprachlichen Schriftsteller übersetzt, schließlich, weil ich möchte, daß große Bücher von Leuten übersetzt werden, denen die eigene Sprache mehr als nur ein kommerzielles Verständigungsmittel ist.”
― »Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000
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“Die Sprache ist ja nicht nur, was sie ist (sie ist ganz bestimmt nicht, was Duden aus ihr machen möchte, und noch weniger ist sie, wozu unsere hundsföttischen Reformer, von denen Sie wohl bald noch erfahren werden, sie im Augenblick gerade wieder erniedrigen möchten), sondern sie ist auch, was der Einzelne aus ihr macht. So ein Einzelner sind Sie. [...] Geändert habe ich entschlossen »möglich viel« in »möglichst viel«. Sie haben ganz recht, daß man »möglich«, logisch gesehen, nicht steigern kann. Aber die Sprache ist liebenswürdiger als die Logik. Ich habe keine Erklärung dafür, warum ausgerechnet dieses adverbiell gebrauchte Möglich gesteigert wird, denn alle anderen vergleichbaren Beispiele, die mir einfallen, werden nicht gesteigert (bedeutend, entscheidend, rechtschaffen usw.). Könnte es nicht sein, daß die Steigerung über die Negation, also über »unmöglich« in die Sprache eingedrungen ist? Denn offensichtlich fällt es leicht zu sagen: das und das ist mir unmöglich, noch unmöglicher erscheint mir das und das, aber das Unmöglichste ist mir das und das. Also, was am Ende durch Goethe und andere, die nur wenig schlechter waren, Sprache geworden ist, das darf man schon akzeptieren.”
― »Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000
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“Den Deutschen ist schwer zu helfen, [...]. Paeschke hat ungewollt die Schlüsselgeschichte erzählt: kurz nach 45 hätten die Deutschen gern ihren (nicht vorhandenen) deutschen Paß gegen einen europäischen vertauscht. Damit sei es Gott sei Dank zu Ende. Sie genierten sich jetzt nicht mehr, Deutsche zu sein. Das sei eine angenehme Entwicklung. --- Er vergaß zu sagen, daß die Deutschen sich 45 nur geschämt haben, weil ihnen die anderen diese Scham suggeriert haben, und daß sie jetzt wieder einmal stolz sind, Deutsche zu sein, weil ihnen die anderen diesen Stolz suggerieren. Es hat nichts mit Gesinnung zu tun, sondern mit Angebot und Nachfrage.”
― »Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000
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